Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Verzweifelt... Freund ist spielsüchtig / Co-Abhängigkeit

  • 2 Antworten
  • 35566 Aufrufe
Hallöchen,

bin neu hier und habe das Forum heute zum ersten mal gesehen, habe mich direkt mal angemeldet, da ich ziemlich verunsichert und verzweifelt bin.

Ich bin mit meinem Freund seit einem dreiviertel Jahr zusammen, muss dazu sagen, dass es in der gesamten Zeit sehr schwierig war. Letztes Wochenende hat er mir dann mitgeteilt, dass er spielsüchtig sei und diesen Monat 100 € verzockt hätte. Das mag nicht nach wahnsinnig viel Geld klingen, wenn man jedoch bedenkt, dass er (25 Jahre, so wie ich) Schüler ist und nur einen Aushilfsjob für 460€ im Monat sowie um die 1.500€ Schulden bei der Bank hat, ist es doch schon einiges.

Irgendwo hätte ich es mir denken können, jedoch war ich zu sehr mit ir selbst beschäftigt. Muss dazu sagen, dass ich selbst noch in der Ausbildung und psychisch erkrankt, also schwer depressiv bin und mich ritze, unter Autoaggressionen leide.

Vor ein paar Wochen noch waren wir in der Kneipe, in welcher ich aushelfe. Ich hatte einiges an Kleingeld übrig und er fragte mich danach, um es in den Automaten zu werfen. Ich wollte erst nicht, aber dann hat er mir von sich aus die Hand darauf gegeben und meinte "ich werfe 6  Monate lang kein Geld in den Automaten, wenn du mich jetzt spielen lässt". Also habe ich es getan. Und was soll ich sagen? Eine Woche später hing er mit seinen Kumpels in der Kneipe, als ich arbeiten musste. Hatte mich schon gewundert, da er eigentlich gar kein Geld mehr hatte. Und was macht er? Wirft 2-3 € in den Automaten, hintergeht mich und sagt dann später "Sei mir nicht böse, ich wollte dich sehen und hab mir somit den Abend finanziert und hab das dreifache rausgeholt".

Vor zwei Tagen hat er mir versprochen, bis ich wieder da bin (2-4 Stunden später) nicht zu spielen. Dann erzählt er mir, dass er in der Zeit bei bwin eine Sportwette ablegen wollte, dies aber nicht geklappt hatte. Danach hab ich natürlich ne Szene gemacht, weil ich mir wiedermal verarscht und belogen vorkam. Habe ihm schon vor Tagen gesagt, dass ich nur nicht verarscht und belogen werden soll. Und dann kam: Ich hätte es nicht klar definiert, Spielen kann genauso gut "Spielen mit dem Hund" bedeuten oder PS3, gepokert hätte er ja nicht. Er sagt, er braucht den Kick und sobald ich etwas sage von wegen er bräuchte Hilfe, heißt es ich würde nicht an ihn glauben und mit so einer Person will er nicht zusammen sein.

Jetzt sagt er seit gestern mal wieder, dass er keinen Bock auf meine ständig negative Einstellung hat, seine Ruhe in den nächsten Tagen und Ablenkung braucht und gewissen "Dinge" für sich klären muss. Muss dazu sagen, dass er gerade in den Fachabi-Prüfungen steht, sein Bruder bereits spielsüchtig war und der Vater ebenfalls, sodass die Eltern sich seit Monaten nicht mal mehr Öl leisten können (kein Warmwasser, er wohnt noch zu Hause).

Er macht mich ständig fertig wegen meiner Depressionen, natürlich ist es nicht einfach mit mir momentan. Aber er selbst steht mit Sicherheit nicht besser dar. Meines Erachtens nutzt er seinen Freiraum, um ungestört Zocken zu können. Er trifft sich mit seinen Freunden, welche beide ebenso spielsüchtig sind. Der eine spielt nicht um Geld, aber Videospiele. Der Andere wirft auch Geld in den Automaten. Und was machen sie? PS3 zocken, Würfelspiele spielen, Gesellschaftsspiele.. Es geht immer ums Spielen.

Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Ich verstehe es auch nicht. Er sagt, er bräuchte den Nervenkitzel, aber dies sei nicht der richtige Weg. Er würde es selbst hinbekommen, das zu reduzieren, aber nie damit aufhören. Ich bringe so oft Essen o.ä. mit, lade ihn ein. Weil ich so bin und er kein Geld hat. Somit bin ich Co-Abhängig.

Sorry für den Roman, aber ich bin einfach verzweifelt und habe meine Gedanken mal niedergeschrieben. Was könnt ihr mir raten?

Viele Grüße,

bambi87

PS: Er sagt schon, dass er spielsüchtig ist, meint aber immer es selbst in den Griff zu bekommen. Sobald ich mit Argumenten komme, kommt jedes mal "Du rauchst, du gibst viel zu viel Geld dafür aus und gefährdest deine Gesundheit. Das ist schlimmer. Wenn du aufhörst zu rauchen, höre ich auf zu zocken". Und ich weiß dann nie, was ich sagen soll :-/
« Letzte Änderung: 17 Mai 2013, 02:14:23 von bambi87 »

*

Offline andreasg

  • *****
  • 1.979
Re: Verzweifelt... Freund ist spielsüchtig / Co-Abhängigkeit
« Antwort #1 am: 17 Mai 2013, 09:28:44 »
Hallo Bambi,
Schreiben tut so gut, und manchmal wird eben ein Roman draus.
die Antwort ist doch so einfach: Mit dem Rauchen aufhören! Das schadet nachweislich der Gesundheit. Zu meinen Indekationen habe ich schon meine Romane hier eingestellt...
Dadurch wird aber leider Dein Freund nicht spielfrei. Die Rauchabstinenz hilft Dir aber, wie Nebelwand zwischen Dir und Ihm schwinden zu lassen und stellt von Dir aus die Beziehung in einem neuen Licht dar.
Die Crux bei Co-Abhängigen ist, erst den anderen zu retten, im hellen Licht zu strahlen und dann endlich Annahme und Liebe zu finden... Die Hoffnungslosigkeit dieser Perspektive treibt die Depression in den tiefsten Keller.
Ich bin Spieler, Co-Abhängig und Beziehungssüchtig und kann ein Lied davon singen.
Noch ein Link: www.gamanon.de , dort findest Du Wege aus der Co-Abhängigkeit mit Angehörigen Betroffener Spieler.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.818
Re: Verzweifelt... Freund ist spielsüchtig / Co-Abhängigkeit
« Antwort #2 am: 17 Mai 2013, 12:21:39 »
Hi Bambi!

Aus meiner Sicht wirst Du nach Strich und Faden manipuliert.
Deine Freund möchte spielen und dafür ist er auch bereit, Dir seelische Schmerzen zuzufügen.
Ist das die Art Beziehung, die Du Dir für Dich wünschst?
Ist dies die Art Liebe, die Du Dir immer ersehnt hast?

Er weiss, dass das Rauchen aufzuhören für Dich nicht leicht sein wird.
Doch anstatt seine eigene Sucht zu betrachten, drückt er Dir Seine Verantwortung auf.
Er erweckt in Dir das Gefühl von Schuld für seine Suchtausübungen.

Das empfinde ich als brutal - es ist eine Vergewaltigung Deiner Gefühle und ein Ausnutzen Deiner eigenen Krankheit.

Ich glaube zu merken, dass Dir das Schreiben hier gut getan hat.
Von daher - schreibe ruhig so viel, wie auch immer Du möchtest.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums