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Spielsucht

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libelle:
Hallo Rainer

Es freut mich, dass du mit meinen Gedanken/Überlegungen etwas anfangen kannst.
Es gibt einige, die können es weniger. Aber das ist dann auch ok.

Ich bin jetzt 55 Jahre und erst in den letzten Jahren, werde ich innerlich auch laaangsam erwachsener. Mir war ja nicht mal klar, wie sehr und wie oft ich, aus stecken gebliebenen kindlichen Mustern, reagiert und gehandelt hatte. Jetzt wo ich es weiß, werden mir viele Zusammenhänge klarer.Kann mich besser verstehen.

Ja und genau wie dir, haben mir in den Spielsuchtforen oft solche Themen gefehlt. Themen die hinter dem Spielen stehen oder für die das Spielen steht.
Ich habe oft zu hören bekommen, mit diesen Problemen , bist du aber dann hier falsch. Hier kann dir da keiner helfen. Dabei habe ich nie um Hilfe gebeten, so das andere für mich die Lösungen finden sollten. Ich wollte einfach nur ich sein dürfen, mich mitteilen und mich nicht alleine damit sehen. Da aber wenige wirklich über inneres ausführlicher schreiben wollen, habe ich mich alleine damit gefühlt und es irgendwann wieder eingestellt.
Ich habe trotzdem sehr viel gelernt für mich, auch wenn es nicht so lief , wie ich es mir gewünscht hatte.Und nur das zählt im Jetzt.
ich habe mich nicht beirren lassen , vom mainstream (oder wie man das schreibt  ;) )
Am Anfang war es schwer für mich, mich nicht durch andere von mir ablenken zu lassen. Doch später wurde es immer einfacher. Ich habe die Foren genutzt um zu mir zu finden. habe geschaut auf was reagiere ich..und warum. So lernte ich mich bewusster kennen. Das hat mir sehr geholfen. In anderen Foren mit anderen Usern und anderen Umgehensweisen, lernte ich Unterschiede kennen. Lernte was mir gut tut und was nicht. Das war wichtig für mich, dieses bewusster zu wissen.Damit ich bessere Entscheidungen für mich treffen lernen konnte.
Ich gehe nicht arbeiten und so habe ich dafür viel Zeit mir genommen. Es war wie ein Studium

ich kann verstehen, das viele Menschen, durch den täglichen Stress, gar keine Zeit finden, sich so sehr mit allem zu beschäftigen. Und sich dadruch auch schnell überfordert fühlen und auch schmerzlich (wie du auch sagst) Defizite spürbar werden. Was liegt da mehr nahe, als Spieler-oder Co-Charkater (der ja noch lange in einem Steckt)als  lieber ab zu wehren ? Mir ging das ja nicht anders. Doch ich habe weiter drüber nachgedacht und habe dadurch Lösungen für mich gefunden.

Eines der wichtigsten Dinge ist für mich geworden : meine Dinge Annehmen und akzeptieren können ist das A und O . Ohne Annahme gibt es kein Verändern oder Loslassen...weil es ist ja dann nichts da.
Verdrängt, verleugnet, mir schön geredet habe ich lange genug. Ehrlichkeit zu mir selbst gibt mir die fehlende Stabilität und Selbst-Vertrauen. Bin ich zu mir ehrlich, kann ich es auch im außen sein. Weil ich zu dem stehen kann.
Und noch eines war für mich sehr wichtig: Meine Welt sehe ich nur durch mich..jeder sieht die Welt für sich anders. Wenn ich hier ein Defizit habe, habe ich dafür wo anders eine Stärke. Das ist die natürliche Gerechtigkeit. Ich werte nicht mehr so sehr ...oder anders wie früher.Und vor allem, sind andere nicht mehr meine Massstäbe. Damit habe ich mich sehr aus Abhängigkeiten, die mich oft blockierten, befreit.

Rainer, ich lese dich ja nun schon länger und habe erst jetzt gelesen, wie deine Lebensumstände waren. Umsomehr finde ich es erstaunlich , wieviel Mitgefühl und menschlichkeit und auch interessante Schlussfolgerungen, ich aus deinen Beiträgen oft lesen durfte.Ich finde es eine enorme Stärke, dass du dir das , trotz der schlimmen Umstände, bewahren konntest. Da mal hinschauen,als Ausgleich zu deinen empfundenen Defiziten, macht gleich ein anderes Gesamtbild. Oder nicht?
Defizite , hat die nicht jeder? Man kann sie ausgleichen, aufholen , aber auch einfach akzeptieren. Perfekt sein zu wollen, ist eine Illusion. Genau wie das Gewinnen beim Spielen.
Es kann nur unglücklich machen, diese Illusionen.

lg libelle








freitagessen:

--- Zitat ---Es freut mich, dass du mit meinen Gedanken/Überlegungen etwas anfangen kannst.
--- Ende Zitat ---

Ich möchte Dir wirklich von ganzen Herzen auch mal Danke sagen,

Nun habe ich mich Monatelang, eigentlich seitdem ich aufgehört habe, mich mit meiner Spielsucht beschäftigt.
Würde ich das jetzt als "Level" in ein Spiel vergleichen, so bin ich mit diesen "Level" durch und eine Wiederholung kommt für mich, so wahr mir mein Verstand erhalten bleibt, nicht in frage.
Das nächste Level steht an und vor das ich überhaupt richtig angefangen bin, stelle ich jetzt schon fest, es wird nicht einfacher!
Würde ich das nun mit "Geocaching" vergleichen, so gibt es eine menge, wie ich aus Deinen Beiträgen lese durfte, neues zu entdecken.
Nun weiß ich auch was mir fehlte.....es fehlte die Karte, einen Route planer.
Vieles von dem welches Du schon gefunden hast, hast Du in Deinen Beiträgen beschrieben und manchmal hast Du sogar schmutzige Hände bekommen!
Trotzdem, am ende warst und bist Du Dir (bis heute wie ich es lese), für nichts zu schade gewesen.
Damit kann ich nicht nur "etwas" anfangen, damit kann ich sogar ein ganze menge Anfangen.

Danke für Deine ehrliche und aufschlussreiche Beiträge.

GGLG Rainer
 

 
   

 
     

libelle:
Hallo Rainer

ich teile gern und ich schreib ja auch für mich selber :-)  In dem ich meins schreibe, ist es auch für mich immer noch mal Inventur und Erinnerung. Wo und wie ich mal war, was sich verändert hat...wo ich schon besser klar komme und was mir noch Schwierigkeiten macht.

Sich nur mit der Sucht auseinander zu setzen, hat mir nie gereicht. Weil , ich wusste sehr schnell, dass das Aufhören zu spielen nicht gereicht hat.Ich hatte etliche Spielpausen und jedesmal dachte ich *das war's jetzt*...jetzt hab ich es gepackt, begriffen und bleibe spielfrei. War leider nicht so. So musste ich mich notgedrungen mehr mit meinen Inneren beschäftigen. Leider hat das bei mir nicht so funktioniert, wie bei dir.Mit diesem festen Willen, so sehr ich es auch immer wollte und mir vorgenommen hatte. Ich bin eh ein Mensch, dem jegliche Diziplin fehlt. Handel und reagiere oft aus Emotionen. Darum ist es wichtig für mich zu wissen, woher meine Emotionen kommen, mit was sie zu tun haben. Damit ich sie früh genug erkenne und damit anders umgehen lernen kann.Ich musste Aufmerksam und Bewusster werden um das besser steuern zu lernen. Nicht nur wegen dem Spielen, sondern es ging da um den ganz normalen Alltag und auch Beziehungen. Das Spielen und mein Alltag wirken gegenseitig auf sich.
Ich habe noch genug Baustellen, es ist ne Lebensaufgabe :-(

Ab 1. April werde ich vorsorglich, zu allen anderen Schutzmassnahmen, noch die Spielerselbstsperre für Spielhallen nutzen. Besser ist besser. Weil bei mir ist es leider immer noch so, dass ich mich immer noch vor mir selber schützen muss.


lg libelle

andreasg:
Hallo Libelle,

einen kleinen Reiter von mir in den Dialog, den ich gerne mitlese: meine Emotionen lassen sich nicht kontrollieren, weder die negativen - noch die positiven. Manchmal fühle ich mich einsam, verlassen, unverstanden, dann wieder läuft alles prima, ich habe Erfolg, bekomme Lob, Anerkennung. Das Pendel schlägt eben hin und her. Eine Stabilität hatte ich, als ich noch spielen ging, den Gleichschritt der Destruktivität.
Mein Gefühlsleben ist chaotisch, darum nehme ich das Werkzeug des Schreibens - hier im Forum gerne zur Hand. Über die Liebe - den Weg aus der Sucht, aber erst in vier Wochen im separaten Block. Darauf freue ich mich!
Wenn ich unterweg (un)vermittelt einer Spielstätte näher rücke, wechsele ich intuitiv die Straßenseite, baue so Distanz zum Glücksspiel auf.
Dann kommt schon einmal ein Lächeln über meine Lippen.

Schöne 24 Stunden und einen sonnigen Sonntag
Andreas

libelle:
Hallo Andreas

stimmt schon , Emotionen kommen und gehen und es ist ja bei jedem so. Nur traumatisierte Menschen, und das sind nun mal viele, die in einer Sucht landen, die haben noch mal extremere Emotionen und auch Gedanken.Ich für mich, hab es schon gut lernen können, durch andere Gedanken auch meine Emotionen etwas regulieren zu können. Aber dadurch sind sie nicht von vornherein weg..ich hab nur anders damit umgehen gelernt , mit der Zeit.

lg libelle

ps ich hoffe deinen Block dürfen wir dann auch mit lesen ? ich lese dich gern :-)

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