Glücksspielsucht > Tagebuch
Gemeinsamer Ausstieg möglich oder gefährlich?
Marla:
Hallo liebe Forummitglieder,
ich lese wie so viele andere vor mir schon etwas mit. Ich möchte mich erstmal bedanken, dass es Menschen wie Euch gibt die aus Ihrer eigenen Situation erlerntes weitergeben und sich Zeit nehmen anderen zu helfen.
Zu meiner Geschichte:
Ich bin eigentlich Pokerspielerin und das auch erfolgreich. Ich bin kein Profi oder so aber ich konnte mich nicht beschweren.
Wie es vielen erging hat mein geliebter Pokeranbieter vor einigen Jahren auch das Casino eingeführt. Interessiert habe ich mich dafür null. Ich bekam hier und da mal Freispiele bonis und habe diese nur schnell runter gezockt.
So verging einige Zeit bis ich ab und zu mal das Casino aufsuchte. Meist live Blackjack.
Damit fing das Unheil an. Ich habe monatelang so viel verzockt beim BJ. Ich gewann und verlor sodass ich über die Zeit den überblick verloren habe oder verlieren wollte, aus Angst die Verluste real werden zu lassen.
Ich ging zurück zum pokern. Alles entspannte sich wieder bis ich doch die Slots ausprobierte. (Ich kannte das Gedudel ja, aber aus zufälligen Spilotheken besuchen) nie hat mich das interessiert mich damit länger als 10 min zu beschäftigen. Wie zu erwarten verschlang es mich in ein Strudel aus pausenlosem gezocke. Nicht von heute auf morgen. Es schlich sich ein. Ich merkte nicht wie tief ich drin war. Mein Mann und ich verdienen beide gutes Geld und dementsprechend merkte ich nicht wie viel ich verpulvert habe über die Jahre. Meine Pokergewinne habe ich komplett bei den Slots versenkt. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr zu pokern sodass ich nur noch an den Slots hing. Da man bei einigen Freispiele kaufen (und diese wieder ungenutzt verzocken konnte) waren an einem schlechten Tag schnell 2000€ in kurzer Zeit weg.
Mein Mann kümmert sich kaum um das finanzielle da er lange arbeitet. So habe ich es immer irgendwie verstecken können. Ich muss dazu sagen dass er weiß, dass ich Poker und auch nix gegen hat, da es bisher gut lief. Aber auch ihm entging meine Laune nach verlustreichen Sessions nicht. Vor einigen Monaten sagte er dann dass ich Spielsüchtig bin. Ich wollte vom Glauben abfallen. Ich Spielsüchtig?? Niemals! Ich bin Geschäftsfrau und du sagst ich bin Spielsüchtig?? Das passt nicht zueinander. So wollte ich mir das selber Ausreden. Natürlich war diese Aussage völliger Quatsch. Er beließ es dabei. Ich war aufgebracht. Fast wütend. Am nächsten Tag spielte ich erneut. Da habe ich mich das erste mal selbst gefragt ob ich Spielsüchtig bin. Ich wollte es herausfinden. Da begann der Kampf ums aufhören. An Abenden an denen ich viel verzockte versprach ich mir, dass es das letzte mal war. Am nächsten Tag war alles vergessen. An Abenden an denen ich gewann wollte ich von Spielsucht nix wissen. Das ging so weiter.
Ich habe einen Poker Kumpel. Er spielt in Spielotheken seit 15 Jahren extrem. Ich war paar mal nach einem Pokerturnier mit ihm mit. Ich fühlte mich nie wohl in Spilotheken aber wenn ich da war habe ich auch ordentlich Geld versenkt.
Es wurde immer schlimmer mit meiner Sucht und bei ihm auch. Am 25.02.19 haben wir gemeinsam beschlossen dem ein Ende zu setzen. Noch nie wollte ich wirklich aufhören. Ich hab’s zwar gesagt und auch vor gehabt aber geglaubt habe ich mir nie.
Bis jetzt.
Ich habe ich mir eingestanden, dass ich Spielsüchtig bin und etwas unternehmen muss. Seit dem 25.02.19 beschäftige ich mich real mit meiner Spielsucht und habe seitdem nicht gespielt.
Wir rufen uns immer gegenseitig an wenn der Suchtdruck groß ist. Es ist einfacher wenn man jemanden hat der einen in dem Moment versteht. Ich könnte auch meinen Mann anrufen, aber wie würde das ablaufen ? Schatz ich weiß nicht was ich machen soll. Mein Kopf platzt ich will spielen!! ... ich würde mich nicht verstanden fühlen weil es kann niemand verstehen der es nicht am eigenen Leib erfahren hat. Diesen Kontrollverlust kennt er nicht von mir und würde auch nicht verstehen warum ich nicht einfach aufhören kann/konnte/wollte
Das Problem ist, dass er manchmal fragt ob wir nicht nur 20€ und sowas. Ich rede es ihm zwar immer schnell aus aber einmal wurde ich fast schwach aber da habe ich mich nochmal zusammen gerissen. Ich habe Angst dass ich schwach werde wenn er noch paar mal fragt. Ich will ihn aber auch nicht alleine lassen mit dem Problem. Kann man gemeinsam aufhören oder muss jeder seinen eigenen Weg für sich gehen ?
Momentan fällt es mir noch recht einfach, fast zu einfach, sodass ich Angst habe dass mein Unterbewusstsein meinen Rückfall bereits geplant hat. Nie hätte ich es geglaubt wenn mir jemand gesagt hätte dass ich Spielsüchtig werde. Es kann jeden treffen. Die Ursache dafür muss ich nicht finden. Die kenne ich.
Wir wollen gemeinsam in eine SHG gehen falls wir 60 Tage schaffen. Wenn ich 60 Tage ohne spielen nicht aushalte dann kann ich da nicht hin. Es würde nix bringen. Ich würde mich selbst belügen. Ich wäre noch nicht soweit.
17 Tage Spielfrei
Ich hoffe dass ich die restlichen Tage mit eurer Hilfe durchstehe.
Lieben Gruß
Marla
Torsten:
Guten Abend,
ich habe auch immer gedacht, ich bin ein guter Pokerspieler. Jetzt lache ich über diesen Gedanken😁
Wie kommst du darauf, dass du eine erfolgreiche Pokerspielerin bist?
Machst du das an irgendwelchen Gewinnen aus? Weil du mal paar Turniere gewonnen hast?
Ich behaupte mal, dass du keine erfolgreiche Pokerspielerin bist (Zumindest nicht langfristig). Denn als erfolgreicher Pokerspieler/in kennt man sich mit Statistik aus. So wüsstest du, dass man langfristig -ev im Online Casino läuft und würdest das nicht spielen.
Viele Grüße
Marla:
Hallo Torsten,
erstmal vielen Dank für deine Antwort.
Selbstverständlich kenne ich mich mit Statistik aus und allem anderen was dazu gehört um erfolgreich zu pokern. Ich habe immer aus Leidenschaft gepokert und mein Spiel über die Jahre stets weiter entwickelt. Wie gesagt ich bin kein Pro und auch weit davon entfernt. Ich konnte immer mit meinem Pokergeld spielen und hatte meine bankroll immer unter Kontrolle ä. Natürlich hat man auch beim pokern Downs aber die konnte ich kompensieren und habe dann halt Pause gemacht bis es vorbei war.
Bis zum online Casino.
Denkst du ernsthaft dass ich dachte dass man Gewinne kann ?? Natürlich weiß ich dass Casino Games nur dem Casino Gewinne bringen, ob lang oder kurzfristig verliere ich im Casino. Das weiß ich. Beim pokern ist das anders. Da weiß ich jeden Zug wie zu tätigen. Odds, Pot odds etc das brauch ich jetzt ja nicht weiter auszuführen, das kennst du.
Mein Problem ist nicht das Pokern. Es sind die Slots. Seit Jahren Pumpe ich da Geld und Kraft rein und sehen es erst jetzt ein dass ich süchtig bin
Marla:
Hallo Skip
abgerutscht ist genau das richtige Wort. Ich stecke fest oder steckte fest. Ich weiß ich ob ich in der Vergangenheit sprechen kann. Es sind ja grade mal lächerliche 17 Tage.
Ich habe meinen Mann gesagt dass ich nicht mehr spiele aber ich konnte ihm nicht sagen wie schlimm es ist und wir ernst die Lage ist. Er sagt dass er stolz auf mich ist und so aber er kennt sich natürlich nicht mit dem Thema Spielsucht aus. Ich möchte ihn auch nicht damit belasten bevor es nicht unbedingt nötig ist. Da wir beide viel arbeiten kann ich in Zukunft zu einer SHG gehen ohne dass er das merken würde. Aber da ist mein Problem auch. Ich habe große Angst auf Menschen zu treffen die mich kennen oder worst case wäre ein Kunde oder so. Ich habe Mega Angst vor der Offenbarung nach außen
Aber ich habe auch Angst vorm Rückfall. Angst dass ich denke jetzt kannst du mal wieder und alles von vorher beginnen wird.
Momentan möchte ich es nicht. Natürlich denke ich ans spielen. Aber ich träume nicht mehr davon
Das Defizit in unserem Leben ist der bisher unerfüllte Kinderwunsch. Ansonsten wäre, wenn die Spielsucht nicht wäre, alles super
Born4Nothing:
--- Zitat ---Wir wollen gemeinsam in eine SHG gehen falls wir 60 Tage schaffen. Wenn ich 60 Tage ohne spielen nicht aushalte dann kann ich da nicht hin. Es würde nix bringen. Ich würde mich selbst belügen. Ich wäre noch nicht soweit.
--- Ende Zitat ---
Was bitte ist das denn für eine Ausrede!? Falls!?
--- Zitat ---Ich habe ich mir eingestanden, dass ich Spielsüchtig bin und etwas unternehmen muss.
--- Ende Zitat ---
Wenn dem wirklich so wäre dann würdest du auch dagegen was unternehmen und es sicher nicht abhängig davon machen: 60 Tagen "spielfrei". Ein Termin bei der Suchtberatung machen und alle Möglichkeiten ausschöpfen die man bekommen kann.
Gerade am Anfang ist die Hilfe, Menschen die einem zuhören und einen auch verstehen, ziemlich wichtig und Balsam für die Seele.
Ich wurde an einem Samstag wach und gleich am Montag habe ich Termin bekommen für Mittwoch und habe auch noch gleich die angeleitete Gruppe drangehängt und seitdem bin ich dabei und Ja, es tut mir gut, mit Gleichgesinnten zu sprechen die mein Schicksal teilen. Was bessere konnte mir nicht passieren!
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