Hi Nico!
Die Spielsucht wird mich nicht zerstören, ich zerstöre die Sucht.
Das klingt für mich nach dem Versuch von Kontrollausübung.
Dass das nicht funktioniert, hast Du Dir doch schon mehrfach bewiesen.
Selbst direkt nach der Therapie klingen Deine Worte, als hättest Du Deiner Sucht gegenüber das letzte Wort haben wollen.
Wir alle wissen, dass eine etablierte Spielsucht immer in uns schlummern wird, egal wie lange eine Abstinent dauert.
Sie ist ein Teil von uns und lässt sich nicht zerstören, denn dann müssten wir einen Teil unserer Persönlichkeit zerstören.
Und da sich die Suchtstrukturen in unserem Oberstübchen nicht klar abgrenzen lassen von den "normalen", wäre das fatal.
Ein Beispiel: Wer je in einer Spielhalle war, der weiss, dass diese oft abgedunkelt sind, damit man die Zeit verliert.
Die Inneneinrichtung, sowie die Beleuchtung sind so konzipiert, dass man sich hier wohl fühlt.
Das Glückspielen sorgt mit seiner eigenen Art des Wohlgefühls dafür, dass wir solche Orte instinktiv als Wohlfühloasen erkennen.
Kommen wir nun zu Örtlichkeiten, die nichts mit Glückspiel zu tun haben, aber trotzdem Ähnlichkeiten bei den optischen Eindrücken aufweisen, verknüpfen wir automatisch diese Orte sowohl mit einem Wohlgefühl, als auch mit dem Glückspielen.
Vor einigen Jahren, als ich schon länger spielfrei war, nahm ich an einem Workshop teil, welcher mit einem Test begann.
Therapeuten, Berater, Sozialarbeiter etc. waren hauptsächlich dabei. Zusammen mit einem anderen jungen Mann waren wir zwei die einzigen Glückspieler, die daran teil nahmen.
Der Test selbst ist jetzt hier egal - wir zwei haben auch nicht mit gemacht.
In einer alten Konservendose wurden Münzen eingesammelt. Vor jedem Teilnehmer wurde die Dose ordentlich geschüttelt.
Wonach klang sie? Nach den Geräuschen, die die alten meschanichen Geräte beim Geldauswurf machten.
Jahrelang hatte ich diese akustischen Eindrücke nicht mehr gehört - die Verknüpfung war jedoch sofort da.
Auch andere Sinneswahrnehmungen sind über die Jahre mit dem Glückspielen verknüpft worden.
Für Gefühlszustände gilt das Gleiche.
Und nun nehmen wir an, wir könnten all das einem Mal eliminieren ... "zerstören".
Würden wir dann nicht irgendwo katatonisch in einer Ecke sitzen?
Es gibt aber eine andere Möglichkeit mit der Sucht in uns umzugehen.
Wir akzeptieren sie als einen Bestandteil unseres Ichs.
Wir betrachten sie wie einen Freund, der hier und da Blödsinn redet.
Wir lassen ihn quasseln, doch geben ihm nicht nach.
Dieser Freund merkt, dass er bei uns auf taube Ohren stößt und hält sich dann mit der Zeit zurück.
Doch ganz still wird er nie sein, weil er einfach nicht aus seiner Haut kann - genau wie wir selbst.
Niko - ich vermisse etwas in Deinem Beitrag. Hast Du Nachsorge betrieben?
Nahe gelegt worden ist es Dir in der Therapie garantiert.
Oder hast Du nach Deinem "letzten Wort" gedacht, Du brauchst das nicht mehr?
Auch ich denke, dass die Erhöhung des Dispos nicht der richtige Weg wäre.
Da besteht die Gefahr, dass Du es wieder zum Spielen einsetzt und Du anschließend noch tiefer in der Patsche sitzt.
Wissen Deine Freunde von Deiner Glückspielsucht?
Wie wäre es mit einer SHG oder einer erneuten Therapie?