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Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz

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Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« am: 17 April 2018, 11:19:07 »
Hallo zusammen,

gestern hatte ich ein unerfreuliches Ereignis.

Wie schon dem Thema zu entnehmen ist, hatte ich gestern nach knapp 3 Monaten Abstinenz einen Rückfall. Zum Glück und nur zum Glück, denn was anderes ist es nicht, ohne negative finanzielle Folgen.

Ich denke, dass ich mit dem Rückfall gut umgehen kann. Trotzdem ist es ein Rückschlag und ein scheiß Gefühl, dass ich dem Spieldruck nachgegeben habe.

Der Rückfall hat sich langsam angekündigt und kam nicht allzu plötzlich, denn schon Wochen zuvor habe ich Spielphantasien gehabt und ständig dagegen angekämpft !

Ich kann keine eindeutige Ursache für den Rückfall bei mir finden, denn familiär läuft es gut und finanziell ist es zwar zum Ende des Monats knapp, aber bisher musste ich nicht oft vom Dispo Gebrauch machen (als derzeitiger Alleinverdiener).

Ich kann und möchte mit keinem persönlich über den Rückfall sprechen. Daher habe ich mich als Mitglied des Forums entschlossen, den Vorfall mit der hiesigen Community zu teilen.

Emotional ist es schon belastend für mich, da der Rückfall mir vor Augen führt, dass es jederzeit passieren kann und man im Tunnelblick alle Warnsignale ausblendet wenn der Druck zu strak wird.

Ich hoffe, dass die Sonne und meine Familie mich von diesen negativen Emotionen ablenken wird und mir neue Kraft für den Kampf  gegen den Spielteufel gibt.

Lg.
« Letzte Änderung: 17 April 2018, 11:20:47 von Restart »

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Offline Olli

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  • 6.818
Re: Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« Antwort #1 am: 17 April 2018, 12:24:40 »
Hi Restart!

Du bist gestolpert ohne zu fallen. Nun kannst Du Dich wieder aufrichten und weiter laufen.

Drei Monate sind doch schon eine schöne Zeitspanne und darauf lässt sich aufbauen und vielleicht sogar ausbauen.

Ich finde ja, dass ein Rückfall auch immer eine Chance bietet.

Zitat
Der Rückfall hat sich langsam angekündigt und kam nicht allzu plötzlich, denn schon Wochen zuvor habe ich Spielphantasien gehabt und ständig dagegen angekämpft !

Und seitdem warst Du immer wieder mal im Forum und hast sogar Deine Zeit für Andere geopfert.

Doch ... wenn es Dir selbst schon auffällt ... spreche es doch bitte ruhig an.
Wer weiss?! Vielleicht hätte sich dieser Vorfall ja verhindern lassen?

Zitat
Ich kann und möchte mit keinem persönlich über den Rückfall sprechen. Daher habe ich mich als Mitglied des Forums entschlossen, den Vorfall mit der hiesigen Community zu teilen.

Also ... das ehrt uns als Gruppe ja gewaltig ... aber was ist mit diesen Deinen Worten? :

Zitat
spinge über deinen Schatten und hol dir Hilfe.
Überwinde dich alles der Familie zu erzählen und sei in der Weihnachtszeit unter Menschen anstatt alleine mit deiner Selbstverzweifelung.

Es ist nicht das Ende der Welt, auch wenn es für dich gerade so scheint...

oder ...

Zitat
Wenn ich depressiv bin oder Druck verspüre, rede ich mit meiner Frau darüber.

Zitat
Empathie, Geduld und Gespräche vom Herzen können Wunder vollbringen.

Zitat
Es ist wichtig über die Sucht mit Jemandem zu sprechen und seine Gefühle zu offenbaren.

Zitat
Leite alles notwendige in die Wege....Therapie, Finanzmanagement, ...

Schließe konsequent alle möglichen Hintertürchen, konkret muss du deine finanziellen Transaktionen transparent machen, um dir das Suchtmittel Geld zu entziehen.


Nun lese ich, dass Du mit niemandem außer uns darüber reden möchtest.

Ist das ... bitte nicht böse sein, was nun folgt ist als Knuff in die Seite zu verstehen ... nicht ein weng heuschlerich?
Du gibst nette Unterstützung - doch wenn es an Deine eigene Substanz gehst, dann handelst Du entgegen Deinen eigenen Worten?

Nein, nein ... Aufrichtigkeit muss sich nach Innen und nach Aussen richten.
Sobald Du wieder anfängst zu verheimlichen, verschleiern und gar zu lügen, bereitest Du das Bett für den nächsten Vorfall!
Wohin hatte Dich das bisher gebracht? Wie hatte es Deine Frau aufgenommen, als sie die geballten Auswirkungen erfahren hatte?

Sage es ihr bitte - es ist für Euch Beide das kleinere Übel.

So kannst Du jetzt zeitnah mit ihr überlegen, ob die reine Einsichtmöglichkeit auf Dein/Euer Konto ausreichend genug war, um Dich/Euch zu schützen.

(Nachtragseinschub: Eine Haushaltssicherung wird üblicherweise durch Kontentrennung geschaffen!)

Du kannst auch noch einmal überdenken, ob Du nicht doch wieder die SHG besuchst oder Dir nicht lieber einen Therapeuten suchen möchtest.

Das "alles mit sich alleine ausmachen" ist echt noch nie ein guter Begleiter gewesen.

Du hattest sinngemäß mal zur SHG geäußert, dass Dir die Themen dort zu persönlich seien.

Mir sagt ehrlich gesagt auch nicht jedes Thema zu ... :-)
Aber - WIR haben auch persönliche Themen, die ausgesprochen werden wollen.
Da hören die Anderen auch zu und geben vielleicht Erfahrungen weiter, die helfen können.

Ich sagte, so glaube ich schon mal, gehe mindestenst 5 - 10 mal zur Gruppe und Du fängst an Dich an sie zu gewöhnen.
Über Persönliches oder gar Intimes zu sprechen wird dann schon fast zur Gewohnheit ... :-)

Könntest Du Dir eine Genesung vorstellen, die uns nicht an unsere Grenzen bringt? Also ... ich nicht ...



« Letzte Änderung: 17 April 2018, 13:52:43 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« Antwort #2 am: 17 April 2018, 14:47:38 »
Hey Olli,

vielen Dank für deine Antwort.

Du hast natürlich Recht, wenn du sagst, dass es heuschlerich wirkt. So würde es auf mich als Dritten auch wirken..........Tja ist schon Paradox.

Im Endeffekt, kennt nur derjenige selbst alle Feinheiten und Umstände, um zu bewerten und abzugleichen, ob eine Aussprache mit dem Partner für ihn in Frage kommt.

Vielleicht werde ich der SHG nochmal eine Chance geben, wenn sich derartiges wieder anbahnt. Ich habe ja schon bereits in anderen Beiträgen von mir erwähnt, dass es ein schwieriger Prozess sein wird, der mit Höhen und Tiefen verbunden ist. Dazu gehören auch Rückfälle, aus denen man lernen kann und sollte !

Allerdings um dir auch eine Antwort zu geben, ich habe für mich entschieden den Vorfall für mich zu behalten.... Ich muss meine Erfahrungen machen und für die Zukunft Schlüsse ziehen was der bessere Weg ist.

Hier zu schreiben ist wie ein Sprachrohr, was mich aufbaut und unterstützt.

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Offline Olli

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  • 6.818
Re: Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« Antwort #3 am: 17 April 2018, 17:04:24 »
Hi Restart!

Es ist und bleibt alleine Deine Entscheidung, ob Du es sagst oder nicht.

Zitat
Tja ist schon Paradox

Es ist aber auch verständlich ...

Wenn ich Deine Beiträge der letzten Zeit so lese, dann denke ich mir schon, dass Du es ernst meinst.
Zwischen Wissen und Umsetzung stehen oft viele Hürden. Einige brauchen eben ein wenig Zeit sie zu überwinden.

Danke übrigens, dass Du das Thema mit uns teilst!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Zero80

Re: Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« Antwort #4 am: 18 April 2018, 17:29:01 »
Servus...

ich verstehe genau was du meinst und finde du handelst richtig es für dich zu behalten.

Ich finde man muss hier klar differenzieren, deine frau weiß Bescheid und das is auch wichtig, du bemühst
dich und suchst deinen weg, da kann und muss schon fast ein Rückfall dazu gehören, mir ein Rätsel wie leute
vorher gedacht haben jahre lang um nie einen einzigen rückfall später zu erleiden, also ja quasi irgendwie wie
nicht selbstbestimmt gelebt diese jahre, weiß grad nich wie ichs erklären kann..

Auf jd fall gilt es auch deine frau zu schützen und nicht unnötig zusätzlich zu belasten, der rückfall ist nun
ohnehin passiert, warum um alles in der welt soll man jetzt seine Beziehung gefährden und somit in vielen
Fällen auch die spielfreiheit bzw sein ganzes Leben wenn nicht mal ein finanzieller schaden entstanden ist und man
ja weiterhin auf dem weg bleibt.
Das is für mi h irgendwie unverständlich.

Natürlich, wenn jetzt jemand die Haushaltskasse oder das geld der frau bei nem rückfall verzockt bleibt nix anderes
übrig, aber das wird wohl fast nie so sein da es ja nen rückfall ist und finanziell wieder etwas gefestigter.

Ich hätte und habe es auf jd fall auch nicht erzählt u bis jetzt seit dem wieder durchgehalten und die kohle damals
ja auch wieder beschafft durch Mehrarbeit, das war für meine Beziehung und meine Frau sicher der bessere und
leichtere weg, die habens eh schon schwer genug mit uns bekloppten.

Bleib dran und lass dich nich unterkriegen, das passiert eben anfangs bis man seinen weg findet.

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Offline Ilona

  • *****
  • 3.667
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« Antwort #5 am: 18 April 2018, 18:44:50 »
Mich würde die Sichtweise von Angehörigen in dieser Frage interessieren. Ist jemand hier, der dazu kurz was sagen könnte?

LG Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

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Offline Olli

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  • 6.818
Re: Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« Antwort #6 am: 18 April 2018, 19:08:40 »
Hi Ilona!

Ich glaube, da haben wir gerade nicht genug aktive Angehörige für.

Wie wäre es denn, wenn Du den Part aus Deiner psychologischen Sicht und Deinen Erfahrungen in der Beratung übernimmst?  8)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Zero80

Re: Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« Antwort #7 am: 18 April 2018, 20:33:58 »
Hi..

ich denke das viele Angehörige, bzw die meisten jetzt sagen würden sie würden es gerne wissen
wollen liebe ilona und das ist auch verständlich für mich...

Nur, denkst du sie können alle auch damit umgehen ? Denkst du nicht auch das einige mehr verletzt
sein können als es nötig ist weil sie als nicht süchtige diesen Rückfall nicht verstehen und auch nicht
geschult sind in diesem Bereich und sich daher einfach nur enttäuscht und evtl sogar hintergangen
fühlen ?

Hat er seine Frau hier hintergangen wenn kein finanzieller schaden entstanden ist, bzw keiner für seine
Frau selbst (das setze ich wie gesagt voraus) entstehen konnte..

Natürlich immer auch vorausgesetzt er bleibt auch ernsthaft am ball was hier ja so ist...
Was wenn er es jetzt schafft und diesen rückfall brauchte um daraus was zu lernen, zb das kontrolliert auch nach
Monaten nicht funktioniert, oder das zb Unachtsamkeit schnell wieder beim spiel endet oder oder..

Macht es dann immer sinn alles auf seinem Weg offenzulegen und den riss und die enttäuschung noch größer zu
machen wenn man vielleicht selbst schon genug enttäuscht über sich selbst ist und die Familie dennoch der
rückhalt für den es sich lohnt aufzuhören, selbst wenn es einen rückfall gab...


Mich würde auch deine Meinung mal interessieren, kannst du mein denken nachvollziehen ?

Re: Rückfall nach knapp 3 Monaten Abstinenz
« Antwort #8 am: 19 April 2018, 07:59:41 »
Moin moin zusammen,

besten Dank für die Beteiligung am Thema.

Ich respektiere jede Sichtweise und grundsätzlich ist Ehrlichkeit eine Tugend, die prägend für den Charakter eines Menschen ist. Bei dem komplexen Thema Spielsucht mit allen seinen Feinheiten und eigenen psychologischen Facetten, ist es meiner Meinung nach verständlich, wenn der Betroffene es zunächst vorzieht die Ereignisse zu reflektieren und zu verstehen was passiert ist. Der Rückfall ist schlimm genug und löst bekanntlich viele negative Emotionen aus.... Eine Aussprache mit dem Partner, Freund oder Familienmitglied könnte unmittelbar danach wie ein Katalysator für die negativen Emotionen funktionieren.

Damit verteige ich natürlich meine eigene Vorgehensweise, jedoch wohlwissend, dass es moralisch nicht richtig ist.

Mir ist es verdammt ernst die Sucht zum Stillstand zu bringen und es war mir eigentlich von Anfang an klar, dass Rückfälle passieren werden. Seit dem Vorfall, habe ich mich schnell gefestigt und bin nach einem kleinen Knick der Kurve wieder auf einem steigenden Kurvenverlauf.

Nochmal abschließend:
Ehrlichkeit ist richtig und wichtig, aber mann muss auch die Entscheidung der individeullen Person respektieren und keinen Druck ausüben. Wer mit einem Rückfall nicht klar kommt, für den ist eine ehrliche Aussprache wichtig !

Ich bin sehr guter Dinge, dass es weiterhin gut läuft und ein Realist, der nicht in einer Traumwelt lebt.

Sonnigen Tag euch allen !

 

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