Glücksspielsucht > Tagebuch

Entschluss ist gefasst.

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taro:
Vielleicht war mein letzter Beitrag etwas zu schuppig.
Weißt Du, ich wünsche mir einfach so sehr, das Dir und anderen Spielern so tolle Möglichkeiten wie mir eröffnet werden.

Wer das in ein GA Meeting geht, braucht ausser sein Vornamen (für die Redeliste) nichts sagen. Maximal wirst Du gegen Ende einmal gefragt ob Du etwas sagen möchtest. Es wird niemand genötigt. So ähnlich wird es auch in den meisten anderen SHG s gehandhabt.
Als ich noch gespielt habe, gab es noch den Crown und später den Disk, sogar den alten Monarch habe ich noch kennengelernt. Seit der Zeit bist Du auch dabei. Die neuen Automaten kenne ich nicht mehr. Ich lese erstaunen von dem Umbuchen, wobei das umbuchen das Spieln sein soll. Da kann ich nur staunen. Auch das inet mit den Möglichkeiten kenne ich nur aus der Werbung. Als ich einen Computer für mein Studium kaufte, und ein programierbaren Taschenrechner war ich total geflasht. Ich könnte auf dem Taschenrechner die alten Telespiele meiner Jugend spielen. Ich war am überlegen, ob ich wegen der Spiele und weil ich damit nicht umgehen konnte mein Studium schmeiße und zurück auf den Bau gehe und nie wieder einen Computer anfasse.
Wie verrückt sich aus der heutigen Sicht anhört. Die Sportwetten haben mich sehr angefixt, habe da viel im Meeting drüber gesprochen, könnte es einfach im Netz lassen. Ich bin eben Spieler, ich muss lernen solche Dinge zu händeln. Ohne die regelmässigen Meetingsbesuche wäre ich da nicht unbeschadet durch gekommen.
Ich habe ein neues Leben geschenkt bekommen, das einzige was ich dafür mache, mich regelmässig mit meiner Sucht zu beschäftigen. Ein lächerlich geringer Preis für das geile Leben .

Taro

Balduin:
Moin Taro,

ich spüre eure Verzweiflung, wenn sich wieder einmal ein Spieler zu den anonymen Aufschiebern begibt. Ich weiß, dass ihr Recht habt und ich mich in Gefahr befinde. Im Kopf kommt formt sich desöfteren der Gedanke um Geldspiele, die vielleicht wieder mehr Lust als Frust bringen können. Da ist die SHG mit Sicherheit hilfreich. Du kennst die Gefahr und möchtest mich vor Rückfällen bewahren. Nur, wie kriegt ihr mich in die SHG - gar nicht, das kann ich nur selbst.

Ich lese auch in einem Forum für Onlinecasinospieler ab und zu und auch dort sind sehr viele, die ihre Sucht im Rahmen ihrer finanziellen Mittel befriedigen und sich nicht ganz in den Abgrund begeben. So war ich auch. Das Gefühl zu schwach zu sein, um aufzuhören hat mich auch 35 Jahre lang abgehalten. Ich weiß, dass ich dort nicht lesen sollte.

Im Moment bin ich nicht akut rückfallgefährdet und ich werde mehr tun, um von der  Spielpause in Richtung  dauerhafte Abstinenz zu kommen. Der Spieler lauert auf einen schwachen Moment. DIe ersten Schritte sind gemacht, der Weg noch weit. Das weiß ich aber nur rational, emotional ist es für mich unbegreiflich jemals zu denken, dass ich es nicht schaffen kann.

Die letzten Doppelkopfabende waren relativ entspannt. Danach keine Träume von Geldautomatengewinnen.

Viele Grüße

Rainer:
Menschen sind nun mal sehr unterschiedlich Balduin, den einen hilft eine SHG den anderen halt nicht.
Ich gehörte dann auch eher zu den letzteren und konnte mit der Vielseitigkeit die ein Forum mir bietet/bot, einiges mehr anfangen als eine SHG. 
War und ist natürlich nett die Leute/Gleichgesinnte Aug in Aug zu sehen zu hören, aber letztendlich wird es nur auf dich ankommen.
Niemand wird da sein wenn du Suchtdruck hast und egal was geschrieben und was dazu z.B.  in einer SHG gesagt wird, in solchen Momenten wirst du allein sein und ganz alleinig eine Entscheidung treffen müssen.

Mir gefällt diese/deine Zeilen besonders gut  "Die ersten Schritte sind gemacht, der Weg noch weit. Das weiß ich aber nur rational, emotional ist es für mich unbegreiflich jemals zu denken, dass ich es nicht schaffen kann."

Schau, ich dachte ähnlich wie du ...ich habe nie daran geglaubt das ich es nicht schaffen kann, hatte auch keinen Notfallkoffer ... aber ich hatte mich und den willen ab das ich es für den Rest meines Lebens Spielfrei wollte.
Und obwohl ich zwischendurch schon ne menge Scheiße fressen musste,
niemals gab es überhaupt noch einen vernünftigen Grund, um auch nur einen Millimeter von meinen Spielfrei abzuweichen.

Natürlich bin ich kein Paradebeispiel...aber das wollte ich ja eh nie sein ;)

Balduin:
Hey Rainer,

ja, eine der wichtigsten Erkenntnisse: Ich kann es schaffen. Wer hat mir eingeredet , dass ich es nicht schaffen kann? Warum haben die Vorsätze früher nur ein paar Minuten oder max. ein paar Tage gehalten? Wahrscheinlich fehlte u. a. die Entscheidung.

Am Freitag hat Eugen (der innere Spieler) meine Füße wieder Richtung Spielhalle lenken wollen. Kein Vorsatz im Kopf, sondern spontane Eingebung auf einem Weg den ich täglich gehe und der in 300 Metern zur Halle führt. Bei ein paar Hundert Euro in der Tasche kann man doch 20,00 € riskieren... Hatte dann Taros Post von seinem Eugen im Kopf, der ihn durch zweimaliges Testen von 20,00 € kontrolliertem Verlust vor Augen führen wollte, dass er gar nicht süchtig ist. Zitat: " Das war dann das letzte Mal, dass ich mit Geld aus der Halle gegangen bin". Sehr hilfreich in dem Moment.
Die Tage ohne Pläne sind für mich gefährlich. Ich bin schon ziemlich aktiv in der Freizeit am Wochenende, muss mir aber noch mehr überlegen um die Tage zu füllen. Abende sind für mich kein Problem durch große Erschöpfung nach der Arbeit.

Grüße

Balduin:
Fast drei Monate bin ich jetzt spielfrei.

Wobei ich einmal vor ein paar Tagen  gegen meine Regeln verstoßen habe und kostenloses Punktespie im Internet betrieben habe. Das war Käse.

Weiterhin muss speziell an den Tagen ohne Pläne immer wieder aufpassen, dass mich der Weg nicht in die Spielhalle führt.

Lese viel in den Foren und bin an dem Punkt, wo ich mich frage, warum mich genau diese Sucht eingenommen hat. Steckt da mehr dahinter, als das Adrenalin und die Glücksgefühle bei großen Gewinnen. Warum musste ich mir auf diese Art und Weise etwas "Gutes" tun. Trotz der Gewissheit, dass über kurz oder lang wieder nur Frust und Verlust kommen wird, habe ich immer wieder den Weg in die Halle gesucht.

Wenn ich gestresst bin, fehlt mir (jetzt immer seltener) dieses Gefühl, dass ich hatte, wenn sich die Walzen zum ersten Mal drehen und das Glücksgefühl, wenn ein großer Gewinn kommt.

Ansonsten verläuft das Leben positiv - ich bin aktiver, weniger aggressiv und besser gelaunt als seit langem. Konnte sogar ohne übergroßen Ehrgeiz Doppelkopf spielen. Die Geldbörse gibt immer noch was her, auch wenn ich noch lange Schulden abbezahlen muss. Was nicht so gut ist: Ich hab mehr Geld um lecker zu essen und muss aufpassen, dass ich nicht dicker werde.

Wünsche euch einen schöne Jahreswechsel

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