Glücksspielsucht > Tagebuch
Ich mach mich auf den Weg
gogo:
Gestern habe ich hier geschrieben, das krankheitsbedingt eine gefährliche Langeweile aufkam, die mich doch sehr aufgewühlt und nachdenklich gestimmt hat. Im Nachhinein betrachtet war es für mich so wichtig darüber hier zu schreiben. Ohne dieses Ventil wäre es (vielleicht) zu einem folgenschweren Rückfall gekommen.
Aus meinen ersten Wochen und Monaten als trockene Alkoholikerin weiß ich, dass man oft nur Zentimeter vor dem Absturz immer noch abbremsen kann und auf dem richtigen Weg bleibt. Auch damals hatte ich Ventile, die Explosionen verhindert haben. Zum Glück liegt das schon lange zurück und ich muss nicht an zwei Fronten kämpfen.
Voll und ganz kann ich mich auf den Weg aus der Spielsucht konzentrieren. Um zu trinken oder andere Suchtmittel zu organisieren, muss man in der Regel das Haus verlassen. Bei der Spielsucht im Online-Casino ist man aber leider nur einen Fingerklick vom Rückfall entfernt. Das macht die Sucht zu einem unberechenbaren Gegner.
Und diesen Gegner auszuschalten ist mein Ziel und dafür zu kämpfen lohnt sich allemal.
gogo:
Moin und einen lieben Gruß aus dem hohen Norden,
fast acht Wochen bin ich jetzt schon spielfrei. Eine Zeit die ich sehr intensiv an meinem Ausstieg aus der Sucht gearbeitet habe, sei es in der Suchtberatung, Gespräche mit meiner Psychologin, aber auch auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung in meiner Freizeit. Ich habe wieder angefangen zu malen, gehe wieder regelmäßig schwimmen und verschlinge Hörbücher, um Langeweile zu vermeiden. Da ich wegen meiner Krankheit (Multiple Sklerose) leider arbeitsunfähig und berentet bin, habe ich sehr viel Zeit. Es gibt Tage an denen ich mich beschäftigen kann und wunder mich, dass es schon Abend geworden ist und ich nicht einmal ein Gefühl von Langeweile aufgekommen ist. An anderen Tagen schleichen die Minuten nur so vor sich hin und es schaltet sich ein Kopfkino an. Ich habe nicht mehr den Wunsch oder Zwang zu spielen, aber sehe immer wieder ein Bild von mir, wie ich Stunde um Stunde am PC sitze und spiele. Es ist ein trauriges Selbstbildnis, erschreckend und abstoßend, wie mich das ganze Suchtverhalten verändert hat. Keine Zeit und Interesse mehr an Gesprächen und Kontakten. Auch auf mein Äusseres habe ich keinen Wert mehr gelegt, ebenso war Essen und Trinken zur Nebensache geworden. Dieses Bild auszuhalten fällt mir schwer. Es ist ein Gefühl von Wut und Trauer, aber auch der Wunsch und die Hoffnung, dass dieses Bild langsam verblasst und ich wieder ein Stück meines vorherigen Lebens zurück bekommen darf.
Dazu gehört auch das ich mir selbst wieder Vertrauen schenken kann und auch die Menschen mir wieder vertrauen, die ich so maßlos enttäuscht habe. Es ist hart und tut oftmals sehr weh, aber es lohnt sich.
Liebe Grüße Gogo
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