Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Urteil aus Österreich - "Illegales Glücksspiel".............................

  • 7 Antworten
  • 5931 Aufrufe
Zwar ein Urteil aus Österreich; aber was in Österreich gilt, ist in Deutschland auch sehr ähnlich. Dort hat nur ein Anbieter die Lizenzen. In DE gar kein Anbieter außer in Schleswig Holstein.


Quelle: https://www.sn.at/salzburg/chronik/illegales-gluecksspiel-online-anbieter-muss-spieler-130-000-euro-zurueckzahlen-84330508


"Illegales Glücksspiel": Online-Anbieter muss Spieler 130.000 Euro zurückzahlen

Ein Pinzgauer erhält gemäß noch nicht rechtskräftigem, aber bereits vollstreckbarem Urteil 130.000 Euro zurück, die er beim Online-Zocken verlor. Begründung des Gerichts: Der beklagte ausländische Online-Anbieter betreibe in Österreich illegales Glücksspiel.

Ein Pinzgauer verlor online beim Glücksspiel „Einarmiger Bandit“ eine Dreiviertelmillion Euro (Symbolbild).


Die Gerichtsurteile, die ein ehemals notorischer (Glücks-)Spieler aus dem Pinzgau nach zweijährigem Rechtsstreit zu seinen Gunsten erfochten hat, sind ebenso brisant wie wohl auch richtungsweisend für viele weitere potenzielle Kläger.

Rückblende: Der einst schwer spielsüchtige Pinzgauer hatte über seinen Computer und sein Handy von April 2016 bis März 2017 bei einem großen ausländischen Online-Glücksspiel-Anbieter die horrende Summe von 775.000 Euro verspielt. Tage und Nächte lang spielte er online am "Einarmigen Banditen" - ein Glücksspiel, bei dem Gewinn und Verlust nur vom Zufall abhängen. Allein im Februar 2017 verlor der Extrem-Zocker innerhalb von nur einen Woche 130.000 Euro.

Im April 2018 brachte er über seinen Salzburger Rechtsanwalt Johannes Koman am Landesgericht Salzburg Klage gegen den Online-Casino-Riesen auf Rückzahlung der 130.000 Euro wegen unrechtmäßiger Bereicherung ein. Die beklagte Partei hat ihren Sitz in einem südeuropäischem Staat und besitzt eine Glücksspiellizenz von ebendiesem Staat.

"Wir haben die Klage auf zwei Säulen gestützt", so Koman. Zum einen betreibe der beklagte Anbieter am heimischen Markt verbotenes Glücksspiel, "weil das Anbieten solcher Glücksspiele hierzulande dem österreichischen Glücksspielmonopol unterliegt. Und nach bestehender Gesetzeslage nur von der Österreichischen Lotteriengesellschaft angeboten werden darf". Aus diesem Grund sei zwischen seinem Mandanten und dem Anbieter kein gültiger Glücksspielvertrag zustande gekommen und daher die via Kreditkarte bezahlten Spielbeträge rückforderbar.

Zum anderen, argumentierte Koman, sei sein Mandant in der besagten Zeit wegen seiner Spielsucht zumindest zum Teil gar nicht geschäftsfähig gewesen.

Der international tätige Online-Glücksspielbetreiber wies die Klage zurück. Er wandte ein, dass das Glücksspielmonopol in Österreich EU-rechtswidrig sei. Des weiteren sei keine Geschäftsunfähigkeit des Klägers zum Zeitpunkt seines Spielens vorgelegen. Überdies sei ein österreichisches Gericht für die Klage gar nicht zuständig: der Kläger habe bei seiner Registrierung auf der Anbieter-Homepage in die allgemeinen Nutzungsbedingungen eingewilligt, denen zufolge für rechtliche Belange ein Gericht in jenem Staat zuständig sei, in dem der Anbieter seinen Sitz habe.

Landesgericht Salzburg und OLG LInz urteilten zugunsten des Klägers
Im August 2019 gab das Salzburger Gericht aber der Klage statt: die beklagte Partei muss dem Pinzgauer die 130.000 Euro zurückzuzahlen. Anwalt Koman: "Das LG Salzburg stellte klar fest, dass im konkreten Fall die Zuständigkeit eines österreichischen Gerichts gegeben ist. Und zwar deshalb, weil der Kläger ein Verbraucher im Sinn unseres Konsumentenschutzgesetzes ist und der Glücksspielbetreiber seine Angebote eindeutig auch auf Kunden in Österreich ausrichtet." Ebenso klar habe das Gericht festgehalten, dass das österreichische Glücksspielmonopol laut einhelliger Judikatur des Obersten Gerichtshofs nicht gegen Unionsrecht verstoße. Da das von der beklagten Partei angebotene Glücksspiel "Einarmiger Bandit" eindeutig dem heimischen Glücksspielmonopol unterliege, handle es sich hier um das Anbieten eines in Österreich verbotenen Glücksspiels. Mit der Folge, so Koman, "dass zwischen Spieler und Anbieter jedes Mal ungültige Glücksspielverträge zustande gekommen und die Einsätze zurückzuzahlen sind".

Dass das Landesgericht Salzburg im übrigen nicht vom Vorliegen einer zur Gänze ausgeschlossenen Geschäftsfähigkeit des Klägers während des Spielzeitraums ausging, sondern nur von einer durch die Spielsucht herabgesetzten Geschäftsfähigkeit, sei letztlich nicht relevant, so Koman: "Fakt ist, dass dies nichts daran ändert, dass die beklagte Partei meinem Mandanten laut Urteil seinen Spielverlust wegen Anbietens von verbotenem Glücksspiel zurückzuzahlen hat."

Urteil noch nicht rechtskräftig - außerordentliche Revision möglich
Der Anbieter legte beim Oberlandesgericht Linz Berufung gegen das Urteil ein, blitzte nun aber damit ab, wie der Salzburger Gerichtssprecher Peter Egger bestätigte: "Das OLG gab der Berufung nicht Folge und ließ auch keine ordentliche Revision zu. Eine außerordentliche Revision an den OGH ist aber möglich. Weshalb das Urteil noch nicht rechtskräftig ist."

Anwalt Koman ergänzt jedoch, "dass die Vollstreckbarkeit des Urteils durch die Möglichkeit der außerordentlichen Revision nicht gehemmt ist. Wenn der Anbieter nicht freiwillig zahlt, ist er exekutierbar".

Laut Koman hatte das OLG Linz den Einwand der beklagten Partei, dass nur deren (legales) Sportwettenangebot, nicht aber deren Glücksspielangebot auf österreichische Kunden abziele, zurückgewiesen. Koman hatte "aus ökonomischen Gründen", wie er sagt, in der gegenständlichen Klage "nur" 130.000 Euro einfordert. Ob er auch bezüglich der restlichen 645.000 Euro, die sein Mandant ebenfalls verspielte, weiter Klage führt, lässt er offen.

Der Wiener Rechtsanwalt Christoph Leitgeb, Vertreter des beklagten Glücksspielanbieters, sagte den SN, "dass wir das OLG-Urteil nun genau prüfen und uns die Möglichkeit einer außerordentlichen Revision vorbehalten".
« Letzte Änderung: 04 März 2020, 08:47:21 von kotek123 »

In Österreich wird das Verbot knallhart durchgezogen und hier müssen wir betteln wie die Hunde...
<a href="https://twitter.com/B4Nothing">follow on Twitter</a>

traurig aber wahr. wenn der staat aber von seinen bürger was zu bekommen hat; wie z.b. steuern oder abgaben, dann werden aber alle gesetze und mitteln so konsequent durchgezogen, da bleibt einem kein luft zu atmen

Naja, wobei man sagen muss das es eigentlich super gelöst ist in Österreich - wenn man nun noch alle illegalen Casinos blockt wie in der Schweiz dann und auch so in der Art in Deutschland einführen würde dann wäre das doch eine gute Sache:

a) eine Lizenz und einen Anbieter in Deutschland
b) alle illegalen OC aus dem Ausland werden geblockt
c) Steuern wären sichergestellt
d) 1000 EUR Limit bzw. je nach Gehaltsnachweis individuell vergeben.

dann würde man den Halunken im Ausland den Hahn zudrehen und technisch wäre das problemlos möglich!
« Letzte Änderung: 04 März 2020, 10:01:46 von Born4Nothing »
<a href="https://twitter.com/B4Nothing">follow on Twitter</a>

*

Offline andreasg

  • *****
  • 1.968
Der Briefkasten auf einer malerischen Insel ist kein Halunke,
nur ein Behältnis.
Die Halunken schleichen sich in ihern Absichten den Opfern an.
Und auch die Callcenter am Bosporus sind keine Halunken,
selbst der Herr mit dem grünen Hut nicht,
such wenn dahinter der Terminator stecken sollte.

Ein Gegenstand,  auch ein Roboter,  braucht sich keine Gedanken über Gewissensbisse machen,
dafür sind halt wir Menschen zur Stelle.

Guten Morgen,  lieber Born
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Ich überlege ob ich es auch versuchen soll.
Warum klagt man in Deutschland nicht direkt den Anbieter.
Habe gerade dem Anwalt aus dem Artikel gesprochen die Kosten bei negativen Urteil wären enorm.

Ich überlege ob ich es auch versuchen soll.
Warum klagt man in Deutschland nicht direkt den Anbieter.
Habe gerade dem Anwalt aus dem Artikel gesprochen die Kosten bei negativen Urteil wären enorm.

Genau, weil du in diesem Fall die Kosten aller Beteiligten zu tragen hättest. Sei es Rechtsanwälte der Gegenseite, Gerichtskosten sowie auch deine Anwaltskosten. Daher ist der Fall von Born4Nothing z.B. besonders hervorzuheben. Weil er klagt und sich traut, wenn auch in dem Fall gegen einen Zahlungsdienstleister, jedoch aber das Risiko der Kostenexplosion im Falle eine Niederlage in Kauf nimmt.
Wobei das jetzt nicht grundsätzlich der gleiche Fall wäre, da Paypal deutschen Gerichtsstand unterliegt.

Klagst du gegen einen ausländischen Online Casino Anbieter, der z.B. maltesischen Recht unterliegt, so stellt sich der Fall etwas schwieriger vor. Auch wenn man innerhalb der EU zivilrechtliche Ansprüche durchsetzen kann, so bin ich mir aber nicht sicher, inwieweit ein deutsches Gericht inländische Gesetze als Grundlage nehmen kann, um Rückforderungen gegen ausländische Unternehmen durchzusetzen, die ihre Geschäftsgrundlage dort mit nationaler bzw vor allem legaler Grundlage betreiben.

Ich bin jedoch auch kein Anwalt und meine Recherche & Erfahrung betrifft auch nur deutsches Recht, vor allem hinsichtlich Zahlungsdienstleister.

*

Bastian0307

Das Thema hatte ich auch bereits mit meiner Anwältin angesprochen. CLLB hat das ja auch durch gemacht und gewonnen. Eigentlich ist es nicht so schwierig wie man denkt da die Situation (der Tatbestand) ja in Deutschland entstanden ist gilt dadurch grundsätzlich das deutsche Recht und in diesem Fall schneidet es auch nicht das EU Recht sondern ist eine Grauzone.

Vorrangig muss man natürlich abwägen wo man ein rechtskräftiges Urteil auch besser durchsetzen kann und das ist eben hier in DE einfacher wenn beide Seiten Ihren Sitz in Deutschland haben. Sollte man im Falle einer Klage gegenüber einem ausländischen Unternehmens wie einem Casino erfolg haben (was zumeist wohl der Fall sein sollte) ist es schwierig die Forderung durchzusetzen bzw. kann sich hinziehen.

Es wird auf jeden Fall wohl seitens der Anwälte nicht empfohlen so wie ich es mitbekommen habe weil man so schwieriger an sein Geld (nicht sein Recht) kommt.

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums