Glücksspielsucht => Tagebuch => Thema gestartet von: Suchtel am 11 August 2018, 20:08:39

Titel: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 11 August 2018, 20:08:39
Hallo ihr Lieben  :)

 ich lese schon eine Weile im Forum und ich entdecke mich in so vielen Geschichten wieder und fühle mit. Jetzt habe mich jetzt entschlossen auch ein Tagebuch hier anzulegen, in das ich regelmäßig schreiben möchte.

Bald 7 Jahre schlage ich mit der Spielsucht herum, obwohl ich erst 25 bin. Ziemlich pünktlich mit 18, Abschluss des Abiturs und Beginn des Studiums hat es angefangen. Über Freunde, Kollegen und aus eigenem allgemeinem Sportinteresse hat es mich zum Wetten gezogen. Allerdings ohne Umwege von Wettbüros direkt online mit der ersten eigenen Kreditkarte, als ich 18 war. Einen Bonus mitgenommen und daran eine Zeit lang als Hobby tatsächlich kontrolliert Spaß gehabt. Nach notwendigem Umsatz war ich noch minimal im Plus über der Einzahlung, da war es wirklich noch ein nettes Hobby und man kann von kontrolliertem Wetten aus Spaß reden. Wegen wenig Zeit habe ich dann tatsächlich ausgezahlt und ein paar Monate überhaupt nicht mehr ans Wetten gedacht und das ganze aus den Augen und aus dem Sinn verloren. Das war aber eigentlich auch die letzte richtig abstinente Phase. Und auch das letzte Mal der letzen 6 Jahre in denen ich mir eine Anschaffung geleistet habe, einen Laptop fürs Studium. Seitdem hat nur in wenigen Ausnahmefällen (abgegeben Finanzgewalt o.Ä.) Geld länger als die ersten Tage oder 1,2 Woche des Monats gehalten -  manchmal war auch 1,2 Stunden nach Geldeingang im Onlinebanking schon alles weg.

Denn ich kam mit dem Studium nicht klar, fand keinen Anschluss. Ich bin ein extremer Fall von Gewohnheitstier und Veränderungen bereiten mir riesige Probleme. Es heißt jeder Mensch findet seine Sucht, in der Schulzeit hatte ich gerne mal mit dem Alkohol übertrieben, auch in stressigen Phasen mit Problemen, allerdings noch nicht richtig abhängig und regelmäßig zur Alltagsbewältigung, sondern nur mal am Wochenende und in Gesellschaft zum Kopf abschalten. Eigentlich erstaunlich, dass ich nicht darauf hängengeblieben bin. Im Studium kam ich bei den ersten Problemen und Enttäuschungen auf die Idee mich wieder dem Wetten zu widmen und damit abzulenken. Und so  habe ich 7 Semester voller Frust, Scham und Trauer vor mich hin gelitten (großteils dann nicht mehr im Vorlesungsraum, sondern daheim vorm PC mit offenen Wettseiten statt Vorlesungsskripten), ehe ich ohne Abschluss abgebrochen habe. Der tatsächliche Auslöser war fehlendes Geld für die Semestergebühren, praktisch hatte ich aber eh so viele Klausuren geschoben und hing soweit hinten dran, dass es nicht mehr schaffbar war. Diverse Konten und Kreditkarten waren überzogen und weil ich mich eh wegen dem Studium der Familie erklären musste (mit der Suchtausübung hatte auch das bei Zockern übliche Aufbauen eines Lügengeflecht angefangen, teils wegen Leistungen und Scheinen, teils wegen fehlendem Geld), nutzte ich die Gelegenheit und offenbarte mich dem engsten Familien-Kreis als spielsüchtig.

Ich bekam finanzielle Hilfe und gab die Kontoführung ab, machte eine abumlante Therapie (insgesamt über 1 Jahr und mit SHG), fand einen Job als Ausliefer-Fahrer für die Zeit und stabilisierte mich etwas, kam finanziell auf 0. Dann das übliche, es kam eine Veränderung, ich wollte wieder studieren, weiter weg. Noch vor dem Umzug, mittlerweile hatte ich wieder Kontoführung übernommen, wurde ich hart rückfällig und ruinierte meine Finanzen wieder. Das war mein letzter vermeintlicher Tiefpunkt, ich musste das ganze Projekt abbrechen, war obdachlos und auf Hilfe angewiesen. Ein letztes Mal wollte mir meine Familie helfen, aber betonte, dass es das letzte Mal ist, auch um mir zu helfen, indem sie die gedankliche Absicherung beim Spielen nehmen, dass mir im Zweifelsfall schon geholfen wird.  Ich suchte mir eine Wohnung  in der alten Nähe und heuerte wieder bei meinem Übergangsjob an, war wieder eine Zeit lang Termine bei meiner alten Suchtberatungsstelle. So lief das ein paar Wochen. Richtig spielfrei war ich eigentlich nie, mindestens 10€ Paysafecards von Bargeld zum Leben habe ich mir immer wieder mal geholt, auch ich den Phase in denen ich keine Kontogewalt hatte. Seit bald 2 Jahren wohne ich nun dort, der Arbeitgeber hat zwischenzeitlich mit mir den Standort um ~25km gewechselt und seitdem bin ich nun auf ein Auto, was ich von einem Bekannten organisieren konnte, angewiesen. und auch darauf Richtung Ende des Monats noch Geld zum Tanken zu haben oder es unter Vorwänden zu leihen..

Miete und die üblichen Rechnungen habe ich die meiste Zeit immer direkt Anfang des Monats vom Gehalt überwiesen, genauso wie Volltanken. Essen tue ich seit Ewigkeiten eigentlich nur Reis und Nudeln und habe allgemein eine sehr asketische Lebensweise.. Die letzten Monate ist aber eigentlich immer ales vom Gehalt draufgegangen, Mietrückstand, Minikredite, richtige Kredite, Inkassoraten, Rechnungen etc. wird mich jetzt wohl endlich einholen. Aktuell habe ich wahrscheinlich >20 ungeöffnete Briefe, vielleicht schaffe ich es mich heute oder morgen ranzumachen. Ich hatte das schon öfter, aber irgendwie habe ich es immer wieder noch mit einem Kredit o.Ä. lösen können, diesmal sieht es ganz schlecht aus.
Ich brauche eigentlich ja nicht viel zu Leben,hatte ich die letzten 6 Jahre eh nicht und brauche ich auch nicht. Nur traurig Freunden und Kollegen oft absagen zu müssen, weil kein Geld für irgendwas da ist. Selbst den engsten 4,5 mache ich ja seit Jahren was vor, ein paar mal war ich kurz davor mich Ihnen zu outen. Vielleicht ahnen es auch welche, ich hatte schon ausversehen ein Buch über Glücksspielsucht bei mir offen rumliegen als Besuch kam, das Thema kam ganz kurz auf, aber ich habe es irgendwie begründen und das Gespräch auf etwas neues lenken können.

Wie geht es weiter? Familie wird mir nicht mehr helfen.. Freunde würden es womöglich, vielleicht mache ich das, aber ich will immer noch nicht.. Vielleicht kriege ich noch einen schufafreien 7000€ kredit genehmigt, mit dem könnte ich vielleicht nochmal regeln. Ich denke mir immer, wenn ich nur einmal für alles eines saubere Abzahlungsmöglichkeit hätte, bräuchte ich ja nicht mehr Wetten. Nur wenn ich nur einen Teil der Verpflichtungen zahlen kann, bringt es nichts und ich muss es setzen und vermehren bis es reicht. Zumindest ist es das, was ich mir immer einrede. Praktisch war ich auch schon mal bei 20000 im Plus auf dem Wettkonto und hatte mehrmals in meiner Spielerkarriere die Möglichkeit alle meine Schulden zahlen und was sogar gut was über zu haben, doch am Ende landet es eh wieder bei den Wettanbietern. Der einzige realistische Plan und meine Wunschlösung für mich ist, irgendwie nochmal von Banken oder Freunden genug Geld zu bekommen und die Kontogewalt vorerst dauerhaft abzugeben. In 2 oder maximal 3 Jahren könnte ich so alles abgezahlt haben..

Wenn ich aber kein Geld organisiert kriege, läuft es wohl auf Gehaltspfändung und/oder Privatinsolvenz hinaus. Das dann nicht viel Geld für mich bleibt ist gar nicht mal das Problem daran, sondern die Angst wie der Arbeitgeber reagiert. Insgesamt bin ich bei dem vermeintlichen Übergangsjob insgesamt bald 3 Jahre und bin dort glücklich und zufrieden und nebenbei gut aufgestiegen, auch wenn ich "nur" mein Abitur als Abschluss vorzuweisen habe. Auf der Arbeit habe ich interessanterweise ein völlig anderes Verhalten als privat, bin total zuverlässig, kein einziger Fehltag und dort auch so moralisch gefestigt, dass ich nie irgendwas krummes gedreht habe, auch wenn es locker möglich wäre. Hatte regelmäßig unbeaufsichtigt auf Waren und Bargeldkassen alleinverantwortlich Zugriff und hätte über das System alles cleanen können. Jetzt bin ich täglich für Bestellungen und Geldströme im 5stelligen Bereich verantwortlich. Und ob mir weitervertraut wird, wenn mir das Gehalt gepfändet wird? Auch wenn ich 3 Jahre eine tadellose Arbeit gemacht habe, aus AG Sicht wäre ich da selbst kritisch.

Wenn ich meine "bewährte" Taktik weiterfahre, alles ignorieren und aufschieben und so weitermachen, wird es nicht mehr lange gut gehen. Gut möglich, dass es in ein paar Wochen oder auch Tagen eine 2. und 3. Mahnungen habe ich schon, die ersten Zwangsvollstreckungen o.Ä. gibt, Vermieter hatte wegen fehlender Miete für diesen Monat letzt laut eigener Aussage schon Anwalt eingeschaltet.Zwar gibt es bei mir eh nix zu Holen, aber dann wird wohl das Konto gepfändet, ich verliere den Job, die Wohnung, werde obdachlos. Vielleicht braucht es das, bis ich wirklich endlich realisiere und verstehe. Dann würde ich versuchen eine stationäre Therapie machen zu können, es würde eigentlich zwangsläufig alles bei allen rauskommen und ich müsste nichts mehr verschleiern und ich würde irgendwie neu anfangen und versuchen von Anfang an 100% ehrlich sein. Wohl oder Übel neuen Job suchen, ohne Abschluss ein entsprechend "niedriger" mit entsprechendem Gehalt, aber ich brauche eh kein Luxus und führe gerne ein einfaches Leben.


Das war meine "kurze" Zusammenfassung, wie ich zu meiner jetzigen Situation gekommen bin. Bestimmt etwas durcheinander und ich habe sicherlich etwas vergessen, vielleicht klingt das ein oder andere dadurch auch sich widersprechend. Ich habe versucht so vollständig, offen und ehrlich, wie ich es rückblickend rekapitulieren konnte zu beschreiben.

Solange ich noch eine Wohnung mit Internetzugang am PC oder noch mein Handy und Datenvolumen habe, werde ich versuchen hier regelmäßig zu schreiben, wie es bei mir weitergeht..

Liebe Grüße  :)





Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Gobo2018 am 11 August 2018, 22:19:27
Hallo Suchtel,

ich finde mich in ganz vielen Sachen die du geschrieben hast wieder.

Wichtig ist das du dir sofort Hilfe holst.
Ruf die Suchberatung in deiner Nähe an und vereinbar einen Termin.

Ob eine ambulante Therapier oder eine stationäre besser ist für dich wird dort erläutert werden.

Du darfst dich nicht aufgeben.
Die ersten Schritte hast du doch schon gemacht.
Du setzt dich aktiv mit deiner Sucht auseinander.

Noch weitere Kredite werden dich nicht weiter bringen.
Es wird immer nur schwieriger die Monatlichen Raten zu bezahlen und du kommst von deinen Schulden nicht runter.

Ich habe damals auch erst eine ambulante Therapie gemacht 18 Monate.
Erst danach habe ich meine finanzielle Situation durch eine komplette Umschuldung in den Griff bekommen.
Ich hatte 20 Gläubiger.

Jetzt bezahle ich nur noch 1 Rate.

Die Finanzen zu regeln bringt aber nur was wenn du nicht mehr spielst.
Also erst die Sucht bekämpfen und langsam in den Griff  bekommen.

Und noch was es ist nur Geld … du hast keinen was böses angetan.....
Das Leben geht immer weiter egal wie aussichtslos die Situation auch aussieht.
Du bist noch Jung … man macht im Leben nun mal Fehler …. mal größere und mal auch kleinere … so ist das nun mal...
Wichtig ist nur das man sich auch helfen lassen muss....

Werde deinen weiteren Weg beobachten....
Wichtig ist hol dir umgehend Hilfe warte nicht zu lange...…..
Mach deine Post auf und stell dich deiner Situation (es wird dir keiner den Kopf abreißen)…. sonst wird alles nur schlimmer … bring nichts...







Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Olli am 12 August 2018, 07:09:54
Hi Suchtel!

Herzlich willkommen!

Ich setze einfach mal an Godos Antwort an Dich an.

Es bringt Dir nichts Luftschlösser zu bauen.
Nicht, dass Deine Ideen nicht auch etwas an sich hätten.
Du musst aber handeln - und der erste Schritt muss der Weg zurück in die Suchthilfe sein - weil Du es Dir wert bist.
Alles Andere hat zwar auch Gewicht - ist aber im Moment nebensächlich.

Vergiss eine momentane Umschuldung für eine Weile - auch dafür brauchst Du Unterstützung.
Wandle lediglich Dein Konto schon einmal in ein Pfändungsschutzkonto um.

Mit Erschrecken lese ich, dass Du über 5-stellige Geldbeträge Deines AGs verfügst.
Ja, Du schreibst, dass Du dort sehr zuverlässig bist und noch nie etwas krummes gemacht hast.
Doch wieso führst Du dieses für mich hochwichtige Thema an?
Weil Du Dir selber doch nicht so ganz traust? Gab es schon Gedanken sich an dem Geld, natürlich nur "temporär", zu vergreifen?

Suche Dir bitte jetzt nicht irgendwelche Schnellschüsse aus, die sich hinterher rächen werden.
Gehe wieder zur Suchtberatung, dann zur Schuldenberatung,
Informiere Dich über einen gerichtlich bestellten Betreuer, der Dich in Deiner Gehaltsklasse wohl nur 200 € im Jahr kostet.
Gehe wieder zur SHG.
Und ja natürlich: Öffne Deine Briefe!

Ich danke Dir fürs Teilen!
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 12 August 2018, 21:16:05
Danke für eure Antworten!

Heute ein erster Teilerfolg, wenn auch ernüchternd. Ich habe mich tatsächlich nach stundenlangem Aufschieben noch überwinden können mich an meine Post zu machen - alles sortiert, notiert und mir so einen aktuellen Überblick über den Schuldenberg verschaffen können. Wie befürchtet sind einige Sachen überfällig. Kein Wunder - alles was im Konto an Lastschriften von Rechnungen rückbuchbar war, habe ich mir die letzten Monat immer wieder zurückgeholt und nichts überwiesen. Insbesondere wird mir zum 29.8 vermutlich der Strom abgeschalten, die letzte gesetzte Frist zur Vermeidung ist dafür schon abgelaufen. Das Schreiben vom Anwalt des Vermieters fehlt noch, mal gucken was zur Miete noch an Kosten dafür draufkommt.

Beim Thema Suchtberatung tue ich mich schwer. Ich habe vor, jetzt noch eine Email an meine alte Therapeutin zu schreiben und nach einem Termin zu fragen. Vor allem aber auch um dadurch evtl. leichter an eine Schuldnerberatung zu kommen. Eine ambulante Therapie mit Theorie zum Thema Sucht und dem Beschäftigen mit der eigenen Geschichte, den Gefühlen etc. habe ich ja schon alles durchgemacht. Ich will nicht sagen es war nutzlos, es hat mich sicherlich persönlich etwas weitergebracht und es tat einfach gut jemanden zu haben mit dem man reden kann. Aber wirklich vom Glücksspiel weggekommen bin ich dadurch offensichtlich nicht. Eine SHG ist auch eher nicht mein Fall - ich habe ich dabei immer unwohl gefühlt und nicht großartig davon profitiert, auch wenn der Austausch mit anderen teilweise ganz interessant (war auch keine reine Spieler SHG, sondern auch mit Alkoholikern, Drogisten etc.).

Mein großer Wunsch ist eben eine Umschuldung auf einen Gläubiger und die ganzen Sorgen mit den Rechnungen aus dem Kopf zu haben. Falls ich das schaffe, bilde ich mir immer ein, müsste ich ja nicht spielen und "lasse es einfach sein". Praktisch weiß ich aber, dass ich es wohl wieder nicht schaffen würde und ich will am liebsten gar nichts mehr mit Geld und Finanzen am Hut haben und es dauerhaft abgeben - mindestens für die nächsten Jahre bis alles abgezahlt ist oder für das ganze Leben. Wäre eigentlich eh kein wirklicher Unterschied zu den letzten 6 Jahren, da habe ich ja eh nur virtuell Geld auf Wettkonten hin und her transferiert und sonst eigentlich nichts mit Geld gemacht.

Das mit dem Job und der Verantwortung habe ich enur erwähnt, weil es eben relevant bei möglicher Gehaltspfändung wäre und Auswirkungen haben könnte. Privat bin ich zwar definitiv nah an bis über die Grenzen zum kriminellen mit Ebay und Paypal-Geschichten (chargeback oder dergleichen war aber nie ein Thema und ich hatte immer die Absicht alles zu zahlen und habe es auf kurz oder lang dann auch getan) gekommen, aber im Job wie gesagt nie und kann mir auch nicht vorstellen, dass ich soweit gehe. Bevor ich sowas mache, schlafe ich lieber unter der Brücke.

Und mein Job ist mir so wichtig, das war das einzige was mir die letzten Jahre nach dem Studium eine Struktur, Anerkennung und wenigstens etwas Selbstvertrauen gegeben hat. Die üblichen Trauer-, Wut- und Enttäuschungsphasen bis zu Depressionen und ansatzweise Suizidgedanken (nicht, dass ich mir etwas antun könnte, aber in Phasen völliger Hoffnungslosigkeit wäre ich am liebsten nie wieder vom Sofa aufgestanden und hätte mir gewünscht, dass mein Leben einfach aufhört) habe ich den ganzen Jahren natürlich auch erlebt. Und ohne die Arbeit würde mein Leben, unabhängig vom Gehalt, womöglich völlig zusammenfallen oder wäre es wohl schon.


Pläne und Hoffnungen für die nächsten Tage sind v.a. ein zeitnaher Termin für ein Gespräch bei der Suchtberatung und dann Schuldnerberatung. Und falls sich irgendwie günstig eine Gelegenheit biete,t Freunden und/oder Familie von der Sucht bzw. dem neuerlichenn Tiefpunkt und Ausmaß der Misere zu erzählen. Mit eiznelnen Gläubigern setze ich mich wohl vor einem Beratungsgespräch nicht auseinander, falls nicht einer direkt vorbeikommt. Ans Telefon/Handy gehe ich seit Jahren eh nur bei bekannten Nummern und ignoriere alles andere samt SMS und Mailboxnachrichten..

Liebe Grüße :)

Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 13 August 2018, 21:55:10
Habe heute einen Termin bei der Suchtberatung bekommen, allerdings erst für Donnerstag. Deswegen versuche ich doch selber schon davor einen Termin bei der örtlichen Schuldnerberatung der Diakonie auszumachen, rufe dort morgen von der Arbeit aus an.

Ansonsten bin ich ehrlich gesagt selbst jetzt aktuell nicht wirklich spielfrei, auch wenn ich zwangsläufig kein Geld einzahle, weil ich nichts zur Verfügung habe. Denn ich habe immer noch meine Routine drin täglich meine üblichen Seiten für gratis Wettboni und Freebets etc. zu checken. Auch wenn ich weiß wie unrealistisch es ist, ist in mir verankert zu träumen mich dadurch irgendwie hochzuwetten und die Schulden abzuzahlen. Tatsächlich habe ich einen kleinen einstelligen Euro-Betrag bei einem Poker-Freeroll gewonnen, aber bin durchs Wetten nicht auf den Mindestauszahlungsbetrag gekommen sondern auf 0 (hätte wohl eh nicht ausgezahlt, es sei denn ich würde so extrem viel gewinnen, dass ich alles abzahlen kann).
Ich bilde mir ein und hoffe, dass sein lassen zu können, wenn ich einen Finanzierungsplan habe. Abgesehen von der kleinen Hoffnung, dass meine geschickten Unterlagen für den Kredit ausreichend sind und er bewilligt wird, habe ich sonst noch keine Idee oder Plan außer eben doch nochmal etwas von Familie oder Freunden zu bekommen (wozu ich aber überhaupt erstmal von der Situation erzählen und Sie um Hilfe bitten müsste). Ansonsten hoffen, dass bei der Schuldnerberatung was Produktives bei rum kommt und ich evtl. die ganzen Gläubiger nochmal etwas beruhigt kriege, bevor es eskaliert.

Akut reicht aber mein Tank nur noch 2x zur Arbeit, bis Donnerstag muss ich, falls nichts unerwartetes passiert, Freunde mindestens um Geld zum Tanken bitten.. Andernfalls kommt es zu meinen ersten Fehltagen in 3 Jahren.

Erstaunlicherweise scheint sich momentan mein Mindest langsam von der Verheimlichungsstrategie abzuwenden. Ich denke mir im Prinzip, wenn das mit der Arbeit (solange ich sie denn noch habe und ihr nachgehen kann) nicht wäre, könnte von mir aus die ganze Welt wissen, dass ich spielsüchtig bin und offensichtlich psychische Probleme habe - es wäre mir eigentlich sogar recht. Vielleicht kommen diesen Gedanken aber auch nur, weil ich langsam das Ende und die Bombe platzen kommen sehe. Ich bin kurz davor einfach in de Familiengruppe bei WhatsApp und/oder Facebook-Gruppe mit engen Freunden zu schreiben, dass mir womöglich zeitnah Wohnungskündigung wegen Mietrückstand, Gehaltspfändung und Privatinsolvenz bevorsteht. Und das obwohl ich die letzten 6 Jahre tunlichst alles daran gelegt habe, den Anschein eines geordneten Lebens zu wahren (vermutlich aus mangelndem Selbstvertrauen und Minderwertigkeitskomplexen heraus) und auch nach dem Outing in der Familie das letzte Jahr mit keinem Menschen der Welt darüber ein Wort verloren habe..

Mal schauen, wie es weitergeht..

Gute Nacht  :)



Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Gobo2018 am 13 August 2018, 23:08:58
Hallo Suchtel,

das kannte ich von mir auch.
Den letzten Kredit vorbereitet und dann hoffen das dieser genehmigt wird um nochmals die Kurve zu bekommen.
Jeden Tag nur noch daran denken und hoffen das etwas in der Post ist (aber irgendwie auch wiederum nicht könnte ja die Ablehnung sein).
 
Sich anfangen das ganze schön zu reden … "wieso sollte der eigentlich nicht genehmigt werden" obwohl man es eigentlich besser weiß.
Keinen Plan B in der Tasche zu haben.
Von der Hand in den Mund zu leben bis zur Endscheidung.

Wenn es klappen sollte sich selber auf die Schulter klopfen und zu sich selber sagen "wie habe ich das wieder hinbekommen".
Dann ein paar tage Pläne machen was man jetzt nicht alles erledigen kann.
Sich dann einen 100 zu können.
Dann ein paar Tage später alles verspiel Situation noch schlimmer als vorher … Schuldgefühle .. tiefe Depression usw...

Bringt alles nichts …. ich hatte später so viele Kredite und Karten das ich naher meinen kompletten Monatslohn abdrücken konnte.
Und das ist nicht wenig.
Wenn man weiß wie die Banken ticken bekommt man irgendwie immer einen Kredit.
Bis das ganze Kartenhaus zusammen bricht.
Dann bekommt man auf einen Schlag gar nichts mehr und keiner will noch was mit einem zu Tun haben.

Lass es nicht soweit kommen weil dann noch eine ganze schlimme Zeit kommen wird und ich nicht glaube das du diese durchstehen würdest.
Du fährst ja auch nicht mit einem Auto mit 240 Km/h auf einen Brückenpfeiler um meinst ernsthaft das wird schon irgendwie gut gehen.

Kurz bevor alles eskaliert und man reinen Tisch machen muss wird man ruhiger (komisch eigentlich) war bei mir aber genauso … so sollte es auch sein.

Sieh zu das du es bis Donnerstag schaffst und rede mit der Suchtberatung über deine dringlichsten Probleme.

Wünsche dir auch noch einen guten Abend.
Mach dich nicht verrückt (auch wenn sich das jetzt doof anhört).

Wichtig ist nicht aufgeben.
Die ersten kleinen Schritte hast du schon hinter dir.

Ein leben in der Sucht ist keine Option.

lg
Marco
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Strelitzie am 14 August 2018, 05:11:56
Hallo Suchtel,

Meinst du, dass ein Kredit jetzt wirklich eine Lösung wäre und nicht nur die Verlängerung der Leidenszeit?

Ich möchte dir gerne raten, eine stationäre Therapie zu machen. Schnellstmöglich. Ich sehe nicht, aus deinen Texten, dass du das Problem zeitnah alleine in den Griff bekommst. Das Internet ist allgegenwärtig.

Du bist mit 25 noch jung. Allerdings ohne abgeschlossene Berufsausbildung. Rede mit deiner Familie. Sie wollen dir kein Geld mehr geben, weil sie Angst haben, dass du es am Ende doch nur verzockst. Sie können aber emotional eine Stütze für dich sein. Nach so langer Zeit wäre ein harter Cut wirklich überlegenswert. Therapien können bis zu 20 Wochen dauern. In der Zeit kannst du zur Ruhe kommen und danach neu durchstarten. Vielleicht mit einer Ausbildung.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und den ehrlichen Willen zur Abstinenz.

LG
Streli
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 14 August 2018, 22:17:47
Danke für eure Gedanken dazu :)

Sollte ich tatsächlich nochmal Geld in Form von einem Kredit oder privater Leihgabe bekommen, würde ich in jedem Fall die Kontoführung an einen Freund oder ggf. den Geldgeber selbst abgeben. Ich glaube zwar irgendwie immer noch, dass mein Suchtdruck mit einem stabilen Finanzplan definitiv abfällt, aber es ist ein riesiges Risiko. Sobald irgendwo bei einer Lebenssäule etwas auch nur anbröckelt, wie z.B. private oder berufliche Veränderungen
,mache ich mir immer großen Sorgen und meine Ablenkungsstrategie war in solchen Phasen dann leider immer direkt wieder das Glücksspiel.

Eine stationäre Therapie bleibt für mich zumindest im Moment weiterhin erst die Variante, wenn es so kommen sollte, dass ich der finanzielle Kollaps mit Gehaltspfändung, möglicherweise Wohnungs- und Jobverlust erreicht. Vielleicht wäre dieser komplette Umsturz und Neuanfang sogar wirklich die besser.. Aber wie gesagt, ich fürchte die Veränderung (auch wenn sie in Bezug auf mein Spielverhalten essentiell für ein dauerhaft auch nur ansatzweise glückliches Leben ist).. Bekomme ich die Finanzen nochmal geregelt und das Konto in vertrauensvolle Hände, sodass ich für die nächsten Jahre wirklich nur Zugriff auf rationierte kleine Bargeldbeträge habe, wäre ich schon zufrieden. Und wenn ich das schaffe, dieses Geld wirklich nur sinnvoll in die Basics Essen, Tanken und Freizeit zu stecken, wäre das schon ein Riesenerfolg.. Einfach mal eine ganze Zeit lang keinen Kopf um Rechnungen machen müssen und wieder das Leben genießen :)

Neben dem Termin bei der Suchtberatung am Donnerstag, habe ich jetzt auch einen bei der Schuldnerberatung bekommen können - allerdings leider erst Montag, davor war nichts frei (gibt wohl noch genug andere Leute mit Problemen..). Ich bin gespannt, ob mich schon davor die ersten richtig ernsten Konsequenzen aus den unbezahlten Rechnungen ereilen - wie z.B. Besuch vom Gerichtsvollzieher, Post an den AG wegen offener Schulden etc.. Werde ich dann direkt damit konfrontiert, dass das Aussitzen wirklich nicht mehr geht, werde ich vermutlich gleich mit offenen Karten in Bezug auf Spielsucht, Gesamtschulden und die allgemeine Situation spielen.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Olli am 14 August 2018, 22:54:51
Hi!

Zitat
Eine stationäre Therapie bleibt für mich zumindest im Moment weiterhin erst die Variante, wenn es so kommen sollte, dass ich der finanzielle Kollaps mit Gehaltspfändung, möglicherweise Wohnungs- und Jobverlust erreicht.

Ja, ja ... wenn,. dann ...
Man könnte auch sagen: Hätte, hätte, Fahrradkette ...
Das ist zocken mit Dir selbst, mein Freund.
Wie kannst Du Dein Seelenheil von irgendwelchen Konsequenzen, die nicht unbedingt in Deiner Macht stehen, abhängig machen?
Du hast bereits derart gespielt, dass es zu den Horrorszenarien kommen kann.
Ob ambulant oder stationär - vollkommen egal - Du benötigst wieder professionelle Betreuung.
Vielleicht verstehe ich das von Dir Geschriebene aber auch falsch?

Zitat
Sollte ich tatsächlich nochmal Geld in Form von einem Kredit oder privater Leihgabe bekommen, würde ich in jedem Fall die Kontoführung an einen Freund oder ggf. den Geldgeber selbst abgeben.

Auch das hört sich für mich an, als wolltest Du zuerst Dich um die "Leihgabe" kümmern und dann erst um die Hilfe anderer Personen.
Du weisst, wo das hinführen "kann".
Ich würde mir die Reihenfolge noch einmal zu Herzen nehmen.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Strelitzie am 15 August 2018, 05:53:01
Ich muss und möchte Olli da Recht geben. Du bist im freien Fall und willst vielleicht die Notbremse ziehen, aber vielleicht auch erst warten, bis du unten aufgeknallt bist.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 15 August 2018, 19:31:10
Nein du verstehst das schon richtig Olli und die Bedenken von euch beiden sind völlig berechtigt.

Ich denke nur leider phasenweise immer mal wieder, hätte ich einfach 10000€ um alles zu zahlen wäre doch alles in Butter und mein Leben in Ordnung. Aber ganz offensichtlich ist das nicht der Fall und ich habe weit tieferliegende Probleme, wenn ich mir über Jahre Monat für Monat mit wenigen Ausnahmen immer weiter alles kaputt mache..

Mit dem Kredit wird es wohl nichts und ich kriege auch keinen anderen mehr genehmigt, die ganzen offenen Forderungen sollten spätetens jetzt auch in der Schufa angekommen sein. Und falls mir sonst privat jemand oder mehrere tatsächlich Geld leihen, würde ich eben direkt diese weiter mit ins Boot nehmen und Ihnenn in meinem Sinne aber auch zu deren Sicherheit die Kontoführung übergeben. Deswegen will ich auch davor keiner auswählen. Aktuell habe ich aber eh niemand direktes im Sinn, Familie scheidet eigentlich aus und sonst weiß es ja noch niemand. Eventuell nehme ich einen meiner engsten Freunde als erstes ins Vertrauen, der wohl auch finanziell theoretisch in der Lage wäre zu helfen.

In jedem Fall warte ich morgen den Termin in der Suchtberatung ab und bin da auf die Meinung, Ideen und Vorschläge der Therapeutin gespannt. Und die Finanzen bespreche ja dann Montag bei der Schuldnerberatung. Ich habe aktuell wirklich noch gar keine Ahnung wie das im Falle der absoluten Zahlungsunfähigkeit bei derartigen Schulden abläuft.

Ich habe ja mein Tagebuch  mit der Fragestellung "Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten?" begonnen. Aktuell sieht eher nach letzterem aus und mein Plan B oder eben worst case ist, dass ich eben wirklich alles samt Wohnung, eh nicht vorhandenes Geld&Besitztümer, Job etc. verliere und ohne alles erstmal bei einem Freund auf der Couch lande, nur noch mit wegen Privatinsolvenz gepfändetem Arbeitslosengeld/Hartz IV. Und dann eben möglichst lange in die stationäre Therapie gehen und danach versuchen nochmal ganz neu zu starten. Und da ich aktuell abgesehen von den 2 Terminen immer noch nicht mehr unternehme um das abzuwenden ist es eigentlich im Prinzip Plan A, nur dass ich ihn nicht proaktiv angehe, sondern auf mich zukommen lasse..


Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Strelitzie am 15 August 2018, 19:37:15
Da ich selber in der Insolvenz bin, nicht wegen der Spielerei - war verheiratet und hatte ein Haus - kann ich dir, was das angeht etwas die Ängste nehmen. Du hast jeden Monat mind. 1.150 Euro zum Leben für dich. Hast du ein P-Konto? Du hast was von Lohnpfändung geschrieben. Wie hoch sind deine aktuellen Mietschulden? Wie viele kompletten Monatsmieten bist du im Rückstand?
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 15 August 2018, 19:58:55
Danke, wie gesagt habe ich aber gar nicht mal so große Angst vor den direkten finanziellen Folgen. Ich habe die letzten Jahre ja nahezu jeden Monat von <<100€ gelebt - zumindest bis ich arbeitsmäßig jetzt noch auf Benzin fürs Auto angewiesen war/bin. Am meisten treffen würde mich die Wohnung zu verlieren. Es ist nur die Miete von diesem Monat, die fehlt. Mein Vermieter ist aber sehr korrekt und eigentlich auch nett, ich hatte ihn letzten Monat um Kulanz gebeten und versprochen die fehlende Miete und dann direkt auch die neue zum 1. diesen Monats zu überweisen - die erste Überweisung habe ich direkt im Online-Banking nach Gehaltseingang durchziehen können, die zweite habe ich erst 1,2 Tage später nachschicken wollen, und da war natürlich alles weg :( Jetzt hat er halt den Anwalt eingeschaltet, bisher kam aber noch nichts.
Am meisten belastet mich eigentlich mein Schamgefühl, das ist unglaublich stark ausgeprägt. Auch wenn man meinen könnte, ist der Ruf erst ruiniert... Das ist auch der Grund, warum ich nie in einem Wettbüro vor Ort oder auch Casinos war, das ist mir so dermaßen unangenehm dort gesehen zu werden - selbst wenn es nur völlig fremde Leute sind, die ja genauso drauf sind..


Edit: Ein P-Konto habe ich nicht, kenne mich 0 damit aus. Lohnpfändung wurde noch nicht direkt angedroht aber ich halte es für den nächsten logischen Schritt der Gläubiger in die Richtung zu gehen, wenn sich der Schuldner Wochen lang nicht meldet. Ich fände es ja auch gar nicht mal so schlimm, nur bekommt der AG das halt wohl zwangsläufig mit und das ist das Unangenehme. Ich habe das selber schon stellvertretend in personalführender Funktion erlebt, als Post mit einem Schreiben eintraf, indem gegenüber einem unserer Mitarbeiter eine Forderung eines hohen 5stelligen Betrag erklärt wurde.. So ähnlich nur in abgeschwächter Form erwarte ich das eigentlich auch in meinem Fall.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Gobo2018 am 15 August 2018, 20:25:21
Gut wäre wenn du deine Unterlagen für die Schuldnerberatung bereit aufbereiten würdest.

Einnahmen pro Monat
Feste Ausgaben pro Monat (Miete, Telefon usw...)

Und dann alle deine Verbindlichkeiten auflisten.
Alle Gläubiger auslisten.
Dann hat der Berater gleich eine Übersicht und man kann ggf. sofort handeln.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Strelitzie am 15 August 2018, 20:38:30
Ich kenne deine Einnahmensituation nicht. Was ich schade finde ist, dass du eine gemachte Zusage nicht eingehalten hast. Das Geld war ja offensichtlich da. Ich bin selber Spieler, habe aber immer dafür gesorgt, dass die Miete gezahlt ist. Obdachlosigkeit ist furchtbar. Bald ist wieder Winter. Und bedenke: für eine neue Wohnung benötigst du oftmals eine Mietunbedenklichkeitsbescheinigung. Die fällt aus bei Mietschulden.
Gar nicht mehr spielen ist natürlich das Ziel, aber bitte geh nicht mehr so leichtfertig mit deinem Dach über dem Kopf um!!!
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 15 August 2018, 20:40:59
Danke für den Rat. Das hab ich tatsächlich im Zuge der Postöffnung neulich direkt gemacht und schon eine Liste dafür vorbereitet (teilweise kommen halt fortlaufend noch weitere Mahngebühren o.Ä. dazu). Ohne sowas und gar keine Eigeninitiative würde ich mich wahrscheinlich nicht mal trauen dort aufzutauchen..

Falls da direkt Maßnahmen ergriffen werden sollen, nehme ich präventiv für die genauen Kontaktdaten auch die ganzen Briefe mal mit. Eigentlich erwarte ich das aber eher nicht für das erste Gespräch, sondern eher mal nur eine Klärung der grundsätzlichen Situation und der verschiedenen Möglichkeiten.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 15 August 2018, 20:48:50
Ich kenne deine Einnahmensituation nicht. Was ich schade finde ist, dass du eine gemachte Zusage nicht eingehalten hast. Das Geld war ja offensichtlich da. Ich bin selber Spieler, habe aber immer dafür gesorgt, dass die Miete gezahlt ist. Obdachlosigkeit ist furchtbar. Bald ist wieder Winter. Und bedenke: für eine neue Wohnung benötigst du oftmals eine Mietunbedenklichkeitsbescheinigung. Die fällt aus bei Mietschulden.
Gar nicht mehr spielen ist natürlich das Ziel, aber bitte geh nicht mehr so leichtfertig mit deinem Dach über dem Kopf um!!!

Ja Strelitzie, das ist mir auch sehr peinlich und ich bin enttäuscht von mir selber, ist aber leider bei weitem nicht das erste Mal. Die Gedanken sind immer gleich - das Gehalt reicht nicht um alle akuten Rechnungen zu decken, deswegen wird erstmal nur das allerdringendste überwiesen. In dem Fall die noch letzte fehlende Miete. Mit dem Rest wird versucht auf die fehlende Gesamtsumme zu kommen um alles zu zahlen.. So lege und lüge ich es mir wohl immer zu recht um wieder zu wetten, bis es so weit eksaliert ist wie eben jetzt. Die Einsicht kommt immer erst im Nachhinein, dass es ja doch immer wieder noch irgendwelche Lösungen gefunden gab um die Sachen erstmal zu decken und es damit rückblickend doch vielleicht hätte reichen können einfach das ganze Gehalt zum Abzahlen zu nutzen und langsam voranzukommen. Und bis zum nächsten Gehalt war diese Erfahrung und Erkenntnis dann auch schon wieder weg..
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: PAYSAFEMASTER am 16 August 2018, 06:40:00
Hab zwar das Anfangspost nicht komplett durchgelesen und bin zu faul auf dem Handy meine Tippfehler ggf. Zu korrigieren, aber bin etwa in der ähnlichen Situation. Leider wohne ich nicht in Deutschland und so kann ich auch keine juristisch konkreten Ratschläge bezüglich. Privatinsolvenz, Gehaltspfändung, Arbeitgeber, etc. Geben..
Aber lass dir gesagt sein: die Konsequenzen aus diesen Späßchen mit Inkassobriefe etc nicht öffnen sind sehr vielfältig wie wir ja alle sicherlich wissen , aber betonen muss ich aus aktuellem persönlichen Anlass das Problem auf dem Wohnungsmarkt.
Musste das einfach irgendwo loswerden kurz,. Dieser Threads musste nun eben dran glauben. Grüsse von HandTastatur

Euer paysafemaster
aka betfatal
aka not.here.for.fun
aka nowayout666

..bei dem sich die Situation auch immer weiter zuspitzt. Drauf geschissen denn die neuste Rechtfertigungszeile lautet: solange nicht im Knast und solange nicht Kündigung im Job ist doch alles wunderbar

Ihr wisst bescheid

Ciao
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Strelitzie am 16 August 2018, 06:57:09
Oh Paysafe. Das wird nicht gut enden bei, mit dir.....
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Olli am 16 August 2018, 08:22:07
Hi Suchtel!

Zunächst einmal drücke ich Dir den Daumen für Deinen heutigen Termin bei der Suchtberatung.

Hast Du Dich mal informiert über einen gerichtlich bestellten Betreuer für Dich?

Dies hätte den Vorteil, dass Deine Verbindlichkeiten pünktlich von ihm gezahlt würden.

Spreche es heute an im Termin.

Natürlich musst Du Dich dann mit Deinen Gläubigern in Verbindung setzen und um Geduld bitten.

Mit Hilfe der Schuldnerberatung lässt sich hier ein Zahlungsplan aufstellen.

Weisst Du ... ich kenne den Gedanken "nur einmal ein höherere Zahungseingang und schon bin ich den Großteil meiner Schulden los".
Wer hofft denn sowas auch nicht.
Doch mit weiterem Wetten wird das nicht funktionieren.
Auch Du brauchst Geduld.
Denn irgendwann wird sich irgendwie eine Tür aufmachen.

Die Zinsfestschreibung meiner Baufinanzierung lauft im Januar aus.
Meine Restschuld beläuft sich auf 67.000 €.
Wenn mein Tilgungsplan wie bisher weiter laufen würde, dann wäre ich in 14 Jahren fertig mit der Tilgung.
Aber ... nun kann ich mir ein neues Angebot machen lassen - was ich auch an mehreren Stellen getan habe.
Es kamen Angebote ab 2,1 % Zinsen (bisher waren es 4,09 und 3,65) abwärts herein.
Nun nehme ich das günstigste Angebot von 1,59 % Zinsen an.
Bei gleichem finanziellem Aufwand werde ich nun in knapp neun Jahren fertig sein.

Wenn meinem Höhergruppierungsantrag stattgegeben wird, könnte ich höhere Sonderzahlungen tätigen und die Tilgungsdauer noch einmal um 2 Jahre verkürzen.

Kann man das nicht auch als "höheren Zahlungseingang" betrachten?
Und er hat nichts mit Spielen zu tun.

Einen weiteren Punkt möchte ich gerne ansprechen. Es ist Deine "asketische Lebensweise", wie Du es benennst.
Hier beisst sich doch die Schlange in den Schwanz.
In diesem Jahr konnte ich wenig in mein Häuschen stecken.
Mein gerade 2 Jahre alt gewordener Läppi hatte den Geist aufgegeben ... also musste ich mir Anfang des Jahres einen Neuen holen - 900 €.
Nun haben wir gerade die Aufteilung nach dem Wohnungs- und Eigentümergesetz gemacht - nur mein Anteil ... 1.000 €.
Klar ... es musste sein ... doch es ist nichts, was ich an meinem Häuschen "sehe".
Der Läppi ... klar, er ist nun neu ... aber ich hatte ja vorher auch einen ... gibt es also einen erkennbaren Unterschied? Nein.
Daher habe ich morgen einen Termin bei einem Glaser und lasse mir einen Spiegel für mein WC anfertigen.
Ihn kann ich sehen und ihn kann ich anfassen.
Er ist für dieses Jahr meine Belohnung für meine Abstinenz und Sparsamkeit.

Auch Du brauchst Deine Belohnungen.
Also gehört in Deinen Finanzplan auch eine Position dafür.
Wann warst Du das letzte Mal so richtig schön gutbürgerlich essen?
Hast Du Dir schon mal eine Massage gegönnt? Wann warst Du das Letzte mal schwimmen?
Wenn Du auch etwas fürs Auge brauchst ... was kannst Du für Deine Wohnung gebrauchen?

Und dann stellt sich die Frage: Kannst Du das erreichen, wenn Du weiter spielst?
Solltest Du das mit "nein" beantworten, dann mancht es auch keinen Sinn Seiten aufzusuchen, um irgendwelche Boni zu verspielen.
Dann sollte sich die asketische Lebensweise rein auf das Spielen beschränken, damit Du wieder am "Leben" teilhaben darfst.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 16 August 2018, 09:57:45
Hab zwar das Anfangspost nicht komplett durchgelesen und bin zu faul auf dem Handy meine Tippfehler ggf. Zu korrigieren, aber bin etwa in der ähnlichen Situation. Leider wohne ich nicht in Deutschland und so kann ich auch keine juristisch konkreten Ratschläge bezüglich. Privatinsolvenz, Gehaltspfändung, Arbeitgeber, etc. Geben..
Aber lass dir gesagt sein: die Konsequenzen aus diesen Späßchen mit Inkassobriefe etc nicht öffnen sind sehr vielfältig wie wir ja alle sicherlich wissen , aber betonen muss ich aus aktuellem persönlichen Anlass das Problem auf dem Wohnungsmarkt.
Musste das einfach irgendwo loswerden kurz,. Dieser Threads musste nun eben dran glauben. Grüsse von HandTastatur

Euer paysafemaster
aka betfatal
aka not.here.for.fun
aka nowayout666

..bei dem sich die Situation auch immer weiter zuspitzt. Drauf geschissen denn die neuste Rechtfertigungszeile lautet: solange nicht im Knast und solange nicht Kündigung im Job ist doch alles wunderbar

Ihr wisst bescheid

Ciao

Danke für deinen Kommentar Paysafe. Wir sind wohl wirklich auf einem ähnlichem Weg. Ohne dir zu nahe treten zu wollen, scheinst du allerdings definitiv schon einen "Schritt weiter" nach unten zu sein.. Ich hoffe, dass es bei mir nicht so weit kommt, dass ich mich völlig gleichgültig dem Glücksspiel hingebe und alles andere wirklich komplett ausblende. Und ich wünsche auch dir, dass du von dem Pfand noch runterkommst, ehe wirklich die Justiz deine Freiheit dann einschränkt..


Hi Suchtel!

Zunächst einmal drücke ich Dir den Daumen für Deinen heutigen Termin bei der Suchtberatung.

Hast Du Dich mal informiert über einen gerichtlich bestellten Betreuer für Dich?

Ich hatte mich darüber ehrlich gesagt nicht informiert, weil ich denke, dass der mir dann eh zwangsläufig gestellt wird um Zahlungen sicherstellen. Und falls nicht, werde ich das Konto einem Freund anvertrauen. Es ist nur noch eine Frage der zeit bis ich mich da öffne, spätestens wenn es eskaliert ist.

Mit den Belohnungen hast du schon Recht, das kann ein hilfreicher Anreiz für ein Leben in Abstinenz sein. Aktuell bin ich aber tatsächlich dankbar für diese absolute Einfachheit und der Reduzierung auf das Minimum. Ich bin eigentlich auf allen Gebieten anfällig für Süchte und Maßlosigkeit. Z.B. PC/Konsolen-Spiele oder auch Essen, neulich habe ich mir mal unter der Woche um am Wochende abends bei Serien lecker Sandwiches zu machen Toastbrot, Wurst, Käse etc. gekauft (sonst habe ich wie gesagt echt nur Reis,Nudeln,passierte Tomaten&TK-Gemüse als "Soße",Haferflocken&Milch da). Ich habe original alles (komplette Toastbrot-, Käse Wurst etc.) noch am Einkaufstag (hatte unter der Woche frei und dafür Samstag Arbeit) leer gefressen. Das gleiche passiert, falls ich mal fürs Wochenende 2,3 Chipspackungen kaufen.
Ein simpler Alltag, aber gezielt mit Freunden mal gönnen finde/fände ich schön. Habe die letzten Jahre da eben regelmäßig aus Geldmangel absagen müssen; genauso im Verein, wenn anschließend noch zur Stammpizzaria gegangen wird - traurig..

Der Suchtberatungstermin war schon heute früh. Ist ein komisches Gefühl gewesen nach dieser längeren Zeit wieder dort. Auch weil ich mich immer schlecht fühle und es auch egoistisch ist, wenn ich mich meistens nur melde, wenn es mir so schlecht geht, dass es nicht mehr anders geht (das betrifft aber auch privat Freunde und Familie; auf der anderen Seite habe ich aber immer allzeit ein offenes Ohr für alle). Abgesehen davon, dass ich das erste Mal seit Ewigkeiten wieder live in echt mir die Sorgen von der Seele reden konnte, habe ich natürlich ihre Einschätzung dazu gehört. Wenig überraschend empfiehlt auch sie aktiv eine stationäre Therapie anzustreben und ihr gefällt meine Einstellung auch nicht, dass erst als "Notfallplan" zu nehmen, wenn ich eh nichts mehr anderes habe. Aber ich tue mich halt sehr schwer, das was ich aktuell noch habe - insbesondere den Job - von selbst aufzugeben (auch falls es nur eine 4 monatige "Pause" sein sollte). Ich habe mit ihr jetzt dann trotzdem schon erste Sachen für einen Antrag vorbereitet, brauche dafür wie schon damals bei der ambulanten Therapie wieder einen ärtzlichen Befund mit der Diagnose pathologisches Glücksspiel. Wenn wir das dann abschicken und die Bewilligung der Gelder etc. haben, kann ich theoretisch - falls ich irgendwie nochmal alles geregelt kriege und Wohnung, Job und einen Abzahlplan habe, und dann es dann nochmal "alleine" mit abgegebener Kontoführung etc. versuchen mag - ja immer noch absagen und das käme öfter vor, dass Leute noch abspringen. Wobei ich mich trotzdem mies fühlen würde dort einen Platz zu "blockieren" und dann noch abzusagen..

Den nächsten Termine habe ich am Dienstag, und am Montag bin ich ja bei der Schuldnerberatung. Und jetzt muss ich nacher bevor ich zur Arbeit gehe, oder dann vor der Rückfahrt (es sei denn ich mache ich Risiko..) von meinen letzten 5€ tanken, das wird so peinlich an der Kasse :/ (ich weiß das klingt banal, aber ich schäme mich immer so sehr; für Paysafecards bin ich teilweise schon an einem Tag zu 8 verschiedenen Tankstellen/Händlern gefahren um zu vermeiden da mehrmals vom gleichen Verkäufer gesehen zu werden..)
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: PAYSAFEMASTER am 16 August 2018, 21:12:24
Zitat
. ; für Paysafecards bin ich teilweise schon an einem Tag zu 8 verschiedenen Tankstellen/Händlern gefahren um zu vermeiden da mehrmals vom gleichen Verkäufer gesehen zu   

diese Problematik kenne ich nur all zu gut..
am Anfang hatte ich mir noch ein persönliches Limit gesetzt (nicht mehr als 3 Käufe im einer Mitarbeiterschicht derselben Tanke..(gottseidank (oder eben nicht?) gibt/gab es hier die Möglichkeit an Bahnhöfen am Ticketautomaten Psc's zu erwerben..(auch wenn bei kleineren Bahnhöfen die Akzeptanz bezüglich Höhe und Anzahl der Banknoten teilweise begrenzt ist..aber um die Dauer von 23:00 bis 6:00 Uhr früh zu überbrücken klappte es mit Mehraufwand immer)..

Diesbezüglich werde ich vllt irgendetwas kreatives mit all den Karten anfangen (keine Ahnung was genau).
Einerseits als Erinnerung, anderseits als Konfrontationsmassnahme mit dem Problemchen, vorallam aber um mir das effektive Ausmass vor Augen zu führen. (ich hab sie zwar nie gezählt, aber mit den niedrigen Kartenbeträgen ist die 100er Marke sehr schnell erreicht..)
Einige Verkaufsstellen haben sich auch schon beklagt, ich solle doch wenigstens noch was zu trinken dazu kaufen, da sie ja keinen Gewinn dran machen würden etc..die größte Frechheit war ein Händler, der mir die Karte nur für 2€ teurer verkaufen wollte. Diesen hätte ich bei Langeweile direkt gemeldet. Soviel zu meinen Erfahrungen rund um das Thema.

Bezüglich weiter unten kann ich abschliessend nur noch eine Lebensweisheit symbolisch hier "verkünden":
Schlimmer geht IMMER.

Und da ich weder Zeit noch Lust habe meinen Threads zu updaten: heute ist endlich der Brief eingetroffen mit der Berechnung meines Existenzminimums. Muss noch Nachweise bringen unbedingt morgen bzgl. Mietzins etc, aber von der Sozialhilfe hatte ich vor Ewigkeiten besser gelebt. Jedenfalls sobald ich einen Zahnarzttermin oder Termin beim Hausarzt machen muss definitiv. Aber das muss man halt in Kauf nehmen vorher.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 19 August 2018, 23:04:41
Mein Wochenende lief so mäßig. Unverhofft am Freitag die nachträgliche Prämien-Gutschrift für die Eröffnung meines aktuellen Gehaltskontos, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte, bekommen. Das hat das kleine Minus ausgeglichen (eigentlich habe ich keinen Dispo, aber ist durch Lastschriften etc. entstanden) und es war sogar noch etwas über. Um online keine Dummheiten damit zu machen, habe ich es direkt abgehoben. War dann Lebensmittel kaufen und tanken, aber da hat es mich natürlich erwischt und ich habe dazu noch eine Paysafecard gekauft, die ich dann natürlich auch konsequenterweise eingezahlt und verwettet habe... Im Kopf hatte ich das sicher schon im Vorhinein geplant und mir selber wieder eingeredet, dass das bisschen Geld (jetzt wo die Basics mit Essen und Benzin gedeckt waren) eh nichts bringt und ich es ja vielleicht hochspielen kann... Ich hoffe immer noch, dass ich, wenn ich mal einen Finanzplan habe, im Kopf da gedanklich den Schalter umlegen kann. Und durch das plötzliche Geld kam ich auch drum herum, wieder Freunde oder Familie um Benzingeld um zur Arbeit zu kommen zu bitten und dabei eventuell auch die allgemeine aktuelle Situation ansprechen zu müssen und die Kontoführung abzugeben.

Deswegen ist meine kurzzeitige Aufbruchsstimmung gerade wieder ziemlich getrübt, zumal ich deswegeneinen Großteil vom Wochenende alleine daheim verbracht habe, weil ich ohne Geld nichts unternehmen konnte (in so Momenten wüsste ich dann schon wieder 10€ für Eintritt ins Schwimmbad, Kino oder essen gehe bei Burger King, Döner etc. schon so sehr zu schätzen..)

Aber morgen Vormittag ist der Termin bei der Schuldnerberatung und ich habe meine Aufstellungen bereit und hoffe vielleicht doch schon direkt mit deren Hilfe und möglichen Schreiben bei meinen größten Gläubigern mit offenen Beträgen von >1000€ den Druck rausnehmen zu können, und auch beim Stromanbieter so eventuell nochmal auf Verständnis und Frist bis zum neuen Gehaltseingang zu bekommen.
Am Dienstag habe ich dann direkt den nächsten Termin bei der Suchtberatung und kann das, was bei der Schuldnerberatung rum kam so wie das allgemeine weitere Vorgehen besprechen. Ein Termin in den nächsten Wochen ist bei der Arztpraxis, die mir auch die Diagnose der pathologischen Spielsucht für die ambulaten Therapie bestätigt hatte, ist aktuell leider nicht zu bekommen - vielleicht versuche dann mein Glück einfach bei einer anderen, wobei ich es am Liebsten eben wieder bei der gleichen machen würde..
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Strelitzie am 20 August 2018, 08:04:22
Diesen Klick im Hirn kann dir niemand von Außen abnehmen. Du kannst Hilfe von Außen bekommen mit den Finanzen oder der Verwaltung deines Geldes, aber du musst soweit kommen, nicht Mal mehr einen Cent verwetten zu wollen.

Drücke dir die Daumen, dass die Schuldnerberatung dir helfen kann mit den akuten Themen
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Olli am 20 August 2018, 10:53:33
Hi Suchtel!

Zitat
Ich hoffe immer noch, dass ich, wenn ich mal einen Finanzplan habe, im Kopf da gedanklich den Schalter umlegen kann.

Ich sehe das wie Strelie genau anders herum - erst den Schalter umlegen und dann ... was Dir auch immer helfen mag.

Du ziehst hier immer wieder das Spielen allem Anderen vor. Daher resultierte auch Dein Plan mit der PSC.

Bin gespannt, wie der Termin heute verläuft.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 01 Oktober 2018, 11:10:50
Die ersten Tage noch jeden Abend resümiert und einen Beitrag in meinem "Tagebuch" verfasst, dann jetzt eineinhalb Monate nichts geschrieben.. So läuft das mit allen meinen Vorhaben.

Es war ein Auf und Ab in dieser Zeit, unverhoffterweise doch nochmal einen Kredit gewilligt bekommen. Mit passenden Terminen direkt vor Geldeingängen bei Schuldnerberatung und Suchttherapeutin habe ich das Geld richtig verwendet und tatsächlich alle Rechnungen und offenen Sachen bezahlt und so nur noch diesen neuen und einen älteren Kredite laufen, die ich sauber hätte abzahlen können mit sehr viel mehr monatlich zum Leben als die letzten Jahre. Dazu sogar noch direkt einiges auf dem Konto übrig.

Eigentlich alles perfekt, eigentlich. Und trotzdem war ich nach 4,5 Tagen wieder am Zocken und habe diesen Puffer verschwendet. Sobald die erste Einzahlung gemacht ist, ist die Hemmschwelle nur noch so gering und ich bekomme keine Bremse mehr rein. Termine bei Schuldnerberatung und Suchttherapeutin haben mir aber rechtzeitig die Klarheit gegeben das neue Gehalt zum 1.9 richtig zu nutzen und alles sauber zu zahlen. Kurve gekriegt? Bei weitem gefehlt, Mitte des Monat habe ich wieder alles bis auf den letzten Cent verzockt. Aber ich hatte vorgesorgt und Essen und Tank hatte ich bis Monatsende noch genug. Schuldnerberatung hatte ich keinen Termin mehr, weil im Prinzip alles geregelt war und es nichts mehr zum Besprechen gab. Alles noch tragbar, aber dann fiel meine Absicherung in Form eines Gesprächs mit der Suchttherapeutin vor Gehaltseingang wegen Krankheit Ihrerseits aus und es hat mich voll erwischt. Geldeingang und direkt 100€ eingezahlt, ohne auch nur eine Rechnung gezahlt zu haben. Und wie es dann so läuft runter auf 0,00€ samt aller noch möglichen Lastschriften der letzten Wochen.
Erstmal natürlich völlig down und verzweifelt, aber jetzt nach 1,2 Tagen bin ich wie immer dann richtig erleichtert, wenn alles Geld weg ist und ich wieder zur Klarheit kommen kann. Und dann bin ich wie so oft auf einem Zwischenhoch und voller Euphorie jetzt doch endlich den ganzen Mist hinter mir zu lassen.

Vielleicht es ganz gut so wie es gelaufen ist. Mein Antrag für die stationäre Therapie läuft noch, sollte aber bald bewillig sein, am 4.10 habe ich mein nächstes Gespräch mit meiner Therapeutin, möglicherweise gibt es dann schon etwas neues.
Bisher hatte ich mich noch geziemt und war eher auf der Schiene, jetzt wo doch wieder "alles lief" und ich finanziell stabil schien, die präventiv schon mal beantragte stationäre Therapie eher nicht anzutreten.
Aber jetzt hält mich nur noch ganz wenig davon ab. Aus meiner Wohnung muss ich eh zum 1.12 raus und habe noch nix neues. Im Job läuft es zwar immer noch sehr gut und ich mag die Firma nicht für 2,3 Monate hängen lassen. Dazu sinkt die Anerkennung dann sicher gewaltig und ich weiß nicht, ob ich mich nach der Therapie dort wieder richtig einleben und vernünftig weitermachen könnte. Rechtzeitig ein relativ offenes Gespräch mit meinem Chef zu führen, traue ich mir aber gerade zu und ich habe sehr viel gut bei ihm und er weiß mich viel zu sehr zu schätzen, als dass er mir böse sein könnte und mir dann irgendwie Steine in den Weg legen wollen könnte. Ein gutes Arbeitszeugnis würde ich sicher auch noch ausgestellt bekommen und vielleicht kann ich irgendwie intern an einem anderen Standort weitermachen.

Stand jetzt würde ich nämlich am Liebsten ein komplett neues Leben in einer völlig anderen Stadt anfangen. Alles hinter mir lassen, neues Umfeld, neue Freunde, mich und meine Art neu erfinden. Seit der Schule fühle ich mich in meiner Rolle in dieser Gegend gefangen. Ich bin trotz Vereinsaktivität und Freundeskreis sozial richtig unbeholfen. Neue Leute kann ich dort gar nicht mehr kennen lernen, ich kenne alle so ein bisschen. Aber ich habe nie gelernt einfach freundlich zu grüßen und Kontakt aufzunehmen, bin verkrampft und wirke immer grimmig und arrogant, dabei bin ich eigentlich ein ganz Lieber :D Theoretisch sollte es zwar gehen, aber seit mehr als einem Jahrzehnt kriege ich dieses Image und meine Umgangsart dort nicht geändert. In einer neuen Stadt Anschluss finden, ist bestimmt auch sehr schwer, aber wenn ich direkt wieder in meine Vereine gehe, mache ich auf jeden Fall direkt wieder ein paar Bekanntschaften.

Diese Woche habe ich passenderweise Urlaub, ich säubere und sichte schon mal meine Wohnung. Alles alte unnötige weg, wobei ich eh nicht wirklich viel habe, aber brauche ich ja auch nicht.


Liebe Grüße und allen einen guten Wochenstart mit viel Energie, ich selber strotze gerade voller Aufbruchsstimmung und Motivation :)
nur mal schauen, wie lange das anhält..
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Olli am 02 Oktober 2018, 11:02:48
Hi Suchtel!

Zitat
Dazu sogar noch direkt einiges auf dem Konto übrig.

Na klar ... da wird der Kredit extra ein wenig höher angesetzt, damit auch ja noch was "auf dem Konto übrig bleibt".

Zitat
Und trotzdem war ich nach 4,5 Tagen wieder am Zocken und habe diesen Puffer verschwendet.

Naja ... üblicherweise hat der kreditnehmende Spieler ja nun mal einen Plan ... und der wurde bis zum Ende verfolgt.

Zitat
Mitte des Monat habe ich wieder alles bis auf den letzten Cent verzockt.

Und? War es eine schöne Zeit? Hat es sich für Dich gelohnt?

Zitat
aber dann fiel meine Absicherung in Form eines Gesprächs mit der Suchttherapeutin vor Gehaltseingang wegen Krankheit Ihrerseits aus und es hat mich voll erwischt.

Nö, nö, nö, nö, nö ...
Die böse Suchttherapeutin ... wie kann die denn einfach krank werden, ohne Dich zu fragen  ... und dann auch noch den Gesprächstermin ausfallen lassen!? Deine Absicherung!?

So ... genug mit der Ironie ...
Du handelst eben, wie eine nasse Spielerin.

Zitat
Und dann bin ich wie so oft auf einem Zwischenhoch und voller Euphorie jetzt doch endlich den ganzen Mist hinter mir zu lassen.

Weisst Du ... so, wie Du handelst, fuinktioniert das nicht.
Nein, ich bin kein Prophet und sicherlich möchte ich auch nicht die selbsterfüllende Prophezeiung für Dich sein.
Was ich Dir hier schildere, das sind die Erfahrungen mit mir und anderen Spielern.

So lange ich nicht erkannte - oder wahrhaben wollte - was das Spielen aus mir machte, so lange sah ich nur die "positiven" Aspekte der Suchtausübung.
Ja - auch heute noch erwische ich mich, wie ich in Nostalgie an damals zurück denke.
Dabei sind die Geräte vor meinem inneren Auge bereits verblasst - aber das befristete Hochgefühl während des Spielens reicht mir da anscheinend aus.
Diese Rückblenden sind aber nur ein Funken der ganzen Wahrheit.

Ich habe verloren - immer! Und damit meine ich nicht nur meine liquiden Mittel!
Ich habe mich verloren! Aus den Augen und aus dem Sinn ...

Es ist nicht verwunderlich, wenn Du jetzt voller Euphorie daran denkst, den Mist hinter Dir zu lassen.
Du hast gespielt - hast die Enttäuschung über Dein Handeln verspürt - hast gemerkt, dass Du diese Phase überstanden hast.
Da darf doch dann gerne geträumt werden, wie es wäre nicht mehr zu spielen und ein "normales" Leben zu leben.
Nach dem 1.9. kommt aber der 1.10. - danach der 1.11. und so weiter ...
Hast Du nun Vorkehrungen getroffen, damit sich das nicht widerholt, was Du letzten Monat erlebt hast?

Zitat
Dazu sinkt die Anerkennung dann sicher gewaltig und ich weiß nicht, ob ich mich nach der Therapie dort wieder richtig einleben und vernünftig weitermachen könnte.

<schüttel>
Wieso sollte die Anerkennung gewaltig sinken? Weil Du krank warst? Weil Du ein Problem hast, welches Du aktiv in einer Therapie angehen möchtest? Am Besten sogar nachhaltig positiv?
Wieso solltest oder musst Du Dich dort erst wieder "einleben"? Ist das denn überhaupt nötig?
Du kennst die Mitarbeiter und den Chef. Du kennst die Geschäftsprozesse. Meinst Du echt, das wird alles in 6 oder 8 Wochen über den Haufen geschmissen? Wegen Dir? Oder gleubst Du, dass Du bis dahin alles verlernt hast?
Wohl kaum ... oder?

Du hast schon richtig erkannt, dass da etwas in Dir ist, was am Liebsten alles beim Alten belassen möchte.
Dabei nutzt Du imaginäre negative Argumente.
Frage Dich doch mal weswegen Du spielfrei werden möchtest!
Nutze dazu nur positive Argumente.
Also nicht: Ich möchte mich nicht mehr so beschissen fühlen nach dem Spielen!
Sondern: Ich wünsche mir mit mir im Einklang zu sein. Ich wünsche mir ein zufriedenes Leben!

Zitat
als dass er mir böse sein könnte
Das ist auch so ein Beispiel für die negative Denkweise.
Wieso zum Teufel sollte er Dir böse sein?
Lassen wir jetzt einmal Deine Träumereien außer acht ... vielleicht machst Du sie auch irgendwann einmal wahr.
Im Moment hat er einen Vorteil davon, wenn Du in Therapie gehst.
Klar wird er auch an die Lohnfortzahlungen denken ...
Er wird aber auch daran denken, dass ein gesunder Geist für eine Firma effizienter ist, wie ein kranker.
Denkst Du, dass Du momentan 100 % gibst auf der Arbeit?
Wie sah es denn aus, als Du in dem Loch gesteckt hast?
Warst Du immer geistig präsent?
Hast Du dich mal krank gemeldet? (was nicht ist, kann ja noch werden ...)
Wie haben sich Deine Stimmungen auf die Kollegen und eventuell auf die Kundschaft ausgewirkt?

Finde Deine Abstinenzentscheidung!
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Rainer am 02 Oktober 2018, 11:40:17
Stand jetzt würde ich nämlich am Liebsten ein komplett neues Leben in einer völlig anderen Stadt anfangen. Alles hinter mir lassen, neues Umfeld, neue Freunde, mich und meine Art neu erfinden. Seit der Schule fühle ich mich in meiner Rolle in dieser Gegend gefangen. Ich bin trotz Vereinsaktivität und Freundeskreis sozial richtig unbeholfen. Neue Leute kann ich dort gar nicht mehr kennen lernen, ich kenne alle so ein bisschen. Aber ich habe nie gelernt einfach freundlich zu grüßen und Kontakt aufzunehmen, bin verkrampft und wirke immer grimmig und arrogant, dabei bin ich eigentlich ein ganz Lieber :D Theoretisch sollte es zwar gehen, aber seit mehr als einem Jahrzehnt kriege ich dieses Image und meine Umgangsart dort nicht geändert. In einer neuen Stadt Anschluss finden, ist bestimmt auch sehr schwer, aber wenn ich direkt wieder in meine Vereine gehe, mache ich auf jeden Fall direkt wieder ein paar Bekanntschaften.

Ging mir einst ähnlich wie dir @Suchtel,
wobei ich eigentlich am liebsten auch nach jeder Session umgezogen wäre.
Meistens widerspiegelt sich in solch einer Aussage die eigene Unzufriedenheit...alles scheiße hier, nix wie weg und danach kann alles nur noch besser werden.

Pustekuchen...hatte selber so um die 14 Wohnorte -und es hat sich nach jeden Umzug rein gar nichts geändert.
Erst als ich anfing mich selbst zu ändern... ;)
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: taro am 02 Oktober 2018, 13:14:20
Es gibt die Zeichentrickserie, Mister Rossie auf der Suche nach dem Glück, oder so ähnlich. In der letzten Folge, nachdem er die ganze Welt und sogar den Weltraum bereist hatte stellt er fest,  das das Glück schon immer da war,  zu Hause.

So ähnlich ging es mir auch,  ich konnte hingehen und machen was ich wollte,  das Glück wollte sich nicht einstellen,  das Problem war nämlich,  ich war immer dabei.
Wenn ich das Glück nicht in mir trage,  ist es egal wo ich hingehe.
Als ich spielfrei würde faste ich einige Entschlüsse, einer davon,  ich laufe nie wieder davon.

Ich war gestern in meiner SHG,  die ich seit vielen Jahren besuche.  Wir sprachen darüber,  was für ein unglaublich pralles Leben bekommen haben,  nachdem wir mit den Spielen aufgehört haben,  alle Teilnehmer kenne ich schon Jahrzehnte.  Bei uns allen hat sich das so eingestellt. Wir alle haben auch mir dem Rauchen aufgehört. Danach passierte ein ähnliches Wunder noch einmal.

Was habe ich auf der anderen Seite dafür gegeben,  als ich mit dem spielen aufhörte,  mir ist gestern klarwerden deutlich weniger als nichts musste ich geben.  Ich weiß,  wenn man auf der anderen Seite steht klingt es unglaublich,  aber genau so ist es.

Wir kamen zu dem Thema aus aktuellem Anlass,  was mache ich,  wenn da nichts mehr ist im außen,  eines ist für mich klar,  sicher nicht spielen.  Ich kenne von meinen Depressionen das Gefühl,  das im außen nichts mehr ist, weil ich mich als Last für mein Umfeld sehe,  daher bin ich mir auch sicher,  das spielen kein Aussicht ist.

Selbst wenn da nichts mehr ist,  ich habe durch meinen Weg aus der Sucht ein absolut freies Leben bekommen,  wenn da nichts mehr ist,  habe ich die Freiheit die leere wieder zu füllen oder es zu lassen,  als Spieler hatte ich die nicht.

Es gibt keinen Grund auf irgendwas zu warten  wenn ich mit dem spielen aufhören will,  jeder Tag wäre verschwendet.

Taro
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: jens am 03 Oktober 2018, 16:18:54
Zitat
jetzt würde ich nämlich am Liebsten ein komplett neues Leben in einer völlig anderen Stadt anfangen. Alles hinter mir lassen, neues Umfeld, neue Freunde, mich und meine Art neu erfinden


Moinsen!

Den Gedankengang kann ich gut nachvollziehen, verstehen, begreifen...

Da ist nur E I N  großer "Haken" an der Idee...

Gleihgültig, was Du hinter Dir läßt, gleichgültig, was Du aus Deinem Leben verabschiedest...

EINES nimmt Du immer mit!!!!


DICH


LG,
Jens
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 05 Oktober 2018, 13:51:47
Hallo zusammen,

danke für eure ganzen Anregungen zu meiner Situation!

@Olli:
Ich wollte nach Absprache mit der Schuldnerberatung diesen Kredit gar nicht mehr wahrnehmen. Die hatten Nachweise zu Schufaeinträgen gefordert, angerufen etc. und ich habe nicht mehr reagiert, sondern es einfach auslaufen lassen wollen. Auf einmal war dann das Geld auf dem Konto (den entsprechenden Antrag hatte ich eben schon vor etlichen Wochen unterschrieben und abgeschickt). Und die Summe war das einzige Angebot, dass ich damals bekommen hatte. Glaube eher nicht, dass ich damals gezielt den "Rückfall" geplant hatte. Wobei ich es eh nicht Rückfall nennen würde, weil ich im Prinzip die ganze Zeit noch drin bin und die abstinente Spielzeit nach wie vor in der Regel leider nur aus Geldmangel zu Stande kommt...

Vorkehrungen für den nächsten Geldeingang habe ich noch nicht wirklich getroffen, ich hatte mein Konto schon monate-, womöglich über 1 Jahr, abgegeben - vermutlich läuft es vorerst wieder darauf hinaus. Es wird sich jetzt so viel ändern, dass es für mich gerade noch nicht so viel Sinn macht und ich noch nicht weiß, an wen ich es am Besten anvertrauen sollte. Wahrscheinlich siehst du darin schon wieder das Offenlassen einer Möglichkeit zum Zocken nach dem nächsten Gehaltseingang und vielleicht ist da auch wieder was dran..
Ich wollte sicher kein schlechtes Wort über meine erkrankte Therapeutin verlieren oder gar Ihr einen Vorwurf machen. Es hat mir nur wieder gezeigt, dass ich ohne externe Kontrolle oder Orte/Einrichtungen/Menschen vor denen ich mich "rechtfertigen" muss, nichts alleine gebacken kriege. Und andererseits bringe ich deswegen auf der Arbeit wohl so viel Leistung wegen direktem Feedback in Form vonTages- und Wochenreportings etc. und nein in meinem gesamten Arbeitsleben (okay sind noch nicht mal 4 Jahre) habe ich noch nicht einen einzigen Tag gefehlt und immer 100% gegeben. Im Gegenteil etliche Male ausgeholfen, 6 Tage Wochen etc. und ohne zu Übertreiben >>100 Stunden schon ausgestempelt unbezahlt noch weitergearbeitet. Machte mir nie was aus, ich arbeite gerne viel und hart und war teilweise von morgens 5:00 bis abends 23:00 im Einsatz, vielleicht auch weil ich eben nur dort Ruhe vor meiner Sucht und vielleicht ja auch vor mir selber und meinen Gedanken etc. hatte. Der einzige Grund, warum ich mal ausfallen könnte, wäre kein Geld für Benzin..
Die Arbeit war das einzige positive die letzten Jahre und deswegen habe ich mich bisher auch so gegen eine längere Auszeit gesträubt... Und wenn ein Mitarbeiter wochenlang ausfällt um sich um seine Gesundheit zu kümmern, ist es langfristig sicher für den Arbeitgeber gut, aber ich glaube man ist eben etwas gebrandmarkt und die Befürchtung, dass derjenige wieder eine längere Zeit lang am Stück ausfallen könnte, liegt nahe. Dazu ist der Umgang mit den Kollegen etc. sicher nach so einer Therapie ein völlig anderer und man wird anders wahrgenommen. Fachlich wäre eine Rückkehr kein Problem. Und konkret ein Spielsuchtouting dem AG gegenüber kann eben branchenabhängig bestimmt auch Folgen haben.

Abstinenzentscheidung finden ist der springende Punkt - ich habe die letzte Jahre im Rahmen der ambulanten Therapie aber auch für mich alleine etliche Male Listen mit für und wider etc. gemacht und es ist so offensichtlich, dass ich mit der Suchtausübung nie ein glückliches Leben führen können werde. Was die Sucht alles zerstört ist klar, aber auch das, was mir irgendwie gibt, könnte ich kompensieren und trotzdem falle ich immer wieder in meine Schemata zurück..

@ Rainer, Taro, Jens
Ihr erkennt in mir und meinen Ausführungen alle die Gefahr, dass ich versuche vor mir selber davonzulaufen und das kann logischerweise nicht klappen. Einen ähnlichen Gedanken dazu habe ich auch gerade. Ich habe nämlich in meinem Leben auch nie eine Freundin gefunden und schon oft gehört, wie soll jemand mit Dir glücklich sein und Dich lieben, wenn du es selbst nicht mal tust? Da ist sicher auch etwas dran.. Aber zum Davonlaufen: ich habe mein Leben lang bisher nur in meinem Elternhaus und dann bis heute bzw. dann jetzt noch bis zum 1.12 für 2 Jahre keine 2km entfernt in der ersten eigenen Wohnung direkt in der Nachbarstadt gewohnt. Ich verstehe euren Punkt, aber da würde ich jetzt bisher noch nicht chronisches Davonlaufen bei mir diagnostizieren. Eher im Gegenteil, ich hatte und habe immer riesige Angst vor Veränderungen und wollte/will am Liebsten immer alles so lassen wie es ist. Nur jetzt keimt langsam in mir so der Wunsch, mal wo völlig neu zu starten. Ohne meine alte Geschichte und alles was zu mir gehört zu verleugnen, sondern damit einfach völlig unbelastet auf eine unvoreingenommen Umgebung ohne bisherige Meinung o.Ä. zu mir zu treffen. Wie gesagt, mich kennt hier alles und auch wenn ich mich sicher im Laufe meines Lebens in vielen Bereichen verändert habe, haftet doch immer weiterhin der "erste Eindruck". Und ich bin gespannt, wie ich mittlerweile auf komplett neues wirke.


Ohne mich festzulegen, wo und wie es privat und beruflich danach weitergehen wird, bin ich mittlerweile doch ziemlich entschlossen für einige Wochen/Monate eine stationäre Therapie anzutreten. Schaden kann es nicht und ich habe richtig Lust darauf, ist unabhängig von der Auseinandersetzung mit der Sucht eben auch im Prinzip mein erster längerer Ausflug in eine völlig neue Umgebung. Habe dazu auch schon wieder gehört, ob ich das jetzt nur mache, weil ich ab 1.12 keine Wohnung mehr habe und nichts finden würde. Hm.. Vielleicht ist das ja wirklich auch ein Mitgrund und eigentlich sollte ich diese stationäre Therapie ja komplett proaktiv zum Zwecke der Suchtbekämpfung antreten und nicht als Notlösung..

Ach und im Rahmen eines Treffens mit Freunden an meinem Geburtstag habe ich mich das erste Mal seit 6 Jahren Sucht Leuten außerhalb der engen Familie anvertraut. Eigentlich auch ein riesiger Schritt vor dem ich mich trotz Empfehlung von Therapeuten etc. Jahre gesträubt habe. Es hatte irgendwie gepasst und kam relativ unverkrampft rüber und wurde offen aufgenommen. Ganz genau Details und Ausmaß habe ich nicht erzählt, aber dass es sehr ernst ist und ich eben schon eine Therapie hinter mir habe und womöglich eine neue, stationäre anstrebe. Es kam nur Zuspruch, Hilfsangebote etc. Mal schauen inwieweit das Freundschaftsverhältnis sich verändert oder ich anders wahrgenommen und behandelt werde z.B. bei zusammen Fußball schauen, Tipico, Casino Werbung etc..

Hatte die Rechnung an meinem Geburtstag komplett übernommen und auch noch geliehenes Geld an alle zurückbezahlt (verhältnismäßig Kleinbeträge), obwohl ich jetzt wegen Verzocken des ganzen letzten Gehalts schon wieder völlig blank bin. Heute Abend sind wir auch zum gemütlich Essen und danach zusammen abhängen verabredet und ich hab nur noch paar Euro, mal schauen wie ich das handhabe.. Mir würde bestimmt wer was leihen und es wissen dort jetzt eh fast alle Bescheid und der Rest kann es auch erfahren.. Bisher habe ich bei sowas dann in Regel lieber abgesagt oder bin ggf. dann nachgekommen, falls was gemacht wird, was kein Geld kostet. Oder ich habe spotan unter Vorwand Geld auslegen lassen, Geldbeutel vergessen o.Ä...


Schönes Wochenende an alle 8)



Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 24 Oktober 2018, 15:49:08
Und schon wieder sind so viele Tage vorbeigezogen. Obwohl ich mich immerhin in den letzten 3 Wochen an 5,6 wirkliche schöne Aktionen/Momente zurückerinnern kann.

Auch wenn ich die Zeit trotz etwas verfügbarem Geld bewusst spielfrei ohne eigene Einsätze war, habe ich meine täglichen Gewohnheiten Freespin/Freebet Seiten abzuchecken immer noch nicht ablegen können/wollen(?). Und als gestern für kurze Zeit richtiger Suchtdruck kam, sind die letzten 20€ dann ganz schnell in eine Paysafecard und vielleicht 1h "Unterhaltung/Spannung" getauscht worden. Eigentlich wollte ich mir mit 10€ davon nach dem Mannschaftskampf morgen mit den Kollegen eine Pizza+Getränk gönnen.. Es führt mir immer wieder vor Augen, dass ich wohl im tiefsten Innern immer noch nicht ehrlich die komplette Abstinenzentscheidung für mich finden kann. Auch wenn es offensichtlich ist, dass es mich zerstört und es nach Abwägen des für und wider eigentlich nur die Entscheidung gegen das Glücksspiel geben können sollte.. Vielleicht bin ich noch nicht weit unten genug um zu aufzuwachen.

Aber eine Entscheidung habe ich getroffen, und zwar mich für 12 Wochen stationäre Therapie in die MEDIAN Klinik in Wilhelmsheim zu begeben. Vor 2,3 Tagen kam die Bewilligung der Rentenversicherung, Post von der Klinik selber insbesondere mit konkretem möglichen Startdatum ist noch unterwegs. Aber am Telefon wurde ich gefragt, ob ich erst zum neuen Jahr starten möchte oder auch über Weihnachten dort sein in Frage kommt. Und da es von meiner Seite aus (abgesehen von dem immer noch schlechten Gewissen dem AG und den Kollegen gegenüber..) gar nicht schnell genug losgehen kann, werde ich die stationäre Therapie definitiv noch dieses Jahr antreten, vermutlich Anfang/Mitte Dezember.

Vielleicht ist aber auch gerade diese Gewissheit der Grund, warum ich mich jetzt teilweise etwas kampflos habe gehen lassen.. Ich war und bin eigentlich immer noch mit Vollgas ins Verderben unterwegs, aber diese Einrichtung wird mich auffangen. Gläubiger/Inkassos/der Vermieter etc. werden mir da in der Zeit dort nicht viel anhaben können. Ich ertappe mich schon jetzt bei den ganz schlechten (wenn auch für mich in den Momenten dann vermeintlich logischen) Gedanken es mit diesem Monatsgehalt nochmal zu versuchen und zu zocken. Vielleicht klappt es, mehrmals bin ich irgendwie auf 10k+ hochgekommen. Und mit den 1,2k Schulden tilgen wäre eh nur ein heißer Tropfen auf dem nassen Stein. Und verzocke ich jeden Cent - was solls? Die nächsten 4 Wochen zum Dezembergehalt oder 5,6,7 bis zur Therapie überbrücke ich schon irgendwie, habe ich immer irgendwie geschafft.. Dass ich selbst im (zwischenzeitlichen) Gewinnfall am Ende immer alles verloren habe und dass langfristig gedacht Tausend Euro sehr wohl was aus machen und kurzfristig gerade in Momenten wie morgen Abend sogar "nur" 10€ für mich absolut genial und direkt umrechenbar in 1,2 Stunden echte Lebensfreude wären, blendet mein Gehirn in den Momenten aus..

Konkret sollte ich ganz dringend meine Kontogewalt abgeben und mir einen Finanzüberblick verschaffen. Die zurückgebuchten und die nicht überwiesenen Sachen diesen Monat (ADAC,Telefon,Handy,Kreditraten,Miete etc.) sind natürlich schon wieder in ungeöffneten Briefen geendet. Vielleicht sollte ich meine Schuldnerberaterin wieder um einen Termin beten.. Ohne irgendeinen externen Druck schaffe ich es einfach nicht, mich darum zu kümmern. Vor anderen will ich nicht so undankbar und unfähig erscheinen, nicht mal für so einen Termin mir alleine die eine Stunde Zeit zu nehmen, meine Unterlagen vorzubereiten.. Ich selber alleine bis es mir offensichtlich nicht wert.
Ich hätte den ganzen restlichen Tag Zeit, aber ob ich das schaffe bezweifle ich (oder es will(?)). Stattdessen in Selbstmitleid baden :(

Am Montag habe ich in jedem Fall wieder einen Termin bei meiner Suchttherapeutin.. Dann machen wir insbesondere den ganzen Bürokratie Kram für der Rentenversicherung zusammen fertig und hoffentlich kommt bis dahin Post von der Klinik mit weiteren Details. Bis dahin kann ich im Prinzip auch alles so weiter vor sich hin laufen lassen.. Wobei eine wichtige Aufgabe hatte ich mir selber noch auferlegt. Ich kann zwar theoretisch auch erst kurz vor Antritt der Therapie die Unterlagen dem AG vorlegen und mich einfach für 3 Monate verabschieden, aber ich will diese Woche noch ein offenes Gespräch mit dem Chef suchen. Minimal vorgewarnt habe ich ihn schon, aber das genaue Ausmaß von 3 Monaten Fehlzeit und dass ich mir ehrlicherweise noch nicht sicher bin, wie und wo ich danach weitermache, kennt er noch nicht. Geschweige denn Details zur Erkrankung - ob ich das direkt offen ansprechen kann/will und pathologisches Glücksspiel direkt beim Namen nenne weiß ich noch nicht..


Soweit meiner aktueller Stand..

Die anderen Geschichten von anderen Mitgliedern im Forum verfolge ich übrigens auch gespannt, nur will ich entsprechend meiner eigenen Situation nicht meinen Senf dazugeben. Dass ist auch der Grund, warum ich mich bisher in SHGs nie wohl gefühlt habe und aktuell auch keine besuche. Ich sitze dann nur schweigend dabei und fühle mich auch noch unwohl dabei, obwohl ich durchaus gedanklich dabei bin und folge. Aber was könnte ich auch schon hilfreiches beitragen, ich bekomme es ja selber nicht auf die Reihe.

Abgesehen von den teilweise fast reinen Chargebackern, lese ich hier aber sonst nur von Leuten, die es scheinbar irgendwie langsam schaffen/ "geschafft haben"(ist ja meistens eigentlich ein lebenslanger Kampf, auch wenn er vielleicht irgendwann etwas einfacher und nicht mehr alltäglich ist). Bis auf ein Mensch, der sich hier ja mittlerweile verabschiedet hat und sich weiter scheinbar völlig bewusst der Sucht hingibt und sich noch weiter nach unten sacken lassen will.
Für mich ist es aktuell völlig unvorstellbar, mich alleine oder nur mithilfe eines Forums so mit dem Thema zu beschäftigen, dass es mich entscheidend weiterbringt (auch wenn es mir gut tut, hier zu schreiben). Ich hoffe ich werde mich in den 12 Wochen positiv weiterentwickeln können, sonst kommt mir aktuell nicht viel in den Sinn außer dauerhafte Selbstentmündigung zumindest in Bezug die Finanzen. Jedenfalls habe ich mein Leben absolut nicht im Griff - auch wenn ich mir immer wieder mal einrede, "hättest du halt nur einmal diese 20k auf dem Wettkonto ausgezahlt, dann hättest du jetzt keine finanziellen Probleme und die ganze Welt wäre in Ordnung"..

Liebe Grüße
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Gobo2018 am 24 Oktober 2018, 18:06:33
Hallo Suchtel,

das hört sich alles nicht wirklich schön an.

Das mit den 12 Wochen ist die richtige Endscheidung.

Aber für mich liest es sich leider auch so das du wie du es selber schon geschrieben hast noch nicht ganz unten angekommen bist.
Du willst dich immer noch nicht von deinem "geliebten" Spiel trennen.
Mit dieser Einstellung wird es aber nichts.

Die Therapie hilft dir zwar auf den Weg aufhören musst du aber selber.

Bitte Handel vor der Therapie nicht nach dem Motto "Feuer frei" jetzt ist es eh egal.

Schlimmer geht immer.
Das mit der Arbeit ist natürlich immer eine schwere Sache. Hoffe das du das packst.

Bitte halte uns auf dem kaufenden.
Darfst du aus der Therapie heraus schreiben ??
Wäre vielleicht ein Ansatz nochmals mit einem Tagebucht ganz von vorne anzufangen.

Liebe Grüße
Marco


Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Rainer am 25 Oktober 2018, 12:59:02
Die anderen Geschichten von anderen Mitgliedern im Forum verfolge ich übrigens auch gespannt, nur will ich entsprechend meiner eigenen Situation nicht meinen Senf dazugeben. Dass ist auch der Grund, warum ich mich bisher in SHGs nie wohl gefühlt habe und aktuell auch keine besuche.

Es gibt User die von vorneherein schon SHG's ablehnen, überwiegend mit der Begründung es erstmal alleine versuchen zu wollen.
Bei dir ist das wieder etwas anderes, schließlich hast du schon (wie du geschrieben hast) 1 Jahr eine SHG besucht.
Ähnliches wie du habe ich auch persönlich erfahren, war in einer SHG und hatte kein Bock mehr auf einer SHG...
Ob mir damals mein Suchtgedächtnis einen Streich spielte, keine Ahnung?
Jetzt aber so im Nachhinein betrachtet gab es nur einen Grund warum ich meine SHG mied -ich wollte spielen -
und alles andere waren mir zurechtgelegte fadenscheinige Begründungen um mir das spielen weiterhin zu erlauben.

   

Vielleicht bin ich noch nicht weit unten genug um zu aufzuwachen.

Ich finde diese/deine Erkenntnis richtig gut!
Besagt es doch das du weißt das es noch weiter abwärts gehen könnte/kann und auch wird wenn du weiter spielst!
Wie weit könnte ich dir aus persönlicher Erfahrung berichten, aber eins kannst du mir glauben, dass willst du erst gar nicht wissen.
Wenn dir also Spielen wichtiger ist als dein Leben...dann solltest du unbedingt weiterspielen!
Bedenke aber das aus kein Spielgerät neues Leben herauskommt...du aber mit jedes weitere Spiel etwas von deinem Leben verschenkst bzw. versenkst.

Abgesehen von den teilweise fast reinen Chargebackern, lese ich hier aber sonst nur von Leuten, die es scheinbar irgendwie langsam schaffen/ "geschafft haben"(ist ja meistens eigentlich ein lebenslanger Kampf, auch wenn er vielleicht irgendwann etwas einfacher und nicht mehr alltäglich ist). Bis auf ein Mensch, der sich hier ja mittlerweile verabschiedet hat und sich weiter scheinbar völlig bewusst der Sucht hingibt und sich noch weiter nach unten sacken lassen will.

Na ja @Suchtel,
der Kreis mit Leuten die sich aufn Weg gemacht haben ist halt verdammt klein, dennoch waren es genau diese es, woran ich mich "hochgezogen" habe...alle anderen waren damals für mich keine Vorbilder.

Dein angesprochener Paysafemaster...was unterscheidet euch beiden?
Nicht böse gemeint, aber denk mal drüber nach!

Vielleicht ist aber auch gerade diese Gewissheit der Grund, warum ich mich jetzt teilweise etwas kampflos habe gehen lassen.. Ich war und bin eigentlich immer noch mit Vollgas ins Verderben unterwegs, aber diese Einrichtung wird mich auffangen. Gläubiger/Inkassos/der Vermieter etc. werden mir da in der Zeit dort nicht viel anhaben können.

Unter diesen Voraussetzungen würde ich von einer Therapie abraten, kommt gleich mit dem was du auch durch das spielen kompensiert ..."Flucht" - und das bringt dir bekanntlich natürlich rein gar nix!

Etwas anderes wäre es wenn du den aufrechten Wille hast Spielfrei zu werden...   
 
 
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Balduin am 25 Oktober 2018, 13:12:36
Hallo Suchtel,
kennst du die gesetzliche Betreuung mit Einwilligungsvorbehalt? Da übernimmt ein Betreuer alle Rechtsgeschäfte z. B . im Bereich Finanzen, der  Antrag wäre beim Gericht zu stellen., Du verlierst deine Kontogewalt und kannst auch keine rechtskräftigen Verträge mehr machen, das Geld zu leben teilt er dir zu.
Viele Grüße
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Rainer am 25 Oktober 2018, 13:54:11
kennst du die gesetzliche Betreuung mit Einwilligungsvorbehalt? Da übernimmt ein Betreuer alle Rechtsgeschäfte z. B . im Bereich Finanzen, der  Antrag wäre beim Gericht zu stellen., Du verlierst deine Kontogewalt und kannst auch keine rechtskräftigen Verträge mehr machen, das Geld zu leben teilt er dir zu.

Ein Spieler der spielen will der spielt und ein gesetzlicher Betreuer mag eventuell als Hindernis eingebaut werden, aber was Hindernissen betrifft, hiermit wissen wir im allgemeinen sehr gut zu verfahren >:(

Deswegen,
so Gradlinig wie wir diese Sucht ausgeübt haben, genauso Gradlinig muss auch der Weg aus der Sucht sein, alles andere ist eh nur Wischiwaschi -Augenwischerei bzw. sind Spielpausen.

(Öhm, meine persönlich Meinung ::)) 
 
 
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Balduin am 25 Oktober 2018, 13:58:53
100 % richtig, was du schreibst.
Und ein gesetzlicher Betreuer bringt nullkommnix bzgl. der Spielsucht.
Aber er schützt einen ggf. vor dem Abstellen des Stroms oder vor Obdachlosigkeit.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 28 Oktober 2018, 11:36:12
Danke für eure Gedanken, Gobo/Marco, Balduin und Rainer!

Meine "Einstellung" ist definitiv noch nicht durchgehend die richtige :-\ Was ich allerdings verstanden und geschafft habe ist folgendes.. Ich habe meine endgültige Abstinenzentscheidung zwar offensichtlich immer noch nicht gefunden, aber ich muss und vor allen Dingen will sie aus eigenem Antrieb unbedingt finden..

Ein gesetzlicher Vertreter ist eine Idee, auch wenn er nicht die Ursachen bekämpft, sondern nur die schlimmsten (finanziellen) Symptome. Kontogewalt wieder an Familie oder Freunde abgeben ist mir tendenziell lieber, aber ich habe leider nichts in der Richtung unternommen. "Feuer frei" mit dem neuen Gehalt ist nicht mein Plan. und orgen habe ich das Gespräch mit meiner Therapeutin - ich hoffe für die Zeit bis Gehaltseingang den Kopf klar zu halten und die direkt die Mietrückstände und soweit es geht alte und aktuelle Rechnungen zu überweisen. Abzüglich Tanken und 100-200€ Bargeld.. Aber wenn ich schon selbst von "hoffen" rede ist klar - das ist ein Spiel mit dem Feuer.. Ich bin aktuell optimistisch die Überweisungen zu schaffen, aber ob dann das Bargeld wirklich für die richtigen Bedürfnisse und Vergnügungen bleibt und nicht doch früher oder später in die ein oder andere Paysafecard investiert wird, zweifel ich schon jetzt selber ab. Ich will das so gerne schaffe und mir selber vor Therapieantritt noch beweisen, dass ich es wirklich ernst meine..

Dazu passend habe ich hier im Forum von einem Mitglied einen spannenden Beitrag zum Thema "Disziplin" gelesen. Wie oft habe ich mir selber in den > 6 Jahren gesagt: "Reiß dich doch einfach zusammen, lass den Blödsinn und bezahle wie ein verantwortungsvoller, erwachsener Mensch deine Rechnungen". Ich will auch nicht die Krankheit als "Ausrede" dafür vorschieben. Und bis heute mache ich mir noch Selbstvorwürfe, wie ich in diese ganze Sache (oder auch meine komplette Lebensentwicklung der letzten Jahre) hineingeraten bin. Ich habe definitiv ein Problem mit Disziplin, in ganz vielen Lebensbereichen schaffe ich es nämlich nicht immer meinen Verpflichtungen oder selbst auferlegten Aufgaben nachzukommen . Aber ich bin auch definitiv suchtkrank, was mich besonders anfällig macht und das mit Sicherheit begünstigt. Doch am Ende bin ich ein freier Mensch und es sind meine Entscheidungen und Handlungen - die allerdings von ganz vielen Dingen beeinflusst oder teils manipuliert werden. "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach". Ich glaube fast es ist andersrum, das Fleisch wäre willig, aber der Geist zu schwach? Oder ist sogar beides zu schwach, denn mein Körper vollführt rückblickend auf durchzockte/durchwettete Nächte (und Tage) die Aktionen und Mausklicks teilweise aus Gewohnheit/Routine/angelerntem Instinkt wie von alleine (Suchtgedächtnis..)..


Mein Gespräch mit meinem Chef hatte ich, allerdings hatte er nur recht kurz Zeit für mich. Das machte es mir einerseits etwas einfacher, weil ich so ziemlich direkt zum Punkt kommen musste. Dafür blieb ich auch eher oberflächlich - ich falle demnächst aus gesundheitlichen Gründen für einige Zeit aus. Er hat das nach kurzer Überraschung und Geschocktheit gut aufgefasst und mir extrem den Rücken gestärkt und wünscht sich mich danach genesen unbedingt im Team zurück. Abgesehen vom stationären Aufenthalt habe ich nichts über die Erkrankung gesagt und er hat dann am Ende nochmal nachgefragt, ob ich nicht darüber reden möchte. In dem Moment wollte ich das aber vorerst nicht und wir sind verblieben, dass ich mich gerne jederzeit damit bei ihm melden kann. Ich habe es Stand jetzt auch vor Therapieantritt noch vor, aber ich möchte dafür dann etwas mehr Zeit im Gespräch und nicht einfach nur "pathologisches Glücksspiel" hinklatschen, sondern etwas tiefer gehen. Auch weil ich da nach wie vor Sorgen habe, dass sowas (wenn auch zurecht) Bedenken hervorruft und ich mit etwas Details zu den Umständen eher Verständnis erwecken kann. Wenn ich ein konkretes Datum und die ganzen Unterlagen für den AG fertig habe, werde ich das womöglich das tiefere Gespräch suchen. Auch wenn meine Therapeutin (die mich ja auch schon während der der ambulanten Reha betreute) mir meine Entscheidung in der Beratung nicht abnehmen wollte, war Sie der Meinung, dass zu meiner Therapie und dem "Genesungsprozess" sicherlich auch noch gehören wird, noch mehr Offenheit im Umgang mit meiner Krankheit zu lernen. Das stimmt mit Sicherheit und ich habe den Wunsch irgendwann nirgendwo mehr Verschweigungen, Ausweichungen, Ausreden, "Notlügen" und Ähnliches im Leben nötig zu haben. Aber selbst abseits von der Sucht wird das im Leben mit Sicherheit noch ein gaaanz weiter Weg, bei dem ich das Ziel voll umfänglich womöglich nie erreichen werde. Aber zumindest Stück für Stück in die Richtung, vielleicht ist ja dabei der Weg das Ziel..


Auch wenn ich ja schon im letzten Beitrag in Selbstreflektion die Befürchtung hatte, diese stationäre Therapie (Details dazu, ob es da Internet gibt (ich hoffe insgeheim nein) und ob ich in der Zeit dann hier im Forum schreiben kann/mag werden erst noch folgen) vielleicht als Auffangschutz für Eskalation bis dahin nutzen, will ich sie definitiv antreten.
Erstens wäre selbst in diesem Fall die Chance da, mich dann in 3 Monaten intensiver Beschäftigung mit mir und der Sucht mich, mein Mindset und mein Verhalten entscheidend zu verändern zu können.
Und zweitens bin ich gerade sehr optimistisch mich nicht mit dem kommenden Gehaltseingang der Sucht hinzugeben. Entgegen so manch anderem Male in diesen kritischen Phasen bin ich gerade auch nicht schon voll von Gedanken der nächsten laufenden Wetten, sondern bereits fast erfüllt von dem Gefühl der zu meinem eigenen Wohle sinnvoll getätigten Überweisungen. Ich erinnere mich daran, wie zufrieden ich schon war, als ich vor dem PC saß und es mal geschafft habe alles sauber zu überweisen. Auch wenn das Konto dann noch nach dem Abheben von etwas Geld für den Monat auch schon vor dem Monatsersten leer war, saß ich mit bereits 15/100 ausgegebenen Euro unglaublich glücklich mit Freunden bei einer Portion Nachos mit Getränk beim Film im Kino.


Diverse Sachen bedrücken mich zwar aktuell wie z.B. bisher wegen Mietrückstand gemiedener Kontakt mit dem Vermieter&langsam nötiger Vorbereitung der Wohnungsübergabe (aktuell, wo es kalt wird, kommt genau jetzt trotz ordentlichem Lüft- und Heizverhalten wieder ein Problem mit Schimmel..), offene Rechnungen, Kreditratenverzüge u.v.m.. Ich habe aber die Woche Urlaub und es kommen schöne Sachen, wie Treffen mit Familie und Freunden und allgemein bin ich wieder in Aufbruchsstimmung. Wenn ich es jetzt noch endlich mal wieder schaffe meine Post zu öffnen und mir einen Überblick zu verschaffen.. Aber heute finde ich die Disziplin dazu, es muss sein!
Auch wenn es eher um den Therapieantrag geht, ist vielleicht auch der Termin mit der Therapeutin morgen der kleine externe Kick, der es mich schaffen lässt.


Liebe Grüße :)
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: taro am 28 Oktober 2018, 15:58:32
Moin Suchtel,

der Entschluss spielfrei werden zu wollen mit den Handlungen um das wahr werden zu lassen ist schon eine ganze Menge.

Der Suchtdruck wird kommen, doch ist jeder überstandene Moment ein weiterer Schritt in die Spielfreiheit.

Die Momente des kaum auszuhalten Drucks sind meistens kurz. Mir hat es geholfen in solchen Momenten mit anderen Spielern zu telefonieren, warum ich jetzt spielen gehen muss. Beim Gespräch ist der Druck dann immer verflogen.  Als ich mit dem Rauchen aufhörte habe ich alternativ in einem Forum schreiben wollen, warum ich den Dealer erliege. Ich fing an zu schreiben und fand alles erbärmlich.  Der Schmachter ist dabei verflogen.

Taro
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Balduin am 29 Oktober 2018, 11:14:03
Hallo Suchtel,

das Drehen der Gedanken ums Geld ist bei mir ein Teil der Sucht. Wie der Magersüchtige sich den ganzen Tag mit Essen beschäftigt, beschäftige ich mich permanent mit meinen finanziellen Mitteln. Das führt bei mir wieder zum Spielen, weil Gewinne ja scheinbar meine Probleme lösen können.

Es sieht bei mir zwar besser aus, als bei dir, denn Miete und Energie waren bei nicht gefährdet, aber ich bin auch an die Grenze gegangen. Ich hab den Strom immer verspätet bezahlt, meine Centstücke zusammengekratzt um trockene Brötchen zu kaufen und meine Bekannten am Ende des Monats um kleinere Summen mit Ausreden angepumpt um noch ein bisschen was zu Leben zu haben.

Ich habe es dann auch immer so gehalten, dass ich anfangs des Monate meine Rechnungen bezahlt habe und dann den Rest verspielt habe.

Da das bei dir jedoch schief gelaufen ist spielst du mit dem Feuer und Obdachlosigkeit. Deshalb mein Rat: Gibt die finanzielle Kontrolle ab, schließ das Hintertürchen, dass du die Einnahmen doch verspielen kannst, mach es heute.
Auch wenn es dir diesen Monat gelingt, die Rechnungen zu bezahlen, mach es trotzdem für die nächste Zeit. Es ist so schwierig, in der heutigen Zeit mit negativer Schufa ein neue Wohnung zu finden.

Der Druck, der dir dann "zwangsweise" genommen wird, darf natürlich trotzdem nicht dazu führen, dass du deinem Weg zu Spielfreiheit nicht fortführst.

Viele Grüße

Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 29 Oktober 2018, 19:42:49
Ich habe mich tatsächlich noch vor meinem Termin an meine Post gewagt und alles sortiert - es sieht gar nicht soo katastrophal aus.

Mit meiner Therapeutin bin ich vor allem wie geplant die Post der Rentenversicherung mit der Bewilligung durchgegangen und wir haben Papierkram fertig gemacht. Es gibt aber auch noch ein paar Sachen, die mir dann nächste Woche der AG ausfüllen muss. Post von der Klinik kam immer noch nicht, wir haben angerufen und es gibt eben noch keinen konkreten Platz und Termin. Es kam dann aber noch während der Stunde ein Rückruf - nächste Woche wäre spontan ein Platz frei geworden... Gefällt mir nicht... 1. dem AG gegenüber dann doch so kurzfristig auszufallen und 2. weil das mit der Wohnung und rechtzeitigem Leerräumen etc. extrem schwierig werden würde. Punkt 1 haben weder die Dame der Klinik noch meine Therapeutin richtig gelten lassen wollen, Punkt 2 schon eher.  Ich soll nochmal eine Nacht drüber schlafen und morgen Rückmeldung geben. Ansonsten klappt es vielleicht erst die Woche vor Weihnachten. Direkt Anfang Dezember wäre perfekt für mich gewesen, aber dann bin ich lieber 2,3 Wochen bei Freunden oder Familie als so Hals über Kopf... Wenn mich über Nacht kein Sinneswandel überkommt, sage ich den direkten Einstieg ab; die Dame meinte eventuell hat sie morgen dann auch schon noch einen anderen Platz im Dezember, der frei wird.

Heute Nachmittag war dann schon das Gehalt auf dem Konto, ich habe eher geistesabwesend nebenbei am PC mein Online-Banking gechecked und es zufällig bemerkt. Uff, ich war für heute noch nicht so direkt darauf vorbereitet, aber habe mir mich motivierende Mucke angemacht, meine Aufstellungen und Planung von nach der Postöffnung geholt, und die Sachen der Reihe nach überwiesen 8)
Ich habe momentan einige Hürden eingebaut, so dass ich zum Glück nicht ohne weiteres online wo einzahlen könnte, aber sowohl direkt nach Erblicken des Kontostands als auch wieder etwas nach den getätigten Überweisungen kam enormer Suchtdruck auf. Ich hätte es mir ja jetzt verdient.. Und 20,50€ tun machen nicht den Unterschied und wie oft hab ich damit schon einige Hunderte rausholen können.. Ich habe aber meine Vernunft, Disziplin etc. wieder finden und es mir ausreden können. Bargeld abheben, Tanken und Einkaufen alles erstmal verschoben. Überall gibt es diese Paysafecards oder andere Auflademöglichkeiten (CashToCode etc..)..

Taro, das mit dem Anrufen bei Suchtdruck ist so eine Sache. Wenn ich es wirklich schaffen sollte das Telefon/Handy in die Hand zu nehmen, bin ich im Prinzip schon wieder genug bei Sinnen. Ich weiß ja ganz genau, dass dem Suchtdruck nachgeben falsch wäre und mir der Angerufene es "ausreden" bzw. in Gedächtnis rufen würde, dass ich es selber doch eigentlich gar nicht will.. Genauso wie diese Strategien kleine Peperonis in der Hosentasche zu haben und dann draufzubeißen oder wenn man daheim ist einfach in Kleidung unter die Dusche springen und Wasser laufen lassen.. In der Theorie genial und kann einem Helfen diese Minuten des extremen Suchtdrucks zu überstehen und ich finde es super, wenn jemand da für sich was findet, was klappt, wie bei dir Telefonieren  :) Aber mich hat bisher leider nichts davon effektiv vor "Rückfällen" bzw. Unterbrechungen meiner kurzzeitigen Spielpausen bewahren können.. Vielleicht habe ich aber einfach auch noch nicht das gefunden, was für mich funktioniert.
Sorry, ich merke schon selber - ich wirke oder bin mal wieder beratungsresistent und will alles besser wissen und schon probiert haben.. Ich habe zwar schon ein paar Jahre incl. einiger Zeit aktiven Kämpfens gegen die Sucht hinter mir, aber bin trotzdem noch ganz am Anfang meiner Reise in Richtung Spielfreiheit und bin dankbar für jede einzelne Hilfestellung, Idee, Tipp, Anregung etc...

Balduin, ein Glück habe ich es ohne deine empfohlene Abgabe der Kontrolle geschafft, allerdings war es ein riesiges Risiko und ist nur - zumindest vorerst - geradeso gut gegangen und das Schlimmste für den Monat schon mal abgewendet. Aber umso schöner und gut fühlt es sich gerade an, es mal endlich wieder alleine geschafft zu haben.
Ich weiß noch gar nicht, wie ich in der Zeit in der Klinik das ganze mit Wohnsitz, Post etc. handhaben kann, aber zumindest währenddessen werde ich wohl sowieso die Kontrolle über Konto etc. wieder abgeben.
Der Zug mit der Schufa ist bei mir längst abgefahren :-\ Wie ich nach der Therapie eine Wohnung finde, weiß ich noch nicht. Aber da kriegt man sicher Unerstützung, evtl. kommt auch eine gewisse Form des betreuten Wohnens in Frage. Und ansonsten bin ich wohl auf Bürgschaft angewiesen, da würde ich aber auch wen finden können. Nichtsdestotrotz ist die Wohnungssuche allgemein eh immer schwierig, aber soll bis Februar, März erstmal nicht eine meiner primären Baustellen sein.

Ich hoffe ich schaffe die nächsten Tage ohne Spielen, morgen oder spätestens übermorgen muss ich Geld abheben, Tanken und Einkaufen. Ich habe schon oft den Plan gehabt 200€ in einem Briefumschlag zu legen und das Geld nur ganz gezielt den Monat über zu verwenden. Geschafft mich daran den ganzen Monat über zu halten, habe ich bisher noch nie. Zumindest für die nächsten paar Tage bin ich aber gerade optimistisch gestimmt :)

Im Urlaub richtig verreisen können, habe ich schon lange nicht mehr. Aber die nächsten Tage könnten trotzdem ganz schön werden. Vereinsabend, zusammen Fußball DFB Pokal schauen (kein großer Trigger, Fußball war die letzten Jahre schon lange nicht mehr mein Wettgebiet), Halloween mit Freunden, Shishabar, gegen Wochenende Familie besuchen. Alles mit genug Geld und theoretisch vorerst recht frei von größeren Sorgen, hoffentlich bleibt es so und ich verbaue es mir nicht irgendwie..
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 30 Oktober 2018, 18:13:41
Ich habe mich wie erwartet gegen den quasi direkten Termin in der stationären Klinik entschieden und denen Bescheid gegeben. Ich habe zwar noch keine konkrete Alternative genannt bekommen, aber im Laufe des Dezembers wird es höchstwahrscheinlich schon klappen. Das reicht mir auch und passt mir einfach wesentlich besser.

Ansonsten habe ich weiter im Griff gehabt und nirgendwo auf welche Art auch immer etwas eingezahlt, war aber auch noch nicht einkaufen und tanken. Heute war vom Suchtdruck her aber gar keine ganz heiße Phase dabei. Jetzt gleich auf zum Sport und dann zusammen Pokal gucken und ich kann mir dabei was gönnen 8)

Morgen an der Kasse im Supermarkt und Tankstellenschalter muss ich mich zusammenreißen, aber ich glaube im Moment fest daran, dass ich das hinkriege :)

Ich hoffe nur, ich will mir mit dem Nicht-Antritt kommende Woche nicht selber die Tür offenhalten, die stationäre Therapie doch noch zu canceln, weil es gerade ja vermeintlich wieder läuft.. Aber ich hab's nicht vor, sondern will es unbedingt.

Ansonsten läuft eben gerade tendenziell wirklich alles in eine gute Richtung und ich fühle mich mich so gut wie lange nicht mehr :D
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: nutella am 30 Oktober 2018, 19:50:01
@suchtel pass auf Dich auf, die Euphorie ist ein guter Blender..
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Gobo2018 am 30 Oktober 2018, 23:13:01
Sehe ich genauso....

Du tanzt auf der Klinke der Schneide..... da kann man sich schneiden...
Es ist wichtig für dich das du deine Sachen regelst um dann relativ entspannt in die Therapie zu gehen.

Die Therapie kannst du wie Urlaub sehen (wenn du es schaffst sie anzutreten) diese ist auch irgendwann wieder vorbei.
Dann ist es auch wichtig das man wieder in das normale Leben rein findet.

Obwohl ich damit nicht meine alles immer nur negativ zu sehen und alles runter zu ziehen.
Man ist schneller wieder in seinen alten Mustern als man denkt und hier spreche ich aus Erfahrung....

Halt uns auf dem laufenden.... schönen Abend noch
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 01 November 2018, 19:09:35
Ja, ich habe mich schon oft durch Euphorie blenden lassen und genauso schnell ging es dann rückblickend auch meistens bergab. Das ist immer gefährlich, da habt ihr völlig Recht, nutella und Gobo.

Meine Stimmung ist besonders schwankend die letzten Tage und Wochen. Generell wahrscheinlich auch schon Monate und Jahre. Nur habe ich mich jetzt kürzlich für ein paar Tage vereinzelt immer mal wieder richtig gut gefühlt, in den letzten ~2500 Tagen waren es wahrscheinlich insgesamt weit unter 50.

Gerade bin ich irgendwie traurig ohne richtig triftigen Grund. Dabei bin ich gerade so noch standhaft oder zumindest ohne Einzahlung geblieben. Ich differenziere da vom Spielen allgemein, weil ich gerade die Woche im Urlaub so viel Zeit hab, sodass ich dann am PC nach wie vor immer wieder nach Freespins/Freebets gucke; das ist definitiv nicht gut und diese Gewohnheit muss ich mir abgewöhnen, weil mich das extrem triggern kann - deswegen verteilen die Wettanbieter und OCs das ja auch, am Ende amortisiert es sich für sie innerhalb von ein paar Tagen oder sogar nur Stunden.. Heute hatte ich zwischenzeitlich dadurch auch wirklich extremen Suchtdruck und war gedanklich schon am loslfahren um mir eine PSC zu holen - einen 50%Bonus auf Sportwetten wollte ich mitnehmen... 50€ schulde ich vom letzten Monat noch einem Freund und weiß noch gar nicht, wann ich ihn überhaupt das nächste Mal sehe und er macht da keinerlei Stress (obwohl auch er mittlerweile von meiner Spielsucht weiß). Ich habe es gestern auch präventiv bar mit abgehoben und den 50er beiseite getan. Der war extrem in Kombination mit dem Angebot extrem verführerisch - es bekommt ja erstmal keiner mit, wenn der fehlt, und ich setze einfach den Bonus schnell mit 3,4 Wetten um und dann zahle ich mindestens die 50 direkt wieder aus...  So wollte ich es mir einreden. Aber es kann eben genausogut schief gehen und dann passieren, dass ich jeden einzelnen verfügbaren Euro umwandle und verliere. Und selbst wenn ich gewinnen sollte, bin ich vermutlich wieder so getriggert und gierig, dass es früher oder später weg ist. Und selbst wenn ich sogar sagen wir 100 auszahlen können sollte, es würde mein Leben nicht entscheidend positiv verändern..

Ich habe mich heute zwar davon abhalten können, aber irgendwie ist in mir immer noch so fest das Denken verankert, dass ich beim Wetten nicht unbedingt verlieren muss, sondern durchaus gewinnen kann. Obwohl ich über Jahre hinweg das Gegenteil erlebt habe.. Eher kann ich es für mich noch begründen, dass ich mir eh nicht so viel Geld aus mache und aktuell alles halbwegs im Lot ist..

Aber auch die Ablenkung, Unterhaltung und Spannung reizt mich extrem. Ohne die Arbeit bleibt trotz vermeintlich viel Freizeibeschäftigungen mit Verein, Freunden, Familien noch so viel Zeit. Schon als Kind und dann auch Jugendlicher habe ich mitunter extrem viel an PC oder Konsole gezockt. Im Nachhinein vergleichsweise harmlos zum Glücksspiel. Mittlerweile reizen mich Videospiele aber nicht mehr so wirklich, ich habe teilweise mit Serien und so angefangen, aber irgendwie langweilt mich dann am Ende fast alles.. Heute wollte ich zwischenzeitlich einfach eine Runde raus mal spazieren (ohne Geldbeutel), aber am Ende ist es auf einen sehr ausgiebigen Mittagsschlaf bei etwas Musik hinausgelaufen.. Das kann vereinzelt schön und erholend sein, aber mich frustriert das mitunter eher. Ich glaube nicht, dass ich eine "richtige" Depression habe, aber über die letzten Jahre habe ich mitunter schon Phasen extremer Lethargie durchgemacht, wo ich mich zu fast gar nichts motivieren konnte. Meine wichtigsten Stützen incl. Arbeit, Verein, Unternehmungen mit Freunde habe ich zum Glück aber immer, wenn auch teilweise dann nicht mehr so regelmäßig, beibehalten.

Einfach mal so raus an frische Luft spazieren täte mir an Tagen, an denen ich sonst keine festen Termine oder Vorhaben, glaube ich richtig gut. Zum Teil hemmt mich wahrscheinlich auch mein teilweise soziale Unbeholfenheit. Einfach so ohne Grund draußen rumlaufen, das ist doch komisch (nein ist es natürlich nicht und selbst wenn jemand sogar denken sollte, was soll's..). Ich fühle mich manchmal schon unwohl, wenn am Fenster ein Nachbar vorbeiläuft..

Ich merke und weiß eigentlich auch schon, dass unglaublich viele Themen habe, in denen ich mich persönlich weiterentwickeln kann und auch muss um ein richtig glückliches Leben führen zu können. Die 3 Monate mit Profis sind ja jede Menge Zeit und ich hoffe, dass ich da auch abgesehen von der Sucht an meinen ganzen anderen Baustellen arbeiten kann.

Seit gestern in der Shishabar weiß mein wahrscheinlich bester Freund, dass ich für 3 Monate in die Klinik gehen werde. Er hat mich natürlich darin bestärkt und mir großen Respekt gezollt. Jenachdem wohin, warum und wofür es mich nach dieser Zeit dann verschlägt, erwägen wir sogar zusammen in eine WG zu ziehen.

Morgen besuche ich am Nachmittag meine älteste Schwester+Schwager mit den Kids, das wird schön. Am Samstag sehe ich dann auch noch einen weiteren Großteil der Familie, weil wir Opa (meine Perspektive) anlässlich seines Geburtstags in seinem Pflegeheim besuchen. Er leidet seit 2,3 Jahren an sehr starker Demenz und es ist für mich immer noch komisch, wenn er mich - tagesformabhängig - teilweise gar nicht mehr erkennt oder es von der einen auf die andere Sekunde vergisst..

Und nicht zuletzt hat sich heute Mittag ein Ex-Chef von mir, den ich extrem schätze (genauso wie er ich) und mit dem ich deshalb auch in Kontakt geblieben bin, bei mir gemeldet. Faszinierend wie er (Groß-)Familie mit eigenen Kids, Arbeit, Hobbies und dazu außergewöhnlich viel Engagement in Nachbarschaft, Politik uvm von außen betrachtet alles auf die Reihe kriegt- und dabei noch so viel Zeit und Empathie für Mitmenschen incl. mir aufbringt. Er wollte sich wohl einfach mal wieder nett melden (unser letztes Treffen ist wahrscheinlich schon wieder knapp 2,3 Monate her) und als ich ehrlich antworte, dass es mir nicht so gut geht, hat er sich direkt für Montag mit mir verabredet. Ich wollte mich ihm schon vor vermutlich mehr als einem Jahr als erstem außerhalb der engsten Familie anvertrauen, aber es ging mir dann bisher doch nie über die Lippen. Diesmal will ich es auf jeden Fall rauslassen. Zumal er einer der wenigen Menschen ist, bei dem ich mir absolut sicher bin, dass er wirklich von tiefem Herzen ohne Gedanken an sich selbst nur das Beste für mich möchte.

Ich weiß, ich schweife ziemlich vom Thema Sucht ab, aber ist ja schließlich mein Tagebuch und irgendwo hängt doch alles mit Defiziten und allgemeiner Unzufriedenheit im Leben zusammen, warum man sich mal in den Bann des Glücksspiels hat ziehen lassen oder ihm nach wie vor verfallen ist.. Außerdem tut mir das von der Seele schreiben gut, ist bestimmt etwas durcheinander, aber geradeheraus und befreit..

Liebe Grüße :)
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: nutella am 01 November 2018, 19:41:48
@suchtel

Ich habs mit Spannung gelesen und nein Du bist kein bisschen vom Thema abgeschweift.. Eher im Gegenteil hast Du deine gefühlslage beschreiben..

Dieses Gefühl von Trägheit kenne ich zu gut und verlangt oft viel ab von uns etwas zu tun was zudem mit Mühe verbunden ist.. Das dahin vegetieren und nach einfachen Gewohnheiten zu greifen ist dann das einfachste.. Wir tendieren dann lieber sehr schnell zu den von uns angelernten Verhaltensmuster..

Doch suchtel brauch auch alles seine Zeit neue Muster aufzubauen um dann genau in solchen Momenten danach zu greifen.. Viele Vorhaben hast Du gerade mitgeteilt, welche bestimmt die nächsten Tage mit positiven Ereignissen ausfüllt und das Spiel in den Hintergrund rückt.. Jeder Tag, alle 24 Stunden helfen uns wieder ein Schritt weiter..

In einem hast Du mir etwas voraus, sich gerade dann offen mitzuteilen wenn der suchtdruck aufkommt.. Habe ich sicher oft irgend jemanden angerufen, aber den wahren Grund eher im Hintergrund gehalten..

Wichtig aber, es hat mir geholfen diesen Moment mit besserem auszufüllen als der Gang..

Bleib Stark..



Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 02 November 2018, 10:22:45
Danke für deinen Zuspruch, nutella :)
Heute sollte es mir leicht fallen, stark zu bleiben, allein schon weil sich so gut wie keine Gelegenheit bieten wird (klar könnte ich es mir, wenn ich wollte/nachgeben würde, irgendwie einrichten). In etwa einer Stunde bin ich den restlichen Tag, bis ich dann abends/nachts von Freunden wiederkomme, quasi durchgehend auf Achse. Aber alles schöne Termine/Treffen, auf die ich mich freue  :D

Schöne 24h ;)
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: nutella am 02 November 2018, 10:33:56
Suchtel

Heute sollte es mir leicht fallen, stark zu bleiben, allein schon weil sich so gut wie keine Gelegenheit bieten wird (klar könnte ich es mir, wenn ich wollte/nachgeben würde, irgendwie einrichten). In etwa einer Stunde bin ich den restlichen Tag, bis ich dann abends/nachts von Freunden wiederkomme, quasi durchgehend auf Achse. Aber alles schöne Termine/Treffen, auf die ich mich freue  :D

Ich wünsche Dir viel Spaß bei all deinem Vorhaben in den nächsten Tagen.. Du packst das.. :)
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 05 November 2018, 20:02:03
So, mein letzter Urlaubs- bzw. heute freier Tag neigt sich dem Ende zu und morgen geht es wieder zur Arbeit.
Ich habe tatsächlich einige schöne Momente genießen können und richtig schlimme Langeweile kam nur an 1,2 Tagen auf.

Aktuell führe ich wieder Tagebuch über mein Spielverhalten in einer kleinen selbst angelegten Excel-Tabelle (gar kein Spielen, falls doch wie viel, Suchtdruck und noch anderes). Seit dem 29.10.18 (letzter Gehaltseingang) habe ich komplett bewusst dagegen angekämpft auch nur einen Cent auf welche Art auch immer zu verzocken und es bis jetzt geschafft.
Ich habe das in den vielen Jahren natürlich schon öfters probiert, auch die Dokumentation. Aber ich war meistens spätestens nach 1,2 Wochen so frustriert, dass ich es nicht schaffe/geschafft habe und dann nur noch zwangsabstinent war, da kein Geld zur Verfügung. Oder ich habe angefangen die Tabelle zu beschönen und mich selbst dabei zu betrügen.
Und selbst in der Zeit der ambulanten Reha, während Kontoabgabe oder als ich vermeintlich völlig blank war, habe ich doch immer wieder irgendwie 10€ zusammenkratzen können um mir eine PSC zu besorgen.

Von daher schon irgendwo ein Erfolg, gerade heute hatte ich zwischenzeitlich sehr starken Suchtdruck. Ich habe aktuell so viel Bargeld bei mir wie lange nicht mehr und hatte mich fast soweit, dass ich mir glaube 25 oder 50€ würden momentan nichts ausmachen und ich könnte die in ein paar Wetten "investieren", vielleicht käme ja was bei rum und falls nicht auch nicht tragisch - niemand bekommt es mit. Ich habe immer nach außen hin alles vertuscht und schöngestellt und bin gedanklich schon wieder am Planen daran. Selbst in der ambulanten Reha bei manchen Therapeuten und jetzt schon fast selbst hier im Forum. Verrückt, so oft will ich anderen und natürlich damit auch mir selbst was vormachen.

Das Schlimme ist, dass ich wirklich jeden einzelnen Tag auf Promotionsseiten der Wettanbieter und ähnlichem unterwegs war. Ich schaffe es nicht mal die Sachen aus den Favoriten/Lesezeichen zu löschen - oder will es scheinbar nicht. Mir könnte ja was entgehen und ich nutze ja nur Sachen, die nichts kosten. Ich habe es ja auch geschafft, trotzdem nichts einzuzahlen.
Wahrscheinlich bin ich immer noch meilenweit von meiner Abstinenzentscheidung entfernt und das Einzige von dem ich wirklich ehrlich "abstinent" will, ist die finanzielle Misere :(

Und womöglich habe ich mich aktuell nur im Griff, weil ich mich vor mir selber und für den Antritt der stationären Therapie rechtfertigen will, dass ich es ernst meine :-\

Meine Stimmungsschwankungen halten an und wahrscheinlich sinkt insbesondere die Stimmung immer dann, wenn ich mir selber bewusst werde wie tief ich doch trotz "Echtgeldverspielungsabstinenz" weiterhin darin drinstecke und mitunter nieder meine Gedanken sind.

Die Familienmitglieder, die ich jetzt die Tage getroffen habe und noch nichts von meinem geplanten Therapieantritt wussten, haben mich natürlich darin bestärkt und weiterhin Unterstützung angeboten und versprochen, Besuche über Weihnachten etc..

Das Treffen heute mit meinem Freund und Ex-Chef war schwierig, aber auch schön. Er ist in dem Thema Sucht wirklich nicht drin. Verständnisvoll war er trotzdem und ging das Thema von der Seite mit der ganzen Zeit, die man doch damit verbraucht an. Er sei sicher auch nicht komplett unberührt von den verschiedensten Verlocken, die diese Welt zu bieten hat. Aber er hat schlichtweg schon so vieles für das er sich begeistert und engagiert, dass gar keine wirkliche Zeit für sowas bleibt. Und wenn er dann mal zur Ruhe bekommt, ist er natürlich so viel es geht mit der Familie. In Selbstreflektion hat er sich beinahe schon als "süchtig" nach Lob und Anerkennung gesehen. Sowas renne ich selbst schon auch hinterher oder versuche es zu kompensieren. Er meint, spontane in einen Blumenstrauß für seine Frau investierte 10€ sind so gut angelegt wie nichts anderes und es gibt keine schönere "Rendite" als ein Lächeln und Küsschen.
Er hat auch mir Engagement für Ehrenamtliches in welcher Form und für was auch immer nahelegt. Wie so oft, habe ich das zwar vermeintlich angenommen und abgenickt, aber innerlich mich schon direkt zu Beginn dagegen gesträubt. Ich bin ja schon in Vereinen; mit Kindern und Älteren kann ich nicht so gut etc.. Beim Weg zum Auto - ich hatte bewusst etwas weiter weg geparkt, damit ich noch etwas zum Reflektieren habe - habe ich mir nochmal Gedanken gemacht.. Zeit für soziales Engagement hätte ich sicherlich noch und es geht mir ja auch wirklich nicht ums Geld, sondern ich will keine Langeweile und meine Zeit "sinnvoll" nutzen. Und wenn man dort wirklich jemandem helfen kann und sich Menschen darüber freuen und dankbar sind, ist das schon toll.
Es müsste halt allerdings schon etwas sein, was mir aber auch irgendwo Spaß macht. Auch in meinem Sportverein hatte ich schon mal überlegt, dass Jugendtraining wieder aufleben zu lassen und mich zu engagieren und einmal die Woche Training zu geben. Und vielleicht eine Mannschaft, die ich betreue, und am Wochenende zum Spiel fahre etc.. Habe ich teilweise schon mal gemacht, nur sind manche Kinder echt schwierig.. Betreuen, Aufpassen o.Ä ist eigentlich nicht so meins. Beim Besuch meines Opas war im Cafe in dem Seniorenheim auch eine ehrenamtliche Dame, die an der Theke mit Kaffee&Kuchen bedient hat. Und allein in den 1,2 Stunden, die wir dort waren, gab es für Sie die ein oder andere sehr knifflige Situation mit den älteren Herrschaften zu lösen..
Irgendwo, wo man richtig anpackt, an einer Baustelle für ein Obdachlosenheim, ein Jugendzentrum, eine Kapelle etc. wirklich Baumaterial zu schleppen und zu sehen wie das ganze langsam aber sicher Form annimmt und dann am Ende die Menschen, die dort sein können, glücklich macht. Sowas wäre vielleicht was..

Die ganze Sache mit ehrenamtlichen Engagement ist aber wenn wohl eher ein mittel- bis langfristiges Thema in meinem Leben..

Morgen geht es erstmal wieder an die eigentliche Arbeit. Irgendwie habe ich gemischte Gefühle.. Ich muss die Rentenversicherungsunterlagen meinem Chef bzw. der Personalassistenz, mit der ich ziemlich gut kann, geben. Und diese dafür auch erstmal mit ins Boot bezüglich des 3 bevorstehenden 3monatigen Ausfalls nehmen. Und mir dann überlegen, ob ich das Thema pathologisches Glücksspiel auspacken will.. Und wann ich die Abteilung über den Ausfall informiere und ob ich da ins Detail gehen möchte..
Ich nehme die Unterlagen alle mit und entscheide dann wohl spontan, vermutlich bleibt es dann vorerst mit der neutralsten Info 12 Wochen medizinische Reha im kleinstmöglichen Kreis also Chef und Personalassistenz..

Mit der Öffnung im Sportverein tue ich mich auch extrem schwer, ab Dezember falle ich dann womöglich noch vor der Winterpause für 1,2 Spiele aus und bin dann 3 Monate ganz weg.. Das schreit fast schon wieder nach "Notlüge" oder Verschweigen :-X
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Gobo2018 am 05 November 2018, 20:19:00
Suchtel toll da du bist jetzt durchgehalten hast und doch einiges regeln konntest.

Das mit dem Suchtdruck ist am Anfang eine schwierige Sache.
Wichtig ist dir vor Augen zu führen das du das spielen nicht brauchst.
Es bringt dir nichts.

Auch wen dir das spielen Spaß macht hat es nur Nachteile und absolut keine Vorteile.
Das mit den Gedanken wie du die zeit füllen kannst ist auch gut.

Aber Regel das alles nach der Therapie.
Ich gehe davon aus du hier auch noch andere Sachen an die Hand bekommst.

Das mit der Arbeit ist auch nur ein Termin.
Das du hier Angst hast verstehe ich aber der Termin kommt und geht auch wieder.
Es ist dein Leben und du hast nur das eine.

Ansonsten ist doch eigentlich alles zur Zeit im Lot.
 
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: nutella am 06 November 2018, 05:19:23
Hallo Suchtel..

Es hat wieder Spaß gemacht mit Spannung dein erlebtes zu lesen und freue mich noch mehr darüber wie standhaft Du in manchen kleinen Momente geblieben bist..

Das genau ist die Kunst was wir eben nun lernen müssen die Zeit anders auszufüllen oder gar auch selbst die ruhigen Stunden eher als Entspannung zu nutzen..

Klasse gemacht..!
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 18 November 2018, 12:24:06
Die letzten 2 Wochen ist nicht so viel passiert. Richtig starker Suchtdruck ist nur selten und wenn nur kurz aufgekommen und ich habe seit dem 29.10 weiterhin kein Echtgeld gesetzt.

Ich bin auch gut aus der Urlaubswoche zurück in die Arbeit gekommen. Ich hatte auch einen Termin für ein Treffen mit meiner Abteilung und dem Chef sowie der Personalassistenz angesetzt. Dadurch hatte ich mich gewissermaßen selbst verpflichtet, mein Vorhaben mich den engen Kollegen gegenüber zu öffnen, auch wirklich umzusetzen. In ~10,15 Minuten habe ich den anstehenden längeren Ausfall wegen pathologischer Spielsucht (kombiniert mit allgemein schlechtem Lebensgefühl in Richtung Depression) etwas erklärt und wie es dazugekommen ist. Trotz Überraschung/Schock waren alle ziemlich verständnisvoll und sprachen mir großen Respekt für diese Offenheit aus und wünschen sich mich anschließend wieder glücklicher und in besserer Verfassung zurück. Ich sagte ehrlich, dass es aktuell der Plan ist, aber sich in der langen Zeit auch einiges an mir und meinen Lebensplänen ändern könnte. Eigentlich hatte ich das ganze Meeting mehr oder weniger so wie es kam auch erwartet und es lief insgesamt gut; schlecht habe ich mich nur gefühlt, weil die wenigen, die schon vorher von dem Ausfall (allerdings eben ohne genauen Grund) wussten, sich scheinbar sehr große Sorgen gemacht haben und "ernstere", körperliche Probleme befürchtet hatten, Krebs o.Ä.. Der Chef hat seine direkte Antwort auf meinen "Vortrag" abbrechen müssen, weil er mit den Tränen zu kämpfen hatte, aber ich glaube eher vor Erleichterung, weil er mit dem Schlimmsten gerechnet hatte..

Sonst ist das Leben aber gefühlt etwas vor sich hin geplätschert. Jetzt muss sich allerdings zwangsläufig dann einiges ändern, denn zum 30.11 muss ich aus der Wohnung. Obwohl es bei der kleinen Wohnung und den wenigen Sachen eigentlich gar nicht viel Arbeit ist, habe ich mich noch nicht richtig zu wirklichen Vorbereitungen aufraffen können..
Einen weiteren spontanen Platz für ab dem 20.11 in der Klinik habe ich wieder abgelehnt, weil es mit der Wohnung und der Arbeit so Hals über Kopf schwierig ist.. Jeden Platz ab dem 1.12 habe ich versprochen anzunehmen, leider gibt es ab da noch keinen konkreten und mit Pech muss ich dann bis nächstes Jahr waren :(
Deswegen muss ich jetzt auch langsam wirklich klären, bei wem ich in der Übergangszeit unterkomme. Angebote habe ich, alle mit anderen Vor- und Nachteilen..
Meine Sachen kann ich während der Klinik wo unterstellen und ich habe schon Freunde für Hilfe an möglichen Terminen für den Auszug angefragt, das sollte kein Problem werden.

Insgesamt geht es mir ganz gut und die richtigen Maßnahmen scheinen eingeleitet. Nur lasse ich eben alles etwas auf mich zu kommen und werde vermutlich wie so oft erst dann richtig tätig, wenn die Zeit dann richtig drängt. Dadurch bin ich nach wie vor sehr fremdbestimmt oder aus eigenen unbewussten/ungewollten Gewohnheiten :-\ Proaktiv aus eigenem Antrieb heraus Dinge anzugehen um sie wirklich nach eigenem Wunsch zu gestalten muss ich defintiv noch lernen..

Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 29 November 2018, 12:13:04
Leider habe ich meine Art des Rausschiebens nicht ablegen können. Auf heute Nachmittag zum Um- bzw. eher Auszug habe ich einen Sprinter gemietet. Nach der Arbeit kommen am Spätnachmittag 3,4 Freunde vorbei und helfen die Sachen verladen und zum übergangsweise unterstellen in einen Abstellkeller der Familie bringen. Spontan habe ich mir heute doch noch zum Vorbereiten in der Wohnung freigenommen, heute auf Arbeit fehlen ist nicht so tragisch und Überstunden habe ich eh noch genug. Eigentlich hatte ich die letzten Wochen und Tage genug Zeit, aber selbst jetzt ein paar Stunden bevor es losgeht, bin ich nur schwer in die Gänge gekommen und mache jetzt gerade schon eine kleine Pause..
Ansonsten haben mich meine letzten 6,7 Jahre jetzt endlich doch noch dazu geführt obdachlos zu sein. Einen Termin zum Antreten der stationären Therapie habe ich noch nicht. Im November hatte es natürlich spontan was gegeben, was ich aber wegen der Wohnung etc. noch nicht annehmen konnte/wollte. Und jetzt gibt es wahrscheinlich bestimmt 2,3 Monate nichts. Tja Schicksal, im Nachhinein ist man immer schlauer - immerhin kann ich mich dann etwas im Selbstmitleid baden :-X
Entschieden, wo ich übergangsweise schlafe habe ich auch noch nicht, ich will einfach keinem zur Last fallen. Oder wie meine Therapeutin gestern meinte, ich bin womöglich noch zu stolz - in einer solchen Notsituation aber völlig unangebracht. Und selbst Sie, die mich kennt, ist von meiner aktuellen extremen Lethargie trotz der Dringlichkeiten etwas entsetzt.
Ich könnte auch vorerst in dem Keller "leben" und schlafen, aber mindestens für Bad, Dusche etc. muss ich die durchaus angebotene Hilfen von Freunden oder Familie in Anspruch nehmen.
Im Moment fühle ich mich entsprechend schlecht, aber wenn ich das zwangsläufig spätestens morgen geklärt habe und sich meine gewählte Übergangslösung dann etwas eingespielt hat, wird es denke ich besser.

Spielfrei bin ich immer noch, kurzzeitig kamen gerade heute Gedanken wieder zu zocken und einfach zu riskieren. Ich wäre abgelenkt und wenn ich was gewinne, könnte ich gemütlich Hotelzimmer o.Ä. mieten und hätte etwas Ruhe und falls ich es verspiele macht es keinen großen Unterschied.. Bin aber mittlerweile wieder bei Sinnen und werde es schaffen heute oder morgen dann direkt die geplanten nötigen Überweisungen etc. zu machen und den übrigen Rest einfach unberührt drauf zu lassen. Ab Freitag/Samstag werde ich dann wohl eh nicht mehr allein sein und nicht ohne weiteres Internet außer mit dem Handy haben, und dort spiele ich nicht, kann nicht mal einzahlen etc.. Man könnte meine ich plane da schon eine Rückfall, aber meine Handy ist wirklich zu schwach um überhaupt diese Apps ohne ähnliches da zum Laufen zu bringen, vom Browser ganz zu schweigen. Aber zum Telefonieren, Whatsapp und auch Emails reicht es gerade noch.

Naja die nächsten Stunden und Tagen werde ich schon irgendwie überstehen, hoffentlich weiter/wieder die Arbeit antreten können (ob ich es morgen schaffe, muss ich noch gucken..). Und dann bekomme ich hoffentlich bald einen Termin für die Klinik, am besten noch im Dezember..

Mal gucken, wann ich hier wieder schreiben werde/kann..

Im Endeffekt geht es mir selbst in allen worst case Fällen immer noch so viel besser als einem Großteil der Menschheit - kein Krieg wo ich lebe, körperlich bin ich immer noch völlig gesund und so vieles mehr, sodass ich immer noch dankbar bin für dieses Leben, das ich habe, und es wird die nächsten Wochen, Monate und Jahre wahrscheinlich wieder noch besser
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: taro am 29 November 2018, 13:20:28
Moin Suchtel,

die Vorweihnachtszeit war für mich als Spieler aus vielerlei Gründen immer sehr schwer. Das Jahr bevor ich mir Hilfe in der SHG suchte war das schlimmste. Ich verbrachte Heiligabend auf der Straße. Eine Erfahrung die ich niemanden wünsche.

Sorge gut für Dich, der Fisch fängt nach drei Tagen an zu stinken heißt es. Du kannst also gerne bei Freunden und Bekannten für jeweils drei Tage unterkommen ohne das Du ein schlechtes Gewissen haben must.  Wenn die Zeiten besser sind kannst Du Dich revanchieren.

Ich wünsch Dir schöne 24 h

Taro
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 30 Dezember 2018, 10:39:52
Ein kurzes update zu mir via Handy,  entschuldigt Schreibfehler etc..

Mit anfang Dezember War ich nun offiziell ohne festen Wohnsitz, bin meiner Arbeit weiter nachgegangen und habe sonst grossteils bei meinem ältesten Bruder gewohnt und geschlafen.

Über Weihnachten habe ich nochmal den grossteil der familie besucht und bin seit 27.12 nun stationär in der median Klinik wilhelmsheim.

Die Spieler machen hier nur einen sehr kleinen Bruchteil der Patienten aus und erst recht meine altersgruppe und dafür typische hauptsucht Ausprägung Richtung wetten.

Trotzdem habe ich mich gerade für meine Verhältnisse schon recht schnell recht gut eingelebt und fühle mich relativ wohl.
Ich hoffe die nächsten 12 Wochen bringen mich voran, in jedem Fall hab ich hier ein Dach über dem Kopf und essen. Nur die Arbeit fehlt mir..

Liebe grüße
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: taro am 30 Dezember 2018, 12:24:40
Moin Suchtel

es freut mich das Du in der Therapie bist und Dich wohl fühlst.
Arbeit wartet die nächsten Wochen mehr als genug auf Dich, die Arbeit an Dir selbst.
Vielleicht fängst machst Du schon mal ein paar Schritte ins " Tal der Tränen" das habe ich mal so genannt weil die Aufarbeitung meines Lebens für mich sehr emotional war, der Weg in die Spielfreiheit führt auf jeden Fall direkt durch dieses Tal.

Ich wünsche Die Viel Erfolg und einen guten Kompass.

Taro
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Olli am 30 Dezember 2018, 14:50:24
Hi Suchtel!

Klasse, dann hat es ja doch noch dieses Jahr geklappt!

Ja, ich denke auch ... "Arbeit" kommt noch genug auf Dich zu ... :)

Viel Erfolg!
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 19 Mai 2019, 23:00:16
Wie die Zeit vergeht...

Ich wollte mal wieder ein Update geben. Seit dem 11.4 bin ich wieder "draußen" und habe die stationäre Therapie beendet, ich hatte um 3 Wochen verlängert und war insgesamt dann 15 Wochen in der Median Klinik Wilhelmsheim. Ich kann eigentlich nur Gutes davon erzählen - die Einrichtung an sich, der Einzeltherapeut, die Gruppentherapeutin und auch der Großteil der Mitpatienten waren super. Mir ging es dort gut und es hat mir in vielerlei Hinsicht geholfen und um noch mehr mitzunehmen hatte ich dann eben auch entschieden noch zu verlängern. Langeweile kam auch an den "therapiefreien" Wochenenden nur selten auf, weil es doch recht viele Angebote und Möglichkeiten zur Beschäftigung gibt.

Am Wichtigsten ist natürlich, dass ich weiterhin seit dem 29.10.18 spielfrei bin. Ich gehe meinem alten Job weiter nach und bin dort sehr nett wieder aufgenommen worden und auch wenn es wie immer viel Arbeit gibt, macht es mir Spaß und ich gehe gerne hin.
Wohnen tue ich zur Zeit in Rad-Reichweite zur Arbeit bei meinem besten Freund. Weil es auf Dauer aber zu klein für uns 2 ist, suche ich in der Nähe etwas eigenes - heute hatte ich eine recht vielversprechende Besichtigung mit ganz gutem Gespräch mit dem Vermieter, das könnte was werden. Die Freizeitbeschäftigung ohne Glücksspiel klappt auch ziemlich gut und das meiste, was ich mir in der Klinik so für die Zeit danach vorgenommen habe, konnte ich Umsetzen oder bin dran. Nur das Besuchen einer SHG habe ich noch nicht gemacht, habe momentan aber auch nicht so großen Bedarf..

Hin und Wieder habe ich allerdings, obwohl keine großen Sorgen oder Probleme vorliegen, mit denen ich nicht klar käme, etwas gedrückte Stimmung. Vielleicht suche ich einen tieferen Sinn in meinem Leben - und wenn es "einfach" nur ein glückliches Leben führen ist - was gehört für mich dazu und wie kann ich das erreichen? Biochemisch betrachtet fehlen mir womöglich die Endorphin Schübe durch den Nervenkitzel beim Wetten und Zocken und der Serotonin Pegel ist standardmäßig eher niedrig..

Akute Sorge vor einem Rückfall habe ich nicht und bei mir sind die Gefahren auch eher nicht die klassischen Trigger Situationen etc. wie  bei einigen Automatenspielern, sondern eben wieder in so eine dauerhafte depressive Stimmung und Lethargie zu verfallen, sodass ich außer der Arbeit gar nichts mehr mache und an freien Tagen gar nicht die Wohnung verlasse. Dann ist die Suchtausübung das Einzige um überhaupt zu fühlen, dass ich "lebe" und etwas passiert, und dass ich etwas empfinden kann.

Daher versuche ich auch aktiv zu bleiben und unternehme möglichst viel mit Freunden, sehe die Familie oft, bin im Verein aktiv, mache Sport, gehe Schwimmen, tue mir regelmäßig Gutes um mein allgemeines Wohlbefinden zu steigern.

Mal gucken, was die nächste Zeit mit sich bringt.

Wünsche allen eine gute, spielfreie Zeit  :)



Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 06 Juli 2019, 18:42:51
Ich sitze hier und bin am grübeln, kurz davor mich bewusst einem Rückfall hinzugeben. Bis jetzt immer noch spielfrei  seit dem 29.10.18 und eigentlich gestärkt durch fast 4 Monate stationäre Therapie von Ende Dezember bis Mitte April.
Vermeintlich läuft alles gut, Job solide, zwar stressig, aber ich gehe gerne zur Arbeit; Wohnungssituation zumindest für den Moment gut und ohne Stress, mit Familie und Freunden im Reinen und regelmäßige Treffen. Auch die Finanzen sind durch das halbe Jahr Abstinenz viel schneller als ich dachte stabil geworden. Zwei Kredite werden nach Plan bis 2021 abgezahlt, eine offene privat geliehene Summe zahle ich noch bis Anfang nächsten Jahres zurück. Dadurch, dass ich mit einem meiner besten Freunde in einer WG wohne, habe ich natürlich einiges gespart und mein Puffer für mögliche Investitionen für die eigene Wohnung, die ich irgendwann im Laufe des Jahres hoffentlich in der Nähe finden werde, steht bereit. Über 3K für Kaution, potentieller Küchenkauf etc., auch für eine letzte noch ungeklärte Forderung von Skrill/bzw. an Inkasso abgegeben habe ich das bereit.
Da ich wohl noch 2,3 Monate nur halbe Miete zahle, wird der Puffer noch größer und ich könnte eigentlich die Privatschulden schon auf einen Schlag abzahlen oder über die Anschaffung eines Autos nachdenken. Wobei ich eigentlich gar keins brauche, Arbeit in 10 Minuten Reichweite, zu einem Verein brauche ich mit dem Rad zwar eher fast eine Stunde, aber das ist eine ganz schöne Radstrecke und es macht Spaß und tut mir gut.
Und jetzt bekomme ich auch noch 700€ Steuerrückerstattung raus.
Alles solide und trotzdem bin ich die ganze nicht wirklich glücklich, obwohl ich ziemlich viel unterwegs und aktiv bin. Und seit ein paar Wochen kommt der Suchtdruck immer wieder mal richtig krass, ein paar Stunden abschalten und Unterhaltung und Spannung erfahren. Jetzt läuft auch noch Wimbledon und ich habe natürlich schon ein paar Außenseitersiege richtig vermutet, auch heute schon und Schwartzman wird jetzt vermutlich den nächsten holen.
Heute habe ich schon Frühschicht gearbeitet, danach schon mit meinem Kumpel gegrillt und gemütlich gegessen, dass ein Nickerchen und etwas Schlaf nachgeholt und seit dem Aufwachen der Suchtdruck und ich bin am Abwägen... heute habe ich nichts mehr fest geplant, morgen wollte ich vielleicht mal wieder ein Turnier mitspielen, aber habe mich doch nicht vorangemeldet und werde wohl auch nicht spontan vorbeikommen. Die letzten Wochenenden waren immer mit viel Action und ursprünglich wollte ich heute nach der Arbeit bei einem Umzug helfen, aber das hat sich spontan verschoben.

Hauptauslöser für die Gedanken und den Suchtdruck ist wohl trotzdem Langeweile. Ich habe zwar genug Geld und muss nichts "wieder rein holen" um Rechnungen zu zahlen etc.. Aber dauf der anderen Seite habe ich so viel, dass mir 2,3 Wetten mit 50€ Einsatz nicht wehtun würden. Entweder es läuft und würde sicher weiter"investieren" und ich gehe vielleicht sogar wirklich mit + raus oder ich verliere früher/oder später und hatte aber ein paar Stunden Unterhaltung, Spaß, Spannung.

Ich merke wie der Druck schon beim Schreiben hier etwas abgenommen hat, ich habe davor auch schon einem ehemaligen Mitpatienten geschrieben (wenn auch noch keine Antwort kam) und meinen Therapieordner bzw. wichtigstens Unterlagen und eigene Erkenntnisse hervorgekramt und angeschaut gehabt. Der Wunsch nach dem "Kontrollierten Wetten" war die ganze Zeit ein großes Thema und irgendwann hat mich mein Therapeut soweit geführt, dass ich letztlich selber für mich niedergeschrieben habe, dass es das Risiko nicht wert ist; selbst Gratiswetten ohne eigenen echten Einsatz und dergleichen lohnen sich nicht. 5/100 potentielle Punkte auf meiner Lebenszufriedenheit habe ich diesem "Hobby" eingeräumt, falls ich es kontrolliert bekomme. Im negativen Fall, der statistisch sehr wahrscheinlich ist, falle ich vermutlich wieder bis auf 0 zurück oder darüber hinaus, wo ich mir im Prinzip lieber wünsche ich würde nicht mehr aufwachen.

Für heute werde ich es wohl sein lassen und bringe gleich Müll und Altglas runter und gehe dann eine kleine Runde um den Block spazieren oder an den nahegelegenen See.
Aber auch wenn logisch betrachtet nahezu alles dagegen spricht einen "kontrollierten "Verusch zu starten, ist meine Abstinenzentscheidung momentan leider extrem ins Wanken gekommen.
Am 13.7 haben wir Ehemaligentreffen in der Klinik, Zugtickets habe ich schon gebucht, mal gucken was bis dahin passiert...
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: mauro310 am 06 Juli 2019, 18:59:51
HI,

bleibe ruhig, handele jetzt mit Bedacht!!!

Du weisst aus früheren Zeiten was passiert wenn man wieder anfängt zu spielen, bzw zu wetten!

Der Verlust wird größer und das Ego kleiner, aber der drang damit wieder die Kohle ohne Bezug zur Realität raus zu werfen größer!!!

Entziehe dich sofort diesem Kreis gerade, suche Freunde auf, gehe wohin mit Ihnen.

Bleibe nicht alleine jetzt, der Kreis darf nicht wieder beginnen! er wurde gebrochen von dir selbst, nimm die 5 euro und hole dir eine Pizza und ein Bier oder etwas dergleichen, aber gehe weg von den Gedanken mit Spielen gewinnen zu können.

Vllt nicht alles nachvollziehbar, aber ich hoffe wirklich du lässt es, denn sie haben deine Geld nicht verdient!!!

Kopf hoch!

Beste Grüße

Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 07 Juli 2019, 21:15:45
Danke für deine Gedanken Markk, einiges passte. Ich war etwas draußen und habe es dann mit mir alleine ausgehalten und mich mit der Serie Narcos abgelenkt.


Bleibe nicht alleine jetzt, der Kreis darf nicht wieder beginnen! er wurde gebrochen von dir selbst, nimm die 5 euro und hole dir eine Pizza und ein Bier oder etwas dergleichen, aber gehe weg von den Gedanken mit Spielen gewinnen zu können.


Allerdings ist dieser Gedanke mit dem Geld gewinnen aktuell nahezu gar kein Treiber bei mir. Finanziell geht es mir ja momentan gut, habe alles was ich brauche und es nicht auf Luxus zum Protzen abgesehen. Es geht mir um die Beschäftigung, Unterhaltung und Spannung. Aber natürlich ist der Fokus auf meine Wetten oder auch Slots und dadurch die Ablenkung von allem anderen deswegen so stark, weil eben Geld im Spiel ist und "es um was geht".


Wir sagen ja immer, nur 24h ... du musst nur 24h nicht spielen. Nur heute nicht. Einen Tag.

Nur die nächsten 5 Minuten

Danke Fred, diese Idee mit dem Reduzieren auf die nächsten 24h oder sogar nur 5 Minuten kenne ich und das ist sicher in so kurzen Situationen mit extremen Druck eine gute Technik und hilft mir auch.
Nur bröckelt meine zwischenzeitlich mal stabile Abstinenzentscheidung jetzt schon seit Wochen dauerhaft immer mehr und nicht nur für so einen kurzen Moment..

Ich zitiere meinen Entlassungsbericht: "Die Behandlungs- und Änderungsmotivation von Herrn X. insbesondere bezüglich des Themas "kontrolliertes Spielen" verbesserte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten deutlich." Genau da mache ich leider wieder gewaltige Rückschritte.

Ich habe das Wochenende ohne Rückfall überstanden, aber zufrieden bin ich nicht mit mir, weil ich das ganze Wochenende "verschwendet" habe. Gegrübelt, gesurft etc.., ein bisschen Serien gesuchtet. Es geht mir weniger um die Zeit als darum, dass ich mir unbedingt regelmäßig gute Sachen tun wollte und nicht in diese Lethargie verfallen wollte. Heute war das Wetter nicht mehr so heiß , für mich persönlich ganz angenehm und ich wollte eigentlich auf jeden Fall was außerhalb der Wohnung machen, z.B. schwimmen gehen oder wenigstens ein Spaziergang in der Natur. Aber ich hab mich mal wieder nicht aufraffen können :(

Jetzt kommende Woche habe ich Spätschicht, da kann ich abends nicht ins Vereinstraining und auch keine Freunde treffen. Außer Ausschlafen und gemütlich daheim in den Tag starten wird realistisch nichts passieren, immerhin gehe wirklich gerne zur Arbeit. Eigentlich könnte ich ja trotzdem problemlos wenigstens um 8, halb 9 aufstehen und einmal vormittags eine Runde schwimmen gehen, eigentlich... Nur daheim sein ist natürlich einfacher, bequemer, selbst wenn es mich unglücklich und depressiv macht.. Samstag habe ich frei und da ist das Ehemaligentreffen. Gut, dass ich mir das mit den TIckets schon fest eingeplant habe, und vielleicht finde ich da auch neue Inspiration und wieder Motivation meine Ziele und mein Leben allgemein wieder richtig aktiv in eine Richtung zu treiben, wo ich Lebensglück und Zufriedenheit finden kann.

Denn das habe ich auch gelernt, die Abstinenz selbst ist ja kein Ziel.. Ich will weg von jeglichem Glücksspiel (bleiben) und dafür muss ich gleichzeitig hin zu etwas anderem..
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Herr R. am 07 Juli 2019, 21:51:39
@fred

das hast du wirklich gut gesagt. Danke
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Pocasso am 07 Juli 2019, 23:56:51
@Fred..... Scheisse man , echte Anerkennung ,  die 5 Minuten haben ich mir aufgeschrieben ,danke.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 19 August 2019, 20:51:00
Alles weg, jetzt kann ich vielleicht wieder klar denken und die Situation etwas nüchterner betrachten, nach 3,4 Wochen  wieder im noch altbekannten wahnsinnigen Muster.
Beziehungsweise ich muss mich langsam der Realität stellen, weil keine Wetten mehr laufen und  mir kein Geld  von alleine zufliegen wird. Das zu akzeptieren ist schwer und ich helfe mir mit ner Flasche Berentzen, vielleicht werde ich ja auch endlich noch zum Alkoholiker. Nebenbei lasse ich auf Youtube ein altes Hosen Konzert laufen, ironischerweise kommt dabei gerade "Steh auf wenn du am Boden bist", haha

Es hatte sich angebahnt.. Spielfrei gewesen von 29.10.2018 bis 25.07.2019 , davon 15 Wochen in stationärer Therapie. Könnte ich jetzt die Zeit zurückdrehen auf den 24.07. könnte man meinen es wäre alles gut, ich habe 4,5k Puffer auf dem Konto und keine Probleme. Familie, Freunde, Arbeit, Wohnungssituation, alles vermeintlich ok. Aber ist es offensichtlich nicht und ich bin nicht glücklich. Dieses Leben ist so langweilig, alles genau vorgeschrieben und geregelt. Vielleicht auch nur in meinem Kopf, aber es fühlt sich so an. Ich bin nicht frei und kann nicht tun was ich will (selbst wenn, wüsste ich nicht mal was ich will).  Und diese Unzufriedenheit mit der Situation, gepaart mit gleichzeitig so starker Lethargie und Angst vor Neuem und Veränderungen funktioniert einfach nicht.

Ich hatte mich ganz bewusst entschieden zu spielen, obwohl ich das Risiko kenne, dass es höchstwahrscheinlich genau dahinführt, wo ich jetzt eben bin. "Kontrolliert" - 1.Tag 50, dann 100, dann schon unüberschaubare Hunderte bis Tausende. Zwischenzeitlich alles eingezahlte in Auszahlung gegeben und noch 16k auf dem Wettkonto, trotzdem weitergemacht. Hundert Euro oder sogar 500 bedeuteten schon gar nichts mehr, einfach alles rein. Dann immerhin noch 10K in Auszahlung gegeben, erstes Geld (=Einzahlungen) kam auf dem Bankkonto an und ich war auf 0 und hätte noch in 2,3 Tagen diesen "Bonus" von wahnsinnigen 10k gehabt. Hatte sogar schon überlegt mir endlich ein Auto zuzulegen, vielleicht ein Dacia Sandero, da ginge sogar ein Neuwagen. Aber die Langeweile und das Muster haben mich gepackt, alles auf dem Bankkonto wieder eingezahlt und als das weg war die 10k Auszahlung noch abgebrochen und langsam aber sicher verzockt.
Aber dann war noch nicht Schluss, alle noch einfach online möglichen Lastschriften zurückgeholt incl. Kreditraten etc. und ein  neuer Kurzzeitkredit. Alles natürlich verspielt.

Und genau zum 1.9 hatte ich endlich eine eigene Wohnung/Apartment gefunden, wo noch vor der Übergabe im Laufe dieses Monats die erste Miete&Kaution fällig sind. Eigentlich wäre es gar nicht so schlimm, Wohnung ist wirklich sehr günstig und ich hätte jeden Monat trotz Raten etc. noch genug über und könnte schon 2,3 Monaten wieder alles in der alten Reihe nur ohne Puffer haben. Und dieses Scheiß Geld bedeutet mir eh nichts, 2,3 Monate ohne Geldsorgen, ich musste nirgendwo sparen oder über Geld Gedanken machen und trotzdem war ich unglücklich.

Ich werde es wohl wieder noch auf den letzten Drücker rauszögern  bis ich mit dem neuen Vermieter einen Termin habe, vielleicht kann ich die Übergabe auch einfach erst in den September reinlegen und dann zumindest ihn mit dem neuen Gehalt bezahlen, aber die Banken, Handytarif, Versicherung etc. werden wieder mahnen etc. und ich werde letztendlich irgendwo um eine Geldleihe bitten müssen und es womöglich auch noch bekommen und dann wenn es glatt läuft eben sogar recht schnell zurückzahlen können.

Aber dann? Geht der ganze Mist von vorne los bis ich es mal wieder nicht ertrage und es wieder eskaliert.

Ich glaube ich will mich unterbewusst vielleicht doch selbst kaputt machen. Und mein Umfeld bis es sich löst. Es gibt noch so viele, die mich unterstützen und helfen wollen. Aber am Ende stabilisiert sich nur wieder phasenweise mein Leben wie es ist und es passiert nichts. Eine neue Stadt, vielleicht ein neues Land, komplett neu ohne Bekanntschaften und Vorurteile, weder ggü mir noch von mir. Und wenn es erstmal ohne Geld und Job ist, dann auf der Straße oder im Wald, was solls, ich kann mich durchschlagen und habe niemanden den ich blamiere oder der sich meiner schämen müsste außer mir selbst. Irgendwo irgendwie auf der Welt kann ich vielleicht glücklich werden aber in diesem Hamsterrad hier nicht.
Ja, vielleicht bin ich undankbar, schließlich bin ich gesund, hab ein Dach über dem Kopf, Arbeit, die mir eigentlich gefällt, aber tut mir leid ich bin einfach nicht glücklich damit.
Diese "zivilisierte" Menschheit langweilt mich einfach zu Tode, kotzt mich an. Da sehne ich mich zu den  Zeiten der Jäger und Sammler, ja da gab es wohl erst Recht keine Gerechtigkeit oder dergleichen und der Tod lauert an jeder Ecke und man stirbt womöglich einfach eines Tages aus dem nichts, aber immerhin hat man die Zeit davor noch wirklich selbst gelebt.

Aber am Ende werde ich doch wieder im normalen Schema landen und muss mich die nächsten 1,2 Tage dann genau mit meinem finanziellen Schaden auseinandersetzen und alles genau planen und das Geld organisieren.. Und ich werde ganz normal weiter arbeiten und das Geld zurückzahlen, alles bleibt gleich nur dass ich in einer anderen Wohnung sein werde..
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: andreasg am 19 August 2019, 21:59:10
Guten Abend Suchtel,

was mache ich, nachdem ich Deinen  Beitrag gelesen habe? Klar,  das Vidro von den Hosen angesehen - gehört. und dann noch von Achim Reichel "Fliegende Pferde" da finde ich mich immer wieder,
Ich weiß,  das ist jetzt keine Aufmunterung,  schon gar kein Trost, aber es gibt dennoch reale Träume.

Ich hoffe, Du findest wieder zur Ruhe.

Gute Nacht
Sndreas
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Peter Schmidt am 19 August 2019, 22:23:20
Da dein neuer Beitrag von heute zu sein scheint wünsche ich dir einfach mal alles gute. Ich verkaufe beruflich Alkohol. Lass trinken besser auch gleich sein =)
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: sorrynotsorry am 23 März 2020, 07:14:33
Hallo Suchtel,

wie geht es dir mittlerweile? Ich habe deinen Thread gerade komplett gelesen und erkenne mich in vielen Dingen selbst wieder. Der letzte Post war sehr unschön, ich hoffe wirklich sehr, dass es dir besser geht!

Viele Grüße
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 12 April 2020, 00:33:12
Es ist eine Weile her, dass ich geschrieben habe. Theoretisch ist viel passiert, aber praktisch betrachtet irgendwie auch nichts...

Genau vor einem Jahr am 11.04.2019 habe ich meine etwa 4 monatige stationäre Therapie in Wilhelmsheim beendet gehabt und ich war damals wirklich guter Dinge und guter Hoffnung, dass mein Leben eine gute Wendung nimmt und ich Glück und Zufriedenheit im Leben finden und erleben kann. Doch nach 2,3 Monaten trat Ernüchterung im Alltag ein und einen sich anbahnenden Rückfall konnte ich zwar durch das ein oder andere Erlernte noch etwas rauszögern, aber letztendlich nicht aufhalten. Und im Prinzip dauert der leider bis heute an.

Vereinzelte Spielpausen wegen Geldmangel und/oder anderer Ablenkung, vereinzelt der Versuch und die Hoffnung es zum neuen Monat mit dem neuen Gehalt besser zu machen - aber alles immer nur von kurzer Dauer. Am Ende dann doch wieder 2,3 Tage Spielrausch und dann den Rest des Monats nichts außer Arbeit bis es wieder von vorne losgeht.

Natürlich bin ich nicht wirklich glücklich damit, aber ich schaffe es nicht selber auszubrechen und blocke äußere Einflüsse lieber wieder ab. Irgendwie arbeite ich im Prinzip quasi aber auf einen Zusammenbruch meines finanziellen Kartenhauses hin und dann muss und wird etwas passieren. Ich wohne nur in einem kleinen Appartment zur Miete und habe immerhin zum Glück keine eigene Familie oder sonstige "Verpflichtungen",die ich damit in Mitleidenschaft ziehen würde.
Ein Vorteil meiner minimalistischen Lebensweise ist, dass ich außer meiner körperlichen Gesundheit nicht viel zu verlieren habe. Gerade in diesen Zeiten merke ich, wie sich viele Menschen sich Sorgen um allesmögliche machen müssen und abhängig von Dingen sind. Vor kurzem kam ich von der Arbeit und vor meinem Wohnblock war ein Großaufgebot von Feuerwehr und Polizei, weil es weiter oben in einer Wohnung wohl einen kleinen Brand gab. Meine größte Sorge in meiner Wohnung war abgesehen von meinem Dach über dem Kopf und Kleidung sonst nur der Ersatzschlüssel zur Wohnung meines besten Freundes. Und diese Sachen sind theoretisch mit Geld leicht ersetzbar/mietbar/nachmachbar, sonst könnte eigentlich alles verbrennen. Aber letztendlich hatte es mich und meine Wohnung überhaupt nicht betroffen.

Naja und einzelne schöne positive Gefühle und Momente habe ich schon erlebt. Und auch wenn es mir schwer fällt, nehme ich mir immer wieder mal Zeit (die habe ich eigentlich zu Genüge) und vor allem den Mut mich selber zu reflektieren und mir Gedanken über meine Situation und mein Leben zu machen. Ich hatte ein paar Tage mit Stunden, da habe ich es tatsächlich irgendwie geschafft eine gewisse Art von Gelassenheit und Freiheit zu empfinden. Und zwar nicht so eine Gleichgültigkeit dem Leben gegenüber, wie ich es sonst oft habe. Sondern eher richtige Entspanntheit, das Gefühl im Prinzip alles tun zu können oder auch sein zu lassen - so wie ich es will.
Außer meiner Gesundheit kann mir eigentlich nichts genommen werden, und falls mich doch oder auch enge Familienangehörige, Freunde etc. eine Krankheit, der Tod o.Ä. ereilt, dann ist es eben so - das gehört zum Leben dazu wie das Leben selbst.

Aber die meiste Zeit holt mich dann doch eher das reale Leben mit all seinen Schikanen und schrecklichen Dingen, die so passieren, ein, und belastet mich. Diese übertriebene Ungerechtigkeit auf der ganzen Welt. Ganz abgesehen von den aktuellen Umständen, sterben täglich abertausende von Menschen und natürlich auch Tieren. Und das oft nicht auf vermeintlich/relativ "natürliche" Weise durch eine Krankheit o.Ä sondern durch gnadenlose Ausbeutung ganzer Länder, Völker, Tierarten etc., meistens angetrieben und aufrechterhalten aus reiner Gier nach Geld und Macht. Würde ich mir darüber täglich den Kopf zerbrechen, würde ich womöglich endgültig verrückt werden oder zum Misanthrop, vielleicht bin ich auch schon einer.
Ich bin ja selber kein Veganer und kaufe aus finanziellen Gründen (weil ich mein Geld "lieber" verzocke...) Billig-Produkte, die vermutlich einige sehr fragwürdige und menschen-/tierunwürdige Prozesse durchlaufen, bis sie bei mir landen. Im Kern ist das auch eine Priorisierung, die ich selber verachten würde/tue aber offensichtlich in Kauf nehme.
Das ist das Werk der kranken Menschheit im großen Kontext und live mit meinen eigenen Augen in meinem eigenen Lebensausschnitt erlebe ich auch auf "kleinerer Stufe" die ekligsten und reudigsten Handlungen von Menschen - von Verrat und Verleumdung über Betrügereien bis hin zu z.B. sexueller Belästigung oder Gewalt.
Ein Kollege kam in mein Leben und wurde zu einem meiner engsten Freunde und Vertrauten (phasenweise vielleicht Nummer 1), ehe ich erfahren musste, dass er in dieser Zeit etwas wirklich Schlimmes getan und mich darüber erstmal Wochen lang belogen hat (für mich fast noch schlimmer, als die Sache selbst). Ich hatte mehr oder weniger für ihn gebürgt und die Wahrscheinlich mit 99% eingeschätzt, dass er die Wahrheit sagt - so sicher wie ich mir eben nur sein konnte ohne es selbst gesehen zu haben. Ich hätte es wohl bis ans Lebensende geglaubt, hätte er nicht doch selbst noch gestanden und die Wahrheit gesagt. Mittlerweile ist er nicht nicht mehr Teil von meinem Leben.
Und mein Vertrauen in die Menschen bzw. Menschheit allgemein ist weiter gesunken, außer Mama, vielleicht weitere Teile der Familie, und meinem besten Freund, den ich seit der 1. Klasse kenne, traue ich eigentlich niemanden mehr oder glaube an ehrliche Absichten. Bzw. wenn jemand etwas erzählt, nehme ich es grundsätzlich schon erstmal hin. Aber richtig aktiv glauben tue ich nur noch, was ich wirklich selber sehe. Am Ende wollen/wollten nahezu alle Menschen, die ich kennenlern(t)e, doch nur eigene Vorteile.

Phasenweise widert mich die Welt wirklich an, aber ich versuche eher auf die schönen Dinge zu achten. Und allgemein eher auf mich selbst zu schauen und selber eben nach meinen eigenen Werten und Vorstellungen zu handeln und leben - so gut es eben geht... Ich bin als Spieler ja selber oft am Lügen oder Verschweigen, das Ausmaß meines aktuellen "Rückfalls" kennt aktuell nur ein Freund aus der Zeit bei der  stat. Therapie. Die Familie weiß, dass es mir wohl nicht besonders toll geht, aber aktiv Erzählen von meiner Zockerei und wie ich mich im Prinzip momentan der Sucht er/hingebe tue ich nicht.

Ich wünsche keinem Menschen etwas Schlechtes, sondern allen Glück und Zufriedenheit und was sie dafür eben brauchen (solange es keinem anderen schadet...) Aber insgeheim hoffe ich schon, dass die momentane Krise (was auch immer da alles dahinter bzw. mit darin steckt und worauf es sich wie auswirken wird etc.) diese Welt zumindest auf längere Sicht im Positiven (wer definiert das schon, aber ich meine eben irgendwie gerechter, fairer und lebenswerter für alle) verändern wird und dafür muss vielleicht dieses ganzes "System" der aktuellen Welt erstmal etwas ins Wanken geraten oder gar ganz fallen mit anschließendem kompletten Reset.

Letztendlich habe ich da keinen großen Einfluss drauf; ich werde zum nächsten Monat (dieser ist finanziell sowieso schon gelaufen) wieder einen neuen Versuch starten mein Geld, meine Zeit, meine Energie u.v.m wieder sinnvoll zu nutzen, aber richtig überzeugt davon bin ich ehrlich gesagt selber jetzt schon nicht. Und wahrscheinlich werde ich mir dann früher oder später doch wieder diese 2,3 Tage, oder wenn es nur ein paar Stunden sind, Ablenkung und "Entspannung" vom Leben und der Welt "erkaufen".

Aber auch wenn die letzten Monate und womöglich auch die kommenden nicht so laufen werden, wie ich mir das selber vorstellen und "eigentlich" ja auch wünschen würde (nur warum mache ich es dann nicht oder treffe mehr oder andere Vorkehrungen etc.), eine wichtige Erkenntnis habe ich die letzte Zeit gewonnen bzw. wiedergefunden (auch wenn ich sie phasenweise wieder verliere):

Alles Empfundene - Glück, Pech, Zufriedenheit, Trauer, Freude, Enttäuschung, Stolz, Scham und all die anderen Gefühle - entstehen letzten Endes immer nur in mir selbst. Sie werden zwar schon ausgelöst durch Einflüsse von außen, die ich auf irgendeine Art und Weise erst einmal aufnehme. Aber entscheidend ist dann eigentlich, wie ich das alles in mir wahrnehme, wie ich es evtl. werte (oft auch erstmal unterbewusst durch festgefahrene Denkmuster etc.), wie ich damit umgehe und was ich im Endeffekt dann fühle. Und ich will lernen, dass das, was bleibt, am Ende viel häufiger eine positive Gelassenheit ist und ein Gefühl von im Reinen sein - einerseits mit mir selbst, aber auch mit der Umgebung, wie auch immer sie sein mag.


Mal gucken, wie ich das hinbekomme, und wie mein Leben und die Welt sich so die nächste Zeit entwickelt... Und ob ich vielleicht wieder häufiger Lust finde (oder was für ein Grund es auch immer sein mag) hier zu schreiben.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Suchtel am 18 August 2020, 16:49:27
Und wieder sind einige Monate vergangen. Vieles ist beim Alten, aber doch ist gefühlt das erste Mal seit Jahren in meinem Leben mal etwas wirklich "Bedeutendes" von womöglich andauernder Veränderung passiert. Im Laufe des Aprils habe ich eine Frau in mein Leben gelassen und es läuft den Umständen entsprechend gut.

Ich hatte immer Angst davor, irgendwie für irgendwen oder irgendetwas wichtig zu werden und "Verantwortung" zu übernehmen. Weil ich genau weiß, dass mich diese Sucht früher oder später irgendwann doch endgültig zerstören könnte und ich damit keinem weiteren außer denen, die eh schon Kontakt zu mir haben (Familie, Freunde etc.), wehtun möchte.
Aber es ging mir nicht gut und ich dachte irgendwas muss ich verändern, warum dann nicht mal etwas die Blockadehaltung lockern, schlimmer kann es für mich kaum werden (auch wenn das etwas egoistisch ist..). Ich habe es in Gesprächen mit Therapeuten und anderen Süchtigen oft gehört und erfahren, dass eine Beziehung eine Art Hilfe sein kann, aber am Ende der Kampf gegen die Sucht so oder so selber geführt werden muss. Und falls es hilft, besteht die Gefahr, dass bei einem möglichen Ende der stützenden Beziehung alles wieder zusammenbricht und womöglich sogar noch schlimmer wird als davor.
Trotzdem bin ich das Risiko eingegangen, aber habe von vornherein mit sehr offenen Karten gespielt. Und trotzdem hat es sich so gut entwickelt, sie hat - wie wohl jeder Mensch - selber auch ihre Probleme und Baustellen; und wir wollen einander unterstützen.

Allerdings lief meine Sucht die letzten Monate trotzdem weiter, immerhin ohne, dass ich sie anlüge; bei ihr das gleiche. CO-Abhängigkeit etc. kenne ich ja in der Theorie alles, aber wir wollten uns auch nicht gegenseitig unter Druck setzen oder eine Beziehung direkt an Erwartungen o.Ä koppeln. Sie holt sich demnächst wieder etwas professionelle Unterstützung, ich sehe bei mir momentan nicht den großen Nutzen, wenn ich wieder eine Therapie o.Ä starten würde. AmEehesten kommt wieder ein Besuch einer SHG in Frage, die positiven Effekte hielten sich bei mir in der Vergangenheit aber leider dort auch sehr in Grenzen.

Weil ich aber mal wieder kurz vorm finanziellen Zusammenbruch stehe (dass mich früher oder später womöglich eine Privatinsolvenz ereilen könnte, habe ich gleich zu Beginn offen gelegt), werde ich meine Finanzen mal wieder abgeben und hoffe mich so für ein paar Monate stabilisieren zu können. Da es mit "Kontrolle" durch enge Familienangehörige zuletzt bisher nie gut ging, werde ich es noch im Laufe des Monats an meine Freundin abgeben. Wir sind zwar gerade mal 3 Monate zusammen, aber ich vertraue ihr 100% und habe ja eh nichts zu verlieren. Außerdem sind wir halt ganz nah und sehen uns viel öfter als dass ich die anderen Verwandte sehe und so funktioniert Taschengeld und sowas wesentlich einfacher.

Aber de entscheidende Frage ist eigentlich, warum ich weiterhin meine Sucht brauche und bedienen musste. Die letzten 2 Gehälter war ich schon wieder am Geld hinterherrennen, aber Anfang Mai und Juni war finanziell alles stabil und es ging mir vermeintlich gut und ich war vermeintlich glücklich...

Die Beziehung hat sich aber auf jeden Fall bisher auch sonst positiv ausgewirkt, ich bin etwas selbstbewusster geworden und anstatt alleine vor mich hinzukrebsen und auf das finanzielle und eigentlich auch gesamte Ende zu warten, verbringe ich mitunter viel schöne Zeit in Zweisamkeit und habe auch sonst trotz Corona wieder etwas mehr Action draußen in der Welt und "lebe" wieder wirklich.

Mal gucken, ob die rückständigen Kreditraten etc. schon zu viel sind, oder die Gläubiger nochmal geduldig sind und ich in den nächsten 2,3 Monaten mit Kontrolle meiner Freundin gerade nochmal die Kurve bekomme. Geld leihen von ihr oder sie sonstwie mitreinziehen will ich auf keinen Fall.
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Wolke am 18 August 2020, 20:45:28
Hallo Suchtel,

was hälst du von einer von Therapeuten betreuten SHG? Die Caritas macht sowas. Diese SHG hat mir sehr gut getan und mich weitergebracht. Die Caritas hilft auch bei der Schuldenberatung und eventuell bei einer Therapie,falls du doch nochmal eine machen möchtest,egal ob stationär oder ambulant.

Das du eine Frau in dein Leben gelassen  und dich ihr anvertraut hast,find ich sehr gut.
Auch das sie dein Geldmanagement übernimmt,bis du dich etwas stabilisiert hast. Das waren die richtigen Anfangsschritte. Vielleicht täten dir noch weitere Schritte gut,du überlegst ja schon selber mit einer SHG......

Du gehst in die richtige Richtung.

LG Wolke
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: NW am 20 August 2020, 09:30:26
Cooler tread, kannte ich noch garnicht.

Heute Abend, oder Wochenende mal komplett lesen, scheinst ein interessanter mensch zu sein  :)

Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: markus_anton am 09 September 2020, 18:53:18
Hallo Suchtel,

ich lese mich hier im Forum gerade nach und nach ein und bin dabei über deinen thread gestolpert, der mich nicht mehr losließ. Schließe mich "NW" an, scheinst ein interessanter Mensch zu sein. Besonders gefallen hat mir die Beobachtung, dass dir im Brandfall wohl am ehesten der Ersatzschlüssel für die Wohnung des Freundes wichtig gewesen wäre. Das ist erstens irgendwie witzig, zeugt zweitens von einer gehörigen Portion Selbstreflexion darüber, was im Leben wesentlich ist, und ist drittens wirklich das Gegenteil dessen, was geschätzt 95 Prozent der Menschen empfinden würden, wenn es bei ihnen brennt. Inklusive mir, gebe ich gerne zu (Briefe, Fotos, allgemein Erinnerungen).

Du schreibst dann weiter unten: "Aber entscheidend ist dann eigentlich, wie ich das alles in mir wahrnehme, wie ich es evtl. werte (oft auch erstmal unterbewusst durch festgefahrene Denkmuster etc.), wie ich damit umgehe und was ich im Endeffekt dann fühle. Und ich will lernen, dass das, was bleibt, am Ende viel häufiger eine positive Gelassenheit ist und ein Gefühl von im Reinen sein - einerseits mit mir selbst, aber auch mit der Umgebung, wie auch immer sie sein mag." Ich wollte dir für diesen Gedanken Danke sagen, weil er mich sehr angesprochen hat und ich ihn für sehr reif halte.

Für deine Beziehung wünsche ich euch alles Gute!

Vielleicht liest man mal voneinander,
alles Gute für dich,
Markus
Titel: Re: mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Beitrag von: Rubbel am 05 Februar 2024, 15:28:26
Hallo Suchtel,

habe gerade viel von Dir gelesen - und ich fand das so eindrücklich, offen und auch mutig, dass ich fragen möchte.

Wie geht's Dir heute - 3,5 Jahre nach Deinem letzten Post?

Viele Grüße
Rubbel