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Entzugserscheinungen???

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Entzugserscheinungen???
« am: 07 November 2018, 21:38:06 »
Hallo ihr Lieben,

mein Partner ist Glücksspielsüchtig...
Wir sind seit 2,5 Jahren ein Paar (Feb. ´16). Er erzählte mir von Anfang an, dass er „trockener“ Glücksspielsüchtiger ist und auch schon in Therapie war. Ich hatte kein schlechtes Bauchgefühl. Im September ´16 wachten wir zusammen auf und er sagte nur „ich habe Mist gebaut“. Ein Griff unter dem Teppich, ich habe einen leeren Briefumschlag gefunden indem vorher noch 170€ waren.

Seitdem hatte ich sehr oft ein schlechtes Bauchgefühl. Er war die meiste Zeit Arbeitslos, sein Geld kam auf mein Konto und ich hatte die Hand drauf. Daher konnte ich mein Bauchgefühl nie bestätigen, dass etwas nicht stimmt...wie dem auch sei, ihr werdet solch einen Werdegang alle gut kennen.

Letztendlich kamen vor 3 Wochen (aus meiner Sicht: Endlich!) dann Beweise, dass er mich im punkto Geld von vorne bis hinten angelogen hat. Er war sehr geständig. Hat mir alles erzählt von sich aus als ich ihm sagte, dass ich mit seinem Chef (wir sind mit hm privat auch befreundet) telefoniert habe. Er beantwortet mir meine Fragen so gut er kann und was ich sehr gut finde, ehrlich!!! Wir waren am Montag bei seiner damaligen Anlaufstelle, er wird jetzt wieder zur Gruppe gehen und Einzelgespräche führen.

Jetzt zu einer meiner eigentlichen Frage(n)  ;D
Heute vor 3 Wochen hat er meines Wissens nach das letzte mal gespielt. Seit gestern ist er total gereizt und zickig. Am Montag Abend, nach unserem Termin bei der Anlaufstelle, bekam er „Taschengeld“ (so wurde es uns empfohlen, dass er nicht ganz ohne Geld da steht und auch im Ernstfall nicht zu viel im Automaten landen kann).
Jetzt frage ich mich, kann es sein, dass er dieses Geld verspielt hat und sich selbst dafür hasst? Oder bekommt ein Glücksspielsüchtiger Entzugserscheinungen und ist deshalb so agro? Und was für Entzugserscheinungen gibt es noch so? Von Schlafstörungen habe ich schon gelesen...

Da wir uns heute so richtig schön angezickt haben (ja, ich Frau und zicke dann auch gerne mal zurück), ist für heute Funkstille und er schläft schon. Ich denke auch mal nicht, ob er bei der Frage nach „verspielt“ ehrlich sein würde. Obwohl ich ihm ständig sage, lieber ehrlich von sich aus, dann reiße ich ihm nicht den Kopf ab...

Euch noch einen wunderschönen Abend  :-*

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Offline Mo von Glückszone

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  • Hallo mein Name ist Mo von Glückszone.
    • Glückszone
Re: Entzugserscheinungen???
« Antwort #1 am: 07 November 2018, 21:46:52 »
Hallo,

Entzugserscheinungen gibt es in Hülle und Fülle. Jeder reagiert aber anders auf eine Abstinenz. Da kommt es auch sehr drauf an, ob die Abstinenz aus eigenem Antrieb aufrecht erhalten wird oder von außen, also beispielsweise wenn kein Geld zur Verfügung ist.

Ein anderer Begriff für Entzugserscheinungen ist Suchtdruck oder auch Spieldruck. Da steigert sich dann das Verlangen, der Sucht nachzugehen. Das kann sich dann auch als Aggressivität äußern. Unruhe, Gereiztheit, Schlaflosigkeit. Das ist alles denkbar. Auch deine Theorie, dass er so ist, weil er spielen war, ist denkbar. Ich würde Dir vorschlagen, dass Du ihn ganz direkt fragst. Alles andere sind nur Mutmaßungen und bringen euch nicht weiter. Ist vielleicht jetzt nicht ganz zufriedenstellend aber einen Versuch wert. Du kannst gerne dann das Ergebnis auch hier in dem Beitrag bekannt geben, wenn Du magst.

Viel Erfolg!

LG
Mo von GLückszone
Mo von Glückszone

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Rainer

Re: Entzugserscheinungen???
« Antwort #2 am: 07 November 2018, 22:08:04 »
Hi Partnerin,

ich könnte dir sagen wie ich es erlebt habe.

Nachdem ich beschloss -und auch den Willen hatte aufzuhören war ich mehr oder weniger total Euphorisch.
Nach 4 ..5 Wochen ist das allerdings abgeklungen, bis letztendlich null   
Phase zwei, Dopamin Mangel machte sich Bemerkbar ... (konnte nichts mehr mit mir selbst anfangen, egal was ich auch tat, alles war irgendwie trist)
das ganze dann auch noch gekrönt von Suchtdruck.
Trotzdem irgendwie überwunden weil ich mich diesbezüglich belesen hatte, also wegen fehlender Botenstoffe (Dopamin,Serotonin) -  also Augen zu und durch.

Aggressivität: weniger.

Schließlich brauchte ich keine kleine Streitereien mehr -zwecks meinen Suchtdruck zu befriedigen, mehr zu veranlassen.

Ansonsten schließe ich mich Mo an....frage ihn  ;) 

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Offline TAL

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Re: Entzugserscheinungen???
« Antwort #3 am: 08 November 2018, 01:53:31 »
Hallo,

auch wenn es vielleicht komisch klingt, das Ganze ging bei mir ziemlich an die Substanz. Mein Leben und alle meine Gewohnheuten wurden auf den Kopf gestellt. Zeitweise war es ein recht konstanter zermürbender Prozeß.

Anfangs war ich voller Elan, ich hatte so die Schnauze voll (mal wieder), ich wollte nicht mehr, ich wollte das wirklich packen, dachte mir: Geht ja auch doch ganz gut bisher... :)
Dann kam das oben beschriebene 'Loch', die große Leere. Plötzlich hatte ich Zeit, die ich sinnvoll nutzen konnte... aber wie? Das einzige, was mir dazu einfiel, sollte ja nun nicht mehr sein... Es fehlte etwas. Mann, war das alles aufregend - nein, nicht wirklich! Das kann's doch nicht sein...
Wenn ich dann noch anfing, mir Gedanken zu machen, meine Motivation und das Warum und Wozu in Frage zu stellen, es macht ja schließlich keinen Unterschied, dann endete das in Niedergeschlagenheit und Frustration. Anscheinend merkte ja nichtmal jemand, daß ich mir Mühe gab und es besser wurde... nichtmal ich selbst.

Ich war nie aggressiv, aber reizbar, wenn man mich auf dem falschen Fuß erwischt hat, meistens hat sich das aber in extremer Verschlossenheit und einer generell ablehnenden Haltung zu persönlicher Kommunikation geäußert, also genau das, was ich eigentlich 'abstellen' wollte...

Die andere Option, daß er sein Taschengeld verspielt haben könnte, ist natürlich auch möglich. Das läßt sich leider nie ganz ausschließen. Auch ein solches Gefühl des Versagens hebt die eigene Stimmung nicht gerade, wie du dir ja denken kannst.

So oder so schließe ich mich Mo und Rainer an - am einfachsten wäre es, ihn zu fragen.

Gute Nacht :)

 

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