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Was mach ich denn jetzt???

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Was mach ich denn jetzt???
« am: 06 November 2011, 11:47:04 »
Hallo zusammen,

hier bin ich wieder. Habe mich in den letzten Tagen recht gut vom Schock, dass mein Mann offensichtlich spielsüchtig (Sportwetten)ist gut erholt. Wie schon in meinem anderen Beitrag geschrieben.... wir waren bei einer Erstberatung, mein Mann geht (wahrscheinlich mir zuliebe) zu weiteren Beratungen...

Ich habe ihm gesagt dass es sein kann, dass er das wetten nicht lassen kann und gebeten mit mir zu reden wenn er "nicht anders kann". Ich habe ihm Unterstützung zugesagt, sofern er sich mit dem Problem auseinandersetzt.

Es war wieder richtig schön zwischen uns und ich war optimistisch, dass wir das schaffen können.

Ich habe zwischendurch gefragt ob er wetten war.... was er verneinte. Jetzt habe ich wirklich zufällig in seinem Auto Wettscheine gefunden... Er war also doch heimlich wetten. Natürlich DAS LETZTE MAL.... ha ha...

Ich bin so enttäuscht. Ich könnte doch verstehen wenn es ihm nicht leicht fällt... wieso diese Heimlichkeit???

Ich habe die Wettscheine an mich genommen. Falls es einen Gewinn gibt wird er ihn nicht bekommen.

Ach man.... ich würde ihn doch unterstützen... Wir haben einen zweijährigen Sohn - Wieso setzt er alles aufs Spiel???

Ich bin tieftraurig........ Was soll ich denn jetzt machen???

Liebe Grüße von Wikki

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Offline Otte

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Re: Was mach ich denn jetzt???
« Antwort #1 am: 06 November 2011, 12:30:53 »
Hallo Wikki, ein Spielsüchtiger wird nie ehrlich sein, solange er noch in seiner Sucht drinensteckt.

Sprich Deinen Mann gezielt darauf an, dass Du die Wettscheine gefunden hast und frag ihn, warum er Dich immer noch anlügt. Sollte er es wirklich ehrlich meinen, von seiner Spielsucht loszukommen, dann teile ihm sein Geld ein. Gib ihm nur soviel mit, wie der täglich f. Zigaretten, Brötchen, Bus usw. braucht u. lasse ihn täglich mit Dir abrechnen,
nehme ihm auch seine Scheckkarten weg.

Hört sich zwar blöd an, wird ihm aber helfen, wenn er es ehrlich meint, wird er darauf auch eingehen. Wenn nicht, weist Du ja Bescheid, daß er weiterspielen will.

Auf jeden Fall sind Selbsthilfegruppen für ihn und auch für Dich als Angehörige äußerst wichtig. Falls Dein Mann nicht zur Gruppe geht, gehe Du auf jeden Fall hin, um besser mit der Spielsucht Deines Mannes klar zu kommen und um Dich richtig zu verhalten.

Ich hoffe, Dir ein wenig geholfen zu haben, kann Deine Empfindungen gut nachvollziehen.

Dir viel Glück. L.g. Otte

Re: Was mach ich denn jetzt???
« Antwort #2 am: 06 November 2011, 14:35:06 »
Hallo Otte - Danke!

Ach man... mir war ja schon klar dass es jetzt nicht ohne Umwege bergauf geht. Aber dass ich schon nach knapp 2 Wochen diesen Rückschritt erleben werde hätte ich nicht gedacht. Aber ja... wann soll denn ein guter Zeitpunkt für einen Rückschlag kommen? Der ist NIE. Ich war auf dem Weg zum Sport - gutgelaunt - die Sonne scheint... Und nun.... Ich habe mich recht schnell gefasst (bin selbst erstaunt). Ich werde weiterhin alles mögliche für mich tun...

Was für eine heftige Krankheit! Dir wünsche ich natürlich auch weiterhin Erfolg. Habe einiges von Dir hier gelesen.

Es lohnt sich für sein Leben zu kämpfen - es ist eine Krankheit, die man zum Stillstand bringen kann. Ich hoffe dass es Euch und meinem Mann gelingt. Leider ist mein Mann immer noch der Meinung nicht süchtig zu sein...

Lieben Gruß
Wikki

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Offline Olli

  • *****
  • 6.961
Re: Was mach ich denn jetzt???
« Antwort #3 am: 06 November 2011, 17:32:57 »
Hi Wikki!

Entschuldige bitte, dass ich das nun Frage: Was "erwartest" Du denn?

Er ist spielsüchtig - mit allen Symptomen.
Er hat eine anerkannte krankheit, die seit etlichen Jahren in der ICD10 aufgenommen ist.
Er lügt - er betrügt - er verspricht und hält sich nicht daran.
Er sieht sich ja selber nicht als krank an - welchen Grund sollte er für SICH also haben, sich zu ändern?
Na klar ist ihm bewusst, dass er es ein "wenig übertreibt" - dass er "ein bischen mehr" verwettet, als Andere.
Er sieht im Wettbüro immer die gleichen Gesichter - und im Vergleich zu denen ist er doch ein Chorknabe ...

Meine Liebe - vollkommen korrekt hast Du ihm Deine moralische Unterstützung angeboten - wie sieht es aber mit Deinen Grenzen aus? Wie sieht es mit Deinen Konsequenzen bei Nichteinhaltung aus?

In Bezug auf Seine Sucht seit ihr zwei nicht mehr gleichberechtigte Partner.

Er bricht die Regeln - nun zeige ihm auch, dass er mit den Resulteten daraus umgehen muss.

Er belügt Dich auch nicht mit dem Vorsatz DICH zu belügen - er belügt sich hauptsächlich selbst, um sich nicht mit sich selbst zu konfrontieren.

Deine Konsequenzen können das vielleicht bewirken.
Aber es gibt hierfür keine Garantie.
Fange an, ihn körperlich spüren zu lassen, was er da macht:
Er hat wieder gewettet?
OK - dann machst Du ihm NICHT die Wäsche und das Abendbrot.
Dann gehst DU NICHT für ihn einkaufen.
Dann schläft er eben auf der Couch oder in der Badewanne

Lasse es ihn spüren - sei aber auch gewappnet darauf, dass er um sich beisst.
Du kannst ihn auf diese Art beeinflussen umzudenken ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Was mach ich denn jetzt???
« Antwort #4 am: 06 November 2011, 21:19:01 »
Hallo Olli,

tja... was habe ich erwartet...??? Ehrlich gesagt hatte ich erwartet, dass mein Mann mir zumindest gesteht wieder gewettet zu haben.

Ich denke ich muss noch einiges über diese Krankheit lernen und anfangen zu begreifen. Das BEGREIFEN erscheint mir das schwierigste zu sein. Ja... es ist wohl so, dass wir in Bezug auf das Spielen keine gleichberechtigten Partner mehr sind. Ich kann nicht mit Konsequenzen drohen, die ich nicht einhalte. Neben ihm schlafen will ich auch grad nicht. Abendbrot macht eher er als ich... aber das erscheint mir alles so lächerlich.

Wenn meine Eltern ein großes Haus hätten mit Platz für mein Kind und mich würde ich sofort dort unterschlüpfen... Aber sie haben kein Haus und mir fehlen grade die finanziellen Mittel um eine Zweizimmerwohnung zu mieten. Ich arbeite grade mal 18 Stunden weil wir ein zweijährigen Sohn haben. Ich kann erst in einem Jahr die Stunden aufstocken. Unsere Konten sind alle im sehr sehr sehr deutlichen MINUS. Ich bin daran nicht unbeteiligt. So habe ich doch nie nachgefragt wo unser Geld bleibt. Habe im letzten Jahr die Dinge für unser Kind von meinem Konto gezahlt obwohl ich kein Einkommen/Elterngeld mehr bekommen hatte. Ich war naiv und verliebt uns habe voll vertraut - EINEM SPIELSÜCHTIGEN -

All das Jammern hilft nicht und ich habe auch keinen Bock als Opfer meines spielsüchtigen Mannes rumzulaufen. Für mich sind diese Umstände aber so neu, dass ich wirklich lernen muss zu begreifen, dass ich wohl nichts daran machen kann. Ich hoffe vor allem für unseren süßen kleinen Sohn, dass er glücklich aufwächst. Ich werde für ihn stark sein. Ich schau mir das Gelüge so lange an bis ich BEGRIFFEN habe... falls mein Mann dann immer noch nicht einsieht dass ER ein Problem hat....

.... dann werde ich gehen - und wenn mein Sohn und ich in einem Einzimmerappartement wohnen müssen. Uns bleibt dann aber nichts anderes übrig.

Trotzdem.... ICH BIN UNENDLICH TRAURIG, GETROFFEN, VERLETZT. Ich brauche auch Hilfe!

Bis vor zwei Wochen war mir Spielsucht noch fast ein Fremdwort - weil ich blind war.

Schönen Abend und viele Grüße

Wikki

Re: Was mach ich denn jetzt???
« Antwort #5 am: 06 November 2011, 22:45:51 »
hallo wikki,

du bist maßlos entäuscht und wirkst auf mich, als wärest du mit dieser situation ziemlich überfordert.
du machst dir gedanken darüber, wie du dich und dein kind schützen kannst und vergleichst dieses mit deinen möglichkeiten.
wikki - du brauchst nicht abzuwägen , was machbar wäre und machbar ist.
wenn du dich und dein kind schützen willst, gibt es nur zwei möglichkeiten.
die erste ist, dein mann gibt zu 100 prozent seine sucht zu und geht den weg der hilfe
wenn nicht, dann gibt es nur den zweiten weg.
und der zweite weg, kann nur der sein, daß du und dein kind erst einmal euren eigenen weg gehen müsst - egal wie die umstände und möglichkeiten sind.
spielsucht ist kein schnupfen oder eine grippe
spielsucht ruiniert - und nicht nur den betroffenen, sondern und vor allen auch die angehörigen.

wünsche dir alles gute


lg dreamer

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Offline Ilona

  • *****
  • 3.696
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Was mach ich denn jetzt???
« Antwort #6 am: 07 November 2011, 10:10:02 »
Liebe Wikki,

ein herzliches willkommen in unserem Forum auch von mir. Du schreibst, dass du Hilfe brauchst! du kannst sie in einer Beratungsstelle mit dem Schwerpunkt Glücksspielsucht bekommen. Diese Stellen sind nämlich auch für angehörige zuständig. Du kannst auch dann hingehen, wenn dein Mann sich keine Hilfe holt. Adressen findest du hier www.gluecksspielsucht.de (auf der unterenn Leiste ADRESSEN anklicken.)

Liebe Grüße und alles Gute

Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Was mach ich denn jetzt???
« Antwort #7 am: 08 November 2011, 12:38:29 »
Liebe Illona, danke für die Info. Ich dachte dass nur Glücksspielsüchtige eine Einzelberatung bekommen können. Aber das ist ja gar nicht so!

Ich werde versuchen mich emotional von meinem Mann zu lösen - ich denke ich muss auch mehr Eigenschutz aufbauen!

Liebe Grüße
Wikki

Gibts hier denn keine Angehörigen, die auch mal Tipps geben können????Dann könnte ich mal zwei Seiten "hören" (lesen)

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Offline Olli

  • *****
  • 6.961
Re: Was mach ich denn jetzt???
« Antwort #8 am: 08 November 2011, 16:31:21 »
Hi Wikki!

Ich bin nicht nur selber pathologischer Spieler - ich bin auch Angehöriger.

Weisst Du, als mein Schwager mich vor knapp 5,5 Jahren langsam aber sicher überredet hatte die SHG, die ich ca. 7 Jahre zuvor "ergebnislos" aufgesucht hatte, doch diesmal zusammen mit ihm zu besuchen, da durfte ich ihm kurz darauf 100 € leihen, die er selber verspielt hatte.
Damals habe ich es gemacht, war zwar spielfrei, aber immer noch nass hinter den Ohren.
Heute würde er bei mir auf Granit beissen - anders herum aber genauso.

In meinem letzten Post kommen die Konsequenzen deinerseits durch meine Formulierung so rüber, als wärest Du hier in der Pflicht.
Das möchte ich gerne korrigieren - die einzige Verantwortung die Du trägst ist die für Dich.
Alles Andere können positive Abfallprodukte sein.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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