Glücksspielsucht > Tagebuch
Ein kurzer Weg rein - Ein Langer Weg raus
Thorsten123:
Erstmal Danke für eure Antworten.
Am Anfang kurz was zu euren Fragen und Äußerungen. Mit dem Punkt, dass mein Ziel zu hoch angesetzt war/ist. Da gebe ich schon Recht. Es ist sehr sportlich und ich habe mir darüber auch nochmal meine Gedanken gemacht. Ich glaube es macht mehr Sinn meine Ziele in Etappen einzustufen, also wirklich Step by Step. Mein erster Schritt wäre erstmal dass ich komplett Spielfrei bin, dass ist der wichtigste Schritt und ohne den geht es nicht. Das bin ich auch seit dem 01.12.2019 immernoch. Der Spieldruck ist aktuell nicht so hoch wie befürchtet, aber denke dass wird noch kommen. Aber auf diesen Moment bin ich vorbereitet.
Nein ich werde meine Karten nicht abgeben. Ich plane aktuell auch keine SHG, da ich bis jetzt noch nicht wirklich versucht habe Abstinenz zu sein. Einen Versuch es selbst zu schaffen will ich wagen, ich weiß dass viele von euch sagen werden ach das schafft man nicht ohne Hilfe und dem bin ich mir auch bewusst, auch wenn es nur sehr wenige schaffen ohne jegliche Hilfe. Warum soll ich nicht die Person sein die es schaffen kann. Ich weiß dass ich das schaffen kann und ich weiß dass auch meine Partnerin an mich glaubt. Mich und Sie zu enttäuschen wäre das schlimmste was ich tun kann. Die letzten zwei Wochen wo ich spielfrei war haben mir wirklich gezeigt, dass ich das einfach nicht brauche um glücklich zu sein. Viele von euch mögen nicht an mich glauben oder denken ach das schafft der eh nicht. Ich werde euch auf dem Weg begleite, so wie in negativen Zeiten ( die nicht kommen werden ), sowie auch in den guten Zeiten.
Mein erster Step wäre es erstmal meinen Kredit welcher bis Mai 2020 noch läuft abzulösen vorzeitig weil die Rate von 450 € mich belastet. Ich denke realistisch betrachtet wäre ich zufrieden wenn ich den kredit im März mit meinem Urlaubsgeld auslösen könnte. Wir sprechen hier von aktuell 2050 € im März dann entsprechend 1200 € weniger.
Danach ist es mein Ziel langsam mein Dispo abzuknabbern, dass wird deutlich länger in Anspruch nehmen. Ich habe einen Dispo von 7500 € und den völlig ausgeschöpft. Einen neuen Kredit hierfür aufnehmen ist aktuell kein Thema. Hierfür setze ich mir kein Ziel, ich will einfach Erfolge sehen, also dass ich es wirklich schaffe jeden Monat davon bisschen runter zu kommen. Ausgenommen sind natürlich Anschaffungen die man nicht vorhersehenkann. Ich habe aktuell noch ein finanzielles-polster von knapp 1500 €. Wenn die weg wären dann wäre ich komplett Pleite.
Zur letzten Woche. Die Woche verging wie im Flug und die kommende Woche wird es auch sein. Ab morgen werde ich bis Samstag beruflich unterwegs sein, das heißt ich werde die Abende alleine verbringen und darauf bin ich schon gespannt wie ich das meistern werde. Ich bin aber zuversichtlich dass ich stark bleiben werde. Die Weihnachtstage werden auch sehr besinnlich und dort wird nicht viel Zeit sein um über das Zocken nachzudenken.
In dem Sinne eine schöne Spielfreie Woche
taro:
Moin moin,
natürlich kannst du auch ohne SHG spielfrei werden. Man kann auch Fahrrad ohne Luft im Reifen fahren. Bei beidem ist doch die Frage, warum sollte jemand soetwas idiotischen tun? Glaubst du wenn du Dich selber deutlich langsame als in der SHG entwickelst und unter widrigen Bedingungen trotzdem spielfrei wirst, gibt es dafür Bonudpunkte? Gibt es nicht!
Die Sucht geht in die Tiefe, ins unbewusste, da gilt es Stück für Stück ranzukommen. Keine Angst, einmal angefangen ist der Zugewinn für Dein Leben so enorm, das ist es Wert.
Taro
Olli:
Hi Thorsten!
Mensch, was hast Du es nötig Dir selbst Dein Ego auf Hochglanz zu polieren ...
--- Zitat ---Der Spieldruck ist aktuell nicht so hoch wie befürchtet, aber denke dass wird noch kommen. Aber auf diesen Moment bin ich vorbereitet.
--- Ende Zitat ---
OK, dann frage ich mal nach, wie Deine Vorbereitungen aussehen.
Dass der Suchtdruck kommen kann, liegt ja mehr als nur im Bereich des Möglichen.
Und was dann?
Eigentlich muss hier aber schon vorher angesetzt werden mit der Frage: Was kann ich tun, um den Spieldruck gar nicht erst entstehen zu lassen?
Ja, man kann ihm entgegen wirken. Gänzlich ausschließen lässt er sich natürlich nicht.
Also - was kannst Du hier und jetzt schon tun, um dem Spieldruck entgegen zu wirken?
Das ist ein verdammt komplexes Thema. Kennst Du Dich da schon aus?
Eine SHG ist ein Zusammenschluss Gleichgesinnter, die ihre Erfahrungen und Gedanken teilen.
Ihr Ziel ist es sich selbst besser kennen und verstehen zu lernen.
Wenn Du also irgendwann einmal doch in eine SHG gehst, dann benötigst Du die Bereitschaft an Dir zu arbeiten.
Das ist nichts Schlimmes - ganz im Gegenteil - es macht sogar Spaß.
Nicht jeder Mensch hat den gleichen Erfahrungsschatz im Umgang mit seinen Emotionen.
Das lässt sich aber erlernen - oder besser - erfahren, wenn Du in solch eine Gruppe gehst.
Du darfst Dich dort an den Erfahrungen der Anderen nach gut Dünken bedienen.
Und nun folge ich Deinen Worten in Deinem letzten Beitrag.
Erkennst Du die enorme Risikobereitschaft darin?
Du machst Pläne für die Zukunft - jonglierst in Gedanken mit Deinen Krediten wie Du was am schnellsten abbezahlst.
Was ist denn hier anders als bisher? Eigentlich nichts - oder?
Wo ist die Bereitsschaft aktiv an Dir zu arbeiten?
Vielleicht den Gründen der Sucht auf den Grund zu gehen?
Wieder nichts ...
Verabschiede Dich doch mal von dem Gedanken eine SHG wäre ein Straflager oder so ein amerikanisches Bootcamp.
Oder fühlst Du Dich gar als Versager? Wenn Du in SHG gehst, dann käme dies einem "Idiotentest" fürs Leben gleich?
Deine Argumentation ist gar keine - es sind Ausreden - Punkt.
Selbsthilfegruppe - ein zusammengesetztes Wort aus Selbsthilfe und Gruppe.
Ja, sogar die Selbsthilfe kann ich noch einmal splitten in die "Hilfe" für mich "Selbst".
Dort muss ich niemandes Erwartungen erfüllen. Dort bin ich - ich selbst.
Niemand zwingt mich etwas zu sagen - aber ich darf, wenn ich will.
Ich kann auch einfach nur zuhören.
Manchmal jammert jemand rum - mache ich das etwa auch?
Dann wieder lügt sich jemand in die Tasche - wenn ich das erkenne, wieso erkennt er es selbst nicht? Mache ich das in meinem mir eigenen Universum etwa auch?
...
Es gibt dutzende - ach was - tausende solcher Situationen, in denen ich mich mit den Personen assoziieren kann.
Da sind aber auch die anderen - die, wo jemand beschreibt, wie er ein bestimmtes Problem gelöst hat. Lässt sich das auch in meinem Lebensbereich anwenden?
Oder versuche ich doch lieber die ähnliche Sache, oder gar Alternative der anderen Gruppenmitglieder?
Was sind Emotionen? Welche Arten gibt es? Habe ich die Kompetenz sie zu erkennen? Lebe ich das Gefühl offen oder doch lieber im Verborgenen?
Was wäre hilfreicher für mich?
Kürzlich - in einem Workshop - saß ich Rücken an Rücken mit jemandem auf dem Boden.
Ziel war es den anderen fort zu schieben - das war die Aufgabe der Übung.
Dahinter steckte aber einfach der Sinn heraus zu finden, ob ich offen - oder verhalten, ggf. nach innen gerichtet agressiv bin.
Ich hatte kein Problem damit meine körperliche Kraft zur Lösung der Aufgabe einzusetzen.
Ich war nicht verhalten - hatte keine Scheu.
Das war mir vorher nie bewusst.
Nein, ich prügele mich nie - oder zwiebele jemanden aus Spaß an der Freude meine Faust über den Schädel.
Im Gegenteil - ich bin sehr harmoniebedürftig - mag keinen Streit. Ich freue mich, wenn Andere sich wohl fühlen in meiner Gegenwart.
Tja, was bringt mir die Erkenntnis jetzt?
Für die Zukinft? Keine Ahnung ... ich werde sehen was passiert, wenn es mal soweit ist das Wissen anzuwenden.
Für die Vergangeheit verstehe ich nun ein wenig mehr, wieso ich wie mal reagiert habe.
Aber Du bist ja vorbereitet - Du kennst das alles schon ...
Wieso sagst Du nicht einfach die Wahrheit und gibst zu, dass Du Schiss hast Dich einer Dir neuen Situation auszusetzen?
Hier musst Du nicht den starken Macker mimen. Wir haben alle unsere kleinen Ängste.
Ihnen kann aber die Macht genommen werden, wenn wir als Gruppe darüber reden.
Es ist also nicht die Frage, ob Du in eine SHG musst, sondern ob Du sie Dir gönnst.
Born4Nothing:
Naja, aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich mir zwar Hilfe geholt habe aber vor einem Rückfall hat mich das auch nicht bewahrt da ich auch so von mir überzeugt gewesen bin und das trotz der SHG.
Erst nach Monaten hatte ich, und das mit Hilfe der SHG, gelernt, wie ich damit umzugehen habe und mir einen Weg an mein Ziel erarbeitet. All das ist ein Prozess der nur langsam vonstatten geht und nur mit Hilfe der SHG war es mir überhaupt möglich diese Prozessfindung in Angriff zu nehmen.
Du willst das alles ohne SHG oder Suchtberatung angehen und dies wird zum Scheitern verurteilt sein.
Thorsten123:
Hallo alle zusammen,
ich möchte mich nach gut 12 Wochen auch nochmal melden. Das wichtigste zu beginn. Ich bin die kompletten 12 Wochen Spielfrei geblieben. Und Der Spieldruck war gerade Anfang des Jahres enorm, wo Super Bowl Austalien Open etc. war. Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich widerstehen konnte. Es ist aber noch ein sehr sehr weiter Weg vor mir und die Gedanken habe ich immer noch und das Thema Finanzen belastet mich immer noch. Ich trauer dem Verloren Geld nicht hinterher. Doch aktuell habe ich keinen Spielraum, dass ist wohl das falsche Wort :D Ich habe aktuell keinen Puffer und der Dispozins und die Gebühren für die Kreditkarte fressen mich auf. Jetzt am 15.3 ist endlich die letzte Rate von einem meiner Kredite fällig welcher mich pro Monat 500 € gekostet hat. Mein Finanzplan muss ich leider an die Wand schlagen und habe es auch gesehen dass das so nicht realisierbar ist. Ich habe auch davon Abstand genommen mir ein fianzielles Ziel zu setzen, denn das macht keinen Sinn und ist nicht produktiv. Viel mehr ist es mein Ziel weiterhin Spielfrei zu sein und heraus zu finden, warum ich angefangen habe und warum es so ausgeartet ist. Auch die Romantik ist total zurück, in Zeiten wo ich gespielt habe, konnte ich nie abschalten weil ich auf jeden möglichen Scheiß gewettet habe. Am Anfang, war dass noch schwer weil diese Routine dadrin war, dass Handy in die Hand zu nehme und die Ergebnisse zu checken. Teilweise bin ich Nachts wach geworden und habe die Ergebnisse gecheckt. Ich schlafe seit 2-4 Wochen endlich durch und darüber bin ich wirklich froh, denn ich war so oft total kaputt morgens weil ich kaum ein Auge zugemacht habe, wegen all möglichen Gedanken, wie es weitergehen soll. Doch mit meiner Partnerin an meiner Seite werde ich stark sein und auch weiterhin Spielfrei bleiben.
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