Hallo zusammen,
ich bin noch ganz neu, was die Thematik angeht, habe mich aber schon ein wenig durch's Forum geklickt.
Kurz zu meiner Situation: mein Bruder ist spielsüchtig, zum zweiten Mal (wenn man das so sagen kann). Vor drei Jahren ist es durch Zufälle rausgekommen, er war damals noch sehr jung (U20) und der ganze Freundeskreis ist regelmäßig in Spielhallen gegangen, um dort "ein bisschen zu zocken". Einige wirklich nur aus Spaß, bei anderen hat sich daraus eine Sucht entwickelt. Als es rauskam, haben unsere Eltern die Schulden beglichen, ihn engmaschig (finanziell) kontorolliert etc. und es schien, als wäre alles in Ordnung. Drei Jahre hat dieser Zustand gehalten.
Jetzt der Rückschlag: mein Bruder hat sich in den letzten Wochen öfters kleinere Summen von Geld geliehen ("Weihnachtsgeschenke kaufen und so"), aber als es komische Ausreden beim zurückzahlen gab ("Die Bank hat einfach nicht abgebucht") bin ich misstrauisch geworden. Zusammen mit meinen Eltern, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben in den letzten Wochen, haben wir ihn mit unserem Verdacht konfrontiert und er ist zusammengebrochen und hat alles zugegeben. Die finanziellen Ausmaße sind dieses Mal noch deutlich gravierender als beim letzten Mal.
Glücklicherweise ist unsere Familie in der komfortablen Lage ihm alle Schulden sofort vorzustrecken, damit er sich auf der Ebene "resetten" kann und den Kopf frei hat, um das eigentliche Problem anzugehen. Dieses Mal hat er das Geld im Internet verzockt (Online Automatenspiele). Er ist ein intelligenter Typ, der auch währenddessen immer wusste, dass er da gerade ganz großen Mist fabriziert, aber es ist bekanntlicherweise ein Teufelskreis.
Meine Frage an euch: was können wir als Angehärige nun tun und was sollten wir auf keinen Fall tun? Mein Bruder hat bereits eingewilligt sich professionelle Hilfe zu suchen. Er wird heute die Beratungsstellen anrufen und einen ersten Termin machen, bei dem ich ihn begleiten werde. Wenn ich mich nicht komplett täusche (und seine Aussagen nicht gelogen sind), dann glaube ich nicht, dass eine große Gefahr besteht, dass es ihn jetzt wieder überkommt und er wieder spielen würde. Diese "psychische Abhängigkeit" im Sinne von "ich muss das jetzt machen, sonst kann ich an nichts anderes mehr denken" sehe ich bei ihm nicht. Ich frage mich nur, ob man als Angehöriger darauf vertrauen sollte um denjenigen auch nicht völlig zu bevormunden oder ob es für den Anfang besser ist dies zu überwachen (er hat dem bereits zugestimmt, weil er sich nach seinen Aussagen sicher ist, dass nichts passiert). Ich habe von dieser K9 Software gelesen - ist das zu empfehlen? (Er arbeitet im HomeOffice, heißt ist 5 Tage die Woche viel am PC und völlig auf sich allein gestellt, sodass seine Möglichkeit zu spielen da natürlich sehr groß ist, wenn er denn wollte).
So wie gestern habe ich meinen Bruder noch nie erlebt. Er ist ein kompetenter Typ, mit einer tollen Freundin, einem guten Job, einem riesigen Freundeskreis... Aber gestern war er ein "gebrochener Mann". Ich möchte ihm gerne helfen. Klar, den Weg muss er alleine gehen. Er muss seinen Problemen auf den Grund gehen, aber ich würde ihn gerne dabei unterstützen.
Vielen Dank für's lesen - ich bin über jeden Rat bzw. Tipp dankbar!!