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Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse

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Rubbel:
*Cha-Cha-Cha*

SuchtkrankerMensch:
*Respekt* PM...

Gamblerjoe:
Der andere Weg ist, wenn man sein Geld einem Unternehmen das gerne in den Medien genannt wird anvertraut und nach 5 Jahren merkt, dass man zwar keine Verluste eingefahren hat aber in erster Linie hohe Gebühren bezahlt hat. Rendite plus minus Null. Die Finanzwerte haben im selben Zeitraum nicht unerheblich zugelegt. Auch dies ist nicht sehr angenehm. Und fördert bestimmt nicht das Vertrauen in die Finanzindustrie. Heute mache ich alles ausser die Finanzierung der Wohnung online und fasse langsam aber sicher wieder mehr Selbstvertrauen.

Wichtig ist, dass man erkannt was schief gelaufen ist und daraus seine Lehren zieht.

Future:
Also mir geht es auch so 24 h Vollgas im Kopf. Das macht's mit der sucht nicht leichter

Aranyaka:
Danke für Eure Beiträge und PN. Ich sehe hier drei etwas unterschiedliche Themen und versuche, die ein wenig zu entflechten:

1) ADHS und Spielsucht/ Trading-Sucht generell

Dazu ist in diesem Forum ja schon einiges geschrieben worden. Aber fast zu wenig dafür, dass es da so klare Zusammenhänge gibt. Schön knapp zusammengefasst sind die z.B. hier: Edit Olli: schädlichen Link entfernt

Kernsatz für mich ist: "Betroffene seien leicht abzulenken und reagierten auf starke Stimuli. Anders als bei alltäglichen oder beruflichen Aktivitäten ermöglichten es besonders stimulierende Aktivitäten den Betroffenen, auch über längere Zeit 'bei der Sache zu bleiben'. Eine solche besonders stimulierende Aktivität könne das Glücksspiel sein, insbesondere an Spielautomaten mit ihren typischen blinkenden bunten Lichtern und eindringlichen Klängen." Oder eben sich ständig bewegende Charts, an welche die eigenen Gewinne oder Verluste geknüpft sind.

Und gemeinerweise gibt es eine Dosis, die durchaus hilfreich sein kann. Um das zu erklären, möchte ich ein wenig ausholen: Es gibt ADHSler, die in Großraumbüros am besten arbeiten können. Der ständige Geräuschpegel, das Hin- und Herlaufen der Leute sorgt für eine Grundstimulation, auf deren Grundlage konzentriertes Arbeiten dann einigermaßen möglich ist. So geht es mit tatsächlich auch. Habe eine Anekdote gelesen von einem ADHSler mit Schlafstörungen, der entdeckt hat, dass er am besten einschlafen kann, wenn seine Mutter gerade staubsaugt. Also kam er auf die Idee, das Staubsaugergeräusch aufzuzeichnen und immer anzuhören, wenn er abends ins Bett ging - und auf einmal konnte er gut einschlafen. Das wurde später zum Problem, als er mit seiner Freundin zusammenzog ;)  Aber zurück zum Thema: Ein parallel zur Arbeit laufender Trade, eine kleine Position die über den Tag einen überschaubaren Gewinn oder Verlust bringt, kann auch eine solche Funktion erfüllen und die Aufmerksamkeit des ADHSlers im positiven Sinne binden. Was für Neurotypische eine Ablenkung oder Störung wäre, kann für den ADHSler etwas sein, das ihm bei seinem eigentlichen Vorhaben (Einschlafen oder Arbeiten) hilft, weil es für eine Grundstimulation sorgt. Klingt vielleicht seltsam, ist aber tatsächlich so... um das zu illustrieren habe ich auch die Anekdote mit dem Staubsauger eingebaut.

So habe ich das mehr oder weniger während der Corona Home Office Zeit gemacht. Ein bisschen Trading nebenbei hielt mich am Schreibtisch und hat mir tatsächlich geholfen, meine auch damals schon nicht wahnsinnig spannende Arbeit zu bewältigen. Das war die Zeit, in der ich auch tatsächlich Gewinne gemacht und mein Konto von -50.000 zurück auf null geführt habe. Aber ja, ich habe in dieser Zeit wohl ein Suchtverhalten etabliert. Was uns zum zweiten Thema führt:


2) Meine Geschichte mit ADHS und Trading

Da es sich hier um ein Suchtforum handelt, habe ich gestern vor allem von meiner Sucht geschrieben. Ich habe daneben sehr wohl ein Leben, und zwar ein ziemlich gutes mit Frau, Kind, Eigenheim und etablierter Selbständigkeit. Ich reise gerne (bin in diesem Moment in Griechenland), habe Freunde, bin viel in der Natur, genieße gerne... Habe aber tatsächlich Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung. Einkaufen ist eine überfordernde Stresssituation, Aufräumen ein Kraftakt den ich so lange wie möglich vor mir herschiebe. Inzwischen weiß ich, dass das zum ADHS-Symptomkomplex gehört. Ritalin habe ich über ein Jahr lang genommen (30 mg, also eher gering dosiert; würde auch sagen, dass ADHS bei mir eher nicht so stark ausgeprägt ist) und über Weihnachten auf Anraten der Psychiaterin eine Pause gemacht die ich bis heute verlängert habe. Weil ich merke, dass ich auch ohne Ritalin besser klar komme als vor der Diagnose - wohl durch die Verhaltenstherapie und die Gewohnheiten, die ich mir während der Ritalineinnahme zugelegt habe. Aber tatsächlich war auch das Trading ein Baustein meiner Bewältigungsstrategie! Einen direkten Zusammenhang (positiv wie negativ) zwischen Ritalin und meinem Tradingverhalten konnte ich nicht feststellen.

Es gab Phasen, in denen der Frust über den Alltag besonders stark war. Ausgeprägt 2018, danach nur sporadisch und wieder recht ausgeprägt seit 2021 - was auch der Anlass war, mich hier anzumelden. Das Trading wurde dann von einem netten Spielchen nebenher zu dem manischen Rausch, den ich oben beschrieben habe. Aber eben keineswegs täglich sondern in Episoden, deren Frequenz und Heftigkeit in letzter Zeit jedoch deutlich zugenommen haben. Doch auch das lief noch in einem einigermaßen kontrollierten Rahmen ab, ich hatte stets rund 250.000 Euro auf termingeschäftsfähigen Konten liegen. Gezockt habe ich immer nur mit kleinen Teilen davon, mehr als 2.000 oder 3.000 Euro Verlust (oder Gewinn) ist an einem Tag fast nie entstanden - obwohl wesentlich höhere Risiken jederzeit möglich gewesen wären. Deshalb war das vor zwei Wochen ein echter Schock, weil ich da genau diese Grenzen überschritten habe.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist der Wunsch, dem stressdurchsetzten Alltag zu entfliehen. So wie jetzt in Griechenland in der Sonne auf dem Balkon zu sitzen, nachher mit meiner Tochter zu spielen und im Meer zu baden - wunderbar. Dafür braucht es halt Geld, und das erhoffte ich mir mit dem Trading zu verdienen. Bis vor dem Schock vor zwei Wochen fand ich das nicht mal unrealistisch und selbst jetzt glaubt ein Teil von mir noch daran. Aber dem ziehe ich jetzt mal den Stecker.

Als meine nächsten Schritte halte ich eine stationäre Therapie oder das Übertragen meiner Finanzen an jemanden anderen für übertrieben. Möchte das aber zur Diskussion stellen weil es natürlich sein kann, dass ich mir da in die Tasche lüge. Eine SHG und/ oder ambulante Therapie scheinen mir dagegen sinnvoll. Bis vor zwei Wochen war keine echte Krankheitseinsicht da, sonst hätte ich hätte ich nicht mein ganzes Vermögen auf Trading-Konten liegen gehabt. Das ändere ich jetzt, und erhalte mir mit Zugriff auf ungehebelte Anlageformen die Möglichkeit, mein Geld sinnvoll anzulegen.


3) Schutz Tradingsüchtiger

Was ich erlebt habe bei dem Unterfangen, mein Kapital zu schützen, fand ich völlig unbefriedigend. Man kann seine Risikoklasse so ändern, dann man keine hochriskanten Geschäfte mehr tätigen kann, oder nur noch ganz konservative. Aber ein mit ein paar Klicks hat man seine Termingeschäftsfähigkeit wieder. Hier sollte es die Möglichkeit geben, sich für bestimmte Fristen zu sperren bzw. eine Wiederzulassung nur mit gewissen Vorlaufzeiten zu ermöglichen.

Ebenfalls relativ leicht umsetzbar wäre es, den Kauf von KO-Zertifikaten nur bis zu einem gewissen Hebel zu erlauben. Bei CFD wurde das bereits umgesetzt (maximaler Hebel 1:20), sie bleiben aber für meine Begriffe Teufelszeug und die dafür gemachten Apps sprechen das Zockerherz besonders an. Hinzu kommt, dass man damit erzielte Verluste steuerlich kaum verrechnen kann. Bei KO-Zertis kann man jedoch wesentlich höher hebeln, bei meinem Kamikaze-Trade habe ich einen Schein mit einem Hebel von fast 200 gekauft (was ich bei klarem Verstand niemals gemacht hätte!!). Das heißt: Mit einem Einsatz von 10.000 Euro bewegt man 2 Mio. Euro! Bewegt sich der Basiswert um 0,5%, verändert sich der Kontostand um 10.000 Euro - wenn nach unten, ist das gesamte eingesetzte Kapital weg - und das kann leicht in weniger als einer Stunde passieren. Bei Hebel 50 sind es 2%, das kann sich innerhalb eines Tages locker ereignen. Eine Regelung, dass Scheine nicht mehr zu Kauf angeboten werden dürfen, sobald der Hebel 20 überschreitet, wäre zumindest ein Minimalschutz der "Anleger". Bewusst in Anführungszeichen, denn schon wer Hebel oberhalb von 20 kauft legt nicht mehr an sondern zockt. Zumindest in 99% der Fälle.

Keine Ahnung, wie und wo man so was einsteuern kann. Aber der Schutz Tradingsüchtiger geht tatsächlich gegen null und da es gar nicht so wenige davon gibt, ist das eigentlich untragbar.

Schließe mich digger an, es wäre schön auch von den anderen Betroffenen mal wieder etwas zu lesen!

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