Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Selbstsperre: Ja oder Nein?

  • 11 Antworten
  • 10701 Aufrufe
Selbstsperre: Ja oder Nein?
« am: 20 November 2014, 16:33:15 »
Hallo Ihr Lieben,

neulich kam in meiner Selbsthilfegruppe die Frage auf "Warum habt Ihr alle Euch noch nicht sperren lassen?" - Es kamen die unterschiedlichsten Antworten.

Wie sehr Ihr das?

Ist eine Selbstsperre (ein Formular für Spielhallen gibt es auf unserer Seite) empfehlenswert?
Wer mit dem Leben spielt,
kommt nie zurecht;
wer sich selbst nicht befiehlt,
bleibt immer Knecht.

J.W. Goethe

Mein Buch jetzt auch als eBook!
Mein Blog über meine Therapie: http://www.suchtbericht.de

Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #1 am: 21 November 2014, 07:55:33 »
hallo Kai

ich kann es nur empfehlen..mir hilft es sehr, Ich habe seid dem keine inneren Entscheidungskämpfe mehr..weil es keine Entscheidung mehr gibt. Erstaunlicher Weise fällt mir das nicht spilen seid dem sehr leicht...und wenn ich heute manchmal in meine alten Kontenhefter sehe..mit den vielen Anhebungen, frage ich mich..wie verrückt..wie konnte ich nur..und bin so froh und dankbar das nicht mehr zu brauchen. Die Sperre war der letzte besondere Kick der mir geholfen hat. Wer es ernst meint mit dem aufhören wollen, hat dadurch ja keine Nachteile..es kann ja dann nur helfen.

lg libelle

Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #2 am: 21 November 2014, 08:02:44 »
Guten Morgen Libelle,

ich denke auch, dass sich sperren lassen sollte, wem es hilft. Offensichtlich hat es Dir ja ein gewisses Maß an Sicherheit gegeben.

Ich kenne allerdings auch die Meinung, dass eine Selbstsperre in manchen Fällen sogar kontraproduktiv sein kann. Zuviel Sicherheit und Abschieben von Verantwortung usw. - Daher wollte ich hier Eure Meinungen hören.

Ich bin ja mal gespannt....

Dir einen guten Tag!
Wer mit dem Leben spielt,
kommt nie zurecht;
wer sich selbst nicht befiehlt,
bleibt immer Knecht.

J.W. Goethe

Mein Buch jetzt auch als eBook!
Mein Blog über meine Therapie: http://www.suchtbericht.de

Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #3 am: 21 November 2014, 11:42:27 »
Hallo zusammen

Von meinem Bauchgefühl her würde ich sagen dass sich eine selbst sperre schon positiv auswirken kann.
Der Betroffene muss sich mit seinem Problem auseinandersetzen, aktiv werden und sich vor dem Personal zu outen, was derjenige sicher als beschämend empfindet und somit einen großen Schritt in die richtige Richtung darstellt.
Zudem würde ich meinen das es eine weitere gedankliche Hürde für den Spieler darstellt, nämlich die Angst entdeckt zu werden und aus dem Casino geschmissen zu werden - die er übergehen muss bevor er Rückfällig wird.

Aber…. Durch mein stöbern im Netz bin ich allerdings etwas verunsichert. Da ich gelesen habe
1.   Sperren sind nur im Casino möglich. :o
2.   Sperren bei allen anderen Spielhöllen, müssen nicht angenommen bzw. kontrolliert werden. >:( Und haben rechtlich nur zu Folge das der Spieler sein Geld verspielen darf – Gewinne aber nicht ausbezahlt werden. Stimmt das?
Wenn dem so ist und ein Spieler die Erfahrung macht, dass er bei Abgabe seiner Selbstsperre darauf aufmerksam gemacht wird, dass seine Sperre nicht kontrolliert wird. Ist es eher kontraproduktiv und könnte den Willen ins wanken bringen.
   
Liebe Grüße
Sina










Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #4 am: 21 November 2014, 13:03:40 »
Laut Bremischen Spielhallengesetz ist jede Spielhalle verpflichtet, jeden Spieler vor Aufnahme des Spiels anhand seines Lichtbildausweises zu überprüfen, ob er nicht auf der Spielhalleneigenen Spielersperrliste steht. In diesem Fall ist ihm das Spielen und sogar der Zugang zur Spielhalle zu verweigern.

Guckst Du hier: http://www.ggg-bremen-nord.de/gluecksspielsucht/selbsthilfegruppe/erste-hilfe-gefallig/

Ich denke, in anderen Bundesländern wird es ähnlich sein.

Der Haken: Das wird nirgendwo gemacht!  >:(

Es gab in den letzten Tagen eine Untersuchung von Prof. Dr. Meyer von der Uni Bremen, der das überprüft hatte und auch festgestellt hat, dass das Personal selbst bei klar erkennbar süchtigen Spielern nicht einschritt und teilweise sogar das nächste Pfandleihhaus empfohlen hatte, um sich wieder Geld zu besorgen.

Wo kein Kläger, da ist eben kein Richter.


Wer mit dem Leben spielt,
kommt nie zurecht;
wer sich selbst nicht befiehlt,
bleibt immer Knecht.

J.W. Goethe

Mein Buch jetzt auch als eBook!
Mein Blog über meine Therapie: http://www.suchtbericht.de

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.759
Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #5 am: 21 November 2014, 22:08:55 »
Hi Kai!

Schön, mal wieder von Dir zu lesen ...  ;D

Zunächst einmal zu mir ... für mich macht die Selbstsperre momentan keinen Sinn, da ich bereits seit einigen Jahren abstinent bin.
In NRW ist dies zudem nicht gesetzlich geregelt.

Für Personen, die jedoch spielfrei werden wollen, und in Rheinland-Pfalz, Bremen oder Hessen (noch mehr Bundesländer?) leben, empfinde ich die Selbstsperre als probates Werkzeug, um seine eigenen Grenzen gesund zu errichten.

Wir hatten - war es gestern oder doch schon heute?  ;D - auf der Jahrestagung die Selbstsperre thematisiert.
Ein persönliches Erscheinen in den Spielhallen ist nicht nötig!
Es reicht vollkommen, wenn die Anträge als Einwurfeinschreiben zugestellt wird.
Auf der Rückseite des Antrages sollte dann jedoch ein Lichtbild oder eine Kopie des Persos vorhanden sein.

Es kann wohl passieren, dass die ein oder andere Halle ein persönliches Gespräch führen möchte.
Dies ist unbedingt zu vermeiden, da ea juristisch gar nicht möglich ist.
Jeder "Kurzbesuch" in der Halle triggert den Spielsüchtigen - und scheinbar ist genau dies von einigen Betreibern gewollt, um diesen umzustimmen (so der Referent bei der Tagung).

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #6 am: 21 November 2014, 22:22:33 »
Hi Olli!  :)

Das ist ja sehr interessant. Was für eine Jahrestagung war das?
Wer mit dem Leben spielt,
kommt nie zurecht;
wer sich selbst nicht befiehlt,
bleibt immer Knecht.

J.W. Goethe

Mein Buch jetzt auch als eBook!
Mein Blog über meine Therapie: http://www.suchtbericht.de

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.759
Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #7 am: 22 November 2014, 08:53:51 »
Hi Kai!

Es ist die von fags gewesen.
Wenn Du hier auf die Homepage gehst, findest Du das Programm und den Referenten.
Kannst ihn ja mal anschreiben ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

freitagessen

Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #8 am: 22 November 2014, 11:30:43 »
Moin Kai,

Zitat
Ist eine Selbstsperre (ein Formular für Spielhallen gibt es auf unserer Seite) empfehlenswert?

Was spricht denn dagegen?

Rainer




Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #9 am: 22 November 2014, 12:32:02 »
Hallo Sina

In einigen Bundesländern ist das Sperren in Spielhallen auch möglich. Dort kommt niemand mehr ohne Passkontrolle herein und würde sofort *auffliegen*

Natürlich kann eine Sperrung nur eine Unterstützung sein ! Denn wer spielen will, findet dazu auch Wege und Möglichkeiten....das ist ja mal klar. Aber das wäre ein eindeutiges Zeichen für mich...noch nicht so weit zu sein, mit dem Spielen aufhören zu können/wollen.
*Wollen* ist für mich ein blöder und falscher Begriff. Weil unter *wollen* hab ich mir immer vorgestellt..das es allein an meinem bewussten Willen liegt..ich dadurch zum Versager werde...wenn es nicht klappt. Das Versager-Gefühl ist für mich unproduktiv...eher schädlich zum gesunden. Positive Motivationen brauch(t)e ich.
Der Wille wird nämlich aus so vielen verschiedenen inneren unbewussten und nicht unter meiner Kontrolle liegenden Zusammenhängen gebildet. Die nicht mal eben so einfach durchschaubar sind.

Ohne Verarbeitung der eigenen Psyche /Auslöser / Reaktionsmechanismen und Aufmerksamkeit bzw Verantwortungsgefühl für sich selber...ist eine Abstinenz für mich nicht denkbar. Es wäre nur halbe Sache und äußerst Risikovoll.Da kommt der Kontroll-Freak in mir a wieder zum Vorschein :)...wenn dann gründlich und so richtig, wie möglich. Mit Kontrolle verbinde ich die Illusion von Sicherheit...obwohl ich weiß, dass es nur eine Illusion sein kann...sind die Kräfte in mir..die das zum Leben brauchen sehr stark vertreten.Nicht so einfach sich davon zu lösen. Genauso ähnlich sehe ich die Sucht auch.

@Kai , Meinungen zu Themen sind ja immer unterschiedlich..ist auch gut so  :)
Da kann man die vielen Möglichkeiten erst durch wahrnehmen lernen.Ansonsten "schmorrt" man doch nur im eigenen kleinen beschränktem Wissens- und Wahrnehmungsdunst.
Schön , dass du nachfragst !

lg libelle



Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #10 am: 22 November 2014, 18:16:46 »
Was spricht denn dagegen?
Rainer

Ich denke, es kann auch eine Art Verantwortung-abgeben sein. Es könnte eine eingebildete Sicherheit sein. Aber ich weiß es nicht so genau.
Wer mit dem Leben spielt,
kommt nie zurecht;
wer sich selbst nicht befiehlt,
bleibt immer Knecht.

J.W. Goethe

Mein Buch jetzt auch als eBook!
Mein Blog über meine Therapie: http://www.suchtbericht.de

Re: Selbstsperre: Ja oder Nein?
« Antwort #11 am: 22 November 2014, 23:39:16 »
Hallo Kai

Zitat
Ich denke, es kann auch eine Art Verantwortung-abgeben sein. Es könnte eine eingebildete Sicherheit sein. Aber ich weiß es nicht so genau.

ich denke dazu : Manchmal ist es notwendig Verantwortung (villt auch nur Zeitweise) ab zu geben. Immer dann wenn man selber damit überfordert ist und/oder (noch)gar nicht leisten kann.

Dies ein zu sehen, das es notwendig ist, hat für mich etwas wie Stärke und ist auch eine Art Verantwortung tragen.

Verantwortung tragen bedeutet für mich in erster Linie auch, die Hilfen an zu nehmen, die ich brauche, weil ich allein (noch) nicht klar komme.

Mit einer Erkrankung muss man nicht alleine klar kommen..im Gegenteil..sich da helfen lassen ist wohl besser als falscher Stolz.

Das Agument * eingebildete Sicherheit* kann ich so auch nicht nachvollziehen. Da können wohl auch andere Abstinenz lebende Suchtkranke ohne Sperre von betroffen sein  ;)

lg libelle


 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums