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Warum sind Spielsüchtige so Rückfallbefährdet?

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Offline HDR

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Warum sind Spielsüchtige so Rückfallbefährdet?
« am: 06 Januar 2014, 12:58:07 »
Über diese Frage habe ich mir lange Gedanken gemacht. Mit meiner Alkoholsucht war das aufhören, für mich zu mindestens, relativ einfach. Am 9.4.12 habe ich beschlossen nicht mehr zu trinken. 8 Wochen Rheinhessenfachklinik Alzey und im Anschluss eine Langzeittherapie haben mir bei der Umsetzung geholfen. Das ich auch Spielsüchtig bin, wurde während der Lzt. diagnostiziert. Also aufhören mit zocken (in erster Linie online Poker und Spielautomaten) Ich habe auch "aufgehört" zu zocken. Allerdings nur das um Geldzocken. Weiter gepokert habe ich auf meinem Smartphone. Zwar nicht um Geld aber halt so. Am 24.4.13 hat mich meine Frau beim zocken erwischt. Heute sage ich Gott sei Dank und bin seit dem 25.4.13 spielfrei. Aber warum ist mir das sooooooo schwer gefallen? Ich glaube dafür eine Erklärung gefunden zu haben. Wenn ich mit Alkohol rückfällig werde, merkt das mein Umfeld an meinem Verhalten. Alkohol riecht man, die Sprache verändert sich, der Gang verändert sich mein gesamtes Verhalten und meine Außendarstellung ist bzw. anders: nämlich AUFFÄLLIG. Alkohol lässt sich nicht verbergen. Im Gegensatz dazu das zocken: Hier merkt kein Mensch etwas. Wenn ich beim Alkohol sage (lalle) ich habe nichts getrunken wird diese Aussage SOFORT als Lüge erkannt. Wenn ich sage ich habe nicht gezockt, dann kann mir mein Gegenüber erst einmal nicht das Gegenteil beweisen. Ich kann mich also wahnsinnig leicht herausreden (selber beschei.....). Mich würde es interessieren, wie ihr das seht. LG Dirk
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich was ändert (Albert Einstein)

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freitagessen

Re: Warum sind Spielsüchtige so Rückfallbefährdet?
« Antwort #1 am: 06 Januar 2014, 21:26:50 »
Hallo HDR

bin seit dem 25.4.13 spielfrei.
Aber warum ist mir das sooooooo schwer gefallen?

Wäre es einfach....hätten wir keine Pathologische Glücksspieler, keine Forums, keine SHG, keine Kliniken für Spielsüchtige usw.

übrigens,

Gibt es denn einen Grund warum "ein Spieler" die Wahrheit sagen sollte, oder hat er vielleicht (für sich)(gute) gründe das er es nicht tut.....?

LG Rainer

 

 

 

 
« Letzte Änderung: 06 Januar 2014, 21:29:34 von freitagessen »

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Offline andreasg

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Re: Warum sind Spielsüchtige so Rückfallbefährdet?
« Antwort #2 am: 06 Januar 2014, 22:30:23 »

Hallo, ich bin Andreas und ich bin Spieler,
Wir haben in unserer Stadt eine Forderung um Freigabe von Cannabis. Darüber ist im Forum der Lokalzeitung eine Diskussion entstanden. Natürlich gibt es auch Lizenzen für Spielstätten und Sport - Wett - Poker - Sites im Internet. So aus der Ferne der Ausübung meiner Spielsucht kam mir schon die Frage auf: ist Spielsucht als rein seelische Abhängigkeit eine Sucht, oder nur eine blöde Angewohnheit? Mein ockergelbes Heftchen sagt:testet euch nicht selbst;  meidet die Nähe von Spieleinrichtungen... Der Verstand es Spielers übertrumpft die Krankheit, nur, die Suchterkrankung ist böse und hinterhältig.
Die Antwort fand ich wieder einmal bei Grünkohl und Bregenwurst im Kaufhausrestaurant (lecker). Das Lokal war sehr voll und der Platz, den ich fand und bei einer jungen Frau erfragte gab direkt das Blickfeld aud die Spielautomaten frei. Auch wenn kein Spielbetrieb herrscht, die kranken Gedanken drehen sich wieder mechanisch um das Spiel. So entschuldigte ich mich kurz und fand einen anderen gemütlichen Esstisch.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline HDR

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Re: Warum sind Spielsüchtige so Rückfallbefährdet?
« Antwort #3 am: 07 Januar 2014, 09:16:18 »
Hallo Rainer, hallo Andreas, zuerst möchte ich mal auf die Frage von dir Rainer Gibt es denn einen Grund warum "ein Spieler" die Wahrheit sagen sollte, oder hat er vielleicht (für sich)(gute) gründe das er es nicht tut.....?
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich was ändert (Albert Einstein)

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Offline HDR

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Re: Warum sind Spielsüchtige so Rückfallbefährdet?
« Antwort #4 am: 07 Januar 2014, 09:48:02 »
Schei.....benkleister  >:( bin auf den falschen Botton gekommen! Schreibe aber direkt nach dem ? weiter. Ich denke, dass deine Frage insofern interessant ist, als das die Antworten wie folgt aussehen könnten: Neines gibt keinen Grund die Wahrheit zu sagen. Nämlich dann nicht wenn Mann/Frau überhaupt nicht aufhören will. Das kommt eindeutig einem Selbstbetrug gleich. Ich behaupte mal, dass wenn man aufhören will, sich letztendlich diese Frage nicht stellt. In der Nein-Antwort liegt aber auch die Ja-Antwort, nur umgekehrtJaes gibt einen Grund die Wahrheit zu sagen. Nämlich wenn Mann/Frau überhaupt  aufhören will. Mit dieser Antwort zwinge ich mich zu einer Selbstkontrolle und Fremdkontrolle. Dann nämlich bin ich in einer Situation in der Unwahrheiten, besser bekannt unter dem Begriff Lügen, anderen auffallen. Deine Situation Andreas kenne ich auch. Beruflich bin ich Außendienstler und somit viel mit dem Auto unterwegs. Lass ich den Entschluss zum endgültigen Aus zum spielen getroffen habe, bin ich die ersten 3 Monate nicht auf eine BAB Raststätte gefahren um einen Kaffee zu trinken, da ich früher immer in dieser Zeit am Automaten gespielt habe. Ich bin somit der Versuchung aus dem Weg gegangen. Mittlerweile kann ich überall wieder hineingehen. Die Geräusche, Licht und Bewegungssignale üben keinen Zwang mehr aus. Natürlich kommt mal der Gedanke, so eine Pokerrunde unter Freunde wäre was interessantes. Dieser Gedanke geht auch ebenso schnell wieder weg. Zur Zeit wenigstens. Sollte der Gedanke wieder ein krippeln auslösen muss ich dagegen wieder etwas tun. Generell hilft mir meine Selbsthilfegruppe wo ich immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Ansprechpartner habe. Natürlich ist eine Sucht hinterhältig. Dass ist ihr legitimes Recht. Es ist aber auch mein legitimes Recht die Hinterhältigkeit zu erkennen und ihr gegenüber ebenfalls hinterhältig zu sein und ihr zu zeigen: Netter Versuch ;)! Hat aber nicht geklappt! ;D Die Häufigkeit ihrer Versuche verringert sich mit jedem erfolgreichen Widerstand. Ganz verschwinden wird eine Sucht nie. Bis ????? LG Dirk
Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und zu hoffen, dass sich was ändert (Albert Einstein)

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freitagessen

Re: Warum sind Spielsüchtige so Rückfallbefährdet?
« Antwort #5 am: 07 Januar 2014, 19:00:09 »
Moin Dirk,

Die Antwort auf deiner Frage hast Du dann jetzt auch für Dich beantworteten können !

Wie Du schon sagtes....Alkohol lässt sich nicht wirklich verbergen, genauso wenig wie Drogen oder auch die meisten anderen Süchte.

Ein "Spieler" lässt sich nun mal nicht gerne in die Karten schauen und möchte auch überwiegend Anonym bleiben.
Damit das auch so bleibt braucht er/sie auch vielfach dieses lügen.
Überwiegend hat der Alkoholiker seinen rausch, der Drogensüchtige einen Trip, und ein Spieler seine Lügengeschichten.
Lügen könnten somit zum Muster eines Spielers gehören....oder ?

Was anderes....ich weis nicht wie lange Du gespielt/getrunken hast, aber nun spielst Du schon seit länger als 8 Monate nicht mehr...toll.....finde ich richtig gut. (vom Saufen habe ich keine Ahnung, also ob das jetzt auch gut ist weis ich nicht  ;D ;D ;D)

Lg Rainer   
 
   


       
« Letzte Änderung: 07 Januar 2014, 19:02:52 von freitagessen »

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Offline Otte

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Re: Warum sind Spielsüchtige so Rückfallbefährdet?
« Antwort #6 am: 08 Januar 2014, 17:14:05 »
Hallo Dirk, auch ich bin trockener Alkoholiker u. damals leider auch spielsüchtig geworden (wahrscheinlich eine Suchtverlagerung bei mir), aber ich gebe Dir recht, daß nicht trinken fällt mir nicht schwer. Das nicht spielen dagegen ist oftmals schwer, wenn der Drang durchkommt, aber dafür muss man sich eigene Rezepte u. Ablenkungen entwickeln.

Ich besuche regelmäßig 2 x die Woche eine Selbsthilfegruppe, eine wg. Alkohol, die andere wg. meiner Spielsucht. Haben wir vor 2 Jahren mit 2 Mann gegründet u. sind dort ca. 5 Leute vom Stamm, die regelmäßig kommen. Die anderen, naja, mal ja und dann bleiben sie wieder weg, sind wohl dann noch nicht so weit unten.
Aber ich, auf jeden Fall, bin froh, über 2 Jahre Spielfreiheit, kann wieder schlafen, essen, habe Geld zum Leben u. mein riesiger Schuldenberg wird von Monat zu Monat kleiner.

Das gibt Auftrieb.

Dir viel Mut u. Durchhaltevermögen, L.G. Otte



 

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