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Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse

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blow_up:

--- Zitat von: 10er_Hebel am 26 März 2025, 21:23:15 ---Ich erkannte, dass die Darstellungsweise / verspielte Zugänglichkeit der Neobroker für mich ein Problem werden könnte und habe mein Konto dort aufgelöst und ein Depotübertrag zu meiner Hausbank veranlagt. Die hohen Trade-Gebühren dort würde mich sicherlich vom Traden abhalten - so dachte ich.

In den letzten Jahren und vor allem Monaten wurde ich allerdings dennoch immer risikofreudiger, entdecke Hebelprodukte und begann mein wenig Erspartes für diese zu verwenden. Immer mehr Geld, immer höhere Hebel und Risiken. Bis zum heutigen Tag an dem das wenig Ersparte gänzlich verspielt wurde. Insgesamt habe ich beim Daytrading 15.000€ "verspielt".
Mit Ausnahme meines kleinen ETF-Sparplan der im Hintergrund weiterläuft habe ich nun keinerlei Rücklagen mehr und damit auch kein Kapital das ich einsetzen könnte. Allerdings kommt jetzt die große Panik auf. Zudem schäme ich mich so sehr für all das, so dass ich es bisher niemanden erzählt habe. Ich bin 33 Jahre alt und habe so überhaupt noch nicht fürs Leben vorgesorgt.

Noch viel mehr größer als der große finanzielle Schaden ist für mich das Leid ständig über Trading nachdenken zu müssen, neue Einstiegschancen zu erörtern, ständig Blick ins Depot, heir rein, da raus. Ich habe das nicht unter Kontrolle. DIe Gedanken kreisen nur darum. In anderen Situationen wirke ich abwesend.

--- Ende Zitat ---
Grüß Dich, ich hab bisher im Faden schon einiges geschrieben und bin vor rund 5 Jahren auch auf dieses Forum gekommen, als ich mit Futures und Optionen einen sechsstelligen Betrag verzockt habe. Rückblickend bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung, auch wenn es sich damals überhaupt nicht danach angefühlt hat. Und das ist sehr wohlwollend umschrieben ;-) Weglaufen war keine Option (hihi), da ich auch beruflich damit zu tun hatte und immer noch habe. Also musste ich mich auf den Hosenboden setzen und mich mit dem Verursacher des Problems intensiver beschäftigen, war eine sehr erkenntnisreiche Zeit. Stelle Dir die Frage: unterliegst du einer Kontrollillusion? Ist es Eskapismus? Einfach nur Langeweile? Eine Mischung aus alldem? Und eine ernst gemeinte Bitte: denke nicht daran, irgendwas "wieder zu holen" - was passiert ist, ist passiert.


--- Zitat von: 10er_Hebel am 26 März 2025, 21:23:15 ---Ich habe lange darüber nachgedacht, was für mich eigentlich den Reiz daran ausmacht. Alleine die Aussicht darauf seinen Einsatz zu vervielfachen lässt es mich schon in den Fingern krabbeln. Vielleicht ist es auch das Bedürfnis nach Anerkennung / Wertschätzung wenn man sagen könnte "Übrigens, ich habe im letzten Jahr Summe X mit Aktien gemacht -nebenbei". Ganz sicher ist es auch um etwas zu kompensieren: Einsamkeit. Eine Beschäftigung für mich, die mir den kurzzeitigen Dopamin-Schuss gibt mit Aussicht auf Erfolg.

Habt ihr vielleicht Tipps oder Gedanken hierzu für mich?
Wie geht ihr damit um wenn ihr merkt, dass es in euern Fingern kribbelt? Was macht ihr in der Situation dann stattdessen? Wass ist eure Motivation es dann eben NICHT zu tun und nicht ins Daytrading zu gehen?

--- Ende Zitat ---
Mit den Dopamin-Kicks ist das so eine Sache, ich habe mich tiefergehend damit beschäftigt als ich mein Trinkverhalten in die Frage gestellt habe und mittlerweile keinen Alkohol mehr trinke. Ich erinnere mich noch daran, als ich mir das erste Mal selbst die Frage gestellt habe ob ich komplett darauf verzichten könnte, so fand ich das ziemlich abwegig. Gar sehr einschränkend und irgendwie bedauerlich. Dann lebt man erst ein Monat ohne, dann ein halbes Jahr und irgendwann versteht man selbst nicht mehr was man überhaupt vermissen sollte.Geschweige denn, dass der Verzicht darauf eine Einschränkung wäre (das Gegenteil ist der Fall!)

Stell dir die Frage doch auch bei deinem Daytrading wie ich beim Thema Alkoholkonsum: klar waren da sicherlich auch tolle Momente mit dabei, aber was hat es dir unterm Strich gebracht? Wenn es wie du beschreibst schmerzhaft war, warum hälst du dann daran fest? Wer oder was zwingt dich denn dazu? Den Spruch dass man Geld verdient mit "time in the market, not timing the market" kennst du bestimmt. Wieviel Stress verursachen deine ETF-Sparpläne (ich nehme an nahezu null) und was bleibt dabei hängen (auf Dauer wohl sicher mehr als beim Daytrading?). Warum nicht einfach Daytrading-abstinent werden?

Anthrazit80:
Hi!

Krasse Geschichte. Ich habe von Traden gar keine Ahnung und will das auch nicht anfassen, aber es zeigt mir, wie facettenreich Sucht ist.

Soweit vom Glücksspiel ist das garnicht weg.

Alles Gute und danke fürs Teilen!

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