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Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse
Ambivalenzforscher:
Lieber Radfahrer,
ich habe mir deine Beiträge aufmerksam durchgelesen und habe eine relevante Frage an dich: Weshalb hast du dich hier im Forum registriert? Ist dir bewusst, dass dies ein Glücksspielsucht Forum ist, wo Menschen Unterstützung suchen um vom spielen loszukommen, um wieder ihr Leben in gesunde Bahnen zu lenken.
Deine Beiträge sind voller Trigger und eine "Ohrfeige" für jeden, der das Spielen wirklich loslassen möchte.
Ich wünsche dir Selbstreflektion und freue mich über Antworten.
digger:
lieber Radfahrer,
tscha, da iss ja einiges an input hinzugekommen. Ich versuche immer zu verstehen, was der/die andere genau meint. Ich bin über „irrationale Suchtspirale“ gestolpert. Frau Gugel konnte mir da auch nicht weiterhelfen. Frage: gibts auch ne „rationale Suchtspirale“?
Frau Gugel hat mir zur Suchtspirale einen Artikel in scinexx.de vorgeschlagen. Ich zitiere:
SUCHT:
„Sie dient oft als Ersatzbefriedigung für etwas, was man nicht anders bekommt“, sagt Mörsen. Wer beispielsweise im Job keine Anerkennung oder in der Ehe keine Bestätigung bekomme, der suche positive Gefühle und Erlebnisse auf andere Weise. Schnell wird das Suchtverhalten dann zum zuverlässigen Strohhalm, nach dem man immer greifen kann und der so eine Flucht vor den eigenen Problemen ermöglicht.
SUCHTSPIRALE:
Doch bald muss die Reizintensität erhöht werden, um die gleiche Zufriedenheit wie am Anfang zu erzielen. Ein Teufelskreis beginnt.
„Sucht ist keine Einbahnstraße. Viele schaffen es ohne professionelle Hilfe, sich dem Suchtverhalten lang genug zu entziehen, so dass der Druck geringer wird“, sagt Mörsen.
Da steht nix von umprorammieren, nix von „wie kann ich fröhlich und glücklich meiner Sucht / meinem Hobby fröhnen, wenn ich nur bestimmte Regeln einhalte“………
Sagmal zu Deinen Regeln (ich zitiere):
Positives Gefühl zieht man aus den Regeln, nicht aus einem imaginären Gewinn.
Also das Halten an Regeln ist wichtiger und erfüllender geworden, als ein Gewinnstreben.
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Nehmen wir mal an, Du tätigst ein Geschäft bei dem Du nicht mehr als 5 % verlieren möchtest. Du steigst rechtzeitig aus und hast nen Betrag x in den Sand gesetzt. Bist Du dann zufrieden, ist Dein Tag erfüllt, hast Du ein positives Gefühl weil Du Deine Regel eingehalten hast????
ich würde mich ärgern, ich würde mich minderwertig fühlen weil ich den Markt falsch eingeschätzt habe…….
Gruß Rainer
Rolf1111:
Hallo, ich bin auf dieses Forum gestoßen und finde es sehr hilfreich. Entscheidend ist, dass die Lebensqualität unter der Sucht enorm leidet. Ich habe 2011 angefangen mit Knockout-Produkten zu handeln. Ich habe bis 2013 ca. 700.000 EUR verloren. Bin völlig am Ende gewesen und habe im Freundes und Bekanntenkreis Schulden gemacht. Ich hatte vollkommen die Kontrolle verloren. Ich habe Tag und Nacht nur aufs Handy geschaut und die Kurse verfolgt. Wenn in den USA der Handel beendet war, habe ich nachts im Bett gelegen und mir die Kurse in Asien angeschaut. Ich habe melne Familie und meine Freunde völlig vernachlässigt und bin depressiv geworden. Ich habe dann schlagartig aufgehört und mir ging es sehr gut. Ich habe einen sehr gut bezahlten Job und habe mich in die Arbeit gestürzt. Es ging alles gut bis 2020. Dann bin ich in der Corona-Krise wieder eingestiegen. Ich habe auf fallende Kurse spekuliert. Das ist gründlich daneben gegangen, nachdem die Notenbanken die Geldschleusen aufgemacht haben und die Kurse rasant gestiegen sind. Bis jetzt sind weitere 300.000 EURO weg. Obwohl ich sehr gut verdiene, bleibt am Monatsende nichts übrig und ich habe auch zwei Kredite aufgenommen. Ich habe sogar eine teuere Uhr ins Pfandhaus gebracht. Das Geld habe ich sofort an der Börse verzockt. Ich habe sehr viel Geld verloren aber man hat nur ein Leben und letztlich will ich nicht auch noch meine Gesundheit und meine Familie verlieren. Ich werde mir dieser Scheisse aufhören, es ist Selbstvernichtung. Ich ärgere mich so sehr, dass ich 2020 wieder angefangen habe. Ich bin es aber selbst Schuld. Ich hatte wieder ein schönes Leben und habe wieder alles ruiniert. Es ist unglaublich.
digger:
Hallo Rolf,
sei gegrüsst. Zunächst mal, die Zahlen die Du präsentierst sind sportlich.
Sag mal, Du redest von Sucht, von Deiner Sucht – wie stehst Du denn dazu? Du hast 2011 mit Scheinen angefangen – da hast Du doch bestimmt auch schon vorher einige Zeit mit Börse verbracht. Von 2011 bis 2013 700k verbraten, 7 Jahre Ruhe und dann von 2020 bis jetzt nochmal 300k verbrannt. Richtig? Was war in den7 Jahren dazwischen? Zwangspause? Oder hattest Du die Sucht im Griff oder hast Du Dich in dieser Zeit als normalhandelnd aber nicht süchtig gesehen?
Wie ist Deine Familie mit der Situation umgegangen? Wusste jemand Bescheid oder hast Du heimlich Kurse gecheckt?
Du schreibst „seit 2020 habe ich bis jetzt ….“ d.h., Du warst am Freitag noch aktiv?
„ich habe sehr viel Geld verloren aber man hat nur ein Leben“ …. DU hast nur ein Leben
Ich wünsch Dir, dass Du Dein schönes Leben wieder findest!
Gn8 Rainer
Rolf1111:
Hallo Rainer, die ersten Erfahrungen hatte ich mit Optionsscheinen schon in jungen Jahren gesammelt. Ein Freund hatte mir erzählt, wie viel Geld er mit Aktien und Optionsscheinen verdient. Es war die Anfangszeit des Neuen Marktes. Ich habe dann erst 2011 wieder neu angefangen bis 2013. 2011 hatte ich auch erst gute Erfolge. Dann bin ich gierig geworden und mir hat der Nervenkitzel gefallen. Es ging mir nachher gar nicht mehr ums Geld. Ich hatte jeglichen Bezug zum Geld verloren. Es ist etwas anderes wenn Du 40.000 Euro in der Hand hast oder die Zahl nur eintippst. An Gewinnen konnte ich mich nur kurz erfreuen. Sobald ich gewonnen hatte , ist es ein Drang gewesen, sofort wieder zu setzen, mit höherem Risiko. In der Zeit von Ende 2013 bis 2020 habe ich nicht gehandelt. Dann habe ich gedacht, ich hätte aus meinen Fehlern gelernt und könnte jetzt besonnener agieren. Das war ein Trugschluss. In der Zeit von 2011 bis 2013 wusste meine Familie Bescheid. Das ich 2020 wieder angefangen habe, habe ich verheimlicht. Am letzten Freitag hatte ich das letzte Mal gehandelt. Nachdem die Nasdaq schon ziemlich gefallen war, hatte ich Longpositionen mit hohem Hebel aufgebaut, die dann gegen Handelsschluss ausgeknockt worden sind. 15.000 Euro waren wieder pfutsch. Ich hatte mir vorgenommen Montag weitere Longpositionen aufzubauen. Ich habe aber Samstag beschlossen endgültig aufzuhören. Ich schaue mir keine Charts mehr an und lese keine scheiss Börsennachrichten mehr. Soll die FED machen was sie will. Ich muss die Finger von Aktien etc. lassen. In der Zeit von Ende 2013 bis 2020 hatte ich es geschafft. Ich hatte mir allerdings einer anderen Sucht zugewendet und bin arbeitssüchtig geworden. Ich hatte auch da keine Grenze gefunden. Ich wollte einfach nicht mehr an die Börse denken. Letztlich verdient man sein Geld durch Arbeit. Ich hätte sicherlich auch ohne großes Risiko in Fonds oder dergleichen investieren können. Das hat mich aber nicht interessiert. Es musste der Kick dabei sein; Adrenalin vielleicht. Mir hat Mal jemand gesagt, Spielsüchtige spielen nicht um zu gewinnen, sondern um zu verlieren. Klingt irgendwie nicht logisch, aber weshalb geht man bzw. gehe ich dann bewusst so ein Risiko ein. Und ich weiß, dass ich das Risiko immer weiter steigern muss. Ist schon bekloppt zumal ich nicht nur das Geld, sondern auch meine Familie, meine Gesundheit und meine Lebensfreude aufs Spiel setze. Wofür? Das muss aufhören ein für allemal.
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