Glücksspielsucht > Tagebuch

Entschluss ist gefasst.

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taro:
Zitat Balduin:
"Gewinne steigern die Einsätze und führen zwangsläufig zu Verlusten, das ist bei uns Spielsüchtigen zu 100 % sicher. Ich habe in 40 Jahren Zockerei Leute erlebt, die sechsstellige Erbschaften oder auch florierende Selbstständigkeiten binnen Monaten in Automaten versenkt haben. Im Casino oder online braucht man wahrscheinlich dafür nur Wochen.
Ich denke, dass das die Meisten hier wissen und will euch nicht mit bekanntem langweilen, aber wenn Eugen wieder quengelt, lese ich es mir hoffentlich noch einmal durch...

Nach der Kartenrunde war ich "angefixt" - trotzdem will ich es nicht lassen und werde weiter beobachten. Jetzt weiß ich was du meinst, wenn dieses "Gefühl" kommt und du z. B. das Schachspiel beendest, Taro."

Moin Balduin,

das ich noch immer meine Kinder traurig zurück lasse, wenn ich beim spielen das "Gefühl" habe mache ich ja nicht zum Spass. Wenn ich das nicht sofort stoppe nimmt das aktive spielen wieder Raum in meinen Gedanken und träumen ein und Eugen wird stärker.
Eugen täuscht mich auch gerne, "guck mal Taro, die paar Gedanken oder Träume kannst Du doch leicht händeln..." Doch das ist eine Falle!
Beim nächsten mal wird es etwas mehr.

Ja, Gewinne steigern die Verluste, und werden dadurch schnell lebensbedrohlich. Dabei ist es egal woher das unverhoffte Geld kommt. Chargeback hat natürlich den gleichen Effekt, oder eine Angehörige die um mich zu retten einen Kredit aufnimmt. Das ist einer der Punkte, die ein nicht Spieler wohl nie erfassen kann. Genau dieser Punkt führt auch zu Missverständnissen. Ich als Spieler kann nicht als Gegner gegen die Automatenindustrie antreten, ich habe da keine Chance, warum würde hier jetzt zu weit führen. Darum bin ich Menschen wie Ilona als nicht Spielerin für Ihre Arbeit sehr dankbar.

Schwierig wird es, wenn wie beim Chargeback der Kampf nur mithilfe von Spielern erfolgen kann. Die beteiligten Spieler werden dann quasi "geopfert" und unzählig andere werden getriggert. Mir war als ich davon hörte sofort Klar, das ist wie Gelddrucken, ein Häuschen für jedes meiner Kinder sollte da drin sein. Wenn ja wenn ich nicht Spieler wäre und mein Eugen solche Gedanken geradezu verschlingt.

Ich habe es in meiner Gruppe erzählt, alle an den Abend mindestens 15 Jahre spielfrei. Alle bekamen leuchtende Augen und kicherten. Wenn das schon bei alten Hasen so ist, wie muss das dann erst auf Spieler wirken, die noch dabei sind?

Und zum Schluss geniesse Deinen Urlaub an der Mosel, eine tolle Zeit wünsche ich Dir.

Taro

Balduin:
Hallo,

ja Taro, das Kartenspielen ist wahrscheinlich ein Spiel mit dem Feuer und trotzdem glaube ich es beherrschen zu können. Ist es Eugen, der es mir einredet? Vielleicht ja, aber du hast ja noch andere Erlebnisse mit deinen Kindern, meine Kartenfreunde (keine Zocker) sehe ich dann nicht mehr.
Tut mir leid, deinen Rat zu ignorieren, du hast einen guten Anteil an meinem ersten spielfreien Monat- aber ich möchte hier auch nicht lügen.
Erinnere mich gerne, wenn ich rückfällig werde.
Ich werde Rückfälle hier posten.

Ansonsten ist das Thema spielen in den letzten Tagen immer präsent. Ich habe mich sogar in bösen Foren herumgetrieben, wo scheinbar Leute dafür bezahlt werden, andere durch ihre Spielberichte anzufixen. Dann bin ich auf einer Casinoseite gelandet, wo ich mir die Bonusbedingungen durchgelesen habe. Die Versuchung, mich da anzumelden war aber nicht da.

Ich weiß, dass ich das nicht machen sollte und schreibe es als mein Tagebuch, um immer wieder nachzulesen, was gut war und was nicht.

Irgendwie zieht es mich magisch an.

Viele Teile meines Lebens bestanden seit frühester Kindheit aus Glücksspiel:
Einiges habe ich schon geschrieben, es kommen aber immer mehr Bilder:
Die Flipper auf dem Jahrmarkt, wo man die Dose Cola gewinnen konnte, auch gab es da Planierraupen wo man Münzen einwerfen und dann in Löcher schieben musste.
Die Greifer kamen später, aber Plüschtiere haben mich nicht so gereizt.
Tagelanges Monopolispielen, Freispiele am Flipper gewinnen, auf der Jagd nach dem Punkterekord bei SpaceInvaders. Ab dem 17. Lebensjahr: Spielhöllen.

Damit ist Schluss

PS.: Wir haben morgen hoffentlich besseres Wetter, meine Wanderlatschen wollen genutzt werden.

Viele Grüße

taro:
Hallo Balduin,

das freut mich für Dich, das es so gut läuft und Dein Entschluss zu Ehrlichkeit.
Ich schreibe wie es für mich ist, ob das etwas für Dich ist entscheidest in jedem Fall Du. Es genügt doch, wenn Du nach dem Kartenspiel über Eugen's Aktivität nicht erschrocken bist. Du wirst Deine eigenen Erfahrungen machen und Deine eigenen Wege gehen. Wir Spieler sind in vieler Hinsicht,  was das Spielen betrifft und was plötzlich von außen kommende Geldsummen für eine Gefahr für uns bedeutet. Wie wir jedoch damit jeweils umgehen, muss jeder für sich selbst herausfinden.
Ich habe einige Spieler Freunde,  die sind handeln in fast allen Situation gegenteilig zu mir, es sind eben Persönlichkeiten das schätze ich sehr. Oft gucke ich mir dann auch Dinge ab, so funktioniert Meeting.

In Foren geht es oft hoch her, in Meetings ist der Umgang dagegen fast immer liebevoll. Niemand kennt mich so gut, wie die Menschen dort.

Schöne 24 Stunden
Taro

Balduin:
Hallo,

zurück aus dem Urlaub bin ich guter Dinge. Der Lohn vom 30.10. hat mich nicht getriggert. Der Suchtdruck lässt langsam weiter nach. So habe ich schon seltener die Schauer, die mir über den Rücken laufen, Diese hatte ich nach dem Spielen in letzter Zeit immer häufiger und intensiver. In der ersten Zeit der Abstinenz traten die vermehrt auf, immer wenn ich übers Spielen nachgedacht habe oder davon träumte oder wenn ich Momente der Gefahr hatte (an der Spielhalle vorbeigelaufen oder im Internet rumgestöbert).

Normalerweise wäre ich am letzten Ábend vor dem Urlaub oder am Tag der Rückkunft sofort in die Halle geeilt ohne den Koffer auszupacken und hätte mindestens so viel verspielt, dass es gerade noch für den Monat reicht. Es hätte dann doch nicht gereicht und ich hätte mich noch weiter verschuldet und alle Ausgaben mit Kreditkarte getätigt.

Ich war sparsam beim Essen gehen. Beim Geldausgeben drehte sich in der Vergangenheit immer auch alles ums Spielen. Entweder: "Ich muss sparsam sein, weil ich so viele Schulden habe und weiß,  dass ich Geld für spielen brauche" oder "ich hau das Geld lieber schnell raus, weil ich es ansonsten sowieso verspiele" . Jetzt hab ich das Geld noch für mich.

Bei der Schuldenentwicklung habe ich immer wieder versucht, das überzogene Konto oder die Kreditkarten mit "günstigen" Krediten abzulösen. Das habe ich in letzter Zeit nicht mehr gemacht und habe auch mein Sparguthaben nicht aufs Konto eingezahlt um den Dispo auszugleichen, weil ich genau wusste, dass ich das Konto in kurzer Zeit wieder am Anschlag habe.
Jetzt frag ich mich, wann ein günstiger Zeitpunkt ist, um noch einmal umzuschulden? Bin ich schon sicher genug? Das kann mir natürlich Niemand beantworten. Ich warte noch und zahle erst einmal lieber die hohen Zinsen, der Entschluss kommt mir gerade beim Schreiben. Denn schon oft habe ich mir vorgenommen, nach dem Ausgleich auf 0 zu bleiben, hab mir sogar schon mal das Limit senken lassen. Dann wurde es automatisch wieder erhöht und ich habs genutzt.

Wenn ich die nächsten sechs Monate nicht spiele, werde ich umschulden.

Eugen plant meinen Rückfall für den Moment, wenn ich schuldenfrei bin (nicht Automaten aber Lotto und Rennbahn).
Ich könnte doch der erste Spielsüchtige sein, der vom pathologischen Spielen in kontrolliertes Spielen wechselt, so sagt er mir.

Grüße an die Mitleser

taro:
Moin Balduin,

schön zu hören, das Du Deinen Urlaub spielfrei geniessen konntest.
Nach meiner abstinenz Entscheidung habe ich tatsächlich nie mein über alle Maßen ausgezogen Dispo umgeschuldet.
Die Zinsen waren zwar höher, dafür hatte ich die Auswirkungen des Spielens aber ständig vor Augen. Bei einer Umschuldung fühlte es sich immer an, als Sei ich wieder im Plus.
Da geht sicher jeder anders mit um,  die Priorität der höheren Zinszahlung ist aber letztlich nicht besonders hoch. Das wichtigste ist die Abstinenz.

LG
Taro

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