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Kein Bock auf Selbsthilfe-Gruppe oder erneute Therapie

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Kein Bock auf Selbsthilfe-Gruppe oder erneute Therapie
« am: 27 September 2006, 20:00:11 »
Hallo alle miteinander,
ich bin neu hier in eurem Forum und auf der Suche nach einem alternativen Weg mit dieser Zockerei aufzuhören.
Mein Name ist Michael und ich bin 41 Jahre alt und seit ca.25 Jahren Spielsüchtig.Im Jahre 2000 habe ich eine stationäre Therapie gemacht und habe es nicht mal geschafft danach mehr als 2 Monate clean zu bleiben.Im Jahre 2003 habe ich mal 11 Monate Spielfrei ohne Unterstützung auf die Reihe gebracht,aber seit dem bin ich wieder mitten drin.Erst waren es nur Spielhallen dann Sportwetten.Als nächstes kamen Casino Besuche und nun erledige ich das alles von Zuhause in Online Casinos.Inzwischen bin ich wieder soweit das ich sogar die Kontrolle über meine Finanzen verliere.Ich würde sagen ich bin im freien Fall und warte nur noch auf den Aufschlag.Vorallem ist mir inzwischen fast alles egal mit Ausnahme meines Jobs.Mir machen Depressionen zu schaffen und Suizit Gedanken tauchen gelegentlich auch auf.
Die Betreff Zeile soll nur aussagen das ich nicht wieder gegen mich selbst verlieren will.Ich weiss eigentlich gar nicht mehr was ich will.
Liebe Grüsse
Michael

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Online Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Kein Bock auf Selbsthilfe-Gruppe oder erneute Therapie
« Antwort #1 am: 27 September 2006, 20:33:22 »
Hallo Michael,

willkommen in unserem Forum. Schön, dass du den Weg zu uns gefunden hast. Zunächst Folgendes: Ich habe deinen Beitrag verschoben, weil auf Postings in der Plauderecke oft nicht geantwortet wird. Und eigentlich ist dein Anliegen ja auch viel zu ernst, um darüber zu plaudern. Oder?
Und gleich noch eine Frage: Weißt du wirklich nicht, was du willst? Kann doch eigentlich kein Zufall sein, dass du in unserem Forum gelandet bist. Vielleicht wartest du ja gar nicht untätig auf den Aufprall? Vielleicht bist du ja an einem Fallschirm interessiert? Und da du schon mal 11 Monate spielfrei warst, weißt du wahrscheinlich auch wie es geht.
Wie hast du es geschafft diese recht lange Zeit ohne Zocken hinzukriegen?

Alles Gute und viele Grüße

Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Kein Bock auf Selbsthilfe-Gruppe oder erneute Therapie
« Antwort #2 am: 28 September 2006, 14:25:55 »
Hallo Michael,
Dein Beitrag spricht mich an, schließlich habe ich mit meinen gerade mal 30 Jahren auch schon eine 14-Jährige Suchtkarriere hinter mir. Einschließlich zweier stationärer Therapien. Was mich fast selbst erstaunt: Seit anderthalb Jahren bin ich spielfrei. Und das ganz ohne eine Therapie, Selbsthilfegruppe oder ähnliches. Allerdings soll das nicht heißen, dass ich nichts von diesen Formen der Hilfe halte. Ganz im Gegenteil. Eine zeitlang hatte ich das Glück, in einer tollen, freien Selbsthilfegruppe zu sein, in der auch Angehörige willkommen waren und die einfach einen sehr sorgsamen Umgang miteinander pflegte. Leider zog ich dann weit weg und konnte nicht mehr hingehen.
Das Gefühl, das Du beschreibst, kenne ich auch: Alles ist einem irgendwie egal, und wenn schon das Spielen nicht mehr so den Kick bringt, wartet man eben auf den Aufprall. Als ich in diesem Stadium in die Gruppe gegangen bin, haben die mich regelrecht auseinander genommen: Ob ich denn überhaupt aufhören wolle zu spielen? Ich wusste es nicht so recht. Da war ich mir manchesmal vorher schon sicherer. Aber diese merkwürdige Art der Kapitulation war gar nicht schlecht. Irgendwann habe ich die meine regelmäßigen Spiel-Anfälle gar nicht mehr als so große Niederlagen empfunden. Stattdessen so etwas wie eine gelassene Distanz dazu aufgebaut. Und zum Neujahr 2005 habe ich mir nicht etwa vorgenommen, mit dem Spielen aufzuhören, sondern lediglich, jeden Tag einen Eintrag in einem großen Wandkalender zu machen: Ein grüner Smiley, wenn ich nicht gespielt habe und ein roter, wenn es mir doch passiert ist (mit Zahl, wie teuer es diesmal war). Das hat für mich Wunder bewirkt. Vor allem deshalb, weil plötzlich die guten, "grünen" Tage genauso viel Gewicht hatten, wie die roten, verspielten. Zwei Monate wechselten sich rot und grün munter miteinander ab, dann kam nur noch ein grüner Smiley nach dem anderen. Bis heute! Und immer wieder habe ich mir gesagt: "Wenn es doch mal wieder einen roten geben sollte: Macht nichts, am Tag danach kann ich ja schon wieder spielfrei sein." Ich weiß nicht, ob ich das jetzt klar rüber gebracht habe, aber zumindest Eines sollte deutlich geworden sein: Gerade in der größten Krise liegt die größte Chance. Vor zwei Jahren hätte ich kaum geglaubt, dass ich jemals längere Zeit spielfrei werden würde und mich schon auf ein ziemlich trauriges Leben eingestellt. Heute sehe ich das schon viel gelassener - ohne aber zu behaupten, ich würde von nun an nie wieder spielen. Das wird sich zeigen...
In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute. Du hast jeden Tag die Möglichkeit, nicht zu spielen. Und jeder Tag zählt.
Liebe Grüße,
Erik

Re: Kein Bock auf Selbsthilfe-Gruppe oder erneute Therapie
« Antwort #3 am: 29 September 2006, 19:14:14 »
Hallo Erik,
vielen Dank für deine Rückmeldung.Ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg ganz viel Erfolg und viele,viele spielfreie Tage.
Während meiner 11 Monate Spielfrei hatte ich über den gesammten Zeitraum zu viele Aggressionen die ich nicht kompensieren konnte.Allein dieser Hintergrund macht mir schon schwer zu schaffen.Daher weiss ich auch nicht so recht was das kleinere Übel ist und hänge irgendwie in der Luft.
Meine Aggressionen äussern sich nicht in körperlicher sondern in seelischer Gewalt und nicht gegen mich sondern gegen jeden anderen.Kannst du dir vorstellen wie das ist wenn du mit fast jedem Gesprächspartner einen Krieg anfängst auch wenn du im Unrecht bist?Das schlimme daran ist,ich kann körperlich völlig platt sein,trotzdem ist die Energie für Zoff immer da.Das macht das Leben auch nicht lebenswerter.
Liebe Grüsse und wie schon gesagt viele,viele Glücksspiel freie Tage.
Michael

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Offline Harry

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Re: Kein Bock auf Selbsthilfe-Gruppe oder erneute Therapie
« Antwort #4 am: 30 September 2006, 10:06:13 »
Hallo Lucky Loser,
ich habe das alles auch hinter mir was du erzählst. Selbstmordgedanken, und was da sonst noch dazu gehört. Ich habe vor sehr langer Zeit das erste mal mit Sucht zu tun bekommen, damals Alkohol. Da war es komischer Weise für mich sehr leicht damit aufzuhören. Ich habe mich während der stationären Therapie mit vielen anderen Patienten unterhalten und von denen glaubhaft erfahren das ein kontrolliertest Trinken NIE mehr möglich ist. Ich habe erfahren von Leuten die 15 Jahre trocken waren und dann nach einem einzigsten Glas Sekt bei einer Feier wieder indehalb kürzester Zeit voll drin waren. Einer hat mir erzählt dass er erst wieder zu sich gekommen ist als er ein paar Stunden an der Theke seiner früheren Stammkneipe stand und totsl betrunken war.
Jetzt zum Spielen. Ich denke mal dabei ist es genauso. Man muss sich drüber im klaren sein, dass man NIE mehr kontrolliert spielen kann. Nur gar nicht oder voll Power und vernichtend. Wenn man sich dann karz vor dem 1. Einsatz überlegt was man will. dann ist das doch sicher nicht so vernichtend zu spielen wie früher. Also gibt es nur einen Weg. GAR NICHT. Das habe ich alles so begriffen, und so zu spielen wie früher will ich ganz sicher nicht. Das würde ja heißen alles wieder kaputt zu  machen was ich mir mühsam wieder aufgebaut habe.
Jetzt komm ich zu meinem Problem bei der Sache. Grenze. Wo ist die für mich, geht Mensch ärger dich nicht, geht Skat, geht Billiard. Das war mein Problem die ganze Zeit, ich denke ich habe für mich eine Regelung gefunden die passt. Jeder muss für sich die Grenze selber suchen, nur denke ich mal die Grenze die man sich dann steckt die muss man auch einhalten. Soviel erst mal von mir, ich hoffe mal das hilft wenigsten ein wenig.

Lieben Gruß
Harry

 

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