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Alles verloren

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Alles verloren
« am: 25 Januar 2018, 13:39:40 »
Hallo zusammen
Habe mich hier angemeldet weil ich nichtmehr weiter weiß und ich nicht zur suchtberatung will, da die ja anscheinend nichts bringt.
Ich Versuch mal mein Situation zu erklären.
Ich bin 23 und habe mit 16 angefangen Automat zu spielen wurde auch 2 mal von der Polizei erwischt, was mich aber in keinster weiße gehindert hat weiterzuspielen.
Nun das ging dann 3 Jahre so das ich fast täglich mich mit nem Freund getroffen habe und wir in die spielo sind. Wir waren beide in der Ausbildung d.h. Wir hatte nicht so wirklich viel aber wir bekamen trotzdem irgendwo nen 20 ger her und das hat dann auch schon gereicht und das feeling für den Tag zu decken.
Nach der Ausbildung dann habe ich nen "gut bezahlten" Job gekriegt 2000-3000€ monatlich.
Dann kam ich tatsächlich bestimmt für nen Jahr vom Automaten weg da ich als Ausgleich das pokern für mich entdeckt habe.
So dann gings erst richtig los jeden Lohn den ich gekriegt habe wurde verspielt. Bin zwar immer seltener in die spielo gegangen aber nach einer Zeit kam dies dann auch wieder hinzu.
Nun dies ging dann 3 Jahre so weiter und ich wohne zum Glück noch bei meinen Eltern sodass ich keine Miete zahlen muss. Was aber umso schlimmer ist da ich locker 1500 monatlich zur Seite legen hätte können aber durch die sucht immer verspielt habe.
Dann kam irgendwann der Punkt wo ich ne Kreditkarte besorgt habe und das Limit von 2000im onlinecasino verspielt habe, anschließend dann in die Spielbank und da dann nochmal . Als dies passiert ist hab ich 3 Monate 5-6 Monate sogut wie  Nichtsmehr mit glückspielen zutun gehabt außer das ich in der Zeit 2 mal pokern war .
Ich hatte immer mal wieder phasen wo ich paar Wochen gar nichts gespielt habe aber immer rückfällig geworden bin.
Vor jetzt ca. 3 Wochen bin ich nach 5 Monaten wieder rückfällig geworden.
Und ihr kennt es bestimmt auch das wenn man spielt man komplett vergisst das es echtes Geld ist.
Ich hatte mir in diesen 6 monaten knapp 7000 angespart ich weiß nicht was mich geritten hat aber bin nach der Arbeit an der spielo vorbei und dachte wäre mal wieder entspannend zu spielen. Hatte 200€ im geldbeutel und das war auch eigentlich mein Limit.
Bin ich rein und natürlich verspielt. So anstatt zu gehen wollte ich das Geld wieder rausholen und bin zur Bank nochmal 200 holen und die waren wieder weg.
Ich war so frustriert das ich wieder zur Bank bin und mir 1000 abgehoben habe und ein stockwerk höher bin.in dem Stockwerk laden die Mitarbeiter die Automaten immer auf 100-160 € vor man gibt denen das Geld in bar und kann spielen.
Ich habe die 1000 in nichtmal 1er Stunde verspielt.
Nun hab ich "überlegt" was ich machen kann ich hab gemerkt das es wenig Sinn macht das weiter Geld reinzuschmeißen da ich ja im besten Fall nur 1000 gewinnen kann.
Also bin ich heim direkt ins onlinecasnio und direkt 800 per mausclick rübergebucht mich an blackjack Tisch gesetzt und direkt 800 auf eine Box gesetzt da ich mein Geld so schnell wie möglich wieder wollte natürlich hab ichs verloren wieder eingezahlt bis das limit erreicht war dann ins nächste onlinecasino und das selbe spiel.also im Endeffekt habe ich knapp über 5000 wieder in Part Stunden verspielt wo ich fast 6 Monate für gespart habe .
Ich weiß erlichgesagt nichtmehr weiter ich kann für ne gewisse Zeit aufhören aber irgendwann werde ich wieder rückfällig.
Das größte Problem warum ich rückfällig werde ist das ich z.b. Wenn nur zum Spaß live pokern bin wo der Buy in z.b 40 Euro ist und der Gewinner dann 400 bespielsweiße gewinnt und ich dann vor dem Geld ausscheide dann denk ich mir eigentlich hätte ich jetzt 400 mehr in der Tasche und damit komm ich nicht klar das ichs dann nicht hab dann spiel ich Cash weiter oder schmeiß was in den Automat um dieses Geld wieder ( was ich ja eigentlich gar nicht verloren hab) zurückgewinne. Hat jemand einen tipp wie man dieses denken ausschalten kann?
Danke fürs zuhören und würde mich über ne Antwort freuen
« Letzte Änderung: 25 Januar 2018, 14:33:00 von Pixma123 »

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.756
Re: Alles verloren
« Antwort #1 am: 25 Januar 2018, 14:37:10 »
Hi Pixma!

Herzlich willkommen und danke fürs Teilen Deines Posts.

Zitat
Habe mich hier angemeldet weil ich nichtmehr weiter weiß und ich nicht zur suchtberatung will, da die ja anscheinend nichts bringt.

Wie kommst Du denn auf die Idee?

Die Sache ist doch die: Wenn DU bereit bist Dir Unterstützung zu holen, dann hat diese bei Dir auch einen gesunden Nährboden.

Wenn Dir also mal jemand gesagt hat "Ich war da und es hat nix gebracht ...", dann lag es zu 99,9 % genau an dieser Person!

Du bist aber nicht diese Person. Also muss Du zumindest Deine eigene Erfahrung schon machen, damit Du sie ablehnen oder annehmen kannst.

Da spreche ich aus eigener Erfahrung. Als ich das Erste Mal die SHG besucht hatte, da war ich pitsche patsche nass und konnte daher gar nicht verstehen, was die Anderen da erzählten.

Du hast Dich heute hier angemeldet und Deinen Post geschrieben.
Zeugt das nicht schon von ein wenig Willen sich Hilfe zu suchen?

Egal ob On- oder Offline ... ich kenne etliche Spieler, die eine Therapie gemacht haben und sehr zufrieden damit waren.
Ich habe aber auch schon etliche der Profis kennen gelernt auf den Jahrestagungen, an denen ich bisher teilnehmen durfte.
Da merkt man doch gleich, dass "Beruf" von "Berufung" kommt ...  ;D

Also ... gebe Dir bitte selbst eine Chance.

Zitat
Ich hatte immer mal wieder phasen wo ich paar Wochen gar nichts gespielt habe aber immer rückfällig geworden bin.

Das klingt, als wäre es weniger "schlimm", wenn Du ein paar Wochen nicht gespielt hast?
Es ist wohl wahr, es gibt verschiedenste Ausprägungen der Suchtausübungen.
Doch sind wir mal ehrlich ... am Ende stehen die Selbstvorwürfe, Unzufriedenheit, schlaflose Nächte, finanzielle Verluste ...

Zitat
Kann mir irgendjemand helfen oder hat ähnliche Erfahrungen gemacht?

Ich finde immer, man sollte sich einen Plan machen und den dann nach und nach abarbeiten.

Punkt 1 auf dem Plan könnte sein: Ich rede mit meinen Eltern und hole mir ihre Unterstützung.
Da ich mit Geld nicht umgehen kann und diesen Umgang wieder neu erlernen möchte, machen wir zusammen ein Geldmanagement. Dies schützt mich gleichzeitig vor mir selbst, da ich zeitlich bedingt keinen Zugriff auf mein Suchtmittel habe.

Punkt 2: Ich suche den Kontakt nach Hilfsinstitutionen. Das kann eine SHG sein oder/und eine Suchtberatungsstelle. Auch wenn mir das eine oder Andere nicht schmeckt, z.B. weil es nicht verstehe, gebe ich mir die Chance durch viele Besuche/Gespräche zu lernen - über die Anderen und über mich.

Punkt 3: Ich lasse meine Eltern das Passwort für k9webprotection verwalten, welches ich mir auf allen internetfähigen Medien installiere. Dies schützt mich in schwachen Momenten vor mir selbst.

Punkt 4: Ich versuche mir überall in meinem Umfeld Spielsperren oder Hausverbote einrichten zu lassen, damit ich nicht mal eben irgendwo rein springen kann, wenn ich dort "zufällig" vorbei komme.

Punkt 5: Wenn ich unbedingt spielen möchte, dann rede ich zuerst hier im Forum darüber und warte mindestens eine Stunde auf Antwort.
Während der Wartezeit versuche ich mit meinen Eltern zu reden.
Wenn es in meiner künftigen SHG eine Telefonliste gibt, versuche ich einen darauf zu erreichen und spreche über meine Not.

Punkt 6: Ich überlege, was ich mit der spielfreien Zeit, die gefüllt werden mag, anfangen möchte.
Suche ich mir ein Hobby? Reaktiviere ich eines?
Pflege ich solziale Kontakte oder kann ich wieder welche reaktivieren?

...

Füge hier an, was Dir auch immer gefällt ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Alles verloren
« Antwort #2 am: 25 Januar 2018, 14:48:38 »
Vielen Dank olli für deine ausführliche Antwort.
Ich weiß das ich längere Zeit ohne kann, aber der Rückfall kommt eben immer das liegt auch sehr wahrscheinlich an meinem Umfeld wo die meisten spielen. Zu denen möchte ich aber keinesfalls den Kontakt abbrechen.
Das größte Problem ist ich kann nicht mit meiner Familie darüber reden vorallem nicht mit meiner Mutter da Sie als ich damals von der polizei nach der spielo heimgefahren wurde sie zusammengebrochen ist 1 Jahr später hatte ich Wertsachen von ihr geklaut und Sie verkauft als Sie dies erfahren hatte ist Sie mitten auf der straße umgekippt. Sie denkt das ich seit 3 Jahren Spielfrei bin.Sie würde die Wahrheit nicht verkraften.

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.756
Re: Alles verloren
« Antwort #3 am: 25 Januar 2018, 16:25:58 »
Hi Pixma!

Wo sich eine Tür verschließt, da geht eine andere auf ...

Trotzdem muss man gute Freunde ja nicht gleich zum Teufel jagen.
Da reicht ja schon mal ein gutes Gespräch in dem man sich offenbart und auch seine Grenzen absteckt.
Da ist eine Bitte sich nicht in SH etc. zu treffen oder nicht über Spielsessions in Deiner Gegenwart zu reden nicht zu viel verlangt ... oder?
Nun, wenn das nicht akzeptiert wird, dann weisst Du wenigstens, dass die Person kein echter Freund sein kann.

Zu Deiner Mutter ... ich mag an dieser Stelle nicht mutmaßen, ob Du übertreibst, vielleicht die Wahrheit ein wenig verbiegst, wie Deine Mutter psyschich drauf ist oder oder oder ...

Ich mag aber etwas zu bedenken geben: Bisher hast Du sie beklaut und belogen und die beschriebenen Resultate trafen ein.
Doch was ist mit jetzt?
Jetzt bist Du dabei Dein Leben in Deine Hand zu nehmen.
Wäre das nicht eher ein Grund zu jubeln anstatt umzukippen?
Jetzt werden Dir gerade die Konsequenzen Deiner Handlungen bewusst.
Wäre das nicht eher ein Grund zu jubeln anstatt umzukippen?
Jetzt bricht die Zeit heran, in der Du Deine Verantwortung Dir selbst gegenüber bewusst wirst - Hilfe suchst und annimmst.
Wäre das nicht auch eher ein Grund zu jubeln anstatt umzukippen?

Nun denn - Jemand, der Dein Vertrauen genießt sollte auf jeden Fall das temporäre Geldmanagement mit Dir machen.
Ich sage es mal gerade heraus ... alles Andere wäre fahrlässig!

Wenn eine solch andere Person existiert, die Du auch nicht so manipulieren kannst, wie Deine Mutter derzeit, dann nutze die Unterstützung dieser Person.
Existiert die nicht, dann bleibt nur Deine Mutter! (Oder Du suchst Dir einen gerichtlich bestellten Betreuer!)

Mir fällt auf, dass Du erzählt hast, wie Du mehrfach am Abend Geld zum Spielen abgeholt hast.
Da gibt es eine einfache Möglichkeit Dich zu beschränken - ein Abhebungslimit pro Tag/Woche/Monat. Die Kreditkarte kündigen! Dein Konto in ein reines Guthabenkonto wandeln.
Da gibt es noch einige Möglichkeiten, die Du mit Deiner Vertrauensperson und der Bank besprechen kannst und darfst!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Alles verloren
« Antwort #4 am: 26 Januar 2018, 20:57:06 »
hallo Pixma123, ja du kannst diese denkweise auschalten,du bist in dem sehr jungen alter schon pathologisch krank spielsüchtig du musst aber zuerst die krankheit akzeptieren,ich habe mit 15  angefangen zu zocken ich bin spielsüchtig zu zeit abstinent durch eigenbemühung,alleine schaffst du das nicht wenn du keine zocker kariere machen möchtes muss du dich unbedingt behandeln lassen, du brauchst proffesionelle hilfe sonst kommst du nicht davon weg und du wirst deinen ganzen leben für die spielhallen opfer sein, die geldspielgeräte füttern damit die barone 4 mal im jahr urlaub fahren können auf deine kosten, lass dich bitte behandeln es ist traurig wenn schon so junge menschen ausgenutzt werden von diesen miesen spielhallen baronen, ich wünsche dir ein spielfreie zukunft. 8)

mfg
hakan321
« Letzte Änderung: 26 Januar 2018, 21:19:06 von Hakan 321 »

Re: Alles verloren
« Antwort #5 am: 27 Januar 2018, 04:35:04 »
Ja ihr habt recht werde übernächste Woche zur Beratung gehen.
Vielen Dank

Re: Alles verloren
« Antwort #6 am: 27 Januar 2018, 13:34:01 »
prima, das ist die richtige einstellung, du wirst es nicht bereuen für deine zukunft. ;)

mfg
hakan321

*

Zero80

Re: Alles verloren
« Antwort #7 am: 27 Januar 2018, 19:00:21 »
Wenn deine Mutter so reagiert sag ihr nichts, ich verstehe sowieso nicht so wirklich warum man das immer
machen soll ? Man zieht andere Personen somit in diese scheiße die garnicht dafür geschult sind und es vielleicht
garnicht verkraften, wie hier zb..

Ich hab meiner mutter damals alles gesagt, habe versprochen in Zukunft nicht mehr zu spielen und das war auch
ehrlich gemeint wie wohl bei den meisten von uns, glaube fast niemand meint sowas nicht genau so wie ers in dem
Moment verspricht, habe es aber nicht geschafft und über jahre weiter gezockt und auch öfter mal von ihr geld
geliehen.

Machen wir uns nichts vor, jemand der selbst nicht zockt kann sich die relationen garnicht vorstellen und als
süchtiger zocker gibt es wohl kaum jemand den du nicht manipulieren kannst..

Sie hält mir heute noch vor, bzw sagt sie immer, ,, es ist ja vergessen, aaaber damals is soviel in mir zerbrochen " sprich
sie hat bis heute nicht verstanden dass das ganze eine Krankheit ist und ich wäre froh ich hätte das damals nicht erzählt.
Besser macht man dadurch doch eh nix, aber enttäuschen und mit reinziehen umso mehr.

Hier sollte man also auch differenzieren mmn. Solange er nur seinen eigenen lohn verzockt, was hat seine mutter damit
zu tun wenn sie ohnehin das ganze nicht verkraftet und das ganze vielleicht mehr kaputt wie gut macht, keine Ahnung.

Meine frau will zb auch garnix damit zu tun haben, hatte sie mal gefragt ob sie mein kto ne zeit lang verwaltet, hat sie nicht
gemacht. Sie sagt wenn du Hilfe brauchst hol dir welche,(würde mich da au h begleiten ) , wenn du keine brauchst weißt du um was es geht. Und sie hat
recht, immerhin ist es meine frau und keine betreuerin, oder Krankenpflegerin usw..
kann mir vorstellen dass sowas auch ne menge kaputt machen kann.. ???
« Letzte Änderung: 27 Januar 2018, 19:10:18 von Neue Werte »

*

Offline Olli

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Re: Alles verloren
« Antwort #8 am: 28 Januar 2018, 09:07:24 »
Hi NW!

Ich verstehe Deine Sichtweise ... kann sie aber nicht so ganz teilen und möchte sie daher ergänzen.

OK ... fangen wir einmal mit den Versprechen an.
Die, Schande über mein Haupt, habe ich auch gemacht.
Doch was folgte dann als Nächstes? Nichts außer weiter zu spielen.

Ich gab diese Versprechen immer, wenn ich erwischt worden bin oder mich outen musste.
Wie bei Dir gab ich diese Versprechen aus vollstem Herzen - und sie waren nach dem Gespräch schon nichts mehr wert.

Sie sind, so denke ich, einfach auch der Situation geschuldet.
Massiver finanzieller Druck, das Selbstbewusstsein am Boden, die Enttäuschung und der Schmerz auf den Gesichtern der Dir nahe stehenden.
Viel zu häufig wurde mir die Frage gestellt, wieso ich denn spielen müsse.
Wer von uns kann in diesem Stadium diese Frage beantworten?
Ich konnte es nicht und ich denke, das geht allen so.
Viele solcher Fragen ... keine Antworten ... da fühlt man sich ja schon fast gezwungen - aus den eigenen inneren Motiven - dieses Versprechen abzugeben, um wenigstens "etwas" vorweisen zu können.

Heute rate ich jedem von solchen Versprechungen ab.
Die ehrlichste Aussage ist einfach: Ich kann nichts versprechen, aber ich gebe Tag für Tag mein Bestes!
Hier stecken die "24 h" drin, die jeder von uns überschauen kann - das Heute.

Wenn ich aber dieses Versprechen gebe, dann muss ich auch etwas tun.
Ich bin mir selbst sowieso schon verpflichtet, was ja immer wieder gerne ignoriert wird.
Gleichzeitig möchte ich die mir nahe stehende Person auch nicht weiter enttäuschen und bin daher motiviert meinen Genesungsweg zu beschreiten.

Wenn sich hier jemand meldet, dann hat er Zeit sich darüber klar zu werden, ob er Hilfe annehmen möchte oder nicht.
Vor einem familiären Outing kann er sich informieren, was es für Hilfsmöglichkeiten gibt und was für ihn das Richtige sein könnte.

Aus Sicht der Familie, so mein Verständnis dieses Begriffs, hat man die Verpflichtung zu kommunizieren, wann es einem gut geht - aber auch schlecht.
Die Familie gibt Halt - sie fängt auf - sie motiviert - sie gibt Contra.
Die Familie basiert auf Vertrauen und Aufrichtigkeit.
Die Familie liebt - und wenn da nicht gerade ein Narzist darunter ist - bedingungslos.

Wenn wir uns einmal die Historie von Spielern anschauen, dann geht dem Einschlagen eines Genesungsweges oft eine jahrzehntelange Spielphase voraus (daher auch immer wieder ein Lob meinerseits, wenn jemand schon früh die Reissleine ziehen möchte).
In dieser Zeit haben sich viele sozial isoliert. Sie haben mehrfache Versuche gestartet abstinent zu werden und sind jedes Mal gescheitert.
Dies geschah zumeist "alleine" - und gehört nun geändert, da es ja nicht funktioniert hat.

Natürlich verstehen einen Menschen mit gleichem Problem und die Profis besser als die "Laien".
Das Leben besteht aber eben nicht nur aus Spielen.
Wann gehe ich denn spielen? Wenn ich mich einsam fühle, z.B.
Dann gehe ich zu meiner Familie und bin eben nicht mehr einsam.
Ich spiele, wenn mir langweilig ist - also unternehme ich etwas mit der Familie.
Ich spiele, wenn es mir zu gut oder zu schlecht geht - auch hier kann die Familie mich wieder erden.
Ich brauche also das Spielen noch nicht mal konkret zu thematisieren - die Familie ist da ...
sie fängt mich auf.

Viele Spieler nutzen ihre Familie finanziell aus.
Mit irgendwelchen Vorwänden (Lügen) werden sich Finanzspritzen organisiert (geliehenes/geschenktes Geld).
Auch hier hilft die Wahrheit nicht nur den eigenen Interessen, sondern schützt die Familie (und Freunde).

Mit dem Outing bekommt die Familie zumindest ein wenig Klarheit, was mit einem los ist.
Erfahrungsgemäß wissen sie längst, dass irgend etwas nicht stimmt.
Sie trauen sich entweder nicht zu fragen - oder werden beschwichtigt (belogen).
Um nicht die Integrität des Spielers zu verletzen, wird dann auch nicht nachgehakt.

Jetzt habe ich es ja schon gesagt ... wenn wir uns nicht offenbaren, belügen und betrügen wir sie über kurz oder lang IMMER. Wir mißbrauchen ihr Vertrauen in uns.
Die Offenbarung ist das genaue Gegenteil.

Zitat
Sie hält mir heute noch vor, bzw sagt sie immer, ,, es ist ja vergessen, aaaber damals is soviel in mir zerbrochen " sprich sie hat bis heute nicht verstanden dass das ganze eine Krankheit ist

Natürlich ist eine Offenbarung kein Zuckerschlecken - für beide Parteien nicht!
Die Eltern wünschen sich ja für uns nur das Beste - und wollen auch nur das sehen!
Das Leben ist aber nicht eine "heile Welt".
Es besteht aus gut und schlecht und vielen Schattierungen dazwischen.

Hat Deine Mutter sich denn selbst einmal über die Krankheit Spielsucht informiert?
Meine haben es nicht gemacht und reagierten genau wie Deine Mutter.
Das ist aber weder Dein noch mein Problem - das ist ihres.
Oh ... das klingt so wahnsinnig brutal ... oder?
Nun, wir können ihnen ja helfen es wenigstens im Ansatz zu verstehen.
Außerdem gibt es genug Anlaufstellen, bei denen sich Angehörige informieren können/dürfen.
Dadurch verändert sich auch ihre Sichtweise zum Thema.

Ich kann auch verstehen, wie Deine Frau reagiert. Bei einem Freund ist das genau so.
Aber - sie weiss Bescheid und sie setzt Dir Grenzen!
Sie sagt Dir nun: Es ist Deine Krankheit, also kümmere Dich drum!
Respekt!

Ein weiteres Wort, bei dem Spielern oft die Haare zu Berge stehen.
Wir sollen anderer Leute "Grenzen" wahren ...
Wenn ich mich oute, dann sollte genau das auch geschehen!
Wir haben es nämlich durch die Fokussierung auf die Sucht ein ganzes Stück weit bereits verlernt!

Wir sind aber keine Erimiten, wir sind Rudeltiere.
Wir haben Regeln und Grenzen, an die sich jeder Einzelne zu halten hat, damit das Rudel auch funktioniert.

Danke NW, schöner und wichtiger Beitrag, der zum Nachdenken anregt! :-)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Alles verloren
« Antwort #9 am: 28 Januar 2018, 13:42:34 »
Denke ihr habt beide in gewisser weiße recht,
Werde aber trotzdem niemals meinen Eltern etwas davon erzählen können.
Habe mal noch ne andere frage: bin vor etwa 4 Wochen in kryptowährungen eingestiegen und weiß jetzt nicht genau ob ich durch die spielsucht die ich habe meine altcoins verkaufen soll oder sie einfach halten.
Als Zocker hat man ja ein komisches denken.
Ich weiß zwar das es am besten wäre überhaupt nichts mit solchen Sachen zutun zuhaben wo man Geld verlieren oder gewinnen kann,
aber da mir beides schon passiert ist, habe ich vor vollgenden Szenarien Angst
Als der altcoin runtergefallen ist und ich Geld verloren habe, habe ich im online Casino gespielt.
Als ich einen altcoin verkauft habe mir etwas Geld ausgezahlt habe, anschließend dann aber gesehen habe das der Coin dann hochgeschossen ist bin ich wieder ins online casino um den nicht vorhandenen Verlust auszugleichen.
Meine Angst ist jetzt das wenn ich den coin den ich halte verkaufe und ich in 6 Monaten sehen das er sich z.B. Ver10facht hat ich so frustriert bin das ich rückfällig werde.
Was meint ihr dazu?
LG

*

Zero80

Re: Alles verloren
« Antwort #10 am: 28 Januar 2018, 14:56:11 »
Ich kann dazu mal was schreiben was zwar deine frage nicht beantwortet u hier vielleicht nicht sk gern
gesehen wird, aber wo du es aber gerade ansprichst..

Ich hab von solchen Sachen überhaupt keine Ahnung und mich nie für interessiert..
2009 sagte mir dann jemand, investier mal bisschen geld in bitcoin das wird 100% steigen..Ok, kurz angeschaut, aber
nicht für interessiert.. mit nem Kumpel drüber gesprochen, der un der hat gesagt ich soll da mal bisschen
investieren, Kumpel sich auch nicht interessiert und dann irgendwie verworfen..

Letzten sommer sah ich dann nen bericht über bitcoin im fernsehen und google angeschmissen.. seit 2009 ist der
scheiss auf das 10.000 fache a gestiegen. Hätte ich also nur 100€ investiert, wäre das ne mio letztes jahr gewesen.. Hab
ne ganze Woche  abgekotzt.. nichtmal 20€ hatte ich investiert, damit wären  alle finanziellen sorgen schon locker
geklärt gewesen... Der tip meines Lebens und natürlich nicht drauf gehört.. naja..

Da so ne steigerung aber nicht mehr passieren wird,  hab ich mich auch weiter nicht mehr für interessiert. Wobei ich mich
frage, sollte es wirklich dazu kommen das die das Bargeld abschaffen, dann würde der bestimmt nochmal ordentlich
steigen...

Aber solange... wenn es dich triggert beschäftige dich halt nicht damit. Wenn du das nicht kannst solange du noch geld
dort liegen hast, verkauf  sie und verfolg das dann einfach nicht mehr weiter...

*

Zero80

Re: Alles verloren
« Antwort #11 am: 28 Januar 2018, 15:06:05 »
Hi NW!

Ich verstehe Deine Sichtweise ... kann sie aber nicht so ganz teilen und möchte sie daher ergänzen.

OK ... fangen wir einmal mit den Versprechen an.
Die, Schande über mein Haupt, habe ich auch gemacht.
Doch was folgte dann als Nächstes? Nichts außer weiter zu spielen.

Ich gab diese Versprechen immer, wenn ich erwischt worden bin oder mich outen musste.
Wie bei Dir gab ich diese Versprechen aus vollstem Herzen - und sie waren nach dem Gespräch schon nichts mehr wert.

Sie sind, so denke ich, einfach auch der Situation geschuldet.
Massiver finanzieller Druck, das Selbstbewusstsein am Boden, die Enttäuschung und der Schmerz auf den Gesichtern der Dir nahe stehenden.
Viel zu häufig wurde mir die Frage gestellt, wieso ich denn spielen müsse.
Wer von uns kann in diesem Stadium diese Frage beantworten?
Ich konnte es nicht und ich denke, das geht allen so.
Viele solcher Fragen ... keine Antworten ... da fühlt man sich ja schon fast gezwungen - aus den eigenen inneren Motiven - dieses Versprechen abzugeben, um wenigstens "etwas" vorweisen zu können.

Heute rate ich jedem von solchen Versprechungen ab.
Die ehrlichste Aussage ist einfach: Ich kann nichts versprechen, aber ich gebe Tag für Tag mein Bestes!
Hier stecken die "24 h" drin, die jeder von uns überschauen kann - das Heute.

Wenn ich aber dieses Versprechen gebe, dann muss ich auch etwas tun.
Ich bin mir selbst sowieso schon verpflichtet, was ja immer wieder gerne ignoriert wird.
Gleichzeitig möchte ich die mir nahe stehende Person auch nicht weiter enttäuschen und bin daher motiviert meinen Genesungsweg zu beschreiten.

Wenn sich hier jemand meldet, dann hat er Zeit sich darüber klar zu werden, ob er Hilfe annehmen möchte oder nicht.
Vor einem familiären Outing kann er sich informieren, was es für Hilfsmöglichkeiten gibt und was für ihn das Richtige sein könnte.

Aus Sicht der Familie, so mein Verständnis dieses Begriffs, hat man die Verpflichtung zu kommunizieren, wann es einem gut geht - aber auch schlecht.
Die Familie gibt Halt - sie fängt auf - sie motiviert - sie gibt Contra.
Die Familie basiert auf Vertrauen und Aufrichtigkeit.
Die Familie liebt - und wenn da nicht gerade ein Narzist darunter ist - bedingungslos.

Wenn wir uns einmal die Historie von Spielern anschauen, dann geht dem Einschlagen eines Genesungsweges oft eine jahrzehntelange Spielphase voraus (daher auch immer wieder ein Lob meinerseits, wenn jemand schon früh die Reissleine ziehen möchte).
In dieser Zeit haben sich viele sozial isoliert. Sie haben mehrfache Versuche gestartet abstinent zu werden und sind jedes Mal gescheitert.
Dies geschah zumeist "alleine" - und gehört nun geändert, da es ja nicht funktioniert hat.

Natürlich verstehen einen Menschen mit gleichem Problem und die Profis besser als die "Laien".
Das Leben besteht aber eben nicht nur aus Spielen.
Wann gehe ich denn spielen? Wenn ich mich einsam fühle, z.B.
Dann gehe ich zu meiner Familie und bin eben nicht mehr einsam.
Ich spiele, wenn mir langweilig ist - also unternehme ich etwas mit der Familie.
Ich spiele, wenn es mir zu gut oder zu schlecht geht - auch hier kann die Familie mich wieder erden.
Ich brauche also das Spielen noch nicht mal konkret zu thematisieren - die Familie ist da ...
sie fängt mich auf.

Viele Spieler nutzen ihre Familie finanziell aus.
Mit irgendwelchen Vorwänden (Lügen) werden sich Finanzspritzen organisiert (geliehenes/geschenktes Geld).
Auch hier hilft die Wahrheit nicht nur den eigenen Interessen, sondern schützt die Familie (und Freunde).

Mit dem Outing bekommt die Familie zumindest ein wenig Klarheit, was mit einem los ist.
Erfahrungsgemäß wissen sie längst, dass irgend etwas nicht stimmt.
Sie trauen sich entweder nicht zu fragen - oder werden beschwichtigt (belogen).
Um nicht die Integrität des Spielers zu verletzen, wird dann auch nicht nachgehakt.

Jetzt habe ich es ja schon gesagt ... wenn wir uns nicht offenbaren, belügen und betrügen wir sie über kurz oder lang IMMER. Wir mißbrauchen ihr Vertrauen in uns.
Die Offenbarung ist das genaue Gegenteil.

Zitat
Sie hält mir heute noch vor, bzw sagt sie immer, ,, es ist ja vergessen, aaaber damals is soviel in mir zerbrochen " sprich sie hat bis heute nicht verstanden dass das ganze eine Krankheit ist

Natürlich ist eine Offenbarung kein Zuckerschlecken - für beide Parteien nicht!
Die Eltern wünschen sich ja für uns nur das Beste - und wollen auch nur das sehen!
Das Leben ist aber nicht eine "heile Welt".
Es besteht aus gut und schlecht und vielen Schattierungen dazwischen.

Hat Deine Mutter sich denn selbst einmal über die Krankheit Spielsucht informiert?
Meine haben es nicht gemacht und reagierten genau wie Deine Mutter.
Das ist aber weder Dein noch mein Problem - das ist ihres.
Oh ... das klingt so wahnsinnig brutal ... oder?
Nun, wir können ihnen ja helfen es wenigstens im Ansatz zu verstehen.
Außerdem gibt es genug Anlaufstellen, bei denen sich Angehörige informieren können/dürfen.
Dadurch verändert sich auch ihre Sichtweise zum Thema.

Ich kann auch verstehen, wie Deine Frau reagiert. Bei einem Freund ist das genau so.
Aber - sie weiss Bescheid und sie setzt Dir Grenzen!
Sie sagt Dir nun: Es ist Deine Krankheit, also kümmere Dich drum!
Respekt!

Ein weiteres Wort, bei dem Spielern oft die Haare zu Berge stehen.
Wir sollen anderer Leute "Grenzen" wahren ...
Wenn ich mich oute, dann sollte genau das auch geschehen!
Wir haben es nämlich durch die Fokussierung auf die Sucht ein ganzes Stück weit bereits verlernt!

Wir sind aber keine Erimiten, wir sind Rudeltiere.
Wir haben Regeln und Grenzen, an die sich jeder Einzelne zu halten hat, damit das Rudel auch funktioniert.

Danke NW, schöner und wichtiger Beitrag, der zum Nachdenken anregt! :-)

Kann das nur zurückgeben Olli, finde deinen Beitrag ebenso sehr gut und gelungen.

Wobei die Familie aber auch vorher schon da ist, auch wenn ichs alleine versuche.. also
wenn ich spielen möchte, gehe ich dann zur Familie..
hört sich zwar super an - wird aber vermutlich so einfach nicht sein.


 

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