Glücksspielsucht > Tagebuch
mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
Suchtel:
Danke für deine Gedanken Markk, einiges passte. Ich war etwas draußen und habe es dann mit mir alleine ausgehalten und mich mit der Serie Narcos abgelenkt.
--- Zitat von: markk am 06 Juli 2019, 18:59:51 ---
Bleibe nicht alleine jetzt, der Kreis darf nicht wieder beginnen! er wurde gebrochen von dir selbst, nimm die 5 euro und hole dir eine Pizza und ein Bier oder etwas dergleichen, aber gehe weg von den Gedanken mit Spielen gewinnen zu können.
--- Ende Zitat ---
Allerdings ist dieser Gedanke mit dem Geld gewinnen aktuell nahezu gar kein Treiber bei mir. Finanziell geht es mir ja momentan gut, habe alles was ich brauche und es nicht auf Luxus zum Protzen abgesehen. Es geht mir um die Beschäftigung, Unterhaltung und Spannung. Aber natürlich ist der Fokus auf meine Wetten oder auch Slots und dadurch die Ablenkung von allem anderen deswegen so stark, weil eben Geld im Spiel ist und "es um was geht".
--- Zitat von: Fred am 06 Juli 2019, 19:35:42 ---
Wir sagen ja immer, nur 24h ... du musst nur 24h nicht spielen. Nur heute nicht. Einen Tag.
Nur die nächsten 5 Minuten
--- Ende Zitat ---
Danke Fred, diese Idee mit dem Reduzieren auf die nächsten 24h oder sogar nur 5 Minuten kenne ich und das ist sicher in so kurzen Situationen mit extremen Druck eine gute Technik und hilft mir auch.
Nur bröckelt meine zwischenzeitlich mal stabile Abstinenzentscheidung jetzt schon seit Wochen dauerhaft immer mehr und nicht nur für so einen kurzen Moment..
Ich zitiere meinen Entlassungsbericht: "Die Behandlungs- und Änderungsmotivation von Herrn X. insbesondere bezüglich des Themas "kontrolliertes Spielen" verbesserte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten deutlich." Genau da mache ich leider wieder gewaltige Rückschritte.
Ich habe das Wochenende ohne Rückfall überstanden, aber zufrieden bin ich nicht mit mir, weil ich das ganze Wochenende "verschwendet" habe. Gegrübelt, gesurft etc.., ein bisschen Serien gesuchtet. Es geht mir weniger um die Zeit als darum, dass ich mir unbedingt regelmäßig gute Sachen tun wollte und nicht in diese Lethargie verfallen wollte. Heute war das Wetter nicht mehr so heiß , für mich persönlich ganz angenehm und ich wollte eigentlich auf jeden Fall was außerhalb der Wohnung machen, z.B. schwimmen gehen oder wenigstens ein Spaziergang in der Natur. Aber ich hab mich mal wieder nicht aufraffen können :(
Jetzt kommende Woche habe ich Spätschicht, da kann ich abends nicht ins Vereinstraining und auch keine Freunde treffen. Außer Ausschlafen und gemütlich daheim in den Tag starten wird realistisch nichts passieren, immerhin gehe wirklich gerne zur Arbeit. Eigentlich könnte ich ja trotzdem problemlos wenigstens um 8, halb 9 aufstehen und einmal vormittags eine Runde schwimmen gehen, eigentlich... Nur daheim sein ist natürlich einfacher, bequemer, selbst wenn es mich unglücklich und depressiv macht.. Samstag habe ich frei und da ist das Ehemaligentreffen. Gut, dass ich mir das mit den TIckets schon fest eingeplant habe, und vielleicht finde ich da auch neue Inspiration und wieder Motivation meine Ziele und mein Leben allgemein wieder richtig aktiv in eine Richtung zu treiben, wo ich Lebensglück und Zufriedenheit finden kann.
Denn das habe ich auch gelernt, die Abstinenz selbst ist ja kein Ziel.. Ich will weg von jeglichem Glücksspiel (bleiben) und dafür muss ich gleichzeitig hin zu etwas anderem..
Herr R.:
@fred
das hast du wirklich gut gesagt. Danke
Pocasso:
@Fred..... Scheisse man , echte Anerkennung , die 5 Minuten haben ich mir aufgeschrieben ,danke.
Suchtel:
Alles weg, jetzt kann ich vielleicht wieder klar denken und die Situation etwas nüchterner betrachten, nach 3,4 Wochen wieder im noch altbekannten wahnsinnigen Muster.
Beziehungsweise ich muss mich langsam der Realität stellen, weil keine Wetten mehr laufen und mir kein Geld von alleine zufliegen wird. Das zu akzeptieren ist schwer und ich helfe mir mit ner Flasche Berentzen, vielleicht werde ich ja auch endlich noch zum Alkoholiker. Nebenbei lasse ich auf Youtube ein altes Hosen Konzert laufen, ironischerweise kommt dabei gerade "Steh auf wenn du am Boden bist", haha
Es hatte sich angebahnt.. Spielfrei gewesen von 29.10.2018 bis 25.07.2019 , davon 15 Wochen in stationärer Therapie. Könnte ich jetzt die Zeit zurückdrehen auf den 24.07. könnte man meinen es wäre alles gut, ich habe 4,5k Puffer auf dem Konto und keine Probleme. Familie, Freunde, Arbeit, Wohnungssituation, alles vermeintlich ok. Aber ist es offensichtlich nicht und ich bin nicht glücklich. Dieses Leben ist so langweilig, alles genau vorgeschrieben und geregelt. Vielleicht auch nur in meinem Kopf, aber es fühlt sich so an. Ich bin nicht frei und kann nicht tun was ich will (selbst wenn, wüsste ich nicht mal was ich will). Und diese Unzufriedenheit mit der Situation, gepaart mit gleichzeitig so starker Lethargie und Angst vor Neuem und Veränderungen funktioniert einfach nicht.
Ich hatte mich ganz bewusst entschieden zu spielen, obwohl ich das Risiko kenne, dass es höchstwahrscheinlich genau dahinführt, wo ich jetzt eben bin. "Kontrolliert" - 1.Tag 50, dann 100, dann schon unüberschaubare Hunderte bis Tausende. Zwischenzeitlich alles eingezahlte in Auszahlung gegeben und noch 16k auf dem Wettkonto, trotzdem weitergemacht. Hundert Euro oder sogar 500 bedeuteten schon gar nichts mehr, einfach alles rein. Dann immerhin noch 10K in Auszahlung gegeben, erstes Geld (=Einzahlungen) kam auf dem Bankkonto an und ich war auf 0 und hätte noch in 2,3 Tagen diesen "Bonus" von wahnsinnigen 10k gehabt. Hatte sogar schon überlegt mir endlich ein Auto zuzulegen, vielleicht ein Dacia Sandero, da ginge sogar ein Neuwagen. Aber die Langeweile und das Muster haben mich gepackt, alles auf dem Bankkonto wieder eingezahlt und als das weg war die 10k Auszahlung noch abgebrochen und langsam aber sicher verzockt.
Aber dann war noch nicht Schluss, alle noch einfach online möglichen Lastschriften zurückgeholt incl. Kreditraten etc. und ein neuer Kurzzeitkredit. Alles natürlich verspielt.
Und genau zum 1.9 hatte ich endlich eine eigene Wohnung/Apartment gefunden, wo noch vor der Übergabe im Laufe dieses Monats die erste Miete&Kaution fällig sind. Eigentlich wäre es gar nicht so schlimm, Wohnung ist wirklich sehr günstig und ich hätte jeden Monat trotz Raten etc. noch genug über und könnte schon 2,3 Monaten wieder alles in der alten Reihe nur ohne Puffer haben. Und dieses Scheiß Geld bedeutet mir eh nichts, 2,3 Monate ohne Geldsorgen, ich musste nirgendwo sparen oder über Geld Gedanken machen und trotzdem war ich unglücklich.
Ich werde es wohl wieder noch auf den letzten Drücker rauszögern bis ich mit dem neuen Vermieter einen Termin habe, vielleicht kann ich die Übergabe auch einfach erst in den September reinlegen und dann zumindest ihn mit dem neuen Gehalt bezahlen, aber die Banken, Handytarif, Versicherung etc. werden wieder mahnen etc. und ich werde letztendlich irgendwo um eine Geldleihe bitten müssen und es womöglich auch noch bekommen und dann wenn es glatt läuft eben sogar recht schnell zurückzahlen können.
Aber dann? Geht der ganze Mist von vorne los bis ich es mal wieder nicht ertrage und es wieder eskaliert.
Ich glaube ich will mich unterbewusst vielleicht doch selbst kaputt machen. Und mein Umfeld bis es sich löst. Es gibt noch so viele, die mich unterstützen und helfen wollen. Aber am Ende stabilisiert sich nur wieder phasenweise mein Leben wie es ist und es passiert nichts. Eine neue Stadt, vielleicht ein neues Land, komplett neu ohne Bekanntschaften und Vorurteile, weder ggü mir noch von mir. Und wenn es erstmal ohne Geld und Job ist, dann auf der Straße oder im Wald, was solls, ich kann mich durchschlagen und habe niemanden den ich blamiere oder der sich meiner schämen müsste außer mir selbst. Irgendwo irgendwie auf der Welt kann ich vielleicht glücklich werden aber in diesem Hamsterrad hier nicht.
Ja, vielleicht bin ich undankbar, schließlich bin ich gesund, hab ein Dach über dem Kopf, Arbeit, die mir eigentlich gefällt, aber tut mir leid ich bin einfach nicht glücklich damit.
Diese "zivilisierte" Menschheit langweilt mich einfach zu Tode, kotzt mich an. Da sehne ich mich zu den Zeiten der Jäger und Sammler, ja da gab es wohl erst Recht keine Gerechtigkeit oder dergleichen und der Tod lauert an jeder Ecke und man stirbt womöglich einfach eines Tages aus dem nichts, aber immerhin hat man die Zeit davor noch wirklich selbst gelebt.
Aber am Ende werde ich doch wieder im normalen Schema landen und muss mich die nächsten 1,2 Tage dann genau mit meinem finanziellen Schaden auseinandersetzen und alles genau planen und das Geld organisieren.. Und ich werde ganz normal weiter arbeiten und das Geld zurückzahlen, alles bleibt gleich nur dass ich in einer anderen Wohnung sein werde..
andreasg:
Guten Abend Suchtel,
was mache ich, nachdem ich Deinen Beitrag gelesen habe? Klar, das Vidro von den Hosen angesehen - gehört. und dann noch von Achim Reichel "Fliegende Pferde" da finde ich mich immer wieder,
Ich weiß, das ist jetzt keine Aufmunterung, schon gar kein Trost, aber es gibt dennoch reale Träume.
Ich hoffe, Du findest wieder zur Ruhe.
Gute Nacht
Sndreas
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