Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Meine Sucht

  • 0 Antworten
  • 1719 Aufrufe
Meine Sucht
« am: 05 Dezember 2019, 19:53:26 »
Hallo Ihr Lieben,
ich bin Anfang 40 und bin seit ca. 25 Jahren spielsüchtig. Ich möchte Euch heute einmal meine Geschichte erzählen und danach werde ich auch noch meine Meinung zur Politik im Zusammenhang mit Spielsucht und meine persönlichen Erkenntnisse aufschreiben. Aus zeitlichen Gründen werde ich chronologisch vorgehen und den Beitrag nach und nach vervollständigen.

Der Anfang
Angefangen hat alles damit, dass ich mit 14 oder 15 einmal 2 DM in einen Spielautomaten gesteckt habe, der in der Dönerbude gegenüber von unserer Schule stand. Dass Minderjährige Geld in den Automaten stecken, hat den Betreiber der Dönerbude nicht interessiert. Natürlich gewann ich - ich glaube es waren ca. 20 DM - und von da an war ich "angefixt". Ich ging nun regelmäßig in die Dönerbude und verspielte dort meine Taschengeld. Mit der Zeit fand ich auch andere Automaten, bei denen die Betreiber nicht auf den Jugendschutz achteten, sodass ich verschiedene Anlaufpunkte hatte, wenn ich mal wieder etwas Geld in der Tasche hatte. Ich erinnere mich auch, dass ich mich mit anderen Jugendlichen austauschte, nach dem Motto " der Automat dort spukt mehr aus, als man reinsteckt" oder "Du musst beim hochdrücken die und die Technik" benutzen.

Meine Gedanken kreisten zu dieser Zeit zwar nicht ununterbrochen um Glücksspiel, wie es später teilweise der Fall war, aber ich glaube, dass ich immer dann, wenn ich etwas Geld übrig hatte daran dachte, das kannst Du ja morgen in den Automaten stecken. Ich freute mich dann regelrecht darauf, zum Automaten zu kommen. Ich glaube aber auch, dass es so war, dass ich soetwas wie Schübe hatte, denn manchmal habe ich auch 2-3 Monate nichts mehr in Automaten gesteckt, zum Teil weil ich eine Zeit lang nur verloren hatte, zum Teil aber auch, weil meine Freunde (insbesondere zwei Mädchen), denen wohl aufgefallen war, dass da was nicht normal ist, mich davon abhielten. Irgendwie fand ich aber natürlich immer wieder den Weg zurück zu den Automaten. Ich lieh mir auch Geld von Freunden, was meist so ablief, dass ich das Geld, was ich eigentlich für die Freizeitaktivitäten mit den Freunden brauchte, zuvor verzockt hatte, sodass die Freund nur die Wahl hatten, mich auszuschließen, oder mir das Geld zu leihen. Mit dem Geld was ich zu Geburtstag oder Weihnachten bekam, zahlte ich dann das geliehene Geld zurück.

Alles in allem verlor ich in dieser Zeit aber keine großen Summen, denn ich konnte ja ohnhin nur über mein Taschengeld verfügen und andere Sachen, wie z.B. Süßigkeiten waren mir auch wichtig, sodass ich auch nur einen Teil des Taschengeldes verlor. Ich halte es aber trotzdem für sehr wichtig, von dieser Phase zu erzählen, denn im Endeffekt konnte ich nur deshalb (zu diesem Zeitpunkt) in die Spielsucht schlittern, da es unverantwortliche Erwachesen gab, die gegen die Jugendschutzgesetze verstoßen haben. Ich denke zwar, dass ich auch ansonsten in die Spielsucht abgeglitten wäre, da ich leider eine sehr große Suchtaffinität habe, aber man weiss es nicht.

Eintritt in die Volljährigkeit
Als ich volljährig wurde, ging ich schnell dazu über, auch Spielotheken zu besuchen, wennauch nach ein paar Monaten, vermutlich aus mangel an Geld, nur noch sporadisch. Ich erinnere mich, dass ich von meiner Bank als ich 18 wurde einen Dispokredit von 1000 DM eingeräumt bekam, nach 3-4 Monaten war der Dispo voll ausgereizt, zum größten Teil wohl durch zocken. Alles in allem hielt sich das ganze aber in Grenzen, denn ich hatte nicht viel Geld zur Verfügung, sodass sich die Frage des Spielens erst einmal nicht stellte.

Das änderte sich, als ich meinen Wehrdienst bei er Bundeswehr antrat. Dort bezog ich monatlich ca. 500-600 DM, was ein vielfaches meines Taschengeldes war. Sobald das Geld für den Monat auf dem Konto war ging ich erst einmal, wenn ich frei hatt, einige Tage in die Spielothekt - wenn ich verlor, 2-3 Tage, wenn ich gewann, länger. Spätestens Mitte des Monats war dann meist Schluss. Ich muss aber sagen, dass ich zu diesem Zeitpunkt immer noch die Disziplin hatte, ein bisschen Geld für den Rest des Monats zurückzuhalten.

Studienzeit
Hier werde ich das nächste Mal weiterschreiben, sobald ich die Zeit finde - ich hoffe man kann Beiträge editieren  :)

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums