Hallo zusammen

Da ich mit niemandem sonst darüber reden kann, habe ich mich hier angemeldet, da mich unsere derzeitige Situation ziemlich belastet:

Ich hatte schon immer gewusst das mein Freund nicht mit Geld umgehen kann, mehr ausgibt als sein Konto hergibt. Ich lieh im Geld, was er mir auch immer zurückzahlte. Ich bat ihm an, das für ihn zu übernehmen, aber das lehnte er ab. Er wäre alt genug zu wissen was er täte, ist ja auch sein Geld. Hat er recht und so fragte ich nicht mehr. Mich wunderte nur dass er nach der Arbeit nie nachhause kommt, dann telefonisch nicht erreichbar ist. Ihn zur Rede gestellt, er hatte immer Gründe, besuch bei Arbeitskollegen, Familie, kein Netz usw. Er warf mir vor ihn unter Druck zu setzten, ihn auf Schritt und Tritt zu überwachen und er könne doch auch mal Zeit für sich haben. Natürlich hatte ich ein schlechtes Gewissen, da ich ja keine Furie sein will und mir doch nur Sorgen machte, wo er die ganze Zeit steckte. Für mich ist es nicht normal, sich nach der Arbeit „irgendwo“ rumzutreiben anstatt heimzukommen.

Vor ein paar Tagen bat er mich um eine größere Summe. 5000,- er hätte sein Konto nicht mehr im Griff und bat mich seine Finanzen zu übernehmen. Gab mir Bank- und Kreditkarte. Natürlich wusste ich das was aus dem Ruder gelaufen war, nachdem er mir dies so leichtwillig überlies. Ein paar Tage später erzählte er mir von einem Bankkredit in von 45000,- und wieder ein paar Tage später Schulden von 2000 bei seiner Familie.
Ich war/bin sehr geschockt, denn mit dieser Summe hätte ich nicht gerechnet. Mit diesem Geld bauen sich andere eine Zukunft auf, er aber hatte die ganze Zeit vorher nie in Saus und Braus gelebt. Wo also ist das ganze Geld hin???   
Ich habe die Kontoauszüge studiert und feststellen müssen das ein Kredit von einem Jahr auf das andere um 20000,- erhöht wurde. Was war da los? Ich fragte ob er das Geld jemandem geliehen hätte, ob er es verspielt hätte. Er verneinte und wisse nicht wie das gekommen ist. Ich kann mir nicht vorstellen das man nicht weiß wohin soviel Geld verschwunden ist. Ich weiß aber das er früher schon hin und wieder in Spielotheken war. Aber er sagte er war schon seit mindestens 5 Monaten nicht mehr im einer Spielhalle. Meiner Meinung nach ist es aber die einzige naheliegenste Lösung das Geld beim spielen verloren zu haben.
Mein Misstrauen wuchs und so habe ich sein Auto mit einem GPS Sender ausgestattet. Ich weiß das ist nicht in Ordnung, aber ich brauchte Gewissheit ob nicht ich gänzlich verrückt werde.  Als er nach der Arbeit wieder bei einem „Freund“ war, habe ich die Stelle besucht  - obwohl mir vorher schon klar war was ich dort finden würde.
Eine verdammte Spielothek! Ein zufall? Sicher nicht! 
Nun bin ich ratlos was ich machen soll, wie kann ich ihm helfen ohne das er das Gefühl bekommt ich würde ihn kontrollieren, nachspionieren. Mir geht die ganze Situation so nah dass ich schon gar nicht mehr schlafen kann, ihm nicht mehr über den Weg traue und hinter jedem Wort eine Lüge vermute.
Sicher denkt ihr jetzt was will ich dann noch bei ihm? Er ist Trotz alledem kein schlechter Mensch, immer für andere da und eigentlich echt guter Kerl. Er hat viele gute Seiten die ich an ihm liebe und er ist mir sehr wichtig. Aber ich weiß nicht ob man so einen Vertrauensbruch welchen er mir gegenüber begangen hat – verzeihen oder wenigstens vergessen kann. Und ob wenn ich ihn damit konfrontiere er mir meine Spionage verzeihen kann.
Das wichtigste was eine Beziehung ausmacht, das Vertrauen ist nunmal zerstört und das macht mich sehr traurig – weil ich mir derzeit einfach keine Zukunft vorstellen kann.
Und was mich wirklich wütend macht ist, dass er unsere (finanzielle)Zukunft einfach, wissentlich und vorsätzlich ruiniert hat.
Was würdet ihr jetzt machen? Offensichtlich hat er mir gegenüber kein Vertrauen sein Problem zuzugeben, ich habe aber auch versprochen niemandem seine finanziellen Schwierigkeiten  zu erzählen. Ein anonymes  Forum zähl ich jetzt mal nicht dazu 

Traurige Grüße
Sina

Hi Sina!

ich habe aber auch versprochen niemandem seine finanziellen Schwierigkeiten  zu erzählen.

Damit machst Du Dich zum Werkzeug seiner Verschleierungsstrategien.
Da der Anschein ja wohl nicht trügt, unterstützt Du ihn damit in seiner Suchtausübung.

Dies ist sicherlich nicht von Dir beabsichtigt.

Suche das offene Gespräch ... konfrontiere ihn ruhig mit seinen Lügen.
Sage ihm, wie Dich Sein Verhalten belastet.

Und nein - wenn Ihr eine gemeinsame Zukunft wollt, dann ist es nicht sein Geld/seine Schulden.
Auch wenn das rechtlich anders gesehen wird, belasten gerade die Schulden und das bereits verspielte Geld Euer Leben.
Natürlich hast Du da ein Mitspracherecht!

Hallo Sina,

dein erleben ist leider typisch für viele Betroffene und Angehörige.
Dein Thema wird ständig in den Selbsthilfegruppen besprochen. Nicht nur von den Betroffenen, sondern auch von den Angehörigen. Wir (gameOver Bielefeld) haben gute Erfahrungen im Umgang mit diesem Problem gemacht, wenn das Thema mit betroffenen (Spiegel vorhalten), nicht mit dem direkt betroffenen (er benötigt erst einmal Einsicht in die Sucht) besprochen wird.
Du bist nicht verantwortlich für sein Verhalten. Such Dir bitte Hilfe, entweder in einer Beratungsstelle oder in einer Selbsthilfegruppe. Du kannst Ihm helfen und zwar durch Offenheit und Ehrlichkeit. Keine Verantwortung für seine Probleme (Schulden) übernehmen. Dafür gibt es Schuldnerberatungen, welche Erfahrung haben. Dies muss allerdings Dein Partner tun.
Ich wünsche Dir viel Kraft, Dein Problem zu lösen.
Liebe Grüsse
Dieter

Hallo Olli, Hallo Dieter

Vielen dank für eure Antworten.
Wie soll ich ihm denn zeigen das er mir vertrauen kann,er mit mir offen über seine Probleme reden kann, ich für ihn da bin, wenn ich ihm das nicht zusichern kann. Dann wird er sich mir gegenüber doch nie öffnen … zumindest fürs erste, bis wir einen Schritt weiter – zur erhofften Einsicht kommen.

Mittlerweile hab ich etwas im Forum gestöbert und auch Beiträge von Angehörigen gelesen. Dazu war ich vor meinem ersten Post noch nicht in der Lage und zu durcheinander.

Ich habe mich bei einer Suchtberatung informiert und einen Termin vereinbart.  Ich hoffe er läßt sich darauf ein. Leider haben sie für mich als Angehörige keinen kurzfristigen Termin, erst wieder mitte Dezember. Aber Hauptsache ihm wird kurzfristig geholfen, bzw. Lösungswege aufgezeigt.
Nur war ich etwas überfragt als die Dame fragte ob wir den Termin zu zweit oder er lieber alleine wahrnehmen möchte. Was ist sinnvoller? Natürlich wäre es mir lieber dabei zu sein, selbst zu hören, wie er die Situation sieht. Aber ich vermute er wird sich mehr öffnen, wenn ich nicht dabei bin, um vor mir keinen Schein aufrecht erhalten zu müssen. Oder wie war das bei euch?

Lieben dank für eure Anteilnahme an unserem Leben!
Sina

Hallo zusammen,

ich schon wieder... mach mir natürlich Gedanken was kann man tun um einen Spieler vor sich selbst zu schützen.
Ich weiß das er nur trocken werden kann wer er es auch will. Aber trotzdem würde es mich etwas beruhigen wenn ich wüßte er könnte sich nicht mehr um seine Existenz bringen.
Ich will jetzt auch gar nicht über Sinn – oder Unsinnigkeit einer solchen Möglichkeit diskutieren. Sondern nur wissen ob jemand schon Erfahrung damit gemacht hat sich „Geschäftsunfähig“ erklären zu lassen.

Auszug:
Geschäftsunfähigkeit liegt bei der betroffenen Person nur dann vor, wenn die betroffene Person sich in einem Dauerzustand krankhafter Störung der Geistestätigkeit befindet, der die freie Willensbestimmung ausschließt.

Nach meiner Interpretation dürfte das bei einem Spielsüchtigen ja gegeben sein, da er nicht mehr Herr seiner Lage ist. Der der Süchtige hat im Moment des Spielens die Bedeutung und Tragweite seines Tuns nicht mehr unter Kontrolle.
So könnte man doch mit einem Einwilligungsvorbehalt den das Gericht bestellt, das Vermögen des Betroffenen erstmal in schützen!?!?

Sind euch solche Fälle bekannt?
Seit lieb gegrüßt
Sina

Hi Sina,

von mir auch ein "Willkommen im Forum"

Wie soll ich ihm denn zeigen das er mir vertrauen kann,er mit mir offen über seine Probleme reden kann, ich für ihn da bin, wenn ich ihm das nicht zusichern kann. Dann wird er sich mir gegenüber doch nie öffnen … zumindest fürs erste, bis wir einen Schritt weiter – zur erhofften Einsicht kommen.

Nun ja....."öffnen", das ist schon sone Sache
 -und wenn ich Deinen Beitrag richtig interpretiere, er jedenfalls scheint hierzu noch nicht bereit.
Du meinst es gut mit ihm, ein Spieler/in aber muss/will erstmal sein Spiel zu ende spielen (das kann dauern ) und sein Spiel ist (so meine Meinung) noch lange nicht zu ende!
Da bring es auch nicht viel wenn Du ihm nun zu einer Sucht-Beratung schleppst oder ihm versuchst  zu entmündigen!
Auch "kurzfristig" so wenigstens meine Erfahrung wird kein Spieler Spielfrei.

Es bleibt die Grundvoraussetzung,
"der Wille etwas gegen seine Sucht unternehmen zu wollen" und auch nicht Du sondern "ER" sollte aktiv werden!

ich schon wieder... mach mir natürlich Gedanken was kann man tun um einen Spieler vor sich selbst zu schützen

Schmunzel....
Nein Du wirst kein Spieler vor sich selber schützen können, vielmehr musst "DU DICH" vor diesen Spieler schützen!

LG Rainer

Hallo Sina

Herzlich Willkommen

ich schließe mich den Worten von Rainer voll an.

Du hast ein Problem bzw Probleme..kümmer dich lieber um das/diese und dich...und nicht um andere.Du kannst nur dich selber schützen.Andere schützen wollen und Verantwortung somit übernehmen ist keine Hilfe, sondern CO-Abhängigkeit...nach meinem Verstehen.Eigendlich "Gift" und kontra produktiv für jeden Süchtigen oder Suchtgefährdeten....wenn du verstehst was ich meine .....??

lg libelle

Hallo zusammen

Lieber Rainer, liebe Libelle vielen dank für den lieben Willkommensgruß und eure Nachrichten.

Sicher habe auch ich meine Baustellen und mit der derzeitigen Situation mehr als genug zu kämpfen.
Ob es sich dabei um eine Co – Abhängigkeit handelt weiß ich nicht.
Aber ich würde seine Spielsucht nicht durch lügen verheimlichen, ich möchte ihm nur Gelegenheit geben sich selbst bei Dritten zu outen.
Meine Annerkennung\Selbstbewußtsein  ziehe ich auch nicht aus der gebotenen Hilfe.
Und ich würde wissentlich keine Spielschulden mehr bezahlen.
Was mich wirklich zerfrisst ist mein Kontrollzwang und das seh ich ein ist nicht normal. Aber derzeit ist es mir nicht möglich anders zu handeln, weil ich Gewissheit brauche um daraus meine Konsequenzen zu ziehen.

Auch ist es für mich selbstverständlich in schweren Zeiten dem Partner beiseite zu stehen und ihn nicht fallen zu lassen – noch nicht.  Mir ist aber auch bewusst das all meine Bemühungen nichts bringen wenn er nicht selber will. So blauäugig bin ich nicht.
Den Beratungstermin wird er annehmen, hingestubst habe ich ihn, das ist richtig, die Bereitschaft den Termin wahrzunehmen kam von ihm.
Indem ich sagte ich werde zu einer Suchtberatung gehen und er meinte daraufhin darüber habe er sich auch schon Gedanken gemacht. Ich bot ihm an dass er meinen Termin nehmen kann und ich mich um einen neuen kümmere und er nahm ihn an.

Was ich aber nicht verstehe. Er verhält sich einsichtig, fast schon demütig in dem er mir seine Bankkarten überlassen hat und nicht über das ihm zugeteilte Geld meckert, aber er kann nicht zu mir sagen: ja ich bin aktuell spielsüchtig. wir reden nur aus Problemen in der Vergangenheit, warum kann er sich die jetztige Situation nicht eingestehen?

Liebe Grüße
Sina

Hi Sina!

wir reden nur aus Problemen in der Vergangenheit, warum kann er sich die jetztige Situation nicht eingestehen?

Weil es bedeutet: Ich bin krank ... im Geiste ...

Dieser Schritt dies zu akzeptieren ist ungemein schwer.
Hinzu kommt, dass er selber gar nicht weiß, was es bedeutet.
"Ich bin spielsüchtig!" ist durchaus ein Satz, der schnell gesagt ist.
Drei Worte - kurz und bündig - gesagt und abgehakt ist das Thema.
Wenn ich aber sage "Ich bin krank", dann wirft das ganze Lawinen von Fragen auf, vor deren Beantwortung er Angst hat, weil er weder die Antworten, noch die Fragen kennt.

Kleine Schritte pflastern den Weg ... und der Gang zur SB ist ein solcher.

Hallo Sina

finde ich gut, dass du für dich schon abgecheckt hast, ob du Co bist..bzw zumindest außeinander gesetzt. Klar lässt man eine Beziehung nicht ohne den Versuch zu retten einfach sausen...und auch niemanden so leicht im Stich, wenn es schwierig wird.Schon richtig!Dafür ist es ja dann auch mit zuvielen Emotionen verbunden.
Ich verstehe dich ja auch!!
Ich wollte eigendlich nur damit ausdrücken, dass du leider nichts machen kannst, außer begleiten und bei dem Abstinez-Willen unterstützen...oder es auch lassen, wenn du merkst, es bringt nichts. Es dauert unter Umständen sehr lange, bis er dauerhaft da wieder heraus finden kann. Du kannst dir tipps holen, was du für dich tun kannst..damit du dich nicht mehr belastest als nötig zbsp ..das meinte ich damit..für dich etwas tun.Sicher dich ab und halte nicht all zu lange an Illusionen fest...wenn von ihm nichts kommt. Das wäre nach meinem Dafürhalten dann ähnlich wie beim Spieler..der kann nämlich auch nicht loslassen und aufgeben, das Spiel doch noch unter Kontrolle zu bekommen. Du kannst ihn nicht 100% kontrollieren, wenn er nicht mitspielt.Du gehst in der Beziehung mit ihm auch Risiken ein. solange er von der Sucht gesteuert ist.Ich bezweifel nämlich, dass ein süchtiger Mensch noch wirklich richtig Beziehungsfähig ist. Ein Süchtiger hat eine feste Bindung und Beziehung in erster Linie mit seinem Suchtmittel.Suchtkrankheit geht mit Beziehungsstörung Hand in Hand.Weil die Beziehung zu sich selber gestört ist, funktioniert auch keine wirklich gesunde im Außen.Rede dir nichts schöner , wie es ist nur weil du an der Beziehung festhalten willst..so kannst du dir Enttäuschungen ersparen. Auch wenn er noch so nett zu dir ist und bestimmt auch gute Seiten und seine Vorzüge hat....sehe genau hin und sei ehrlich zu dir...mache nicht den gleichen Fehler , wie Suchtkranker Mensch, der von Destruktiven und Krankmachendem nicht loslassen kann.
Sondern sich selber belügt, was vormacht und an Illusionen und Hoffnungen festhalten muss, die so.. nie erfüllt werden können.

Tut mir leid, wenn ich das so grass und direkt sagen muss. Ich sehe es so und möchte dich warnen..die Augen für Möglichkeiten öffnen. Was du tust..sind und bleiben eh deine Entscheidungen..und da bist du auch keine Rechtfertigung schuldig. Nur die Konsequenzen könnten mal sehr hart enden.

Ich will auch nicht nur schwarz malen.Es kann sich ja durchaus auch positiv entwickeln.Pass halt gut auf dich auf. Ich wünsche dir, dass dein Partner einsichtig werden kann und dem entsprechend motiviert ist/wird um zu handeln.Gemeinsam mit dir für die Beziehung etwas zu tun.

lg libelle

danke für eure Antworten.

ja das stimmt das man sich gerne etwas schönredet, denn wenn man der wahrheit zulässt,  auch die Konsequenzen daraus tragen muss.
ich bin froh wenn ihr ehrlich zu mir seit, auch wenns weh tut.
Den Satz von Reiner mußte ich zwar erstmal verdauen, er sagt aber alles aus.
ein Spieler/in aber muss/will erstmal sein Spiel zu ende spielen

Ich halte euch auf dem Laufenden.
ein schönes Wochenende wünsche ich euch!

Sina