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Erster Schritt in die SHG

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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #105 am: 25 Juni 2019, 14:54:29 »
von AndreasG:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #119 am: 04 Mai 2019, 10:17:00 »
Hallo ihr Lieben,

bin deprimiert drauf und es ist wohl gut, wenn ich Heute in ein Meeting von Alkoholikern und Angehörigen gehe. Dabei stehe ich in meinem Sucht Gedächtnis auf der Seite der Alkoholiker. Aber die Angehörigen sind es, die das Meeting mit Leben, mit Vitalität füllen, die anderen gucken 2 Stunden explizit Raucherpause auf den Tisch.
Spielsüchtige haben auch Angehörige.  Die sitzen oft alleine im Meetingsraum. Aber Hauptsache ist, dass der die spielende PartnerIn nicht gerade die Existenz verzockt.Dann ist ja alles gut soweit?
Wenn nun das CB greift, und ein Großteil des Geldes ist zurück,  kehrt Frieden ein?

Es erfordert für mich viel Geduld , mich hier durch die Rückbuchungsverfahren durchzuscrollen, um mit Interesse etwas von der Persönlichkeit des Spielers zu erfahren.  Das geschieht oft nur Fragmenthaft, steht aber in der Genesung über dem Finanzausgleich, der wiederum zuerst gesichert werden muß,  um dem Von der Spielsucht Betroffenen Raum und Zeit zu geben, dich finden zu lassen.

Ich glaube,  dass es im Gegensatz zu Alkoholikern die Spielsüchtigen weniger empatische Angehörige haben..
Vielleicht blickt das hier gerade nicht richtig durch,  ist auch nur meine Meinung,
ausserdem mit dem Tablet geschrieben,  wg Rechtschreibfehler. ..

Liebe Grüße Andreas
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #106 am: 25 Juni 2019, 14:54:50 »
von TAL:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #120 am: 04 Mai 2019, 21:38:13 »
Hallo Taro,

Ja, dieser Sinneswandel seitens PayPal hat ganz schön Wellen geschlagen. Das Ziel ist jedenfalls erreicht: Verunsicherung, Verwirrung und Zweifel zu säen.

Dieses Kopfkino hatte ich erschreckenderweise auch. "Freifahrtschein. Das kann doch nicht wirklich so einfach sein..." und "Einen PayPal-Account habe ich sogar..."
Mich störte da nur das Problem mit dem Mindestumsatz und der Verzögerung bei der Auszahlung (daß man mir diese auch komplett verweigern könnte, kam mir gar nicht in den Sinn), meine Gedanken überschlugen sich. Sofort und ohne Vorankündigung fing die Maschinerie in meinem Hinterkopf an, unter Einbeziehung sämtlicher Ressourcen auf Hochtouren zu laufen, wie geht man das an... wahrscheinlich hab ich dabei auch noch blöd gegrinst. Es war im Nachhinein wirklich erschreckend, mich wieder dabei zu erwischen, wie ich glaubte, eine 'Strategie' gefunden zu haben.
Kurzzeitig hab ich dann überlegt, meinen Kopf unter die kalte Dusche zu halten.

Hallo? Huhu? Jemand da dort oben?
Denn selbst wenn, um sie erfolgreich umzusetzen, oder überhaupt nur auf Tauglichkeit zu 'testen', müßte sich da jemand anders dransetzen...
Mit mir funktioniert das nicht, wenn du Erfolg haben willst.
Melde dich also wieder, wenn du da jemanden gefunden hast.

Das hatte mich echt eiskalt erwischt. Halleluja!
Ich habe diese Threads deshalb lange gemieden.

Daß sich die Haltung von PayPal mit Sicherheit irgendwann ändern würde, dachte ich aber dann auch... allerdings erst später.
Mir kam es so vor, als hätten sie selbst keinen Plan, wie sie das handhaben sollen, und sich deshalb erstmal also vergleichsweise bedeckt halten... und nun, da Onlinecasinos ihre Dienste nicht mehr nutzen, machen sie halt etwas mehr Wind.

Manchmal möchte ich auch mal etwas sagen, was vielleicht nicht so gut ankäme, besinne mich dann aber eines Besseren.
Mir ist das einmal passiert, ich habe auf einen Beitrag, der sinngemäß sowas aussagte wie "Warum postet hier keiner seine Erfolge zum Chargeback bei Kreditkarten? Warum ist sind die alle zu egoistisch, anderen Betroffenen zu sagen, wie das geht?" doch etwas zu sarkastisch reagiert. Zugegeben, das war nicht sehr clever. Geholfen hat es auch keinem.
Manchmal nicke ich einfach nur still, wenn jemand sagt, was ich selbst gerade denke, aber so nicht schreiben würde.

Ich verstehe aber, warum du das tust. Ich weiß auch, daß es dir dabei nicht um deine persönliche Meinung geht.
In einem Echoraum übersieht man gerne mal gewisse Dinge. Gegenargumente zuzulassen hilft, die Schwachstellen in der eigenen Argumentation zu finden.
Obwohl ich selbst nicht wirklich 'alt' bin, würde ich mal sagen, die Zeiten und die Gesellschaft haben sich geändert - es gibt heute viel mehr 'Leute wie mich', als zu meiner aktiven Zeit... und die ist gar nicht mal soo lange her.
Umso wichtiger, daß es dich und andere gibt, und auch, daß nicht immer alle einer Meinung sind. Es sind nicht viele, hier und auch anderswo, die sich auch über ihre eigene schlimme Zeit hinaus noch die Zeit nehmen, sich mit anderen, und damit auch sich selbst, auseinanderzusetzen. Je größer die 'Community', desto mehr fällt das auf, so wie in den letzten Tagen.
Das geht nicht immer mit allem konform. Auf der einen Seite haben wir die felsenfeste Überzeugung, daß ohne den finanziellen Druck doch alles gut wäre, auf der anderen Seite diejenigen, die erfahrungsgemäß (sei es die eigene oder bedingt durch den Umgang mit anderen Betroffenen - oder beides) wissen, daß es damit eben nicht getan ist.
Passe ich nicht auf, wird es genau wie vorher... und eine erneute Chance gibt es beim CB nicht, und sollte es doch nicht hinhauen, muß es ja auch trotzdem irgendwie weitergehen. 'Einmalige Ausrutscher' gibt es sicher auch, dennoch sollte man auch hier schon darauf achten, daß es künftig bei dem einen Mal bleibt. Das persönliche Wohlbefinden ist also am Ende viel wichtiger als der finanzielle Aspekt.
Mit etwas Abstand, entweder durch die längerfristige Aufarbeitung der eigenen Sucht, oder als Nicht-Spieler, der sich mit dem Thema auskennt, sieht man das. Steckt man aber unmittelbar im Morast fest, sieht man es nicht - und will davon auch nichts wissen, man hat ja erstmal andere, wichtigere Sorgen, der Rest muß warten, und ist dann eventuell ja gar nicht mehr nötig.

Das zu vermitteln ist aber schwierig. Das sieht man ja schon an mir. Meine eigene Engstirnigkeit, ein ausgefeiltes Produkt über Jahre hinweg perfektionierter Selbsttäuschung, steht mir da im Weg. Was ich nicht hören will, das höre ich auch nicht.
Ich bin anders, und ich weiß es ja selbst noch immer am besten!
Öhm... ja... sicher doch. Das hab ich ja bisher ganz großartig unter Beweis gestellt.

Chargeback ist also ein wunderbares Druckmittel, wenn es darum geht, die Verantwortlichen zu zwingen, auf diesem Gebiet etwas zu unternehmen, und einen vernünftigen Rahmen zu schaffen. Es zerrt das Problem außerdem an die Öffentlichkeit, Leute sehen, daß etwas gründlich faul ist, und das nicht nebenan im Staate Dänemark. Da ich es leider für unwahrscheinlich halte, daß es ein generelles Verbot von Onlinecasinos geben wird, sollte das Ganze zumindest vernünftig reglementiert werden. Die kürzliche Flut an Chargebacks kann helfen, Reglementierungen und Gesetze im Sinne des Spielers zu erreichen, und diesem Wildwuchs ein Ende zu bereiten, deshalb halte ich es durchaus für eine gute Sache... für die Allgemeinheit und die zukünftigen Generationen.
Für mich als Spieler sieht das allerdings anders aus, das muß ich mir da leider eingestehen. Ich würde diesen Nervenkrieg nicht unbeschadet durchstehen.
Deshalb finde ich es gut und wichtig, daß es Verbände wie den fags gibt.
Aber auch das würde nicht funktionieren ohne die Gemeinschaft dahinter.

Zusammen ist es leichter, als kleine Gruppe mit einem gemeinsamen Ziel, welches dem Großteil der Bevölkerung gar nicht bewußt ist, sollten wir uns gegenseitig unterstützen.
Denn auch wenn unsere Anzahl eigentlich gar nicht so gering ist, gibt es immernoch keine hörbare Stimme dafür... oder zumindest... keine ernstgenommene und allgemein verständliche.

Jeder einzelne trägt dazu bei, daß sich das ändern kann, aber dafür braucht es soetwas wie 'Gewicht' - und die Kanäle zu schaffen, mit denen das überhaupt erst möglich ist.

Ich persönlich hätte nie gedacht, daß ich mal anderen erzählen würde, was mir im Alltagsleben schwerfällt... ja... überhaupt... mir einzugestehen, warum das so ist. Das zu erkennen habe ich dir und anderen zu verdanken. Es ist beruhigend, zu wissen, daß das nicht ungewöhnlich ist.
Aus rein egoistischer Sicht könnte ich also sagen, das Thema Chargeback ist für mich persönlich hier nichtmal wirklich relevant.
Da ich aber die Eigenschaft habe, gelesene Dinge, gerade bei sowas, ganz unverfänglich in einer Ramschschublade neben den Batterien und dem alten Nokia-Ladekabel abzuspeichern (man könnte es ja doch irgendwann mal wieder gebrauchen), komme ich doch nicht drumrum, doch ab und an mal etwas dazu zu sagen.
Wenn es zu schroff ausfällt, dann lösche ich es wieder.
CB ist eben nur eins von vielen Themen, was hier gerade aus aktuellem Anlaß mal wieder viel Raum einnimmt. Ich fände es schade, wenn es darüber zu Strittigkeiten unter Menschen käme, die doch eigentlich dasselbe erreichen wollen. In dem Punkt stimme ich Peter absolut zu.

Euch allen übrigens ein schönes Wochenende.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #107 am: 25 Juni 2019, 14:55:14 »
von Taro:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #121 am: 04 Mai 2019, 23:45:51 »
Moin zusammen,

ein guter Freund hat eine Zeit im Meeting zur Vorstellung immer einen Satz gesagt:
"ich bin gut so wie ich bin, mein Gott liebt mich und ich scheiß auf eure Anerkennung"
Dieser Satz hat für mich soviel Kraft, das ich Ihn gerne für mich übernommen habe.

Bevor ich in dieses Forum kam sagte Bekannte, hier würde doch nur über das cb geredet, für alles andere hier kein Platz. Nun ich habe einfach angefangen und wenn der Raum neben dem cb nur in etwa so gross ist wie Paypal Zahlungen aus Deutschland so ist hier doch Platz dafür.

Trotz meines eingangs genannten Satzes möchte ich mich bei Peter, Andreas und TAL bedanken das Ihr euch zu dem Thema geäußert habt. Ihr hättet es euch auch einfacher machen können.

Danken möchte ich auch jemandem der sich nicht geäußert hat, so wäre es doch ein leichtes gewesen hier mit einzusteigen. Einen Namen nenne ich nicht, er weiß schon das er gemeint ist.

Zu Ilona nur soviel, zum wiederholten Male behauptest Du ich würde das Instrument des chargeback nicht mögen. Und wieder sage ich was für ein Unsinn, die Behauptung wird auch durch Wiederholung nicht wahrer.
Warum sollte ich etwas gegen das chargeback haben. Das Instrument ist mit dem Lastschriftverfahren eingeführt worden um nicht genehmigte Zahlungen zurückzuholen. Warum soll ich das nicht mögen?
Wie ich Dir schon erklärte sind Zahlungen aus Glücksspiel nicht einklagbar. Das beides ist die Grundlage worüber wir hier sprechen. Für gefährlich halte ich es nur für süchtige Spieler aus den Gründen die ich persönlich erfahren habe und die TAL in seinem Beitrag wunderbar beschrieben hat.
Nun das Thema dieses Threads ist die SHG. Natürlich spreche ich in meinem Meeting und wahrscheinlich auch auf dem Deutschland treffen von dem hier erfahren. Wenn Du nicht möchtest das ich in diesem Thread darüber schreibe, dann gebe doch einfach die für ich gesperrten Threads wieder frei und hebe die Begrenzung auf. Bei GA heißt es im zweiten Teil vom 10 Schritt"..... wenn wir Unrecht hatten gaben wir es sofort zu" Eine starke Waffe, bei nicht Süchtigen wenig bekannt.

Ja TAL, die Welt verändert sich, überall um uns herum wird die Meinungsfreiheit eingeschränkt, im großen oder kleinen, ob rechts oder links, ob Verbraucherschutz oder Business. Das schlimme dabei, alle meinen es vermutlich gut und müßten es aufgrund Ihrer Bildung besser wissen.

Tatsächlich veruche ich meine Kinder so zu erziehen das sie keine ja sager werden, auch wenn es unbequem ist.  Die ja Sager sind vermutlich das Hauptproblem unserer  Zeit. Lieber TAL, vielen Dank das Du von Deinem Kopfkino zu cb berichtet hast. Weil ich ja sonst der einzige bin der sich traut sowas auszusprechen dachte ich ja schon ich bin bekloppt. Das kommt nämlich dabei raus, wenn sich keiner mehr traut soetwas zu äußern.

Taro
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #108 am: 25 Juni 2019, 14:55:35 »
von Taro:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #122 am: 05 Mai 2019, 15:30:22 »
Moin zusammen,

Depressionen, ADHS, Schreibkrampf und Tortiecollis und verschiedene andere Ticks. Das waren alles meine psychischen Auffälligkeiten als ich gespielt habe. Besonders der Tortiecollis hat mich zum Ende der Spielzeit arg gequält und der Arzt musste mir fast täglich eine Spritze geben damit es überhaupt auszuhalten war. Das spielen hat sich in meinen psychischen Aussetzern deutlich gezeigt. Wegen meines sehr schmerzhaften Tortiecollis auch Schiefhals genannt sollte ich eine mindest halbjährige psychotherapie in einer Klinik machen. Es war eigentlich schon alles klar, nur mir war klar, weil es genau gegen mein Ende der Spielerzeit war, vorher habe ich Selbstmord gemacht. Es kam anders, ich ging zu GA, setzte meine ganze Energie dafür ein mein Leben halbwegs wieder auf die Bahn zu bekommen. Als ich wieder Luft hatte mir über die Eingangs genannten Krankheiten wieder Gedanken zu machen hatte sich das meiste in Luft aufgelöst.

Als ich mein neues Leben begann, schwor ich mir mich nicht mehr zu beugen. Egal in welchem Bereichen meines Lebens. Auf meiner Seite weiß ich einen liebenden Gott der mich anbei unterstützt das richtige zu tun. Bei der Arbeit an mir selbst habe ich gelernt sehr genau und sehr tief hinzuschauen. Viel tiefer als die meisten Menschen überhaupt wissen das es diese Ebenen überhaupt gibt.

Meine Depressionen und mein ADHS sind bis heute unbehandelt. Sie sind heute meine Freunde geworden, zeigen sie mir doch sofort an, wenn ich etwas tue was ich eigentlich nicht machen will. So kann ich sofort gegensteuern.

Mein Tortiecollis und meine Schreibkrämpfe haben sich mit Ende meiner Spielsucht in Luft aufgelöst.
Meine Ticks die mich teilweise massiv eingeschränkt haben waren auch einfach weg.
Tatsächlich bin ich wegen meiner eigenen Erfahrung sehr kritisch wenn ich Menschen mit Ticks kenne lerne.

Grundlage ist für mich immer das richtige zu tun. Egal wer oder was sich mir entgegen stellt. Ich bin bildlich und tatsächlich immer bereit für meine Überzeugung zu sterben. Für die psychische Genesung ist das eine stabile Grundlage.

Thema Spenden, das ist bei GA und bei meiner Gemeinde auch immer wieder Thema. Bei GA ist es rückläufig, bei meiner Gemeinde stark steigend. Für mich stellt sich aber immer die Frage, ob ein zuviel an Geld nicht das größere Problem ist. Bei GA bin ich mir sicher, für den Fall das es sein muss, eine grosse Menge Geld zusammen kommen würde. Es gibt soviele Menschen inkl. mir, die der Gemeinschaft so viel zu verdanken haben, daß ich mir wirkliche Geldprobleme nicht vorstellen kann. Meine Gemeinde hat einen Förderverein mit der bisher 3 zusätzliche volle Stellen finanziert werden. Im nächsten Jahr soll noch eine zusätzliche Stelle gefördert werden. Es muss in diesem Jahr 60.000 € mehr an Spenden rein kommen. Weil die Arbeit des Teams so großartig ist bin ich sicher das das klappt.

Etwas zurückzugeben von dem was ich bekommen habe hat für mich einen hohen Stellenwert, unsere Familie versucht ca 10 % unserer Einnahmen zu spenden. Das wir damit gutes tun ist nebensächlich, viel wichtiger ist, daß wir uns damit gutes tun. Das kann nicht erklärt sondern nur erfahren werden.

Nun die Filme habe ich geschaut, hier gehört das sicher nicht rein, meinen letzten Beitrag werde ich dafür sicher auch nicht verballern. Aber meine Meinung dazu ist vermutlich eh nicht gewünscht. Nur soviel, in Schulen zu gehen und von seiner Sucht zu berichten ist eine tolle Erfahrung. Wer die Möglichkeit hat, es lohnt sich.

Taro
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #109 am: 25 Juni 2019, 14:55:54 »
von TAL:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #123 am: 07 Mai 2019, 02:32:49 »
Das mit den Ticks ist so eine Sache. Ich denke, in gewisser Weise hat jeder welche. Ich zum Beispiel rede manchmal mit mir selbst. Keine wirkliche Konversation, nur dahergeredete einzelne Wörter oder Sätze. Ich kann das aber weder bewußt beeinflussen, noch kann ich es 'abstellen'.

Ich bin per se jemand, der sehr nach innen gekehrt ist, ich lebe irgendwie meistens 'in meiner eigenen Welt' - dem Echoraum zwischen meinen Ohren. Manchmal sitze ich einfach nur auf dem Sofa, und dann stehe ich plötzlich einfach auf und gehe irgendwohin, nur, um mich zu bewegen. Meistens passiert das, wenn ich gedanklich in eine Sackgasse gerate. Auch auf der Arbeit, an Tagen, wo nicht viel los ist, kommt das vor. Ich stehe einfach auf und gehe auf die Toilette oder so, auch wenn ich gar nicht muß, um mich mal aus der gedanklichen Einbahnstraße zu reißen. Das wirkt oft komisch.
Manchmal ist es so abstrus, daß ich mit dem Kopf schüttel oder sogar etwas sage, wie zum Beispiel "Was'n Quatsch." oder "Nicht wirklich..."
Da ich bei sowas meistens allein bin (oder anonym in einem Supermarkt oder so) ist das nicht weiter tragisch. Es kam aber auch schon vor, daß meine Kollegin meinte "Was hast du gesagt?", oder "Was grinst du so?"
Sowas ist dann eher unlustig. Ich kann ja schlecht sagen, ich rede grad mit mir selbst. Leider merke ich aber erst hinterher, oder währenddessen, daß ich das gerade laut ausgesprochen habe.

Auch zu Hause hatte ich das schon. Von daher sagt meine bessere Hälfte auch manchmal scherzhaft, ich würde unter Zwangshandlungen leiden. Vielleicht hätte ich nicht erwähnen sollen, daß sowas für mich normal ist, da es bei mir öfters vorkommt.

Zu meinen aktiven Zeiten war das aber schlimmer. Da kam es vor, daß ich in einer Fußgängerzone leise vor mich hin geflucht habe... ohne es im ersten Moment überhaupt zu bemerken.
Und das, obwohl ich eigentlich nie fluche oder sonstwie 'aus der Haut fahre'... eigentlich...

Ja, wie anfangs gesagt... ich mache mir schon mehr Gedanken über mich selbst, als andere es je tun würden... trotzdem meist mit unbefriedigendem Ausgang. Ich bin mir deshalb auch nicht so sicher, ob das unbedingt schlau ist, aber so oder so, ich kann auch nicht damit aufhören, das geht einfach nicht. Da ist wohl ein Zahnrad bei mir kaputt.

Definitiv, ich bin einer dieser Ja-Sager und 'Den-Kopf-Einzieher'. Der Weg des geringsten Widerstands. Ich hab ganz einfach keine Lust auf Streß.
Dafür gehe ich schon extrem weit, das wird sich bei mir demnächst rächen bei etwas, was ich persönlich schon länger mitbekommen habe, aber geflissentlich zu ignorieren pflegte. Jemand verschafft sich einen Vorteil auf meine Kosten, und ich tu so, als wüßte ich es nicht... bis es eine dritte Person zufällig herausfand.
Hier stehen sich jetzt die Einstellungen "Mit TAL kann man's ja machen, der bekommt das eh nicht mit, außerdem interessiert den das doch sowieso nicht" und "Das geht mal überhaupt nicht, schon gar nicht bei jemandem, der nie was sagen würde." gegenüber. Der 'Übeltäter' ist noch eine Woche im Urlaub, dann wird das häßlich. Das bekomme ich nur schwer geschlichtet.
Es wird sich möglicherweise eine Konfrontation zwischen den beiden nicht vermeiden lassen... leider.
Ich habe nie darum gebeten, daß jemand Partei für mich ergreift, aber irgendwie hört sie nicht auf mich, wenn ich sage "Ist okay, laß mal, ist ja mein Ding, das paßt schon."
Da sind ihre Moralvorstellungen in den Grundfesten erschüttert. Ich habe sie noch nie so aufgebracht gesehen.
Oh je...

Aber zumindest hat sich das mit der Wohnung erledigt. Sie ist weg. Also in dem Punkt alles gut.

10% unseres Einkommens wäre nicht gerade wenig, und trotzdem wäre es noch gut zu verkraften, das stimmt schon. Wir haben mehr 'übrig' als das. Es gibt allerdings nur einen Zweck, zu dem ich einmal im Jahr spende. Die Kirche ist es nicht, wobei ich da auch nie ausgetreten bin. Die meisten 'Spenden' sind bei uns an Stellen innerhalb der Familie, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich dachte damals auch, ich wäre bekloppt. Ersthaft? Was war das denn???
Es hätte mich trotzdem nicht so überraschen dürfen.
Gute 24 h
Olaf


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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #110 am: 25 Juni 2019, 14:56:14 »
von Taro:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #124 am: 07 Mai 2019, 23:41:09 »
Moin Tal,

ja, Du guckst genau hin, ich musste schmunzeln als ich Dich las. Wir sind so ähnlich in vielen Dingen, unfassbar. Selbstgespräche führe ich auch noch, daß ist für mich kein Tick. Ich gehe damit auch offen um, lache gemeinsam mit den Kollegen darüber. Die gedankliche Sackgasse kenne ich auch. Auch das ich mich plötzlich auf der Toilette oder im Keller wiederfinden ohne das ich da hin wollte. Das sind allerdings extreme aquariumDinge die sich auch körperlich wie ein Kurzschluss anfühlen. Es war immer in Situationen wo ich mich unterlegen fühlte, wo ich Dinge am liebsten anders gemacht hätte, mich aber nicht traute.
Heute mach ich die Dinge einfach, ich schiebe meine ganzen aber beiseite und mache es einfach.
Erstens ist das pures Leben und viel spannender als Spielen und es fühlt sich richtig gut an.

Dann hatte ich es auch Dingen aus der Vergangenheit wo ich immer und immer wieder mit mir gehadert habe. Da hat mir tatsächlich der Glaube sehr geholfen. Einerseits habe ich es meinem als Kind übermächtigen Gegner vergeben und zweitens habe ich es an Gott abgegeben. So brauche ich mich nicht mehr zu sorgen, für mich wird gesorgt.

Ja habe ich genug gesagt. Natürlich reiben sich am mir immer wieder Menschen, aber immer nur welche die nicht wahrhaftig sind.

Allerdings gibt es eine Sache gibt es, wo die alten Geister wieder kamen, bei meinem großen Sohn. Das ich meine Kinder nicht immer schützen kann hat mir manch schlaflose Nacht und auch der ein oder andere Gang in den Keller beschert. Zum Glück sind diese Zeiten jetzt aber auch schon länger vorbei.

Und machen kann man mit mir schon garnicht. Selbst wenn jemand mit mir machen kann aufgrund seiner Position, so bin ich zumindest lästig und hinterlasse zumindest Schrammen. Ich hab keine Lust mehr mit mir machen zu lassen.

Meine Gemeinde hat viel Spenden, die Gemeinde ist unglaublich reich. Tatsächlich halte ich mich hier mit Spenden stark zurück. Wenn gleich ich zugeben muss, daß Sie mit dem Geld sehr beeindruckende Dinge leisten. Ich mag es tatsächlich auch sehr Einzelpersonen über Ihre gewisse Zeit über einen Engpass zu helfen.

Ich war im Meeting, wir sprachen über den 5 Schritt und über das Deutschland treffen der GA. Mit einmal passierte etwas in der Gruppe. Ich kenne alle anwesenden 15 - 30 Jahre. Eine unglaublich intensives erleben.
Es gibt tatsächlich noch immer den Echoraum zwischen  meinen Ohren und ich gebe mir viel Mühe das gut vor mir zu verstecken. Gemeinsam mit Freunden zu erleben, dass es bei ihnen auch nicht anders ist fühlt sich gut an. Etwas  ähnliches ist es für mich beim Lesen deiner Beiträge.

Taro
Gute 24 h
Olaf


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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #111 am: 25 Juni 2019, 14:56:37 »
von TAL:

 Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #125 am: 13 Mai 2019, 19:13:09 »
Guten Abend,

wir hatten letzte Woche Besuch, bis gestern. Es ist besser geworden, aber soviel 'Trubel' über mehrere Tage ist nach wie vor schwierig. So ganz ohne Rückzugsmöglichkeit stoße ich dann irgendwann immernoch an meine Grenzen. Ich will mich einfach nur verstecken, bis das vorbei ist, aber ich kann nicht, stattdessen muß ich auch noch plaudern. Das erdrückt mich. Da kann ich dann auch mal genervt reagieren, wenn man ein "Ich will nicht mit euch losziehen." nicht akzeptiert. Ich will nicht darüber reden, echt nicht, aber warum muß ich das erklären? Warum diskutierst du? Ihr kommt allein klar. Ich kann echt nicht mehr, es reicht. Wirklich. Laßt mich doch einfach nur eine Weile in Ruhe... bitte!
Soll ich schreien oder soll ich betteln?
Das geht natürlich beides nicht, letztlich kann ich das ja nichtmal so sagen, wie es für mich ist, und das macht es nur noch schwieriger. Ich muß das dann abwenden, ohne gereizt oder genervt zu wirken. Das ist dann zusätzlich anstrengend. Die letzten Tage haben meine Toleranzgrenze echt auf die Probe gestellt. Dieses hilflose Gefühl, einfach nur weglaufen zu wollen, obwohl mir keiner irgendwas getan hat... Es tut mir hinterher immer leid, aber in solchen Momenten kann ich nicht dagegenan, daß mein Kopf 'dichtmacht'.
Das häuft sich leider, seitdem ich nicht mehr an Feiertagen und Wochenenden arbeite. Auch wenn es langsam besser wird, war das jetzt doch etwas viel...
Gestern Abend kam dann ein scherzhaftes "Das war ziemlich anstrengend für dich, oder? Aber jetzt ist es ja geschafft."
Im Ernst jetzt?
Aber wenigstens ist jetzt wieder alles ruhig.

Genau hinzusehen nützt bei mir leider nicht viel, da ich das Gesehene dann doch gern postwendend ausblende. Ignoranz und selektive Wahrnehmung... die pinkeln mir dann am Ende doch nur immer wieder ans Bein... und ich bin jedes Mal auf's Neue total perplex, wo die Pfütze nun schon wieder herkommt... "Oh....!"
Mhh... was'n nu los? Ich hab doch alles richtig gemacht!
Nur, was für andere gilt, gilt leider nicht zwangsläufig auch für mich... okay, dann... also, wo war nochmal der Wischmop?
Ich kann es eben einfach nicht über's Knie brechen, das vergesse ich gerne mal. Das ist leider immernoch mitunter etwas frustrierend. Geduld... eigentlich habe ich fast schon zuviel davon, außer eben mit mir selbst, wenn keiner hinsieht.

Ja, manchmal würde ich auch gerne etwas anders machen, aber hätte ich tatsächlich sagen sollen "Wenn du schon bescheißen mußt, dann stell dich doch bitte nicht so saudämlich an!"?
Sowas hatte ich woanders schonmal, hab's auch einfach ignoriert, und am Ende kam es dann auch ohne mein Zutun raus. Das wird hier irgendwann auch passieren. Bleibt nur zu hoffen, daß die Konsequenzen nicht dieselben sein werden.
Trotzdem denke ich nach wie vor: Was andere machen, geht mich nichts an. Und ich habe auch kein Recht, mich einzumischen, oder darüber zu urteilen.
Bescheißt einer, gucke ich weg, denn wer im Glashaus sitzt...

Aber ist schon lustig... am Ende geht es da immer um Geld... und immer bei Leuten, die nicht müde werden, anderen zu erzählen, wie unsagbar viel sie davon haben, in was für einer tollen Gegend sie wohnen, wie oft sie doch verreisen, was ihr Outfit gekostet hat, und wie zufrieden sie sind im Gegensatz zu anderen. Bei diesen ständigen Tiraden fallen mir oft fast schon die Ohren ab... *gähn*... und dann sowas. Naja...

Meine Kollegin hat sich etwas beruhigt, und ich konnte sie überzeugen, nichts zu sagen, da es meine Sache ist. Glücklich ist sie mit der Lösung trotzdem nicht, das hat ihr Vertrauen schwer erschüttert.
Mit mir kann man also machen, sehr viel sogar. Frag mich, und ich tu's, man muß mir nichtmal danken, meine persönliche Toleranzgrenze ist da ziemlich hoch. Ich muß aber sagen, daß das dennoch nicht (mehr) so oft vorkommt.
In der Vergangenheit hatte ich das öfter. Allerdings war es immer so, daß den Leuten das durchaus bewußt war, im Gegenzug hatte ich also meine Ruhe. Ich habe gemacht, weit mehr als ich theoretisch mußte, aber dafür soll man mich bitte zufrieden lassen. Das klappte eigentlich immer, ohne gesagt werden zu müssen. Ist das nicht der Fall, ist aber auch bei mir irgendwann vorbei. Ich habe tatsächlich mal einen Job gekündigt, weil irgendein hohes Tier, der mich nichtmal kannte, mich dreieinhalb Stunden nach meinem offiziellen Schichtende aufs Übelste offen zusammenpfiff. Aber er hatte nichtmal vorher gefragt, was eigentlich Sache war, weder mich, noch meinen Chef. Da hört es dann sogar bei mir auf. Aber ja, zugegeben, bis dahin ist es ein weiter Weg.
Kritik kommt natürlich vor, das ist auch okay, ich weiß selber, daß ich in mancher Hinsicht nicht so die Leuchte bin, aber ich habe es selten, daß mich jemand anmeckert.
Ausnutzen ja, aber solche Leute halten eh meistens den Ball flach.

Ja, dann stehe ich vorm Handtuchspender und putze meine Nase... irgendwas muß ich hier ja machen.
Kurzschluß... mhh... vielleicht kann man es so nennen. Ich empfinde das immer als Notbremse, die irgendwer irgendwo zieht, bevor ich mich verrenne. Eine Sicherung quasi, die dann rausspringt - auch wenn ich keinen Plan habe, wer sie überhaupt eingebaut hat. Das reicht, um mich aus den Gedanken zu reißen, und kurz darauf, merke ich es auch schon... nur eben einen Funken zu spät. Aber um dann nicht total blöd auszusehen, indem ich umdrehe und mich gleich wieder hinsetze, ziehe ich es trotzdem durch, und gehe auf die Toilette.
Ich habe mich dran gewöhnt, und andere wahrscheinlich auch.
Einmal fragte mich sogar jemand lachend "Hast du Hummeln im Arsch?"
Tja, scheint wohl so.

Das mit den Einzelpersonen kommt auf die 'Engpässe' an. Wir tun das regelmäßig, und der einzige Grund, warum ich das mitmache, ist, daß ich weiß, daß meine Schwiegereltern sonst dafür aufkommen würden... und natürlich, weil es meinen Haussegen beeinträchtigen würde, würde ich mich querstellen.
Letztlich geht auch das mich nichts an... es würde mir eh keiner zuhören, am Ende bin ich nur wieder der gedankenlose grobe Klotz.
Das sind wohl anscheinend Dinge, bei denen ich an meine Vergangenheit erinnert werde, obwohl sie gar nicht suchtkrank ist... und dann wird es echt seltsam... naja, mir egal. Ich 'muß' so zum Glück nicht mehr leben.
Trotzdem komme ich manchmal nicht umhin, mich zu fragen, warum sie nicht irgendwann einfach mal genug davon hat, auch um ihrer selbst Willen. Dem Selbstvertrauen tut es jedenfalls nicht gut, soviel ist sicher.

Naja, könnte mir eigentlich egal sein, und eigentlich ist es das auch, nur geht das ganze Prinzip nicht in meinen Kopf rein, wie man sich freiwillig selbst so erniedrigen kann.
Ich meine... ich hab's auch getan, weil ich glaubte, keine Wahl zu haben. Heute bin ich so unendlich froh, zu wissen, daß ich sie eben doch habe. Das Gefühl ist im Nachhinein so furchtbar beschämend, und he... das war es zugegebenermaßen auch damals schon. Um keinen Preis der Welt würde ich je wieder wollen, daß andere für mich tun, was ich auch selbst erledigen kann - und sollte. In meinem Fall war das finanziell, bzw. eine "Wird sich schon erstmal irgendwie richten, ich zahl das dann später"-Einstellung auf Kosten anderer, in ihrem Fall gilt das für so gut wie alle Lebenslagen.
Nein. Nie wieder.
Warum also macht man das 'von sich aus'? Weil die Welt es einem doch irgendwie schuldet? Zu welchem Preis für mich selbst fordere ich diese 'Schuld' so vehement ein? Was macht es mit mir, wenn alle von mir denken "Ach, das arme Ding, sie schafft das halt nicht allein."...
Da schaudert es mich wirklich irgendwie...

Ich wünsche mir halt manchmal, sie würde es einfach mal ausprobieren, und erfahren, wie gut es sich 'auf eigenen Beinen' anfühlen kann, unabhängig davon, wie sehr andere in ihrem direkten Umfeld sie in ihrem Verhalten bestärken, und ihre Erwartungshaltung für richtig halten. So als eine Art Befreiung für sich selbst quasi.

Tja, ich sagte ja, ich verstehe so vieles nicht. Das gilt für mich selbst genauso wie für andere.

Der Gedanke, daß jemand irgendwie für mich sorgt, ist für mich nur schwer vorstellbar. Ich meine jetzt nicht nur materiell, sondern... mhh... alles andere eben auch. Wenn nicht ich auf mich aufpasse, wer sonst? Das ist ja etwas, was, so praktisch es auch wäre, keine lebende Person für mich machen kann. Auf andere Dinge... naja... darauf sollte ich mich besser auch nicht verlassen, denn "Paßt schon irgendwie." nimmt bei mir erfahrungsgemäß selten ein gutes Ende, oder zögert das Unausweichliche im besten Fall letztlich nur hinaus.

Ich kämpfe nicht, schon lange nicht mehr, auch wenn ich das immer mehr als Kampf gegen meine eigene Schwäche und Unzulänglichkeit, denn gegen soetwas wie eine Krankheit gesehen habe. So oder so, ich habe akzeptiert, daß ich gegen diesen übermächtigen Gegner in meinem Kopf chancenlos wäre.
Heute führe ich eine friedliche Koexistenz, mit meinem Umfeld ebenso wie mit den Nachwirkungen meiner Vergangenheit. Mit Menschen fällt mir das wieder leichter, eben so wie es in meiner Jugend schon war. Ich verstehe sie nicht immer, aber das geht in beide Richtungen.
Mit mir selbst allerdings... naja... ich versuch's. Klappt immer besser, das war schonmal deutlich schwieriger.
Dennoch kann ich es nicht komplett aus der Hand geben, das traue ich mich einfach nicht. Denn es gibt nach wie vor nichts, was dazwischen steht - außer mir selbst. Damit steht und fällt das Fundament. Stelle ich mich selbst zu sehr in Frage, war's das mit dem Frieden.
Da kann dann auch nichts und niemand einlenken. So liegt's an mir, wenn's schiefgeht. Da hab ich dann auch keine Ausrede.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Olli

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #112 am: 25 Juni 2019, 14:57:35 »
GESCHAFFT!

Nun kann wieder normal hier geschrieben werden ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline taro

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #113 am: 17 August 2019, 00:11:23 »
Moin Tal,

versuche ich es mal ich antworte hier jetzt einfach auf Dein Schreiben vom 10.08.

Ehrlichkeit, ist für mich eine wichtige Grundlage für die Spielfreiheit. Nun kann ich meine Ehrlichkeit ja immer nur bis zu einer gewissen Grenze erkennen. Wenn ich das Angstbeissen anfange, ändere ausgrenzen, Beiträge löschen will wenn Diese Grenze überschritten wurde, dann ist diese Grenze wohl überschritten. Das gilt sowohl für Süchtige, wie auch für nichtsüchtige. Wenn ich die Möglichkeit habe das wahr zu nehmen, dann kann ich diese Grenze langsam verschieben, wenn nicht dann lösche ich eben oder sperre aus.

Andere Meinungen lasse ich mir nicht mehr aufdrücken. Gerade bei Konflikten und im persönlichen Kontakt ist das eine gute Übung. Weil ich früher nie meine Überzeugungen geäußert habe und mich anderen angepasst habe war mir mein Leben einfach nicht ausreichend ohne das Spielen.
Im täglichen Leben Risiken einzugehen indem ich zu mir und meinen Überzeugungen stehe ist soviel aufregende als Geld auf irgend was zu setzen, das soll immer meine Grundlage bleiben.

Materielle Sicherheit hat für mich, durch meine Sucht, eine hohe Wichtigkeit. Ich gehe zwar auch in diesem Bereich Risiken ein, habe aber auch immer einen Plan B um im Bedarfsfall diese Sicherheit wieder herstellen zu können.

Spieler und Angehörige leben oft in abhängigen Beziehungen. Diese Abhängigkeit ist erstmal etwas was ein warmes wohliges Gefühl in mir auslöst. Tatsächlich weiß ich aber, daß genau das mich auch zerstört, genau wie das Spielen. Meine Frau hat wenig von einer Angehörigen, tatsächlich ist das etwas, was mich oft stört, obwohl ich genau weiß, daß genau das es ist, was ich brauche.
Auch in der Partnerschaft müsste ich die Grenze verschieben, ich bin sehr froh, daß ich mit Hilfe meiner SHG das geschafft habe. Ich war nämlich tatsächlich schon so weit, daß ich anfing nicht mehr bereit zu sein mich verletzbar zu zeigen.

Taro

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Offline andreasg

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #114 am: 18 August 2019, 11:29:06 »
Guten Morgen,

Heute Morgen im Bad dachte ich darüber nach, ob ich beim nächsten Besuch meiner Selbsthilfegruppe mir eine Augenklappe a la Mosche Dajan zulege: "unter Blinden ist der Einäugige König".- , ein Gedankenspiel. Ich weiß, daß etwas nicht in Ordnung ist, und das kann ja nur an den anderen liegen?

"Eigentlich geht es mir gut, wenn nur die anderen Menschen nicht wären" -

ein Satz der so prägnant ist, wie "das kontrollierte Spielen macht Spaß".

Beides - funktioniert nicht, keineswegs. wenn ja, könnte ich mit Menschen spielen, sie wie Schachfiguren auf meinem Plan hin und her bewegen, und hätte eine heile und gute Welt. Die einzig Böse ist dann stigmatisiert, die "schwarze Dame", und die Tragödie nimmt ihren Lauf.

Das Ausüben der Spielsucht ist die eine Seite, und genau dorthin gehört das Nicht - Ausüben des (Glück)spiels; wenn ich das erreicht habe bin ich abstinent.

Die andere Seite ist der Charakterwandel in meinem Inneren. Früher mußte ich der Gutmensch sein, der zu allem jJa und Amen sagt, der alles mit sich machen läßt, und alle Fehler auf sich nimmt, nur um in Ruhe gelassen zu werden, und seinen Träumen von dem "wenn die mal alle seheen, was wirklich in mir steckt, dann ist mein Leben in bester Ordnung".

Der Weg Grenzen zu setzen, vor dem was mir widerspricht, deutlich meine Meinung zu sagen, ob gut und richtig, oder nicht, und zu dem was ich sage und tue zu stehen, ist gerade ein Berg, der überwunden werden will.

Dafür brauche ich andere Menschen. Ein Ausdruck meiner Erkrankung ist es, daß ich mich einem anderen Menschen dermaßen angleiche, daß ich mit seinen Augen sehe, mit seinen Ohre höre, mit ihm rieche und schmecke, und seine Gefühle sind meine Gefühle, ich spreche die Worte, die er spricht, und kenne seine Gedanken, bevor er sie ausspricht. Es hat etwas mit Hysterie zu tun.

Der Kehrschluß ist, in der Selbsthilfegruppe sind Menschen, die noch nicht so lange spielfrei sind wie ich , bezogen auf Nicht - Ausüben des (Glück)spiels, und einen Weg einschlagen, den ich vor 30 Jahren voraus gegangen bin, daß ich erwarte, daß diese Freunde auf meinem derzeitigen Stand sind.
Wenn ich also wieder einmal "ungeliebt und unverstanden" fühle, das ist gerade so, dann stehe ich auf, und suche nach einer neuen Führung.

Heute Morgen habe ich über den Schleierbach in Wien nachgedacht, dort spazierengehen, wo mein Lieblingskomponist das Bewußtsein erlangte, daß er taub werden würde, dazu die Musik im Ohr; und dann der Quantensprung zur Sülz, im Großraum Köln, beim gemeinsamen Spaziergang, eben mit einem gleichsam von der Spielsucht betroffenen Menschen, zu dem ich freunschaftliche Gefühle habe, aber nicht die enge Verbundenheit, die mir Schmerzen bereitet, aber auch meine Sehnsucht nach Nähe wieder weckt.

Heute Nachmittag bin ich bei meiner Esssuchtgruppe, und dort wieder: "Kann ich die Esssucht kontrollieren"? Was tue ich wenn ich Heißhunger außerhalb der Mahlzeiten bekomme, womit habe ich mich gerade überfordert, wie ist mein Verhältnis zu Nähe und Distanz"? Auch in diesem Meeting spreche ich über mein Spiel mit den Menschen.

Daß ich Heute ein positives Ansehen im Nachbarschaftskreis, in der Kirchengemeinde, und Menschen unterschiedlicher Coleur Wert schätzen kann, ist womöglich ein Ergebnis meiner Arbeit, besser, meiner Beteiligung an den Selbsthilfegruppen.
Ich brache ja eigentlich nichts weiter dafür zu tun, als meinen Axsch hoch zu kriegen und mich auf den Weg zu machen, nach Hamburg, Köln, Bad Zwischenahn, Oberstorf, Wien...

Es gibt immer einen Tee!

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline TAL

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #115 am: 20 August 2019, 02:39:57 »
Oh, guten Abend,

nun, wenn ich jetzt anfange, darüber nachzudenken, könnte das wieder recht lang und wirr werden, aber ich kann eh gerade nicht schlafen, auch wenn ich es eigentlich besser tun sollte.

Nähe bedeutet Verletzbarkeit, Distanz gibt mir ein Gefühl von Sicherheit - sie kompensiert meine eigene Unsicherheit im Umgang mit meiner Umgebung. Die meiste Zeit versuche ich eigentlich, Leuten generell aus dem Weg zu gehen, und das weit über den 'persönlichen Bereich', wie etwa eine Umarmung zur Begrüßung (die Einzige Person überhaupt, die das bei mir tut, ist meine Schwiegermutter, die ist da ziemlich schmerzbefreit), hinaus.
Als ich heute auf dem Weg nach Hause um die Ecke bog, sah ich von Weitem meine Nachbarin vor der Haustür stehen, und in ihrer Tasche nach ihrem Schlüssel kramen. Die Tatsache, daß ihr kleiner Sohn dabei ständig an ihrem Arm zog, um sie auf eine neben dem Fahrradständer dösende Katze, die anscheinend einer genaueren Betrachtung unterzogen werden sollte, aufmerksam zu machen, erschwerte ihr die Sache.
Ich blieb also an der Ecke stehen, und starrte sinnlos auf mein Handy, bis die beiden endlich durch die Eingangstür waren, um sicherzustellen, daß ich nicht mit ihnen zusammen im Fahrstuhl enden würde...
Das ist kein Einzelfall. Ich verringere auch mein Lauftempo, oder bleibe ganz stehen, damit ich ja nicht bemerkt werde, wenn zum Beispiel ein Arbeitskollege vor mir geht. Ich nehme dann den nächsten Bus, oder steige in einem anderen Wagen in die Bahn, nur damit ich während der Fahrt nicht zehn Minuten Smalltalk halten muß...
Läßt sich das nicht vermeiden, oder war ich mal wieder zu verplant, sowas rechtzeitig zu bemerken, kann es sogar passieren, daß ich unter einem Vorwand irgendwo aussteige, wo ich gar nicht hinwill, um mit der nächsten Bahn weiterzufahren.
Ja... ich bin immernoch gefangen in meiner Komfortzone. Ich kann nicht anders... ich nehme viel auf mich, um dieses Unbehagen des Sich-Fehl-am-Platz-Fühlens zu umgehen.

Ich weiß, daß da nicht wirklich viel in mir steckt außer ein bißchen kosmisches Rauschen. Auch, wenn ich definitiv weiß, wie sie nicht aussieht, so wüßte ich nichtmal, wie eine nach meinem verschrobenen Bild heile und gute Welt eigentlich im Idealfall aussehen sollte. Denn Ehrlichkeit... das schaffe ich ja manchmal nichtmal mir selbst gegenüber. Oftmals kann ich auch gar nicht ehrlich sagen oder benennen, was Sache ist, geschweige denn, wie gesagt, Richtig oder Falsch. Angstbeißen kenne ich auch. Heute ist die Reaktion nicht mehr das verbale Austreten, der beißende Sarkasmus und die kopflose Vorwärtsverteidigung... aber das Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, mich einer Sache gegenüber hilflos zu fühlen, das gibt es heute noch... weit öfter, als ich zugeben mag.
Ich will einfach weg, meine Ruhe haben, aber ich kann nicht... weil da irgendwer einfach nicht aufhört. Es fängt an zu brodeln. Ich kann nicht, ich will nicht, laß mich in Ruhe.
Ich fühle mich dann in die Ecke gedrängt von... ja, wovon eigentlich?
Es ist für andere in dem Moment unsinnig, sie verstehen nicht, daß mir das grad wirklich zusetzt, wenn sie denn überhaupt etwas mitbekommen, da ich immer versuche, es nicht zu zeigen. Denn ich will es nicht erklären, ich kann es auch gar nicht. Stattdessen versuche ich, beiläufig zu bleiben, während ich unter vollem Einsatz aller Kräfte damit zu kämpfen habe, die Sicherung in meinem Kopf mit aller Gewalt in die Fassung zurückzudrücken.
Dann wird alles schlimmer, und die Ruhe kann ich erst recht vergessen...
Havarie auf ganzer Linie. Statt den Konflikt (der nur in meinem Kopf stattfindet, und den außer mir nichtmal jemand wahrnimmt) frühzeitig zu lösen, isser zum internen Supergau mutiert, bei dem ich nun drohe, innerlich zu platzen.

Ist mir vor ein paar Wochen erst wieder passiert, wegen einer bescheuerten Autobatterie.
Ich wollte das nur eben machen, das hatte ich mir vorgenommen.
"Warte, ich helfe dir."
Nein... ich will doch allein sein...
Diese Geschichte war so absurd, ich kann sie nichtmal wiedergeben, und sie endete in der mir leider nur allzu bekannten Sackgasse... alles nur, weil ich für eine Weile abschalten wollte, aber nicht konnte...
Das hat mich so aus der Bahn geworfen, daß ich mir nicht anders zu helfen wußte, als irgendwann zu sagen "Geh einfach. Geh mit Gott, aber geh.", was natürlich nicht gut ankam und auch noch das Gegenteil zur Folge hatte. Hatten wir nichtmal von Schreien geredet? In diesem Moment hätte ich das am liebsten getan. Einmal tief einatmen, dann laut und lange.

Nachdem der (nun irgendwie leicht wütige) Abmarsch endlich erfolgte, stand ich alleine auf dem Parkplatz und mußte erstmal meine Hände unter Kontrolle bringen. Puh. Alles gut.
Ich schüttelte den Kopf und machte einfach weiter. Endlich hatte ich meine Ruhe.
Ich kam runter, das Alleinsein und Vor-Mich-Hin-Werkeln wirkte. Aber bevor ich später wieder reinging, bekam ich ein schlechtes Gewissen. Hey, das war falsch, das war übertrieben. Wer soll das auch verstehen?
Ich hatte noch die Nachwirkungen dieses hilflosen Gefühls der Enge im Bauch, aber mein Kopf sagte mir, meine Reaktion sei falsch und ungerecht gewesen.
Womit wir beim nächsten Problem wären. Ich kann nicht auf jemanden zugehen und mich entschuldigen... oder erklären.
Ich gehe dann später einfach rein, und tu, als sei nichts gewesen.

Abends hieß es dann "Du hast manchmal leicht autistische Züge, irgendwie ein bißchen zwanghaft. Wenn du etwas machen willst, und man stört dich dabei, dann wirft dich das aus der Bahn."
Das hat mich irritiert... "Mhhh... Keine Ahnung. Aber... wenn du das weißt, warum tust du es dann?"
Das versteh mal einer...

Ich hege eine tiefe Abneigung gegen Abhängigkeiten - in beide Richtungen. Es gibt sie auch in gesunder Form, bei Familien mit Kindern, besonders wenn einer zu Hause bleibt, oder wenn jemand krank oder pflegebedürftig ist, und nicht alleine klarkommt - aber unter erwachsenen Personen sollte es sowas sonst nicht geben, egal in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. Das ist eines der wenigen Dinge, wo ich manchmal innerlich erschrecke, wie stark meine Empfindungen da sein können. Zu Hause, aber auch als 'Beobachter' bei anderen.

Sicher gibt es manchmal Situationen, in denen einer dem anderen temporär unter die Arme greift... aber sobald sich dauerhaft eine Selbstverständlichkeit und Erwartungshaltung manifestiert, wird es ungesund.
Zumindest nach meiner Auffassung.

Als ich den Begriff der Coabhängigkeit zum ersten Mal las, klang es für mich ein wenig nach 'nicht allein lebensfähig'. Es hat für mich eine Weile gebraucht, zu verstehen, was damit eigentlich genau gemeint ist.
Ich kannte zwar das Wort vorher nicht, wie sowas aussieht, das wußte ich dann aus eigener Erfahrung aber leider sehr wohl.

Für Liebe war in meiner aktiven Zeit sowieso kein Platz. Es war zweckführend, daß jemand da war, der mich auffing, wenn ich mich mal wieder im freien Fall befand. Wenn es meiner Suchtausübung dienlich war, konnte ich auch ganz nett sein... zumindest zeitweise. Es war keine Beziehung, sondern ein Mittel zum Zweck - für mich. Nähe und Zuneigung gab es da nicht.

Liebe ist ein schönes Gefühl, heute kenne ich es. Zeigen allerdings kann ich das nicht sehr gut, was manchmal etwas frustrierend sein kann, und es tatsächlich zuzulassen war etwas sehr Persönliches und brauchte seine Zeit. Alles in mir hat sich lange dagegen gesträubt. Manchmal macht es mir auch heute noch ein wenig Angst, weil es mich irgendwie verletzlich macht... und mit Nähe und Vertrauen verbunden ist - auf beiden Seiten. 
Alles Dinge, die ich zu meiner aktiven Zeit nicht empfinden wollte oder konnte.

Wenn ich spiele, kann man mir nicht vertrauen. Ich kann auch anderen nicht vertrauen, da sie mich ja nur sabotieren wollen. Mir geht es außerdem gut, geh weg, laßt mich bloß in Ruhe. 

Das ist das genaue Gegenteil von Liebe.

Ja, Liebe sollte 'bedingungslos' sein, aber ein sehr ausgeprägtes Harmoniebedürfnis auf der einen, und eine rücksichtslos ausgelebte Sucht auf der anderen Seite, machen eine gesunde Balance unmöglich. 
So war es bei mir. Und so wäre es auch wieder, sollte ich etwas Dummes tun.

Ich wäre heute noch nicht trocken, wäre ich damals nicht (wenn auch aus einer völlig fehlgeleiteten Interpretation meines Verhaltens heraus) vor die Tür gesetzt worden, da bin ich absolut sicher.
Ich bin (wieder) mit genau der Art von Person zusammen, mit der ein sorgenfreies Leben im Luftschloß ziemlich lange möglich wäre. Sollte die Balance wieder kippen, würde das uns beide in den Abgrund reißen...
...mir ist das absolut klar.

Allerdings ruht mit meiner Suchtausübung auch diese Art von ungesunder Abhängigkeit. Ich möchte nicht, daß mir jemand etwas abnimmt, was ich selbst erledigen kann (und sollte). Entscheidungen selbst zu treffen ist mir sehr wichtig, auch, oder gerade weil, ich mich damit oft sehr schwertue. Manchmal dauert das, aber da muß ich eben durch. Das klingt wahrscheinlich irgendwie seltsam, aber mein persönliches Recht, auch mal auf die Fresse fliegen zu dürfen empfinde ich als essentiell wichtig.
Ich hab ein Problem, dann löse ich es.
Tue ich das nicht, bin ich selbst Schuld.
Ich will etwas haben, dann kauf ich's mir.
Tue ich das nicht, brauche ich es auch nicht.
Wenn ich etwas sage, dann meine ich es auch so, das bedarf keiner 'Interpretation'.
Und wenn ich nichts sage, habe ich Pech gehabt.
Es ist auch jetzt nicht immer einfach, und sorgt immernoch manchmal für Unverständnis, wird inzwischen allerdings meistens wortlos akzeptiert.

Meine Beziehung ist da auch nicht klassisch, es ist ein wenig kompliziert, auch wenn es einfach aussieht. Die Leute sagen über uns, unser "Leben und Lebenlassen" ginge weit über das normale Maß hinaus, und beinhaltet ein Übermaß an Toleranz und Vertrauen.
Naja... die kleinen Mißverständnisse unseres Lebens bekommt ja auch keiner mit... und wir sprechen ja nichtmal miteinander darüber, vielleicht auch, weil jeglicher Versuch in die Richtung erfahrungsgemäß zum Scheitern verurteilt ist.
Davon abgesehen ist das okay. Komplette Harmonie gibt es nie.
Ich denke nicht, daß es einfach mit mir ist, auch wenn die meisten Außenstehenden mich als 'pflegeleicht' bezeichnen würden. Zuwenig zu reden ist eben manchmal auch nicht gut.

Meine Kollegin sagte letzte Woche zu mir (nachdem ich ihr, nach einem halben Tag künstlich-empörter (und faktisch inkorrekter) Tiraden ihrerseits, sagte, wie egal mir ihr gerade aktueller Disput mit unserem Chef ist): "Eine Zusammenfassung deiner Person in einem Satz: 'Der Weg des geringsten Widerstands'."
Die hellste Kerze auf der Torte ist sie eigentlich nicht, deshalb war ich da schon etwas erstaunt ob ihrer Weitsicht.

Ich habe kürzlich einen Beitrag (der irgendwie mal wieder etwas lang wurde) zum Thema "Warum zählt man die Tage?" geschrieben. Meine Kernaussage war eigentlich nur, daß die verstrichene Zeit irrelevant ist... es kommt darauf an, ob und inwiefern ich es schaffe, einen 'inneren Wandel' zu vollziehen. Hierbei gehöre ich aber offenkundig zu den langsameren Kandidaten.
Ich habe meine Abstinenzentscheidung schon lange nicht mehr in Frage gestellt, weder offensichtlich, noch 'hintenrum'. Ich wundere mich nur gelegentlich, auf welcher Art von Fundament das Ganze für mich heute eigentlich steht. Ist es eine Kopf- oder eine Vernunftssache?
Es fühlt sich nicht mehr an wie "Zähne zusammenbeißen, Augen zu und durch", aber gab es da überhaupt je einen Punkt, wo sich das 'plötzlich' geändert hat, oder ist es einfach nur abgeschwächt mit der Zeit?
Ich habe gelernt, es für mich selbst so zu akzeptieren, und das hat lange genug gedauert. Offen dazu zu stehen ist allerdings nochmal was anderes...

Und das gilt leider nicht nur für meine Vergangenheit und das, was sie heute noch nach sich zieht, sondern eigentlich für alle Bereiche meines Lebens.

Meinen Arsch zu bewegen ist nicht auch nicht so meine Stärke, dazu muß ich mich immer recht lange durchringen.
Aber ich mag Tee. :)


Gute Nacht allerseits.

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Wolke

Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #116 am: 20 August 2019, 18:17:33 »

Es gibt immer einen Tee!

Aber ich mag Tee. :)

Trotz aller Probleme schreibt ihr schön und habt Humor,musste lächeln.

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Offline taro

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #117 am: 20 August 2019, 23:48:48 »
Moin zusammen,

Tee mag ich gern, jedoch nicht abends, dann Lauf ich die ganze Nacht zur Keramik.
Ich habe das Glück, das ich als Hamburger massig Freunde bei den GA habe, die länger als ich dabei sind.
Letztlich ist es für mich in der Gruppe aber nicht wichtig, wer dabei ist und wie lange er spielfrei ist. Prinzipien über Personen stellen, so steht es im Programm der GA. Ich konnte, als ich im Krankenhaus war, zu einer AA Gruppe gehen, ich ging in Schweden in GA Gruppen, das ist kein Problem. Ich spreche in der Gruppe von mir, ich bin für mich die wichtigste Person in der Gruppe. Antworten die mich berühren erhalte ich von Freunden die schon lange dabei sind, oder von Freunden die neu dabei sind. Das weiss ich vorher nie.

Ein Thread wie dieser, der mich immer wieder tief berührt und für mich einer der wenig wesentlichen ist, die ich in Foren kennen gelernt habe. Ich hatte solche Threads auch schon in einem Nachbarforum, war sogar ein extra geschützter Bereich. Interessant finde ich, daß sie früher oder später immer zerschlagen werden, warum weiss ich nicht. Aber auch für mich interessant, das es überall zu jeder Zeit wieder entstehen kann.

Dieses Gefühl das meine Seele berührt wird ist immer wieder unglaublich. Egal was Du  TAL schreibst, es kommt mir alles so bekannt vor. Ich brachte Montag die Mülltonnen zur Straße, die Nachbarn über 80 Jahre gingen an mir vorbei, wir grüssten uns. Sie gingen kurz vor mir. Der Drang es bei dem Gruss zu belassen war gross, doch ich möchte mich ja im Smalltalk etwas üben. Also sagte ich etwas belanglose. Sie nahmen es auf wie ein Schwamm. Wir standen fast eine Stunde und unterhielten uns. In 10 Jahren in den ich hier wohne wohl erst das 3 Mal. Es fühlt sich gut an über meinen Schatten zu springen.
Konflikte lasse ich tatsächlich überhaupt nicht in mir, egal wie gross der Gegner ich geh rein. Das ist nicht immer weise, aber damit halte ich mein mir gegebenes Versprechen mich nicht mehr zu verbiegen.

Grundsätzlich ist das für mich auch der richtige Weg. Blöd nur, daß ich drei Kinder habe und besonders der grosse diese Eigenschaft auch hat. Meine Kinder bekommen das natürlich bei mir mit. Das hat in der Schule zu einigen Problemen geführt. Jetzt wird er 15, wir hatten bestimmt schon über ein Jahr keine Probleme durch dieses Verhalten mehr, weil er mit zunehmenden Alter etwas cleverer agiert.
Im 10 Schritt von GA heißt es "Wir setzen die Inventur fort und wenn wir Unrecht hatten gaben wir es sofort zu"  Eine gute Übung. Am öftesten gebe ich es bei meinen Kindern und meiner Frau zu. Dort bin ich oft in meinen Mustern gefangen.
Auf jeden Fall lohnt es sich für mich, an solch Dingen zu arbeiten und in der SHG darüber zu sprechen.

In den Gruppen gibt es viele Sprüche, die sich wenn ich sie lebe oft bewahrheiten. Allerdings füllen sie sich erst mit Leben wenn ich Sie dann auch selbst durchlebt habe. Ansonsten ist es nur ein seelenloses nachgeplapper. Ich kann nur für mich mit den Spielen aufhören, ist ein solcher Spruch. Das habe ich beim Spielen auch so erfahren, wichtig war für mich auch die Bedingungslosigkeit.
Beim Rauchen hatte ich Schwierigkeiten, ich sah mich schon als hoffnungslosen Fall. Tatsächlich habe ich dann für meine Kinder aufgehört. Die Kinder sind nämlich der aller wichtigste Teil von mir, für die gebe ich alles.
Ich habe im Nachbarthread auf die Auswirkungen des Spielens auf Kinder hingewiesen. Das ist tatsächlich etwas, was mir sehr am Herzen liegt. Sucht ist leider eine Familienkrankheit, natürlich bekommen die Kinder als erstes mit wenn etwas nicht stimmt, je kleiner umso schlimmer. Ich bin seit 30 Jahren bei GA und kenne daher viele Verläufe.
Was ich aber auch bei GA gelernt habe ist, aus einer Zitrone eine Limo zu machen. Wenn ich den Fakt der Auswirkungen auf die Kinder eingestehen kann, dann kann ich sofort mit der Sucht aufhören.

Ich freue mich schon auf das Deutschlandtreffen der GA. Ein Kurzurlaub der lange positiv nachwirkt, das habe ich schon oft erfahren.

Taro

*

Offline TAL

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  • 539
Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #118 am: 27 August 2019, 20:35:56 »
Guten Abend allerseits,

Tee geht immer (nur nicht diese Früchte-Mischungen oder Schwarztee), ich trinke ihn aber fast nie, da ich zu faul bin, welchen zu kochen. Tagsüber schlägt das tatsächlich auf die Blase (so wie Kaffee oder Bier), nachts aber komischerweise nicht. Ich kann auch abends Kaffee oder Energydrinks trinken, das macht bei mir keinen Unterschied, mein Schlafrhythmus ist von Natur aus ziemlich unausgeglichen.

Ist es eine 'Familienkrankheit'?
Ich wäre nicht in der Lage, einem Kind die Aufmerksamkeit zukommenzulassen, die es braucht... ich schaffe das ja nichtmal bei mir selbst. Mir wächst manchmal schon meine eigene kleine Welt über den Kopf. Ich finde mich inzwischen ganz gut darin zurecht, aber sowas würde alles wieder auf den Kopf stellen, somit wären die Auswirkungen definitiv spürbar... auch ohne aktive Suchtausübung. Das wäre für mich ganz einfach nicht händelbar.
Aber weder meine Mutter noch mein Stiefvater sind suchtkrank.
Mein Vater auch nicht, auch wenn er eine Weile recht viel getrunken hat. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber null Kontakt zu ihm.

Meine Schwester macht es auch so wie du... wenn ihr etwas nicht paßt, oder sie sich ungerecht behandelt fühlt, sagt sie es. Auch sonst war (und ist) sie immer der Typ 'Mit dem Kopf durch die Wand', und das hat ihr früher viel Ärger eingebracht... der meistens vermeidbar gewesen wäre. Nach einer Weile weiß ich doch, wie andere ticken, da kann ich mir so einiges ersparen. Ich war das 'vernünftige' Kind, sie der Dickkopf. Wir haben zueinandergehalten, weil es sonst keiner getan hat, der Unterschied war einzig und allein unsere Art, mit Situationen umzugehen. Sie direkt rein, ich unterm Radar.
Schon damals habe ich für mich erkannt, daß 'aufzufallen' nicht hilfreich ist.

Das Gefühl, daß jemand versteht, was ich nichtmal selbst verstehe, ist verwirrend und berührend zugleich. Es macht mir etwas Angst, es macht 'verletztlich', aber es befreit auch irgendwie. Einfach runterzuschreiben, was mich beschäftigt, ohne mich zu fragen, wie das jetzt 'rüberkommen' würde, tut wirklich gut. Ich bin gar kein Alien, anderen geht es genauso. Das ist irgendwie beruhigend, auch wenn das jetzt komisch klingt. Ich habe nichtmal einen Zusammenhang gesehen... oder sehen wollen..., sondern habe immer gedacht, ich wäre ein hoffnungsloser Einzelfall... eben einfach irgendwie nicht ganz frisch im Kopf. 
Auch wenn sich eigentlich alles in mir dagegen sträubt, daß irgendjemand all das über mich weiß, bin ich doch dankbar, daß ich es einfach mal sagen kann... wenn das so Sinn macht. Als ich heute Nacht im Dunkeln an die Decke starrte, während neben mir jemand ruhig vor sich hinschlummerte, fragte ich mich "Was habe ich mir da eigentlich bei gedacht?". Somit hat es ein Gutes, daß dieser Thread neu 'rekonstruiert' wurde... ich könnte nichts mehr löschen, selbst wenn ich wollte.


Mhhh... Ich habe für mich selbst aufhören müssen, denn es war ganz einfach niemand anders mehr da. Solange noch jemand da war, hat das aber nie funktioniert, ich hatte ein Sicherheitsnetz, es war ja nicht nötig. Vielleicht war es gerade deshalb, eben gerade das, was ich brauchte. Ich war mal wieder voller Selbstmitleid und Wut auf die Welt, trotzdem bin ich unendlich froh darüber, daß ich an diesem Tag mein Handy ausgestellt und nicht zurückgesehen habe (wenn auch zugegebenermaßen mehr aus Trotz, denn aus Einsicht). Ich erinnere mich nur ungern daran, wie es war, nachts mit einer Tasche voll Kleidung und diesem Gefühl der Hoffnungslosigkeit im Bauch auf einer Bank zu sitzen, aber es war für mich selbst wohl das Beste, was mir passieren konnte. Irgendwann in der Morgendämmerung stand ich dann einfach auf und ging zur Arbeit, wie immer. Es mußte ja irgendwie weitergehen. Die darauffolgenden Nächte habe ich im Keller meiner Eltern verbracht, denn nachdem man mir damals mehr oder weniger subtil nahegelegt hatte, ich möge dort doch bitte umgehend ausziehen, hatte ich einen Kellerschlüssel bekommen, um meine Sachen abzuholen. Den hatte ich nie abgegeben, das wurde wohl vergessen - und man kam von außen in den Keller. Ich hatte das schon öfter als nächtlichen 'Zufluchtsort' genutzt, wenn ich nicht nach Hause gehen wollte, da ich keine Kraft mehr hatte, irgendwem unter die Augen zu treten. Dort war ich allein mit meiner Selbstverachtung, niemand in der beschissenen Welt da draußen konnte mich sehen, und ich mußte mich nicht rechtfertigen.
Es hätte also schlimmer kommen können. Tagsüber konnte ich dort nicht hingehen, ich wollte niemandem begegnen, aber es war Sommer, und ich hatte zumindest nachts wenigstens ein Dach überm Kopf.
Jemand sagte hier kürzlich, seine Frau hielt ihn aufgrund seines Verhaltens für einen Fremdgänger - das war bei mir auch so. Damals zog ich diese Verdächtigungen der Wahrheit vor, es war mir egal. Es war eine von mir nichtmal beabsichtigte, aber ziemlich praktische 'falsche Fährte'.
Heute tut das komischwerweise echt weh.
Viele Erinnerungen tun weh, wenn ich aufhöre, sie zu verdrängen. Scham, Schuld und das Bewußtsein, andere aus purem Egoismus verletzt zu haben.

Ja, es gibt viele Sprüche und Weisheiten. Manche Dinge verstehe ich erst mit der Zeit, andere hingegen vielleicht nie. Das ist bei vielen Sachen so. Manchmal ist es eben auch die Schwierigkeit, einen langsamen Prozeß in kurze Worte zu fassen.
Ich habe die Schritte vor etwa einem Jahr mal irgendwo gelesen. Auf Englisch, aber die deutsche Version ist da wahrscheinlich ähnlich... konfus?!
Ich hab jedenfalls nur gedacht "Äh... was?".
Da war ich aber nicht der Einzige. Jemand hat es dann grob zu erklären versucht. Wirklich schlüssig war es dann trotzdem nicht, und den Reaktionen anderer nach zu urteilen, lag das auch nicht an der Sprachbarriere. Grob umrissen hatte ich es irgendwie ein bißchen verstanden, konnte es aber nicht wirklich nachvollziehen. Es hatte etwas 'Abstraktes', Spirituelles und, ja, Weltfremdes - alles Dinge, auf die viele Leuten automatisch abwehrend reagieren. "Ich bin nicht gläubig, ich brauch keine Missionierung, und erst recht keine spirituelle Läuterung." - das waren noch die harmlosen Kommentare. Wenn es dann (mal wieder) in eine Schlammschlacht ausartet, ist das wenig hilfreich.
Ich war schließlich einfach nur etwas ratlos und dachte mir "Mhhh... nun ja, wenn's hilft..."
Gerafft habe ich es nicht so wirklich, und es dann auch schnell wieder vergessen.

...bis jemand (Ich glaube, das war Skip - die ich mit ihrer direkten, ungeordneten Art übrigens ein wenig vermisse) hier irgendwo wieder vom ersten Schritt schrieb, und ich die anschließende, hier deutlich konstruktivere, Diskussion las, da wurde mir dann klar, daß das einzig Seltsame daran eigentlich nur der Wortlaut ist. 
Ich hab ja eigentlich letztendlich nichts anderes getan, wenn auch im Schneckentempo.

Wörter wie 'Kapitulation', oder auch 'defeat', sind immer negativ behaftet, das ist denke ich das Hauptproblem hierbei, man assoziiert sie automatisch immer mit einer Niederlage, mit Schwäche und Versagen - alles Dinge, die niemand gern freiwillig hinnimmt oder für sich akzeptiert. Die daraus resultierende Abwehrhaltung ist aber letztlich nur der Formulierung geschuldet, und nicht dem eigentlichen Inhalt. Denn es sollte mir doch im Umkehrschluß gar nicht darum gehen, diesen 'Kampf' unbedingt gewinnen zu müssen, sondern ihn gar nicht erst zu führen, da ich ihn auf Dauer nicht gewinnen kann.
Ich muß mich also davor schützen, in genausoeine Situation überhaupt erst reinzugeraten, um dafür Sorge tragen zu können, daß es erst gar keinen 'Verlierer' geben kann.

Wegwünschen kann ich es nicht, das hab ich schon versucht, ich will aber auch kein Streitgespräch, bei dem die Gegenseite schon weiß, was ich gleich sagen werde, noch bevor ich den Gedanken überhaupt zuendegebracht habe.
Das ist anstrengend. Und früher oder später würde ich den Kampf verlieren... einmal reicht da aus.

Ich bin dem Spielen gegenüber machtlos, weil ich es nicht kontrollieren kann. Jeder Versuch in diese Richtung wäre ein ungleicher Kampf, auf den ich mich besser nicht einlasse.
Ein Leben wie dieses kann ich nicht meistern. Ich habe es versucht, und es hat es immer nur noch schlimmer gemacht.
Was ich also brauche, sind Alternativen, also Veränderung. Die erste ist, genau das so hinzunehmen und zu akzeptieren.

Ich weiß natürlich nicht, wie andere das sehen, bin mir aber ziemlich sicher, daß es ein Richtig oder Falsch in dem Punkt so auch gar nicht gibt.
Wichtig ist ein 'Arrangement', was derartigen inneren Konflikten den Wind aus den Segeln nimmt, bevor sie zum Selbstläufer werden. Das spart eine Menge Energie, die man anderweitig gut gebrauchen kann. Wie man diese Art von 'innerem Gleichgewicht' erreicht, ist wohl auch individuell verschieden.

Es geht um den Rest meines Lebens, und nicht um eine Strafe, die ich einfach nur absitzen muß, bis am Tag X alles wieder vergeben und vergessen ist... wenn... dann...
Es gibt kein 'Enddatum', dieser Tag wird nicht kommen, ich habe Utopia lange genug entgegengefiebert... und wo hat es mich am Ende hingebracht?
Wozu also weiter darauf warten?
Auch das war eine Einsicht, die ihre Zeit brauchte.
Nie wieder spielen zu 'dürfen' war etwas, was ich mir auch noch lange nach meiner letzten Session nicht vorstellen konnte... oder wollte.
"Ich bin nicht süchtig, sowas gibt es gar nicht... das ist doch Quatsch... ich habe mir doch inzwischen bewiesen, daß ich es im Griff habe."

Nun ist das eine die Theorie, und das andere die Praxis, und da hapert's gewaltig. Ich bin auch nie darüber hinausgekommen. Denn so richtig das alles auch klingt, die 'Gegenseite' verspürt leider trotzdem ab und an nochmal den Wunsch, mir zu zeigen, was sie davon hält. Das mentale Äquivalent eines verächtlichen Grinsens oder so... "Haha... nicht dein Ernst jetzt...?"
Die Zeit ist nicht entscheidend. Sieht man an mir, die meisten sind da deutlich weiter.

Selbst wenn die Stimme still ist, und heutzutage kommt da zum Glück nicht mehr sehr oft was, dann bekomme ich meine Unzulänglichkeiten anders zu spüren. Denn bei 'Im Unrecht sein' geht es mir ja nicht um Sach- oder Ja/Nein-Fragen, die sich mit einer Google-Suche beantworten lassen. In so einem Fall habe ich kein Problem, zu sagen: "Ok, hab ich mich wohl geirrt. Anscheinend sind Flamingos doch rosa."
Richtig und Falsch, Recht und Unrecht ist für mich oft schwer erkennbar, in den meisten Punkten, die andere in dem Moment für wichtig erachten, interessiert es mich auch gar nicht. Traurigerweise kann genau das bei mir zu Hause zum Problem werden - nämlich wenn man mir nicht glaubt, daß ich zu etwas echt keine Meinung habe. Dann geht das 'Interpretieren' los. Von dem Punkt an hab ich dann verloren, da die Überzeugung eh bereits feststeht. Aber zumindest erfahre ich so, was ich angeblich für Ansichten zu einem für mich eigentlich völlig belanglosen Thema habe.
Habe ich hingegen tatsächlich mal eine Meinung, und versuche, sie zu äußern, heißt es oft genug "Ich versteh dich nicht, du bist seltsam."
Tja... Willkommen im Club.

Vielleicht wäre meine perfekte heile Welt eine Welt voll Hellseher.

Ich mußte in der Vergangenheit ab und an zwangsweise über meinen Schatten springen... sonst wäre ich nicht hier. Es war immer sehr unangenehm, aber umso befreiender, wenn ich es dann 'geschafft' hatte. Hinterher habe ich mich dann zwar oft über meine ungeschickte Art geärgert, aber naja...
Ich sage mir dann immer, daß von mir wohl kaum einer Perfektion erwartet... immerhin bin ich ja ich, die Leute kennen das doch.
Manchmal ist hier aber allein schon das 'Wie' ein Problem für mich.

Zitat
aus einer Zitrone eine Limo zu machen

Ja, das beschreibt es ganz gut. Was soll's, ich kann's nicht ändern, aber ich kann das Beste draus machen.

Ich wünsche einen angenehmen Abend.

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Offline taro

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Re: Erster Schritt in die SHG
« Antwort #119 am: 28 August 2019, 23:01:30 »
Moin Moin,

bis zum Ende meiner Spielzeit war ich der ja Sager. Ich wollte so einfach nicht mehr Leben. Für das was uns unter Frei verstehe, gehört das absolut dazu. Den Preis den das fördert zahle ich gerne. Wichtig für mich ist immer wo ich herkommen. Wenn jemand z.B mir erzählt er will immer mit den Kopf durch die Wand ist für mich viel interessanter, wo kommt er her.

Interessant bei Spielern finde ich immer, daß viele von Extremen kommen, dann aber auch von genau gegenüberliegenden. Klischee gemäss kommen Spieler aus einer Reihe von Suchtfamilie in der sie vernachlässigt wurden, was ja auch oft der Fall ist.
Die Vernachlässigung fängt da schon an, das ein Teil die ganze Zeit die Sucht, die damit verbundenen Sorgen und Lügen zur Vertuschung mit sich rum trägt. Geht natürlich bis zum Missbrauch in allen Variationen. Auf der anderen Seite kommen viele aus einer überbehüteten Familie. Ich auch. Interessant das jede Art von Extremen oft zum gleichen Ergebnis führt.

Meine Eltern sind in keiner Weise süchtig. Tatsächlich ist der Bruder meiner Oma väterlicher Seite der erste der in meiner Familie Alkoholiker war. Als ich geboren wurde, war schon gestorben. Obwohl meine Eltern nichts mit Sucht zu tun haben sind die Strukturen in der Familie gelegt.

Wenn Andreas schreibt bringt er Dinge oft in so schöne Worte das ich mich freue endlich für meine Gefühle so schöne Worte zu bekommen, ich vergesse Sie zwar meist wieder, das Gefühl, bewahre aber das Wissen darum, das es die Worte gibt.

Du wiederum sprichst oft Dinge raus, die für mich wie Faust aufs Auge passen, und bin geflasht weil es immer in mir war, ich es bisher noch nicht mal zu denken traute.

Das beides erlebe ich meistens in Meetings, darum gehe ich auch heute noch mit Freuden hin.

Du deutest Dein Ende an und auch wenn meines völlig anders war spüre ich die parallelen, das ist dieser klingklang von dem ich im Nachbarthread schrieb. Ich bezeichne das immer als Seelenberührung. Ein tolles Gefühl was ich ausschließlich mit anderen Spielern erfahren kann. Für alle anderen bleibt das unsichtbar.

Schön das Du das mit den 12 Schritten angesprochen hast. Die sind ja von den AA übernommen worden. Endstanden sind Sie ja im Nachhinein, als Sie überlegt haben wie sie entstanden sind.

Seit meinem Beginn bei GA haben ihre Schritte ein hohe Bedeutung für mich. Ich bin über Jahre in Schrittemeetings gegangen. In meinem Stammeeting machen wir einmal im Monat den passenden Schritt. In einem Nachbarforum habe ich 2,5 Jahre ein Schrittemeetings geleitet. Dort haben wir jeden Schritt den ganzen Monat bearbeitet. Kurs ich habe soviel Berührung damit, daß die Fragezeichen die ich am Anfang hatte schnell in meine Vergessenheit geraten sind.
Ich habe am Anfang Schrittemeetings mit Literatur mitgemacht, seit Jahrzehnten nur noch ohne, weil wie Du schreibst es ein richtig und falsch überhaupt nicht gibt. Es bedarf auch keine Vorkenntnisse.
Letztlich kann ich immer durch den Schritt auf mein Leben blicken, dadurch bekomme ich eine Sichtweise die ich sonst nie einnehmen würde.
Ich vermisse Skip auch, auch Sie hat mich zu einer Sichtweise gebracht auf die ich sonst nie gekommen bin.
Kein Spieler braucht ja Handlungsanweisungen um spielfrei zu werden. Es braucht die Änderung der Sichtweise. Der Auslöser dafür können viele Dinge sein. Leider lösen Menschen die eingefahrenen Strukturen aufbrechen bei vielen Irritationen aus.

Meine kleinen sind gerade für den Konfirmantenuntericht angemeldet worden. Beide sind am hadern ob Sie überhaupt an Gott glauben. Nun die höhere Macht aus dem GA Programm ist tatsächlich nicht der Grund für meinen Glauben, der auch nicht gefordert wird. Die Mehrzahl der GA Mitglieder würde sich sicher nicht als gläubig bezeichnen.
Für mich ist der Grund das ich mehrere Wunder erlebt habe um überhaupt spielfrei zu werden, um überleben zu können, und das ich nicht ins Gefängnis mußte.
Meinen Kindern erzählte ich genau dies. Sie fragten nach den Wundern. Das Problem für mich, für Wunder kenne ich keine Worte ohne das es kitschig klingt, es ist nur ein massives Gefühl.
Mein grosser der bei seiner Konferfahrt ein Gott Erlebnis hatte sprang mir überraschend bei.
Nun nötigen werde ich meine Kinder nicht, nur möchte ich schon mit Ihnen teilen warum Dinge für mich wichtig sind. Mit süchten und speziell der Speziell der Spielsucht Verfahren ich ähnlich. Der grosse hat jetzt natürlich immer öfter mit allem Berührung.
Ich muss jetzt darauf vertrauen, daß sie aus meinen geteilten Erfahrungen die richtigen Schlüsse ziehen. Das beste was ich tun kann, ist Ihnen zu vertrauen und meinen Kontrolldrang unter verschluss zu halten.

Taro



 

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