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Völlige Verzweiflung!

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Völlige Verzweiflung!
« am: 06 Dezember 2013, 01:50:31 »
Hallo meine Name ist ... und ich bin Automaten Glücksspielsüchtig!
Da ich Anonym bleiben möchte verrate ich euch meinen Namen nicht.

Alles fing an als ich 19 Jahre Alt war. Eine Bekannte von mir hatte Stress mit ihrem Freund, rief mich an und fragte mich, ob sie sich nicht mit mir treffen könnte um zu quatschen. Klar dachte ich und traf mich mit ihr an einer Spielothek. UND DAS WAR MEIN UNTERGANG!!! Wir gingen rein... warfen Geld in die Automaten und ich habe in innerhalb von 5 Minuten 100€ gewonnen. Wow dachte ich mir. So schnell, soviel Geld. Krass.

Anfangs bin ich 1x die Woche in diese Spielhöllen gegangen. Und seit geraumer Zeit sitze ich tägl. da drinne!!! Ich bekomme meinen Lohn und gehe Zocken. DAS ERSTE AN WAS ICH DENKE... ZOCKEN, ZOCKEN, ZOCKEN!!!

Seit einem halben Jahr gehe ich sogar noch nebenbei Jobben. Ich bin Lehrling und verdiene in meiner Ausbildung gutes Geld! Ich Finanziere NUR NOCH MEINE SUCHT! Ich bin echt am Ende.

Seit 1 Monaten versuche ich dieser Sucht zu entgehen! ABER WIE?
In meiner Familie gehen welche Zocken und sogar meine Freunde gehen Zocken!!!

Sobald ich auf Arbeit oder beim Training bin höre ich auf daran zu denken. Ich bin immer voll auf das wesentliche konzentriert und denke nicht einmal daran. Aber sobald die Ruhephasen kommen... ist es in meinem Kopf... .

Ich möchte nicht mehr Zocken... Ich will absolut garnicht mehr mit meinem Geld spielen!
Seit 3 Jahren geht das so...!!! Seit 3 Jahren haue ich mein Geld für diese absolute Scheiße auf den KOPF! Ich habe den Wert des Geldes verloren... absolut. Wenn ich z.B. 200€ in der Hand halte, sehe ich daran keinen Wert. Für mich persönlich ist es einfach ein Stück Papier. Mehr nicht. Ich sehe nicht das ich für 200€ eine Woche arbeiten muss. Ich werfe dieses Stück Papier einfach in den "Mülleimer", der mir natürlich nichts dafür gibt. Logisch.

Ich frage euch hiermit. Was macht ihr um diese Sucht zu kompensieren? Kommt mir jetzt nicht mir euren Suchtberatungsstellen.

Sondern was macht ihr, wenn ihr gerade nicht eure Beratung habt und euch juckt es in den Fingern?

Ich habe mich hier einfach mal spontan angemeldet und wollte das unbedingt los werden.

Danke fürs lesen.
« Letzte Änderung: 06 Dezember 2013, 01:58:49 von Incus »

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Offline Olli

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Re: Völlige Verzweiflung!
« Antwort #1 am: 06 Dezember 2013, 18:14:04 »
Hallo mein Freund!

Zitat
Kommt mir jetzt nicht mir euren Suchtberatungsstellen.

Doch - komme ich.

Wenn Du keinen Rückhalt in der Familie und Freundeskreis hast, dann sind SHG, Beratungsstellen und Therapeuten genau die richtigen Personen für Dich, um Dich zu stützen.

Komme Du mir jetzt nicht - die würden Dir nix bringen - die verstehen Dich sowieso nicht oder sonstige Ausreden (Dieser Satz ist humorvoll gemeint!)

Du hast es bisher nicht geschafft, es "alleine" zu regeln.
Das ist durchaus nicht unüblich.
Doch Du schreibst von "völliger Verzweiflung" - bist Du das? Voll und ganz?
Bist Du bereit, alles Dir nur Mögliche zu unternehmen, um spielfrei zu werden?

Oder ist da noch eine riesige Angst vor dem Ungewissen?

Hey - ich war nie beim Therapeuten - doch gestern abend auf der Jahrestagung von Fags lernte ich einen kennen.
Wir - Reiner und ich - haben uns mit ihm bis 2 Uhr nachts unterhalten.
Wir waren derart in unseren Gesprächen versunken, dass wir die Zeit vollkommen ignoriert hatten.

Therapeuten sind also kein Hexenwerk - sie sind Menschen wie Du und ich, die sich einen Beruf ausgesucht haben, der Menschen wie Dir und mir zu einem zufriedenen Leben verhelfen kann.

DU alleine triffst die Entscheidung Dir einen zu suchen - niemand kann Dich zwingen.
Du hast die Wahl - Du trägst auch die Konsequenzen.


Zu Deinen Fragen - meinst Du wirklich, deinen Suchtdruck kannst Du mit etwas anderem kompensieren?
Du wirst lernen müssen ihn auszuhalten, damit er weniger wird.
Damit das geschieht, musst Du Dich selbst auf den Prüfstand begeben.
Das ist sehr komplex und häufig "alleine" nicht zu schaffen.

Versuche es doch erst mal mit einer SHG - was hast Du zu verlieren?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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freitagessen

Re: Völlige Verzweiflung!
« Antwort #2 am: 07 Dezember 2013, 20:47:52 »
Moin Moin unbekannter

Ein Herzliches Willkommen auch von mir hier im Forum,

So wie ich Dich lese, hast Du kurz nachdem Du „verspielt“ hattest, dich hier angemeldet ?
Über vieles was deine Sucht betrifft hast Du dir schon Gedanken gemacht, z.B das es so nicht weitergehen kann, Geld in den Händen eines Spielers kein Wert mehr hat, Du viel Arbeiten musst und mit Dein Geld nur für eine Kurze Zeit Deine Sucht befriedigen kannst, es aber trotzdem nie reicht, egal wie lange Du auch Arbeitest usw.......
Im Ansatz schon ganz richtig was Du feststellst, aber es ist noch lange nicht alles was Du verspielst !
Was ist mit Deinen Freundschaften, deine Familie, deine Arbeitsstelle, eventuell eine Freundin, Deine Hobbys und nicht zu vergessen Deine Zukunft ?
Es ist nicht alles „nur“ Geld was Du verspielst !

Ich frage euch hiermit. Was macht ihr um diese Sucht zu kompensieren? Kommt mir jetzt nicht mir euren Suchtberatungsstellen.

Sucht war für mich eine Flucht, also fragte ich mich eines Tages wovor ich denn flüchtete, und das Ergebnis war immer das gleiche......vor mir selber, und vor der Realität.
Du willst deine Sucht kompensieren, na dann fang doch mal damit an Dich „Täglich“ mit deiner Sucht zu beschäftigen....jetzt aber nicht nach Möglichkeiten suchen wie Du am schnellsten wieder in der Spielothek kommst, sondern nach Möglichkeiten und gleichzeitig Gründe um nicht spielen zu gehen.
In diesem Forum gibt es natürlich eine Vielzahl an möglichen Hilfestellungen und nun musst Du schauen welche für Dich in Frage kommen könnten.
Jetzt im Vorfeld schon, ich sage mal so, Selbsthilfegruppen, Therapien ob nun Ambulant oder Stationär auszuschließen halte ich nicht für besonders klug, aber diese Sucht wird Dir (Erfahrungsgemäß) schon aufzeigen wo Deine Grenzen sind.
   
Was macht ihr, wenn ihr gerade nicht eure Beratung habt und euch juckt es in den Fingern?
Naja, es ist schon etwas länger her wo es mir noch juckte, aber nachdem ich dann aufhörte zu spielen und es wieder mal juckte habe ich mich intensiv damit beschäftigt wie ich dann das „jucken“ abstellen konnte.
Auch hier kam ich immer wieder zu dem gleichen Ergebnis, und wohl wenn ich die Ursache meiner  Probleme weiterhin füttere, werde ich auch weiterhin Probleme haben, habe ich weiterhin Probleme weil ich die Ursache füttere, werde ich das „jucken“ niemals abstellen können und mich so gesehen immer im Kreis bewegen.
Irgendwann liegst Du dann vor Lauter im Kreis laufen am Boden, rappelst Dich wieder auf, und dein „Spiel“ fängt wieder von vorne an.
Ich war dieses doch sehr übele Spiel mit mir selber satt, eben weil mir auch bewusst wurde das ich nicht „nur“ Geld am verspielen war.
Ich glaube das reicht erst mal, aber wenn Du mehr wissen möchtest.....frage einfach !

Rainer
 

 

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