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Ich bin süchtig und möchte aufhören.

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Ich bin süchtig und möchte aufhören.
« am: 05 März 2015, 21:17:22 »
Hallo zusammen,

Ich bin knapp 22 Jahre alt und spiele seit meinem 19. Lebensjahr Mit 18 habe ich die Schule beendet, leider bis dato noch keine Ausbildung gefunden. Soll heißen, dass ich mich seit knapp 3 Jahren mit mehr oder weniger schönen Jobs über Wasser halte und die Erfolgserlebnisse inzwischen eher die Seltenheit sind. Ich wohne dazu auch alleine, habe allerdings oft meine Freundin bei mir.

Ich konnte mein Spielverhalten inzwischen einschränken auf 3-4 mal im Monat. Ich denke auch nicht oft ans spielen, hauptsächlich aber dann, wenn meine Freundin nicht da ist und ich alleine bin. Ich habe keine Schulden und die Beträge belaufen sich auf etwa 150 € im Monat. Geld was ich trotzdessen sehr gut anderweitig gebrauchen kann. Viel schlimmer als das verlorene Geld ist allerdings das schlechte Gewissen wenn man verloren hat.

Inzwischen geht es voran in meinem Leben, die Chancen, dass ich dieses Jahr eine gute Ausbildungsstelle bekomme bzw. ein duales Studium bei der Polizei stehen gut. Ich arbeite ständig an mir, weil ich den Wunsch habe, endlich ein geregeltes, beständiges Leben führen zu können. Das Rauchen habe ich bis auf wenige Ausnahmen aufgegeben, trinken tue ich auch nicht. Ich bin der Auffassung, dass ich schon eine Affinität zum Spielen habe, jedoch bin ich auch der Auffassung, dass ich auch die letzten Schritte- nämlich zum garnicht spielen oder gelegentlich spielen schaffen kann. Dadurch, dass ich nicht mehr oft spiele haben sich auch die Einsätze und der Bezug zum Geld verändert. Früher 400€ verloren und sauer gewesen, heute 50€ und sauer. Auch dieses "hochdrücken" usw. mache ich nicht mehr wirklich.

Ich bin schon sehr froh, dass ich etwas Abstand gewinnen konnte, möchte es aber in Zukunft auf ein Minimum reduzieren. Ich denke, dass es okay ist, wenn man im Monat mal für 50 € spielt. Ich würde aber am liebsten garnicht mehr spielen. Die Frage die ich mir stelle, ist es wirklich der Spaß am Spiel, der Wunsch etwas zu gewinnen oder versuche ich Dinge wie z.B. Einsamkeit oder Erfolglosigkeit kompensieren?

Ich glaube dass ich noch gute Chancen habe es komplett bzw. bedingt aufzugeben. Sofern es einem Spielfreudigen Menschen möglich ist, es nur bedingt aufzugeben? Mir ist es wichtig, dass ich es jetzt aus mir heraus bekomme. Ich habe auch ein Problem damit, die Geldmenge die ich mir vornehme einzuhalten. Gerade in Hinblick auf eine zukünftige Familie und Haus etc. macht mir das Sorgen. Das Problem ist aber auch, dass ich mir deutlich mehr sorgen über Gott und die Welt als altersgleiche. Ich würde sagen, meine "Sucht" ist auf einer Skala von 1 bis 10 von 6 auf 3-4 gefallen.

Habt ihr Tipps, wie ich diese 3-4 auf eine 1-2 oder sogar eine 0 reduzieren kann? Ich weiß nicht ob ich wirklich eine Selbsthilfegruppe brauche oder mal einen guten Psychologen der mit mir so den Kummer der letzten 5 Jahre aufarbeitet. Fakt ist, ich habe den Wunsch ein Bilderbuchleben zu führen, mit Erfolg im Beruf, Liquidität, Familie Haus usw. Dieser Wunsch ist vielleicht gerade heutzutage schwer umzusetzen, jedoch auch ein Grund warum jeder verspielte Euro sehr an mir nagt und mir meine eigene Schwäche reflektiert. Ich hoffe, ihr könnt mir einige Tipps mit auf den  Weg geben, vielleicht war der Eine oder Andere mal in einer ähnlichen Situation und kannn mir sein "Erfolgsrezept" verraten.

Vielen Lieben Dank!  :)

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Offline Olli

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Re: Ich bin süchtig und möchte aufhören.
« Antwort #1 am: 05 März 2015, 22:04:12 »
Hi, guten Abend und herzlich willkommen!

Ich bin Olaf und abstinenter pathologischer Spieler.
Auf Grund meiner eigenen Geschichte habe ich natürlich meine eigene Sichtweise, was gelegentliches Spielen betrifft.

Zudem versuche ich immer auch zwischen den Zeilen zu lesen.
Hier kann sich Hinz und Kunz anmelden und den Münchhausen ganz bewusst geben.
Dann gibt es aber auch Personen, die gar nicht wissen, dass sie sich einige Dinge vielleicht schön reden.
Diese Schublade (die Denkweise sei mir bitte verziehen  ;D ) habe ich für Dich geöffnet.

Das beste Beispiel, welches Du hier lieferst, sind die durchschnittlichen 150 € im Monat Verlust und die 400 €, die sicherlich nicht nur ein einziges Mal verloren wurden, über die Du Dich ärgerst.

Da existieren also Widersprüche.
In wie vielen weiteren genannten Punkten steckt da noch der Wurm des unbewussten Selbstbetruges?

Wie sieht es da mit der Gewichtung des Spielens aus zwischen früher und heute?
Wir Menschen - auch in der Sucht - sind anpassungsfähig.
Hast Du Dich da vielleicht nur arrangiert und bist damit auch zufrieden?
Wie groß ist aber die Gefahr, dass sich diese Gewichtung künftig wieder ins Schlechtere verändert und irgendwann gallopierend inflationiert?

Irgendwie scheint Dir das alles intuitiv bewusst zu sein, denn Du prädestinierst in Deiner Ambivalenz trotzdem die Abstinenz - und das ist auch richtig gut so.

Frage ... wieso hast Du ein schlechtes Gewissen, wenn Du verloren hast?
Steckt da nicht noch ein Rattenschwanz an Mehr daran?
Wie sieht das aus mit dem verlorenen Geld, welches su "anderweitig hättest gebrauchen können"?

Thema SHG - doch - ich möchte Dich bitten Dir eine zu suchen.
Aus Deinem Beitrag schließe ich zumindest ein problematisches Spielverhalten.
Daher kann nur ein Weg beschritten werden - die absolute Abstinenz!
Die SHG ist nicht nur dazu da dieses Ziel zu erreichen.
Sie fördert die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich.

Zitat
Das Problem ist aber auch, dass ich mir deutlich mehr sorgen über Gott und die Welt mache als altersgleiche.

Nach diesen Worten wärest Du also geradezu prädesteniert für die SHG.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ich bin süchtig und möchte aufhören.
« Antwort #2 am: 05 März 2015, 23:10:18 »
"Frage ... wieso hast Du ein schlechtes Gewissen, wenn Du verloren hast?
Steckt da nicht noch ein Rattenschwanz an Mehr daran?
Wie sieht das aus mit dem verlorenen Geld, welches su "anderweitig hättest gebrauchen können"?"

Mein schlechtes Gewissen kommt a) Daher, dass ich "schwach geworden bin". Hierbei ist egal, ob ich 1 € verliere oder 100€. und b) Ich verspiele kein Geld von dem ich einkaufen muss, tanken muss o.ä. Aber ich denke, dass jeder Cent, den ich in irgendwas investiere besser angelegt ist, als im Spielautomaten..

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Offline Olli

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Re: Ich bin süchtig und möchte aufhören.
« Antwort #3 am: 06 März 2015, 06:39:36 »
Guten Morgen!

Zitat
Mein schlechtes Gewissen kommt a) Daher, dass ich "schwach geworden bin".

Gut - also setzt Du Dir innerich sehr wohl das Ziel NICHT zu spielen.
Wenn Du es denn doch tust, nagt es an Deinem Selbstwert.

Dieses Verhalten kann sich steigern - dergestalt, dass das "Aufgeben" bereits auch zum "Spiel" wird.
Wir Spieler spielen nicht nur am Automaten. Wir spielen auch in der alltäglichen Kommunikation und in unserer Denkweise.
Da Dir dies nicht gefällt, kann es Dich aber auch zur Abstinenz motivieren.

Zitat
und b) Ich verspiele kein Geld von dem ich einkaufen muss, tanken muss o.ä.

Sehr gut - Du gehst also "noch nicht" an die Sicherung der Grundbedürfnisse.
Diese innere Grenze ist also noch vorhanden.

Zitat
Aber ich denke, dass jeder Cent, den ich in irgendwas investiere besser angelegt ist, als im Spielautomaten..

Bei den genannten Beträgen und dem sicherlich mickrigen Gehalt schließe ich daraus, dass Du sehr wohl kommerzielle Wünsche hast, diese aber bereits zurückstellst für das Spielen ?
Wie sieht es mit Deiner Freundin aus?
Unternehmt Ihr zwei viel miteinander?
Oder geh das auch schon nicht mehr so wirklich, weil das Geld dann "knapp" ist?

Du weisst da am Besten, wie Deine Situaion diesbezüglich ist.
Mache Dir die Sachen "bewusst".
Hast Du schon ein Haushaltsbuch? - schadet ja nie.


Gute 24 h
Olaf


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