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Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse

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Aranyaka:

--- Zitat von: Kontrollverlust am 12 Mai 2022, 11:44:31 ---Wäre ich wieder auf Null würde ich sofort stoppen, da bin ich mir sicher. Ich hatte ja immer wieder längere Phasen mit Börsenabstinenz und sie hat mir dann auch nicht gefehlt.
--- Ende Zitat ---
Da glaube ich auch nicht dran. Wenn ich mit Zocken Gewinne erzielt (oder Verluste reingeholt) habe, war das ja ein Beweis, dass Zocken doch funktioniert. Ich bin so mehrmals an der null (oder anderen willkürlich gesetzten Zielmarken) wieder nach unten abgeprallt.

Was anderes ist, wenn Du wieder mit einer nachhaltigen Strategie wieder auf null kommst. Sie meine Geschichte oben, ich habe von 40.000 Euro Verlust 30.000 wieder reingeholt. Über 3 Jahre, mit ca. 1.000 Trades. Also 30 Euro durchschnittlicher Gewinn Pro Trade, kann man sich leicht ausrechnen. Tatsächlich waren es stets zwischen 300 und 500 Euro Gewinn oder Verlust pro Trade. Und insgesamt überwog halt die Zahl der Gewinntrades, oder die Gewinne waren etwas höher als die Verluste. Das hat für meine Begriffe mit Zocken nicht viel zu tun, es ist eher Arbeit - ich spüre da auch kein gieriges Suchtmännchen. Dass das bei mir manchmal erwacht, ist ein anderes Problem.

Natürlich ist die Frage, ob man seine Zeit so verwenden möchte. Aber wen einen Börse interessiert, warum nicht?

Wolfgang:
Hallo Aranyaka!

Im Prinzip bräuchte ich einen Broker, der nur eine bestimmte Anzahl Trades mit einem gewissen Volumen pro Tag zulässt. Leider gibt es das genausowenig wie einen Kühlschrank, aus dem man pro Tag nur eine gewisse Zahl Kalorien entnehmen kann.
[/quote]

Das einzige was du brauchst, ist eine klare Entscheidung. Entweder entscheidest du dich für ein "Weiter so", dann nimm bitte auch die von dir benannten Nachteile in Kauf. Oder du lässt schlicht und ergreifend die Finger davon und nutzt die Zeit anders.
Momentan geht die Tendenz zu Variante 1, dass lese ich zumindest so heraus. Da macht es auch wenig Sinn darauf zu verweisen, dass du dich gerade deiner Sucht beugst.
Kleiner Tipp: Die schwerere, aber mit Abstand bessere Entscheidung ist daher Variante 2. Das sagt einer, der diese Denkweise kennt und auf einem anderem Gebiet der Sucht richtig auf die Schnauze gefallen ist.
"Wasch` mich, aber mach` mich nicht nass" schrieb Olli. Das scheint tatsächlich dein Wunsch, nur in Erfüllung gehen wird er nicht.

Alles Gute

Wolfgang

digger:
Hi ARANYAKA,

nach Deiner Vorstellung und Ollis Antwort dachte ich , da bräuchte ich nicht drauf einzugehen weil Olli ja schon alles Wesentliche gesagt hat . Aber mit #134 haste mich aus der Reserve gelockt:

Du machst hier ein Riesenfass auf . Ambivalenzforscher hat im April angeregt, dass wir uns des Themas annehmen sollten. („Da ich selbst einer von vermutlich vielen Betroffenen bin und die Dunkelziffer im Bereich Börse/Daytrading meines Erachtens nach sehr hoch ist, würde ich es für sinnvoll erachten, dass dieses Thema mehr in den Fokus rückt. Insbesondere Regulierungen zum "Schutz" spielsüchtiger Menschen fehlen hier komplett.“) Hat halt keiner reagiert, weil wir wohl alle mit dieser Aufgabe überfordert sind.

Also was möchtest Du:

1.) Deinen Vater übertreffen und mehr als Haus und Hof verspielen?

2.) Deine menschlichen „Schwächen“ beim Traden ausschalten und mehr zum computergestützten   Handelssytem werden? (und damit zum erfolgreichen Trader werden)

3.) möchtest Du, dass wir uns mit der Speckschwarte des Kapitalismus (die Börse) anlegen?

1.) musst Du alleine erledigen.
2.) solltest Du eine Fachklinik aufsuchen (Essstörungen, Mediensucht o.ä.)
3.) schliess Dich mit Ambivalenzforscher kurz – vielleicht ist er schon etwas weiter.

Ich kann Dir nur raten, investiere Deine Knete in Aktien, schmeiss Dein Händi ganz weit weg und schau in ein paar Jahren wie sich Dein Depot entwickelt hat.

gruß Rainer

Olli:
Hi!

Entschuldige, wenn ich zu undeutlich war ...


--- Zitat ---Vielleicht ist der Vergleich mit dem Essgestörten am besten.
--- Ende Zitat ---


Nein, tut er nicht. Grundsätzlich dient das Traden nicht den überlebenswichtigen Aktivitäten, ohne die wir nicht sein können.


--- Zitat ---Ich denke die ganze Zeit ans Essen (Thema 1), esse aber 95% der Prozent aber normal und gesund.
--- Ende Zitat ---

Ein Suchtkriterium ist nun mal die steigernde Beschäftigung mit der Sucht. Wenn Du hier bereits sagst, dass sie 95 % Deines Denkens beherrscht, dann ist die Sucht bereits weit fortgeschritten. Dabei ist es unerheblich, ob Du sie als Handlung tatsächlich ausübst ... die Suchtausübung. Es gibt Studien, die belegen, dass bereits Vorbereitungen zum Glücksspiel die gleichen Körperreaktionen hervorbringen, wie die Suchtausübung selbst.


--- Zitat ---Alle 2 bis 3 Monate überkommt mich eine Fresattacke (Thema 2), wo ich eine Woche lang nichts anderes mache und 10 kg zunehme,
--- Ende Zitat ---

Wir nennen so etwas Quartalssäufer/-spieler ...
Macht es aber die eigentliche Problematik geringer oder wird sie dadurch erhöht? Der Kern ist: Du musst diese 10 kg mit Dir herumschleppen und Aufwand betreiben, diese Kilos wieder los zu werden.


--- Zitat ---Ich verdiene gut, habe ein gewisses zusammengespartes Vermögen und sehe nicht ein, das den Rest meines Lebens auf dem Sparkonto liegen zu lassen
--- Ende Zitat ---

#räusper# ... also verspekulierst Du es lieber?
Zunächst einmal ... prima, dass Du gut verdienst und auch ein gewisses Vermögen Dein Eigen nennen darfst. Du wirst aber sicher schnell merken ... wenn Du die Suchtausübung weiter betreibst, dann wird sich Beides recht schnell verflüchtigen.
Wozu ist das Geld gedacht, was am Ende des Tages übrig bleibt? Für mich ganz klare Sache: Um mir selbst etwas zu gönnen!
Du gönnst Dir damit zu spekulieren - Deinen Gefühlen in gewissen Bahnen freien Lauf zu lassen. - Willkommen im Club!


--- Zitat ---Fällt das aktive Anlegen nach Deiner Einschätzung schon unter Suchtausübung?
--- Ende Zitat ---

Sobald ein Risiko eingegangen wird in kurzen Intervallen - Ja!
Kaufe Dir doch ein Grundstück. Bei den heutigen Bodenrichtwertexplosionen gibt es kaum mehr Rendite für wenig Risiko.


--- Zitat ---Ich bin inwzwischen ein wirklich umsichtiger und vorsichtiger Anlieger, nur machmal überkommt mich eben das Suchtverhalten. Ist es nicht legitim und vorstellbar, das Abdriften in das Suchtverhalten in den Griff zu bekommen?
--- Ende Zitat ---

Das meinte ich mit der Diskussion mit der Sucht. Wieso willst Du unbedingt etwas in den Griff bekommen, von dem Du Dir schon länger bewiesen hast, dass es nicht klappt?
Gibt es überhaupt einen Beweis, dass Du das schaffen kannst? Oder geht es der Sucht in Dir um die reine Beweisführung - denn dazu musst Du die Sucht aufrecht erhalten!


--- Zitat ---Im Prinzip bräuchte ich einen Broker, der nur eine bestimmte Anzahl Trades mit einem gewissen Volumen pro Tag zulässt.
--- Ende Zitat ---
Du brauchst einen Kellerraum mit genug Steckdosen für Deine Heimspielo ...

Du musst Dir bewusst machen, dass jede Suchtausübung immer auf Deine Gefühle abzielt und diese bedient. Das ist so banal wie einfach. Also stellen sich eigentlich immer andere Fragen als die. die Du Dir gerade stellst (was aber fast immer auch der Fall ist).
Wieso brauche ich diesen Kick? Wieso reicht mir das Normale im Leben nicht aus? Wann treten die Spekulationsattacken auf? Ist ihnen irgend etwas voran gegangen, was sie ausgelöst hat? Wieso denke ich so viel an Geld? Wieso ist es mir so wichtig? Steht es bei mir für etwas? Kann ich dieses Etwas benennen oder ist da bei mir ein blinder Fleck? ...

Aranyaka:
Danke Euch dreien für Eure Antworten, die bei mir einen sehr hilfreichen Denkprozess in Ganz gesetzt haben.

Zunächst glaube ich, dass ich meine Themen getrennt, d.h. nacheinander angehen muss. Zuerst kommt das ständige Kurs- und Depotchecken dran, weil das wirklich sinnfrei ist und zu einer großen Einbuße an Lebensqualität führt. Bin da schon weiter also vor zwei oder drei Jahren, gehe das jetzt aber noch wesentlich konsequenter an. Wobei es sich da wohl tatsächlich um keine (Glücks-)Spielsucht handelt, sondern eher um das was andere mit Facebook oder Instagram machen. Ich habe die Möglichkeit, die entsprechenden Apps auf dem Handy für bestimmte Zeit zu sperren und werde davon nun konsequent Gebrauch machen. Alle ein oder zwei Stunden für fünf Minuten schauen, so wich ich aktuell auch Nachrichten lese, gestehe ich mir zu. Sind die Apps auf diese Weise gesperrt, kann ich auch nicht traden, d.h. erst wenn ich es schaffe, auch ohne Sperre den Apps zu widerstehen, kann ich überhaupt wieder traden.

Das Traden selbst ist ein etwas komplizierteres Problem denn damit verdiene ich ja tatsächlich Geld und verliere keines. Ja, da waren große Anfangsverluste im ersten Jahr - damals habe ich aber auch Sachen gemacht, die ich heute niemals machen würde, auch nicht ansatzweise. In den darauf folgenden 3,5 Jahre habe ich die Verluste fast komplett wieder reingeholt und zwar nicht durch überriskantes Zocken sondern durch viele kleine, systematische Trades. Wie geschrieben: Das ist wie Arbeit und läuft durchaus kontrolliert ab. Ich wäre auch schon ziemlich deutlich im Gewinn, wenn mich eben nicht alle paar Monate diese "Quartalszockerei" überkommen würde. Es läuft wirklich so: Depot über drei Monate kontrolliert um 6.000 Euro hoch - und dann in wenigen Tagen um 4.000 runter. Über vier Monate um 8.000 hoch - und dann in einer Woche um 6.000 runter. Es bleibt aber immer was übrig, d.h. ich finde stets die Notbremse bevor es richtig schlimm wird.

Von Diggers Varianten möchte ich klar 2. Ich verachte meinen Vater dafür, dass er die Familie ruiniert hat - und wahrscheinlich bewahrt mich genau das davor, es so exzessiv zu betreiben wie er. Bei Punkt 3 teile ich die Diagnose von Ambivalenzforscher - es ist aber aktuell nicht mein Anliegen, da etwas zu verändern. Wobei ich im Moment nicht verstehe, was eine passende Fachklinik wäre und auf welche Weise die dabei helfen kann.

Kapitalmärkte sind wirklich etwas anders als "Spielos", die ja nur funktionieren können, wenn sie in Summe weniger ausschütten als man reinwirft. Es ist ein Nullsummenspiel (abzüglich gewisser Kosten für den Broker, die jedoch vernachlässigbar sind wenn man es richtig macht - einen Kontrakt im Wert von 10.000 Euro zu eröffnen und wieder zu schließen kostet genau 1 Euro) und wenn einem bestimmte Setups liegen kann man mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit mit Gewinn rausgehen, wenn denn dieses Setup kommt. Das habe ich in den letzten 3,5 Jahren (was schon eine recht lange Zeit ist) unter Beweis gestellt. Mit über 1.000 Trades in wechselhaften Marktphasen, das sind also keine Glücktreffer.
Und der Gewinn bleibt übrig trotz der Zockerepisoden, die mich nachweislich immer wieder zurückgeworfen haben. Wichtig ist eben, dass man auf diese Setups warten kann und nicht aus Lust auf Nervenkitzel in irgendwelche Marktlagen reingeht. Und dann wieder und dann wieder, immer mit höheren Einsätzen natürlich.

Mit dem ist jetzt erst mal Schluss - bis ich es schaffe, mit dem Checken aufzuhören. Mal sehen, wie gut mir das gelingt; heute war jedenfalls schon mal ein guter Anfang. Und tatsächlich kamen gleich Gefühle hoch, denen ich letzter Zeit kaum Beachtung geschenkt habe - das werde ich jetzt wieder mehr tun.

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