Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: Shanice am 10 September 2018, 13:41:06

Titel: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 10 September 2018, 13:41:06
Hallo zusammen,

ich bin ziemlich verzweifelt und würde gerne in Erfahrung bringen, ob mein nun seit 2 Wochen Ex-Partner spielsüchtig ist.

Mein Ex Partner hat am 4. April im Online Casino 1000 Euro gewonnen, wollte sich das Geld auszahlen lassen, musste sich hierfür mit seinem Personalausweis verifizieren und dies hat ein paar Tage gedauert. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass er die 1000 Euro ziemlich schnell wieder verspielt hatte. Er sagte, er habe nicht viel eingesetzt, weshalb der Verlust in meinen Augen bis dahin nicht schlimm war.

Am 18. Juni kam er dann auf mich zu und erzählte mir, dass er die 1000 Euro wieder reinspielen wollte und hat online so viel verspielt, dass sein Konto 2000 Euro im Minus war. Er meinte, er weiß nicht wie das passieren konnte, er hatte sich selbst nicht unter Kontrolle und es habe alles mit dem Gewinn von 1000 Euro angefangen. Er hat dann seinen Bausparvertrag aufgelöst, auf dem 4000 Euro waren, um sein Konto auszugleichen. Ich habe den Fehler gemacht und ihm in der Zwischenzeit 2000 Euro überwiesen, da das Geld des Bausparvertrages erst 10 Tage später kam. Er beteuerte, dass es ihm eine Lehre war und das er das mit meinem Geld nicht macht. Ich habe ihm das geglaubt und dachte, dies sei ein Ausrutscher gewesen.

Naja, er hat mir dann die Hälfte meines Geldes 10 Tage später zurücküberwiesen, den Rest jedoch nicht. Am 25. Juli schrieb er mir eine total verzweifelte Nachricht, dass er ein Idiot ohne Selbstbeherrschung sei und sich selbst so sehr hasst, weil er mich mit seinem Verhalten nur noch enttäuscht. Es stellte sich heraus, dass er wieder gespielt hat und dass er mit seinem Konto 3000 Euro im Minus, seine Kreditkarte 1500 Euro und sein Paypal Konto mit 1200 Euro belastet waren. Er sagte, dass er sich nicht erklären kann, wie das passiert ist. Dass er gespielt hat, während des Spielens geheult hat und es dennoch nicht lassen konnte. Er hat phasenweise pro Zug 20 Euro eingesetzt und manchmal auch gespielt, während er an seiner Xbox gespielt hat. Hat es parallel einfach herunter laufen lassen. Er sagte, wenn er aufhören wollen würde, könnte er sofort aufhören. Ein gesunder Mensch hätte bei den Summen doch schon längst aufgehört oder? Am nächsten Tag sagte er mir, er hat wieder gespielt und er habe gewonnen. Ich war unfassbar enttäuscht, weil er nicht mal vor meinem Geld halt gemacht hat. Er hat es letztendlich seinen Eltern gebeichtet, die ebenfalls so enttäuscht und verletzt waren. Sie waren genauso hilflos wie ich und haben ihm dann seine Miete für den Monat bezahlt, für den Rest musste er ein Kredit aufnehmen. Ich hoffe einfach, dass ihm dieser Kredit die Augen geöffnet hat.

Ich hab Ihm Hilfe angeboten, ihm angeboten dass ich mit ihm zu einem Beratungstermin fahre usw., aber nichts wollte er. Letztendlich hat er sich nach 5 Jahren Beziehung vor 3 Wochen von mir getrennt, mit der Begründung, dass selbst momentan selbst hasst, sich einfach nur noch leer fühlt und für keinen mehr etwas empfindet, auch nicht mehr für mich. Plötzlich hat er an der gesamten Beziehung gezweifelt, an seinen Gefühlen zu mir, allgemein ob es nur noch Gewohnheit war bei uns, er hatte Angst, etwas verpasst und sich nicht ausgelebt zu haben usw., alles Themen die bisher nie relevant waren.  Ich glaube langsam, dass er auch depressiv ist. Er spielt jede Nacht zusätzlich 6-8 Stunden Xbox, hat Herzrasen, vernachlässigt Hobbys und hat mich gegen Ende auch fast komplett gemieden.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Olli am 10 September 2018, 15:27:46
Hi Shanice!

Herzlich willkommen!

Du würdest hier nicht schreiben, wenn Du Dir nicht zumindest um ihn Sorgen machen würdest. Könnte es sein, dass Du ihn noch liebst?

Würdest Du gerne um ihn - gegen ihn - und mit ihm kämpfen und weisst nicht wie?

Speilsucht ist eine Krankheit. Natürlich hat er Dich und die Eltern enttäuscht. Er hat Versprechungen gemacht, diese nicht gehalten - er hat gelogen und Dich um Geld betrogen. Was, wenn ich Dir sage, dass dies alles zum Krankheitsbild gehören kann?
Dass hier vermeindlich kein böswilliger Vorsatz vorhanden gewesen ist?

Auch ich habe einmal Leute um Geld betrogen. Auch ich habe es verspielt. Auch ich habe mir den Bausparvertrag auszahlen lassen und verspielt.
Auch habe mir damals einen 10.000 DM Kredit genommen und verspielt.
Jedes Mal habe ich mir geschworen das Geld zurück zu zahlen - und dann habe ich mich komplett meiner Sucht hingegeben - bis alles weg war.
Auch ich habe mich danach verteufelt und so kann ich "wenigstens" sagen, dass sich solch ein Vorfall nicht widerholt hat.

Ich möchte das Verhalten Deines Freundes entschuldigen - ich möchte es bloß erklären.

Es hat noch viele Jahre bei mir gedauert, bis ich mit dem Spielen dann ganz aufgehört habe. Jedoch hatte ich in der Familie auch nicht wirklich Rückhalt.
Für meine Eltern gab es Spielsucht nicht. Meine Ältere Schwester hatte einen Spielsüchtigen als Freund und ist von ihm auch betrogen worden.

Meine jüngere Schwester hat einen Spielsüchtigen geheiratet. Sie ist glücklich mit ihm, weil er eingesehen hat spielsüchtig zu sein und fortan in eine SHG gegangen ist. Auch er ist wie ich spielfrei.

Dein Freund hat es noch nicht eingesehen. Er kann nicht aufhören, wie er beteuert - nicht in diesem Stadium.
Aber ihr könnt für ihn da sein. Ihr könnt ihm helfen durch Geldmanagement - ihr könnt ihm gut zu reden oder die Pistole auf die Brust setzen, damit er eine SHG besucht - am Besten, so wie es gerade klingt - eine Beratungsstelle, um dann in eine Therapie geführt zu werden.
Bezahlt auf keinen Fall irgend etwas für ihn! Damit unterstützt ihr ungewollt seine Sucht!

Ich glaube auch nicht, dass er erst durch den Gewinn vom Blitz getroffen worden ist. Da gibt es sicher eine Vorgeschichte, ähnlich der XBox, die bisher nur er kennt.

Der Haken an der Sache - er muss es wollen - von sich aus.

Du kannst ihm Hoffnung geben. Wenn Du hier ins Forum schaust, dann ist Chargeback bei unerlaubtem Glückspiel Thema Nummer 1.
Es wäre zu prüfen, ob die Illegalität gegeben ist. Wenn er die Finanzen abgegeben hat, kann man dann schauen, was zu machen ist.
Behält er die Finanzgewalt, rate ich dringend von dem Thema ab.

Nun hat sich Dein Freund ja nicht hier angemeldet, sondern Du. Wie gehst Du mit der Situation um?

 
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 10 September 2018, 16:08:15
Hey,

danke für die schnelle Antwort. Ja ich liebe ihn nach wie vor und ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass er sich von mir trennt. Eigentlich sollte er doch froh sein, dass er eine Freundin hat die ihn unterstützt und ihm helfen will, stattdessen schiebt er die Person, die in der gesamten Zeit am meisten für ihn da war einfach von sich. Seine Freunde wissen nichts davon und zu ihnen ist er normal, das ist wirklich sehr sehr verletzend. Deshalb frage ich mich die ganze Zeit, ob die Trennung etwas mit mir zu tun hat. Können Spielprobleme einen Menschen so kaputt machen, dass man Personen die man liebt vernachlässigt?

Würdest du sagen, dass er krank ist? Ich weiß nämlich überhaupt nicht, wo Spielsucht anfängt bzw. ab wann man das Spielverhalten als nicht mehr gesund betrachten kann? Er hat zwischen 10.000 und 15.000 Euro in paar Monaten verspielt und das sehe ich als Außenstehende als problematisch, er hat es jedoch immer verharmlost.

Er hat den Kredit vor 2 Wochen erhalten und mir dann das Geld direkt zurücküberwiesen, Schulden hat er somit keine mehr bei mir, aber bei der Bank. Ich habe halt ständig die Hoffnung, dass er durch den Bankkredit endlich aufgewacht ist und sieht, dass er jetzt über Jahre für etwas Geld zahlen muss, ohne eine wirkliche Gegenleistung zu haben. Ich habe nun kein regelmäßigen Kontakt mehr zu ihm, also weiß ich nicht, ob er weiterhin spielt, ich mache mir einfach sorgen, weil wie du sagst denke ich, er hat sein Problem noch nicht erkannt bzw. vllt erkannt will sich aber nicht helfen lassen.

Für mich ist die Situation leider sehr schwierig, ich würde ihm so gerne helfen, weiß aber, dass ich ihn nicht retten kann. Dadurch, dass er sich getrennt hat ist es nun eigentlich nicht mehr mein Thema, aber wir waren eben 5 Jahre zusammen und ich bin der Meinung, wäre es nicht zu dieser Eskalation gekommen, wären wir heute auch noch zusammen. Ich hatte kurz Kontakt zu ihm letzte Woche und er meinte, dass es ihm seit der Trennung besser gehen würde und er nicht mehr spielt, ob ich das glauben soll weiß ich nicht. Das Problem hat sich bestimmt nicht in Luft aufgelöst.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Olli am 10 September 2018, 17:01:24
Hi!

Tja ... eine heile Welt ist schnell vorgegaukelt, vor Allem, wenn man selbst daran glaubt.

Nun, ich weiss nicht, ob wirklich die Ursachen für die Trennung in Eurer Beziehung zu suchen sind.
Nach Deinen Ausführungen klang es eher nach Flucht.
Das wäre auch gar nicht mal so untypisch in solch einer Situation.

Zitat
Können Spielprobleme einen Menschen so kaputt machen, dass man Personen die man liebt vernachlässigt?

Aber ja ... sicher ...
Die Prioritäten verändern sich in der Sucht. Irgendwann steht die Suchtausübung ganz oben.
D.h. aber nicht, dass die Liebe weg ist - sie ist dem Leben rund um das Spielen dann untergeordnet.

Ich muss leider erst mal weg ... sorry ...
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 10 September 2018, 17:15:56
Das mit der Flucht könnte wirklich so sein, aber das weiß leider keiner, außer er selbst. Ich muss dazu sagen, dass wir eine Fernbeziehung geführt haben, ich habe dann im Juli eine Zusage für einen Job in seiner Stadt erhalten und wir wollten zusammenziehen. Naja, je näher das zusammenziehen kam bzw. je konkreter die Wohnungssuche wurde, desto weiter hat er sich von mir entfernt. Anfangs hat er noch mit gesucht und irgendwann hat er sich dann nicht mehr beteiligt, als wir uns dann auf eine Wohnung beworben haben teilte er mir mit, dass er keine Lust auf das zusammenziehen hat, dass er denkt er würde dann eingeengt werden und seinen Freiraum verlieren. Habe das alles nicht verstanden, weil welchen Freiraum? Sein Freiraum besteht seit Wochen nur aus Xbox spielen und sich weiter in Probleme rein reiten, er unternimmt schließlich nichts mehr.
Ich hatte ihn gefragt, ob es wegen dem Geld ist, er meinte dann aber immer, dass es nicht am Geld liegen würde, er hat einfach "kein bock". Das ich in seine Stadt ziehe war jedoch schon seit 2 Jahren ein Thema, das hat mich zusätzlich auch noch verletzt und hat ihn laut ihm unter Druck gesetzt. Teilweise sagte er auch, dass der Druck einer gemeinsamen Wohnung der Grund gewesen sei, weshalb er sich ins spielen geflüchtet hat, aber das hat er ja schon bevor ich meine Jobzusage Anfang Juli hatte.

Seine Freunde erzählten mir Gestern auch, dass er mit ihnen momentan auch nichts unternimmt und sich komplett abkapselt. Früher war er auch 4 mal die Woche im Fitnessstudio, geht aber auch hier seit ungefähr 3 Monaten nicht mehr hin. Ich dachte nach der Trennung schaut er wieder mehr nach sich und seinem Selbstbewusstsein, aber das ist wohl nicht so.

Ich weiß einfach wirklich nicht, ob und wie ich ihm helfen kann. Ob er tiefer drin steckt als er sich vielleicht selbst eingestehen möchte oder aber ob er von heute auf morgen mit dem Spielen einfach aufhören kann.

Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: TAL am 11 September 2018, 19:10:17
Hallo Shanice,

was hierbei eine sehr große Rolle spielt ist das eigene Schamgefühl, so war es für mich jedenfalls. Hab mich abgekapselt, obwohl ich wußte, es verletzt meinen Partner, aber das hielt mich nie davon ab, es trotzdem immer wieder zu tun. Das eigene Handeln generiert eine ganze Menge Selbstverachtung, die einen denken läßt, der andere wäre ohne einen besser dran.

Das Problem hat sich sicher nicht in Luft aufgelöst, da hast du völlig recht. Er ist an einem Punkt angelangt, an dem er, entgegen seiner eigenen Aussage (die er im Übrigen wahrscheinlich sogar tatsächlich selber glaubt), nicht mehr so einfach aufhören kann, und unangehmen Fragen geht man lieber aus dem Weg. Wer gibt schon gerne zu, sich selbst nicht 'im Griff zu haben'?

Freiraum... ja. Die Sucht steht im Vordergrund, penetrant und kompromißlos. Er hat 'kalte Füße' bekommen, weil ihm klarwurde, daß er, wenn ihr zusammenwohnt, nicht mehr uneingeschränkt spielen könnte, wann immer er möchte.
Die Schuld bei anderen zu suchen und bloß nicht zuzugeben, daß etwas bei einem selbst gehörig schiefläuft ist auch so eine Sache... Selbstmitleid kann da epische Formen annehmen.

Außer ihm zu sagen, daß du weiterhin für ihn da sein wirst (nur nicht finanziell), sofern er das möchte, kannst du da leider nicht viel machen solange er sich nicht eingesteht, daß er ein Problem hat, das er nicht kontrollieren kann, und das nicht von selbst wieder verschwinden wird.

Das ist natürlich nur meine persönliche Ansicht. Sorry, daß ich mich nicht so gut ausdrücken kann wie Olli. Für mich ist das Ganze hier recht neu.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: NW am 11 September 2018, 19:24:13
Zitat
Er hat 'kalte Füße' bekommen, weil ihm klarwurde, daß er, wenn ihr zusammenwohnt, nicht mehr uneingeschränkt spielen könnte, wann immer er möchte.


Ich vermute das auch, wissen kann man das natürlich nicht und es tut sicher extrem weh darüber nachzudenken.

Denke nicht dass man sagt man hasst sich wenn man mal 1000€ verzockt und dann nochma zweitausend wenn man vorher nie gezockt hat, dann zieht man eher ne lehre daraus und lernt daraus, gerade am Anfang.

Hab auch noch nie gehört das jemand der noch nie gezockt hat gleich soviel gleich beim, ich sag ma ,,ausprobieren" verzockt hat. Ausschließen will ich das allerdings heute bei dem online mist aber auch nicht, spielothek hattet ich gesagt niemals...

Denke auch dass er schon länger spielt, vielleicht sogar die kompletten 5 jahre beziehung schon, vielleicht aber auch erst drei, keine Ahnung, weiß man nich..

Aber es macht ansonsten so viel hier keinen Sinn, wenn mans so sieht wird auf einmal überall nen Schuh draus.

Als spielsüchtiger bist du ein meister des verschleierns, da merkt erstma jahre oder sogar Jahrzehnte nichma derjenige partner was mit dem man zusammen lebt, bei einer fernbeziehung niemals..

Jetzt ziehst du zu ihm, er freut sich erst, schwört sich aufzuhören, schafft es aber nicht und bekommt panik dass das komplette Kartenhaus der letzten jahre einstürzt und alles raus kommt.

Nur dann macht es mmn sinn das er sich dann sofort trennt und auch das er sagt er hasst sich selbst und alles andere..

Hab hin und her überlegt, mmn macht nur das so richtig sinn.. :( :(

Was denken die anderen diesbezüglich ?
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: NW am 11 September 2018, 19:27:07
Auch miz dem xbox zocken und die kohle parallel dazu ablaufen zu lassen weist für mich schon auf ne hardcore sucht hin und auf jd fall langfristiges zocken, sowas macht kein anfänger, niemals..
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Gobo2018 am 11 September 2018, 21:06:07
@ NW

sehe ich genauso ist plausibel.

Ich hätte in meiner aktiven Zeit vielleicht genauso gehandelt, ist der einfachste Weg.
Sowas macht kein Gelegenheitsspieler oder Anfänger.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Gobo2018 am 11 September 2018, 21:09:18
Dafür sind die Summen auch viel so hoch.
Jeder fängt ja mal klein an und steigert sich im laufe seiner Sucht weil Geld Ansicht gar keine Bedeutung/Wert mehr hat.
Es dient nur dazu seine Sucht zu befriedigen.

Auch wenn er hoch eingestiegen wäre hätte es mit dem Ausgleich seiner Freundin zu ende sein sollen.
Aber er hat einfach weiter gemacht......
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: TAL am 12 September 2018, 08:17:05
Ich bin eigentlich von vorneherein davon ausgegangen, daß er da schon etwas länger dabei ist. Es klingt zumindest danach.
Wirklich beurteilen kann ich es nicht, halte es aber auch für sehr wahrscheinlich, daß das schon länger so geht, und selbst wenn nicht, ist er definitiv über den Punkt hinaus, wo er 'einfach so aufhören' kann.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 12 September 2018, 14:42:25
Erst einmal vielen vielen Dank für die zahlreichen Antworten, damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

@TAL:
Er hat sich immer & immer weiter zurückgezogen und geschrieben hatten wir meistens dann auch nur noch, weil ich mich bei ihm gemeldet habe. Er hat auch als er sich getrennt hat gesagt, dass er mir nicht das geben kann, was ich verdiene und er Angst hat, dass er schon tiefer drin steckt als er denkt und mich damit ebenfalls herunterzieht. Aber für mich waren das eher Ausreden dafür, dass er mich vielleicht nicht mehr ausreichend liebt und es für eine gemeinsame Wohnung nicht reicht.
Ich hatte auch das Gefühl, dass er mich und auch irgendwann seine Eltern auf Abstand gehalten hat, weil wir als einzige davon wussten und jeder Kontakt zu uns hat zu unangenehmen Fragen geführt, einfach weil wir uns Sorgen gemacht haben. Bei Kontakt zu mir war er mit dem Thema konfrontiert.
Ich weiß, dass er manchmal online Casino gespielt hat, wenn er mit seinem Freund mal in einer Bar war, aber er sagte immer es waren 10-20 Euro und oft habe ich das auch nicht mitbekommen, deshalb bin ich nie davon ausgegangen, dass er es regelmäßig tun würde, das weiß ich leider auch nicht.

 @NW: Für mich selbst ist das unvorstellbar, dass man seinem Partner über Jahre geheim halten kann, dass man Geld verspielt, aber es würde schon Sinn machen, denn ich hatte das Gefühl dass er sein Einkommen, dass er seit 2 Jahren verdient immer vollständig ausgibt, hatte aber nicht jeden Monat große Anschaffungen, die das rechtfertigen könnten. Seine Freunde haben auch schon oft gesagt, dass er mit Geld noch nie wirklich umgehen konnte. Das er nicht zusammenziehen wollte plötzlich und so ein Drama aus einem einfachen positiven Thema gemacht hat habe ich ehrlich gesagt immer auf mich bezogen und mir gedacht, dass er vielleicht durch das Thema zusammenziehen festgestellt hat, dass seine Gefühle hierfür nicht reichen oder aber ich nicht die richtige bin. Auf der anderen Seite bin ich mir sicher, wäre das Wohnungsthema nicht aufgekommen, dann hätte er sich auch nicht getrennt.

@Gobo2018: Bist du der Meinung, dass eine Sucht so stark sein kann, dass man Beziehungen zu geliebten Personen selbst aufgibt? Ich habe bereits viel gelesen und hatte immer das Gefühl, dass die Partnerin des Süchtigen irgendwann die Reißleine zieht, aber nie, dass der Süchtige sich von einer liebenden Personen trennt. Damit gibt er ja etwas auf, dass ihm vielleicht noch den letzten Halt gibt. Ich glaube er ist der festen Überzeugung, dass er durch die Trennung wieder mehr Freiraum hat und jetzt plötzlich aufhören kann zu spielen. Aber da wäre ja eine Wunderheilung!
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Gobo2018 am 12 September 2018, 18:52:27
Nein das glaubt er eben nicht.
Es geht nicht darum mit dem spielen aufzuhören und es ist auch nicht so das er dich nicht liebt.

Es ist ein wenig komplexer da es keine Stoffgebunde Sucht ist.
Er ist ja nicht blöd oder dumm … er arbeitet usw...
Er weiß auch das er ein Problem hat.
Er baut sich ein riesiges Lügengerüst auf.
Und dann ist es  einfach der einfachste Weg um so weiter machen zu können wie er es jetzt macht.

Wenn er das nicht macht muss er reinen Tisch machen und die Sache beichten und sein Leben ändern sonst würdest du Ihn irgendwann verlassen.
Außerdem kommen Schuldgefühle dazu.
"wie blöd bin ich denn ??"
"so eine Frau habe ich nicht verdient"
"mit mir wirst du nur unglücklich"
"ich kann dir nichts bieten"

Im Endeffekt schütz er dich vor sich (Hört sich blöd an ist aber so)


Ich habe ca. 20 Jahre gespielt und bin jetzt 43 Jahre alt.
Nicht durchgehend und mit Phasen aber das tut nichts zur Sache.

Meine damalige Freundin hat auch gespielt da war es dann kein Problem.
Die danach kamen waren alle nicht so lang das ich mich hätte erklären müssen.

Aber meine Frau mit der ich jetzt 10 Jahre verheiratet bin wusste bis zum Schluss nichts von meiner Sucht.
Sie hat zwar geahnt das da was sein muss aber mich nie "erwischt".
Hier waren einige Situationen in den Jahren in dem wir erhebliche Geldprobleme hatten (haben auch mittlerweile 2 Kinder).

Hatte dann irgendwann versucht ohne Hilfe aufzuhören was aber kläglich gescheitert ist.
Hatte aber zu dem Zeitpunkt gar keine Lust mehr auf das spielen.

Aber das Hamsterrand musste sich weiter drehen.

Als Spieler musst du ständig dein Lügengerüst aufrecht erhalten was schon ein wenig Geschick erfordert.
Das Lügengerüst umfasst dein ganzen Leben und dein komplettes Umfeld.
Arbeit / Familie / Verwandte / Freunde / Banken usw...
Du musst ständig Geld besorgen.
Geld hat gar keinen Wert mehr für dich.
Du empfindest keine Freude mehr.
Du ganz nicht mehr schlafen und noch vieles mehr....

Wenn man dann plötzlich aufhört bricht im gleichem Moment das Kartenhaus zusammen.

Ich bin im Juni 2016 zu meiner Frau gegangen und habe reinen Tisch gemacht.
Ich habe ihr alles erzählt und bin dann zu einer ambulante Suchtherapie gegangen.
Die Therapie ging 18 Monate zwei mal in der Woche.

Damit ist man aber auch gezwungen mit dem spielen aufzuhören und sein komplettes Leben zu verändern.
Eine Garantie das man spielfrei bleibt gibt es nicht

Das ist aber nur ein Baustein.
Spieler sind in der Regel auch hoch verschuldet oder haben zur Geldbeschaffung Straftaten begangen.
Diese Baustelle muss auch geregelt werden.

Das ist nur ein kleiner Auszug aus dem Leben eines Spielers.

Was ich dir damit verdeutlichen will ist das du die Dimensionen der Spielsucht noch nicht im Ansatz verstanden hast.(Ist nicht böse gemeint)
Das gleiche gilt für die Eltern von deinem Freund.

Ob das allerdings auf deinen Freund zutrifft kann ich nicht beurteilen.
Meine persönliche Meinung ist aber das es so sein wird.

Ps.: Ich bin mit meiner Frau noch zusammen und wir stehen die Geschichte auch zusammen durch.
       In guten wie in schlechten Zeiten.





 

 


Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 12 September 2018, 19:33:51
Es wäre aber auch irgendwie komisch wenn er sagt, dass die Beziehung nur noch Gewohnheit ist, er nicht mehr so viel empfindet und nicht zusammenziehen möchte und dann sagt, dass er Angst hat eingeengt zu werden, seinen Freiraum zu verlieren und Angst hat etwas zu verpassen (wir beide sind 25 Jahre alt), wenn man eigentlich anders empfindet und das alles gar nicht so meint. Da muss doch irgendwo Wahrheit dabei sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so etwas erfindet, nur um nicht aufzufliegen, zumal er mir ja reinen Wein eingeschenkt hat mit dem Spielen. Er hat ja gesagt, dass er 2 mal sehr viel verspielt hat, seinen Bausparvertrag auflösen musste und jetzt auch noch einen Kredit aufnehmen muss. Aber vielleicht ist es auch so, dass die ganzen Probleme und Gedanken die Gefühle zu einem Menschen überschütten und man wirklich glaubt, die Liebe ist weg.

Aber das was du sagst klingt plausibel, er hatte am Ende des Monats meistens auch nie Geld, obwohl er in meinen Augen keine Ausgaben hatte, die das rechtfertigen würden. Ich hab mir immer gedacht, dass es komisch ist, es aber auch irgendwie nie hinterfragt. Ist ja schließlich sein Geld und an das Spielen hab ich zu der Zeit niemals gedacht. Wer weiß, ob sein Geld immer dort reingeflossen ist, möglich wäre es aber.

Schlafen konnte er wirklich auch nicht mehr, hat eine Engegefühl in der Brust und auch Schmerzen, obwohl er körperlich in Ordnung war.

Nein, wir haben das Ausmaß der Sucht wirklich noch nicht verstanden, ich muss auch ehrlich sagen, dass ich mich sehr schwer tu, mich da reinzudenken. Es hört sich alles sehr plausibel an, aber dann erwische ich mich selbst immer wieder, wenn ich denke "ja die Symptome und die Geschichte passen komplett zu einer Sucht, aber vielleicht hatte er wirklich nur eine schlechte Phase und nun lässt er es, weil er aus der Aufnahme des Kredites gelernt hat", aber so ist wahrscheinlich wirklich nicht. Mein Geld hat er schließlich auch ohne mit der Wimper zu zucken verspielt.




Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Olli am 12 September 2018, 20:28:30
Hi Shanice!

Ich möchte Gobo gerne ergänzen und denke, es ist auch in seinem Sinne.

Du wirst Deinen Freund niemals ganz verstehen. Das geht nicht.
Wie auch ... er kennt sich ja selber nicht.
Bisher hast Du nur nur seine "Realität" erlebt, die er sich rational - und doch irrational nach außen - zurechtgelegt hat.
Auch hier bekommst Du nur ein paar Einblicke, wie es sein könnte - aber eben nicht zwangsläufig sein muss.

Die Grundzüge für Dich selbst zu verstehen, wird Dir lediglich helfen die Verletzungen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Sie helfen Dir seine Aussagen in ein anderes Licht zu rücken.
Vielleicht wirst Du ihm einmal sogar verzeihen.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 13 September 2018, 08:47:30
Hallo Olli,

für mich ist es allgemein noch sehr schwer mir einzugestehen, dass er wirklich ein Problem hat & das nicht ein Ausrutscher war, wie er es immer deklariert hat. Man klammert sich leider an die Worte und hofft darauf, dass es wirklich so ist und es ihm eine Lehre war, einen Kredit für so etwas aufnehmen zu müssen. Aber das zu denken ist mit großer Wahrscheinlichkeit naiv.

Man redet sich selbst ein, dass er doch eigentlich kein Spieler ist, dass der Gewinn von 1000 Euro der Auslöser war und das alles in den letzten Monaten passiert sein muss, obwohl es wie viele sagen wahrscheinlich schon länger geht, weil ein Anfänger nicht mit diesen Summen spielt.

Er kommt ursprünglich aus meiner Stadt und ist für die Arbeit vor 2 Jahren weggezogen, seine Familie und Freunde sind somit auch alle hier. Eigentlich kommt er jede Woche bis jede 2 Wochen nach Hause, doch nun ist er seit 4 Wochen nicht mehr hier gewesen (seit dem Tag dem Tag der Trennung. Vielleicht schämt er sich, weil seine Eltern & ich enttäuscht sind und meidet deshalb sein gewohntes Umfeld. Seine Freunde waren in den letzten Wochen zwei mal in seiner Stadt, jedoch hat er mit ihnen auch nichts unternommen, obwohl sie das sonst immer tun und obwohl sie nichts von seinen Problemen wissen. Ich mache mir wirkliche Sorgen.

Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Gobo2018 am 13 September 2018, 12:46:06
Ja das war in meinem Sinne
Man kann Ihn nur helfen wenn er ehrlich ist reiner Tisch macht und auch was ändert will.

Das was er dir erzählt hat ...naja … da habe ich damals noch ganz andere Geschichten gebracht.

Und ich persönlich kenne keinen (und ich kenne viele Spieler) die so angefangen haben wie dein Freund.
Ein "normaler" Mensch löst nicht einfach so seinen Bausparvertrag auf (Bei Ihn kommt es erst gar nicht zu so einer Situation).
Und er hat sich auch keine 50 € geliehen sondern schon eine hohe Summe.

Das ist aber alles nur eine Betrachtung aus der ferne mit deinen Informationen.
Ob das bei deinem Freund wirklich so ist weiß wahrscheinlich nur er selber.

Du sollest trotzdem auch wenn es doof ist seiner Eltern noch einen Tipp geben das Sie vielleicht ein wenig aufpassen.
Wenn er wirklich spielsüchtig ist wird das alles nur der Anfang gewesen sein... das wird dann relativ schnell noch viel schlimmer und kann böse Enden....

Wehret den Anfängen.


Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: NW am 13 September 2018, 13:19:10
Zitat
seine Familie und Freunde sind somit auch alle hier. Eigentlich kommt er jede Woche bis jede 2 Wochen nach Hause, doch nun ist er seit 4 Wochen nicht mehr hier gewesen (seit dem Tag dem Tag der Trennung.


Ach Du bist noch garnich umgezogen ? Wenigstens das, ich dachte Du bist extra wegen ihm umgezogen und hast jetzt nen neuen Arbeitsvertrag in ner anderen stadt un sitzt nun da...

Naja wie gesagt, man versteht sich und das ganze als Spieler nichma selbst, somit völlig normal das du das nich verstehen kannst...

Eltern würde ich nichts sagen, damit würdest du das Verhältnis zu ihm nur noch weiter auseinander treiben, das Verhältnis, vertrauen zwischen den Eltern und ihm ebenfalls und dafür müsste er schon selbst hier schreiben was Sache ist.
Wahrscheinlichkeit is sehr hoch, kennen tut ihn von uns allerdings niemand und da wäre ich sehr vorsichtig mit sowas....

Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 13 September 2018, 13:41:23
@GoBo2018: Ja, ich muss auch sagen, dass es sich für mich komisch angehört hat. Denn wem passiert denn ein "Ausrutscher", der einen paar tausend Euro kostet und dann noch ein Ausrutscher, der dafür sorgt, dass man seinen Bausparvertrag auflösen muss und dann noch ein Ausrutscher, bei dem man dann plötzlich einen Kredit aufnehmen muss. Er hat es auch so verpackt, als hätte er ein paar mal gespielt und dabei dann die großen Summen auf einmal verspielt. Er meinte als er überall auf den Konten im Minus war, dass er es nicht mehr macht und als ich ihn am nächsten Tag fragte, da sagte er, er hat wieder gespielt und 3000 Euro gewonnen und jetzt würde er es lassen und am nächsten Tag als ich fragte hat er gesagt, er habe nochmal 600 Euro gewonnen, davon 300 ausbezahlt und 300 in der App gelassen. Also das hat mir auch gezeigt, dass er gar nicht aufhören will, sonst hätte er sich alles ausbezahlt und einen Strich gezogen. Und die Aktionen brachte er, nachdem er am Abend zuvor mit einer Panikattacke vor mir gesessen ist, geheult, am ganzen Körper geschwitzt und Herzrasen hatte. Gibt es bei der Spielsucht auch Phasen, in denen mal nicht spielt, also kann es sein, dass man das mal paar Wochen lässt und dann überkommt es einen oder aber ist es so, dass ein Spielsüchtiger kontinuierlich ohne Pausen spielt?

@NW: Wir hatten den Mietvertrag für eine wunderschöne Neubauwohnung vorliegen und dann hat er sich getrennt, naja ich hatte ihm gesagt, entweder ich komme in seine Stadt und wir ziehen zusammen oder aber die Beziehung macht kein Sinn, weil ich nicht in seine Stadt ziehe nach 5 Jahren Beziehung und dann noch innerhalb der Stadt zu ihm pendeln muss, vor allem weil es auch schon seit langem so angedacht war. Vielleicht war das auch bisschen hart von mir. Ich ziehe aber diese Woche trotzdem in die Stadt und habe dort jetzt eine eigene Wohnung und auch den Job angenommen. Ich wollte mir die Chance mit dem Job nicht von ihm nehmen lassen, auch wenn ich ursprünglich nur wegen ihm dort hinziehen wollte.
Und seine Eltern wissen, dass er das Geld verspielt hat, sie haben ihm wie gesagt mit Geld ausgeholfen und ihm bei dem Rest zu verstehen gegeben, dass er einen Kredit aufnehmen muss. Ich glaub sie sind selbst sehr verzweifelt und wissen nicht, wie sie das Problem lösen sollen. Sein Vater war wohl in seinem Alter auch mal spielsüchtig, weshalb sie bis heute noch die Konten verwaltet. Ich weiß nicht, ob sowas irgendwie auch genetisch bedingt sein kann.

Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Olli am 13 September 2018, 19:12:50
Hi Shanice!

Wir hatten hier im Forum schon Leute, die über einige Tage etlich tausend Euro verspielt haben - sozusagen nicht süchtig, aber Kontrollverlust hoch drei. Ich hoffe, dass es ihnen eine Lehre war und künftig abstinent vom Glückspiel leben.

Dein Freund saß aber jetzt nicht nur am Rechner und "bloß" eingezahlt.
Er musste sich bewegen und den Bausparvertrag kündigen - Unterschriften leisten.
Dann ging er zur Bank und ließ sich für einen Kredit beraten, den er dann auch annahm.

Ich denke, dass dieser Kontrollverlust weitaus größere Kreise zieht, als irgend ein "Ausrutscher".
Desweiteren spielt er weiter - hat immer noch den Irrglauben seine Verluste wett zu machen und das Spielen kontrollieren zu können.

Zu den Eltern ... ja sie werden sicherlich leiden. Vor allem werden sie genau wie Du hilflos der Situation ausgesetzt sein.
Finanzspritzen jedweder Art - und sei es nur ein Paket Nudeln - unterstützt und verlängert die Sucht.
Dies würde ich ihnen mitteilen und sie bitten eine Suchtberatungsstelle aufzusuchen.
Dort werden sie ausreichend mit Informationen versorgt - und sie dürfen ihr Leid dort teilen.

Spielt ein Spieler permanent? Nein ...
Insgesamt habe ich 20 Jahre gespielt.
Dabei hatte ich immer wieder Phasen, in denen ich absolut reduziert gespielt habe.
So verwendete ich dazu lediglich Einnahmen aus Nebenjobs - mit meinem Gehalt machte ich schöne Reisen rund um den Globus.
Mir half dabei ein Geldmanagement, welches von meinen Nebeneinkünften nichts wusste.
Wurden die Schrauben wieder gelockert, spielte ich auch wieder mehr.
Man könnte das Geldmanagement, in der Form, wie wir es gemacht haben, aber auch schon als Hilfmittel zur Suchtverlängerung ansehen.

Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Gobo2018 am 13 September 2018, 22:17:25
@ NW

Ich hatte es so verstanden das die Beziehung eh nicht mehr zu retten ist.
Von daher spielt es keine Rolle mehr ob man den Eltern noch einen Tipp gibt das er noch spielt
(erfahren werden Sie es sowieso aber dann wird es einfach zu spät sein und man kann nichts mehr retten)

Jetzt können Sie sich noch Hilfe und Beratung holen später werden Sie nur vor einem Scherbenhaufen stehen.

Hatte das so verstanden das Sie sich eben noch Sorgen macht (nach 5 Jahren auch normal).
Und wenn der Freund nicht mit dem spielen aufhört ist das eh für beide das beste.

Weil nicht nur der Freund dann platt geht und keine Zukunft mehr hat sondern auch die Freundin mit dem Sog untergeht.
Machen wir uns nichts vor der normale Verlauf ist die extrem hohe Verschuldung dann Jahre gegen die Schulden ankämpfen um dann wahrscheinlich in die Privatinsolvenz zu gehen.
Der ganze Prozess kann schon an die 15-20 Jahre dauern.

Ich glaube das ist nicht die Zukunft die sich ein junger Mensch wünscht.

Aber klar ist das reine Spekulation weil wir die Menschen nicht kennen.

Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 13 September 2018, 22:53:51
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob er noch spielt, da ich seit 4 Wochen von ihm getrennt bin und somit auch keine Informationen mehr darüber habe. Seine Eltern sind somit auf dem selben Stand wie ich. Er hat mir die Schulden bereits im Juni gebeichtet und seinen Eltern eine Woche, bevor er sich von mir getrennt hat. Von der gesamten Geschichte bzw. der Entwicklung wissen sie nichts, sie wissen von ihm nur, dass er eine Summe X verspielt hat, aber über welchen Zeitraum und dass er öfters gespielt hat wissen sie nicht. Er sagte ihnen, dass es 9.000 Euro seien, aber nach meiner Berechnung sind es seit April um die 15.000 und wer weiß, was noch alles verspielt wurde, von dem ich nichts weiß.

Ich habe seinen Eltern gesagt gehabt, dass sie ihm kein Geld mehr geben dürfen und er Hilfe durch einen Psychologen benötigt, aber wie Eltern nun mal sind, haben sie ihm mit paar tausend Euro ausgeholfen und sogar für seinen Kredit gebürgt, da er leidlich über ein befristetes Arbeitsverhältnis verfügt und somit nicht kreditwürdig ist. Ich hoffe, dass dies nicht auf sie zurückfällt.

Und es ist richtig, eine Beziehung würde aktuell keinen Sinn machen. Eine Zukunft mit ihm ist, so lange er sich nicht helfen lässt überhaupt nicht mehr möglich, aber da er sich von mir getrennt hat steht dies momentan auch ünerhaupt nicht zur Debatte.

Eine meiner besten Freundinnen arbeitet bei der Bank und hat den Kredit mit ihm abgewickelt, da sie seine Kundenberaterin ist. Heute hat er sie auf den sozialen Netzwerken (Instagram) gesperrt und wir fragen uns beide wieso er das getan hat. Sie hatten immer ein gutes Verhältnis zueinander und es ist nichts zwischen den beiden vorgefallen. Manchmal erkenne ich ihn nicht wieder und sein Handeln erscheint mir komplett sinnlos.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Olli am 14 September 2018, 06:54:02
Hi Shanice!

Du erscheinst mir sehr klar in Deinem Denken ... und so rücken gerade die Eltern wieder in meinen Fokus.

Magst Du nicht noch einmal einen Ansatz bei ihnen machen?

Sie entbinden ihren Sohn aus der Verantwortung, wenn sie ihm Geld geben.
Sie zerstören ihre eigene Existenz, wenn sie für Kredite bürgen, die voraussichtlich platzen werden.

So lange er weiter spielt, müssen sie ihn fallen lassen.
Erst wenn er selbst aktiv wird für seine Genesung, können sie wieder für ihn da sein und als Familie für ihn da sein.

In jeder anderen Notlage wäre ihre Handlungsweise allerehrenwert - so aber unterstützen sie ihn in seiner Sucht.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 14 September 2018, 08:13:33
Hey Olli,

ich muss ehrlich sagen, dass auch wenn ich zu seinen Eltern gehen würde, um ihnen zu sagen, dass sie ihn fallen lassen müssen. Sie würden dies nie nie niemals tun, darauf könnte ich wetten. Er ist als Einzelkind überbehütet aufgewachsen, er musste seit ich ihn kenne trotz seines Alters von 25 Jahren noch nie Verantwortung übernehmen. Wenn es Probleme gab, dann hat sich das immer geregelt. Finanzielle Engpässe schon immer durch ihren Geldsegen. Er ist es überhaupt nicht anders gewohnt, wenn er am Wochenende zu Hause ist, wird ihm das Auto voll getankt, er bekommt wenn er dann Sonntags wieder fährt immer 100 Euro mit nach Hause usw. Auch andere Probleme haben sich entweder durch die Eltern oder aber durch meine Hilfe letztendlich geklärt.
Man kann ihm den schlechten Umgang mit Geld teilweise gar nicht vorwerfen, weil er von seinen Eltern immer alles, was er benötigt hat, auch bekommen hat. Das kommt sogar bei seinen Freunden so an. Sie würden ihn niemals hängen lassen, seine Mama ging gegen Ende so weit, dass sie ihm täglich besorgt geschrieben hat, ständig nachgefragt hat, wie es ihm geht usw. Sie würde sich für ihn vollständig aufopfern, egal was kommt. Er hat seine Eltern am Ende aus Scham gemieden, weil er wusste sie sind enttäuscht und er konnte sie einfach nicht traurig sehen.

Ich habe momentan kein Kontakt zu ihm, aber bei dem was ich mitbekomme erscheint er mir mittlerweile sehr fremd. Wir sind im "guten" auseinandergegangen, aber jetzt fängt er an, meine Freunde über die sozialen Medien zu sperren, verhält sich nicht sehr reif und das, obwohl er immer betont, dass er cool mit der Trennung ist. Ich glaube ihm kann momentan keiner helfen, abgesehen davon vermittelt er seit der Trennung das Bild, dass es ihm nun sehr gut geht, vielleicht ist dies wirklich so vielleicht auch nur Fassade.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: NW am 14 September 2018, 10:48:56
Geh blos nicht zu den Eltern das wäre ja wohl das allerletzte.
Hab heute morgen schon darauf geantwortet und habs dann wieder gelöscht weil ich mich wieder viel zu sehr aufgeregt habe  ::)

Wie kommt man auf die idee jemanden zu sagen er soll zu den eltern von einer dritten Person gehen und dort was erzählen, geld sperren und lauter solche sachen ohne diesen Menschen jemals gesprochen zu haben ?
Fehlt nur noch das berühmte ,,und konto" als empfehlung das er nur noch mit der mama an der hand 20€ abheben könnte und am ende is vielleicht alles ganz anders als wir hier denken, finde das fast schon krankhaft jeden in die gleiche Richtung zu schicken ohne auf die person näher einzugehen und hier sogar ohne je ein wort mit demjenigen gesprochen zu haben, sorry..

Du hast völlig recht Shanice, helfen kann ihm sowieso nur jemand wenn er es will, ansonsten hilft einfach alles nix, du würdest ihn nur noch mehr in die ecke treiben und er würde sich vielleicht von seinen eltern auch komplett distanzieren, garnicht mehr nach hause fahren und alles würde nur noch schlimmer werden....

Ausserdem würde er seine Eltern ohnehin nur anlügen wenn es denn so wäre und die würden ihm auch glauben, natürlich..

So ein quatsch zu denken sie geht zu den eltern und die eltern rennen dann sofort zu einer Suchtberatung und sperren sämtliche gelder, das is doch total unrealistisch und ganz schön arrogant und überheblich so über einen menschen entscheiden zu wollen der selbst hier noch keine zwei worte geschrieben hat...

Mach das bitte nicht.

Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Olli am 14 September 2018, 11:33:27
Hi NW!

Nicht aufregen ... :)

Hi Shanice!

Ich glaube, dass meine Ausführungen so ankommen, als wären sie das A und das O.
So fühle ich meine Worte aber nicht. Im Gegenteil, es ist mir bewusst, dass es nur eine von vielen Möglichkeiten wäre.

Ich weiss nicht, was richtig wäre.

"Nichts" zu tun - wie NW es vorschlägt, kann aber doch auch nicht das Gelbe vom Ei sein - oder?

Wie Du Deinen Freund beschreibst, fühle ich sehr viele Parallelen zu meinem Leben - damals als aktiv Spielender.

Zitat
er musste seit ich ihn kenne trotz seines Alters von 25 Jahren noch nie Verantwortung übernehmen.

Das ist genau das, was ich meinte ...

Es war nicht ganz so extrem bei mir,  da die finanziellen Mittel fehlten.

Wie Du vielleicht nachgelesen hast, habe ich heute keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern.

Selbst als ich auszog wollten sie mein Leben weiter bestimmen. Sie wollten das Beste für mich - doch dabei war ich nur Mittel zum Zweck.

Sie wollten sich selbst etwas Gutes tun - sie wollten ihren Selbstwert aufpolieren ... doch wo blieb ich?

Was ich wollte, das zählte nicht, da ich in ihrer Vorstellungskraft immer der kleine Sohn geblieben war, dem man zur Not auch seinen eigenen Willen aufzwingen konnte.

Und als ich dann irgendwann "Nein" sagte - "Bis hierher und nicht weiter ..." - da war ich der Böse ...

Je äter die Menschen werden, desdo mehr verfestigen sich die Weltbilder.

Ich glaube daher, wenn ich dieses "nein" 20 Jahre früher ausgesprochen hätte - oder sie mich nach dem ersten Rauswurf nicht wieder aufgenommen hätten, dass meine und ihre Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte.

Ja, vielleicht hätte ich erst eine Weile "unter der Brücke" schlafen müssen. Ich war damals nämlich ziemlich uneinsichtig.

Da sind viele "Vielleicht" und eine Menge Konjunktiv - ich weiss nur, dass aus einer Menge Möglichkeiten, die mir zur Verfügung standen, ich die Falsche gewählt hatte.

Und so erhoffe ich mir für Andere in der gleichen Lage, dass die Liebe nicht zerdrückt, sondern wahrhaft auffängt.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: NW am 14 September 2018, 12:13:15
Ja aber genau das empfiehlst Du doch, Druck aufbauen ?

Ja nix tun is auch nicht gut, aber er hat sich ja schon getrennt das gilt es doch erstmal zu akzeptieren mmn.

Man kann maximal nochmal das Gespräch mit ihm selbst suchen, ob das derzeit allerdings angebracht ist weiß ich auch nicht.. jetzt hier mutmaßungen (die zwar sehr wahrscheinlich sind aber dennoch mutmaßungen bleiben) in seiner Familie zu zerstreuen finde ich schon sehr krass..

Vielleicht mal mit nem guten freund von ihm darüber reden dass der das thema mal völlig unvorwurfsvoll bei ihm anspricht, viel mehr kann man halt einfach nicht machen wenn er nicht von sich aus kommt...

Er hat sich getrennt und hat die schulden bei ihr zurück gezahlt dass is das was erstmal fakt ist, alles andere weiß man halt nicht.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 14 September 2018, 12:29:00
@NW und @Olli:

Ich bin dankbar für jede Sicht auf die Dinge und ich denke, es gibt hier weder ein falsch noch ein richtig bzw. eine perfekte Lösung. Das Thema ist so unfassbar vielschichtig. Auf der einen Seite bin ich bei Olli, weil ich weiß, dass der Geldhahn zugedreht werden muss, auf der anderen Seite bin ich bei NW, weil ich die Situation selbst nicht vollständig beurteilen kann und ich ohne Diagnose sehr schlecht zu den Eltern gehen kann.

Seine Eltern sagen selbst, dass er momentan krank ist und das er eine Behandlung benötigt, aber sie sagen eben auch, dass sie ihn nicht zwingen können. Seine Mama hat eine sehr gute Menschenkenntnis und ist zudem der Meinung, dass er momentan depressiv verstimmt ist, da er weder seinen Hobbys, Unternehmungen mit Freunden noch seinen Interessen nachgeht. Sie haben ihm zwar Geld gegeben, aber auf der anderen Seite hat sie ihn dazu aufgefordert, einen Kredit aufzunehmen, damit ihm endlich mal die Konsequenzen bewusst werden. Ob das reicht, das weiß ich leider nicht, habe schon sehr oft gelesen, dass das Geld der Bank nur als weiteres Mittel für die Befriedigung der Sucht dient und nicht den Effekt der "Lehre" erfüllt. Ob ihn der Kredit dazu bewegt hat, dass spielen zu lassen weiß ich nicht. Es könnte ja auch gut sein, dass er sich sagt "ich spiele noch einmal, damit ich so viel Geld gewinne, um den Kredit dann auf einen Schlag zurückzahlen zu können", was natürlich mal wieder ein Irrglaube wäre.

Ich bin auch der festen Überzeugung, dass jede weitere Unterstützung der Eltern dafür sorgt, dass sich die gesamte Situation verlängert. Ohne richtigen Konsequenzen und ohne wirklich am Boden zu sein, muss ja auch nichts geändert werden. Am Ende des Tages wird er wieder gerettet, sei es durch die Eltern oder die Bank. Er weiß, dass das was er macht nicht richtig ist, muss aber bisher noch nicht handeln, weil sich alles wieder regelt. Und vielleicht kommt ja irgendwann dieser eine große Gewinn, der alles besser macht. Der aber nie kommen wird und wenn, dann würde das alles wieder verspielt werden, weil die Gier nach mehr zu groß ist.

Und wie NW sagt, ich kann momentan glaub wirklich nichts mehr machen. Er hat sich getrennt und ich habe ihm bei der Trennung gesagt, dass wenn er Hilfe benötigt, dann kann er sich bei mir trotzdem melden. Er weiß, dass er auf mich zukommen kann und wenn er das nicht macht, dann kann ich da wahrscheinlich auch nicht mehr viel machen. Ich habe gestern einen Termin bei einer Suchtberatung, die auf das Glücksspielen spezialisiert ist gemacht, um mal eine Meinung von einem Therapeuten einzuholen. Vielleicht hat einen Tipp, wie ich am besten helfen kann und auch um herauszufinden, wie er das alles einstuft. Im Endeffekt unterstelle ich ihm vielleicht unbewusst eine Sucht, die er gar nicht hat!?


Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Rainer am 14 September 2018, 17:50:23
Seine Eltern sagen selbst, dass er momentan krank ist und das er eine Behandlung benötigt, aber sie sagen eben auch, dass sie ihn nicht zwingen können. Seine Mama hat eine sehr gute Menschenkenntnis und ist zudem der Meinung, dass er momentan depressiv verstimmt ist, da er weder seinen Hobbys, Unternehmungen mit Freunden noch seinen Interessen nachgeht. Sie haben ihm zwar Geld gegeben, aber auf der anderen Seite hat sie ihn dazu aufgefordert, einen Kredit aufzunehmen, damit ihm endlich mal die Konsequenzen bewusst werden.

Vielleicht hat seine Mutter wie du sagst "sehr gute Menschenkenntnisse" -von (s)einer Sucht hat haben sie aber keinen blassen schimmer Ahnung!

Im Endeffekt unterstelle ich ihm vielleicht unbewusst eine Sucht, die er gar nicht hat!?

Hmm Rückzieher? Dass riecht schon sehr verdächtig nach einer gewissen Co-Abhängigkeit bzw. das du ihn noch lange nicht aufgeben möchtest?
(Sollte kein Vorwurf sein -schließlich kannst du machen was DU für richtig hälst ;) )

Dann bedenke aber auch das du es (eigentlich) aufnimmst mit einem Psychisch kranken Menschen, wobei in den seltensten Fällen ein halbwegs normales Leben (mit einen solchen) möglich ist. 
Und ich stelle mal die These auf das ein Süchtiger keinen Kontakt zu sich selbst hat, wie soll er dann Kontakt zu "Anderen" haben?

Und,
viele Beziehungen mit einem Süchtigen sind geprägt von Schmerz und großer Verzweiflung!
Hinzu kommt, auch wenn Er sich morgen fürs "Nicht spielen" entscheiden würde (was ich eher weniger glaube), dann wird es noch ein verdammt langer Weg!

Lebe DEIN Leben Shanice! und dir dabei alles erdenklich Gute :)
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 14 September 2018, 18:17:54
Hallo Rainer,

danke für deine Meinung. Du hast recht, weder seine Eltern noch ich kennen das Ausmaß solch einer Krankheit und haben wirklich keinen blassen Schimmer davon. Deshalb bin ich auch hier, weil ich gern mehr darüber erfahren würde und auch Wert auf die Meinung anderer lege, die damit leider schon Erfahrung gemacht haben.

Ich finde es als Außenstehende, die lediglich beobachtet, jedoch keine professionelle Meinung erhalten hat sehr schwierig zu beurteilen, ob er spielsüchtig ist. Denn ab wann ist man denn spielsüchtig? Ab einem bestimmten verspielten Betrag, ab einer gewissen Anzahl an spielen, ab einer Anzahl an spielen in einem bestimmten Zeitraum, ab dem Zeitpunkt, an dem man Verluste hinterherjagt und noch mehr verspielt? Ich habe Dinge beobachtet, aber die gesamte Geschichte kenne ich nicht und ab wann kann man einen als "spielsüchtigen" betiteln. Alles sehr schwierig.

Aufgeben möchte ich ihn wirklich nicht, weil ich insgeheim immer darauf hoffe, dass er durch die Aufnahme des Kredites eine Erleuchtung hatte und nun die Finger davon lässt, aber das scheint sehr naiv zu sein. Ich denke es muss noch viel mehr passieren, dass er merkt, dass er krank ist und Hilfe benötigt.

Es ist auch so, dass er wirklich keine Verantwortung für sein Handeln tragen musste bisher, lediglich für den Kredit, den er abbezahlen muss, aber das war es auch schon.

Ich sollte wirklich wieder anfangen nach meinen Bedürfnissen und meinen Interessen zu schauen, denn schließlich hat er sich dazu entschieden, dass wir in Zukunft getrennte Wege gehen.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Rainer am 14 September 2018, 19:13:48
Ich finde es als Außenstehende, die lediglich beobachtet, jedoch keine professionelle Meinung erhalten hat sehr schwierig zu beurteilen, ob er spielsüchtig ist. Denn ab wann ist man denn spielsüchtig? Ab einem bestimmten verspielten Betrag, ab einer gewissen Anzahl an spielen, ab einer Anzahl an spielen in einem bestimmten Zeitraum, ab dem Zeitpunkt, an dem man Verluste hinterherjagt und noch mehr verspielt? Ich habe Dinge beobachtet, aber die gesamte Geschichte kenne ich nicht und ab wann kann man einen als "spielsüchtigen" betiteln. Alles sehr schwierig.
 

WHO ICD 11 sagt dazu:

1)Entgleitende Kontrolle etwa bei Häufigkeit und Dauer des Spielens,
2)wachsende Priorität des Spielens vor anderen Aktivitäten und
3)Weitermachen auch bei negativen Konsequenzen.

 
Aufgeben möchte ich ihn wirklich nicht, weil ich insgeheim immer darauf hoffe, dass er durch die Aufnahme des Kredites eine Erleuchtung hatte und nun die Finger davon lässt, aber das scheint sehr naiv zu sein. 

Yep, sehr naiv und kaum zu überbieten!
Aber du bist entschuldigst, eben weil du vieles gar nicht wissen kannst ;)

Schaue das wenn du zur einer Suchtberatung gehst, dass du dich möglichst ganz genau über diese Sucht informierst (wenn ich Du wäre, dann ein Zettel mit Fragen machen die du hierzu hast), wie gesagt -und ich meine es auch schon irgendwo bei dir gelesen zu haben, ist diese Sucht sehr Facettenreich und als Außenstehender blickt man eh kaum durch.


Ich sollte wirklich wieder anfangen nach meinen Bedürfnissen und meinen Interessen zu schauen...

Das solltest du wirklich tun und genau dort anfangen (Bedürfnissen und deine Interessen) dort deine Prioritäten zu setzten, denn letztendlich führen nur Prioritäten zum Ziel  ;)

LG 



Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Rotzjöre am 14 September 2018, 21:20:45
Hallo und guten Abend, ich befürchte mein Partner ist Spielsüchtig. Ich kenne ihn bereits seit 4 Jahren, zusammen sind wir jetzt sein knapp einen Monat. Er zockt an Automaten in Kneipen ;( mir versprach er das er seit fast 2 Jahren davon los ist. Nun hatte ich vor ca. 2 Wochen die erste Erfahrung damit. Er ging mit einem Kumpel essen von der Dönerbude holen und kam erst 2h später wieder. Ich sprach ihn an und er tat es ab mit, es waren ja nur 10€ und er hat sich im Griff. Erstens widerlegt er damit seine Aussage und zweitens wird er stets aggressiv bei dem Thema und macht zu. Heute gleiche Situation, er geht kurz zum döner. Was bereits eine Stunde her ist. Ausreden wie, eine ganze Schulklasse wurde bedient und er müsste warten ereilen mich dann. Ich bin dennoch nicht blöd und weiß das er wieder gezockt hat.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Strelitzie am 14 September 2018, 21:35:31
Schwierig, wenn er gleich agressiv wird. Sehr schlechtes Zeichen. Ich habe keine Ahnung, wie tief emotional du involviert bist. Denk bitte über eine Trennung nach.....aktive Spieler zerstören alles und jeden im eigenen Umfeld.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: jens am 14 September 2018, 23:47:55
 Zitat: Ich bin dennoch nicht blöd und weiß das er wieder gezockt hat.

Dann ziehe die Konsequenzen1

Nach nur 4 Wochen GEMEINSAMEN Lebens kann das noch gut funktionieren...
Je weiter Du sein "Spiel" mitzumachen bereit sein würdest, umso schwieriger würde es wohl, den Kreislauf (für DICH) zu unterbrechen.

unabhängig von seinem Spiel:

Eine Beziehung, welcher Art auch immer, kann nicht funktionieren, wenn sie von -nahezu- Beginn an auf einem Lügenfundament stehen soll.

Jens
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 15 September 2018, 08:53:09
Hallo Rainer,

weitermachen trotz negativer Konsequenzen kann ich vollständig unterstreichen. Trotz einem negativen Kontostand und auflösen des Bausparvertrages hat er weitergespielt. Häufiger gespielt hat er meiner Meinung nach auch. Ob das spielen der Grund für das vernachlässigen anderer Aktivitäten war weiß ich nicht, könnte sein, aber das sind alles Spekulationen. Ich glaube eine wirklich 100 prozentige Einordnung kann nur vorgenommen werden, wenn der Betroffene selbst mit einem Therapeuten spricht, denn die wahren Gründe kennt wahrscheinlich nur der Spielsüchtige selbst.

Das mit dem Zettel und den Fragen ist ein super Tipp, das werde ich machen, damit ich gezielt danach fragen kann. Ich denke bei so einem Gespräch wird man so viele Infos liefern und dabei einige wichtige Fragen vergessen.

Er ist nun das 5. Wochenende in Folge nicht heim zu seinen Eltern, seinen Freunden usw. gekommen. Wir wohnen hier in der Stadt in der selben Straße und wenn er heim kommt steht sein Auto immer hier. Dies war jedoch die letzten 5 Wochen nicht der Fall. Ich verstehe überhaupt nicht wieso er nicht heim kommt, obwohl er sonst jede bis jede 2. Woche hier war. Hier sind wirklich alle seine Freunde, weil er hier aufgewachsen ist und er hat auch immer großen Wert darauf gelegt, mit seinen Freunden an den Wochenenden etwas zu unternehmen, da er eben nur die Wochenenden hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in der Stadt in der er aktuell lebt plötzlich so viele neue Freundschaften geschlossen hat und so viel unternimmt, dass er keine Zeit mehr hat heimzukommen, aber das er wegen dem Spielen und den Problemen weg bleibt kann ich mir auch nicht vorstellen.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Rainer am 15 September 2018, 13:07:26
Hey Shanice,

ich habe mir gerade noch mal ein paar Gedanken gemacht bezüglich deiner, ich nenne es jetzt mal "verzwickten Situation" ;)
Manchmal ertappe ich mich darauf das ich Angehörige mit der vollen Wucht dieser Sucht konfrontieren möchte....
Für mich hat die gelebte Sucht halt nichts gutes, ist in jeglicher Hinsicht sehr zerstörerisch und heutzutage möchtest du am liebsten jeden der da irgendwie mit in Berührung schützen und laut schreien, LAUFT SO SCHNELL WEG WIE IHR KÖNNT...
Trotzdem es steckt noch immer ein Mensch hinter dieser Sucht, jemand den du kennst, jemand den du eventuell liebst und jemand worüber du dich momentan sehr sorgst.

Ich kann nur spekulieren was momentan in deinen Freund vorgeht,
denke aber nach all dem was du geschrieben hast das es ihm alles andere als gut geht.

Vermute aber dennoch das er sein Leben versucht zu ordnen,
welches natürlich mit einer Sucht im Nacken nicht einfach ist und er deswegen von alles und jedem Abstand hält.

Ausrichten kannst du in solch einer Situation sehr wenig -und das wirklich beste was du machen kannst, ist da zu sein wenn er dich braucht.
Sollte es von seiner Seite zur Einsicht kommt dann würde ich die Beziehung auch nicht aufgeben wollen, wenn nicht, dann bleibe ich dabei... RENN!

LG  Rainer
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: TAL am 15 September 2018, 14:09:49
Ich kann mir das schon vorstellen. Man kapselt sich ab, denkt, man kriegt es irgendwie hin, aber naja... Außerdem ist eine Autofahrt auch immer mit Kosten verbunden. Manchmal muß man halt Prioritäten setzen... -.-
Negative Konsequenzen... da ist immer 'Luft nach unten', die eigenen Grenzen und Hemmschwellen verschieben sich immer weiter...
Ich mußte den Karren mit Vollgas gegen die Wand fahren, um mich letztlich vollständig von irgendwelchen Illusionen zu befreien. Das ist halt eben nur erst der Fall, wenn nichts mehr geht, und jegliche finanzielle Hilfe zögert es hinaus. Aber auch das muß natürlich nicht zwangsweise immer so sein.

Die 'wahren Gründe' kenne ich bis heute nicht. War sicher nicht immer alles rosig bei mir, aber so geht es tausenden anderen auch... insofern...

Auch wenn Rainer es meiner Meinung nach teilweise etwas sehr hart formuliert hat, so stimmt es leider im Kern, was er sagt. Er weiß halt, genauso wie ich, was für ein Chaos man anrichten kann, ohne Rücksicht auf irgendwas, und man wünscht das wirklich niemandem, da mit reingezogen zu werden.
Kann mich seinem letzten Post da nur anschließen.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 15 September 2018, 14:10:44
@ Rainer,

ich glaube der entscheidende Unterschied zwischen meinem Ex-Freund und dir ist der, dass du weißt, dass du süchtig bist/warst. Er hingegen ist wahrscheinlich immer noch der Meinung, die er vor 4 Wochen hatte. Er sagte zu mir, dass er weiß, dass er in den letzten Wochen mit den Einsätzen übertrieben hat, dass es eskaliert ist und er jetzt die Finger vom spielen lassen. Er weiß zwar, dass das was er gemacht hat nicht normal war, sieht sich selbst aber nicht als krank an. Er sagte "wenn ich aufhören wollen würde, dann könnte ich es". Aha logisch, schlimm, dass er bei den Summen noch nicht aufhören "will". Jeder würde bei den Summen aufhören wollen, aber wollen und können ist eben leider etwas anderes. Außerdem teilte er mir mit, dass er seine Accounts bei den Online Casino Apps gelöscht oder aber sogar gesperrt hat. Auch habe er sich ein Limit gesetzt. Bei der Vielfalt der Apps ist es aber ein leichtes, neue ausfindig zu machen oder sich einen neuen Account mit einer neuen Mailadresse anzulegen.

Meine Freundinnen sind der Meinung, dass die Beziehung auch ohne diese Probleme mit dem spielen in die Brüche gegangen wäre und er einfach gemerkt hätte, dass die Gefühle für eine gemeinsame Wohnung bzw. den nächsten Schritt in der Beziehung einfach nicht ausgereicht haben. Sie sagen mir, dass wenn er mich wirklich geliebt hätte, dann hätte er sich nicht von mir getrennt trotz Spielsucht, denn einen geliebten Menschen gibt man in einer schwierigen Zeit nicht auf, sondern ist froh, dass dieser einem nach wie vor zur Seite steht und alles in Bewegung setzt, um einem dort hinaus zu helfen.
Irgendwie ist da auch etwas wahres dran, aber ich glaube unter anderen Umständen wären wir heute noch zusammen. Vielleicht war die Wohnung auch der Auslöser für die Trennung und das er plötzlich an allem gezweifelt hat, aber vielleicht war die Wohnung auch der Punkt, der die Fassade weiter zum bröckeln gebracht hätte und wenn man ehrlich ist, hätte er sich eine Wohnung, deren Miete 1.600 Euro beträgt, zum heutigen Zeitpunkt auch gar nicht leisten können.

@TAL:

Das was du sagst hört sich wirklich plausibel an, negative Konsequenzen wären für mich vor Monatsende ein Kontostand von 0, negative Konsequenzen sind für andere jedoch vielleicht etwas ganz anderes. Privatinsolvenz, kein Geld für das bezahlen von Rechnungen usw. Das verschiebt sich bei einer Sucht sicher immer und immer weiter nach unten. Er sagte auch mal zu mir, dass sein Konto sowieso schon im Minus ist und er deshalb "am Arsch" sei, also ob es 1000 oder 5000 im Minus ist, ist dann nun auch egal.
Das wäre aber sehr löblich, wenn man sich von einem Menschen, den man liebt trennt, nur um ihn vor einem selbst zu schützen. Das ist in der Theorie alles sehr fein, aber macht man so etwas wirklich in der Praxis? Dadurch verliert man zu der Sucht bzw. dem Geld noch wichtige persönliche Beziehungen und mit den Konsequenzen dann umzugehen, ist sicher noch etwas, was einen weiter herunterzieht.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: TAL am 18 September 2018, 14:40:32
Ich hatte auf deine Frage wegen der 'Begleitumstände' geantwortet, das Ganze ist aber dann doch etwas länger und persönlicher geworden, als ich es ursprünglich geplant hatte, von daher ist es auf Rainer's Vorschlag hin abgetrennt und als eigenständiges Thema eingestellt worden.

Dein letzter Beitrag ist leider auch dort gelandet:

http://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3129.0

Deshalb nochmal hier gefragt: Wie war dein Termin bei der Suchtberatung?
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 23 September 2018, 08:44:33
Hallo zusammen,

ich habe mich lange nicht gemeldet, da ich umgezogen bin, die erste Woche im neuen Job war und einiges zu tun hatte.

Was mich jetzt veranlasst zu schreiben ist, dass mein Ex-Partner für das Glücksspiel einen Kredit i.H.v. 5000 bis 6000 Euro aufnehmen musste. Gestern postet er auf den sozialen Medien einen Beitrag, in dem das neue iPhone XS zu sehen ist. Ich muss ehrlich sagen, dass mich das schockiert hat, denn wenn man einen Kredit aufnehmen musste und diesen abbezahlen muss, dann ist doch das letzte an das man denkt, sich ein neues iPhone zu kaufen?

Ich weiß, dass sein Handyvertrag ausgelaufen ist und er nun sowieso ein neues Handy bekommen würde, aber ein iPhone XS wird aufgrund des Preises den Betrag des Vertrages deutlich erhöhen. Ich an seiner Stelle würde die nächsten Monate radikal sparen, damit der Kredit schnell abbezahlt werden kann und alle möglichen unnötigen Geldausgaben verhindern.

Das schlimmste in meinen Augen ist jedoch, dass er es stolz in den sozialen Medien postet, keiner außer ich von dem Kredit weiß und sich alle denken werden "wow er hat sich das neue iPhone gegönnt und das, obwohl es so teuer ist". Keiner weiß, dass er gerade in einer Situation steckt, in der er nicht einmal über solch einen Kauf nachdenken sollte. Es ist in meinen Augen das aufrecht erhalten des Scheins.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Kauft man sich trotz Verschuldung Dinge, die man eigentlich gar nicht benötigt bzw. Luxusgüter? Und vermittelt damit außenstehenden das Bild, das alles im Leben läuft? Kauft man sich so etwas vielleicht auch bewusst, um sich selbst aufzuwerten?
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Olli am 23 September 2018, 09:21:03
Guten Morgen!

Ich denke, ich brauche nur diese beiden Punkte aufzählen, die sicherlich bei einer Sucht noch nicht das Ende der Fahnenstange sind.
Sie erklären sich von selbst:

- mangelnder Selbstwert
- mangelnder Bezug zum gesetzlichen Zahlungsmittel
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 23 September 2018, 10:48:31
Hallo Olli,

also kann es wirklich gut sein, dass hinter dem posten des neuen iPhone's einfach nur steckt, dass er sich vor den Leuten besser darstellen und zeigen möchte, dass er sich solch teures Gerät leisten kann.

Er hatte schon immer Apple Produkte und ist auch ein wahrer Fan, sein Vertrag hat sich im Oktober nun auch um 2 Jahre verlängert, deshalb war schon immer klar, dass er sich das neue iPhone holen wird. Aber ich bin der Meinung, dass man den Schritt dann auch nur gehen sollte, wenn man die Mittel dafür hat. Und die noch offenen Schulden sollten dafür sorgen, dass man sich dann ausnahmsweise nicht direkt ein neues teures iPhone holt, sondern erst wenn man die Schulden beglichen hat. Eine Vertragsverlängerung geht ja auch ohne neues Smartphone, dann wird der Vertrag sogar günstiger, was ihm sogar helfen würde Geld zu sparen.

Er hat in den Beitrag auf den sozialen Medien noch ein Emoji gepostet. Es waren Geldscheine mit Flügel, so von wegen "ciao Geld, hallo iPhone". Ich finde das wirklich schockierend, wie man in solch einer Situation noch so etwas für die Öffentlichkeit posten kann.

Hätte wirklich gedacht, dass der Kredit dafür sorgt, alles einzustellen und radikal zu ändern.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Ilona am 23 September 2018, 13:04:35
Liebe Shanice,
tut es dir gut, über die sozialen Medien weiterhin Kontakt zu ihm zu haben?Hand aufs Herz: wie schwer würde es dir fallen - auf einer Skala von 1-10- diesen Kontakt abzubrechen?
Und was genau ist dein Ziel? Vom Spielen abbringen, kannst du ihn nicht, das hast du erfahren. Was wünscht du dir für dich?
LG Ilona
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 23 September 2018, 13:31:16

Hallo Ilona,

ich selbst habe ihn in den sozialen Medien nicht mehr, eine gute Freundin hat mir erzählt, dass er dort das neue iPhone hochgeladen hat.

Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich es bisher noch nicht geschafft habe, seine Handynummer und unseren Chatverlauf auf dem Handy zu löschen =/

Manchmal wünsche ich ihn wieder zurück und im nächsten Moment kommt der Verstand und sagt, lauf so weit du kannst. Das Herz und der Verstand arbeiten beide momentan noch in die entgegengesetzte Richtung.

Er meldet sich auch immer mal wieder, das Gespräch basiert dann meistens auf Small Talk und endet dann wieder, aber in Erinnerung ruft er sich ungefähr 1 mal pro Woche. Letzten Montag hat er mich gefragt, ob ich ihm seine Bewerbungsmappe per mail schicken könnte, weil ich sie auf dem Laptop habe. Er muss sie aber zu 100 Prozent selbst haben, da ich sie ihm schon gesendet und er sich auch damit bereits bei einem Unternehmen beworben hat. Als ich sagte, dass ich sie nicht mehr hab, hat er sich bedankt und das Gespräch war beendet, weil ich es nicht mehr weitergeführt habe.

Ich verstehe nicht, wieso er sich immer mal wieder ins Gedächtnis ruft und dann wieder "verschwindet"

Außerdem würde ich gern mehr über die Komplexität der Sucht erfahren, weil ich mich sehr oft dabei erwische ihn in Schutz zu nehmen und die Schuld für sein Handeln bei mir suche, dass ich vllt irgendetwas während der Beziehung falsch gemacht hat, dass es soweit gekommen ist
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Ilona am 23 September 2018, 16:11:23
Da kann ich dich entlasten. Du hast nichts falsch gemacht. Das kann nicht der Grund für seine Glücksspielsucht sein.
Kennst du denn vielleicht aus der Vergangengeit dieses Gefühl, dass du dich verantwortlich fühlst? Vielleicht aus deiner Familie? Wenn du dem auf die Spur kommen willst, musst du bei dir gucken. Nicht bei ihm.
LG Ilona
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 23 September 2018, 17:41:07
Ehrlich gesagt ist es das erste mal so, dass ich mich so verantwortlich fühle. Er meinte mal zu mir, dass ich der Grund sei, weshalb er gespielt hat. Also dass ich ihn mit dem Thema "zusammenziehen" so unter Druck gesetzt habe, obwohl das für zusammenziehen nach 5 Jahren Beziehung eigentlich die logische Konsequenz sein sollte, wenn ich in die Stadt ziehe, in der er lebt, zumal es seit 2 Jahren klar war, dass ich nach meinem Master Studium kommen werde.

Ich bezieh das alles auch immer auf mich, weil ich der Ansicht bin, dass wenn er mich wirklich ausreichend geliebt hätte, er sich nicht von mir getrennt hätte, sondern froh gewesen wäre, dass ihn jemand in dieser schlechten Lebensphase unterstützt. Man gibt doch keinen geliebten Menschen auf, wenn es einem schlecht geht, sondern sollte sich an dem Halt erfreuen.

Für mich ist die gesamte Situation einfach komplett unverständlich.
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: taro am 23 September 2018, 17:46:12
Moin Shanice,

ich kann da nur zustimmen, als Partnerin hast Du NIE Schuld wenn er spielt. Und Du kannst auch nichts tun, damit er aufhört, ausser die Warme Hand unter dem Hintern weg zu ziehen.

Zu Deiner Frage, was Protzen mit teuren Handys betrifft, da ist es bei den Spielern nicht anders als beim Rest der Menschheit.  Es gibt welche denen ist es wichtig zu protzen und anderen nicht.  Das hat mit der Sucht wenig zu tun.  Für dich ist eigentlich nur wichtig,  warum das für dich eigentlich noch wichtig ist.

Taro
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: jens am 23 September 2018, 23:01:56
Zitat:   
Ich bezieh das alles auch immer auf mich

Moin Shanice.

Bisher las ich nur diesen Thread, möchte aber nun gerne etwas dazu sagen.

Wir Spieler verstehen es (abgründig pervers) meisterhaft, unseren Partnern ein schlechtes Gefühl zu machen, weil wir meist auch Partner/innen aussuchten, welche darauf anspringen, wenn wir ihnen Vorhaltungen machen.

SO rückt der "schwarze Peter" von uns weg und wir haben ggf. sogar noch die Chance, dass sich unsere Partnerinnen so weit von uns zurückziehen (um uns nicht "Unrecht zu tun"), dass wir noch etwas längere Zeit erhalten, in welchen wir uns nicht angegriffen fühlen müssen...das läßt sich dann prima nutzen, um "unangefochten" weiterzuspielen...



Und, was das Smartphone betrifft:

Es wäre auch nicht das erste Mal, dass ein Spieler einen Vertrag mit Handy abschließt, bei welchem das Handy für einen Vorzugspreis erhältlich ist, weil der Rest über den eigentlichen Vertrag mit dem Provider geregelt wird, zu angenehmen monatlichen Kosten, um das Handy selbst dann bei E-Bay zu versteigern und das alte Handy weiterhin zu nutzen...

Typische Spielerausreden für die -dann doch gegebene- Nutzung des alten Handys:

habe ich zurückgegeben, hat mir nicht gefallen....

Mal sehen, ob er in Zukunft auch noch MIT diesem schönen Smartphone zu sehen sein wird...

Die "Bereicherung" aus solchen Verträgen ist nichts Neues, das gibt es schon seit vielen Jahren.

Irgendwann klappt die Falle aber dann doch zu, wenn die Anzahl der Verträge -und den, daraus resultierenden Kosten- nicht mehr bedient werden können, weil die Gesamtschuldensituation dieses verhindert.


LG,

Jens
Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: Shanice am 08 Oktober 2018, 21:07:11
Ich muss mich nun noch einmal zu Wort melden.
Ich habe nun erfahren, dass mein Ex eine neue Freundin hat und das keine 6 Wochen nachdem wir getrennt sind. Er ist mit ihr, obwohl er einen Kredit aufnehmen musste und diesen gerade zurückzahlen muss ins Wellness gefahren. Was mich sehr enttäuscht ist, dass wir dieses Jahr geplant hatten ins Wellness zu gehen, es aber nie geklappt hat, da er immer sagte, er habe kein Geld (was auch stimmt). Oft hat er sich auch andere Gründe einfallen lassen, warum der Zeitpunkt nicht passend ist. Kaum hat er eine neue Freundin, ist er auf einmal in der Lage, Geld in die Hand zu nehmen und ins Wellness zu fahren bzw. hat er auf einmal Geld für Freizeitspaß?
Ich verstehe auch nicht, wie er sich sofort in die nächste Beziehung stürzen kann, nachdem er zu mir am Tag der Trennung sagte, dass er sich aufgrund dem vielen verspielten Geld selbst hasst. Sich auch hasst, da er seine Familie und mich enttäuscht hat. Er fühle sich momentan wie ein Versager und empfinde noch nicht einmal mehr etwas für sich selbst. Er wollte sich nach der Trennung die Zeit nehmen, um sein Leben in Griff zu bekommen, sich zu ordnen und das ganz ohne Freundin wie er betonte. Ich frage mich auch hier, wie es sein kann, dass er plötzlich bereit ist für eine neue Beziehung, obwohl er sich auf sich fokussieren wollte? Ich habe manchmal das Gefühl, dass er mit seinem Umfeld spielt und nicht alleine sein kann. Er kann nicht reflektieren und sich mit seinen Problemen auseinandersetzen, sondern verdrängt es und startet mit einer neuen nochmal von null. Vielleicht, weil sie einfach nichts von all dem weiß?
Ich war mir nämlich sehr sicher, dass er sich nicht wegen der fehlenden Liebe, sondern wegen all den Umständen und Problemen getrennt hat, doch jetzt habe ich das Gefühl, dass er mich ohne mit den Schultern zu zucken ersetzt hat.
Er vermittelt einem ständig das Gefühl, dass es ihm super geht, besser als während der Beziehung. Jedoch frage ich mich, wie es einem Menschen gut gehen kann, der sein komplettes Geld verzockt hat, der einen Kredit aufnehmen musste, der erfahren hat, dass er ab November arbeitslos sein wird und eine 5jährige Trennung zu Bruch gegangen ist. So etwas kann doch nicht spurlos an einem vorbei gehen?

Titel: Re: Ist er spielsüchtig?
Beitrag von: TAL am 09 Oktober 2018, 10:52:55
Herzlichen Glückwunsch zur neuen Wohnung. Ich hoffe, du hast dich gut eingelebt, auch im neuen Job. 

Prinzipiell stumpft es ab, das stimmt schon, aber es gibt auch 'normale' Leute mit negativen Charaktereigenschaften, das sollte man nicht außer Acht lassen.

Ein neuer Anfang ist sicher in seinem Interesse, Tabula Rasa, zurück auf Start, also kann er ihr schlecht sagen, daß er gelegentlich die Kontrolle verliert und all sein Geld verspielt. Wenn sie es nicht weiß, muß er sich auch nicht rechtfertigen. Macht es einfacher, seiner Sucht ungestört nachzugehen. Finanzielle Engpässe seinerseits würden Fragen aufwerfen.

Rationales Denken in Bezug auf Geld und finanzielles 'Haushalten' solltest du bei einem (aktiven) Spieler jedenfalls besser nicht voraussetzen. Das Verhältnis hierzu ist ganz einfach gestört. Letzteres ist für mich ehrlich gesagt immernoch eine sehr unliebsame Sache.

Das mit dem Gefühl des Versagens meinte er wahrscheinlich in dem Moment auch genauso. Eins der Probleme ist aber, daß negative Gefühle leider nicht sehr lange anhalten. Allzu schnell springt das selektive Gedächtnis ein, und das Ganze ist vergessen. Nach einer 'Session', wenn einen die Realität einholt, fühlt man sich wie das Allerletzte, aber das verfliegt dummerweise sehr schnell wieder. So schlimm war es doch gar nicht...
Hat die alte Denkweise erstmal wieder die Oberhand, gehen alle guten Vorsätze den Bach runter. Verdrängung steht dann wieder an erster Stelle.

Nein. Das geht nicht spurlos an ihm vorbei. Er kennt da aber ein vermeintlich probates Mittel, das Ganze auszublenden. Dabei kann er es nicht gebrauchen, wenn ihm jemand reinredet...

Das mal erstmal so kurz jetzt. Ich sollte mal was tun hier. :P

Eins noch: Warum willst du dir das alles immernoch 'antun'?