Glücksspielsucht > Tagebuch
mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
nutella:
Hallo Suchtel..
Es hat wieder Spaß gemacht mit Spannung dein erlebtes zu lesen und freue mich noch mehr darüber wie standhaft Du in manchen kleinen Momente geblieben bist..
Das genau ist die Kunst was wir eben nun lernen müssen die Zeit anders auszufüllen oder gar auch selbst die ruhigen Stunden eher als Entspannung zu nutzen..
Klasse gemacht..!
Suchtel:
Die letzten 2 Wochen ist nicht so viel passiert. Richtig starker Suchtdruck ist nur selten und wenn nur kurz aufgekommen und ich habe seit dem 29.10 weiterhin kein Echtgeld gesetzt.
Ich bin auch gut aus der Urlaubswoche zurück in die Arbeit gekommen. Ich hatte auch einen Termin für ein Treffen mit meiner Abteilung und dem Chef sowie der Personalassistenz angesetzt. Dadurch hatte ich mich gewissermaßen selbst verpflichtet, mein Vorhaben mich den engen Kollegen gegenüber zu öffnen, auch wirklich umzusetzen. In ~10,15 Minuten habe ich den anstehenden längeren Ausfall wegen pathologischer Spielsucht (kombiniert mit allgemein schlechtem Lebensgefühl in Richtung Depression) etwas erklärt und wie es dazugekommen ist. Trotz Überraschung/Schock waren alle ziemlich verständnisvoll und sprachen mir großen Respekt für diese Offenheit aus und wünschen sich mich anschließend wieder glücklicher und in besserer Verfassung zurück. Ich sagte ehrlich, dass es aktuell der Plan ist, aber sich in der langen Zeit auch einiges an mir und meinen Lebensplänen ändern könnte. Eigentlich hatte ich das ganze Meeting mehr oder weniger so wie es kam auch erwartet und es lief insgesamt gut; schlecht habe ich mich nur gefühlt, weil die wenigen, die schon vorher von dem Ausfall (allerdings eben ohne genauen Grund) wussten, sich scheinbar sehr große Sorgen gemacht haben und "ernstere", körperliche Probleme befürchtet hatten, Krebs o.Ä.. Der Chef hat seine direkte Antwort auf meinen "Vortrag" abbrechen müssen, weil er mit den Tränen zu kämpfen hatte, aber ich glaube eher vor Erleichterung, weil er mit dem Schlimmsten gerechnet hatte..
Sonst ist das Leben aber gefühlt etwas vor sich hin geplätschert. Jetzt muss sich allerdings zwangsläufig dann einiges ändern, denn zum 30.11 muss ich aus der Wohnung. Obwohl es bei der kleinen Wohnung und den wenigen Sachen eigentlich gar nicht viel Arbeit ist, habe ich mich noch nicht richtig zu wirklichen Vorbereitungen aufraffen können..
Einen weiteren spontanen Platz für ab dem 20.11 in der Klinik habe ich wieder abgelehnt, weil es mit der Wohnung und der Arbeit so Hals über Kopf schwierig ist.. Jeden Platz ab dem 1.12 habe ich versprochen anzunehmen, leider gibt es ab da noch keinen konkreten und mit Pech muss ich dann bis nächstes Jahr waren :(
Deswegen muss ich jetzt auch langsam wirklich klären, bei wem ich in der Übergangszeit unterkomme. Angebote habe ich, alle mit anderen Vor- und Nachteilen..
Meine Sachen kann ich während der Klinik wo unterstellen und ich habe schon Freunde für Hilfe an möglichen Terminen für den Auszug angefragt, das sollte kein Problem werden.
Insgesamt geht es mir ganz gut und die richtigen Maßnahmen scheinen eingeleitet. Nur lasse ich eben alles etwas auf mich zu kommen und werde vermutlich wie so oft erst dann richtig tätig, wenn die Zeit dann richtig drängt. Dadurch bin ich nach wie vor sehr fremdbestimmt oder aus eigenen unbewussten/ungewollten Gewohnheiten :-\ Proaktiv aus eigenem Antrieb heraus Dinge anzugehen um sie wirklich nach eigenem Wunsch zu gestalten muss ich defintiv noch lernen..
Suchtel:
Leider habe ich meine Art des Rausschiebens nicht ablegen können. Auf heute Nachmittag zum Um- bzw. eher Auszug habe ich einen Sprinter gemietet. Nach der Arbeit kommen am Spätnachmittag 3,4 Freunde vorbei und helfen die Sachen verladen und zum übergangsweise unterstellen in einen Abstellkeller der Familie bringen. Spontan habe ich mir heute doch noch zum Vorbereiten in der Wohnung freigenommen, heute auf Arbeit fehlen ist nicht so tragisch und Überstunden habe ich eh noch genug. Eigentlich hatte ich die letzten Wochen und Tage genug Zeit, aber selbst jetzt ein paar Stunden bevor es losgeht, bin ich nur schwer in die Gänge gekommen und mache jetzt gerade schon eine kleine Pause..
Ansonsten haben mich meine letzten 6,7 Jahre jetzt endlich doch noch dazu geführt obdachlos zu sein. Einen Termin zum Antreten der stationären Therapie habe ich noch nicht. Im November hatte es natürlich spontan was gegeben, was ich aber wegen der Wohnung etc. noch nicht annehmen konnte/wollte. Und jetzt gibt es wahrscheinlich bestimmt 2,3 Monate nichts. Tja Schicksal, im Nachhinein ist man immer schlauer - immerhin kann ich mich dann etwas im Selbstmitleid baden :-X
Entschieden, wo ich übergangsweise schlafe habe ich auch noch nicht, ich will einfach keinem zur Last fallen. Oder wie meine Therapeutin gestern meinte, ich bin womöglich noch zu stolz - in einer solchen Notsituation aber völlig unangebracht. Und selbst Sie, die mich kennt, ist von meiner aktuellen extremen Lethargie trotz der Dringlichkeiten etwas entsetzt.
Ich könnte auch vorerst in dem Keller "leben" und schlafen, aber mindestens für Bad, Dusche etc. muss ich die durchaus angebotene Hilfen von Freunden oder Familie in Anspruch nehmen.
Im Moment fühle ich mich entsprechend schlecht, aber wenn ich das zwangsläufig spätestens morgen geklärt habe und sich meine gewählte Übergangslösung dann etwas eingespielt hat, wird es denke ich besser.
Spielfrei bin ich immer noch, kurzzeitig kamen gerade heute Gedanken wieder zu zocken und einfach zu riskieren. Ich wäre abgelenkt und wenn ich was gewinne, könnte ich gemütlich Hotelzimmer o.Ä. mieten und hätte etwas Ruhe und falls ich es verspiele macht es keinen großen Unterschied.. Bin aber mittlerweile wieder bei Sinnen und werde es schaffen heute oder morgen dann direkt die geplanten nötigen Überweisungen etc. zu machen und den übrigen Rest einfach unberührt drauf zu lassen. Ab Freitag/Samstag werde ich dann wohl eh nicht mehr allein sein und nicht ohne weiteres Internet außer mit dem Handy haben, und dort spiele ich nicht, kann nicht mal einzahlen etc.. Man könnte meine ich plane da schon eine Rückfall, aber meine Handy ist wirklich zu schwach um überhaupt diese Apps ohne ähnliches da zum Laufen zu bringen, vom Browser ganz zu schweigen. Aber zum Telefonieren, Whatsapp und auch Emails reicht es gerade noch.
Naja die nächsten Stunden und Tagen werde ich schon irgendwie überstehen, hoffentlich weiter/wieder die Arbeit antreten können (ob ich es morgen schaffe, muss ich noch gucken..). Und dann bekomme ich hoffentlich bald einen Termin für die Klinik, am besten noch im Dezember..
Mal gucken, wann ich hier wieder schreiben werde/kann..
Im Endeffekt geht es mir selbst in allen worst case Fällen immer noch so viel besser als einem Großteil der Menschheit - kein Krieg wo ich lebe, körperlich bin ich immer noch völlig gesund und so vieles mehr, sodass ich immer noch dankbar bin für dieses Leben, das ich habe, und es wird die nächsten Wochen, Monate und Jahre wahrscheinlich wieder noch besser
taro:
Moin Suchtel,
die Vorweihnachtszeit war für mich als Spieler aus vielerlei Gründen immer sehr schwer. Das Jahr bevor ich mir Hilfe in der SHG suchte war das schlimmste. Ich verbrachte Heiligabend auf der Straße. Eine Erfahrung die ich niemanden wünsche.
Sorge gut für Dich, der Fisch fängt nach drei Tagen an zu stinken heißt es. Du kannst also gerne bei Freunden und Bekannten für jeweils drei Tage unterkommen ohne das Du ein schlechtes Gewissen haben must. Wenn die Zeiten besser sind kannst Du Dich revanchieren.
Ich wünsch Dir schöne 24 h
Taro
Suchtel:
Ein kurzes update zu mir via Handy, entschuldigt Schreibfehler etc..
Mit anfang Dezember War ich nun offiziell ohne festen Wohnsitz, bin meiner Arbeit weiter nachgegangen und habe sonst grossteils bei meinem ältesten Bruder gewohnt und geschlafen.
Über Weihnachten habe ich nochmal den grossteil der familie besucht und bin seit 27.12 nun stationär in der median Klinik wilhelmsheim.
Die Spieler machen hier nur einen sehr kleinen Bruchteil der Patienten aus und erst recht meine altersgruppe und dafür typische hauptsucht Ausprägung Richtung wetten.
Trotzdem habe ich mich gerade für meine Verhältnisse schon recht schnell recht gut eingelebt und fühle mich relativ wohl.
Ich hoffe die nächsten 12 Wochen bringen mich voran, in jedem Fall hab ich hier ein Dach über dem Kopf und essen. Nur die Arbeit fehlt mir..
Liebe grüße
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