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Meine extreme Spielsucht - Mein verspieltes Leben

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Meine extreme Spielsucht - Mein verspieltes Leben
« am: 12 September 2018, 00:35:02 »
Hallo community,

Ich möchte euch mal von meiner persönlichen Spielsucht erzählen und wie die Spielsucht auch mein Leben zerstört hat. Inzwischen bin auch am absoluten Boden angelangt, tiefer wäre wohl nur noch der Selbstmord. Ich bin 32 Jahre als und spiele, wie soviele Jugendliche auch, seitdem ich 18 bin, Also sehr früh mit Sportwetten angefangen. Ich komme aus einer sportbegeisterten Familie und eigentlich jeder aus meiner Familie war sportlich aktiv. Meine Brüder und ich waren natürlich begeisterte Fussballer und haben uns immer gegenseitig gepusht. Wie viele junge Jungs wollte ich auch Profifussballer werden. Leider hat mir das Talent gefehlt und aus dem großen Traum wurde leider nichts. Nebenbei habe ich zumindest mein Abitur gemacht. Nach der Zivizeit habe ich mir halt Gedanken gemacht wie ich meine Leidenschaft mit Beruf verknüpfen könnte?! So war mein erste richtige Stelle bei einem Buchmacher und so bin ich dann auch mit den Wetten in Kontakt gekommen. Schnell war ich natürlich gefesselt und begann selbst mit dem Wetten. Viele die für Buchmacher arbeiten, laufen auch dort Gefahr, selber anfangen zu zocken. Bei vielen Arbeitskollegen war das nicht anders. Nachdem ersten großen Gewinn ist die Spielsucht nicht weit weg. Der erste große Gewinn ist immer der Köder wie beim Angeln. Danach ist man gefangen und am Haken. Mit Girokonten und Kreditkarten bei vielen verschiedenen Banken schnell viele Schulden aufgebaut da man schnell die Dispos überzogen hat. Bei der Deutschen Bank hatte ich z.B. einen 20000 Euro Überziehungsrahmen, bei dem ich mich noch heute fragen, wie die mir den Gewähren konnten. Irgendwann war der Schuldenberg bei um die 80000 Euro. Ich war gezwungen eine Privatinsolvenz anzumelden, die ich 6 Jahre halbwegs überstanden habe da ich in der Zeit immer als Student eingeschrieben war ( Stichwort: Phantomstudent). Folgedessen war ich schnell schufatot. Ich bekomme nichts mehr auf Kredit, kein Vertrag oder eine Wohnung. Die einzige Person, die mir Halt geben konnte, war natürlich meine Mutter. Da ich keine Wohnung bekam bzw. bekomme, hat sie mich immer wieder aufgenommen, Mutterliebe halt. Mein Vater ist früh aufgrund von Depressionen und einem Suizid verstorben. Ich habe Ihn kaum gekannt und da war ich gerade mal 3 Jahre alt. Nach der Insolvenz habe ich gehofft vielleicht einen Neustart bekommen zu können, eine ''zweite'' Chance zu bekommen. Nach weiteren drei Jahren wäre ich auch wieder bei der Schufa kreditwürdig gewesen... Da ich aber auch während dieser Zeit immer wieder heftige Rückfälle hatte, habe ich während der gesamten 6 Jahren als ich eingeschrieben war, keine studentischen Krankenversicherungsbeiträge bezahlt. Als ich dann nach nicht mehr eingeschrieben war, hat sich nun natürlich die Krankenkasse gemeldet und will diese 9000 Euro haben. Da ich die nicht zahlen kann und andere ''kleinere Schulden'', war ich gezwungen eine eidestaatliche Versicherung abzugeben. Somit zu einem schufatot und zudem weitere größere Probleme. Zu einem bin ich bei der Krankenkasse nun in der Form krankenversichert, dass ich nur in absoluten Notfällen behandelt werde sprich kann keine weitere Therapie machen. Ratenzahlung wird nicht mehr akzeptiert da zwei Ratenzahlungen von mir damals nicht eingehalten wurden . Aufgrund von Zinsen werden die Schulden immer mehr. Eine Wohnung bekomme ich ja weiterhin nicht und Vermögensgegenstände wie z.B. ein Auto würden sofort gepfändet werden. Zudem erfährt jeder potentieller Arbeitgeber von meinen Schulden da die Arbeitgeber ja mich bei der Krankenkasse melden müssen und diese schickt als Gläubiger sofort einen Gehaltspfändung an den Arbeitgeber da die sofort wissen wo ich nun arbeite. Somit habe ich bei ein paar Arbeitgeber nichtmal die Probezeit überstehen können da diese meist mit Schuldnern nichts am Hut haben wollen und mich grundlos, was ja auch deren Recht ist, entlassen haben. Bei den meisten Buchmachern bin ich zudem auf der schwarzen Liste da ich diese meist betrogen habe, indem ich nach paar Tagen schon alleine im Laden gezockt habe. Ein Buchmacher hat sich das nicht gefallen gelassen und hat mich bei einer Schadensumme von 6500€ angezeigt. Da ich mir finanziell kein Anwalt leisten konnte, habe ich ohne ein Verfahren, schriftlich von meiner Spielsucht erzählt und warum ich das getan habe sprich meine Schuld anerkannt. Ich wurde seitens der Staatanwaltschaft zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 15€ verurteilt. Eine Ratenzahlung wurde mir zu 30€ monatlich gewährt, die ich nun monatlich zahlen muss. Anderseits müsste ich die dann im Gefängnis absitzen und wäre zudem wegen Betrugs vorbestraft. Derzeit lebe ich von einer 450€ Stelle, denen zum Glück, meine Schulden nicht interessieren da ich unter der Pfändungsfreigrenze von 1130€ liege. Anträge beim Arbeitsamt werden immer wieder aufgrund von Verschwendung sprich Kontauszügen abgelehnt. Wohngeld würde ich auch nicht bekommen da ich bei meiner Mutter wohne sprich Familie ist. Da ich manchmal nicht weiß wie ich jemals aus diesem Loch noch rauskommen soll, habe ich oft darüber nachgedacht kriminell zu werden. Mit Skimaske in einer dieser scheiss Buchmacher Läden ein Überfall starten ( ich denke mir immer verdient hätten sie es ) da die auch nichts anderes machen als mit der Krankheit von Menschen Geld zu machen. Tagtägliche Raubüberfalle an kranke Menschen ohne dafür bestraft zu werden da Sie vom Staat inzwischen unterstützt werden sprich 5% vom großen Gewinn abbekommen.

Ich erwarte hier keine große Hilfe oder Mitleid oder Verständnis. Ich wollte so nur kurz von meinem persönlichen Leiden erzählen, andere Menschen davon berichten wie sehr dich diese Krankheit, diese Sucht treiben kann und wie sehr die dich Stück für Stück zerstört.
« Letzte Änderung: 12 September 2018, 00:41:43 von Xaver2018 »

Re: Meine extreme Spielsucht - Mein verspieltes Leben
« Antwort #1 am: 12 September 2018, 06:32:49 »
Hallo Xaver,

Sehr verzwickte Situation. Was erstmal ganz wichtig ist: reiß dich nicht mit kriminellen Dingen noch mehr in die Scheiße rein. Was mich etwas verwundert ist die Ablehnung der Ämter bezüglich einer Grundsicherung. Du bist noch zu jung um Abgeschrieben zu werden. Ich persönlich habe noch nie von einer Ablehnung wegen Verschwendung gehört. Mag mangelndes Wissen sein. Warst du Mal bei einer Selbsthilfegruppe? Da braucht man ja keine Krankenkarte vorzeigen.

Willst du wirklich von deiner Sucht loskommen?

Ich würde dir raten, Mal zu prüfen, ob du Anspruch auf einen Beratungsgutschein hast und mit Hilfe eines Anwalts Hartz4 beantragen. Spielsucht ist eine anerkannte Krankheit und hat in erster Linie nichts mit Verschwendung zu tun.

Bist du jetzt aus der Insolvenz raus? Wenn ja, seit wann?

Wir werden versuchen, dir zu helfen. Da kenne ich die Member hier. Wenn du dich darauf einlassen magst, kann das vielleicht klappen!!!!

Liebe Grüße
Streli

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Offline Olli

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Re: Meine extreme Spielsucht - Mein verspieltes Leben
« Antwort #2 am: 12 September 2018, 06:58:52 »
Hi Xaver!

Herzlich willkommen!

Bei Dir müsste doch der Rentenversicherungsträger die Kosten für eine Therapie übernehmen - und nicht die Krankenkasse?
Wenn sich Ilona nicht selbst hier meldet um ihr fundiertes Wissen mit Dir zu teilen, dann schreibe sie einfach mal an.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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