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Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse

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Wolke 7:
Hallo lieber Mensch,

ich möchte dich nicht so ansprechen, wie du dich hier angemeldet hast,weil du einfach kein I..... bist.

Dein Vorstellungsthread ist sehr von Zahlen geprägt und als Spekulant, ist man wahrscheinlich davon sehr begeistert und muss diese auch immer vor sich haben. Ich ,als Automatenspieler ,war immer gehetzt.....es mussten mehrere Automaten sein und die 5 min Zwangspause waren die Hölle. Im restlichen
Leben musste auch alles immer schnell gehen. Ich musste viel lernen, das ich wieder alles runterregulieren konnte,ich wieder zur alten Ruhe und Gelassenheit finde.

Du musst das für dich auch lernen ,wieder zur Ruhe kommen. Du möchtest nicht mehr spekulieren oder? Du bist freiberuflich und kannst deine Finanzen nicht abgeben. Sperren lassen geht bei dir auch nicht.
Ich kann nur dringend raten mit deiner Freundin zu reden und dir professionelle Hilfe zu suchen. Mach bei einer Suchtberatung einen Termin, die helfen bei eventuellen Therapien weiter und auch bei einer SHG .

In meiner SHG war auch ein Börsenspekulant,der aber nicht freiberuflich war,er hat seine EC Karte abgegeben, konnte kein onlinebanking mehr machen und bekam erstmal Taschengeld von seiner Frau. Er hat seine komplette Familie eingeweiht.  Die Angst sie zu verlieren war sehr groß, deswegen nahm er jede Hilfe an ,die er kriegen konnte und als ich die Gruppe verließ ,war er ein Jahr spielfrei. Egal welche Spielsucht man ausübt ,in einer SHG kann jeder jedem helfen. Man kann ihn spiegeln,ihm aufzeigen, was er nicht sieht,nicht mehr wahrnimmt. Diese 90-120 min in der Woche können ganze Leben verändern. 

Wie könntest du deiner Meinung nach dir selbst Hürden einbauen, das du  mit keinen Aktien, Optionsscheinen usw mehr handelst?

LG Wolke

Olli:
Hi und willkommen!

Ich hätte da einen anderen Namen für Dich: Laienboxer!

Wieso? Das siehst Du hier in einem Auszug aus "12 Schritte, aber wie?" der AS:


--- Zitat ---Schritt 1:

"AUFHÖREN ZU KÄMPFEN, ZUGEBEN, DASS WIR DEM SPIELEN GEGENÜBER MACHTLOS SIND"

Im ersten Teil von Schritt l kommt der Spielabhängige zum alles entscheidenden Punkt, wenn er bereit wird, zuzugeben, dass er dem Spielen gegenüber machtlos, d.h. vom Spielen abhängig ist. Dieser Schritt sieht so einfach aus, Ist aber doch für die meisten Spielsüchtigen so ungeheuer schwer, weil soviel daran hängt:
Dieser Schritt ist so schwer, weil der Abhängige die Illusion für sich braucht, das Spielen zu beherrschen, um mit ihm weitermachen zu können. Ohne die Aussieht des Spielens scheint ihm das Leben keinen Sinn zu haben. Deshalb hält er, trotz aller gegenteiligen Erfahrungen an der Vorstellung fest, dass er das Spiel meistern kann, auch wenn es immer nur für "ein Spiel" ist, er in die Kneipe, die Spielstätte, Spielothek oder in das Casino geht, um sich dann nach Stunden oder Tagen in einem fürchterlichen Zustand wieder zu finden.
Er glaubt jedes Mal, dass dies nur ein momentaner Unfall gewesen ist und dass es das nächste Mal anders sein wird, bzw. dass seine Stabilität kurz vor der Tür steht.
Solange er diese Hoffnung noch hat, kann er das Spiel weiter gebrauchen, mit ihm experimentieren, mit ihm kämpfen. In diesem aussichtslosen Kampf gleicht ein Spieler einem Laienboxer, der gegen Cassius Clay in den Ring steigt. Nach wenigen Augenblicken ist er von den Füßen und liegt ohnmächtig im Ring, aber jedes Mal steht er wieder auf, um weiterzumachen, weil er sich weigert, das Handtuch zu werfen und zu kapitulieren.
Dieses Kapitulieren ist so schwer, weil es als Eingeständnis des eigenen Versagens erlebt wird. Unterstützt wird dieses Missverständnis durch die Vorwürfe und Ermahnungen, die der Spielabhängige von sich selbst und auch aus seiner Umgebung erfährt, dass sein Verhalten Ausdruck von Willensschwäche und Charaktermangel sei. Hat er nicht immer wieder versprochen, sich zu bessern und seine Versprechungen nicht eingehalten?  Aber Machtlosigkeit dem Spielen gegenüber ist keine Willensschwäche und kein Charaktermangel (denn Abhängige sind oft sehr willensstarke Menschen). Zugeben der Machtlosigkeit ist der Ausdruck der Erfahrung, dass da etwas stärker ist als ich, das ich nicht kontrollieren kann.
Das Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, weil manche Machtlosigkeit als Ohnmacht und Hilflosigkeit verstehen, missverstehen - wie wir meinen. Sie erleben Schritt 1 damit als Zumutung, sich als klein und hilflos darzustellen.
Zugeben der Machtlosigkeit ist aber genau das Gegenteil. Es bedeutet, dass ich aufhöre zu jammern und zu klagen und mich für das Opfer der Umstände, einer Erziehung oder sonstiger Widrigkeiten zu halten. Zugeben der Machtlosigkeit ist eine mutige Tat, dass ich mich meiner Realität stelle und sie nicht mehr beschönige.
Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, well dieses unseren Stolz trifft, die Einbildung, unser Leben völlig zu kontrollieren und in der Hand zu haben.
Das trifft die Größtphantasien des Spielsüchtigen, der glaubt, es alleine schaffen zu können und keine Hilfe von anderen zu gebrauchen. Dieser Schritt fällt so schwer, weil wir nicht wissen, wie es dann weitergehen soll. Das kämpfen gab uns wenigsten noch die Illusion, dass wir noch mitbestimmen, noch kontrollieren können. Wenn wir kapitulieren, geben wir uns auf. Was bleibt uns dann?
Dieser Schritt ist so schwer, weil er uns erinnert an die Erfahrungen in Grenzsituationen unseres Lebens, wie zum Beispiel bei Geburt und Tod, und auch beim Orgasmus in der sexuellen Vereinigung mit einem anderen Menschen.
In diesen Situationen haben wir nicht die Kontrolle des Geschehens in unserer Hand, sondern wir erleben, dass hier etwas stärker ist als wir selbst, dass hier etwas mit uns geschieht. Und davor haben wir alle Angst, der Abhängige offenbar in besonderer Weise (siehe Schritt 3). Um diese Angst zu vermelden, kämpft er gegen die Realität, bringt sich selbst in äußerste Gefahr und verbindet zugleich, dass Wachstum In Ihm geschieht.
Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb nicht nur angstvoller Abschied von Altem und Vertrautem, mit dessen Hilfe wir bisher unser Leben zu meistern versuchten, sondern auch der Anfang von etwas Neuem, durchaus einer Geburt vergleichbar.
Aufhören zu kämpfen schafft Raum für neues Leben, das ich bisher gerade durch mein Bemühen, nicht aufzugeben, verhindert habe. Das Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb eine ungeheure Befreiung die Erfahrung einer neuen Erlaubnis zum Leben:
- Ich brauche nicht mehr zu kämpfen!
- ich brauche nicht mehr mich selbst zu zerstören, indem ich beweise, dass ich es doch schaffe!
- Ich darf leben, stabil leben!
 Viele, die den ersten Schritt vollzogen haben, berichten, dass nach dem Auf und Ab von Angst, Trauer und Zweifeln ein starkes Gefühl der Freude, der Erleichterung und der Ruhe in ihnen Platzt ergriffen habe.

Nehme Dir einen Augenblick Zeit und frage Dich:
- Wo habe ich in meinem Leben Machtlosigkeit
dem Spielen gegenüber und auch sonst erfahren?
- Wie habe ich mich gegen das Zugeben der Machtlosigkeit gewehrt?
- Welche Ängste, welche Trauer und welchen
Ärger spüre ich, wenn ich zugebe, dass ich machtlos bin ?

"... UND UNSER LEBEN NICHT MEHR MEISTERN KONNTEN"

Der zweite Teil von Schritt 1 weist darauf hin, dass Spielsucht/Spielabhängigkeit keine isolierte Sache ist, sondern immer etwas mit unserem ganzen Leben zu tun hat.
Nicht wenige Abhängige sagen am Anfang Ihrer Stabilität: "Sonst ist alles in Ordnung bei mir...... wenn nur das Spielen nicht wäre." - Sie wehren sich damit ihr Leben näher anzusehen und halten die Meinung aufrecht, es genüge, nur nicht mehr zu spielen.
Aber das hilft erfahrungsgemäß nicht weiter, wenn wir nur etwas weglassen, von dem wir uns sehr lange viel versprochen hatten. Die zwölf Schritte zielen auf eine Neuordnung unseres Lebens hin, und darum ist es wichtig zu wissen, wie unser gesamtes Leben mit dem Spielproblem verflochten ist.

Frage Dich deshalb?
- Was sind meine Probleme im Beruf?
- Wie komme ich mit mir selbst zurecht?
- Bitte darüber hinaus Deine Angehörigen, Deine Freunde und Kollegen am Arbeitsplatz um Rückmeldungen, was sie mit Dir erlebt haben und wie sie sich dabei fühlten.
- Wenn Du in einem Kuraufenthalt oder in einer Therapie bist, lasse Dir von den Betroffenen Briefe schreiben, bzw. gehe gemeinsam mit Deinen Angehörigen in ein Familien- oder Partnerseminar, wo diese Fragen bearbeitet werden können. Wenn Du bereit bist, diese Untersuchungen vorbehaltlos zu machen, wirst Du wahrnehmen, dass uns das Spielen unfähiger machte, mit unseren Problemen umzugehen.
- Vielleicht hatten wir uns mal versprochen, bestimmte Probleme durch das Spielen zu lösen (wie z.B. mehr als 10 Stunden zu arbeiten, besser zu schlafen, ruhiger zu argumentieren, gefälliger zu sein, uns von den Sorgen und Problemen des Alltags abzulenken); aber letzten Endes hat das Spielen doch nicht das gehalten, was es versprochen (was wir uns davon versprochen haben), denn die Probleme die wir hatten, sind am Ende größer geworden, anstatt kleiner.

Das ist die eine Seite der Bedeutung dieses Satzes, die besagt: Dann, wenn das Spiel in unser Leben kommt, können wir unser Leben nicht mehr meistern.
Schon lange bevor das Spiel sichtbar in unser Leben getreten ist, haben wir unser Leben nicht mehr meistern können. Dieser erweiterte Ansatz macht deutlich:

- dass es nicht nur darum geht, das Spielen aufzugeben, sondern, dass eine Neueinstellung unseres Lebens nötig Ist.
- dass Grundprobleme und Engpässe in unserem Leben vorhanden sind, auf die ich eine Antwort finden muss, um weiterhin stabil zu leben.


--- Ende Zitat ---

Eskanor:
Dieser Thread hat mir vor einigen Monaten geholfen zu verstehen, was gerade bei mir passiert ist. Denn mal abgesehen von diesen Forum, findet man kaum was zu diesem spezifischen Thema.
Ich habe mir alle eure Texte aufmerksam durchgelesen und bin euch echt dankbar dafür. Sie haben mir bei geholfen, dass Geschehene etwas besser zu verarbeiten.
In diversen Berichten von euch habe ich mich wieder erkannt. Nie habe ich mein Verhalten an der Börse mit Spielsucht assoziiert, jedoch scheint zweifellos einige Paralellen zu geben.

Himmel und Hölle liegen an der Börse sehr nah beinander. Bei mir waren es, wie auch bei einigen Vorrednern, die Kryptowährungen welche mich krass in ihren Bann gezogen haben. Mit  Derrivate können in paar Minuten Tausende gewonnen oder Tausende verloren gehen. Mieser Film und leider sind wir damit wohl bei der Königsklasse des Zockens angelangt ::) Die Verluste, welche sich während dieser Phase ergeben haben, sind nicht wirklich rosiger als eure. Bin froh seit einigen Monaten weg davon zu sein, es liegt aber noch ein gutes Stück Arbeit vor mir.
Ich verzichte auf eine Auflistung meiner Ereignisse, sie sind jedoch sehr ähndlich wie bei den bereits hier erwähnten Posts.
Warum ich das schreibe? Um zu zeigen, dass ihr nicht alleine seid. Die Erkenntnis ist erstmal hart aber es wird bergauf gehen!
Wenn sich jemand darüber per PN austauschen möchte, schreibt mich an. Auch ich habe noch Gesprächsbedarf um besser damit umzugehen.
 

--- Zitat ---Ich bin wie in einem Rausch, wenn ich das mache. Ich starre teilweise stundenlang auf die Charts und führe Käufe oder Verkäufe bei kleinen Zuckungen im Chart aus. Ich schlafe sowieso sehr schlecht aber in den letzten Wochen schlief ich sehr sehr schlecht. Ich habe manchmal fast Panikattacken und Phasen in denen ich am Boden zerstört bin. Ich rede mit niemandem über das Ausmaß, ich kann es nicht eingestehen.
--- Ende Zitat ---

So war es dann am Ende auch bei mir. Es fing alles ganz seriös an aber ab nem gewissen Punkt ging total die Kontrolle verloren. . Irgendwann steigt die Risikobereitschaft und die Hebel werden grösser in diesem so oder so schon volatilen Markt... Mir wird unheimlich, wenn ich daran zurück denke.



--- Zitat ---Heute ist Tag 1 und ich ärgere mich jetzt schon, nicht dabei zu sein, als gestern Abend die amerikanischen Indizes und der WTI korrigiert sind.
--- Ende Zitat ---

So fest ich deine Aussage verstehe, würde dir ans Herz legen zumindest einmal Abstand zu gewinnen und dein bisheriges Verhalten an der Börse zu reflektieren. Was nun folgen wird wenn du weitermachst sind nur Verzweiflungstaten die sehr schmerzvoll werden können. An diesem Punkt sind keine Handlungen mehr möglich, welche du zu deinen Gunsten steuern kannst.

blow_up:

--- Zitat von: Eskanor am 06 September 2021, 20:41:43 ---In diversen Berichten von euch habe ich mich wieder erkannt. Nie habe ich mein Verhalten an der Börse mit Spielsucht assoziiert, jedoch scheint zweifellos einige Paralellen zu geben.

--- Ende Zitat ---
Jepp, die Erfahrung hatte ich auch gemacht (habe meine Story damals hier veröffentlicht: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4359.msg36029.html#msg36029), das Erlebnis hat mir in 2020 einen sechsstelligen Verlust beschert. Mit 1,5 Jahren Abstand kann ich sogar mittlerweile darüber schmunzeln, die Erfahrung war zwar teuer aber richtig und wichtig.
Im Gegensatz zu Online-Casinos und Sportwetten ist es an der Börse mit entsprechenden Regeln und Disziplin möglich sein Geld systematisch zu vermehren allerdings fürchte ich dass die Dunkelziffer pathologischer Zocker im CFD- und Zertifikate-Bereich hoch ist. Die Grenze zwischen einem spekulativen Trade und eben Zockerei ist fließend. Und das perfide daran ist dass viele in den ja hochseriösen Finanzmärkten gar nicht bemerken dass sie einer Kontrollillusion unterliegen. Mich interessiert das Thema Spielsucht nach wie vor und thematisch passt es schon hier her.


--- Zitat ---Ich bin wie in einem Rausch, wenn ich das mache. Ich starre teilweise stundenlang auf die Charts und führe Käufe oder Verkäufe bei kleinen Zuckungen im Chart aus. Ich schlafe sowieso sehr schlecht aber in den letzten Wochen schlief ich sehr sehr schlecht. Ich habe manchmal fast Panikattacken und Phasen in denen ich am Boden zerstört bin. Ich rede mit niemandem über das Ausmaß, ich kann es nicht eingestehen.
--- Ende Zitat ---
Das Gefühl ist leider auch gut bekannt, ich denke nicht gerne daran zurück. Heute handhabe ich das so, wie es auch im institutionellen Umfeld gemacht wird: es wird ein Plan erarbeitet und dann, wenn man die Statistik auf seiner Seite hat, wird jede Order mit fest definierten S/L und Profitmarken eingegeben. Den Rest machen Handelsrechner und man selbst muss nicht mehr auf irgendwelche Charts schauen, man wird dann nicht dazu verleitet den jeweiligen Markt als Casino-Ersatz zu sehen

margin_call:
Nach langer Zeit nochmal ein kurzes Update von meiner Seite: bin seit dem 28.12. nun schon drei Jahre spekulationsfrei. Ab und zu denke ich mal an die Zeit zurück, aber unterm Strich möchte ich dahin nicht wieder zurück.

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