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Spielsucht

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andreasg:
Hallo, ich bin Andreas, bin Spieler und süchtig. Ich bin Heute frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel.
Habe mich geduscht, gekämmt, die Wäsche routiert in der Maschine, bereite mich auf den Besuch bei meiner Mutter Morgen vor, der Schornsteinfeger kommt um 10:00 Uhr, das Kirchenblatt will ausgetragen werden, habe mein Haushaltsbuch geführt und bin in der Online-Ausgabe der Tageszeitung gelandet und hochgegangen wie eine Priemel.
Habe zu Beginn meiner Zeit in der Spieler-SHG gelesen, daß Spieler ein politischen Engagement haben. Also echofiere ich mich gerne einmal über die Sturheit von Parteipolitikern, die gerne ihre Probleme aussitzen. Als ich noch gedaddelt habe, saß ich ja auch meine Probleme aus. Wenn unser Bundeswirtschaftminister in Vietnam geboren ist und in Deutschland aufgewachsen und die Deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, welche Sau krazt sich daran? Wen in der Gesellschaft interessiert es, daß er Parteispenden vom Marktführer der Glücksspielindustrie annimmt? Wie krank ist unsere Gesellschaft, wie dumpf, daß nur die Meinung der Parteibonzen zählt, und alle murren und applaudieren. Der Groll geht nach innen los und wird gegen die Panzerglasscheiben der Daddelkästen wieder ausgelebt.
Das ewige Ja-Sagen... Kotz...
Nur einmal ehrlich nein - sagen und dazu ohne Begründung, ohne Selbstzweifel zu stehen, welch schöne Vision der eigenen Freiheit. Die Freiheit heute nicht Spielen gehen zu müssen, frei vom Zwang. Das ist keine LmaA-Mentalität. Nein, der Zwang gerade ist eine anale Störung, ach die Therapie.
Mithin weiß ich vom letzten Wahlkampf, daß ich am Wahlstand ein beachteter Dikussionspartner bin, auch mit meinem Gehstock.
Wirklich, so alleine schaffe ich das auch nicht alles, nie bin ich alleine, ob in Berlin, in Hamburg, in Stuttgart, in Hannover, wo überall die Baustellen im Wege strehen.

freitagessen:
Ach Andreas ....

Die Welt kann nur so Schwarz sein wie du sie dir malst !

Da habe ich von dir doch schon ganz andere Sachen gelesen, und es sind doch meistens die kleine Sachen wo man sich dran erfreuen kann.

Und wenn auch der ein oder andere den Herrn Gauselmann und Konsorten sein Geld zusteckt, dann sollte es uns doch um so mehr freuen das es nicht mehr unser Geld ist was gespendet wird.

Ich denke mal das wir alle Verantwortlich sind für unsere Gesellschaft, und es nicht Verallgemeinern dürfen, eben weil auch wir ein Teil von dem ganzen sind.

Also gehe doch lieber in Frieden mit dich...dann wird unsere Welt mit Sicherheit wieder  ein bisschen Bunter.

Rainer   

andreasg:
Hallo Rainer,
schön von Dir zu hören.
Mein Frust ist verraucht, ich habe es nicht klimern lassen, sonder bin dach der Wutatacke auf meine Tastatur wieder in meine gemütliche Phase eingegangen.
Also habe ich meine Therapiestunde genossen, wie den Spaziergang am Mittellandkanal und das leckere Mittagessen der Behinderteneinrichtung.
Es gibt keinen Grund spielen zu gehen. Aber es stimmt: ich gehe manchmal auch noch greunglos mit mir unnachsichtig um.
Noch brauche ich eben die Zeit zum lernen. Lernen und erleben, welche Qualitäten sich hinter meine Maske berbergen.
Habe Heute eine E-Mail erhalten, daß ich mich lange nicht mehr in meinem Klassik-Forum habe sehen lassen. Ich dachte (welch diffaimierende Ausrede) ich hätte dort nichts zu sagen (Selbstbeschiß) Also beschrieb ich mein Interesse und meine Erfahrung mit Gustav Mahlers 3. Symphonie. Nur einfach so, ohne den Anspruch wissend oder interlektuell zu sein. Es ist, daß ich diese Musik in Frieden gehört habe , ach meine Unruhe spürte und mich dabei ausgehalten habe.
Da ist wieder jener Spiegel, der in der Psychosomatischen unausweichlich isr und mir wieder und wieder sinngemäß entgegenkommt. Es ist so einfach,kompliziert ist mein Gefühlsleben.
Wenn die Achterbahn morgen in die Höhe schwingt, wird die Sonne aufgehen, das ist gewiß, daß die Sonne wieder aufgeht.
Liebe Grüße
Andreas

andreasg:
Hallo, ich bin Andreas, bin Spieler und ich habe strukturelle Mängel.
Bin de facto unterwegs zu meinem Therapeuten. Will ihn gehörig verkloppen; bei meiner Ursprungsfamilie schaffe ich das noch - nicht. Daher kommen meine derzeit schweren Depressionen. Aber, in der Hauptsache bin ich dabei, mit der Krankenkasse die Pflegewürdigkeit meiner Mutter für Sachleitungen umzusetzen. Was ja auch nötig ist, denn meine Mutter kann nicht alleine in die Badewanne einsteigen.... Das funktioniert aber gerade nicht, weil meine Mutter damit beschäftigt ist, sich Sorgen um ihre 24 jährige Enkeltochter zu machen, die der Studien wegen, gerade in Chikago weilt. Also müssen Mutter und Mutter-Tochter sich trösten und das Telefon ist in beiden Leitungen für mich abgemeldet. Wie gesagt: Schuld hat der Doc.!
Wenn ich wieder vom Trojanischen Pferd abgestiegen bin, kann ich mich einmal in Ruhe fragen: Warum, Andreas, fühle ich mich immer für alles verantwortlich?
Vielleicht ist das auch hier im Forum so: wenn alle 11 - 15 angemeldeten User schweigen, Andreas sucht Antworten, und das bitte perfekt, weil ich ja keine Fehler machen darf, weil ich ja sowieso nicht. (der Dokor hat ja recht... grummel...)
Das gute darf nicht fehlen. In dieser Situation habe ich wieder die Tür zu meiner Selbsthilfegruppe gefunden. Meetings bringen Genesung.
Nur für Heute bin ich frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel.
Da will ich hinsehen und meinen Weg mit Gott gehen.
Schöne 24 Stunden
Andreas

Claus:
Hallo Andreas,
wenn Du möchtest, gebe ich dir gerne eine Bestätigung dass Du an allem Schuld bist!
Das mit der Titanic allerdings Nicht, isz doch schon mal was, oder?

Ich überlasse die Schuld der Welt dem Herkules, denn ich kann sie nicht tragen, oder ich schiebe die Schuld auf andere.

Da ist wieder ein Märchen fällig für dich

Der Wanderer
In der persischen Mystik wird von einem Wanderer erzählt, der mühselig auf einer scheinbar endlos langen Straße entlang zog. Er war über und über mit Lasten behangen. Ein schwerer Sandsack hing an seinem Rücken, um seinen Körper war ein dicker Wasserschlauch geschlungen. In der rechten hand schleppe er einen unförmigen Stein, in der linken einen Geröllbrocken. Um seine Hals baumelte an einen ausgefransten Stick ein alter Mühlstein. Rostige Ketten, an denen er schwere Gewichte durch den staubigen Sand schleifte, wanden sich um seine Fußgelenke. Auf dem Kopf balancierte der Mann einen halbfaulen Kürbis.

Bei jedem Schritt, den er machte, klirrten die Ketten. Ächzend und stöhnend bewegte er sich Schritt für Schritt vorwärts, beklagte sein harte Schicksal und die Müdigkeit, die ihn quälte.

Auf seinem Wege begegnete ihm in der glühenden Mittagshitze ein Bauer. Der Fragte ihn: „Oh, müder Wanderer, warum belastete du dich mit diesen Felsbrocken?“ – „Zu dumm“, antwortete der Wanderer, „aber ich hatte ihn bisher noch nicht bemerkt.“ Darauf war er die Brocken weit weg und fühlte sich viel Leichter.
 
Wiederum kam ihm nach einer langen Wegstrecke ein Bauer entgegen, der sich erkundigte: „Sag, müder Wanderer, warum plagst du dich plagst du dich mit den halbfaulen Kürbis auf dem Kopf und schleppst an Ketten so schwere Eisengewichte hinter dir her?“ Es antwortete der Wanderer: „Ich bin sehr froh, dass du mich darauf aufmerksam machst; ich habe nicht gewusst, was ich mir damit antue:“ Er schüttelte die Ketten ab und zerschmetterte den Kürbis im Straßengraben.

Wieder fühle er sich leichter. Doch je weiter er ging, um so mehr begann er wieder zu leiden. Ein Bauer, der vom Feld kam, betrachtete den Wanderer erstaunt: „Oh, guter Mann, du trägst Sand im Rucksack, doch was du da in weiter Ferne siehst, ist mehr Sand, als du jemals tragen könntest. Und wie groß ist dein Wasserschlauch- als wolltest du die Wüste Kawir durchwandern. Dabei fließt neben dir ein klarer Fluss, der deinen Weg noch weit begleiten wird!“ „Dank dir, Bauer, jetzt merke ich, was ich mit mir herumgeschleppt habe.“ Mit diesen Worten riss der Wanderer den Wasserschlauch auf, dessen brackigem Wasser auf dem Weg versickerte, und füllte mit dem Sand aus dem Rucksack ein Schlagloch.

Sinnend stand er da und schaute in die untergehende Sonne. Die letzten Sonnenstrahlen schickten ihm die Erleuchtung; er blickte an sich herab, sah den schweren Mühlstein an seinem Hals und merkte plötzlich, dass der Stein es war, der ihn noch so gebückt gehen ließ. Er band ihn los und warf ihn, so weit er konnte, in den Fluss hinab. Frei von seinen Lasten wanderte er durch die Abendkühle, eine Herberge zu finden.

aus dem Buch: Positive Psychotherapie": Theorie und Praxis einer neuen Methode von Nossrat Peseschkian

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