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Spekulationssucht: süchtig nach Daytrading / Börse

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lerntnochimmerdazu:
War für mich jetzt mal wieder ein Thread, bei dem ich die Einträge der letzten Tage interessiert durchgelesen habe.

Auffällig ist für mich, dass es irgendwo am Ende immer wieder auf Gier und Eitelkeit als Antriebsfedern hinausläuft. Zumindest lese ich das das so heraus.
Ich denke das Problem der Gier kennt jeder, egal ob er Erfahrungen mit Glücksspiel oder CFDs (bzw. Trading im Allgemeinen), oder wie ich beides, gemacht hat.
Man hat irgendwo mal Glück gehabt und anstatt sich über das Glück zu freuen, hat man anschließend vor lauter Gier ein vielfaches an Geld "über den Jordan geschickt".

Ich für mich habe aber auch die persönliche Eitelkeit als Problem definiert und lese diese auch in den Beiträgen hier zum Teil heraus. Ich erkenne mich in dem Rausposaunen von Strategien (Markt überhitzt, Short) durchaus wieder. Wenn ich mich reflektiere: Es ging mir damals schon auch darum zu zeigen, klüger, gewiefter oder abgezockter als andere zu sein und daraus Profit zu ziehen. Alleine deshalb ignoriert man ja gerade bei den CFD schon mal die 3/4 der Leute die Draufzahlen - man gehört ja zum anderen 1/4.

Verluste einzugestehen macht entsprechend dann weniger Spaß. Im Herbst habe ich - und damit mit einigem Abstand zu den Geschehnissen - im Freundes- und Bekanntenkreis eingestanden, hier einen gut fünfstelligen Betrag "verzockt" zu haben. Mit Abstand war es mir mittlerweile nicht mehr so peinlich. Ich denke und hoffe, es war auch Teil des Prozesses damit Frieden zu schließen. Fast noch wichtiger aber: Ich hoffe damit einigen an dieser Runde Beteiligter die Augen geöffnet zu haben. Denn letztlich ging es auch für die Bekannten und Freunde zum Teil, wie anfangs für mich, in der Diskussion um "EasyMoney".

Wolfgang:
Sehr interessante Beiträge und Sichtweisen. Allerdings stelle ich mir die gleiche Frage wie andernorts auch schon: Was macht uns tatsächlich unglücklich? Ist es das Zocken an sich, oder sind es die dabei erlittenen Verluste? Irgendwann endet die Sucht im finanziellem Fiasko. Seltsamerweise kotzt es einen immer erst richtig an, wenn alles weg ist. Ich sag mal, ohne diese hohen Verluste würden hier fast alle ihrer Leidenschaft weiterhin frönen. Warum sollte ich irgendetwas ändern? Dies wäre gleichbedeutend mit der freiwilligen Einschränkung meiner Lebensqualität.
Nun, ich habe alles geändert und zwar kompromisslos. Das Zocken würde mir wahrscheinlich sogar wieder Spaß machen, aber ich habe eben keinen Bock mehr auf Verluste.

Wolfgang

Wolke 7:

--- Zitat ---Was macht uns tatsächlich unglücklich? Ist es das Zocken an sich, oder sind es die dabei erlittenen Verluste?
--- Ende Zitat ---

Hey,

ich möchte nicht ausschließen, dass ich noch zocken würde,wenn ich noch Geld gehabt hätte. Aber da wusste ich auch noch nicht,wie ich mit meinen anderen Problemen, Sorgen und vor allem mit meinen Gefühlen und Gedanken dazu umgehen sollte. Wie das bei neuen extremen Situationen aussieht,weiß ich nicht. Ich hoffe,ich kann das erlernte aus der Therapie anwenden.

Du erwähnst das Zocken und die Geldverluste.......aber was ist mit dem Verlust der Familie und von Freunden,der verloren Lebenszeit,dem Schlafmangel, den gesundheitlichen Problemen.....? Wäre das alles vergessen bzw wird dem Geld /Gewinn alles  untergeordnet? Hört sich so an.......wenn wir alle gewinnen oder zumindest  +/- rauskommen würden,wären wir Spieler weiterhin sehr egoistische A.........,die mit ihren anderen Problemen nicht anders umzugehen wissen ,weil zocken der einfachste Weg ist und das ist erschreckend und traurig. 


LG Wolke

Wolfgang:
Hallo Wolke,
genau das meine ich. Würden wir uns auch an unsere Familie erinnern, wenn das "Geschäft" einträglicher gewesen wäre? Was meinen wir, wenn wir von einem  "neuen Leben" sprechen? Ist unsere Moral plötzlich eine ganz andere? Wird uns Familie und Gesundheit nur wegen der dauernden finanziellen Verluste wieder wichtig?
Das wäre tatsächlich erschreckend und traurig!

Wolfgang

Olli:
Guten Morgen!

Ganz wichtiges Thema ... !

Wer mich schon mal gelesen hat ;) , der weiss, dass hier ein anderer Ansatz von mir gemacht wird. Erst existierten die Defizite, dann kam die Sucht. Mit der Sucht wurden die Werte nicht eingehalten. Vielleicht kamen auch noch Defizite hinzu.
Ich denke, dass jeder seinen eigenen individuellen Tiefpunkt hat, den es zu erreichen gilt, um Veränderungen herbei zu führen.
Das kann durchaus der finanzielle Schaden sein - muss es aber bei Weitem nicht. Da braucht nur ein Wert oder eine Norm zu oft mißachtet worden zu sein - einmal zu viel sich schlecht gefühlt worden sein ... und schon wird ein Schalter umgelegt.
Im Moment sieht es so aus, als stünde da der finanzielle Kollaps an erster Stelle der Liste der Gründe zum Umdenken. Ich denke, das kommt einfach daher, weil die Verluste und damit Schulden in viel kürzerer Zeit als früher angehäuft werden können.
Früher verweilten tatsächlich die Glücksspieler durchschnittlich um die 20 bis 30 Jahre in der Sucht.

Ich persönlich mag die "Gier" als Selbstdiagnose gar nicht. Doch das mag jeder betrachten, wie er oder sie es möchte.
Ich mag es nicht, weil die Gier eine Charaktereigenschaft ist, die unveränderlich ist. Wart Ihr wirklich auch schon vor Eurer Sucht gierig? Seit Ihr es jetzt auch als glücksspielabstinent Lebende?
Unser Gehirn sucht nach schnellen Lösungen. Das macht es immer, es ist energieeffizient so zu denken.
Da ist ein Problem, die Lösung könnte passen, mal schnell gegenchecken ... ach, passt schon ... nächstes Thema ...

In unserer Gesellschaft sind wir auf Erfolg gepolt. Meine Eltern haben als Nachkiegsgeneration den Wirtschaftsaufschwung noch miterlebt. Da hieß es oft genug: Du musst die Fingerchen gehen lassen, wenn Du was werden willst!
Also: Nur durch Arbeit hast Du Erfolg, denn dann verdienst Du Geld und wer davon besitzt, der "ist auch wer"!
Nun ja, als kleiner Rebell musste ich dem wiedersprechen und machte genau das Gegenteil ... :)

Die Gier ist in meinen Augen ein Glaubenssatz - und zwar ein falscher. Glaubenssätze haben es an sich, dass sie nicht mehr überprüft werden und ultimativ sind. Wir können sie erst ablegen, wenn wir sie gegen diesen inneren Wiederstand überprüft haben - und zwar so richtig. Es kann sein, dass wir dabei unsere Werteverstüße überhaupt erst wahr nehmen. Doch ich sehe das nicht als Ballast, sondern als Chance es zu ändern. Das Übliche ... die Vergangenheit ist unveränderbar ... Veränderungen geschehen und Leben geschieht im Jetzt ...

Ich denke, dass ein Kriterium des Umdenkens durchaus auch das Alter ist. Wir werden reifer ... lebenserfahrener.
Anders ausgedrückt ... die verbliebene Zeit wird wertvoller, je weniger sie wird! Die Zickerlein hier und da erinnern uns daran ... tagtäglich ...
Dabei machen wir das, was ich schon angesprochen habe: Wir stellen unsere Normen und Werte auf den Prüfstand ... aber doch eher unbewusst.

Von daher möchte ich die Frage von Wolfgang:

--- Zitat ---Würden wir uns auch an unsere Familie erinnern, wenn das "Geschäft" einträglicher gewesen wäre?
--- Ende Zitat ---
... mit Ja beantworten. Vielleicht nur nicht so schnell, doch der Umdenkprozess kommt bestimmt.


--- Zitat ---Was meinen wir, wenn wir von einem  "neuen Leben" sprechen?
--- Ende Zitat ---
Es ist nicht neu ... das klingt, als käme da ein außerirdisches Wesen in unser Gehirn, welches dann in Coexistenz mit uns lebt ... Krankheiten heilt etc.
Alles, was wir brauchen, um abstinent und zufrieden leben zu können, steckt bereits in uns. Viele gehen nicht nur aus Scham nicht in eine SHG, sondern weil sie denken, dass dort eine Art Gehirnwäsche geschieht. Man manipuliert wird Dinge zu tun oder zu lassen, die dem eigenen Wesen wiedersprechen.
Nun, das Wort Gehirnwäsche ist gar nicht so schlecht als Gleichnis, wenn man auf seine Bestandteile schaut. Es muss ja Wäsche existieren, um diese waschen zu können. Der Waschvorgang ist nicht mal näher beschrieben, Die Möglichkeit der Fremdeinwirkung (Waschaschine) ist nicht näher beschrieben. Ich denke mir eher, dass hier die eigene Muskelkraft am Waschzober benötigt wird.
Auch über die Art der Wäsche wird keine Aussage getroffen. Ist es Unterwäsche? Oberbekleidung? Sind es Handtücher oder doch Bettzeug? Wenn es Kleidung ist, wer hat die Mode ausgesucht, die die Wäsche wiederspiegelt?
Genesung ist ein Prozess. Und wenn während der Genesung gegen die eigenen Werte und Normen verstoßen wird, dann fühlen wir uns in erster Instanz unwohl damit und in zweiter Instanz lehnen wir es ab.
Ich rede ja immer davon, dass die Spielsucht nur ein Symptom eines tiefer liegenden Defizites ist. Zumeist sind diese Defizite schwarze Pflecken. Wir können sie selbst nicht sehen. Dies liegt an anserer Erziehung, unserer Sozialisation. Wir haben das gelernt, was nötig war und wenn mehr gebraucht wurde, die Erfahrung aber fehlte, dann wurde etwas vermeindlich Passendes gesucht. Bei uns war es die Suchtausübung. Da gab es in der Anfangszeit des Gewöhnungsprozesses positive Erfahrungen, also erfüllte das Glücksspiel eine Funktion! Und wie bei den Glaubenssätzen auch wurde die Handlung nun nicht mehr hinterfragt und das Gehirn nutzte fortan den einfachen Weg ... den Automatismus.

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