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Mein Tagebuch - Zeit zum Aufhören

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Karl002:
Hallo liebe Gemeinde!

Ich möchte mal meine Gedanken loswerden:
Mit Ende 20 und nach 8 Jahren gezocke, möchte ich ab heute einen Schlussstrich ziehen. Das letzte halbe Jahr wurden Dimensionen bei mir erreicht, bei der ich glücklicherweise "früh" bemerkt habe, das etwas gewaltig daneben läuft bei mir.
Zu mir: Ich bin verheiratet, glücklich! und habe jetzt Beschlossen in meinem Leben den richtigen Weg einzuschlagen.

Finanziell gesehen, hat mich das Gezocke abzüglich ausgezahlten Gewinne ca. 6000€ gekostet. Überschaubar, aber je früher ich den Schritt gehe, desto weniger erhöht sich diese Zahl.

Bis vor einem halben Jahr, hatte ich ein "gesundes" Verhältnis zum Spielen. Maximal 50€ im Monat verspielt, Gewinne sofort ausgezahlt.
Stand der letzten 6 Monate: monatlich 600€ versunken, Gewinne in Wert von knapp 2000€ nicht ausgezahlt sondern verspielt.

Für mich einfach nur schockierend und beängstigend daran zu denken.

Zudem unzählige Mal meine Frau versetzt,belogen und hintergangen für diese Droge! Beschämend.


Ich möchte gern dieses Medium Tagebuch nutzen, um meine Gefühle loszuwerden, diese Gedanken um das Spielen hier zu veröffentlichen und dies möglicherweise als Ventil nutzen um vielleicht den ein oder anderen Hilfsgedanken zu erhalten. Ich weiß es wird schwer, um so mehr Stolz würde es mich machen aus dem Sumpf rauszukommen.


Diese Gedanke, das ich erst gestern wieder gespielt habe, belastet mich und kostet mich Kraft. Kraft die ich brauche um aus dem Sumpf zu kommen. Je länger ich clean bleibe, desto weniger Kraft benötige ich um NEIN zu sagen.

Ab heute starte ich, kraftlos, gedankenverloren aber zuversichtlich.

Danke fürs lesen und noch mehr fürs Antworten.

Karl002:
Der aktuelle Stand:

- ich habe die Kontrolle bis dato nicht verloren und bin seit Montag nicht mehr schwach geworden. Ein Pluspunkt.

- trotzdem, könnte ich, theoretisch, jeden Moment damit anfangen, wieder zu spielen. Ganz tief in mir drin existiert immernoch eine Lust aufs Spiel. Ich bin etwas besorgt, sollte die Lust in der Zukunft Überhand nehmen. Kennt da jemand ein paar Tricks?


Im Forum Beiträge zu lesen, das hilft. Man fühlt sich nicht mehr alleine.


Ich bin zuversichtlich, mich aus dem Sumpf zu befreien.

Balduin:
Hallo Karl,

toll, dass du dich auf den Weg machst! Geh den Weg weiter!

Ein fester Abstinenzentschluss ist schon mal eine gute Grundlage. Hat man die Sucht erst einmal erkannt und benannt steht einem die Tür offen zu einem Weg, weg von der Sucht. Die Sucht kann nicht geheilt, aber zum Stillstand gebracht werden.

Du fragst nach Tricks, diese Frage hat mich auf beschäftigt. Am liebsten wäre mir ein Pille, die man einwerfen muss. Das wäre für mich sehr angenehm. Das gibt es aber nicht. Die Beschäftigung mit meiner eigenen Geschichte, war für mich sehr wichtig. Es kommen viele Fragen und nicht auf alle gibt es eine Antwort.
Sucht kommt ja von suchen. Gibt es etwas wonach ich gesucht habe bzw. suche? Anerkennung für mich durch geschicktes Spielen? Bequeme Zeit vor der Kiste, regelmäßige Glücksgefühle inclusive? Den Beweis, dass ich Geldverdienen und Spaß gleichzeitig haben kann? Möchte ich eigene Probleme, für die ich keine Lösung finde, verdrängen? Habe ich ein tiefer sitzendes Defizit?

Antworten findest du in dir selbst und in den Geschichten der anderen Spielsüchtigen. Manches passt nicht, aber anderes wie die Faust aufs Auge. Antworten kannst du auch in Selbsthilfegruppen, durch professionelle Beratung oder durch eine Therapie finden. Hilfe und Unterstützung kannst du auch finden, wenn du dich Angehörigen oder Freunden anvertraust. Nimm dir die Hilfe, die du brauchst!

Mir hat u. a. das Bild von Taro sehr geholfen: In mir sitzt ein innerer Spieler, er ist stark, weil ich ihn gut gefüttert habe. Er wird immer stärker, je mehr Futter er bekommt und bringt mich dazu mein Leben zu ruinieren. Bekommt er kein Futter wird er schwächer, aber er bäumt sich immer wieder auf. Er jammert, er quengelt, er flüstert mir Lügen ins Ohr, er will mich verführen.
Die größte Lüge, die er mir eingeflüstert hat: "Du bist schwach, du bist süchtig, ergibt dich in dein Schicksal und geh spielen".

Ich bin süchtig und kann nie wieder kontrolliert spielen.

Viele Grüße

madeira2000:
Hallo Karl,

Tipps habe ich keine, außer natürlich Account sperren lassen, ich stehe ja wie Du am Anfang eines offenbar langen und schweren Weges. Aber ich würde mich sehr freuen, gelegentlich hier zu lesen wie es Dir ergeht - ich glaube daran, dass es hilfreich sein wird hier unter "Gleichgesinnten" seinen Gedanken Raum zu geben.

Karl002:
Danke euch beiden!

Aktueller Stand: 1 Woche clean!

Positiv:
- ich habe nicht gespielt
- casino Werbungen triggern mich aktuell nicht
- meine Gedanken fürs Spielen kann ich kontrolieren
- in einer Freizeitphase(in der ich sonst immer gespielt habe) konnte ich das Verlangen abwenden
- meine Verluste aus der frühren Zeit triggern mich ebenso weniger als sonst

Negativ:
- nur eine Woche, aber zumindest der erste Schritt
- Gedanken sind immernoch häufig da
- Theoretisch könnte ich sofort anfangen zu spielen, wenn ich nicht standhaft wäre


Ich bin aktuell gut motiviert und bin überzeugt die nächste Zeit gut und clean zu überstehen.

Meiner Meinung nach, ist die Hemmschwelle zum Spielen größer, je länger man nicht mehr spielt.


Danke für euer Gehör.

Schön, dass es dieses Forum gibt.

Bis Bald!

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