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Spielsperrvertrag
Ilona:
Hallo Angie,
nach unserer Auffassung sind die alten Sperrverträge nicht so leicht zu kündigen. Vielmehr ist es dem Casino zuzumuten, an den vereinbarten Laufzeiten festzuhalten. Ich habe gestern hierzu schon etwas gepostet. Soviel zu der rechtlichen Seite. Die zweite Frage ist ja , ob es hilft, wenn man sich für zwei Jahre vom Glücksspiel ausschließt. (Diese Laufzeit ist mir übrigens neu. Ich kannte bisher nur Sperren für 1 Jahr bzw. für 7 Jahre.)
Jemand, der keine Sucht entwickelt hat sondern lediglich "problematisch" spielt bzw. gespielt hat, kann vielleicht nach einiger Zeit einen neuen Versuch starten. Du solltest dir aber klar sein, dass das ein nicht ungefährliches Experiment ist, von dem ich persönlich eher abraten würde, zumal es sich ja auch ganz gut ohne Casinobesuche leben lässt.
Aus deinen Schilderungen (bereits 2 x gesperrt) kann man lesen, dass Selbstkontrollmaßnahmen bei dir nicht mehr gegriffen haben. Von daher würde ich dir dringend empfehlen, dich beraten zu lassen und rauszufinden wie weit du in deiner "Suchtentwicklung" vorangeschritten bist. Auf keinem Fall würde ich versuchen, das alleine rauszufinden. Falls du meinst, dass du in einer Suchtberatungsstelle nicht richtig aufgehoben bist, weil es bei dir noch nicht so weit ist, könntest du zu einer niedergelassenen Psychologin gehen und mal gucken, ob du nicht dein Glück im "richtigen Leben" finden kannst. Ich hoffe, ich bin dir nicht zu nahe getreten und schicke dir
viele Grüße
Ilona
Jacky:
Hallo Angie !
Ich habe mich mal 1997 in einer dieser Talk-Shows als Zockerin geoutet, weil ich den ehrlichen Willen hatte, aufzuhören. Die Croupiers meiner Stamm-Spielbank haben im Pausenraum auch prompt die Sendung gesehen und ich erhielt sofort eine Sperre für 7 Jahre für das gesamte Bundesgebiet mit Schweiz und Oesterreich. Angeblich wäre die Sperre nach Ablauf automatisch erloschen. Dem ist nicht so.
Ich hätte mich auch nie wieder bemüht, die Sperre aufzuheben im Internet-Zeitalter, aber ich hatte damals einen Job, wo ich mich auch um ausländische Gäste zu kümmern hatte. U.a. gehen chinesische oder russische Geschäftspartner gerne ins Casino. Ich wollte mich natürlich meinem damaligen Chef nicht anvertrauen und ihm sagen, daß ich spielsüchtig bin und überhaupt nicht ins Casino reinkomme, weil ich eben gesperrt bin. So beantragte ich schriftlich eine Ausnahmegenehmigung, daß ich wenigstens mit den Gästen dort auftreten kann. Ich sollte Fragen zum Familienstand beantworten (Ehemann, Kinder etc) und Mietvertrag, Verdienstbescheinigung, Bankstatements und Abrechnungen evtl. in meinem Besitz befindlicher Kreditkarten vorlegen. Ich habe das nicht gemacht und bleibe auf Lebenszeit gesperrt. Ich bin halt dann einige Male in die Tschechei gefahren und habe dort gezockt.
Im übrigen schließe ich mich der Meinung der anderen Forums-Gäste an - sorry. Du willst/kannst nicht wirklich aufhören. Ich verurteile Dich deswegen keinesfalls. Mir geht es nicht anders und ich hasse mich dafür. Die Quittung für mein Tun erhalte ich in ein paar Wochen, nämlich dann, wenn ich als erste Zockerin in Bayern verurteilt werde wegen "Teilnahme an illegalem Internet-Glücksspiel".
LG - Jacky
Ilona:
Hi Jacky,
zu einer Formulierung deines Postings möchte ich dir gern eine Rückmeldung geben. Du schreibst, dass du dich dafür hasst, dass du nicht wirklich mit dem Glücksspielen aufhören willst/kannst. Mein erster Impuls war, dass ich Mitleid mit dir empfunden habe. Sich selbst zu hassen ist nicht unbedingt das beste Lebensgefühl und schon gar nicht die beste Voraussetzung, um etwas im Leben zu verändern. Denn dazu braucht es ja zunächst mal Verständnis und Einfühlung für sich selbst.
Mein zweiter Impuls ist, dass du dir da eigentlich eine schöne Rechtfertigung gebastelt hast, um nix verändern zu müssen. So nach dem Motto: "Da ist eh nichts zu machen, ich kann das nicht, ich hasse mich dafür, und da ich mich schon hasse kann ich ja gleich so weitermachen....."
Könnte da was dran sein?
Viele Grüße, Ilona
Jacky:
Hi Ilona,
nein, ich habe weiß Gott kein Verständnis für mich selbst. Ich schlage mir meinen Schädel am Türrahmen kaputt, in der Hoffnung etwas Hirn hervorzuschütteln. Eine Rechtfertigung ist das nicht - es ist wohl eher die Resignation vor meinem Leben. Was willst Du machen, wenn Du als Kind mit 6 Jahren mit Deinem eigenen Vater bereits in der Kneipe Schafkopf um hohe Geldbeträge gespielt hast - ich bin heute 47 Jahre alt = macht 41 Jahre Zockerei. Ich kenne es nicht anders und habe wohl auch nicht die privaten Voraussetzungen dafür, um damit aufzuhören.
Ich bin in einer Suchtberatung = als hoffnungsloser Fall. Der Berater nimmt sich die Zeit für mich, weil ich für ihn ein äußerst interessanter Ausnahmefall bin bzw. ein Fallbeispiel der nicht alltäglichen Art - wahrscheinlich Borderline - noch dazu eine Frau. Ich habe sogar eine 8stündige Rückführung mitgemacht, in der Hoffnung, daß es was bringt. Ich habe wahrscheinlich über 2 Mio. Euro verzockt. Und genau das ist es, wofür ich mich hasse. Ich habe meine Familie um ein angenehmes Leben mit eigenem Haus, Autos, Reisen, finanzielle Rücklagen usw. betrogen. Mein Mann hat mich mit zig Frauen betrogen u.a. mit meiner Schwägerin; mir blaue Augen geschlagen und mir ein Messer in den Oberschenkel gerammt; meine Kreditkarten verbrannt - ich habe immer wieder einen Weg gefunden.
Stationär kann ich leider nicht gehen, da ich drei minderjährige, schulpflichtige Kinder habe und keine Oma, die für mich einspringen kann. Die Sitzungen in der Suchtberatung nehme ich gerne wahr und rede mir alle meine Sorgen von der Seele, aber ich müßte eben in die Klinik. Außerdem habe ich zwei Geschäfte, die ich ja auch leiten muß und ich stehe in der Öffentlichkeit - ich kann nicht zu den Anonymen gehen. Irgendeiner kennt mich und plaudert - das geht nicht in einer Kleinstadt.
Tja so gesehen, hast Du wohl recht - ich habe eine Rechtfertigung dafür, daß ich nicht den Mumm habe, Nägel mit Köpfen zu machen.
LG - Jacky
Ilona:
Liebe Jacky,
auch wenn es dir nicht gefällt: So aussichtslos finde ich deinen Fall nicht. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass du es schaffen kannst vom Spielen wegzukommen. Wetten!
Du hast drei Kinder, leitest nebenbei ein Geschäft, lebst so unauffällig, dass deine Probleme nicht bekannt sind. Du hast soviel Power, du schaffst es auch, dich von deiner Sucht zu lösen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass du es willst. Und wenn du dann die Entscheidung getroffen hast, dann findest du auch Lösungen für die Probleme, die dir im Moment (scheinbar) im Wege stehen.
Nur ein Beispiel: Es gibt Kliniken, die auch Kinder mit aufnehmen.
Oder ein anderes Beispiel: Man kann schon (in einer Therapie) lernen, sich selbst zu mögen. Wenn man's dann kann, hört man allmählich auf Sachen zu machen, die einem nicht gut tun. Und das Glücksspielen scheint dir bisher nicht sehr gut getan zu haben.
Was hältst du von diesen Gedanken?
Liebe Grüße, Ilona
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