Glücksspielsucht > Tagebuch
Tagebuch Willy
willi77:
--- Zitat von: Strelitzie am 31 Juli 2018, 16:40:22 ---Ich muss jetzt Mal doof frag nach, wie hältst du die Spielerei vor deiner Familie geheim?
--- Ende Zitat ---
Sie kennen nicht meine Finanzen und ich bringe keine Stunden damit zu. Schnell Geld zu verzocken kriegt man ja leider auch innerhalb kurzer Zeit hin und gerade Online-Casinos helfen dabei es unter dem Radar zu halten. Bisher habe ich mich finanziell auch nur selten bis ans Maximum "getraut" und so schafft man es dann noch bis zum nächsten Gehalt oder redet sich irgendwie raus.
Man lernt als Spieler es einfach geheim zu halten und gibt nach Außen etwas anderes, als es sich hinter den Kulissen abspielt.
willi77:
Erwische mich gerade dabei wie ich durchs Forum klicke und mir denke: "So schlimm bist du ja noch gar nicht dran". Unglaublich wie vernebelt mein Geist ist - gehe jetzt laufen, den Kopf frei kriegen.
Wirklich: Vielen Dank an alle die hier schreiben.
Hatte vorhin kurz Panik, dass ich gebannt sein könnte (Wurde mir beim Versuch mich mit dem Handy einzuloggen angezeigt) - dem ist Gott sei Dank nicht so.
Das hier hilft mir.
Strelitzie:
Warum spielst du? Ich meine die psychischen Hintergründe? Hast du Vermutungen?
willi77:
--- Zitat von: Strelitzie am 31 Juli 2018, 18:46:12 ---Warum spielst du? Ich meine die psychischen Hintergründe? Hast du Vermutungen?
--- Ende Zitat ---
Zu meiner Person und den Beweggründen (Zumindest die, die ich mir bisher selber erschließen konnte): Nach meinem Studium bekam ich zunächst nur einen Halbtagsjob, der extrem schlecht bezahlt war. 1000 Euro Brutto, abzüglich "Spritkosten". Dort schied ich ziemlich schnell aus, weil meine Chefin mir nach einem Monat sagte, dass sie „allein meine bloße Anwesenheit hassen“ würde. Mir war damals nicht bewusst, dass das wohl Mobbing war. Jedenfalls war ich nach drei Monaten wieder draußen, dann allerdings auch schon wieder im nächsten Job. Dieses Mal freiberuflich - 10 Stunden am Tag, 1000 Euro brutto, obendrauf kamen Spritkosten. Zu dieser Zeit fing ich langsam an mehr zu spielen, allerdings steigerte es sich immer mehr mit den Jahren in dem ich im Beruf erfolglos blieb. Kein Geld, plötzlich sollten Studienkredite zurückgezahlt werden. Rückblickend betrachtet habe ich mich wohl selber zu sehr bemitleidet und im gleichen Moment zu viel von mir verlangt. Getreu dem Motto: Wenn sowieso nichts klappt, ist es auch egal, wenn ich beim Spielen alles gegen die Wand fahre. Das war ein wirklich bewusster Gedankengang. Allerdings waren mir die Folgen dessen noch nicht im Ansatz bewusst. Das Spielen nahm also immer mehr zu, während ich beruflich weiter versagte bzw. ausgenutzt wurde und immer dachte alles wird gut, bis am Ende auch diese Hoffnung erstmal dahin war. Dann gab ich mich ein halbes Jahr komplett auf. Ich glaubte einfach nicht mehr an mich und das es irgendwann mal besser wird.
Allerdings stabilisierte sich Anfang 2017 endlich mein beruflicher Werdegang. Das Spielen konnte ich zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr lassen. Unbewusst war es Teil von mir geworden und ganz oft spiele ich einfach aus Langeweile, weil ich sonst nichts mit mir anzufangen weiß. Was eigentlich abstrus ist, da ich viele Projekte nebenbei realisiere, aber sobald die weg sind, falle ich in ein Loch. Außerdem bemerke ich bei mir, dass ich mich mit dem Spielen oft belohnen möchte oder aber auch besänftigen: Der Tag war scheisse, hol dir wenigstens noch etwas Spaß. Aber auch das ist paradox: Ich empfinde nicht mal sonderliche Freude, selbst wenn ich gewinne.
Strelitzie:
Warst du Mal längere Phasen spielfrei?
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