Glücksspielsucht > Tagebuch
Schrei nach Hilfe - Bin ich wirklich so schwach? - Wie soll ich das schaffen?
Niamor:
Guten Morgen Karl.
Ich bin jetzt seit drei Monaten abstinent und das was du gerade durchlebst kenne ich nur zu gut. Ich möchte dir durch meine Erfahrungen ein wenig helfen.
Wichtig ist für dich das verlorene Geld hinter dir zulassen. Die Erkenntnis das du es niemals wieder zurückgewinnen wirst ist wichtig. Wir Spieler "chasen" dem verlorenen Geld hinterher. Akzeptiere das es weg ist und nutze diesen Zeitpunkt als neuen Startpunkt.
Mich hat dieser Gedanke befreit. Befreit von dem Druck das verlorene Geld irgendwie zurück zu holen.
Nun befindest du dich gerade in dieser Phase, in der du erkannt hast das du spielsüchtig bist. Jetzt hast du das Gefühl alles auf einmal regeln zu wollen. Ich habe gelernt der Weg in die dauerhafte Abstinenz erfordert Geduld und die Akzeptanz das nur ein Schritt nach dem anderen gemacht werden kann. Nutze diese anfangseuphorie um Dinge in die Tat umzusetzen, wie bsp. in die suchtberatung zi gehen. Für diesen Schritt möchte ich dir schon einmal gratulieren. Ich bin diesen Weg auch gegangen und bin froh darüber. Du wirst in den nächsten Wochen viel über doch erfahren. Du wirst dich hinterfragen und selbst reflektieren. Selbstreflexion ist sehr wichtig für uns um Zusammenhänge in unserem Leben zu verstehen und zu verstehen warum wir so gehandelt haben. Sieh es als Abenteuer dich nun besser kennen zu lernen. Wenn du nun aus dem wissen das du erlangst die richtigen Schlüsse ziehst und immer am Ball bleibst, wirst du den Weg in die dauerhafte Abstinenz erfolgreich beschreiten.
Aber dies geht nur Schritt für Schritt.
Olli hat es mal als scheideweg beschrieben. Du stehst nun an einer weggabelung. Der eine weg führt weiter in die sucht. Dieser Weg führt nur zu leid und hält nichts positives für dich bereit. Auf dem Weg der abstinenz erwartet doch nur gutes. Du wirst wieder glücklich, kannst wieder gut schlafen, wirst wieder ausgeglichen, lernst dich als Menschen wieder zu schätzen und lässt die Vergangenheit hinter dir.
Behalte diese Vergangenheit bloss bitte immer im Hinterkopf. Die sucht ist tückisch. Sie wird dir auf dem weg der Abstinenz immer wieder begegnen und sie wird versuchen dich wieder auf den Weg der sucht zu locken. Erinnere dich in diesen Zeiten an die Vergangenheit, welches leid du dir und deinen Mitmenschen zugefügt hast. Wie sich der Vertrauensbruch deinen liebsten gegenüber angefühlt hat.
Geh deinen weg weiter Karl. Du bist richtig. Akzeptiere deine Vergangenheit und lerne daraus. Beginne nun ein neues Leben und du wirst nach und nach erkennen das dies die beste Entscheidung war die du je getroffen hast.
LG niamor
andreasg:
Hallo Karl,
Herzlich Willkommen,
wenn ich einmal für mich zurück blicken darf, möchte ich sagen, daß es nicht das Geld war, was mich zur Verzweiflung trieb, sondern viel mehr die Zeit. Naturlich habe ich mit versteinertem Gesicht nachts im Vorortzug gesessen, und mich gefragt, was Hab' ich blos wieder angestellt?
Dann das Geld "wieder zu beschaffen, der Ausweg in die Kriminalität, der Mangel an Schrecken daran, alles verdrängt, und wieder verspielt.
Ich glaube, zum Schluß habe ich nur noch gespielt, weil ich mich schämte, ein Spieler zu sein.
Ich fand - über meine Hausärztin - in meine Spieler - Selbsthilfegruppe, und ging dort imer wieder hin, auch wenn ich weiter spielte, und Rückfall um Rückfall baute. Aber ich war und bin nicht mehr alleine mit mir und mit meinen Traumwelten. Eine Traumwelt sieht bei mir so aus: "wenn ich einmal genug gewinne, bekomme ich so viel Aufmerksamkeit und Zuwendung, und habe dann so viel Geld, daß ich endlich mit meinem Leben ins Reine komme".
Es hat nicht funktioniert. Ich brauchte - und brauche Solidaritätsgemeinschaften. Also jemanden, der versteht, warum ich so ticke, und warum ich mein Konto alleine nicht führen kann.
""Es ist keine Schande Krank zu sein, aber es ist eine Schande, nichts dagegen zu tun", war einer der ersten Leitsätze, die ich hörte
Meine Mutter hat mir , als ich spielfrei wurde, ihre Kontoauszüge der letzten 3 Jahre in die Hand gedrückt. Da saß ich da, und habe akribisch meine geheimen Abbuchungen von ihrem Konto aufaddiert, und das mit dem Wunsch, es gewissenhaft zu tun. Ohne meine Gruppe, ohne den Beistand der Ärztin, hätte ich das nicht hinbekommen. Später habe ich gehört, daß private Schulden Vorrang vor allen anderen Verbindlichkeiten haben. Also habe ich bei meiner Hausbank einen Dauerauftrag eingerichtet, zu Gunsten meiner Mutter.
Heute bin ich Rentner wg. Schwerbehinderung, also von der Altersarmut betroffen. Ohne Haushaltsbuch , und dessen täglicher Pflege, würde ich an meinen Sozialen Ängsten ersticken,
und dann erinnere ich mich daran, wie es war, als ich (1990) spielfrei wurde. Heute habe ich natürlich Online Banking, und wenn das Internet böse lüsterne Verlockungen bietet, die für mich - anderer Art als Online - Casinos sind,, aber fast immer mit Online Casinos verlinkt sind, dann erinnere ich mich an dieses Forum, logge mich ein und schreibe einfach meinen Senf.
Heute Morgen war ich frustig - auf meine Selbsthilfegruppe, und siehe da, es sind finanzielle Aspekte, wenn ich sie durchdenke, bin ich durch mein Stenogramm wieder in mein Trauma gerutscht.
Ich kann meine Traumwelten loslassen, und mich in einer wunderbaren gangbaren Realität wiederfinden.,
Karl, ich denke, Du bist auf dem Weg dahin, und je läger und ausdauernder Du Dich vom Glücksspiel fernhälst, desto schneller kann Deine Genesung voran schreiten.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Olli:
Hi Karl!
--- Zitat ---Aktuell, nach dem Schlafen, ist der erste Gedanke den ich habe, das schlechte Gewissen nach dem verspielten Geld, diese Gedanken ziehen mich so dermaßen runter, das ich meine Laune häufig nicht im Griff habe.
--- Ende Zitat ---
Deine Worte haben mich noch mal schmökern lassen. Gefunden habe ich ein wenig in der AA-Literatur:
--- Zitat ---In jeder Woche gibt es zwei Tage, über die wir uns nicht sorgen sollten. Zwei Tage, die wir freihalten sollten von Angst und Besorgnissen.
Einer dieser Tage ist das GESTERN mit all seinen Fehlern und Sorgen, seinen Verfehlungen und seinem Stümpereien, seinem Schmerz und seiner Qual. Alles Geld dieser Welt kann das GESTERN nicht zurückbringen. Das GESTERN ist für immer vorbei und nicht mehr unter unserer Kontrolle. Keine einzige Tat, die wir getan haben, können wir ungeschehen machen. Und wir können nicht ein einziges Wort von dem, was wir gesagt haben, zurücknehmen. GESTERN ist vorbei.
Der andere Tag, über den wir uns nicht sorgen sollten, ist das MORGEN mit seinen möglichen Missgeschicken, seinen Beschwernissen, seinen großen Verheißungen und seinen dürftigen Leistungen. Auch das MORGEN liegt nicht unter unserer sofortigen Kontrolle.
MORGEN wird die Sonne aufgehen, entweder in ihrer vollen Pracht oder aber hinter der Maske einer Wolkenwand, ...aber aufgehen wird sie. Bis sie aufgeht, sollten wir uns über das MORGEN keine Sorgen machen, weil das MORGEN noch nicht geboren ist.
Da bleibt nur ein Tag übrig...HEUTE ! Jeder von uns kann nur die Schlacht eines einzigen Tages ausfechten. Nur wenn Du und ich, die Lasten dieser zwei furchtbaren Ewigkeiten die von gestern und morgen zusammenfügen, geschieht es, dass wir zusammenbrechen.
Es ist nicht die Erfahrung des HEUTE, die die Menschen irre macht, sondern die Gewissensbisse oder die Verbitterung wegen etwas, das gestern geschehen ist, oder der Schrecken vor dem, was das Morgen uns bringen wird.
Lasst uns darum, diesen einen einzigen Tag zur Zeit leben.
--- Ende Zitat ---
taro:
Moin Karl,
ein Ruf nach Hilfe, dann lese ich und denke, wo ist die Not?
Ein paar sperren hier, ein paar da. Ein Onlineseminar, Hausarzt, oh wie peinlich...
Hört sich ein wenig nach "Wasch mich, aber mach mich nicht nass" an.
Wenn Du wirklich in Not bist, in einer Psychiatrie mit angegliedeter Suchtklinik wird Dir sofort geholfen. Beim Beratungstermin am 28 wird Dir erklärt was, wo und wie Du tun kannst, mehr nicht.
In jeder SHG wird Die sofort geholfen.
Dieses ganze Haushaltsbuch führen, Konto von der Frau verwalten lassen (oder ist Sie schon Deine Mama?) ist immer ein schönes Schaumschlagen, spielfrei wirst Du davon sicher nicht (aber das weißt Du ja auch selber). Dort lassen sich nämlich immer Schluplöcher finden, das stopfen kannst Du Dir sparen.
Du must schon an das wesentliche ran, wenn Du spielfrei werden willst, Dein Leben.
Taro
Karl002:
Zuerst einmal Danke euch vier für die Antworten. Sie helfen mir sehr.
Ihr habt heute zu einem kleinen Erfolg meinerseits beigetragen. Ich hatte extreme Lust, heute wieder mal Sportwetten abzugeben, davor habe ich mir allerdings eure Beiträge durchgelesen und was soll ich sagen? Die Bundesliga schaue ich mir an ohne einen Wetteinsatz.Schwer für mich. Aber irgendwann muss der nächste Schritt getan werden, so klein dieser auch ist. Ich werde mir sobald ich nur den kleinsten Willen verspüre, mir hier eure Beitäge anschauen und nochmal wirken lassen. Ich hoffe eines Tages diesen Dreck hinter mir lassen zu können und diese jahrelange Quälerei hat ein Ende. Ihr habt zumindest mit euren Beiträgen mir ein kleinen ersten Schritt verholfen.Danke dafür.
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