Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Schuldgefühle

  • 10 Antworten
  • 1014 Aufrufe
Schuldgefühle
« am: 02 Januar 2024, 21:47:22 »
Guten Abend zusammen,

ich hab so wahnsinnige Schuldgefühle.
Hören die irgendwann auf?

*

Offline andreasg

  • *****
  • 1.968
Re: Schuldgefühle
« Antwort #1 am: 02 Januar 2024, 22:32:07 »
Hallo Jacqy,

wenn die Schuldgefühle wahnsinng sind, nimmt man diese kaum noch war. Die Psyche kann das dann abspalten, und Du lebbst nur noch in einer Welt, in der Angst und Verfolgung den Wahn vorantreiben.
Die andere Sache ist der Zwang, also in der Welt in der der Patient sich  von seinen Schuldgefühlen befreien muß, wenn er nur dieses und jenes denkt und tut, allein um seine Negationen zu überdecken.

Schuldgefühle bauen sich in der Spielsucht stetig auf. Mich prästiert z.B. die Frage: "hast du schon einmal länger gepielt, als du eigentlich wolltest"ß - immer gerne. Ironischerweise beantworte ich diese konsquent mit einem "Nein", aber ich weiß, daß ich jahrelang fast jeden Tag in der Spielhalle versackte... Also nicht einmal ein Fehlverhalten, sondern so gut wie immer!

Der Weg aus der Spielsucht ist - für mich - ein langer steiniger und beschwerlicher Weg. Er ist von Stürzen und Wunden gezeichnet, aber er kann gegangen werdenEien Tag zur Zeit, denn wir lernen dabei, wieder aufzustehen, und unseren Weg in die Genesung zu gehen.

Wo ist jetzt gerade Deine Baustelle, wo brauchst Du gerade einen festen Halt? Denke bitte daran, jeder Schmerz, den Du in der Spielfreiheit begegnet, hat eine Nachricht für Dich, und geheilte Wunden können Geist, Seele und Körper stählen, und werden dich wieder aufrichten, wenn du an dir arbeitest.

schöne 24 Stunden
ndreas
« Letzte Änderung: 02 Januar 2024, 22:34:51 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.759
Re: Schuldgefühle
« Antwort #2 am: 03 Januar 2024, 00:10:47 »
Hi Jacqy!

Es tut nicht weh, wenn Du etwas mehr von Dir schreibst. Bereits in Deinem anderen Thread warst Du sehr sehr kurz angebunden.
Keiner kennt Dich hier ... Du bist vollkommen anonym. Was aber viel wichtiger ist ... Du kannst gar nichts Falsches schreiben, wenn Du genau das schreibst, was Dir durch den Kopf geht und was Du fühlst!

Wenn Du von Schuldgefühlen sprichst, dann "kontere" ich gleich mit "verzeichen". Du hattest Dich Deinem Mann offenbart und er hatte Dir Vorwürfe gemacht im ersten Moment. Wie sieht das heute aus? Hat er sich gewandelt? Selbst wenn er Dir noch nicht verzeihen konnte, so seid Ihr doch immer noch zusammen, oder nicht? Ist das nicht schon eine Form des Verzeihens?

Wir Menschen sind nun mal nicht unfehlbar. Viele Reaktionen, die von uns auf Grund der sich anbahnenden Sucht, gemacht wurden, basieren eigentlich auf Schutzfunktionen. Ganz natürlich - ganz "normal". Nur irgendwann überschreiten wir eine Grenze und merken es noch nicht mal - oder wollen das Geschehene nicht wahrnehmen und verdrängen es.

Du bist bereits nach 2 Monaten so weit gewesen, dass Du erkannt hast, was Du da gemacht hast (wie schlimm es auch immer war ... erzähle es bitte hier, damit Du selbst es in Worte fasst und Dich damit konfrontierst). Das ist alles Andere als selbstverständlich!
Bei Vielen dauert es Jahre, bis sie soweit sind.

Du bist ziemlich zügig in eine Sucht gerutscht. Das kann, gerade in der heutigen Zeit, in der die OC-Werbung omnipräsent ist und nur den FAGS es interessiert, ob die Werbung legal oder illegal ist, passieren. Aber Du hast Dich Deiner Werte besonnen und Du hast Dich offenbart. um ...
... einen Schlussstrich zu ziehen!
... Deine Werte wieder zu leben!

Wirst Du Dir irgendwann wieder verzeihen? Ich sage ja! Das wirst Du! Weil Du nach all den "Fehlern", die Du gemacht hast, nun bereit bist, alle Konsequenzen hinzunehmen, damit Deine beiden Ziele da oben Realität werden!

Ich sehe es auch so: Wenn Du Dir nicht verzeihen kannst (das braucht eine ganze Weile ... also habe bitte etwas Geduld mit Dir), dann lebst Du in der Vergangenheit. Das bringt Dir aber im Jetzt nichts! Das Wesentliche ist es, aus den gemachten "Fehlern" zu lernen und es im JETZT besser zu machen. Es muss nicht perfekt sein ... aber eben besser!

Erzähle doch bitte mehr von Dir, damit wir Dich besser kennenlernen und damit besser auf Dich eingehen können.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Schuldgefühle
« Antwort #3 am: 03 Januar 2024, 16:07:34 »
Ich war schon immer ein Mensch, der sehr wenig über sich gesprochen hat. Mein Gedanke ist dabei immer " wen interessiert das schon?"

Aber nun zu mir: Während meiner Ausbildung bin ich schon zu Hause ausgezogen, war also relativ früh selbstständig. aber auch schon davor, weil meine Mutter alleinerziehend war.

Ich bin sehr nah am Wasser gebaut und auch sonst sehr emotional und sentimental. Ohne Gefühle geht es bei mir nicht.

Mein großes Problem ist, dass ich versuche immer alles richtig zu machen. Das hat sich etwas gebessert, als mein kleiner Sohn geboren wurde. Seitdem sehe ich die Welt mit anderen Augen.

Näher mich immer mehr dem Gedanken, dass es mir egal was andere über mich denken.

Der Kontakt zu meinem Vater ist ok. Alles was er bei mir nicht gemacht hat, macht er jetzt zum Glück bei meinem Sohn.

Versuche jeden Menschen so zu nehmen wie er ist und nicht vorher zu Urteilen.

Aber sonst fällt es mir sehr schwer über mich zu reden, bin da sehr verschlossen.

Liebe Grüße

*

Offline Rubbel

  • *****
  • 653
Re: Schuldgefühle
« Antwort #4 am: 03 Januar 2024, 18:43:52 »
Hallo nochmal, Jacqy22,

ja, viele Spieler/innen sind sicherlich introvertiert.
Was eigentlich von Belang wäre, ist ...
- Wann hattest Du das 1. Mal Kontakt mit Glücksspiel? (hab ich schon mal gefragt)
- Was dachtest Du, während Du gezockt hast?
- Von welchem Konto ging das verzockte Geld ab? (hab ich auch schon gefragt)

Du hast jetzt kurz mal umgeschuldet und Deine Schulden nun bei Deinen Eltern. Aber: Du hast die Schulden immer noch. Und da Du schon fragst, wann Schuld-Gefühle vorübergehen, möchte ich Dir raten, das Geld nicht von Deinen Eltern als Geschenk anzunehmen, sondern es in monatlichen Raten zurück zu zahlen. Genau so, wie es süchtige Spieler/innen tun, die ihr Konto ausgleichen müssen. Das ist ein guter und für Dich auch wertvoller Schritt, den Schuldgefühlen was entgegen zu setzen, nämlich das Gerade-Stehen für diesen Kontrollverlust. Glaub mir, das wird Dir helfen. Wenn Du dann alles abgezahlt hast, kannst Du Dich erstens besser auseinandersetzen mit alledem und zweitens zurückschauen und Dir sagen: Das passiert mir nicht mehr.
Und ich würde Dir raten, was an Therapie zu beginnen:
Selbsthilfegruppe für Spielsüchtige
oder
(Kurzzeit-)Therapie (eine Kurzzeittherapie ist auf 24 Std. begrenzt und wird nach den ersten 12 Therapiestunden für die kommenden 12 neu beantragt)
Die Selbsthilfegruppe könnte gut für Dich sein, damit Du lernst, Dich zu öffnen...
Sollte das für Dich in einer Gruppe nicht vorstellbar sein vorerst, dann wäre ein/e Therapeut/in - wenigstens vorher - gut.
Ganz ohne Folgen und Konsequenzen jetzt in den Alltag überzuwechseln, wäre, denke ich, nicht gut.

VG, Rubbel
--Meist ist Geist geil--

Re: Schuldgefühle
« Antwort #5 am: 03 Januar 2024, 19:36:17 »
Ich bezahle das Geld monatlich an meine Eltern zurück!

Wie ich mich gefühlt habe beim spielen? Toll wenn ich was gewonnen und verärgert über mich selber, wenn ich verloren habe..

Das erste Mal bin ich im Oktober damit in Berührung gekommen, durch eine Spam Email.. da dachte ich, OK, du hast da was gratis, dann probiere es doch Mal aus..

Habe nächste Woche mein Erstgespräch hier vor Ort und heute hab euch wieder mit meinem Berater von der online Therapie telefoniert.

Ich kann nicht so tun als wäre nichts gewesen, dafür werde ich jeden Tag damit konfrontiert, was passiert ist.

Ich kämpfe mich daraus, ich freue mich , dass mein Mann mittlerweile den Weg mit mir zusammen geht.

Er hat auch die Vollmacht für mein Konto. Zum Anfang gibt er mir wöchentlich Geld und ich führe buch darüber um den Umgang mit Geld wieder zu lernen.

Alleine deswegen könnte ich niemals einfach so in den Alltag übergehen..

Werde stets daran erinnert

*

Offline Rubbel

  • *****
  • 653
Re: Schuldgefühle
« Antwort #6 am: 03 Januar 2024, 20:28:01 »
Zitat
Das erste Mal bin ich im Oktober damit in Berührung gekommen, durch eine Spam Email.. da dachte ich, OK, du hast da was gratis, dann probiere es doch Mal aus..

 :o ;D ;D ;D ... der war gut!

Ich glaub', wir sind uns einig, dass Therapie wertvoll und richtig ist.

VG, R
--Meist ist Geist geil--

Re: Schuldgefühle
« Antwort #7 am: 03 Januar 2024, 20:54:48 »
Das glaube ich auch ☺️

*

Offline andreasg

  • *****
  • 1.968
Re: Schuldgefühle
« Antwort #8 am: 04 Januar 2024, 12:29:43 »
Er hat auch die Vollmacht für mein Konto. Zum Anfang gibt er mir wöchentlich Geld und ich führe buch darüber um den Umgang mit Geld wieder zu lernen.

Alleine deswegen könnte ich niemals einfach so in den Alltag übergehen..



Hoppla, da ist ein Widerspruch!

Was ist denn darin kompliziert, daß Dein Mann Dir das Dir zustehende Geld zuteilt!
Du sollst doch einfach nur lernen, wieder mit Geld ordentlich umzugehen?

Ein Lernprozess ist auch einfach, wenn er sensiti auf Augenhöhe stattfindet.
Ihr lebt in einer Ehe, und das muß ja nicht Gläubiger vs. Schuldnerin gehen, sondern es geht ja um den Umgang im Vertrauen, in der Zuversicht zugewandt. Da haben beide Seiten zu lernen, wenn sie sich offen dafür zeigen.
Und diese Offenheit zeichnet sich gerade für Dich, Jacqy, als gangbarer Weg ab.

Ich freue mich auf Deinen nächsten Schritt, ähh, Dein nächstes Posting.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.759
Re: Schuldgefühle
« Antwort #9 am: 04 Januar 2024, 15:25:15 »
Hi Jacqy!

Zitat
Wie ich mich gefühlt habe beim spielen? Toll wenn ich was gewonnen und verärgert über mich selber, wenn ich verloren habe..

Siehst Du?! Das Glücksspiel bedient die Gefühle. Es ist ihm egal, ob die Gefühle positiv oder negativ sind. Hauptsache, Du "fühlst"! Versuche einmal die Gefühle zu benennen. Du wirst nicht viele Gefühle finden. Lediglich solche, die einfach und schnell zu erreichen sind und die extrem verspürt werden können.

Du schilderst selbst:

Ärger/Wut
Freude


Was Dich aber auch im Spiel hält:

Überraschung

Gerade nach dem Spiel aber verspürst Du aber erwischt zu werden. Die Emotion ist hier:

Angst

Der Verstoß gegen Deine Werte (z.B. Lügen), hat aber auch Auswirkungen auf Dich selbst. Du verspürst:

Trauer
Verachtung
Ekel


Damit bedienst Du also die 7 Basisemotionen. Diese lösen zwar weitere Emotionen aus, doch im Meer dieser Möglichkeiten fühle ich meine Ansicht bestätigt, dass wir uns lediglich in einem kleinen Teil unserer Gefühlspalette im Glücksspiel austoben.

Zitat
Das erste Mal bin ich im Oktober damit in Berührung gekommen, durch eine Spam Email.. da dachte ich, OK, du hast da was gratis, dann probiere es doch Mal aus..

Nun, Du bist in die Falle getappt. Damit bist Du nicht alleine. Es ist das Geschäftsmodell die Leute zu ködern und über die Spielarchitektur zu binden. Heute weisst Du es besser ...

Zitat
Ich war schon immer ein Mensch, der sehr wenig über sich gesprochen hat. Mein Gedanke ist dabei immer " wen interessiert das schon?"

So war ich auch ... aber ist die Aussage nicht verdammt traurig? Was sagt das über unser Selbstbildnis und unseren Selbstwert aus?
Ich habe mich den Großteil meines Lebens damit befasst in meiner Familie anerkannt und akzeptiert zu werden.
Dies in seiner sozialen Gruppe zu finden ist schon wichtig, doch viel wichtiger ist es doch sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, meinst Du nicht? Ich bin der, der ich bin ... ich bin nicht perfekt und ich muss auch nicht perfekt sein.
Hast Du die Frage da oben mal Deinem Mann gestellt?
Bei uns in der Familie wurde sich viel unterhalten, doch über Gefühle reden, das war tabu. Meine Eltern hatten es wohl selbst nie gelernt, wie sollten sie es dann uns beibringen?
Gerade wenn Du Dich nun in die Hände der Suchthilfe begibst, musst Du Dich für Dich selbst ineressieren!
Traue Dich ruhig ... nur Übung macht den Meister ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Schuldgefühle
« Antwort #10 am: 04 Januar 2024, 17:05:27 »
Ich muss lernen mich so so akzeptieren wie ich bin. Das ist eine große Hürde.

Natürlich weiß ich, was ich schon alles geschafft habe im Leben, aber mit dem Thema Selbstliebe sieht es bei mir noch schwierig aus.

Oftmals sehe ich allerdings das negative, mich selbst klein zu machen, fällt mir nicht schwer. Ich denke oftmals, dass ich nicht gut genug bin und sehe gerade bei mir das negative, was vielleicht gar nicht negativ ist.

Wenn ich meinen Mann frage, dann findet er mich perfekt so wie ich bin und möchte, dass ich genauso bleibe.

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums