Hallo Downunder,
ich habe immer mitgelesen, möchte nun aber etwas von mir einbringen:
Im April 1982 habe ich auf dem Weg zur Arbeit einen Fahrradunfall erlitten. Es war Blitzeis, uch bin gestürzt und habe mir einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Damit lag ich 6 Wochen im Krankenhaus. Jemand hat sich wohl um mein Fahrrad gekümmert und ich hatte viel Zeit nach der Verschraubung des Bruchs zum Nachdenken. Von 1970 - dahin, also Frühjahr 1982 habe ich schweren Alkoholmissbrauch begangen. Ich war Fußballfan, und war Randmitglied eines Bundesweit gefürchteten Fanclubs. Ich fing an, über meinen näher rückenden 30. Geburtstag nachzudenken, erkannte, daß die Nähe meiner Mutter zu mir nicht guttut, eher schadet, daß ich keine Freundin hatte und so keine gelebte Sexualität, nur die Saufkumpels, und verfiel in Depressionen. Was mir auf die Beine half, war die Krankengymnastik, in Sichtweise der mentalen Beschäftigung und der Wiedererlangung der Gehfähigkeit. (Mein Seemannsgang blieb zurück. Im Sommer konnte ich mir ein neues Fahrrad kaufen. Später brachte ich das Unfallrad zum Fahrradhänler. Für den Verkauf dessen erhielt ich 40,00 DM. Ich ging gleich weiter in die Spielhalle...
Eine der 20 Fragen der Anonymen Spieler lautet: "hast du schon einmal etwas verkauft, um von dem Ertrag Spielen gehen zu können?
https://www.anonyme-spieler.org/index.php/ueber-uns/20-fragenEs ist ja nur eine einzige kleine Geschichte. Die Wunde, der Schmerz ist aber aus damaliger Sicht nicht geheilt worden, gut die Knochen wieder verbunden, aber die Seele blieb gebrochen. Ich habe mich folgedessen zwar vom Fanblock gelöst, hatte noch einmal 1984/185 Jahre einen Vollrausch bei dem ich ein Wiedersehen mit meinen Saufkumpanen feierte,, weiß aber noch, daß ich besoffen in die Spielhalle ging... (meine SHG kennt die Geschichte),..
Ich könnte den Begriff Suchtverlagerung verwenden, aber in der Kneipe war immer der Knobelbecher in der Hand, und ich habe Alkohol, Spielen, zwanghaftes Essen, Pornographie, immer benutzt, um meine tief empfundene Einsamkeit zu verdrängen. In der Gemeinschaft mit Suchtkranken Menschen auf dem Genesungsweg, also mit Mitgliedern der Selbsthilfegruppen habe ich den Weg aus der Einsamkeit gefunden und bin Heute spielfrei, d.h. frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel, also ohne jeden Einsatz. und trinke Alkohol nur zu besonderen Anlässen, und das nur im Beisein von Menschen, die mein Problem kennen. .
Auch wenn das eine Geschichte meiner Vergangenheit ist, denke ich viel darüber nach. Nach dem Sterben meiner Eltern habe ich einige Bücher und Schallplatten aus deren Nachlass im Antiquariat oder in Ankaufportal verkauft. Das war aber nicht mehr mit meiner Suchtausübung verbunden. Dieses Geld floß in meinen Haushalt ein, und war auf Gegenseitigkeit mit meinen Geschwistern abgesprochen.
So meine Gedanken, ich wünsche Dir, Downunder viel Kraft und Mut für Deinen Genesungsweg.
Liebe Grüße
Andreas