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Mein Weg in ein besseres Leben

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Emell:
@Jens:
Also " böse" meine ich hier natürlich überhaupt nichts. Das erstmal vorweg. Meine Frage an dich: was denkst du? Schaffen es die meisten ohne jeglichen Rückfall? Oder ist es eher so dass die Rückfallquote relativ hoch ist? Ich denke letzteres. Und deshalb sprech ich in Bezug darauf von " Realismus". Im Übrigen bin ich nicht jemand, der Von Beginn an gesagt hat: " ich hör jetzt auf, aber so einen Rückfall gönn ich mir schon mal  Schließlich machen das die meisten". Nein , so bin ich da nicht rangegangen. Es gab aber Rückfälle. Alles andere was ich dazu zu sagen habe schrieb ich bereits. Es ist ein Prozess. Trotzdem: Respekt vor denen für die das Wort Rückfall ein Fremdwort ist.
LG
Emell

Intel:
Hallo Emell,

ich bin jetzt zwei Jahre ohne Rückfall durchgekommen. Aus der Erfahrung kann ich aber sagen das ich niemals nie sagen würde. Es gab schon viele sehr harte Situationen.
Ich hab mir ein stabiles Umfeld geschaffen. Meine Leute wissen Bescheid. Wenn ich mir vorstelle ich hätte das nicht und wäre alleine, dann weiß ich nicht ob es vielleicht anders gelaufen wäre.
Ich möchte nicht mehr zurück in das Elend. Das sage ich mir immer wenn sich Gedanken ans spielen einschleichen.
Ob das für immer reicht? Ich weiß es nicht.
Respekt hat jeder verdient, auch die die es nicht ohne Rückfall schaffen und trotzdem dran bleiben.
Gr Intel

taro:
Ich bin als Spieler und als Raucher rückfällig geworden.   Bei meinem letzten Rückfall beim spielen,  war mir klar,  dass das spielen mich immer weg von meinem neuen Leben bringen wird.

Trotz all meiner Rückfälle war beim letzten mal klar, daß es vorbei ist. Es war beim spielen und rauchen vollkommen klar. Es hatte sich gewandelt, von ich will nicht mehr rauchen/spielen zu ich brauche es nicht mehr.

Bei meinen Rückfällen habe ich auch begriffen,  was eigentlich klar ist.  Ich kann nicht entscheiden wann es vorbei ist.
Möglicherweise folgen bei einem Rückfall wieder viele verlorene Jahre.

Taro

TAL:
Mhh...


--- Zitat ---Danach hat es der Spielteufel beim nächsten mal dann schon schwerer sich durchzusetzen. Gegen den letztlich stärkeren Willen, abstinent zu bleiben.
--- Ende Zitat ---

Ich hab das genau andersrum erlebt. Für mich war es nach jedem Rückfall schwerer, wieder 'auf Spur' zu kommen. Es hat mich nur immer wieder in meiner eigenen Sichtweise bestärkt. "Was machst du dir vor? Du schaffst es eh nicht."...und das ist nur die blumig zensierte Variante meiner Selbstwahrnehmung in einem solchen Fall.

Andererseits denke ich heute, daß es eben nur halbherzige Versuche waren, die mich selbst in meiner eigenen kranken Selbstverachtung bestärkt haben. 'Laß es einfach bleiben, du kannst gar nicht aufhören!'
Ich hab nie länger als ein paar Tage durchgehalten. Obendrein half die Tatsache, daß ich bei diesen Versuchen immer pleite war, ungemein, mein 'Vorhaben' umzusetzen. Zumindest, bis ich wieder irgendwoher Geld bekommen hatte.


--- Zitat ---Schaffen es die meisten ohne jeglichen Rückfall? Oder ist es eher so dass die Rückfallquote relativ hoch ist?
--- Ende Zitat ---

Die Quote ist zweifelsohne sehr hoch, darum geht es aber auch nicht. Es geht um die grundsätzliche Einstellung. Für mich muß das etwas sein, was absolut nicht zur Debatte steht.
Mein letzter drolliger Moment ist etwa zwei Monate her, kommt zum Glück nur noch sehr selten vor. Der dritte August um zehn vor sieben. Ich bin der erste morgens auf der Arbeit, sitze vorm Rechner und trage das Datum in eine Tabelle ein, die jeden Tag aktualisiert wird. Nun hatte ich vorher nie über Daten etc. nachgedacht, inzwischen kenne ich es aber, meinen 'Jahrestag'...

Das Gefühl ist heutzutage anders als früher, es ist nicht mehr diese kopflose Reaktion, sondern hat eher etwas Melancholisches, das selektive Gedächtnis schickt eine atemberaubende Ansichtskarte aus dem Ruhestand. Huhu, ich bin's! Ich starrte echt wie gebannt auf meinen Monitor. Ich will nicht ausschließen, daß ich in dem Moment tatsächlich wehmütig gelächelt habe.
Fernweh? Ehrlich? Meine Fresse. War ziemlich schnell beendet, mit einem wahrscheinlich sogar laut ausgesprochenen "Verdammte Scheiße nochmal."
Glücklicherweise war ich allein. Der Anblick hätte vermutlich den ein oder anderen dazu angestiftet, meinen Geisteszustand anzuzweifeln.

War nicht weiter schlimm, war ja noch etwa acht Stunden beschäftigt, aber das nächste Mal bin ich das vielleicht nicht. 'Kannst ja mal wieder, gehört halt dazu.' wäre da nicht hilfreich...


--- Zitat ---Ich möchte nicht mehr zurück in das Elend. Das sage ich mir immer wenn sich Gedanken ans spielen einschleichen.
Ob das für immer reicht? Ich weiß es nicht.
--- Ende Zitat ---

Genau das.
Ich weiß es nicht. Die stetige Präsenz überrascht mich immer wieder aufs Neue.
Es sollte aber absolute Priorität haben, es für mich selbst immer zu 100% auszuschließen.

In dem Punkt teile ich die Meinung von Jens. Wenn ich mir erlaube, zu sagen "Ajo... passiert eben. Gehört halt dazu.", dann ist es wahrscheinlicher, daß ich in einem solchen Fall 'einknicke'.

Intel:
Hallo Tal,

Meine Güte!! Ich hoffe wirklich du machst etwas mit Sprache und verrottest nicht in einem langweiligen Büro vor einem Rechner.

Zitat:
Das Gefühl ist heutzutage anders als früher, es ist nicht mehr diese kopflose Reaktion, sondern hat eher etwas Melancholisches, das selektive Gedächtnis schickt eine atemberaubende Ansichtskarte aus dem Ruhestand.
Zitat Ende

Das Gefühl kenne ich und mir ist als möchte ich jedes Wort  deines Textes markern und stumm Nicken  Die Art wie du es zum Ausdruck bringst haut mich um.
Wahnsinnig gut geschrieben. Kompliment.
Gr Intel

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