Glücksspielsucht > Tagebuch
Schrei nach Hilfe - Bin ich wirklich so schwach? - Wie soll ich das schaffen?
Karl002:
Es schmerzt.
Jahrelang Zeit verschwendet, viel Geld verspielt, sich selbst und andere belogen. Trotzdem kann man einfach nicht aufhören?!
Weshalb ist der Körper so? Warum muss man sich immer verarschen lassen?
Es schmerzt einfach. Der Gedanke: "Du hast versagt, das Geld ist weg, warum bist du so dumm.." quält einen ungemein. Man schwört sich nicht mehr zu spielen.
Doch Tage später fängt alles wieder von vorne an "Ach komm, 30€ tun nicht weh!" , "Was solls, ob jetzt 20€ mehr oder weniger.." . Das sind die grausamen Gedanken die man spürt, von denen man sich fangen lässt und denen man sich hingibt. Ich will einfach nicht mehr. Dieses Leben hat so viel zu bieten, warum lässt man sich so hinters Licht führen?
Dieser Monat ist mein absoluter persönlicher Tiefpunkt. So oft geschworen, so oft wieder schwach geworden Ergebnis: -1500€ verspielt im August.
Ich habe Angst. Angst vor jedem Tag, das man wieder schwach wird und es immer mehr wird was man verzockt. Hilfe? Die Suchtberatung hat mir erst am 26.08 einen Termin gegeben. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, an dem ich mich festhalten kann. Doch bis dahin? Angst regiert im Kopf. Verschwindet die Angst kommt der Teufel und läd mich ein auf ein Spielchen.. doch es bleibt nicht bei einem. Es ist schwer und schmerzhaft. Was kann ich bis dahin tun? Meine arme Frau kennt meine Probleme, sie hilft wo sie kann, aber Wunder kann sie leider nicht bewirken.Bis jetzt habe ich es immer geschafft meine Sucht zu stillen. Wie? Not macht erfinderisch..
Wenn ich die letzten 5-8 Jahre zusammenzähle komme ich auf ca. 7500€ die ich verspielt habe. Sehr viel Geld für mich. Ich habe bis jetzt alles versucht, Geldmittel abgegeben, Betfilter instaliert und am Onlinekurs teilgenommen. Nichts hat gebracht. Ich hoffe die Suchtberatung bringt mich endlich ans Ziel.
Kurz noch:
Heute Nacht, habe ich wieder gespielt. Bis ich gemerkt habe, wieviel ich eigentlich diesen Monat verspielt habe. Der Schock stand mir im Gesicht geschrieben.
Ich habe jetzt total Angst vor der nächsten Zeit. Wenn ich könnte, würde ich mir wünschen, das es der 26. ist und anschließend der 30. damit ich mit meinem neuen Lohn endlich einen Neuanfang starten kann.
Kann jemand vielleicht mir von positiven Erfahrung bzgl. Suchtbekämpfung berichen? Denke, das könnte mich ein wenig motivieren für meine nächste Zeit.
Gibt es einen Notplan an den ich mich aktuell wenden kann und den ich ausführen sollte?
DANKE
Dennis47:
Hi, wichtig ist zu wissen, unter welchen Umständen du trotz deiner Einsicht immer wieder in die Versuchung kommst, Geld in Casinos einzuzahlen damit du dort zocken kannst. Ist es die Langeweile? Möglicher Konsum von z.B. Alkohol? Letzteres war z.B., bei mir ein fester Bestandteil des Auslösers zur Lust am Spielen gewesen damals. Nüchtern hatte ich diese Verlangen nie. Wenn dies bei dir z.B. der Fall ist. ggbf andere "bewusstseinsverändernde Substanzen im Spiel sind", dann solltest du hier anfangen etwas zu ändern. Ganz wichtig ist auch das Aufsuchen des Hausarztes dem man alles offenbart (sofern Vertrauen besteht)... oft sind auch Depressionen ein Grund. Gerade Menschen die sich dadurch zurückziehen und sowieso alleine sind/sein möchten, können schnell an derartige Situationen Gefallen finden, weil man beim Zocken oft die Zeit verliert und so seine Freizeit füllt.
Du sprichst von Filter, insofern denke ich das du auch hauptsächlich online zockst? Wenn ja, dann fahr Montag zu deiner Hausbank. Lass dein Online Banking sperren damit du keine Online Überweisungen mehr tätigen kannst. Hast du Kreditkarten, so lass die Karte für sämtliche Zahlung in Verbindung mit Wett&Glückspielanbieter sperren (Das eine ist zwar legal und das andere nicht, aber beides sind mit dem gleichen Code gekennzeichnet und somit leicht zu unterbinden)
Du sagst aber auch, das deine "Geldmittel" abgegeben wurden. Meinst du damit deine Girokarten etc? Wenn ja, dann wird der Vorschlag von mir zwecks der Sperrung deine letzten Möglichkeiten, dein Geld sinnlos zu verzocken, beenden. Weil wenn keine Transaktionen mehr machbar sind, dann wirst du auf kurz oder lang auch das Suchtverlangen verlieren und dich dem widmen, was für dich auch erreichbar ist und dich ebenfalls und vor allem langfristig glücklich macht
Karl002:
Erstmal danke für deine Antwort.
Ganz klar: Langeweile + das Verlangen bzw. die Lust nach dem Spiel ist der Grund dafür das ich spiele. Ab einem bestimmten Grad kommt dann noch das Verlangen danach, das verzockte Geld wieder reinzuholen. Ein Teufelskreis aus dem ich momentan nicht entweichen kann. Alkohol/Drogen nehme ich generell nicht zu mir zu.
Die Hausarzt-Idee hatte ich letzte Woche schon, habe aber aus Scharm wieder abgesagt. In der kommenden Woche werde ich mich überwinden. Kann ein Hausarzt mir denn schon konkret helfen?
Die Kreditkarte fürs onlinespielen sperren? Ein klasse Tipp! Darauf bin ich nicht gekommen, heute werde ich sofort dies einleiten.
Allerdings gibt mir das noch nicht ganzen Schutz (bsp. Paysafe an der Tanke), aber es erschwert mir den Weg.
Sehr belastend gedanklich ist für mich der Fakt, einen negativen Rekord, so nenn ich es mal, erzielt zu haben, da ich in einem Monat noch nie soviel verspielt habe.
Es zieht mich so dermaßen runter das ich eine widerliche Laune meiner Umwelt ggü entwickel mit dem Verlangen unbedingt das Geld wieder einzuholen. Dieses Verlangen kann mir meist nur das Spielen stillen. Das ist der Knackpunkt meiner Sucht würde ich behaupten.
Über jeden weiteren Tipp/Ratschlag/Erfahrungsbericht bin ich sehr dankbar! Der Kontakt mit euch, erleichtert etwas meine Situation.
Danke vorab an jeden!
Olli:
Hi Karl!
Herzlich willkommen!
Die kleinen Kniffe sind manchmal Gold wert.
Du kommst hierher und beginnst zu schreiben - über Dich - Dein Leben - Deine Sorgen - Deine Nöte.
Dazu benutzt Du weitaus häufiger das Wörtchen "man" als schlicht und ergreifend "ich".
Dabei bist Du doch die Hauptperson in diesem Thread - nicht irgendwer - jemand, der Du nicht sein willst und Dich daher von ihm distanzierst.
Nutze also ruhig "ich" in jedem Satz, von mir aus auch mehrfach.
Dies wird Dir helfen zu akzeptieren, wer Du bist und was Du tust, was Du denkst und was Du fühlst.
Und wenn Dir da etwas nicht gefällt, dann versuchst Du es in Zukunft zu ändern.
Schaffst Du das, mögen die Veränderungen noch so klein sein, dann ist Dir aber auch bewusst, dass Du den Erfolg auf Deine Kappe nehmen darfst.
So motivierst Du Dich selbst im Laufe der Zeit weiter an Dir zu arbeiten.
Du setzt jetzt alles auf den Termin bei der Suchtberatung.
Vergiss es ... danach wirst Du nicht als geheilter Mensch, wenn ich mal übertreiben darf, die Lokalität verlassen. Dort gibt es keine Wunderpille.
Aber es ist ein wunderbarer Anfang künftig an Dir zu arbeiten und der Mensch zu werden, der Du eigentlich sein willst.
Deine Frau kann Dir bestimmt ein Lied davon singen, dass Du nicht nur aus dem süchtigen Teil bestehst.
Im Ersttermin werdet die beratende Person und Du Euch erst einmal kennen lernen.
Da wird sich schon im Groben herauskristallisieren, was Dir in Zukunft helfen könnte.
Reichen Einzelsitzungen oder Gruppensitzungen, könnte eine Therapie ambulant oder stationär Dir helfen?
Wie sieht Deine Lebenslage aus - steht dem Vorangeschriebenen davon etwas im Wege?
Viele kleine Dinge eben, die aber das Mühlrad der Hilfe für Dich Stück für Stück weiter drehen lassen.
Du musst aber nicht bis zum Termin untätig rum sitzen. So, wie Du Dich äußerst, möchtest Du ja alles Andere als das.
Gut. Dann schauen wir uns doch mal zwei Punkte an.
Du schreibst, dass Du die Geldmittel abgegeben hast. Trotzdem bist Du an Geld gekommen und hast gespielt.
Nun, dann hast Du Dir Schlupflöcher gelassen, gar keine Frage.
Das machen wir gerne, weil wir ja zum Einen gerne selbstbestimmt sein wollen und zum Anderen die Sucht uns manipuliert.
Ein Geldmanagement hat drei Ziele:
Der Schutz vor finanziellen Verlusten.
Hürden aufbauen um nicht spielen zu können.
Einen Lerneffekt anstoßen, damit Geld nicht mehr hauptsächlich als Suchtmittel, sonder als gesetzliches Zahlungsmittel angesehen wird.
Dazu bedarf es Deiner aufrichtigen Bereitschaft an Dir zu arbeiten, damit das Geldmanagement auch nur temporär bleibt.
Wenn Du einen Lernprozess durchlaufen möchtest, dann musst Du auch etwas dafür tun. Also wird ein Haushaltsbuch angelegt und jede Einnahme und jede Ausgabe aufgeführt. Wenn Du bereits vom Erwerb von Paysafecards sprichst, dann sollten Deine Ausgaben erst einmal lückenlos belegbar sein.
Du kannst, das musst Du aber für Dich entscheiden, auch ein UND-Konto einrichten, damit Du nur noch am Schalter mit Deiner Unterschrift "UND" der Deiner Frau Geld abholen kannst.
Das Haushaltsbuch dient auch dazu Ausagen zu planen. Sich etwas zu gönnen, sich zu belohnen.
Jetzt, wo Dein Bestreben abstinent zu werden am größten ist, musst Du alle Schlupflöcher schließen. Und das so, dass Du sie auch nicht wieder in schwachen Momenten öffnen kannst.
Dies gilt auch für die Schutzsoftware, die Du ja scheinbar umgangen hast.
Karl002:
Hi Olli! Großes Dankeschön für deine Worte.
Die spiegeln so ziemlich das wieder was meine aktuelle Situation darstellt.
Zu deinen zwei Punkten möchte ich folgenes schreiben:
1. zum Thema Haushaltsbuch lässt sich sagen, das ich bereits seit 2 Jahren eins führe, daher kann ich auch abschätzen, was mich die Sucht alles gekostet hat. Dieses Buch verursacht in mir mehr Kummer als Motivation, aber ich nutze es trotzdem, um nicht ganz den Überblick zu verlieren.
2. Bezüglich der Geldmittel, habe ich folgenen Plan: meine Frau erhält alle Geldmittel die ich besitze. Wir werden schriftlich festhalten, so bald ich Geld von ihr erhalte und was ich dafür ausgebe. Das könnte der richtige Schritt werden, ja.
Allerdings nun meine aktuellen Bedenken; bei den tollen Tipps bisher, bin ich guter Dinge das auch da was brauchbares kommt:
Aktuell, nach dem Schlafen, ist der erste Gedanke den ich habe, das schlechte Gewissen nach dem verspielten Geld, diese Gedanken ziehen mich so dermaßen runter, das ich meine Laune häufig nicht im Griff habe. Ich denke, es ist keine Wut die ich in mir habe weil ich nicht spielen kann, sondern weil ich gespielt habe. Dies führt dazu das ich mir einen Willen aufbaue das Geld zurückzuholen. Ein unmöglicher Plan, aber wenn der Teufel in mir die Kontrolle übernimmt, geht der Kreislauf wieder los. Meine konkrete Frage: was kann ich tun, um mit mir aktuell seelisch im reinen zusein? Was gibt mir das Gefühl, ein wertvoller Mensch zusein, der nun mal diese Schwäche hat? Ich fühle mich, als wäre diese Spielsucht das einzige Thema in meinem Leben. Das widert mich an. Vielleicht kennt ja der ein oder andere einen guten Rat.
Danke vorab!!
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