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Name ist Programm

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Peter Schmidt:
Heute mal wieder ein Eintrag:

Hab ich seit meinem letzten Eintrag gespielt?
Ja

Wieviel?
Insgesamt ca. -1000 an bis zu 10 Spieltagen.

Warum hab ich das gemacht?
Vermutlich weil ich süchtig bin, etwas besseres fällt mir nicht ein.

Noch etwas?

Ich habe mein Paysafekonto sperren lassen. Jetzt habe ich kein Onlinebanking mehr und kann mein Bargeld nicht mehr in PSC eintauschen bzw. wäre das sinnlos.

Rückblickend wollte ich spielen und hab mir das Geld bewusst besorgt.(600)

Dann war ich "drin" und hab in ca. 1 Woche 2x200 zusätzlich rausgehauen und dann dachte ich einfach:
Es reicht/war angepisst/dachte das wäre vernünftig mein Konto zu sperren.

Das war vor 3 Tagen.

Mal gucken wie es so weitergeht aber im Moment kann ich nicht spielen ob ich will oder nicht.



Olli:
Hi Peter!


--- Zitat ---Warum hab ich das gemacht?
Vermutlich weil ich süchtig bin, etwas besseres fällt mir nicht ein.
--- Ende Zitat ---

Du weisst schon, dass die Antwort zu einfach ist, nicht wahr? :)

Versuche es mal mit Deinen Gefühlen. Was hat Dich angespornt spielen zu wollen? Was ging in Dir vor, als Du spieltest? Und wieso hast Du Dein Online-Banking nun gesperrt? Wie fühlt sich dies jetzt an?

Ich finde es übrigens super, dass Du hier von dem Rückfall berichtest. Das ist ungemein wichtig. Du brauchst das nicht im stillen Kämmerlein mit Dir alleine aus zu machen. Rückfälle gehören nun mal dazu. OK, keiner möchte gerne hinfallen. Doch bietet das nicht gerade die Chance zu schauen, wieso dies geschehen ist? Jetzt, wo die Erinnerungen noch frisch sind? Rückfälle können zu mehr Klarheit führen und helfen somit bei der Genesung.

Peter Schmidt:
Hi =)

Du hast wie so oft Recht. Ich mache mich nicht mehr fertig, das bringt nichts. Was jetzt ein "Rückfall' ist war vorher ganz normal und hieß einfach zocken. Da wollte ich nichts verändern, war mir quasi egal. Jetzt ist das nicht mehr so.  ???

Ich bin beim spielen wie in einer Blase. Ich dattel da rum und wenn ich ins Plus komme dann komme ich mir toll vor. Wenn das nicht klappt macht es auch keinen Spaß.

Wenn ich anfange ist es noch "spannend". Zunehmend schleicht sich dann aber Langeweile ein und ich merke:

Naja es ist halt dieselbe kacke wie immer, was hast du erwartet. =)

Ich werte auch beim zocken die Zahlen aus:

Wieviel hast du Plus? Wieviel ist das in Prozenten vom Gesamtbetrag? Wie lange hat das gedauert? Wieviele Freispiele in unterschiedlichen Spielen hast du parallel gesammelt? Welche spielst du ab? Triffst du gleich wieder welche mit höherem Einsatz?

Gefühle beschreiben fällt mir sehr schwer. Wenn mich jemand fragt wie es mir geht sage ich immer:

Gut danke und selbst?

Meist weil ich einfach nicht drüber nachgedacht habe/dem anderen kein Ohr abkauen möchte.

Ich las hier:

Spielen ist ein emotionales Problem mit wirtschaftlichen Folgen.

So ist es. Ich will 1000 gewinnen(zB.), aber ich kaufe davon ja nichts. Es ist also Unsinn, das Geld ist in dem Fall nur irgendwie Suchtmittel?!?. Egal ob ich 200 oder 200 000 hab. Nur 0 ist schlecht weil dann kann ich nicht spielen. Es geht nicht um Geld, ich will dann spielen. Warum muss ich wohl echt noch herausfinden. Klar ich will gewinnen aber wieviel? Und warum wenn ich ja doch nichts davon kaufe?

Es geht nicht um Geld. Wenn ich Geld will muss ich mehr einnehmen als ausgeben und fertig. In etwas mit langfristiger negativer Gewinnerwartung investieren kann nur dem Betreiber etwas bringen. Nämlich das was ich verliere. Ich hoffe, er lacht =)

Onlinebanking habe ich schon ca. 1 Jahr nicht mehr, ich habe jetzt nur zusätzlich mein Paysafekonto sperren lassen um auch nicht mehr mit Bargeld spielen zu können. Ich habe nach wie vor ungefähr 8000 Euro bei einer Vertrauensperson angespart, dieses Jahr hatte ich nur auch mal Weihnachtsgeschenke gekauft(500?) und 1000 verspielt, darum ist es nicht mehr Geld geworden.



Die Sperrung des Paysafekontos fühlt sich langsam gut an, weil ich mein Geld jetzt behalten bzw. gegen Waren und Dienstleistungen eintauschen kann. So ist es ja auch gedacht.

Ich glaub ich spiele heute den 4. Tag nicht?

Es fällt mir nicht schwer, ich spiele ja nur manchmal bzw. dann Phasenweise öfter.

Einzig nie wieder um einen Euro spielen zu können/wollen ist ein merkwürdiges Gefühl. Da muss ich wohl hin, ein bisschen ab und zu geht einfach nicht.


Olli:
Hi!


--- Zitat ---Einzig nie wieder um einen Euro spielen zu können/wollen ist ein merkwürdiges Gefühl. Da muss ich wohl hin, ein bisschen ab und zu geht einfach nicht.
--- Ende Zitat ---

Das war genau mein Weg damals. Als ich da eine Minute nach Mitternacht aus der Halle heraus trat, da wusste ich: Das geht so nicht weiter!
Ich bin auch der Überzeugung, dass ich all das Erlente wieder Stück für Stück beiseite schieben würde - also in all die alten Muster zurück verfallen würde, wenn ich auch nur ein einziges Mal wieder spielen würde. Eine gewisse Stimme in mir würde das zwar verneinen, würde eine Weile abwarten, sie würde mich dann aber mehr und mehr wieder dem Glückspiel näher bringen.
Es gab da vor ein paar Jahren eine Situation, die ich hier auch schon mal nieder geschrieben habe. Der damalige Wirt unserer Dartkneipe hatte sich einen Bildschirm an die Wand gehangen und spielte dort im Internet Poker. Ich saß an der Theke, als seine Skatfreunde herein kamen. Für ihn war es vollkommen logisch mich zu fragen, ob ich das Turnier nicht weiter spielen wolle da er nun lieber Skat um Runden spielen wollte.
Ich habe noch nie Poker gespielt und doch sah ich sofort die Gefahr. Also verneinte ich und musste dies auch mehrfach wiederholen, da er sein Startgeld unnütz verfallen sah.
Hätte ich hier nachgegeben, dann hätte ich eine mir selbst auferlegte Grenze überschritten. Tja ... und wenn eine fällt, dann folgen ihr auch weitere.
Je frühzeitiger ich intervenieren kann, desdo leichter fällt es mir.


--- Zitat ---Gefühle beschreiben fällt mir sehr schwer.
--- Ende Zitat ---
Das lässt sich lernen. Bei mir war es ja genau so. Was heisst war ... mir fällt es immer noch schwer. Doch ich versuche es und was soll ich sagen ... es ist einfach besser, als alles in sich hinein zu fressen oder es gedanklich an Seite zu wischen - es kommt ja doch zurück.
Übrigens habe ich selbst Kathrin von der Chatberatung vor zwei Tagen kontaktiert, weil mir etwas auf dem Herzen lag. Was habe ich gezweifelt ... Ist Dies richtig oder doch eher Jenes? Ich habe sie gebeten, mich da durch zu leiten, damit ich Klarheit bekomme.
Das Herzstück hat mir ein paar Fragen gestellt und ich habe versucht offen und ehrlich zu antworten. Wohlweislich ... es ging nicht darum, was sie davon hielt ... es ging ganz alleine um mich. Über eine Stunde hat es gedauert, bis ich eine Entscheidung getroffen hatte. Ob sie in anderer Augen richtig oder falsch war, ist unerheblich.
Ich fühle mich nun mit meiner Entscheidung im Reinen. Die Zweifel sind weg.Ich habe auch dementsprechend gehandelt.
Vielleicht versuchst Du es ja auch einmal? Spreche das Thema "über Gefühle sprechen" einfach mal an im Chat oder, wenn Du Dich traust, am Beratungstelefon.
Weisst Du, was dabei so schön ist? Du kannst nix falsch machen ... einfach gar nix ...
Und gerade deswegen fühlst Du Dich im Anschluss auch besser ... weil Du Dir bewiesen hast, dass Du sehr wohl über Gefühle reden kannst - wenn Du Dich einlässt - das ist natürlich Voraussetzung. Und dann kannst Du das üben in Deinem "normalen" Leben. Immer gerade so viel, wie Du Dich traust, wie es angemessen erscheint oder oder oder ...
Es bringt Dich nicht nur anderen Menschen näher, sondern auch Dir selbst kommst Du damit näher.
Boa ... ob die Landeskoordinierungsstelle Glückspielsucht NRW noch einen Werbebeauftragten sucht für ihre Beratungsangebote? :) ;) ;)


--- Zitat ---Was jetzt ein "Rückfall' ist war vorher ganz normal und hieß einfach zocken. Da wollte ich nichts verändern, war mir quasi egal. Jetzt ist das nicht mehr so. 
--- Ende Zitat ---
Ist das nicht ein wunderschöner und befriedigender Gedanke? Und jetzt formuliere mal den letzten Teil um. Es kommt mir vor, als wolltest Du es nicht direkt aussprechen:
Ich will etwas verändern! - Fühlt sich das nicht noch besser an? Und dann die Veränderungen selbst, die schon geschehen sind ... an der Spitze Deine eigene Einstellung!
Früher habe ich selbst nie daran geglaubt ... bis ich es dann getan habe. Einfach so, als ob man den ersten Domiostein anstößt und der Rest fällt von ganz alleine ...

So, jetzt ist aber genug für heute, sonst finde ich gar kein Ende mehr ... ;)

Somewhere87:

--- Zitat von: Peter Schmidt am 03 März 2021, 11:33:55 ---Einzig nie wieder um einen Euro spielen zu können/wollen ist ein merkwürdiges Gefühl. Da muss ich wohl hin, ein bisschen ab und zu geht einfach nicht.

--- Ende Zitat ---

Ohja, das kenne ich. Habe mich nach ewigem hin und her dann doch bei der nationalen Sperrdatenbank eingetragen und bin nun für alle offiziellen Glücksspiele gesperrt.

Ich habe viel mit meiner Frau und anderen wichtigen Personen darüber gesprochen und mich gefragt: "Warum will ich denn überhaupt mal wieder was verspielen?"
Wegen dem tollen Gefühl? Nein. Wegen dem Spaß? Nein. Ja warum denn dann? Und ich habe keine ehrliche Antwort gefunden.

Weißt du, was Zocken, Alkohol und Zigaretten gemeinsam haben? Die Firmen stellen es als normal dar. Als würde es dazugehören. Als würde es ohne nicht gehen.
Im Zuge des neuen Glücksspielvertrages wurde ja sogar erwähnt, dass die Bevölkerung einen natürlichen Spieltrieb hat. Da haben die Lobbyisten gute Arbeit geleistet.

Klar ist mal ein Bier nichts tragisches und mal 5 Euro gewettet, aber es muss nicht sein. Es ist absolut nicht notwendig. Weder du, noch ich, noch sonst wer braucht das.
Es ist ein Weg ohne Ziel.

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