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Dumm Dümmer und nach langer Zeit dann Ich

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Re: Dumm Dümmer und nach langer Zeit dann Ich
« Antwort #15 am: 22 Februar 2019, 19:24:11 »
Bei den ganz vielen wertvollen Punkten möchte ich die Aufmerksamkeit noch auf einen sehr simplen Gedankengang lenken:
Wir zocken (trinken, rauchen, was auch immer) weil unser Selbstbild besagt: Ich bin (aktiv) süchtig.
Ich denke, wenn wir das für uns so sehen, dann können wir gar nicht anders als früher oder später uns diesem Urteil zu beugen.
Oder seht ihr das anders?

Wenn dem so wäre, dann wäre es nahe liegend sich zu fragen: Will ich das wirklich? Will ich so leben? Sind mir (wie verdreht und "dumm" diese) Vorteile bzw. Nutzen auch sein mögen, der Preis wert?

Wenn das Haus brennt, macht es dann Sinn nach dem Brandstifter zu suchen? Oder wäre es besser das Feuer zu löschen?

Re: Dumm Dümmer und nach langer Zeit dann Ich
« Antwort #16 am: 22 Februar 2019, 20:55:01 »
Naja
Ich für meinen Teil will es nicht mehr. Und wert war es das sowieso noch nie wenn man es nüchtern betrachtet... Man hat Geld verloren, Lebenszeit und seine Umgebung mehr und mehr ausgeblendet.
Man verändert sich zwangsläufig und das bekommt natürlich auch dein Umfeld mit. Sie wissen vllt nicht warum, aber dennoch sehen Sie das du dich veränderst. In den meisten Fällen ziehen Sie sich von dir zurück.
Hatte ich früher noch öfter Besuch oder rief mich auch mal jemand einfach so an.... Heute ist das Fehlanzeige. Da meldet sich wochenlang keiner.
Ich hab mich jetzt mal hinterfragt welchen Anteil ich daran habe das dies so ist. Im Prinzip ganz einfach.  Man muss Freundschaften pflegen, das ist kein Selbstläufer. Und den Fehler habe ich gemacht. Immer abgesagt weil es mir nicht gut geht oder einfach kein Bock oder oder.  Jetzt muss man mal sehen ob mein Umfeld auch eine erneute Änderung bemerkt und darauf reagiert.
Ich für meinen Teil habe wie du es so schön nennst einige Brandstifter erkannt. Ich kann nicht sagen wer das Haus ursprünglich mal angezündet hat, aber ich habe einige Brandbeschleuniger ausgemacht.
Das reicht mir und die versuche ich jetzt unschädlich zu machen. Ich lösche jetzt lieber das haus bevor es komplett abgebrannt ist.
Nette Wortwahl übrigens

Re: Dumm Dümmer und nach langer Zeit dann Ich
« Antwort #17 am: 22 Februar 2019, 21:23:21 »
Hi,
du schreibst "Und wert war es das sowieso noch nie wenn man es nüchtern betrachtet" Jeder hier kann das aus tiefsten Herzen bestätigen.
Ein Psychologe hat mal die provokative Aussage getätigt "Menschen tun das was funktioniert" und dann noch einen Nebensatz eingefügt "egal wie schlecht es funktioniert". Ich habe das an vielen Stellen bestätigt gesehen, bei mir und auch bei anderen Menschen, die ich näher kenne bzw. kannte. Was ich da so erstaunlich fand ist, dass wir manchmal ganz schön strubblige Vorteile bzw. Absichten realisieren, die echt krass schwachsinnig sind - nüchtern betrachtet.  Auf den Punkt gebracht betrachte ich es so: Aus welchen Gründen auch immer, ich habe (in mühevoller) Kleinarbeit eine Sucht erzeugt. Diese ist im Kopf ziemlich gut vernetzt mit Belohnung, Bestrafung, Ablenkungen, Ausreden für alles mögliche (wenn ich das Geld hätte, ja dann .... oder wenn ich nicht zocken müsste, ja dann ...) und noch gaaanz vieles mehr.
Das ist bestimmt sehr spannend sich anzuschauen, und bringt bestimmt gewaltig viel. Nur merke ich für mich: Ich darf mich da in der jetzigen Phase nicht verlieren. Fakt ist: Ich rauche, weil ich süchtig bin. Ich zocke (frisch aufgehört) weil ich süchtig bin. Und jetzt schaue ich mir an, wie das Leben ohne Zocken läuft. Ist ja nicht so, dass dann alles toll ist und wir glücklich und zufrieden ... Wir lösen lediglich ein (gewaltig zerstörerisches) Problem.

Zum Thema Freundschaften kann ich nicht viel sagen. Ich habe mir einen großen Freundes- und Bekanntenkreis aufgebaut. Die Sucht ist das leider ein dunkles Geheimnis, aber das kennst du ja auch ohne einen großen Freundeskreis zu haben. Wir schämen uns für das was wir tun bzw. getan haben. Und als Belohnung für dieses dumme Verhalten ("Mama sagt: Dumm ist der, der dummes tut.") bezahlen wir noch einen hohen Preis, in jeglicher Hinsicht.
Da fällt mir so spontan ein: Die Lüge ist der ständige Begleiter der Sucht. Wir belügen andere, liebe Menschen und noch viel schlimmer: uns selbst! Schlimm!

 

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