Glücksspielsucht > Tagebuch
Das Spiel und Glück
taro:
Natürlich darfst Du weiter spielen, wenn Du Dich nicht abhalten lassen willst.
Solltest Du an Deinen Tiefpunkt angekommen sein hast Du es Dir leider etwas schwerer gemacht, weil Du zumindest einen Weg ohne Not schwerer zugänglich gemacht hast.
Ich bräuchte meine gesamte Energie und noch etwas mehr um spielfrei zu werden. Mit Chargeback oder anderem Unsinn als Ablenkung hätte ich es sicher nicht geschaft.
Was mir auch geholfen war, war die Überraschung, als ich das erste mal in eine SHG gegangen bin.
Mit Deinen Auszügen wirst Du in einem Spieler wohl keinen überraschen.
Ich wünsche dir altes gute und bin dann erstmal raus.
Taro
Olli:
Hi Jacky!
Hast Du schon mit Deinem Bruder sprechen können?
--- Zitat ---Ich bin nun an dem Punkt angekommen, wo ich mich das erste Mal Frage, warum es eigentlich Glücksspiel heißt? Ist es das Spiel um das eigene Glück?
--- Ende Zitat ---
Ich finde die Zusammenstellung des Wortes "Glückspiel" einfach nur unglücklich.
Fangen wir mal mit dem zweiten Teil an, dem "Spiel".
Im Deutschen ist es ein Oberbegriff, der m.E. aber im genannten Kontext zweckentfremdet wird.
Im Englischen gibt es eine klare Abgrenzung bei den Verben. Spielen heißt hier "to play" und glückspielen "to gamble".
Als Substantiv hat sich mittlerweile ein Mittelding etabliert - gaming. Es beschreibt Spiele wie z.B. Candy crush, die im Netz zunächst einmal kostenlos angeboten werden. Jedoch kann man "Leben" und irgendwelche Werkzeuge käuflich erwerben, wenn man in dem Spiel schneller voran kommen möchte. Zudem werden immer mehr soziale Komponenten etabliert - so kann man z.B. auf Facebook Freunde um Leben und Werkzeuge bitten.
Im deutschen Sprachgebrauch existiert keine offizielle Definition für Spiel.
Herr H. Poehl hat sich auf seiner Homepage ausgiebig mit der Definitionsfrage befasst.
Er kommt zu folgendem Resumé:
--- Zitat ---Ein Spiel ist eine interaktive freiwillige Tätigkeit, die im „Hier und Jetzt“ stattfindet, deren Ausführung oder Ausgang aber keine reale Bedeutung/Konsequenz für das „Hier und Jetzt“ hat.
Die Bedeutungslosigkeit des Ausgangs für das „Hier und Jetzt“ schließt nicht aus, dass die durch das Spiel gewonnenen Erfahrungen reale Bedeutungen und Konsequenzen in der Zukunft haben können.
Die Interaktion kann dabei mit einem realen oder einem nicht realen Mitspieler, der nur in den Vorstellungen oder virtuell im Computer existent ist, stattfinden.
--- Ende Zitat ---
Ich glaube aber, dass er das Glückspielen nicht wirklich in seine Betrachtung hat einfließen lassen.
Herr Dr. Tobias Heyer hingegen definiert ein Spiel so:
--- Zitat ---Es dient dem Aufbau emotionaler, kommunikativer, sozialer, kognitiver und motorischer Kernkompetenzen.
Es fördert die Persönlichkeitsentwicklung und leistet einen wesentlichen Beitrag für das kindliche Lernen.
Es ist zudem zweckfrei.
--- Ende Zitat ---
Der § 3 Abs 1 des GlüStV definiert wie folgt:
--- Zitat ---Ein Glücksspiel liegt vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Die Entscheidung über den Gewinn hängt in jedem Fall vom Zufall ab, wenn dafür der ungewisse Eintritt oder Ausgang zukünftiger Ereignisse maßgeblich ist. Auch Wetten gegen Entgelt auf den Eintritt oder Ausgang eines zukünftigen Ereignisses sind Glücksspiele.
--- Ende Zitat ---
Nun gibt es ja einige Glückspielvarianten und eine davon ist das Pokern.
Auch hier im Forum gab es schon Diskussionen, wie viele Kompetenzen man doch bei diesem Glückspiel erwerben und/oder bereits besitzen muss.
In 2015 hat das Verwaltungsgericht Karlsruhe aber entschieden:
--- Zitat ---Bei den Varianten "Texas Hold'em" und "Omaha Holdem" handelt es sich um Glücksspiel i.S.v. § 3 Abs. 1 Satz 1 GlüStV. Die Gewinnentscheidung hängt auch dann, wenn es nicht zu einem "Showdown" und damit nicht zu einer Gewinnentscheidung anhand der zufällig erhaltenen Karten kommt, von dem ungewissen Verhalten der Mitspieler und damit ebenfalls vom Zufall ab. …
--- Ende Zitat ---
Wenn wir uns nun nach Herrn Dr. Heyer den Zweck von Glückspiel betrachten, dann steht ganz vorne mit viel Abstand zum nächsten Zweck der "Geldgewinn" - sowohl für den Spieler, als auch für den Anbieter.
Zudem ist, wie bereits Paysafemaster ansprach, das Glückspiel ein "demeritoisches Gut" - d.h. die private Nachfrage übersteigt das gesellschaftlich gewünschte Maß. Wieso, weshalb und warum ... brauche ich hier ja nicht zu erläutern.
Wenn wir uns noch einmal den § 3 Abs. 1 des GlüStV und das o.g. Urteil vor Auge führen, dann interpretiere ich, dass das "Glück" in Glückspiel wohl eher durch "Zufall" ersetzt werden müsste.
Dieses Wort passt aber auch nicht wieder auf jede Glückspielart. Das Automatenspiel folgt schließlich einem Programm und nicht dem Zufall - auch wenn es sich oft aus der Sicht des Spielers so anfühlt.
Was ist denn nun Glück? Darüber zwerbrechen sich seit Jahrtausenden die Menschen ihre Köpfe.
Einen kleinen Einblick liefert diese Seite:
https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/glueck/index.html#wasistdas
Intel:
Hallo Tal,
ich bin der festen Überzeugung das ohne Wahrheit keine Freiheit möglich ist.
Ich habe sehr lange gebraucht um diese Erkenntnis umzusetzen. Aber letztendlich ist es mir gelungen. Jetzt, wo ich mich gezeigt habe wie ich bin, sind meine Beziehungen auf einem ganz anderen Niveau angekommen.
Früher fühlte ich mich unterbewusst nie wahrhaftig geliebt. Ich dachte immer wenn mein Gegenüber wüsste wer ich wirklich bin und was ich tue dann wäre alles anders. Heute weiß ich es besser. Ich habe mich selbst beraubt. Wer nicht vertraut kann selbst nicht wahrhaftig lieben. Mich zu outen war das schlimmste und damals beschämendste, dass ich bis dahin getan habe. Aber ich bin jetzt frei und ich fühle mich auch so. Für mich kann ich sagen ich bin Spielfrei, weil ich zu mir gestanden habe. Vielleicht zum ersten Mal. Ich bin kein Ritter in glänzender Rüstung und ich muss das auch niemandem mehr verkaufen den ich liebe.
Ich wünsche dir den Mut eines Tages für dich einzustehen.
VG Intel
Ich beziehe mich auf deinen Post von vorgestern in diesem Thread. Zu dem geschriebenen von Paysafe schließe ich mich auch Andreas an. Ein gutes Mahnmal. Mit mir nie wieder. Ich bin so glücklich das hinter mir zu haben.
Jojan:
Huhu,
Ich muss mich gerade kurz fassen und werde morgen richtig antworten. Ich habe heute Abend das Treffen mit meinem Bruder, bis weitere Freunde hinzustoßen, habe ich Zeit mit ihm zu reden. Ich bin auch gespannt was der Freundeskreis sagt, da ich nur noch extrem selten bei den Treffen dabei war...Schichtdienst und dann die Glücksspielsache.
Ich habe den Chargeback im online Banking durchgeführt, wesentlich weniger zurückgebucht als ursprünglich geplant, da der Chef der Sparkasse im Urlaub ist. Einschreiben mit Rückschein habe ich gestern auch gleich auf die Reise nach Luxemburg geschickt. Ein Spielverlangen habe ich momentan auch nicht mehr, ich will jetzt peut a peut die Minikredite,Dispos abbezahlen. Dann sollten im Januar nur noch die normalen Kreditlastschriften bis 2020 laufen.
Mir geht es aktuell gut und ich bin viel motivierter was den ganzen Tagesablauf angeht.
Sollte ich die Verzichtserklärung in den Händen halten, bekommt mein Leben nocheinmal einen Aufschwung!:)
TAL:
Danke für deinen Beitrag, Intel.
--- Zitat ---Ich dachte immer wenn mein Gegenüber wüsste wer ich wirklich bin und was ich tue dann wäre alles anders.
--- Ende Zitat ---
Ja, genau das. 'Wenn du wüßtest, wozu ich fähig bin... dann würdest du ganz anders reagieren...'
Das steht in meiner Beziehung zu anderen wie eine Wand zwischen allem. Selten wirklich bewußt, und nicht mehr so sehr wie früher, aber es ist schon sehr präsent, denke ich.
Vor ein paar Wochen fragte mich die Verlobte eines Spielers, wie meine Familie, insbesondere meine bessere Hälfte, damit umgehen...
Bis dato hatte ich es vermieden, in dem Punkt über mich zu sprechen. Was nun? Sage ich es ihr?
Ich hab's letztlich getan. Die darauffolgende Antwort hat mir doch sehr zu denken gegeben, genau wie deine.
Manchmal braucht es nur einen anderen Blickwinkel...
Seitdem frage ich mich: Wovor habe ich nun eigentlich noch 'Angst'? Anfangs wußte ich nichtmal, daß mein 'kleines Problem' eigentlich ein großes, absolut nicht unbekanntes ist, aber jetzt? Außer meinem persönlichen Schamgefühl ist doch hier und jetzt im Rahmen des Möglichen alles in Ordnung. Es würde so vieles leichter machen, wenn ich einfach sagen könnte, warum ich kein gemeinsames Konto will, und auch sonst keinen Zugriff, warum Las Vegas als Urlaubsziel auf meiner Prioritätenliste ganz weit unten steht, und warum ich manchmal etwas seltsam reagiere.
Es würde schon enorm helfen, viele Dinge nicht im Stillen mit mir selbst ausmachen zu müssen. Nur dazu müßte ich reden. Ich glaube dir auf's Wort, daß das das schwerste war, was du je getan hast.
Wie oft saß ich schon da, hab Luft geholt...
"Was ist?"
"Schon gut..."
Ich wüßte einfach nicht, wie ich auf die Fragen, die zwangsweise folgen würden, antworten soll...
Und dann ist da natürlich noch die Stimme, die sagt 'Mal ehrlich... warum?? Verstehen würd's eh keiner.'
Am meisten hätte ich wahrscheinlich Angst davor, wie man mich anschließend behandelt. Bewußt oder unbewußt. Es meinem Partner zu erzählen würde nämlich zwangsweise bedeuten, daß es auch andere erfahren werden.
Andererseits bin ich eh schon der komische Kauz, also was soll's?
Ajo. Irgendwie geht das hier aber am eigentlichen Thema vorbei. Sorry.
Danke auch an Jackynas. Ist schon in Ordnung. Letztlich bin ich selber Schuld, und es kommt wirklich nicht sehr oft vor.
Auch wenn ich wie Andreas und Paysafemaster keinen Plan von Chargebacks habe, wünsche ich dir, daß es klappt. Wenn es dir hilft, spielfrei zu werden, und zu bleiben, dann ist das eine gute Sache.
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