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Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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..es hat sich viel geändert

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Offline Holgi

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..es hat sich viel geändert
« am: 12 Januar 2008, 13:02:49 »
Hallelöle,
ich muss doch festellen(da ich hier mich in diesem Forum jetzt endlich ein wenig eingelesen habe), dass soch manche Unterstützungen oder Ratschläge meiner Meinung das eignetliche Thema(ich will aufhören zu spielen, wie) verfehlen.

Meiner Meinung sollte man doch eins Bedenken: Sicher kann ich mir therapeutischen Rat holen, Mich nach Selnsthilfe Gruppen erkundigen, Ansprechpartner suchen, Therpievorschläge usw. Dieses kann unter Umständen erst nach einem gewissen Zeitfenster(warten auf Termine,Treffen Vorgespräche usw) stattfinden.

Wie kann ich bis dahin meine Sucht einschränken?? Sofort?
Zum Beispiel sofort die Verantwortung über das Bankkonto abgeben, sich jemanden anvertrauen(nicht unbedingt Frau oder Freundin hinsichtlich zu erwartenden Schock), Tagesabläufe sofort umzustellen, wie lasse ich mich sperren usw.)

Das ich nicht falsch verstanden werde, natürlich läuft ohnetherapeutische Aufarbeitung der Gründe bzw Chartaktereigenschaften gar nichts, abert in meinem Fall war es so, dass es doch einen Zeitraum von 2 -3 Wochen gab, bis zum ersten Kontakt einer Hilfperson, ab dem Zeitpunkt, als ich mich entschlossen hatte, "Gesund" zu werden. Es war die Hölle....

Mir fehlen persönlich ich hier die ersten knackigen kurzen Anweisungen an Hilfbedürftige, die "Notversorgt" werden müssen.
Man liest hier viel über Therapien, Sichtweisen, Analysen, Charaktereigenschaften, Rituale(Francisco, nicht böse sein), aber kein einziger Notfallplan für die ersten Stunden, Tage usw) bzw Motivation der "Kranken".

Oder sehe ich das durch meine Ex-Spieler Brille falsch?

Schönes Wochenende!





Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #1 am: 12 Januar 2008, 13:25:04 »
Hallo Holgi,

ich bin in mehreren Foren unterwegs und es ist immer wieder erstaunlich, wieviele Paralellen sich auftun in den einzelnen Beiträgen.

Ich weiß nicht, ob es hier irgendwo in dem vielen Geschriebenen schon so etwas gibt, was einen Notfallplan beinhaltet. In erster Linie denke ich, ist es wichtig auf einer Eingangsseite die Telefonnummern zu finden, hinter denen sich echte erste Hilfe befindet.
Dort werden meines Wissens auch die entsprechenden Notfallmaßnahmen mitgeteilt.

Trotzdem habe ich jetzt mal einen meiner letzten Beiträge aus einem anderen Forum hier hineinkopiert, in dem ich vor einigen Tagen unter anderem meinen ganz persönlichen Notfallplan dargestellt habe. Aufhänger waren die "Hintertürchen", die sich jeder Spiele zunächst einmal offenhält, damit er doch die Möglichkeit hat weiterzuzocken. Ich kann es aber auch bezeichnen als den inneren Schweinehund überwinden.

Mich würde schon Deine Meinung interessieren, ob und wie ich damit Deinem Bedürfnis nach Notfallplan gerecht werde.

Freue mich auf Deine Antwort!

Marlies

Hallo,

"Schließung der Hintertürchen" 3 Worte mit großer Bedeutung. Wahrscheinlich sogar mit der größten Bedeutung, wenn man sich vornimmt sein Leben zu ändern und nicht mehr Zocken will.

Es fällt mir soviel dazu ein, soviel Erinnerung wie ich mit den Hintertürchen umgegangen bin, daß ich Euch daran teilhaben lassen möchte:

Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich aufhören wollte zu spielen. Die unzähligen Male, direkt aus der Halle kommend, jede Nacht wieder mit dem Vorsatz "heute war das letzte Mal", weiß nicht, ob ich mit 2 Nullen am Ende auskomme, eher müssen da wohl mindestens 3 Stück hin.

Spätestens am Abend des nächsten Tages habe ich wieder überlegt, welches Hintertürchen mir noch offen steht, um wirklich an diesem Abend das allerletzte Mal zocken zu gehen. Und immer gab es irgendwo noch eines. Manchmal musste ich ziemlich lange suchen, gefunden habe ich es immer, auch wenn es immer schwieriger wurde.

Als ich merkte, das ich wirklich nicht aufhören konnte, habe ich etwas sehr Dummes gemacht, etwas was ich wirklich keinem Menschen empfehlen möchte (obwohl auch das war eigentlich wieder nur ein Hintertürchen). Ich habe bewußt gezockt bis ich nur noch die Möglichkeit hatte entweder Farbe zu bekennen - sprich mich zu outen und alle Konsequenzen in Kauf zu nehmen - oder kriminell zu werden. Die Kriminalität war in meinen Augen das allerletzte Türchen, welches noch offen war. Angst hatte ich, furchtbare Angst. Ich kann heute noch nicht sagen wovor mehr, vor dem Outing, vor den Konsequenzen, vor der Kriminalität, vor der Ausweglosigkeit, vor meiner eigenen Courage. Das Zocken habe ich schon vermißt, als ich noch meine letzten Euros verspielte.

2 volle Tage habe ich noch gebraucht, bis ich mich endgültig entschieden hatte gegen die Sucht. Als erstes habe ich mich geoutet - bei meinem Nachbarn, der Psychologe und im speziellen Suchttherapeut ist. Eine Lösung hatte ich gleich im Gepäck. Zettel habe ich mitgenommen. Zettel, die ich bereit war, in den Spielhallen zu verteilen mit meinem Bild darauf und der Bitte, sollte ich in einer der Hallen auftauchen, sofort die darauf angegebenen Telefonnummern zu wählen. Die Nummer meines Nachbarn stand auch drauf, allerdings wußte ich, dass ich die nicht einfach so veröffentlichen durfte. Auf sein Anraten hin habe ich die Zettel nicht verteilt (heute weiß ich, das auch diese Maßnahme von mir nur eine Alibifunktion hatte, weil ich die Kontrolle darüber gehabt hätte, in welche Hallen die Zettel gegangen wären)

Mit Hilfe meines Therapeuten haben wir einen "Erste-Hilfe-Plan" erstellt. Diesen Plan kennt fast jeder hier, der sich offizielle Hilfe suchte, weil er ihn in ähnlicher Form zunächst auch vorgeschlagen bekommen hat: wie Kontokarten abgeben, Geld zuteilen lassen, Buch führen, jede Ausgabe absprechen ect. Nach wie vor finde ich persönlich es übrigens sehr wichtig, diese Dinge zunächst einmal durchzuführen. Bei mir gehörte unter anderem auch dazu, Umwege zu gehen, zu fahren. Nie auf dem direkten Weg an einer Halle vorbei. Ganz egal wie groß und aufwendig diese Umwege waren. Ich habe speziell diese Maßnahme zunächst als albern empfunden. Jetzt im Nachhinein kann ich sagen, es hat mir mehr als gut getan!

Und nun kommt noch etwas. Ich habe angefangen, selbst nach Dingen zu suchen, die meinem Mann und meiner Tochter zeigen sollten, das sie mir vertrauen können. Dazu gehörte auch, dass ich, wann immer ich mich nicht zu Hause oder bei der Arbeit aufhielt, beständig die Festnetznummern angab, unter denen die beiden mich erreichen konnten (was sie aber nie taten). Ebenfalls habe ich darauf bestanden, Ihnen mitzuteilen, wo mein Auto parkte, sollte ich in der Stadt sein. (In unserer Kleinstadt ist es so gut wie unmöglich, nicht in der Nähe einer Halle zu parken). Und ich habe geredet. Geredet und nochmal geredet. Über alles, übers Spielen, meine Gedanken, meine Gefühle, meine Ängste, meine Nöte, meine Sorgen. Es war mir wichtig, sie an allem teilhaben zu lassen, um ihnen zu zeigen, das sie mir vertrauen können. Manchmal waren sie genervt, weil immer wieder das Thema spielen im Vordergrund stand- aber doch immer verständnisvoll. Mit einem kurzen Satz: ich habe selbst mit allen Mitteln alle Hintertürchen gesucht und verschlossen.

Irgendwann habe ich dann die Foren entdeckt, die mir das Reden ein wenig ersetzen, so dass wir uns zu Hause auch mal wieder "ganz alltäglichen Dingen" widmen können, ohne gleich auf das Thema spielen zu kommen, was meiner Familie mehr als gut tut und was nicht heißt, das wir auf dieses Thema nun verzichten, sondern einfach nur, dass es nicht mehr im Vordergrund steht.

Es hat 4 Monate gedauert, bis ich meine Kontokarten wieder hatte, ca. ein halbes Jahr, bis ich keine Umwege mehr ging oder fuhr und ab und zu bin ich mal enttäuscht, dass keiner der Beiden die Festnetznummer haben möchte, unter der ich zu erreichen bin, weil sie sagen, sie vertrauen mir wieder.

Ich spiele jetzt seit ca. 1,5 Jahren nicht mehr. Und ich habe auch keinerlei Verlangen mehr danach. Eines habe ich mir geschworen: ich werde nie mehr den Fuß über die Türschwelle einer Spielhalle setzen, um mich nicht wieder in Gefahr zu bringen.

Und noch etwas: es lohnt sich, auf ein Leben ohne Spiel hinzuarbeiten, mit allen Fasern und Sinnen. Das Leben ohne Spiel ist um so vieles erlebnisreicher und aufregender. Ein Automat kann das gar nicht bieten. Voraussetzung dafür ist, dass man sich dem Leben stellt - mit allen Höhen und Tiefen, allen Sorgen und Nöten, allem Freud und Leid.

Gute 24 Stunden

Marlies

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Offline Chris

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #2 am: 12 Januar 2008, 14:13:42 »
Hi,

Holger, Holger,....hast Du es vergessen ?....gerade wir haben doch den Notfallplan bei den PC-Herstellern durchgesetzt !  Die "Esc"-Taste, oben links auf jeder Tastatur, wenn man die länger als 5 Sekunden gedrückt hält, rückt die Zockerhilfe-Taskforce aus...Ilona steuert unseren Hubschrauber, wärend Claus, Tina und Chris sich in Zockerhilfe-Kampfanzügen abseilen und direkt in Deiner Wohnung landen ! Ilonas Kampf-und Rufname dabei ist "Mothership One" !

Ne, jetzt mal im Ernst, mich wundert, das gerade sowas von Dir kommt:
Klar, alle Zocker, die sich entschließen, (meist wenn sie gerade das ganze Monatsgehalt am Ersten, durchgebracht haben) Online nach Hilfe zu suchen, hätten am liebsten, das sofort jemand kommt, sie bei der Hand nimmt und alles für sie regelt und erledigt. So ist das Leben aber nicht.
Der erste Schritt (No. 1) ist schon mal getan, wenn der Zocker sich eingesteht das er ein Problem hat. Schritt No. 2: er schaut wo er Hilfe bekommt, z.B. hier Online, oder bei einer Suchtberatungsstelle. 
Wenn er hier Online ist, muß er schon etwas tun, er muß "lesen", z.B. findest Du auf der Hauptseite http://www.gluecksspielsucht.de/ Rufnummern von Beratungsstellen in Deiner Nähe und weitere viele nützliche Hinweise und Hilfestellungen !

Viele machen sich nicht mal die Mühe, wenigstens ein paar vorherige Beiträge im Forum zu lesen, nein, sie schreiben sofort einen neuen Beitrag "Ich brauche Hilfe" und nun macht mal !
Es sei ihnen gestattet....aber daraus resultiert natürlich, das immer wieder Beiträge/Antworten mit dem gleichen Inhalt geschrieben werden.

Das es mitunter zwei...drei Wochen dauert.bis man einen persönlichen Termin in der Beratungsstelle bekommt liegt auch in der Natur der Sache, die Berater/Therapeuten müssen Ihre Arbeitszeit auch planen, die sitzen da nicht rum und warten das überhaupt jemand anruft.
Diese Leute müssen auch bezahlt werden und Vater Staat kassiert lieber Millionen an Spielsteuern und verteilt Cents an Hilfseinrichtungen. Die meisten Beratungsstellen sind daher bei caritativen Einrichtungen, welche natürlich auch auf den Cent schauen müssen und daher nicht unmenden an Personal vorhalten können.

Und wer sich erst einml eingestanden hat, das er Hilfe braucht und dann den großen Schritt getan hat, sich einen Termin zu holen, der fühlt dann auch das steigende Selbstbewußtsein und schafft dann oft auch, ein paar Tage bis zum Termin Spielfrei zu bleiben.

Mal als Vergleich, wenn Du bei gemeinnützigen oder städtischen Schuldenberatungen einen Termin haben möchtest, dann dauert das oft über ein Jahr, weil die so überlaufen sind !

Und für die ganz, ganz schlimmen Notfälle, gibt es mmer noch Krisentelefone !
 Tel:0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222

So, genug erstmal

Chris
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

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Offline Ilona

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #3 am: 12 Januar 2008, 15:09:00 »
Und dann gibt es ja noch die Hotline Glücksspielsucht NRW
Mo-Fr von 10-18 Uhr

01801 / 776611 (3,9 Cent aus dem dt. Festnetz)

liebe Grüße, Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

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Offline Holgi

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #4 am: 12 Januar 2008, 15:12:55 »
Hallo Marlies,
danke für deinen Beitrag. Genau , wie in allen Einzelheiten erklärt, meine ich es.Du hast den Punkt getroffen. Deine Sichtweise dein Denken, kurz bevor du es endgültig geschafft hast,Dein Handeln, die Sicherheitsinstrumente usw. Die ersten Radikalen Änderungen, sofort umgesetzt, ob albern oder vielleicht ein wenig selber vorgelogen, dasind doch genau die Punkte, die ein SOFORT weiterbringen. Danke Marlies, sehe ich also doch nicht so blind..

Chris..immer dies gemeckere.. ;D ;)
Natürlich weiss ich doch um die Problematik hinsichtlich schneller Hilfe bzw Personalengpässen und Kapazitäten.Darum gehts doch nicht Chris. "Erste schnelle Hilfe", der Notfallkoffer, damit ich nich "sterbe" bis zum ersten Termin. Ich kann mich noch ran erinnern, als ich damals Termin mit Ilona gemacht habe. Danach bin ich erstmal in die Hölle, nach dem Motto, jetzt jkann ich ja nochmal...Bis zum Termin war mein Spieldrang umso stärker..Zweifel..Unsicherheit..Eigenstehen, dass man ne MAcke in der Birne hat.

Ansonsten Chris, will ich Dir sagen, machst du hier eine suuuupi arbeit!!!

Hast du vielleicht mal so aktuelle Foto? Zweifel ein wenig an deinem Aussehen..grins..

Holgi



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Offline Ilona

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #5 am: 12 Januar 2008, 15:20:44 »
Wir könnten doch hier zusammen so eine Art "Notfallplan" entwickeln. Was haltet ihr davon?


Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
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Offline Holgi

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #6 am: 12 Januar 2008, 15:23:36 »
..und natürlich auch Ilona-

Hotline Nr..mein Gott, es hat sich wirklich einiges getan. Habt ja nicht gerade die letzten 10 Jahre geschlafen.. ;)

Das Forum ist schon ne geile Sache..gibs nichts


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Offline Holgi

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #7 am: 12 Januar 2008, 15:26:50 »
Juute Idee, ähm..wenn ich da was zu sagen darf als Neueinsteiger hier...

Und wenn Chris nicht immer meckert..
Ne Ernsthaft, meine Meinung nach ne gute Idee. Schliesse mich bei Bedarf an

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Offline Chris

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #8 am: 12 Januar 2008, 15:59:07 »
Holgi,

ich sehe aus wie Bud Spencer, nur jünger !

MeckerChris

schluchzzz
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

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Offline Ilona

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #9 am: 12 Januar 2008, 16:07:00 »
Wie wollen wir das Projekt angehen? Und wie wollen wir es nennen?
Vorschlag: 10 Tipps für alle, die moit dem Glücksspielen aufhören wollen!

Und dann zehn Tipps, kurz und knackig formuliert.

Was haltet ihr davon?

Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
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Offline Jörn

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #10 am: 12 Januar 2008, 16:13:11 »
Hi Zusammen,

da bin ich mal wieder nach langer langer (und nochmal) langer Zeit wieder.... und was lese ich hier ?

Ein Notfallplan.... hmm, mal ganz ehrliche Meinung meinerseits ? Nöh, ich halte davon absolut gar nichts. Warum ? Ja da gibt’s einige Gründe wieso, weshalb oder warum ?

Ich sehe es doch in der Selbsthilfegruppe...

Da gibt’s eine Telefonliste, wo alle Betroffene (die mehr als ein Jahr dabei sind) drauf stehen, wo jeder Neuling am Tisch jemande/n aussuchen kann und anrufen kann. Davon abgesehen, dass ich viele  Vorschläge angehört hatte, als ich der Neuling am Tisch war, wie ich mein nächsten Rückfall vorbeugen könnte. Für jemande/n anzurufen hatte ich kein Nerv gehabt, weil ich den Krontrollverlust schon vorher gehabt hatte.

Probleme und Konflikte bewältigen ging  ich überhaupt nicht erst an. Es war immer der bequemere  Weg mit ganzer falscher Arroganz und Eitelkeit in die nächste Spielo zu gehen, um abzuschalten von den ganzen Alltag, den ich zu den Zeitpunkt erlebt hatte. Ich war dann beruhigt gewesen, wenn an diesen Tag alles Geld, was ich auftreiben konnte, dann weg war.

Vor allen kam mir nie in den Sinn, die Spielsucht als Krankheit zu akzeptieren, weil ich leidenschaftlich spielen gegangen war.

Von den zehn Jahren (inzwischen sechszehn) Selbsthilfegruppenerfahrung, war ich noch fünf Jahre voll drauf gewesen. Zwei stationäre Therapien, wovon eine ich nicht sooo ernst genommen hatte, das ich immer mehr Richtung Abgrund bewegte.

Wenn ich nicht selber meine Leidengeschichte gut kennen würde, frage ich mich, wo sollte ein Notfallplan mir bei meiner Sucht helfen ? Nun ja, jetzt bin ich längere Zeit spielfrei (seit Dezember 2001), aber hundertprozentig gäbe es keine Garantie für mich, dass ich es sogar lebenlang es bleibe.

Gruss und gute 24
Jörn (der Schwede)
"Alte Türen werden sich schließen - neue Türen werden sich auftun - ich muss nur diese neue Türen nacheinander öffnen..."

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Offline Chris

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #11 am: 12 Januar 2008, 16:27:15 »
meine Erfahrung dazu war, auch wenn viele (Verwandte, Freunde) sagten, wenn es mich drückt, solle ich anrufen oder vorbeikommen, habe ich es dann nicht gemacht, wenn es soweit war.

Ich denke, wenn ich das geschafft hätte, dann wäre ich in den Momenten auch nicht spielen gegangen.

Positives Erlebnis, ich wollte Abends gegen 23:00 Uhr in die Spielo, genau vor dem Eingang hielt nen Lienenbus, ne Freundin von mir mit ihren neuen Lover stiegen aus...die hatten mit Sicherheit den Abend anders geplant ::), haben sich aber sofort bei mir eingeharkt, mich mit nach Hause genommen und wir haben 2 Stunden gelabert, danach bin ich nach Hause gefahren und es war gut !

Chris
Ist wie immer, nur meine ganz private Meinung....

Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #12 am: 12 Januar 2008, 17:22:33 »
Stimmt!!!!!! alles was hier gesagt wurde. Sämtliche Für und Wieder, jedes für sich...

Oh, Entschuldigung, zunächst sollte ich wohl man Guten Abend sagen. :-[

Also nochmal von vorn:

Guten Abend an alle!

... eines sollte aber niemand vergessen: Ein Notfallplan ist nur so notwendig, so Sicherheit bietend, so hilfreich wie der/diejenige, der diesen Notfallplan für sich nutzt.

Meine eigene Erfahrung: in der Phase des Aufhören wollens - aber nicht könnens - hätte mir mit 100 % Sicherheit dieser Plan rein gar nichts genutzt.

Trotzdem finde ich Ilonas Idee super, so einen Plan hier zu erarbeiten und einzustellen, vielleicht unter Sofortmaßnahmen! Er könnte nämlich dann Anwendung finden, wenn jemand wirklich entschlossen ist, sich aber absolut in einer Warteschleife befindet.

So ein Plan kann allerdings auch abschreckend wirken auf diejenigen, die aufhören wollen und nicht können. Wenn ich mir überlege, welche und wieviel Gedanken ich mir in meiner nassen Zeit in lichten Momenten machte, welche Hilfe ich mir selbst geben könnte, schreckte ich allein bei dem Gedanken schon immer zurück und ging ganz schnell in die Halle, um mich vor dieser unangenehmen Denkweise zu gewahren. Verrückt aber wirklich wahr.

Und, noch ganz wichtig! Es müßten schon verschiedene Notfallpläne her. Einem "Online-Spieler"
(meine diese komischen Spiele ohne Geld, wo man seine Identität selbst erschafft - komme grad nicht auf den richtigen Ausdruck) kann mit solchen Dingen wie Konto/Kreditkarten abgeben nun mal gar nichts anfangen.

Lieben Gruß

Marlies
« Letzte Änderung: 12 Januar 2008, 17:27:19 von Pünktchen »

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Offline andreasg

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #13 am: 12 Januar 2008, 18:47:38 »
Hallo ihr Lieben, mein Abendbrot wartet auf mich und doch möchte ich posten:
1.) Das Programmheft der Spieler - Selbsthilfegruppe mit eingeschriebenen Telefonnummern und gestrichenen Telefonnummern in der in einem festen Platz in der Tasche haben.
2.) Mobiltelefon unterwegs (ich bin völliger "Händyidiot", aber Telefonnummer eintippen und auf die Wähltaste gehen packe ich trotzdem. (Ich glaube , mein Handy hat eine wiederaufladbare Preepaykarte (heißt die so?). Zuhause feste Telefonzeiten schaffen für  Gespräche mit FreundInnen, also nach dem Abendbrot.
3.) Der Deutsche Wald ist ein fester Zufluchtort, wenn ich mich eklig, hässlich, böse und sehr destruktiv fühle. Mit Wurfholz schmeißen und alles rausbrüllen! Hilft so wunderbar.
4.) Ludwig van Beethoven; Denke gerade daran, den 4. Satz "Andante molte e contabile" aus der 9. Symphonie zu hören, völlig losgelöst, aber so gefühlvoll. Also nur einmal Klassische Musik genußvoll hören und das eigene Gefühl wahrnehmen.
5.) Beten. Gerade, weil es unter Suchtdruck anscheinend nicht geht. Gott versteht den Zorn, Groll, Gott bringt mir Verständnis entgegen und Menschen, die mich verstehen und - wenn mir die Worte finden einen Choral singen. Singen heißt doppelt beten.
Ich habe noch nie nach einem Gebet süchtig gespielt.
Als ich süchtig gespielt hatte, hatte ich keine Lieder!

There is no time to lost, i heard her say,
catch your dreams before will slip away,
dying all the time,
lost your dreams that you will lost your mind
aint`s like's unkind?
Good bye .....             (Mick Jagger)

Jetzt mag das Abendessen schmecken!
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Holgi

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Re: ..es hat sich viel geändert
« Antwort #14 am: 12 Januar 2008, 19:39:14 »
Und das meine ich halt mit kurz und kanckig.Hier sind wieder Beiträge von euch, wo ich sage, Hallo? Warum muessen manche von euch einfache Sachen kompliziert machen. Jetzt ernsthaft! Ich weiss, dass wir alle hier zusammen einen ander Birne haben, aber sich vielleicht mal auf wesentliche zu beschränken, scheint hier manchen schwer zu fallen.
Da wunderts mich nicht, dass Knappheit an Therapieplätzen besteht....

Ich kann für mich nur fesstellen, dass mir damals so eine Anleitung(da gab es übrigends noch kein Handy bzw Forum) gut getan hätte.

Ob es gefruchtet hätte, ist ne andere Frage..aber man hat einen ersten Leitfaden.

Egal. Last uns weiter Über den Sinn des Lebens oder "ich kaufe mir eigenden Spielautomaten und bin nicht süchtig" philosophieren.

Das Hilft den neuen hier im Forum, die den Entschluss gefast haben, aufzuhören....

Schönen abend






 

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