Glücksspielsucht > Tagebuch
Ich bin auch da
matmat:
Hallo, vorab: Tolles Forum, hab jetzt Stundenlang gelesen und bin begeistert von den Tipps und Ermutigungen die ihr euch gegenseitig gebt.
Nun zu mir:
Verglichen mit den meisten anderen hier ist es bei mir noch relativ Überschaubar, aber damit es dabei bleibt möchte ich nun Anfangen aufzuhören.
Ich bin 29 Jahre alt und Spiele eigentlich seit ich 18 bin, aber immer mal wieder mit Monatelangen Pausen, die sucht hat mich nie wirklich gepackt aber das Spielen hat mich auch nie wirklich losgelassen, das verlangen kam immer plötzlich wieder.
Meine Verlute sind relativ klein gehalten meistens unter 100€ pro Session, aber oft auch mehrmals im Monat, dann bin ich wieder 2 Monate "Clean" und dann fängt es wieder an, ist das eine Sucht ?`ich weiß es nicht.
Nun hatte ich Ende Dezember (zwischen Weinachten und Silvester) an einem Abend 600€ im OC verloren, das war bis jetzt mein Absoluter Tiefpunkt, so schlimm hatte ich noch nie an einem Tag gespielt. Es hat mich finanziell nicht in den Ruin getrieben aber es hat natürlich trotzdem sehr Weh getan, dann habe ich (aus Frust?) im Januar nochmal gezockt, dann insgesamt ungefähr 150€. Das letzte Spiel ist ungefähr 2 Wochen her, habe danach ne Software Installiert die alle OC Seiten blockt (super das es sowas gibt!) und das Passwort "weggeschmissen" damit ich nicht auf Dumme Ideen komme.
Ich habe Frau + 2 Kinder, uns stehen im Monat ca. 2500 € zur Verfügung, das Geld das ich verzockt habe habe ich aus eigenen Erparnissen (wollte mir eigentlich einen neuen PC kaufen) bezahlt, das ist das einzige was mich tröstet, dass ich meine Familie damit nicht geschadet habe, ich habe aber Sorgen, dass meine Famillie irgendwann Schaden davon trägt wenn ich es wieder tue.
Ich sehe mich derzeit noch nicht an einem Punkt eine Therapie machen zu müssen weil die Verluste sich im Rahmen gehalten haben und ich mich jetzt so schlecht gefühlt habe das ich mir sicher bin das ich es nicht mehr tue. Und dadurch das ich alle OC Seiten gesperrt habe sollte es für mich auch nicht mehr möglich sein (habe nur OC gespielt, hab noch nie ein Casino von innen gesehen, würde mich auch nicht trauen da rein zu gehen).
Wenn ich "rückfällig" werde werde ich es offen hier posten, damit ich es selber vor Augen habe das ich es eventuell alleine doch nicht im Griff habe. Wir fliegen Ende des Monats für einen Monat ins Ausland, da werde ich sowieso nicht zocken können, ich denke das wird mir auch nochmal helfen davon weg zu kommen. Die früheren Spielerein von 20-100 € alle paar Monate mal hatten mich eigentlich nie gestört und bin offen damit um gegangen, habe sogar oft was gewonnen (unterm Strich natürlich trotzdem immer mehr Verloren), nur dieser Kontrollverlust von Dezember und Januar macht mir Sorgen, sowas hatte ich eigentlich noch nie.
Danke fürs lesen! Für Tipps bin ich immer offen.
TAL:
Hallo Matmat,
herzlich Willkommen.
Erstmal schön, daß du heute hier bist. Je früher, desto besser.
--- Zitat ---Ich sehe mich derzeit noch nicht an einem Punkt eine Therapie machen zu müssen weil die Verluste sich im Rahmen gehalten haben und ich mich jetzt so schlecht gefühlt habe das ich mir sicher bin das ich es nicht mehr tue. Und dadurch das ich alle OC Seiten gesperrt habe sollte es für mich auch nicht mehr möglich sein.
--- Ende Zitat ---
Ob du eine Therapie machen solltest, ist jedem selbst überlassen, allerdings hat die Notwendigkeit hierfür rein gar nichts mit dem finanziellen Nettoverlust zu tun. Es gibt Spieler, die machen keine Schulden, verspielen 'nur' das, was sie zur Verfügung haben. Ein schönes Leben ist das trotzdem nicht... und auch sicher nicht gesund. Davon abgesehen kann sich das jederzeit ändern, Sucht ist progressiv.
Du spielst seit zehn Jahren, das ist eine lange Zeit. Dein Gehirn hat Gewohnheiten entwickelt, die sich nicht so leicht einfach vergessen lassen. Wie du ja selbst bemerkt hast, verfällt man auch nach Wochen oder Monaten 'ohne' wieder wie automatisch in alte Muster.
Meine letzte Session ist lange her. Trotzdem wäre die nächste für mich, als wäre ich nie weg gewesen, da bin ich mir sicher.
Und das, obwohl ich mir eigentlich meist sicher bin, daß ich es nicht mehr tun werde.
Mit der Zeit werden die Abstände kürzer, die Einsätze höher, oder beides. Niemand außer dir selbst kann beurteilen, ob du bereits süchtig bist, aber ich denke, wer einmal einen Kontrollverlust erlitten hat, ist definitiv gefährdet, und sollte künftig die Finger davon lassen. Der nächste wartet sonst direkt um die Ecke.
"Es sollte nicht mehr möglich sein." - Ist es aber. Du würdest schnell einen Weg finden.
Verlaß dich nicht zu sehr auf das "Mir reicht's"-Gefühl. Sucht ist heimtückisch. Leider.
Ich muß mir dessen für den Rest meines Lebens bewußt sein. Es kann nicht schaden, entsprechend vorbereitet zu sein.
matmat:
Hallo Tal, danke für deine Antwort. Ja du hast Recht ein Kontrollverlust kann immer wieder vorkommen. Aber diesmal will ich es schaffen. Sollte ich es vergeigen werde ich mir Hilfe suchen.
Meine Familie/Freunde wissen nichts darüber, ich möchte auch nicht das es jemand weiß solange ich denke das ich es alleine schaffe. Bin jetzt 2 Wochen raus und habe eigentlich ein gutes Gefühl. Die lust kam eigentlich immer nur wenn ich bei twitch nen stream von nem Slots Spieler geschaut (sollte verboten werden) habe, aber auch Twitch habe ich bei mir gesperrt und vermisse es bis jetzt nicht.
Ich bin auch etwas stolz auf mich das ich jetzt 2 Wochen nicht gespielt habe und mich darum kümmer. Wenn ich hier lesen muss das viele leider Schulden im 5-Stelligen Bereich dadurch haben motiviert es mich noch mehr es durchzuhalten. Ich möchte nicht auch in dieses Loch fallen, hoffentlich schaffen es alle da raus.
Olli:
Hi Matmat!
Herzlich willkommen!
Dein erster Beitrag von Dir hat mir sehr gut gefallen. Doch dann kam der Zweite ... :)
--- Zitat ---Aber diesmal will ich es schaffen.
--- Ende Zitat ---
Einerseits ist dies ja eine löbliche Willensbekundung. Andererseits nutzen wir unseren Willen, der zumeist ja sehr stark ist, zum Glückspielen.
Er kann also umschlagen - jederzeit - mal in die eine und mal in die andere Richtung.
Also braucht es eine Willensfindung. Hier bist Du auf einem guten Weg, wenn ich Deinen ersten Beitrag lese.
--- Zitat ---Sollte ich es vergeigen werde ich mir Hilfe suchen.
--- Ende Zitat ---
Das klingt für mich immer nach: Rien ne va plus ...
Vorab wird gesetzt und dann wird abgewartet was passiert.
Dieser Satz ist nichts Anderes als eine Wette - ein Spiel.
Doch wozu?
Das Gleiche gilt hierfür:
--- Zitat ---Meine Familie/Freunde wissen nichts darüber, ich möchte auch nicht das es jemand weiß solange ich denke das ich es alleine schaffe.
--- Ende Zitat ---
Du lässt Dir trotz der Schutzsoftware ein riesengroßes Schlupfloch.
Nach Deinen eigenen Angaben hast Du bisher immer in geregelten Bahnen gespielt. Daran ist nichts verwerflich.
Nun hast Du aber auch den Kontrollverlust erlebt. Wie ich lese, belastet er Dich.
Wieso solltest Du aber nicht mit Deiner Frau über etwas reden, was Dich belastet? Etwas, von dem Du selbst überzeugt bist, dass es nicht gut war - und etwas, was Du beteuerst nicht wiederholen zu wollen?
Wem mißtraust Du hier? Deiner Frau oder Dir selbst?
Ich denke nicht, dass Deine Frau Dir den Kopf abreisst. Wohl eher wird sie Dich bekräftigen Dein Vorhaben auch durch zu ziehen.
Du wirst also zusätzlich motoviert und dies hilft Dir auch in Deiner Willensfindung.
Wenn ich alle drei Zitate nun im Zusammenhang betrachte, dann geht es Dir eigentlich gerade nur um Dein Ego - Du möchtest Dein Gesicht wahren.
Es geht um Scham, die Du beiseite schieben möchtest.
Scham ist aber doch etwas Gutes! Wenn Dich dieses Gefühl durchfährt, dann weisst Du selbst am Besten, dass Du da etwas gemacht hast, was Du selbst nicht für gut heisst.
Und es zeugt von innerer Stärke, wenn Du diese Scham auch offenbarst.
Ob das gleich bei Freunden und Bekannten sein muss, sei einmal dahin gestellt.
Doch Deine Frau ist Deine "beste Freundin" - wenn nicht mit ihr diese Last teilen - mit wem sonst?
Weisst Du ... diese Zitate habe ich schon sooooo oft gelesen. Zumeist lese ich sie aber von Spielern, die sich bereits tief in die Spielsucht bugsiert haben.
Da wird das Offenbaren nicht so einfach, wie es bei Dir gerade der Fall ist.
Dies wird Dir auch passieren, sollte Deine "Wette" denn doch nicht funktionieren.
Die Scham wird noch viel größer werden und Du wirst Dir Ausreden einfallen lassen es immer wieder vor Dir her zu schieben.
Das auszuhalten ist schwer und um es zu verdrängen, wirst Du dann weiter spielen - willkommen im Teufelskreis!
Nutze die Chance, die sich Dir JETZT bietet - und durchbreche ihn, diesen Teufelskreis!
Mensch, bis jetzt ist doch nichts "Schlimmes" passiert ... :)
Ach ja, nur um es mal auszusprechen: Im Moment betrügst Du Deine Frau um das Wissen Deiner Gefühlslage. Du belügst sie aktiv.
Wie fühlst Du Dich selbst dabei?
Wenn Du jetzt denkst ... OK, aber damit schade ich doch sonst niemanden, ausser mir selbst ... dann solltest Du mal darüber nachdenken, wie wichtig Du Dir selbst eigentlich bist und wie es vielleicht dazu kam.
Born4Nothing:
--- Zitat ---Meine Familie/Freunde wissen nichts darüber, ich möchte auch nicht das es jemand weiß solange ich denke das ich es alleine schaffe.
--- Ende Zitat ---
Wir denken alle das wir es alleine schaffen und irgendwann ist der Punkt gekommen wo diese Denkweise alles, aber auch wirklich alles, vernichtet was man vorher noch hätte retten können und dann ist es meistens viel zu spät.
Noch hast du die Möglichkeit dein Umfeld, vor allem aber deine Frau, darüber zu informieren denn noch ist nichts schlimmes passiert. Lieber jetzt die Karten offen auf den Tisch legen als wenn später die Existenz deiner Familie bedroht ist!
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