Liebe Marieclaire,
ich hab mir alles durchgelesen und gesehen, dass Deine Bemühungen um Eure Ehe und Deinen Mann und Dein großer Wunsch, von ihm die gewünschte und ZURECHT geforderte Aufmerksamkeit und Zuwendung nun schon mindestens 3 Jahre andauert. Erst mal möchte ich sagen: Du bist sehr ausdauernd!
Dann hat mich erschreckt, wie sehr Du Dich herablassend und ignoriert und würdelos behandelt fühlst.
An einer Stelle, die ich jetzt leider nicht mehr finde, hast Du geschrieben, dass er Dir mal erzählt hatte von Kritik (auf der Arbeit?), die ihm vorkam, als sei er vor einem Kriegsgericht.
Hammer!
Er macht Dich lächerlich vor Freunden und/oder Familie? Ihm ist Deine schlechte Laune Anlass, pfeifend durch die Wohnung zu laufen, um das/Dich nicht ertragen zu müssen? Auf die Frage, wieviel er wohl verspielt hat, sagt er sowas wie: 'Guck doch selber'? Du fühlst Dich als sein Ballast? Denkst, dass er Dich loswerden will? Aussprechen, gemeinsame Unternehmungen (außer mit Pärchen aus seinem derzeitigen Umfeld) , Interesse an den gemeinsamen Kindern oder an Dir und Deiner Gefühlswelt 'sind nicht sein Ding'?
Du machst Dir Sorgen, möchtest die Ehe retten, rasierst ihm den Rücken (immer noch?), übernimmst seit schon sehr langer Zeit alle Verantwortung und das Management für die Kinder? Besuchst eine Suchberatungsstelle für Angehörige? Holst Dir Unterstützung bei einer Suchtberatungsstelle für Angehörige? Leidest über 3 Jahre schon? Fühlst Dich unge- bzw. missachtet, als seine 'Spaßbremse'?
Ich könnte noch weiterschreiben, aber ich fürchte, es könnten Dir dann die Tränen kommen, und das will ich auf keinen Fall!!
Ich möchte Dir meine Gedanken mitteilen:
Dein Mann grenzt Dich völlig aus seinem Leben aus. Wahrscheinlich denkt er sich: Was will sie denn eigentlich? Ich geh mit meinem Geld zocken, na und? Das macht mir eben Spaß, und mit den Leuten um mich zocken wir gern gemeinsam und tauschen uns aus - ganz locker. Was ist daran verwerflich? Mann-mann, die geht mir echt auf'n Geist. Ich fühl mich schon wieder wie nach einem Kriegsverbrechen, dabei ist das völliger Quatsch. Sie hat da ihr Ding mit dem Haushalt und den Kindern, soll sie doch machen!-ich jedenfalls will Spaß. Gut, kostet Geld, aber das ist allein mein Ding und geht sie nix an. Leck mich doch mit Deiner kack Laune. Geh doch, wenn's Dir nicht passt.
Du versuchst was zu retten, einen tollen Mann zu haben, gemeinsam ins Glück zu finden, Harmonie (wieder)herzustellen, ihm erfolgreich aufzuzeigen, dass er ein Problem hat, ihn zurück- oder überhaupt zu finden, brav bist Du seine Körperpflegerin, Hausfrau, Mutter, auf dass er das alles eines Tages erkennt und Dich über alles schätzt und liebt und Dir auch sagt: Ich bin Dir so dankbar, dass Du das mit mir so lange ausgehalten hast, obwohl ich erst nach vielen Jahren der Spielsucht eingesehen habe, dass ich mich verrannt und Dich entwürdigt habe. Du bist eine tolle Frau - ich hab Dich gar nicht verdient, ab jetzt bist Du mir das Liebste auf der Welt. Bitte verzeih mir - es kommt nie wieder vor. Ich will immer für Dich und unsere Kinder da sein.
Und ich denke: Das wird zu lange dauern, als dass Du es aushalten wirst, und es ist ja auch gar nicht absehbar und wahrscheinlich, es ist 'nur' Dein Wunsch.
Selbst wenn das geschähe, wärest Du immer unsicher, ob sich das wieder ändert, ob Du das glauben 'darfst' oder nicht, dass er sein Leben eines Tages wirklich so umstellt. Derweil harrst Du dennoch aus. Aber Du weißt auch, dass Du seine Zuwendung nicht 'einklagen' kannst. Nach außen ist er freundlich, wenn Besuch da ist z.B., keiner will so recht glauben, dass er diese beiden Seiten hat. Und die 'Schattenseite' ist ignorant, verletztend, demütigend, fordernd, emotional ist er GEWALTTÄTIG, denn Du bist ihm auf für ihn vllt. unangehme Weise doch die nächste Person im Leben und die, die ihn am besten kennt. Und ihn kritisierst.
Ich will nicht darüber spekulieren, welche andere Krankheit von der Spielsucht überlagert wird, und es ist auch nicht Aufgabe von irgendjemand außer Deinem Mann und einer psychologischen Begleitperson für ihn, das herauszufinden. Ob er mal den Weg in eine Therapie sucht, steht auch offen - derzeit gehe ich nicht davon aus, denn statt derer hat er ja seinen 'Spaß'. Psychotherapie oder -analyse macht keinen Spaß, auch nicht die Auseinandersetzung und Spiegelung seines Verhaltens Dir oder der Familie gegenüber.
Zurück zu Dir: Du bist Deiner Lebensfreude - SOLANGE, wie sie in Deinen Gedanken von ihm abhängt - beraubt, wohl nahezu völlig. Dir bleibt, um sie zu erlangen, doch nur, Dich von dieser Vorstellung zu befreien, sie hinge an ihm und seinem Verhalten. Deshalb könntest Du jedoch auch Deinen Fokus erweitern und gucken, WAS DIR DENN EIGENTLICH SPASS! BRINGEN KÖNNTE, ihn völlig ausklammernd. Er ist seit Jahren nämlich schon 'weg von Dir und den Kindern'. Das ist sein Problem, ganz allein seins, denn er formt sein Leben und Du Deines. Ich möchte Dir empfehlen, Dich umzusehen in Deinem Leben, ob sich durch Freundinnen, durch evtl. mal Tanzen gehen oder einen Kurs, den Du schon immer mal machen wolltest und der Freude, keinen Stress verursacht, zu suchen.
Lass' ihn doch sein Leben leben, es ist ja sein Wunsch. Leb' Du Deines. Die Kinder können besser mit allem umgehen, wenn sie Klarheit haben, sonst werden sie total irritiert und bekommen keine Vorstellung davon, wie eine gesunde Beziehung eigentlich aufgebaut ist, und Deine Tochter, die ihn so liebt...:
Sie scheint sich da schon ihr Bild zu machen, und vllt. sucht sie sich auch mal einen Partner, der eigentlich nicht erreichbar ist. Vllt. hat sie aber auch den innigen Wunsch, ihre leidende Mutter zu unterstützen und die Eltern wieder zu vereinen und versucht durch Anhänglichkeit an ihren Vater ihm zu vermitteln, dass er zu Hause bleiben soll. Kinder fühlen sich leicht verantwortlich für diese Basis-Probleme und wollen helfen.
So .. viele Worte. Ich hoffe, sie können Dir nutzen.
Ich wünsche Euch allen alles Gute, Dir und den Kindern natürlich am meisten.
Ich würde mich an Deiner Stelle wirklich trennen. Ihr könnten dennoch weiter unter einem Dach leben, als Wohngemeinschaft. Nur, dass schon mal klar ist: Ihr seid kein Paar mehr.
Viele liebe Grüße
R
Ich könnte noch weiterschreiben