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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Neuvorstellung Maikind

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Neuvorstellung Maikind
« am: 15 Mai 2013, 22:21:06 »
Guten Abend an alle Leser- /innen,
Ich habe mich soeben hier angemeldet und würde mich gerne vorstellen. Ich werde in Kürze 35 Jahre alt, bin männlich und habe ein Spielsuchtproblem. Vor ca. eineinhalb Stunden habe ich mit leerem Portemonnaie und einem altbekannten miesen Gefühl die örtliche Spielhalle verlassen und möchte damit aufhören.
Genau das wollte ich schon allzu oft in den letzten zweieinhalb Jahren und muss mir eingestehen, es bisher definitiv nicht geschafft zu haben. Mein Vorhaben / Versprechen "So, das war jetzt aber das letzte Mal, von nun an werfe ich kein Geld mehr in den Automaten, einfach sein lassen den Mist!" habe ich in der Vergangenheit immer wieder gebrochen. Nach zwei bis drei Tagen ebbte der Ärger und das miese Gefühl ab und wurde durch die erneute Lust auf das Spiel, die Flucht vor den Automaten, den Nervenkitzel und die Hoffnung auf den Gewinn ersetzt. In den selteneren Fällen eines Gewinns sprach natürlich alles für meinen "Freizeitausgleich Spielautomat". Von einem Gewinn hatte ich jedoch nie lange etwas, den konnte ich ja ruhigen Gewissens wieder einsetzen. Und so weiter und so fort. Häufig habe ich das in den letzten zwei bis drei Jahren durchlebt und unterm Strich, wie zu erwarten, den Spielhallenbetreiber nicht schlecht bezahlt. Zwar habe ich keine Schulden gemacht und mich finanziell nie wirklich in Bedrängnis gebracht, aber ich weiss und spüre, dass ich da ein Suchtproblem habe, derart, dass es mich in die Spielhalle "zieht", dass ich also nicht wirklich "frei entscheide", eine Gewohnheit nach dem oft frustruierenden Arbeitstag, eine Belohnung, ein Raum für mich und meine Phantasiewelt. Ich unterschätze das keineswegs, ich nehme darin eine Gefahr wahr ... ich erzähle Euch wahrscheinlich nichts neues. Wie gesagt, ich habe es in diesen letzten zwei bis drei Jahren nicht geschafft, davon wirklich loszukomen und bin mir bewusst, dass dies nun ein schwerer Weg wird, aber ich beschließe hiermit, von nun an nicht mehr zu spielen. Und dies hier zu posten, soll der erste Schritt sein. In einer Woche werde ich 35 und ich möchte diesen Zeitpunkt jetzt für meine Verhaltensänderung nutzen.
Ich hoffe, mein Beitrag wird hier zur Kenntnis genommen, und ich freue mich auf jede Reaktion und jeden Austausch. Ich trage diese Glücksspiellust schon ewig in mir, habe sie in den letzten Monaten regelmäßig "ausgelebt", und mir wird klar, das ich Gefahr laufe, mir damit weiter zu schaden. Das ist in mir, es wird schwer, aber: Von nun an, Mitte Mai 2013, kurz vor meinem 35sten IST SCHLUSS DAMIT ! In diesem Sinne, Maikind.   

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Offline Olli

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Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #1 am: 16 Mai 2013, 14:08:39 »
Herzlich willkommen!

Ich heisse Olaf, habe über 20 Jahre gespielt und lebe nun einige Jährchen bereits abstinent.

Einfach "nur nicht spielen" wird oftmals als "spielen mit sich selbst" betrachtet.
Über Jahre habe ich immer alles mit mir selbst ausgemacht.
Wenn ich also mein lange antrainiertes destruktives Verhalten ändern möchte, dann benötige ich Hilfe von aussen.
Ich benötige jemanden, der mich darauf aufmerksam macht - hey, da ist etwas, wa Du noch einmal überdenken darfst.
In meiner GA-SHG funktioniert dies über Selbstreflektion, da jeder nur von sich selbst spricht.

Lange Rede, kurzer Sinn: Suche Dir in Deiner Nähe eine Selbsthilfegruppe.
Sie wird dir massiv helfen, Deinen Wunsch nach Spielfreiheit zu stärken.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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freitagessen

Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #2 am: 17 Mai 2013, 07:24:42 »
Hallo Meikind

Von mir auch ein Herzliches willkommen hier im Forum.

und,

Hast Du dir denn schon überlegt wie Du jetzt vorgehen möchtest, um Spielfrei zu werden und natürlich auch zu bleiben ??

Rainer


Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #3 am: 17 Mai 2013, 17:06:00 »
Hallo Olaf, hallo Rainer,

Vielen Dank für die Reaktionen. Ich versuche es zunächst ohne SHG, auch wenn ich vermute, dass Ihr diese für notwendig haltet. Sollte mein Vorhaben scheitern, werde ich eine aufsuchen.
@ Olaf: Hochachtung davor, dass Du nach 20jähriger Spielsucht bereits mehrere Jahre abstinent bist !

2. Tag spielfrei  :D

Grüße, Maikind. 


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Offline Olli

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Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #4 am: 17 Mai 2013, 17:46:31 »
Hi Maikind!

Zitat
Ich versuche es zunächst ohne SHG

Bevor ich versuche, Dich zu überzeugen, frage ich mal geradeheraus:

Wieso?

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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freitagessen

Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #5 am: 17 Mai 2013, 21:46:16 »
Moin Maikind

auch wenn ich vermute, dass Ihr diese für notwendig haltet

Ob das nun Notwendig ist, oder auch nicht, wirst Du selber entscheiden müssen. (SHG)

Ich weis nicht mehr genau, aber am Anfang wo ich aufhörte zu Spielen, bin ich auch nicht zu einer SHG, oder sonstiges gegangen, sondern habe "nur" diese Forum genutzt.

Irgendwann wollte ich mich dann auch mal Auge in Auge mit "Gleichgesinnten" unterhalten.
Weswegen ? nun...damit ich von den Erfahrungen anderer erfahre, und weil ich nichts auslassen wollte, um wieder Herr über meine Sinne zu werden.
(ich glaube das war nach 6 Wochen oder so wo ich zu einer SHG ging)

Bei dieser Sucht ist es nunmal so, das nur DU entscheidest wie Du gehst, wann Du gehst, und ganz wichtig, wohin Du gehst !!!!!

aber wenn Du dann merkst das der Drang doch noch zu groß ist, dann lass Hilfe zu!
(schadet ja nicht)

LG

Rainer
 

 



Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #6 am: 21 Mai 2013, 20:57:15 »
Hallo, ich bin auch neu hier und ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich fühlst.
Ich denke es ist auch wichtig, dass du dir ein richtiges Hobby suchst. Was hast du in den letzten Jahren in deiner Freizeit gemacht außer zu zocken? Diese Frage musste ich mir auch stellen und die Antwort ist sehr ernüchternd.
In den meisten Fällen habe ich meine Freizeit fürs Zocken geopfert...

Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #7 am: 23 Mai 2013, 18:33:50 »
Hi Ercan, herzlich willkommen und danke für Deine Antwort. Tach auch an die anderen freundlichen Unterstützer! So, am 15. Mai hatte ich meinen ersten Eintrag hier gemacht, frustriert nach dem Zocken, 50 € verloren. Heute haben wir den 23. und somit habe ich 8 Tage nicht gespielt.  :) Finde ich gut, aber, wie ich erwartet hatte und auch immer wieder erlebt hatte, ist der Ärger, das Reuegefühl, das "miese Gefühl" nach der Woche weg und ich habe mich heute bereits dabei ertappt, dass ich an die Halle gedacht habe und ehrlich gesagt Lust verspürt habe, "ein wenig" zu spielen. Ich bagatellisiere das dann schnell. Nach dem Motto "10, 20 Euro ist doch OK, darf man ... sorry ... darf ich mir doch mal wieder gönnnen usw." Also diese Grenze, die ich mir gesetzt habe, ist wie aufgelockert. Dabei weiß ich, dass wenn ich jetzt hingehen würde, es leicht passieren kann, dass es nicht bei 10 oder 20 Euro bleibt, sondern, wenn diese verspielt sind, ich wie im Sog und "irgendwie unfrei" weiterspielen würde, da ich mich damit nicht abfinden könnte, 20 Euro verspielt zu haben, womöglich ohne Serie und Glücksgefühl ... na ja, ihr kennt das bestimmt ... und am Ende wären womöglich wieder 50 weg. Fakt ist, ich war heute nicht dort und gehe heute auch nicht dahin und bin somit wie gesagt 8 Tage spielfrei. Ich weiss und spüre, dass es jetzt aber aus den beschriebenen Gründen schwieriger wird, standzuhalten. Nächste Woche habe ich Urlaub, was die Sache auch nicht leichter macht .... Danke für's lesen und beste Grüße !! Simon.     

@Olli: Warum ohne SHG versuchen? Scheu vor einer fremden Gruppe, einer neuen Situation. Fühle mich schnell unsicher und unwohl, wenn ich auf neue Menschen treffe. Habe ich schon ewig und drei Tage Probleme mit. Könnte auch einer der Gründe fürs zurückgezogene Spielen sein.   :(

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Offline andreasg

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Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #8 am: 23 Mai 2013, 19:11:43 »
[Finde ich gut, aber, wie ich erwartet hatte und auch immer wieder erlebt hatte, ist der Ärger, das Reuegefühl, das "miese Gefühl" nach der Woche weg und ich habe mich heute bereits dabei ertappt, dass ich an die Halle gedacht habe und ehrlich gesagt Lust verspürt habe, "ein wenig" zu spielen.]

Liebes Maikind in soner Selbsthilfegruppe sitzen viele, die genau dieses Gefühl kennen. Nach meiner Erfahrung ist der einzige - der beste Weg, der direkte Austausch mit Spielsüchtigen im geschlossenen Raum. Die Wahrheit sagt man sich nicht selber, - die wird einem gesagt.
Schöne 24 Stunden
Andreas

nun will ich aber gleich los, in mein Meeting....
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Olli

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Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #9 am: 23 Mai 2013, 19:49:24 »
Hi Maikind!

Als ich das erste Mal in der Gruppe saß (und spielfrei werden wollte), da hatte ich eine gähnende Leere in meinem Kopf.
Ich war super nervös - schwitzte daraufhin wie ein ...
Ich fühlte mich unwohl - alles war neu - aber zumindest vertraut, da ich die Gruppe ca. 6 zuvor bereits als Alibi aufgesucht hatte.
Es ist eine GA-Gruppe.

Wir treffen uns immer eine viertelstunde vor beginn und führen lockere ganz normale Gespräche.

Nach der Begrüßung durch einen der Mitglieder, stellt sich jeder kurz vor.
Wer mag, der kann auch schon kurz sein gewünschtes Gesprächsthema anschneiden.
Meine Begrüßung lautete kurz und bündig:
Ich heiße Olaf und bin süchtiger Automatenspieler, Danke.
Jedes "Danke" zeigt an, dass man fertig ist.

Danach wird aus der Präambel vorgelesen - sowie auch die 12 Schritte.

Im nächsten Abschnitt wird aus "Einen Tag zur Zeit" vorgelesen.
Es kann ein Anreiz für gesprächsthemen sein.

Wenn nun im Anschluss jemand reden möchte, meldet er sich und es wird reihum das Wort erteilt.
Jeder redet dabei nur von sich - und jeder nimmt sich nur das, was er in diesem Zeitpunkt für sich nutzen kann.
Stellungnahmen zu anderen Personen oder deren Meinungen etc. ist verpönt.
Es wird nicht kritisiert oder anderweitig gewertet.

Trotzdem kann sich ein goldener Faden spinnen, der verdammt klebrig ist #grins# und mich bis nach hause und/oder zum nächsten Meeting begleitet.

Ganz zum Schluss gibt es die Abschlussrunde.
Auch hier kann jeder noch einmal in Kürze für sich ein Resume ziehen - oder die Klappe halten ;-)

Dann ist das Meeting beendet und jeder geht seiner Wege - es sei denn es findet sich eine Gruppe, die sich im benachbarten Cafe noch zusammensetzt.

Diese Gruppe besteht aus Spielern. Manche sind schon lange trocken - anderen besuchen die Gruppe schon seit Jahren und schaffen es nicht spielfrei zu werden.
Ja und da sind auch immer wieder Neue, die sich die Türklinke in die Hand geben.

Alle Gruppenmitglieder teilen ihren Wunsch nach einem zufriedenen Leben mit der Sucht.
Alle teilen hierfür ihre Erfahrungen - Gedanken und Emotionen.
Dafür ist die Eigenverantwortung von Nöten, den Anderen Gruppenmitgliedern zu vertrauen.

Jedes gesprochene Wort verlässt daher nicht den Raum.

In die Gruppe zu gehen bringt Dir aber nichts - wie ich es einst gemacht habe, wenn Du die Zeit nur absitzt.

Ich sage immer - die wertvollste Zeit im Meeting sind die Pausen - wenn niemand etwas zu sagen hat.
Dann kreisen die Gedanken.
Dann werden zeitnah Assoziationen hervorgezaubert - die Erfahrungen der Anderen mit den Eigenen verglichen.
Die externen beschrittenen Wege werden analysiert - um dann von mir angenommen, verworfen - oder auf Wiedervorlage gesetzt zu werden.

Die wertvollste Person für meine Genesung bin schlichtweg ich.
Ich muss bereit sein durch Zuhören, Selbstreflektion und "Bewegung" meinen Genesungsweg zu beschreiten.

Kurzum: Du wirst nicht gebissen! Also - Adresse raussuchen - ggf. anrufen - hingehen.

Nicht für die Gruppe - nicht für uns hier - einfach nur für Dich.
Gönne Dir die Seelenmassage!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #10 am: 24 Mai 2013, 16:03:08 »
Dank Dir für die ausführliche Antwort, Olli !! Danke auch für Deinen Beitrag andreasg !
Das hilft mir dabei, meine freie Woche nicht mit Automatenspiel einzuleiten. 

Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #11 am: 30 Mai 2013, 17:30:05 »
Heute 30. Mai Rückfall, zunächst mit 20,- in die Halle gegangen, anschließend 15,- nachgeholt und verspielt. Gründe: Hatte mich leer gefühlt, Freundin unterwegs gewesen, wollte etwas Spaß haben und gewinnen ...  :-[
Ist jetzt passiert und ich muss dazu stehen. Dennoch: Mein Vorhaben bleibt, mich nicht weiter gehen zu lassen und weiter daran zu arbeiten. Die Kontrolle zu behalten bzw. wieder zurückzubekommen.

Was meint Ihr? Geht es nur über die absolute Abstinenz ? Oder ist ein kontrolliertes sporadisches Spiel möglich ?

Danke für's lesen und kommentieren.

LG, Maikind.

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Offline Olli

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Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #12 am: 31 Mai 2013, 07:14:23 »
Hi Maikind!

Dass Du gespielt hast, ist für Dich doch anscheinend schon ein wenig deprimierend - oder?
Da möchtest Du spielfrei werden - Dein Leben ändern - Dich ändern und bei der erstbesten Gelegenheit gehst Du in die Halle.
Nun erinnere Dich an diesen Spielhallenbesuch. Du bist mit einem Vorsatz hinein gegangen - und hast doch Dein Limit nicht einhalten können.
Was hast Du gedacht, als das erste geld alle war?
Das war der Kontrollverlust!

Nein - für mich gibt es das nicht mehr als Spielsüchtigen - das kontrollierte spiel.
Ich habe den Kontrollverlust über Jahre trainiert - und ich bin überzeugt davon, dass ich die Kontrolle nicht wiedererlange.

Was denkst Du würde ein Heroinsüchtiger sagen, der sich nur einmal im Monat eine Spritze setzen wollte?

Deine Frage zeigt aber auch weit mehr.
Sie ist vollkommen legitim und wird immer wieder gestellt.
Sie zeigt, wie sehr das Spielen Bestandteil Deines Lebens geworden ist.
Du hast sicherlich das Gefühl, etwas zu verlieren, wenn Du es einstellst - oder?

Deine SHG wird Dir helfen, Dich "klarer" betrachten zu können.
Du wolltest in diesem Moment die Leere füllen (negatives Gefühl) - indem Du Spaß verspürst (positives Gefühl).
Als du es ggeschrieben hast, hast Du einen traurigen smilie hinten angehangen.
Im Nachhinein macht es also keinen wirklichen Spaß.
Betrachte also den kurzen Moment und vergleiche ihn mit der langen Zeit danach.

Wiegen die "Vorteile" wirklich die Nachteile auf?

Hättest Du die Leere nicht füllen können durch einen Gang in die Natur?
Erst kürzlich habe ich eine kleine Meise entdeckt - keine 3 m von mir entfernt.
Dieses kleine Wesen wuselte die ganze Zeit eine treppenförmige Mauer auf und ab - und putzte sich dabei.
Ich beobachtete sie bestimmt 10 min lang - habe extra angehalten dafür.
Der kleine Kopf verschwand immer wieder zwischen dem Gefieder. Danach wurde sofort wieder in die Runde geschaut um nach Feinden Ausschau zu halten - mich nahm sie gar nicht wahr.
Dann schüttelte sie sich wie ein nasser Pudel - es sah sowas von drollig aus.

Wir brauchen das Spielen nicht Maikind - wir gauklen uns das nur vor.
Es ist der vermeindlich einfachste Weg - aber es gibt andere - und wir können sie beschreiten.

Gehe in die SHG - sie wird Dir gut tun.

Wenn Du lieber unter vier Augen sprechen möchtest, dann schnappe Dir dort jemanden und ihr werdet Euch von der Gruppe absetzen, und besprechen, was auch immer ihr besprechen wollt.
Bei mir in der Gruppe ist das möglich - aber eher die Ausnahme.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline andreasg

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Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #13 am: 31 Mai 2013, 10:01:05 »
Bei mir klackern die Regentropfen am Fenstersims, die frische Luft zieht ein und das zu einer Klaviersonate von Johannes Brahms -

Hallo Maikind,
wir haben gespielt, weil es die Ausdrucksform unseres Lebens war, weiter Leben zu können, zum Überleben. In diesem tiefen Tunnel unserer Sucht. Manchmal kam ein helles Licht in die Tunnelöffnung, dann sahen wir uns in unserem Schamgefühl und krochen wieder in unser Tunnelsystem. - So, die Esstherapeutin bei meinem Klinikaufenthalt vor 10 Jahren.
Die Spielsucht lässt sich zum Stillstand bringen. Spielabstinenz bedeutet für mich : das Meiden jeder Art von Glücksspiel. Schon ein Jahrmarktlos kann mich wieder in die Spielstätte - und in meinen tiefsten Tunnel führen.
Das ist anders als beim Essen. Wir brauchen gute vitale nährstoffreiche Kost zu gegebenen Mahlzeiten.
Wer aber braucht noch das Glücksspiel?
Heute habe ich nicht gespielt und freue mich auf meinen Spaziergang mit Regenschutz und werde zum Fahrradladen gehen und mein Hinterrad neu bespeicht abholen. Bewegung hilt dem Geist auf die Sprünge,  8)
« Letzte Änderung: 31 Mai 2013, 10:03:00 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Neuvorstellung Maikind
« Antwort #14 am: 31 Mai 2013, 11:47:55 »
Hallo Olli, hallo Andreas,

Vielen lieben Dank für Eure Antworten, nun mein zweiter Anlauf zu schreiben, nachdem ich heute in der Frühe kurz vor dem Absenden meines Beitrags von der website ausgeloggt wurde (hatte wohl nur eine Stunde eingestellt, brauchte aber etwas mehr Zeit). OK, freue mich wirklich sehr über Eure Reaktionen. Sie helfen mir.

Zitat
Dass Du gespielt hast, ist für Dich doch anscheinend schon ein wenig deprimierend - oder?


Ja klar, Olli. Auch wenn es mir jetzt schon etwas besser geht.

Zitat
Nun erinnere Dich an diesen Spielhallenbesuch. Du bist mit einem Vorsatz hinein gegangen - und hast doch Dein Limit nicht einhalten können.
Was hast Du gedacht, als das erste geld alle war?
Das war der Kontrollverlust!


Du hast absolut Recht, Olli.
Ich habe mich gestern vor dem Rückfall leer und hoffnungslos gefühlt. Meine Freundin war unterwegs, so dass ich mich vor niemandem rechtfertigen musste. Ich nutzte die Gelegenheit und nahm mir bewusst einen 20€-Schein aus meinem Portemoinne. Das sollte mein festgesetztes Limit sein. Alles andere bis auf meinen Wohnungsschlüssel ließ ich hier und marschierte zur Halle (ca. 8 Min Fußweg). Bewusst nicht mit dem Auto, um weniger schnell mobil zu sein. Einem Teil in mir war klar, dass es nicht vernünftig ist, nach meinem Abstinenzvorsatz spielen zu gehen, mit dem anderen Teil in mir wollte ich mir jedoch etwas gönnen, einer Lust nachgehen, ein Glücksgefühl erzeugen, Spannung haben. Der Kompromiss war schließlich kontrolliertes Vergnügen mit Limit und gelassen bleiben, wenn es ungünstig läuft und das Geld verspielt ist. So, das war also der PLAN.
Auch wenn ich mit geringem Einsatz spielte, waren die 20 Euro, schneller als es mir gefiel, verspielt und nachdem ich anfangs tatsächlich noch gelassen und ohne großen Druck zockte, veränderte sich mein Erleben, als der Geldspeicher in Richtung Zero ging. Ich konnte den Verlauf nicht akzeptieren, war unbefriedigt, und ohne andere Alternativen zu sehen, marschierte ich schnellen Schrittes aus der Halle, um etwas Nachschub zu holen. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. 20 € einfach so ohne großes Glücksgefühl verspielt zu haben. Auf dem Weg zur Wohnung kam zwar kurzweilig der Gedanke an mein Limit auf, was die Konsequenz hätte, nun etwas anderes zu tun als Geld zu holen und weiterzuspielen, aber ... keine Chance ... wie fremdgesteuert ... der Drang, weiterzumachen, das verlorene Geld zurückzugewinnen, nicht so frustriert "aufzugeben" ... war übermächtig. Nach dem Motto: Denken, reflektieren, sich ärgern, Reue zeigen, Schluss machen mit dem Spielen kann ich danach noch, jetzt nicht, JETZT MUSS ICH WEITERSPIELEN. So holte ich etwas Nachschub, schnurstracks zurück in die Halle und ohne Glücksgefühl recht schnell verpulvert.
OK, nach Hause, mieses Gefühl, Reue, Forumeintrag, neuer Vorsatz ...

Die Idee, mit Limit kontrolliert zu spielen, fühlte sich im Vorhinein so einfach und unproblematisch an, in der beschriebenen Situation nachher war es sooo anders !

Zitat
Du hast sicherlich das Gefühl, etwas zu verlieren, wenn Du es einstellst - oder?


Ja, das ist so. Zur Zeit jedenfalls noch.

Zitat
Erst kürzlich habe ich eine kleine Meise entdeckt - keine 3 m von mir entfernt.
Dieses kleine Wesen wuselte die ganze Zeit eine treppenförmige Mauer auf und ab - und putzte sich dabei.
Ich beobachtete sie bestimmt 10 min lang - habe extra angehalten dafür.
Der kleine Kopf verschwand immer wieder zwischen dem Gefieder. Danach wurde sofort wieder in die Runde geschaut um nach Feinden Ausschau zu halten - mich nahm sie gar nicht wahr.
Dann schüttelte sie sich wie ein nasser Pudel - es sah sowas von drollig aus.

Ob Du es mir glaubst oder nicht, heute früh, als ich Deinen Beitrag gelesen habe, schaute ich aus dem Fenster (mein Schreibtisch steht direkt davor) auf unsere Balkonterasse. 2 Meter entfernt von mir steht ein Vogelhäuschen, und zwei kleine Vögelchen waren damit beschäftigt, Körner zu picken. Schön, wie sehr Du solche Situationen wahrnehmen und genießen kannst. Darin bin ich im Moment nicht so gut.

Olli, was ist eine GA-Gruppe ?


Danke Andreas für das Bild mit dem Tunnel und den Ansporn zur Bewegung.


Bis dahin, schönen Tag Euch, Maikind (alias Simon). 
 

 

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