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Jetzt ist es Zeit

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paulsenior88:
Spiele Fußball etwas höherklassig, aber Amateur.

ja hilft mir schon auch wenn ich nicht das Gefühl habe hier allein zu sein. zu Beginn hatte ich das Gefühl hier ausgefragt zu werden..

taro:
Gegen Ende meiner Spieler Zeit ich war Ende 23 Jahre alt, ging ich täglich in die Spielbank im Interkonti in Hamburg. Ich spielte um hohe Summen,  kleinster Einsatz waren die,  100 Chips. Es ging steil meinem Ende zu,  da sprach mich ein älterer Herr an, er lud mich zu einem Getränk an der Bar.  Ich kannte Ihn, da er auch täglich in der Spielbank war. Er erzählte mir seine Geschichte,  er hat eine gut laufende Firma mit über 100 Mitarbeitern in der Spielbank verzockt. Er erzählte mir viele Einzelheiten von seiner Frau und seinen Kindern die alle den Kontakt zu Ihm abgebrochen hatten. Heute würde er von  Sozialhilfe leben und noch immer täglich in die Spielbank kommen,  sein Leben sei ruiniert, er war sicher bis zu seinem Lebensende würde er weiter täglich in die Spielbank gehen.
Nun ich war schon beeindruckt von seiner Geschichte, nur ich war eben auch Spieler, was solls dachte ich.

Als ich am nächsten Tag kam, sah er mich kam er auf mich zu, schrie mich an, ob ich nicht verstanden hätte das ich in der Spielbank nichts zu suchen hätte, fragte ob er es mir einprügeln müsse, er machte mir Angst, das freundlich Spielbank Personal wußte aber mich zu schützen und begleitete den Herrn nach draussen.

Seine Geschichte war beeindruckend, hat mich aber nicht 1 Sekunde vom spielen abgehalten, mein Tiefpunkt war nahe, aber noch nicht erreicht.

Zum Thema Partnerschaft, wenn ich Plane eine Familie zu gründen, dann bleibt oft ein Partner für die Kindererziehung ein Teil für die Erziehung zuhause. Wenn ich mich in eine solche Abhängigkeit begebe, dann muss ich meinen Partner zu 100% vertrauen können. Wenn ich es für möglich, oder gar wahrscheinlich halte, das mein Partner alles Geld verzockt, dann ist dieses Vertrauen nicht möglich. Darum bin ich sicher, daß ich meinem Partner gegenüber das Thema entschlossen und Erfolgreich anzugehen habe. Alle Stolpersteinchen Ängste vor Rückfällen gehören in die SHG, die Partnerschaft brauche ich mit soetwas nicht belasten. Ehrlichkeit ist die Voraussetzung für die Genesung, deshalb muss ich aber nicht jederzeit jedem alles erzählen. Mein Sponsor bei GA hat das einmal Teufelswahrheiten genannt. Wozu soll das gut sein, meiner Partnerin mit der ich Kinder möchte von meiner Angst vor einem Rückfall zu erzählen? Kann Sie mir helfen? Sicher nicht so wie die Freunde in der SHG. Gibt es Ihr Vertrauen für eine gemeinsame Zukunft? Das einzige was es ändert, ich habe die Verantwortung die ich durch das verschweigen trage an Sie übergeben.
Wenn ich dann spielen gehe kann ich sagen, sie ist ja selber Schuld.

Taro

NW:
Ganz genau so sehe ich es auch Taro.

Ich habe meiner Frau auch von anfang an alles erzählt, damals hatte ich die spielerei allerdings schon hinter mir. - dachte ich zumindest -
Irgendwann wieder reingerutscht nach fast 8 jahren abstinenz, hab sie wieder eingeweiht.

Aber als ich anfing aufzuhören, was für mich ein Prozess war mit ner handvoll rückfällen, habe ich diese rückfälle für mich behalten, versucht meine lehren daraus tu ziehen, zu verstehen warum es dazu kam und dann weiterfemacht.

Und das war für mich auch der richtige Weg. War es eine luege ? Nö, in meinen Augen nicht, sie weiß ja das ich ein spieler war oder wenn ihr wollt bin.
Aber dies aufzuführen hätte null gebracht, es wäre nicht mehr rückgängig zu machen gewesen, es war keine kohle von ihr, ich hab meine Miete und nk immer abgedrückt und es hätte nur unnötig streit gegeben der das ganze höchstens noch schlimmer gemacht hätte.
Ich war schließlich auf dem weg aufzuhören, wollte es fest und hab mir diese verantwortung zugetraut und am ende wurde alles gut.

Bzw beziehungsmäsig auf jd fall und das is ja das wichtigste.
Für mich fühlt sich das auch heute noch nicht an als hätte ich sie hintergangen, eher geschützt !!! Verlassen hätte sie mich eh niemals, schon garnicht wegen geld, aber in ihr wäre vielleicht was zerbrochen und das wollte ich nicht.


Der leidtragende war so am ende nur ich da ich wie bekannt mein erspartes fürn neues Motorrad verzockte und am ende mein altes noch geklaut wurde  ::)

Aber damit kann man ja gut leben und es in Zukunft anders machen.

andreasg:
Hallo ihr Lieben,

komme gerade vom Gottesdienst und schau' mal ins Forum rein...

einen Satz habe ich aus der Predigt mitgenommen: "der Glaube verändert gar nichts, aber der Glaube verändert alles grundlegend"" Puh' Pastor anrufen, Gespräch vereinbaren ist die Konsequenz, wenn mich etwas treffend anspricht. Ich will ja nur verstehen, damit das Chaos in meinem Kopf zur Ruhe findet.


Daß es mich um 1969 aus der Spielhalle, ich war schon 17 - in das Stadion zog, war einem Thema an der Wechselkasse geschuldet. Also mal ins Stadion, mal zugucken, ein Bierchen trinken. Gefühlt 1/4 Jahr später stand ich im Fanblock, und noch später stand ich am Rande eines Fanclubs der auswärts Angst und sSchrecken verbreitete und als der sich rechtsradikalisierte, habe ich den Fanblock verlassen, und als meine Lieblingsmannschaft Pokalsieger wurde, dachte ich, es wäre Zeit zu gehen. Heute schiebt meine Truppe die Bundesligatabelle vor sich her, und das Herz schlägt immer noch in Alter Liebe! Das will und kann ich nicht bereuen, und all' diese Geschichten, nachts betrunken bei Vollmond durch Wanne-Eickel spaziert, rechts türmte sich finster vor dem hellscheinenden Trabanten mächtig eine Kohlenhalde auf, etc. Das Habe ich in meiner Lebensgeschichte einen Ehrenplatz gegeben, und ich möchte mir das nicht nehmen lassen. Das ist ein Meilenstein für mein Leben geworden.
Die Zeit des exessiven spielens habe ich nicht wirklich gelebt, ich kann mich an die 1980er Jahre nicht mehr erinnern, ich weiß absolut nicht, was in diesem Jahrzehnt die Welt und noch weniger mich bewegt hat. Ich habe nur noch gelebt, um weiterzuspielen. Ich bin bei Dir Taro, in Deiner Schiderung vom Casino: das war im April 1990: ich saß in einer meiner Stammhallen, traf einen "Bekannten" aus meiner Lieblingshalle" - und zeigte ichm das Programmheft der Anonymen - Spieler (AS). Der sah mich böse an, und meinte, ich hätte nichts mehr in der Spielhalle zu suchen. Ich ging eine Spielhalle weiter, und mußte bitter meinen Rückfall eingestehen. Diesen Mitstreiter habe ich seit dem nicht wiedergesehen...
Doch weiß ich noch wie mein erstes Meeting ablief, ich weiß noch, wie ich unter Tränen erzählen konnte, eine Woche spiefrei geblieben zu sein, von meinem letzten Spieltag am 30.Juni 1990 und meiner persönlichen Kapitulation vor der Spielsucht Mitte Juli 1990 im Botanischen Garten in Klein-Flottbek.

Ich bin mindestens so sportlich wie Winston Churtchill, aber Fahrradfahren und Schwimmen ging immer, weil mein Gewicht ja so getragen wurde. Nun ist die Herzschäche da, Fahrradfahren macht schindelig, und klates Wasserr, Herzdruck. Aber Wassergymnastik tut gut. Ich freue mich deshalb auf Morgen Vormittag, da ist mein Lieblingslanister wieder da, und der lässt es richtig krachen.

Gestern Abend habe ich mir eine Romantische Symphonie auf DVD angesehen - angehört, die ich mir selbst zu Weihnachten geschenkt habe. Ich bin so etwas von entspannt eingeschlafen. Früher habe ich wohl den Klang, die Tonfolgen gehört. Aber ich habe diese Musik mir nicht verinnerlichen können. Da ich in Gruppen bin, die Spiritualität, aber keine Religionsrichtung leben, habe ich die wunderbare Gelegenheit, auch daran zu arbeiten. Nach einem harten Arbeitstag von 10 Stunden, und einem anschließenden Spielhallenexess von 5 Stunden, fand ich zerschmettert daheim angekommen, immer noch Zeit, mir eine kleine Symphonie auf dem Plattenspieler anzuhören, sonst hätte ich wohl nicht schlafen können. Da stand der Selbsterhaltungstrieb als Pate zur Seite, Heute denke ich, ist Klassische Musik für mich eine Lebensphilosophie geworden.

Liebe Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas


TAL:
Zugegeben, ich fand einige Antworten anfangs auch etwas erschreckend. Nicht, weil es falsch oder 'unfair' ist, sondern weil ich dachte, es ist abschreckend für jemanden, der sich grad erst, mehr oder weniger überzeugend, entschlossen hat, aufzuhören, das 'Gespräch' damit zu beginnen, seine Motivation und Beweggründe, bzw. seine etwas 'sorglose' Herangehensweise, in Frage zu stellen. Ich dachte dann immer. "Langsam Leute. Seid doch erstmal froh, daß er da ist..."
Aber sobald man sich die Mühe macht, darüber nachzudenken, darauf zu antworten, oder nur mitzulesen, beginnt man auch eventuell, seine eigene Sichtweise zu hinterfragen. Mich selbst eingeschlossen.


--- Zitat ---Die Wahrheit ist doch dass man bis es irgendwann zu spät ist dennoch denkt das einem selbst das nicht passiert.
--- Ende Zitat ---
Genau darum geht es doch, NW.

Ich habe auch bis zum Ende gedacht, mir geht es super, ich hab alles im Griff. Selbst noch, als ich so tief in der Scheiße gesteckt habe, daß ich täglich darin schwimmen mußte. Wenn ich nach dem jüngsten Exzess nachts auf einer Parkbank saß, alle Mittel ausgeschöpft, mit Kieselsteinen und rumliegenden Kronkorken auf den Mülleimer zielte, mich selbst bemitleidete und nicht nach Hause wollte, weil ich es nicht ertragen konnte, jemandem in die Augen zu sehen, dann war einfach alles nur eine Riesenverschwörung. Laßt mich doch einfach in Ruhe, ich kann nicht mehr... Aber sobald ich aufstand und mich in Bewegung setzte, waren die Gedanken schon wieder bei der Geldbeschaffung.
"Wer hat hier ein Problem? Ich sicher nicht!"
In dem Punkt stimme ich dir also zu... die Geschichten anderer hätten mich nicht abgehalten. Dennoch sind sie passiert... letztendlich auch mir.

Das muß natürlich nicht so enden, aber es kann.
Keiner will irgendwem etwas Böses, im Gegenteil. Jeder, der aufwacht, bevor er vor einem Scherbenhaufen steht, ist in meinen Augen ein Erfolg. Ich denke, die Motivation der anderen hier dürfte dieselbe sein.

Ich gebe zu... manchmal vergißt man, daß man selbst auch so gedacht und gehandelt hat, aber das heißt ja nicht, daß man das unkommentiert stehenlassen muß.


--- Zitat ---- er ist erst 27 jahre alt
- ee hat keine schulden
- er hat sogar genug geld für einen neuwagen auf der seite usw

--- Ende Zitat ---
Ja. Eine gute Position, um rechtzeitig einen Schlußstrich zu ziehen, bevor es gänzlich aus dem Ruder läuft. Kann man denn überhaupt 'differenzieren'? OB es bei ihm je soweit kommen würde, weiß er nunmal leider erst mit Gewißheit, wenn es soweit sein sollte.
Ich denke aber nicht, daß er das herausfinden möchte.

Natürlich muß jeder seinen Weg finden, und leider ist persönliche Erfahrung immer lehrreicher als das 'Gerede' anderer, trotzdem ist das Reden ja nicht falsch. So ein Forum ist ja nunmal oft die erste Anlaufstelle, und wir bräuchten eine Plattform wie diese nicht, wenn es nach dem Motto laufen würde "Laß ihn mal machen, er wird schon sehen, wo das hinführen kann."

Ich stimme Strelitzie allerdings zu. Finde es gut, daß er nicht einfach verschwunden ist, auch wenn es sich für ihn zeitweise sicher nach einem Kreuzverhör anfühlte.

Im Endeffekt wünscht dir jeder, daß du einen Weg da raus findest, die Fragen und Kommentare der anderen sind ja nicht gemacht worden, um dich zu ärgern, Paul.


Zum Thema 'Ehrlichkeit' in einer Partnerschaft, und wo 'Offenheit' endet, und das 'Abgeben von Verantwortung' beginnt...

Ich habe keine Kinder, und gehe mal davon aus, Paul auch nicht. Die Dynamik in beiden Beziehungen beinhaltet also kein 'Abhängigkeitsverhältnis', jeder verdient sein eigenes Geld. Die Vertrauensfrage ist also im Moment 'nur' grundsätzlicher Natur.
Mein Beitrag bezog sich nicht darauf, ob irgendjemand außer mir selbst (oder in Paul's Fall, Paul selbst) mich von möglichen Fehltritten 'abhalten' könnte. Das könnte mein Partner nicht. Schon allein deshalb nicht, weil ihm meine verschrobene Denkweise fehlt.
Sollte das passieren, bin ich Schuld, und ich allein. Die Verantwortung dafür abzugeben wäre in meinen Augen Selbstbetrug.
Es ging um ein Recht auf Transparenz, gerade auch im Hinblick auf zukünftige Planung und finanzielle Sicherheit. Zu wissen, wo man steht, und das in Entscheidungen mit berücksichtigen zu können.

Früher hätte eine geeignete Hilfe darin bestanden, mir eben nicht zu 'helfen', was ja letztlich dann auch der Fall war. Das Beste, was er tun konnte, war, mich rauszuwerfen. Ein für alle Mal. Ende der Fahnenstange. Auch wenn ihm das nichtmal bewußt war.
Wäre ich nicht so unglaublich naiv und ignorant gewesen, und hätte ich nicht geglaubt, ich müsse das einfach nur aussitzen, wer weiß? Seine Unterstützung hätte ich gehabt, wäre ich ehrlich gewesen, da bin ich mir sicher. Heute wie damals. Ich meine damit nicht finanziell, und auch nicht im Sinne von "So, von nun an kannste ja auf mich aufpassen.", sondern um die Last von meinen Schultern zu bekommen. Das allerdings hätte ein Mindestmaß an Selbstreflektion erfordert, die ich zu dem Zeitpunkt nicht hatte. Das ist heute noch schwierig manchmal.
Reden hätte vielleicht geholfen, in der Zeit danach. Ich weiß es nicht, ich wollte es damals einfach nicht, ich wollte komplett neu anfangen. Ich hatte zuviel Angst vor 'zurück auf Start'.

Was das Hier und Jetzt angeht... nun... da geht es doch eher darum, auf welcher Basis er seine Entscheidungen trifft. Würde er das trotzdem so machen? Ich bin mir ziemlich sicher, daß er das würde. Die Tragweite wäre ihm nicht bewußt. "Ist doch lange her." Ich habe ihn nie direkt bestohlen, zumindest nicht im größeren Ausmaß, damals hatte ich die Möglichkeit nicht, und seine Mittel als Student waren eh begrenzt. Hätte ich es getan, wenn es sich 'gelohnt' hätte? Sehr wahrscheinlich... meine Alternativen waren nicht weniger fragwürdig.
Für ihn wäre es trotzdem 'Schnee von gestern.' Was bliebe, wäre die Frage, warum ich nie was gesagt habe.

Damit bleibt wohl nur noch die moralische Seite. Meine Angst vor Stigmatisierung gegen sein Recht, bescheidzuwissen, bevor er Entscheidungen trifft.
So ähnlich ist es wohl auch bei Paul.

Gesundes Miteinander eben.

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